rubatosis von Ur (Femslash Oneshot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Sigrun x Velanna (Dragon Age: Awakening) --------------------------------------------------- »Was wirst du tun, wenn du deine Schwester gefunden hast?« Velanna knabberte schlecht gelaunt an einem harten Stück Brot herum. An einer der Kanten war es bereits ein wenig grün, aber wenn man sich in den Deep Roads herumtrieb und keine Gewissheit darüber hatte, wann man das nächste Mal den Himmel sehen und etwas Frisches zu essen bekommen würde, wurden selbst derlei Widerlichkeiten essbar. Seit zwei Wochen hatte sie keine Sterne oder einen Baum gesehen oder die frische Luft um ihre Nase gespürt. Bereits nach wenigen Tagen hatte Velanna sich miserabel gefühlt. Sie vermisste den Wald und den Wind in ihren Haaren. Außerdem schien ihre Magie hier unten – so viele Meter unter der Erde – schwächer zu sein als in der freien Natur. Das war nicht unbedingt beruhigend, wenn man sich mehrmals am Tag mit Gruppen von Darkspawn herumschlagen musste. Immerhin waren dabei ihre neuerlich erlangten Fähigkeiten als Graue Wächterin hilfreich. Ob man sie und Sigrun bei den Wächtern vermisste? »Was meinst du?«, fragte sie ungeduldig und genehmigte sich einen Schluck schales Wasser. Vielleicht bildete sie es sich nur ein, aber selbst das Wasser schmeckte nach Staub. Sigrun schien sich kein bisschen an der bedrückenden Enge, der abgestandenen Luft und der monotonen Umgebung zu stören. Kein Wunder. Elende Steinfresser diese Zwerge, allesamt. Wie um alles in der Welt sie gerade mit einer Zwergin in der scheußlichsten Gegend von Ferelden hatte landen können, war Velanna ein Rätsel. Weil niemand sonst mit dir dieses unmögliche Unterfangen angehen wollte, wisperte eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf, die beinahe klang wie das Sausen des Windes in Baumkronen. Es war nicht unwahrscheinlich, dass Velanna nach mehreren Wochen in den verteufelten Deep Roads wahnsinnig wurde. »Naja, du weißt schon. Sie sah… nicht unbedingt frisch und gesund aus, wenn du verstehst was ich meine.« Velanna warf Sigrun einen finsteren Blick zu. Das kleine Lagerfeuer, das sie angezündet hatten, schickte flackernde Schatten über das tätowierte Gesicht der Zwergin. Velanna fragte sich dumpf, ob Sigrun Geschwister hatte und ob ihre dämlichen Fragen ein Zeichen dafür waren, dass sie ein Einzelkind war. Wie um alles in der Welt hatte sie es sich einfallen lassen, ihr Leben in die Hände einer untoten Zwergin zu geben, die regelmäßig über ihren einen Tod scherzte, schlechte Witze über Steine und Sex machte und derartig unsensible Fragen stellte, dass es einem die Nackenhaare zu Berge stehen ließ? »Im Zweifelsfall kann ich sie immer noch zu einem Grauen Wächter machen«, sagte Velanna und starrte in die Flammen, als könnte sie darin all die Antworten auf ihre Fragen finden, wenn sie nur lange genug hin sah. In Wahrheit hatte sie keine Ahnung, ob es möglich war, ihre Schwester zu heilen, indem man sie dem Beitrittsritual der Grauen Wächter aussetzte, aber sicherlich war ein Versuch besser, als die Existenz, die Seranni jetzt führte. Velanna legte den Rest Brot beiseite. Der Hunger hatte sie verlassen, nachdem das entstellte Gesicht ihrer Schwester vor ihr inneres Auge getreten war. Sigrun sah beeindruckt aus. »Spannender Plan. Je mehr, desto lustiger, was? Ich hoffe mal, die Kommandantin nimmt uns wieder zurück, nachdem wir uns so still und heimlich aus dem Staub gemacht haben.