Zeiten des Schreckens von SweeneyLestrange ================================================================================ Kapitel 7: Eine bedeutsame Einladung ------------------------------------ Barty schwebte auf Wolke sieben. Ein unbändiges Glücksgefühl durchflutete ihn nach vergangener Nacht und selbst die schlechte Laune seines Vaters konnte das nicht dämpfen. Im Gegenteil; es erinnerte ihn durchgehend an den Erfolg seiner ersten richtigen Mission und bestärkte ihn in seiner guten Laune. Die eigentliche Schwierigkeit bestand darin, sich sein Glück nicht anmerken zu lassen. Tatsächlich musste er seine Gesichtszüge regelrecht in eine betrübte Maske zwingen, während in seinem Inneren alles euphorisch jubilierte. „Es ist eine Ungeheuerlichkeit! Im St. Mungos versucht man derzeit noch immer herauszufinden, unter welchen grausamen Umständen Mr Simmons gestorben ist.“ Barty wusste es. Er wusste es. Und all diese Narren um ihn herum hatten keine Ahnung. „Es tut mir so leid für die arme Johanna!“ Alice Longbottom hatte gesprochen. Ihre sonst so helle Haut zierte gespenstische Blässe bei dem Gedanken an die schwere Zeit, die der Frau von Mr Simmons bevorstehen würde. „Um die wurde sich fürs erste gekümmert“, brummte Moody. „Wir können annehmen, dass die Todesser auch hinter ihr her sein werden, nachdem sie nun ihren Mann abgeschlachtet haben. Aber sie werden sie nicht finden.“ Düsteres Schweigen kehrte ein. Es fiel Barty so unglaublich schwer, niemandem mit einem triumphierenden Grinsen zu begegnen, lauthals loszulachen über ihre Niederlage. Stattdessen zwang er sich zur Ruhe und holte tief Luft. Ganz tief Luft, erfreute sich an der aussichtslosen Lage, in der sein elender Vater steckte und atmete durch. Langsam und unauffällig. „Ich werde heute noch Bagnold aufsuchen und dafür sorgen, dass wir drastischere Maßnahmen ergreifen können. Allein der Gedanke, dass drei gute Zauberer wie Simmons, Harrison und Clarke die vergangene Nacht diesen Bastards zum Opfer gefallen sind und sich vielleicht hätten wehren können, macht mich krank“, sagte Mr Crouch leise. Ihm war anzusehen, wie viel Mühe es ihn kostete, die Beherrschung zu wahren. Verwirrte Blicke und betretenes Nicken füllte den Raum gleichermaßen. Bartys gute Laune wurde getrübt, als sein Vater das Mysterium nicht weiter aufdeckte, sondern sich an Mr Featherstone wandte: „Heute Nachmittag werden zwei Hauptverdächtige zu dem Fall der kürzlich verübten Muggel-Morde verhört. Wir müssen herausfinden, ob sie etwas von den Ereignissen dieser Nacht wissen.“ „Sehr wohl, Sir.“ Nervös zog Mr Featherstone ein mit Spitze umhäkeltes Taschentuch hervor und tupfte sich damit fahrig den Schweiß von der glänzenden Stirn. Niemandem außer Barty schien Mr Featherstones Unwohlsein aufzufallen. Alle waren sie mit dem Mord an den drei Auroren beschäftigt. Und sollten sie dem doch Beachtung schenken, so schoben sie das lediglich auf die schwere Situation. Wer würde auch glauben, dass eine so treue Seele wie Mr Featherstone mittlerweile Leichen im Keller hatte? Der restliche Verlauf der kleinen Besprechung von Crouch erfüllte Barty zusehends mit Zufriedenheit. Die Dinge standen schlecht für die Magische Strafabteilung. Die Auroren tappten im Dunklen; nach wie vor konnten allerhöchstens Vermutungen zu den Identitäten möglicher Todesser angestellt werden