A ever changing Life von Satomi ================================================================================ Kapitel 6: Eiskalte Fragen -------------------------- Laut Scott sei die beste Eisdiele die in der Mall, dort angekommen staunt Sophie nicht schlecht, der Innenraum sieht wie aus den 50er Jahren aus, auf einem roten Ledersitz sitzend, lässt sie den Blick umher schweifen. Selbst die Bedienung kommt auf Rollschuhen angelaufen und nimmt die Bestellung auf. Moment? Die Bestellung, sie hat sich doch noch gar nichts heraus gesucht und dann war doch von einem Eis die Rede! Als die Bedienung grinsend weggeht, grummelt sie zu Scott. „Ich dachte es ist die Rede von einem Eis und keinem Eisbecher!“ „Das hab ich nie behauptet.“ „Manchmal bist du echt gemein.“ Schmollend lässt sie sich in weiche die rote Lehne sinken. „Du hast nie gefragt. Zudem finde ich einen Eisbecher besser, gerechter für deine harte Arbeit und Fleiß. Als nur eine Kugel Eis.“ Sie setzt sich seufzend wieder aufrecht, da sie ihn fragen will, was er bestellt hat, aber da kommt dieselbe Bedienung von eben und stellt zwei Eisbecher hin. Sprachlos sieht sie auf das Glas, wieso weiß er, welches Eis sie am liebsten isst? Ihr Schweigen nutzt er, um sie was zu fragen. „Stimmt was nicht?“ Ihr steigen Tränen auf, wieso kennt er sie so gut und sie weiß nicht, wieso? „Es stimmt eine ganze Menge nicht! Wieso weißt du was mein Lieblingseis ist oder wie Papa mit Vornamen hieß?“ Erstaunt sieht er zu ihr und beobachtet, wie sie sich auf die Unterlippe beißt und die Tränen zurück hält, dabei sieht sie nicht einmal zu ihm. „Sophie. Bitte nicht weinen.“ „Ich versuche dir zu vertrauen, aber du sagst mir nicht die ganze Wahrheit!“ Seufzend lehnt er sich nach hinten und schließt einen Augenblick lang die Augen. „Ich versuche dir nicht noch mehr wehzutun, bitte versteh mich doch.“ „Indem du mich anschweigst? … Bist du für Papas Tod verantwortlich?“ Das ist ihre schlimmste Befürchtung, dass er an dem Tod ihres Vaters schuld ist. Entsetzt über diese Frage sieht er zu ihr. „Als Hendrik diesen Unfall hatte war ich hier in Miami, ich habe durch Miriam erfahren, was passiert ist. Ich hätte ihm nie etwas tun können.“ „Wieso nicht?“ „Weil ich es nicht könnte.“ „Warum siehst du mich nicht an?“ „Sophie bitte. Ich möchte diese Fragen nicht beantworten müssen. Es ist besser für dich.“ „Besser für mich oder dich?“ „Sophie.“ „Hör auf so vertraut mit mir zu reden.“ „Was?“ „Ich weiß nicht wieso, aber es tut weh mit jemanden vertraut zu sein, den man dann nicht einmal Vertrauen kann.“ „Wenn ich dir verspreche dir alles zu erzählen, sobald ich mir sicher bin, dir damit nicht wehzutun?“ „Mir nicht wehtun? Überlege mal was du seit einem halben Jahr tust. Wegen dir bin ich überhaupt in Miami.“ „Bitte Sophie, gib mir wenigstens die Chance es dir in Ruhe zu erklären und nicht hier.“ „Dann beantworte mir doch, woher du wusstest, dass diese Eiskombination mein Lieblingseis ist?“ „In Las Palmas, bei der Eisdiele von Enrique hast du dir öfters so ein ähnliches Eis bestellt.“ „Bist du ein Stalker?“ „Nein.“ „Wieso weißt du dann soviel über mich?“ „Ich hab dir versprochen es dir zu erzählen, aber nicht hier.“ Zähne knirschend gibt sie die Fragerei auf und sieht zu dem Eisbecher, indem das Vanilleeis schon angefangen zu schmelzen. Während sie anfängt das Eis zu essen sieht sie kein einziges Mal zu Scott. Viel isst sie von dem Eis nicht, sodass sie den Becher von sich weg schiebt und im Raum umher sieht. „Sophie?