« Velanna beschloss, sich lieber keine Gedanken darüber zu machen, ob die Kommandantin sie weiterhin bei den Wächtern behalten wollte, wenn sie zurück kamen. Der kurze Brief, den Sigrun Anders diktiert hatte – sie selbst konnte nicht lesen und schreiben, hatte aber darauf bestanden, dass die Kommandantin informiert wurde – erklärte sehr kurz und vollkommen reuelos, was sie und Velanna vorhatten. Anders hatte seufzend versprochen, der Kommandantin nichts zu erzählen, bis sie beide sich aus der Festung gestohlen hatten, doch Velanna bezweifelte, dass er sich daran gehalten hatte. Trotzdem hatten Sigrun und sie es recht weit geschafft und bisher war niemand hinter ihnen aufgetaucht, um sie zur Festung zurück zu schleifen. Velanna würde es im Leben nicht zugeben, aber die Vorstellung des enttäuschten Gesichts der Kommandantin, wenn diese ihr Verschwinden bemerkte, bereitete ihr großes Unbehagen. Respekt war etwas, das Velanna nicht leichtfertig vergab, doch jetzt hatten es bereits zwei Zwerginnen innerhalb kürzester Zeit geschafft, ihren Respekt zu gewinnen. Keine der beiden wusste davon. Und was Sigrun anging, so wollte ihr gegenüber sogar noch weniger zugeben, dass sie die Zwergin nicht halb so abscheulich fand, wie sie immer vorgab. Die Stimme in ihrem Hinterkopf höhnte, dass Sigrun dies ohnehin schon wissen musste, immerhin hatte Velanna sie auf diese Unternehmung mitgenommen. Sie hatte mehrfach betont, dass es nur darum ging, eine kompetente Führung durch die elenden Wirrungen der Deep Roads zu haben, und am Anfang mochte dies vielleicht wirklich ihr einzigen Motiv gewesen sein. Mittlerweile war sie dankbar für die Gesellschaft. Und eigentlich hasste Velanna jede Art von Gesellschaft – mit Ausnahme der Gesellschaft ihrer Schwester. »Du solltest ein wenig schlafen. Ich kann die erste Wache übernehmen«, sagte Sigrun und musterte Velanna mit schief gelegtem Kopf. Im Licht der Flammen wirkten ihre Tattoos noch beeindruckender als bei Tageslicht und Velanna schauerte innerlich bei dem Gedanken daran, dass diese Tattoos Sigrun zu »Lebzeiten« als wertlos markiert hatten. Zwerge waren ein grausames Volk. »Ich bin nicht müde«, sagte sie missmutig und schlang ihre Arme um die Knie. Sigrun gluckste leise. »Keine Angst. Ich hab dich zwei Wochen lang im Schlaf beschützt, ich werd‘ jetzt schon nicht damit aufhören.« Velanna schnaubte. »Ich brauche niemanden, der mich beschützt«, brummte sie. Sigrun lachte. Wie dieses Zwergenweib es überhaupt schaffte in diesen vermaledeiten Höhlen bei so guter Laune zu sein, war Velanna ein Rätsel. Dann wiederum war das generelle Konzept von guter Laune noch nie ihr Ding gewesen. »Wenn du allein in den Deep Roads unterwegs bist schon. Schlaf ein paar Stunden und wenn du wach bist suchen wir weiter.« Velanna starrte missmutig, Sigrun grinste aufmunternd. Schließlich gab Velanna nach, rollte sich auf dem harten Steinboden zusammen und schloss die Augen. Sie hörte Sigrun summen und wollte ihr sagen, dass sie ihre einfallslosen Zwergenlieder für sich behalten sollte, doch die Melodie wogte über sie hinweg und wenige Momente später war Velanna eingeschlafen. * Sie wachte von einem gurgelnden Geräusch und einem ziehenden Gefühl in ihrer Magengegend auf, das sie sehr gut kennen gelernt hatte, nachdem sie den Grauen Wächtern