und die Anhänger, die sie doch geschnappt hatten, verzeichneten keinen großen Erfolg. Am Nachmittag erwartete Barty jedoch eine Überraschung. Noch immer beschwingt von den erfreulichen Ergebnissen des Tages saß er eifrig über seine Arbeit gebeugt und verfasste voller Konzentration ein paar wichtige Formulare im Auftrag seines Vaters. Die Schritte, die sich seinem Schreibtisch genähert hatten, bemerkte er erst, als Frank Longbottom direkt vor ihm stand. Etwas erstaunt sah Barty auf. „Hi“, sagte Longbottom schließlich, da Barty keine Anstalten machte, das Wort zu ergreifen. „Hast du heute schon Pause gehabt?“ Barty schüttelte den Kopf. „Gut, ich auch nicht.“ Als Barty ihn weiterhin bloß abwartend ansah, fuhr Longbottom eilig fort: „Wenn es keinen Notfall gibt, muss ich erst heute Abend noch einmal raus. Und jetzt gerade hat mir Scrimgeour meine paar Minuten Pause angeordnet und da dachte ich mir, vielleicht hättest du ja Lust, mir Gesellschaft zu leisten?“ Dieses Mal stahl sich der Anflug von ehrlicher Überraschung in Bartys Gesicht. „Ich…“, brachte er verblüfft heraus und begann unwillkürlich damit, die Pergamente gerade zu rücken, „ich weiß nicht.“ „Ich bin mir sicher, dass Mr Crouch nichts dagegen haben sollte. Schließlich bist du doch den ganzen Tag schon am Arbeiten.“ Das hieß noch lange nichts. So wie Barty seinen Vater kannte, hätte er sich erst eine Pause verdient, wenn er nach dreißig Arbeitsstunden kaum mehr seine Feder, geschweige denn die Augen offen halten konnte. Dennoch war die Gelegenheit verlockend. „Wie viel Zeit hast du? Dann beende ich noch eben diesen Absatz“, erklärte sich Barty schließlich einverstanden. „Ach, ich glaube genug.“ Barty nickte knapp und nahm wieder den Faden auf, um den letzten Rest dieser lästigen Anfrage beendet zu haben. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, wie Longbottom sich in der Zeit etwas abseits stellte und trotz aller Unbeholfenheit in dieser Situationen einen durchaus selbstbewussten Eindruck machte. „Gibt es etwas Bestimmtes?“, fragte Barty schließlich, nachdem er die Dokumente in einer verzauberten Schublade verstaut und gemeinsam mit Longbottom sein kleines Büro verlassen hatte. „Also wenn du so fragst, dann schon“, grinste Frank verlegen. Gespannt sah Barty ihn an, während sie den langen Gang zu den Fahrstühlen entlang schlenderten. „Hat deine Mutter heute morgen etwas gesagt?“ „Nein, ich glaube nicht. Wieso?“ Doch plötzlich hielt Barty inne. Da war etwas gewesen. Seine Mutter hatte einen ihrer seltenen Briefe bekommen, der anscheinend eine sehr erfreuliche Nachricht enthalten hatte. Bevor sie sie jedoch hatte mitteilen können, hatte sein Vater sie bereits abgewürgt, da im selben Moment eine Eilbotschaft über den Fund von Mr Clarke gekommen war. „Ich glaube meine Mutter hatte etwas sagen wollen, aber Vater und ich waren bereits auf dem Sprung.“ Frank nickte. „Dann weißt du’s wohl noch nicht. Also Alice und ich, wir haben dich und deine Eltern zu unserer Feier eingeladen. Wegen dieses ganzen Chaos’ sind wir nie zu einer schönen Weihnachtsfeier gekommen. Das wäre Nevilles erste gewesen… Jedenfalls haben wir uns gedacht, dass es im Moment nicht viel besser wird und bevor vielleicht doch alles schlimmer wird, wäre es ärgerlich nicht noch einmal zu so etwas wie einem gemeinsamen Abend zusammengekommen zu sein. Einfach einmal die Guten um sich zu haben und sich über das Beisammensein freuen. In so einer Zeit haben wir das alle bitter nötig. Findest du nicht auch?