“ Sie reagiert nicht darauf, will sie doch nicht mit ihm reden. Stattdessen steht sie auf und geht ein paar Schritte weg, sie ist sich bewusst dass Scott ihr nicht nur mit den Augen folgen würde. Weit geht sie nicht, ihr macht diese Umgebung Angst, sie würde nicht einmal nach Hause finden. Immer wieder kreisen in ihrem Kopf Gedanken umher, wieso und warum fangen diese vielen Fragen an, die sie nicht beantworten kann. Soll sie ihm diese eine Chance geben? In Ruhe ihr alles erklären, dass alle ihre Fragen beantwortet wären. „Seine einzige und letzte Chance.“ Flüstert sie gegen eine Jukebox, vor der sie stehen geblieben ist. In einer halben Drehung geht sie zurück zum Tisch an dem Scott noch sitzt und sie hatte Recht, er hat sie die ganze Zeit im Blick behalten. „Kommst du Dad?“ Dabei legt sie den Kopf leicht schief, damit sie niedlicher und kindlicher wirkt. Zudem mag sie es nicht zu warten, daher wippt sie mit den Füßen nach vorn und hinten. Bei ihren Worten lächelt er ein wenig, steht auf und geht an ihr vorbei um die Eisbecher zu bezahlen. Sie will schon zum Ausgang, als sie festgehalten wird und in eine andere Richtung mitgenommen wird. „Oder willst du durch die Mall laufen?“ Schließlich geht sie den gedeuteten Weg hinaus und schließt erst einmal die Augen, die Sonne blendet sie zu stark. „Bleib stehen!“ Um seinen Worten Nachdruck zu verschaffen packt er sie am Handgelenk und zieht sie von der Straße runter, irgendwann sieht er sie noch unter einem Auto liegen. Er behält ihre Hand in seiner um sicher zu gehen, dass sie nicht noch einmal so knapp vor einem Auto ist. Er verfrachtet Sophie eigenhändig auf die Beifahrerseite, bevor er um das Auto herum geht und selbst einsteigt. „Machst du das mit Absicht?“ „Was?“ „Nicht auf den Straßenverkehr achten.“ „Die Sonne hat mich geblendet, zudem habe ich Kopfschmerzen.“ Sie schließt die Augen und legt einen Arm als Sonnenschutz drüber. Ihre Kopfschmerzen hören nicht auf, leise gibt sie ein Laut von Missgunst von sich. Im nächsten Moment zuckt sie zusammen, als sie eine Hand an ihrer Wange spüren kann. „Wir sind ja gleich zu Hause. Magst du irgendwas an Musik hören?“ Zögernd öffnet Sophie ihre Augen und blickt zu Scott rüber. „Schalte irgendwas ein. Ist mir gerade egal.“ Noch nicht mal von der Ausfahrt runter spielt Scott an seinem Radio und achtet im Augenwinkel, wie sich Sophie auf bestimmte Lieder reagiert. Country mag sie anscheinend gar nicht da sie das Gesicht verzieht, genauso bei Metal. Beim nächsten Sender schließt sie ihre Augen wieder und lässt die Musik in ihre Hörgänge fließen. Wenigstens ist diese Musik ihr Geschmack. „Soll ich den Sender lassen? Die bringen eher solche Musik.“ „Schade, dass sie nicht spanisch singen, diese ewigen Love songs nerven mich einfach.“ Ihre Äußerung nimmt er als Vorwurf, immerhin trägt er die Schuld daran, dass sie nun hier ist und dann wird er in einer Woche ihre Mutter heiraten. Als er links abbiegt kommt so langsam ihre Straße in Sicht. Er seufzt leise als Sophie weiter schweigt. „Bist du sauer auf mich, weil ich deine Mutter heiraten will?“ „Als ob es mich kümmern würde. Was dachtest du denn?“ „So schlimm bin ich nun auch wieder nicht.“ „Ach wirklich? Dann habe ich dich wohl falsch eingeschätzt.“ „Falsch eingeschätzt? Sophie. Ich will niemanden, schon gar nicht dir was antun. Okay. Mir tut es ja Leid wegen dem Umzug. Die Firma hat deine Mutter in die USA versetzt und da fand ich es besser, wenn wir zusammen als Familie leben.“ „Pass auf die Straße auf. Ich weiß das mit der Versetzung, dennoch ist es ätzend. Amerika ist nicht Europa. Nur eine Sache ist schlimmer als der Umzug. Meine Mutter.“ Scott ahnt was Sophie damit meint. Seit dieser Woche hat er es schon sehr deutlich mitbekommen. Schon allein am Montag ist es ihm klar geworden, dass Miriam ihre Tochter nur herum kommandiert und auch vernachlässigt. „Bist du nicht ein bisschen froh, wenn ich da bin?