beigetreten war. Velanna riss die Augen auf und stieß einen würdelosen Quietschton aus, als ein Genlock mit durchgeschnittener Kehle und leeren, stierenden Augen direkt vor ihr auf dem Boden aufstieß und dunkles Blut in Velannas Richtung sickerte. Sie fuhr in die Höhe und ignorierte den Schwindel, der sich ihres Kopfes bemächtigte. Sigrun lachte, während sie mit ihren Dolchen durch die Dunkle Brut pflügte. Sieben Leichen lagen bereits ums Lager verteilt und Velanna war fassungslos angesichts der Tatsache, dass sie jetzt erst aufgewacht war. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust und einen Augenblick lang war sie wie gelähmt, da ihr der Schlaf immer noch in den Knochen steckte. Ihre Augen ruhten auf Sigrun, dann riss sie sich aus der Trance und griff nach ihrem Stab. Und nicht zu spät. Einer der Hurlocks hatte Sigrun gepackt und die Zwergin hatte aufgrund ihrer geringen Körpergröße den Nachteil. Sigrun wand sich und versuchte einen ihrer Dolche rücklings in die Bauchgegend des Hurlocks zu rammen, doch er hatte ihre Arme in einem schraubstockartigen Griff. »Lass sie mich nicht mitnehmen! Bring mich um, bevor sie mich mitnehmen!«, schrie Sigrun aufgebracht. Velanna spürte die Magie unter ihrer Haut pulsieren und im nächsten Moment explodierte ihre Kraft. Sie ließ ihren Stab wirbeln und Velanna wirbelte mit ihm und in einem Strom magischer Energie, wie sie sie seit Wochen nicht gespürt hatte. »Ihr werdet sie nicht bekommen!« Wurzeln brachen durch die massiven Steinwände und aus der Decke und griffen sich die übrig gebliebenen Darkspawn wo sie standen. Einige wurden gegen die Höhlendecke gerissen, andere wurden von den Wurzeln zerquetscht. Velanna streckte ihren Stab aus und deutete durch den Staub und das Durcheinander auf den Hurlock, der Sigrun gepackt hatte. »Du wirst sie nicht haben«, sagte sie leise und beinahe hatte man das Gefühl, dass der Hurlock sie verstand, denn er schien zu zögern. Dieser Moment reichte Velanna und Sigrun. Der Hurlock wurde gleichzeitig von einem Dolch und einer dornigen Wurzel aufgespießt und sackte mit einem widerlich gurgelnden Geräusch zu Boden. Sigrun schüttelte sich und steckte ihre Dolche weg, ehe sie Velanna beeindruckt zunickte. »Erinner mich daran dich nie sauer zu machen«, sagte sie und fing an ihre Sachen zusammen zu packen, als wäre nichts geschehen. »Warum hast du mich nicht aufgeweckt? Bist du wahnsinnig?« Sigrun hob überraschend die Augenbrauen. »Ich hab mehrere Monster erledigt und war dabei nicht unbedingt leise, ich dachte ehrlich gesagt, dass du von selbst aufwachen würdest.« Velanna spürte ihre Wangen vor Hitze brennen und sie kniete sich auf den Boden, um ihr Unwohlsein zu verbergen. Sigrun gluckste heiter, als wäre sie nicht gerade beinahe von einem Hurlock fortgeschleppt und in eine Brutmutter verwandelt worden. Velanna schauderte innerlich bei dem Gedanken an die Panik auf Sigruns Gesicht und an die Erinnerungen einer Gewissen Grube in Kal’Hirol… »Danke für die Rettung, Prinzessin«, sagte Sigrun lächelnd. Velanna schnaubte empört. »Ich bin keine Prinzessin!« »Ich dachte du wärst sowas wie eine Elfenprinzessin?« »Ich war Lehrling meines Keepers! Das hat nichts mit solchen unsinnigen Dingen wie menschlichem oder zwergischem Adel zu tun! Es ist eine ehrenvolle Position!