“ Bartys Welt verlor sich in Unwirklichkeit. „Ich hoffe, das ist nicht zu unerwartet für dich…“ Seine Sinne löste sich vom Hier und Jetzt. „… Alice und ich freuen, wenn du kommst …“ Platz blieb nur noch für einen brennenden Gedanken, der ihn voll und ganz ausfüllte, ihn lenkte. An ihm zog und zerrte. „…dir noch einmal überlegen.“ Barty bemühte sich seine Atmung ruhig zu halten. Er spürte wie sich kalter Schweiß in seinem Nacken bildete, wie sein Herz immer schneller schlug, wie alles in ihm danach schrie, seinen linken Ärmel hochzuziehen. Nach seinem Zauberstab zu greifen. Zu Apparieren. Dem Rufen seines Meisters zu gehorchen! „Barty ist alles in Ordnung?“ Longbottoms Stimme klang so alarmiert. Barty blinzelte. „Barty, du bist total blass. Geht’s dir nicht gut?“ Barty suchte nach Worten. Sein Hals war ganz trocken und er war sich gar nicht sicher, ob seine Stimme ihm überhaupt gehorchen würde. „Ich…“, krächzte er. Wann waren sie stehen geblieben? Verwundert sah sich Barty um. Ihm war nicht einmal mehr bewusst, dass die idyllische Landschaft draußen vor dem Fenster bloß eine Illusion war. Er musste weg und er konnte nicht. Er würde seinen Meister verraten! Der Gedanke ließ ihn erzittern. „Hey, Barty, sieh mich an!“ Er spürte, wie Longbottom nach seinen Schulter griff und ihn bestimmt, aber vorsichtig dazu brachte, sich zu dem jungen Auror zu drehen und ihm in das besorgte Gesicht zu sehen. „Was ist los?“ Was los war?Was los war?Der irrationale Drang zu lachen, stieg in Barty hoch. Er stand hier mit einem elenden Blutsverräter, der sich Sorgen um ihn machte. Ihn, der den guten Mr Simmons vor wenigen Stunden grausam ermordet hatte. Der hier stand, umgeben von Verrätern und nun seinen Herr und Meister enttäuschte. „Ich fühle mich komisch“, würgte Barty hervor und bemühte sich nicht zu lachen, nicht zu viel Angst zu zeigen. Einfach wieder seine Fassung zu gewinnen. Wenigstens das musste er schaffen, wenn er dem Rufen Lord Voldemorts schon nicht folgen konnte. Wenn er nicht dabei sein würde, wenn er verpassen würde … „Vielleicht hast du dich überarbeitet“, überlegte Frank sorgenvoll. „Wenn du mich fragst, verlangt Crouch viel zu viel von dir. Du bist nicht einmal seit einem Jahr dabei und sollst Aufgaben von Zauberern übernehmen, die mehr als ein Jahrzehnt hier arbeiten.“ Barty lächelte schwach. „Das wird’s sein.“ Longbottoms Hand stützte ihn noch immer. Hastig schüttelte er sie ab und unterdrückte den Impuls, sich über die Stelle zu reiben, als würde er so etwas Infektiöses von sich wischen. „Ich sollte einfach zurück gehen und mich ausruhen und wenn Mr Crouch zurück ist, kann ich ja mit ihm reden.“ „Hört sich nach einer guten Idee an.“ Flüchtig schloss Barty die Augen und holte tief Luft. Mehrere Zauberer waren bereits eilig an ihnen vorbeigelaufen und hatten den ein oder anderen neugierigen Blick auf sie geworfen. Er musste dagegen vorgehen. Also ließ er sich wieder von Frank zu seinem Schreibtisch zurückbegleiten. Eine tolle Pause war das gewesen! „Danke, Frank“, sagte Barty schließlich, wobei er sich in seinen bequemen Schreibtischstuhl fallen ließ. „Keine Ursache.“ „Auch für die Einladung. Ich denk drüber nach.