“ Er hofft es zumindest, dass sie froh ist. Dabei denkt er an das wo sie ihn umarmt hat und ihn auch das erste Mal Dad genannt hat. „Das sag ich dir nicht. Da musst du dir schon selbst ein Bild machen. Denn es ist deine einzige und letzte Chance mir wirklich alles zu erklären!“ „Darf ich es auf ein vielleicht einschätzen?“ Scott reißt sie aus den Gedanken, sodass sie ihn fragend ansieht. Ihr fällt auf das er bereits auf die Einfahrt einbiegt und seinen Wagen vor der Garage parkt. Sie denkt über seine Frage nach, ob sie froh ist, wenn er bei ihr ist? Sie könnte die Frage besser beantworten, wenn er ihr die Wahrheit sagen würde und wenn ihre Mutter nicht mit Jan und Lea im Schlepptau dann in der Haustür stehen würde. Ihre Mutter sieht aus als ob sie weg gehen will. Sprachlos sieht Sophie ihre Mutter an bevor sie anfängt zu murren. Ihre Laune sinkt weit in den Keller, da bleibt sie sogar noch länger im Auto sitzen. Scott lehnt sich an sein Auto und wartet bis Sophie aussteigt, zudem will sich Miriam auf den Beifahrersitz setzen. Mit einem Kopf drehen sieht er zu Sophie in den Wagen. „Willst du nicht aussteigen?“ Sophie sieht zu Scott hinüber und bleibt nach wie vor auf dem Beifahrersitz sitzen. Sie wollen weg und sie dürfte wieder auf ihre nervigen Halbgeschwister aufpassen. Murrend und fluchend steigt sie aus dem Wagen und hätte Scott beinahe die Wagentür ans Knie gestoßen. Er legt ihr die Hand auf die Schulter, er sieht ihr an, dass sie schlechte Laune hat. „Es wird schon nicht schlimm werden. Wir sind in zwei vielleicht auch drei Stunden wieder Zuhause.“ „Warum hast du nicht gesagt, dass ihr noch wegfahren werdet? Das ist gemein. Ich hasse es unwissend zu sein.“ Wenn er sie wirklich so kennt, wie sie sich es denkt, hätte er das wissen müssen. Sie fühlt sich übergangen und überrumpelt. Sie schlägt seine Hand weg und will in ihrem Zimmer verschwinden. Wenn da nicht ihre Mutter ihr den Weg versperren würde. „Du wirst auf die Beiden aufpassen! Hast du mich verstanden, Sophie!?“ Sie sieht ihre Mutter nicht an. Ihre Mutter interessiert sich ja nicht für ihre erstgeborene Tochter, sondern nur für sich selbst. „Du musst mich nicht deswegen so anfauchen. Ich muss doch so oder so auf die Beiden aufpassen.“ Wie sie es hasst das fünfte Rad am Wagen zu sein. Ihre Mutter sieht sie warnend an, so als würde sie jeden Moment die Hand erheben, was sie nicht tut, sondern zu Scott geht und auf die Beifahrerseite geht. Sophie sieht zu Scott, als dieser noch einmal zu ihr blickt. Dabei ist sie sich sicher, dass er ihre Tränen in den Augen bemerkt hat, allein wie er sich auf die Unterlippe beißt. Wieso muss der einzige Mensch in dieser sogenannten Familie ihr alles verschweigen, was wichtig ist? Wieso ist sie froh darüber, wenn Scott bei ihr ist? Wieso fühlt sie sich bei ihm geborgen? Während sie bei ihrer Mutter auf eine Wand trifft und ihre Geschwister sie sowieso nicht ausstehen können. Wieso lässt sich Scott von ihrer Mutter nur so herumkommandieren? Wegen dem Drängeln von Miriam steigt er widerwillig ein, obwohl er lieber Sophie in den Arm nehmen und diese Heimlichtuerei beenden will. Aber er will ihr nicht noch mehr wehtun, denn mit ihrem Blick braucht er ihre Antwort nicht mehr zu hören. Dennoch fährt er rückwärts vom Grundstück, ohne noch einmal zu den dreien in der Einfahrt zu sehen. „Ihr seid ganz schön spät dran, na hoffentlich schaffen wir den Termin.“ „Wir brauchen keine Stunde bis dahin, hast du alles dabei?“ Sobald er diese nervigen Vorbereitungsfahrten und Termine wegen der Hochzeit nicht mehr wahrnehmen muss, wird er drei Kreuze in seinem Kalender machen. Neben ihn listet Miriam alles Erledigte für die Hochzeit ab, wenigstens scheint eine Spaß bei der Planung zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)