« Sigrun zuckte mit den Schultern und schulterte ihre Tasche. Mit einem großen Schritt trat sie über eine der Leichen hinweg und reckte die Nase der Dunkelheit entgegen. »Wie auch immer, Prinzessin. Lass uns weitergehen.« * »Weißt du, als du gesagt hast ‚Du kannst sie nicht haben‘, hatte ich Gänsehaut auf den Ohren.« »Halt die Klappe!« * Sie fanden einen dieser abnormen sprechenden Hurlocks nachdem sie mehrere Stunden gewandert waren. Velannas Magie fühlte sich mittlerweile wieder gedämpft an und sie hätte beinahe alles dafür gegeben sich wieder so zu fühlen wie in dem Kampf vor ein paar Stunden, in dem die Magie so nah unter ihrer Haut pulsiert hatte. Ihre Verletzlichkeit trug nicht unbedingt zu ihrer guten Stimmung bei. »Gehörst du zum Architekten?«, fragte Sigrun, nachdem sie den Hurlock aus dem Schatten heraus überwältigt hatte. Velanna hatte sich vor ihm aufgebaut, nachdem Sigrun ihn in die Knie gezwungen hatte und ihn nun mit ihren Dolchen im Schach hielt. Der Hurlock zögerte einen Moment, dann nickte er. »Wir suchen eine junge Elfe, die der Architekt entführt und mit eurer Seuche infiziert hat«, zischte Velanna und hielt dem Hurlock ihren Stab sehr dicht vors Gesicht. Ihr Herz hämmerte in ihrem Brustkorb und sie ertappte sich dabei, wie sie den Atem anhielt. Auf dem Gesicht des Hurlocks breitete sich ein scheußliches Grinsen aus und Velanna musste der Versuchung widerstehen, es ihm mit Hilfe ihrer Magie aus dem Gesicht zu reißen. »Die Lady Seranni«, sagte der Hurlock und nickte kaum merklich. Sein Atem stank nach Verwesung und Velanna hätte sich bei dem Klang des Namens ihrer Schwester aus seinem Mund nur allzu gern vor seine Füße übergeben. »Mein Meister hat niemanden entführt. Die Lady Seranni war freiwillig an seiner Seite und unterstützte ihn bei seiner Suche«, sagte der Hurlock mit seiner kratzenden Stimme. Es klang ganz so, als hätte er seine Stimmbänder erst kürzlich in Gebrauch genommen. »War?«, hakte Sigrun leise nach, doch Velanna ignorierte sie. »Es ist mir egal, wonach dein Meister sucht! Sag mir wo meine Schwester ist!«, fauchte Velanna und presste die Spitze ihres Stabes gegen die Brust des Monsters. Der Hurlock lachte gurgelnd. »Der Meister hat davon gesprochen, dass jemand nach der Lady Seranni suchen würde. Wir sollen ausrichten, dass eure Suche vergeblich ist. Vor vier Tagen ist die Lady den Kindern der Mutter zum Opfer gefallen. Mein Meister konnte sie nicht retten.« Eine dröhnende Stille bohrte sich durch Velannas Ohren und in ihren Kopf hinein, presste sich hart auf ihre Atemwege und schickte eine kalte Taubheit durch ihren Körper. Sie konnte sich nicht mehr rühren. Sie hörte nicht, was Sigrun sagte oder was das Monster vor ihr antwortete. Er lügt, war ihr erster Gedanke gewesen, aber eine kleine Stimme in ihr verkündete, dass dieser wahllose Hurlock keinerlei Grund hatte sie anzulügen. Der Architekt hatte ganze Horden von Darkspawn unter seinem Kommando, es war nicht so, als könnte er eine winzigkleine Bedrohung durch sie und eine Zwergin nicht problemlos abschmettern. Seranni war tot. Aber war sie das nicht schon die ganze Zeit?, flüsterte eine kleine boshafte Stimme in Velannas Kopf. Hast du nicht gesehen, wie leer ihre Augen waren? Du hättest einsehen müssen, dass du sie nicht retten kannst. Ihre Knie gaben nach. Sie konnte nicht atmen. Velanna ließ ihren Stab fallen und presste sich die Hände aufs Gesicht, als könnte sie so die schreckliche Wahrheit abwehren, die sich von innen und von außen in ihre Haut bohrte. Ihre Schwester war gestorben und Velanna hatte sie nicht retten können. »Velanna. Hey! Velanna!