“ Franks Gesicht hellte sich auf. „Ich würde mich freuen und Alice auch. Außerdem kannst du mal unseren kleinen Neville kennenlernen!“ Barty nickte und schwieg. Jeder seiner Gedanken war glasklar. Alles um ihn herum hatte an Intensität gewonnen, ließ ihn messerscharf denken, während jedes winzige Detail ihn unerbittlich daran erinnerte, dass er dem Ruf nicht folgte. „Ähm weißt du, das Ganze macht mir Angst. So Sachen wie heute. Mit Simmons und Harrison und Clarke. Ich möchte nicht, dass …“, Barty hielt inne und stellte zufrieden fest, dass seine Stimme tatsächlich brach. Etwas beschämt starrte er auf die aufgeräumte Oberfläche seines Schreibtischs. „Mir auch“, antwortete Frank leise. Er hatte sich eigentlich schon zur Tür gewandt, um zu gehen. Doch da drehte er sich noch einmal mit einem schiefen Lächeln im Gesicht um. „Aber ich glaube, dass wir es schaffen können. Wir dürfen uns nur nicht entmutigen lassen!“ Barty erwiderte das Lächeln schwach. Unter dem Tisch ballten sich seine Hände heimlich zu Fäusten. „Sag einfach bescheid, ob du kommst, ja?“ „Mache ich.“ Eine seltsame Stille erfüllte den abgetrennten Abschnitt seiner Bürozelle. Ausdruckslos stierte Barty auf das dunkle Holz seines Schreibtischs und lauschte dem Schwirren seiner Gedanken. Er wusste, dass, wenn er irgendetwas tun würde, er ganz bestimmt durchdrehen musste. Nichtstun, mit angehaltenem Atem dazusitzen und den Moment abzuwarten; das schien die beste Option. Er musste seinen Kopf leer bekommen. Er durfte nicht an Longbottom denken, er durfte nicht an das Dunkle Mal auf seinem Unterarm denken, an das Rufen, an seinen Herr und Meister, der ihn zu sich beordert hatte, der nun in einer wichtigen Besprechung mit all den anderen sitzen würde. Wahrscheinlich würde einzig sein Platz leer sein… Barty spürte kaum, wie sich seine Finger unwillkürlich einen Weg unter den Ärmel seiner Robe gesucht hatten und dort langsam die kunstvolle Erhebung seines Dunklen Mals entlang fuhren. Ganz vorsichtig. Hastig schüttelte Barty den Kopf und zwang sich mit all seiner Willenskraft dazu, sich zusammenzureißen. Er musste in den bitteren Kürbis beißen und ausharren. In wenigen Stunden hatte er es geschafft. Ihm war jedoch klar, dass die folgenden Stunden eine Härteprobe waren, die verglichen mit dem Cruciatus-Fluch ein Witz war. Die Idee, sich krank zu melden, um noch zur einberufenen Versammlung Lord Voldemorts zu kommen, verwarf Barty sofort wieder. Die Chancen standen hoch, dass sein Vater mitbekommen könnte, dass er doch nicht so krank war und sich erst spät bei seiner Mutter blicken lassen würde. Das konnte er nicht riskieren. Also biss Barty die Zähne zusammen und konzentrierte sich mühsam auf all die Dokumente, die ihm vorgelegt wurden. ~*~ Er wusste nicht mehr, wie er es am Ende endlich geschafft hatte, sich von allem loszueisen. Zeit war zu etwas Abstraktem geworden, das sich jeglicher Erfassung entzog. Sie war in quälender Langsamkeit verstrichen und doch waren die Details alle verloren gegangen, obwohl sie Barty so deutlich vorgesetzt worden waren. Alles was zählte, war einzig, dass Barty sich plötzlich in einer großen dunklen Eingangshalle befand und überhaupt nicht wusste, wo er war. Aber das spielte keine Rolle. Etwas sagte ihm, dass er richtig war. Der Ruf hatte ihn hierher geführt und vielleicht, vielleicht war es ja noch nicht gänzlich