Das Rudel des Westens von GwathNaAranThranduil (- Erzählungen von Geistern und anderen Dämonen) ================================================================================ Kapitel 6: 6. Schatten der Vergangenheit ---------------------------------------- Nachdem die Ereignisse der Nacht doch mehr an allen Beteiligten genagt hatten als sie es zuzugeben bereit waren schliefen sie am nächsten Morgen lange und erst das amüsierte Lachen zweier Kinder riss die drei Dämonen schließlich aus dem Schlaf. Izayoi hatte bereits Tee gekocht und Rin spielte zusammen mit Inuyasha vor der Hütte mit Ah-Uhn, welcher sich den Schabernack der beiden Energiebündel gutmütig gefallen ließ. Sayumi begann unwillkürlich zu lächeln, als sie sah, wie ihr Herr sanft einen Arm um seine Gefährtin schlang um anschließend zu den beiden Kindern nach draußen zu gehen. Izayoi bedachte die Yokai mit einem vorsichtigen Lächeln und wandte sich dann zur Tür, um die Kinder zum Frühstück zu rufen. Sesshomaru allerdings zog sich nach draußen zurück und Sayumi blieb nur die Mutmaßung, dass es dem eigentlichen Einzelgänger einfach zu viel Trubel war, dennoch würde sie sich später darum kümmern, dass auch der Fürst etwas aß, schließlich lebte auch ein Daiyokai besser, wenn er etwas im Magen hatte. Kaum saßen alle zum Essen zusammen wandte sich Izayoi vorsichtig an ihren Gefährten. „Taro, wer dein Sohn ist, ist mir bewusst, aber wer ist sie?“ Mit einem Kopfnicken wies sie vorsichtig in die Richtung der ihr fremden Yokai und erntete ein leises Seufzen. „Das meine Liebste ist eine lange Geschichte, aber wenn du sie hören willst, so werde ich sie dir mit Sayumis Einverständnis erzählen.“ Abwartend sah er die junge Yokai an und wartete mit dem Sprechen bis sie ihm die Erlaubnis gegeben hatte, dann schaltete Sayumi vollkommen ab, während er Izayoi erklärte, wie ihr Vater – einer seiner besten und vertrautesten Generäle - an seiner Seite gefallen war, um sein Leben zu retten. Die Erinnerung an ihren Vater schmerzte sie noch immer, aber was sie weitaus mehr traf war seine kurze und auch sehr detaillose Beschreibung der Szene in welcher er sie vorgefunden hatte, als er nach der Schlacht eine kleine Gruppe entkommener Katzendämonen verfolgt hatte. Zwar war sein Bericht darüber kurz, aber dennoch kratzte er an Erinnerungen und Wunden, welche Sayumi lieber tief in ihrem Inneren verschlossen hielt. Gerade als sie der Meinung war es nicht mehr ertragen zu können, wie er über ihre zahllosen, teilweise lebensbedrohlichen Wunden und ihre panische Angst vor jedem männlichen Wesen, oder auch davor sich nur auf dem Rücken zu legen berichtete, legte sich von hinten ein weiches Mokomoko über ihre Schulter und der inzwischen unendlich vertraute Geruch des jüngeren Daiyokai hüllte sie ein, wie eine schützende Wolke. Beinahe unmerklich rutschte sie noch ein Stück näher an ihn heran, als er sich neben sie setzte und war erstaunt, als er sich seinerseits etwas in ihre Richtung lehnte, als wolle er sie vor dem Schmerz bewahren, den die Worte seines Vaters in ihr auslösten. Allerdings war dieser nun zu erfreulicheren Themen übergegangen, nachdem er Izayoi auch erklärt hatte, dass im Adelsstand der Yokai die gleichen Grundsätze galten, wie bei den Menschen, wobei der Umstand sie als seine Konkubine zu nehmen ihm den einzigen Ausweg bot, sie zu beschützen. Ein wenig erleichtert stellte die Yokai fest, dass Izayoi diese Maßnahme als mehr als nur gerechtfertigt ansah und ihm somit gestattete seine Erzählungen fortzusetzen. „Es ergab sich sehr schnell, dass egal wohin ich ging Sayumi mein Schatten war, ich war ihr sicherer Hafen, ich hatte sie schon einmal gerettet, ich würde es auch immer wieder tun. Ich wusste das, sie wusste es und ich denke jeder Yokai weit und breit war sich dessen auch bewusst, genauso wie eigentlich jeder wusste, dass sie immer mehr wie meine Tochter, als meine Geliebte war. Ich habe sie niemals unsittlich berührt und ich würde es auch nie tun. Ich weiß, dass ich ihr damit mehr Angst machen würde, als alles andere. Außerdem war es mehr als genug für meinen Seelenfrieden, dass sie immer bei mir war. Sie war da, wenn ich jemanden zum Reden brauchte, sie war da, wenn ich mit jemandem schweigen wollte und sie war da, als ich mich in dich verliebte und alle anderen gegen mich waren. Manchmal war sie eben die einzige, die mich verstanden hat, so wie sie manchmal auch die Einzige war, die ich überhaupt an mich heran gelassen habe. Wahrscheinlich hat Kimi sie genau deswegen auch so sehr gehasst, weil sie eine Freundschaft mit mir geführt hat und allein damit schon mehr mit mir gemein hatte, als die Frau, welche ich aus politischen Gründen zu meiner Gefährtin nehmen musste.