zu spät. Vielleicht würde er retten können, was noch zu retten war. Vorsichtig wagte er sich vor. Sein Herz hämmerte ihm wild gegen die Brust. Ihm wurde heiß hinter der Maske, die er pflichtbewusst aufgesetzt hatte, während er angestrengt in die Düsternis starrte. Irgendwo glaubte er leise Stimmen zu hören. Es war die Richtung, in die es ihn gezogen hatte, weshalb er vorsichtig näher schritt. Eine hohe Tür ragte schließlich vor ihm auf. Prüfend berührte Barty das dunkle Holz und stellte überrascht fest, dass sie nur angelehnt war. Dennoch wagte er es nicht, sie aufzustoßen, da er sich dieses Mal ganz sicher war, die Stimme seines Dunklen Lords gehört zu haben. Vor Angst erstarrt stand Barty da, die Hand noch immer an dem Holz und überlegte fieberhaft, wie er weiter vorgehen sollte. Konnte die Besprechung noch immer im Gange sein? Und wenn ja, konnte er so einfach hineinplatzen? Aber was wenn sie bereits vorbei war? Er schluckte. Er musste sich einen Ruck geben! Da ertönte ein leises Zischen und die Tür öffnete sich. Durch den Spalt schob sich der Leib einer riesigen Schlange und ehe Barty wusste, wie ihm geschah, sah er direkt in die gelben Augen von Nagini. Wieder zischte sie. Ihre Zunge schnellte mehrmals hervor, während ihr Kopf sanft in der Luft pendelte. Wie hypnotisiert starrte Barty auf die riesige Anakonda und wagte kaum zu atmen. „Komm herein“, ertönte auf einmal die kalte Stimme seines Meisters. Die Tür öffnete sich weiter, sodass Barty nun ein Blick in den Raum gewährt wurde. Schwaches Kerzenlicht setzte hier und da ein paar Akzente in dem hoffnungslosen Unterfangen, der Finsternis Einhalt zu gebieten, die den Raum zu verschlingen drohte. In diesem Licht konnte Barty zwei Gestalten erkennen. Da war die hochgewachsene, dünne Statur des Dunklen Lords und jemand Zweites, der demütig zu dessen Füßen kniete. Fasziniert beobachtete Barty die Szene, während er langsam eintrat und dabei Nagini unwillkürlich folgte. Ein flüchtiger Wink Voldemorts bedeutete der anderen Person wieder aufzustehen. Erst da erkannte Barty, dass es Bellatrix war. Die langen Locken fielen ihr schwungvoll über die Schultern und eine widerspenstige Strähne hing ihr im Gesicht. Alles an ihr strahlte eine wilde Schönheit aus, die Barty für einen kurzen Moment in seinen Bann zog, bis sich ihre Blicke trafen. Sie lächelte. In ihren Augen glomm ein gefährliches Funkeln. „Mein Herr“, sagte sie ehrerbietig zu Voldemort gewandt und lief dann hoch erhobenen Hauptes aus dem Raum. Ihr Verschwinden schien die Temperatur um ein paar Grad fallen zu lassen. Mit trockenem Mund wandte sich Barty an den Dunklen Lord und versuchte Herr seines Gefühlschaos zu werden. Er tat das, was das einzig Vernünftige zu sein schien. Er fiel Lord Voldemort vor die Füße. Seine weiten Roben bauschten sich auf. Den Schmerz, als er mit seinen Knien auf dem harten Steinboden aufschlug, spürte Barty kaum. Stattdessen senkte er demütig den Kopf, während Worte aus ihm hervorsprudelten, die ihm den ganzen Tag auf der Zunge gelegen hatten. „Herr, bitte verzeiht, dass ich Eurem Ruf nicht folgen konnte.“ „Steh auf, Bartemius.“ Barty tat, wie ihm geheißen. Seine Beine fühlten sich seltsam schwach an. Als wollten sie ihn jeden Moment in dieser Unwirklichkeit fallen lassen. Angespannt stand Barty da, während Euphorie und Angst einen wilden Reigen tanzten. „Dir sei verziehen“, sprach Lord Voldemort. „Deine Position ist von entscheidender Bedeutung. Es wäre nachlässig, sie so leicht aufs Spiel zu setzen.“ Ein riesiger Stein fiel von Bartys Herz. Er hatte alles richtig gemacht! „Und wie es sich gezeigt hat, werde ich dich weiterhin in dieser Position brauchen. Ich habe mir sagen lassen, dass du großen Nutzen für uns aus deiner Arbeit gezogen hast und dich nun mehrfach beweisen konntest.“ Barty nickte schwach. Das Gefühl von Unwirklichkeit nahm zu. Es schien das höchste Glück zu sein, solche Worte aus dem Mund seines Herr und Meisters zu hören! Fieberhaft bemühte er sich darum, zu erfassen, was geschah und glaubte doch kläglich zu scheitern. „Es sind überaus erfreuliche Neuigkeiten, einen so fähigen Zauberer in meinen Reihen zu wissen“, fuhr Voldemort bedächtig fort und musterte Bartemius kühl. „Auch die Tatsache, dass du trotz alledem diesen Ort aufgesucht hast, ehrt deine Loyalität.“ „Ich würde alles tun“, brach es aus Barty heraus. Sogleich biss er sich auf die Zunge und verwünschte sein ungestümes Verhalten. „Ich weiß“, erwiderte Voldemort jedoch nur, wobei sich seine Mundwinkel unmerklich hoben. „Das ist sehr löblich. Deswegen möchte ich dir hiermit versichern, dass keine Notwendigkeit für dich besteht, in Situationen wie die heutige dem Ruf des Dunklen Mals zu folgen, sollte es deine Position in Gefahr bringen.“ „Ich habe verstanden, Herr.“ Eine kurze Stille trat ein, in der Barty den durchdringen Blick des Dunkle Lord auf sich ruhen spürte. Irgendwo im Hintergrund knisterten leise die letzten Überreste eines sterbenden Kaminfeuers, während er gespannt auf weitere Anweisungen wartete. „Nun, Bartemius, ich würde mich freuen, aus erster Hand ein paar Einzelheiten deiner bisherigen Arbeit zu hören“, sagte Voldemort bedächtig. „Es wäre mir ein Vergnügen“, antwortete Barty und begann sogleich von den Details zu berichten, auf die er gestoßen war und denen er großen Nutzen im Kampf gegen die Auroren zuschrieb. Eifrig schilderte er alles, woran er sich erinnern konnte, rief jedes einzelne Wort auf, das er mit penibler Sorgfalt aufgeschrieben hatte und versuchte seine Freude darüber, dass der Dunkle Lord ihm allein Gehört schenkte, im Zaum zu halten. Bevor er schließlich zum Schluss kam, fügte Barty einem Instinkt folgend hinzu: „Die Longbottoms werden übrigens bald eine Feier veranstalten. Sie scheint größer zu sein und meine Familie ist auch dort eingeladen.“ Einen kurzen Moment schwieg Lord Voldemort. Dann nickte er langsam. „Sehr gut“, sagte er, „das wird uns eine hervorragende Möglichkeit geben, mehr darüber zu erfahren, was Dumbledore und seine kleinen Freunde vorhaben.“ Ein breites Lächeln verzog Bartys Lippen. „Ich möchte außerdem, dass du große Sorgfalt auf jegliche Informationen legst, die du über die Potters erhalten kannst.“ „Natürlich, Herr“, sagte Barty mit einem Anflug von Überraschung, den er schnell zu unterdrücken versuchte. Sein Herr und Meister würde schon seine Gründe für das haben, was er von ihm verlangte. „Nun denn, Bartemius, es war erfreulich zu hören, dass bisher alles wie geplant läuft. Du darfst gehen.“ Mit einem weiteren Kniefall verabschiedete sich Barty von seinem Herr und Meister und lief mit einem seligen Grinsen in die tiefe Nacht hinaus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)