“ Einen langen Moment versank der ehemalige Herrscher in tiefem Grübeln, dann Lächelte er unwillkürlich, als er sah, wie nahe sein Sohn bei jenem Mädchen saß über das er eben noch gesprochen hatte. „Am Anfang hat auch Sesshomaru sie gehasst und in den ersten Jahren war ich ständig in Alarmbereitschaft, wenn die beiden einander zufällig in den Gärten über den Weg liefen. Er hat keine einzige Gelegenheit ausgelassen sie zu attackieren und am Anfang war ich mir sicher, dass er sie töten würde, wenn er nur einmal die Chance dazu erhalten würde. Wahrscheinlich war er ihr gegenüber so unendlich kalt, da seine Mutter ihm den Hass gegen das kleine Mädchen beigebracht hatte, aber später – später griff er sie noch immer an, aber irgendetwas hatte sich verändert.“ Überlegend sah er seinen älteren Sohn an, welcher den Kopf ein wenig schief legte und auf die laute Äußerung der Gedanken seines Vaters wartete. „Ich glaube irgendwann hat er, soweit es für sein Wesen zulässig ist, Zuneigung für sie entwickelt. Von heute auf morgen änderten sich seine Angriffstaktiken, er war nicht mehr darauf aus sie zu töten und auch wenn er es niemals zugegeben hätte, so begann er doch wenige Jahre nachdem ich sie mitbrachte damit sie zu trainieren.“ Einen langen Moment schien es als wolle Sesshomaru seine Ehre und die Nichtexistenz seiner Gefühle jeglicher Art verteidigen, dann schloss er den Mund allerdings wieder, als sein Vater ein Argument einbrachte, dass er nicht entkräften konnte. „Du hättest sie mit Leichtigkeit töten können, stattdessen hast du sie niemals mit deiner vollen Stärke angegriffen, auch dann nicht, wenn ich nicht rechtzeitig da gewesen wäre, um sie vor dir zu retten und zum anderen – und ich finde diesen Fakt viel bemerkenswerter – hast du sie niemals unterworfen. Jeden anderen Gegner, der dir ein Dorn im Auge war, hättest du als aller erstes mit brachialer Gewalt rückwärts auf den Boden geschleudert und ihn genau dort gehalten, bis er sich dir unterworfen hätte, es ist die Natur des Hundes eben genau das zu tun. Aber sie hast du niemals auf den Rücken geworfen, an ihrem ersten Abend bei uns habe ich es euch erzählt, ich habe euch gesagt, welch große Angst sie davor hat auf dem Rücken liegend auf den Boden gepresst zu werden und ich glaube, dass du dir genau das gemerkt hast, du wolltest ihr niemals wirklich ein Leid zufügen Sesshomaru. Und wenn du es doch getan hast, dann nur, damit dein eiskalter Mantel, welcher deine Gefühle umgibt, intakt bleibt.“ Höchst wahrscheinlich konnte jeder der Anwesenden in diesem Moment hören, wie bei Sayumi der Groschen fiel. Beinahe schon entsetzt über ihre Feststellung, dass die Worte ihres Herren einen Sinn ergaben starrte sie den Daiyokai neben sich an, welcher es allerdings mehr als nur penibel vermied sie anzusehen. Ja wahrscheinlich hatte sein Vater recht und ja wahrscheinlich hatte er eben dieses Verhalten schon lange verstanden und durchschaut, noch bevor Sesshomaru selbst sich darüber im Klaren war, dass er wirklich tief in seinem Innersten den Wunsch hatte die zierliche Yokai zu beschützen, nachdem sie schon so viel Leid in ihrem jungen Leben hatte erfahren müssen. Genau deswegen hatte er sie damals mitgenommen, als er das Schloss des Westens verlassen hatte, auch wenn ihm von vornherein klar gewesen war, dass sie ihm vor allem in den ersten Jahren ihrer Reise zur Last fallen würde, da sie in ihrem ganzen bisherigen Leben noch nie wirklich auf Wanderschaft gewesen war. Allerdings schien er es – mal wieder – vorzuziehen keinen dieser Gedanken in Worte zu fassen und begnügte sich damit seinen Vater kalt wie eh und je zu mustern. Tashomaru jedoch Lächelte nur ein wenig in sich hinein, schon seit geraumer Zeit konnte er den kalten Blick seines Sohnes durchschauen, wenn dieser nichts weiter als eine Fassade war, um seinen Selbstschutz aufrecht zu erhalten. Während der Yokai gesprochen hatte war es den beiden Kindern offensichtlich zu langweilig geworden die ganze Zeit über in der Hütte zu sitzen und zu schweigen, sodass sie sich heimlich still und leise nach draußen geschlichen hatten und nun wieder ausgelassen um Ah-Uhn herum sprangen, welcher nur gelangweilt schnaubte. Izayoi währenddessen schien mit den Erklärungen ihres Gefährten zufrieden zu sein, auch wenn dieser sich selbst eingestand eher seinem Sohn und seiner Konkubine einiges erklärt zu haben, als seiner Gefährtin. Als diese jedoch vorsichtig die Distanz zu den beiden Yokai auf der anderen Seite der Feuerstelle überbrückte, um – die vollkommen verdattert drein blickende – Sayumi sanft in die Arme zu schließen und sie in der Familie willkommen zu heißen konnte er nicht anders, als für mehrere Minuten mehr als glücklich vor sich hin zu lächeln, auch wenn sein Sohn von dem Angebot mit der Familie ganz offensichtlich nicht sonderlich begeistert war. Allerdings hätte es den Inuyokai auch gewundert, wenn sein Sohn seine Meinung über die Schwäche und Wertlosigkeit der Menschen so schnell geändert hätte, auch wenn das Menschenkind, welches er wie seinen eigenen Welpen behandelte, doch durchaus ein Schritt in die richtige Richtung war. Gerade als sie sich darauf geeinigt hatten noch einmal nach den Kindern zu sehen erklang ein schriller Schrei gefolgt von einem panischen: „Sesshomaru-sama!“, während Ah-Uhn zu brüllen begann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)