« Sie schien eine Ewigkeit einfach nur auf dem harten, staubigen Boden der Deep Roads gesessen zu haben. Eine kleine robuste Hand hatte sich behutsam auf ihre Schulter gelegt und Velanna hob den Kopf, um Sigrun ins Gesicht zu sehen. Ihr tätowiertes Gesicht zeigte Besorgnis und Mitleid. Velanna war nicht einmal in der Lage, Sigrun abweisend mitzuteilen, dass sie ihr Mitleid nicht brauchte. Sie brauchte ihre Schwester. »Du musst mit diesem Erdbebenkram aufhören, sonst werden wir hier gleich noch lebendig verschüttet«, sagte Sigrun leise und Velanna blinzelte. Erst jetzt wurde ihr klar, dass der Boden unter ihren Knien bebte und dass Staub auf sie beide herab rieselte. Eine dünne graue Schicht hatte sich auf Sigruns dunkles Haar gelegt und viele kleine Staubkörner hingen in ihren Wimpern. Velanna schloss die Augen und atmete mehrere Male tief durch. Jetzt, da sie wieder zu sich gekommen war, hörte sie die leisen Stimme am Rand der Fade in ihrem Kopf flüstern. Du kannst sie noch retten. Komm zu uns und wir helfen dir, sie zu finden. Die Seelen der Toten reisen durch die Fade, weißt du das denn nicht? Velanna schob ihre Verbindung mit der Fade beiseite und versuchte sich aufzurichten. Von dem Hurlock war nichts mehr zu sehen. Sigrun hatte ihn offenbar gehen lassen. Vielleicht, weil sie sich um Velanna Sorgen gemacht hatte? »Ich hab gehört… ich hab gehört, dass Magier…«, begann Sigrun zögerlich und es war das erste Mal, dass Velanna Unsicherheit in der Stimme der Zwergin hörte. Sie war nicht unsicher gewesen, als sie Velanna zugerufen hatte, dass sie sie töten sollte, damit sie nicht als Brutmutter enden würde. Aber jetzt… »Ich höre ihre Stimmen«, sagte Velanna leise und heiser, während Sigrun ihr auf die Beine half. Sie stützte sich auf ihren Stab und vielleicht auch ein bisschen auf Sigruns Schulter. Sigrun schaut aus großen dunklen Augen zu ihr auf. »Sie sind immer da, wenn man… wenn man starke Emotionen hat. Das ist normal.« »Hör nicht auf sie, ok?«, sagte Sigrun leise. Für eine Zwergin musste Magie sogar noch seltsamer sein, als für Shemlens. Zwerge träumten nicht. Sie hatten nicht einmal eine vage Ahnung davon, wie sich die Fade anfühlte. »Natürlich nicht«, presste sie bissig zwischen ihren Zähnen hervor und wandte den Blick ab. Sigrun schwieg und einen Moment lang fragte Velanna sich, wieso sie überhaupt angehalten hatten und nicht weiter gingen. Bis ihr wieder einfiel, was gerade geschehen war. Das Beben des Bodens hatte aufgehört und Velanna umklammerte ihren Stab so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß wurden. »Wo ist der nächste Ausgang?«, fragte sie so leise, dass sie es selbst kaum hörte. Sigrun deutete mit einer Hand in die Dunkelheit hinter ihnen und Velanna straffte die Schultern und setzte einen Fuß vor den anderen. * Als sie die Oberfläche erreichten, stand Velanna einige Minuten still unter dem dunkelblauen Sternenhimmel und musterte die Umrisse der Bäume. Der Mond war beinahe voll und goss milchiges Licht über die unschuldig schlafende Landschaft. Es war friedlich und wunderschön und Velanna hätte am liebsten ihre Augen geschlossen und es nie wieder angesehen. Nichts durfte so schön sein, während sie um ihre Schwester trauerte. Es fühlte sich wie grausamer Hohn an. Die frische Luft klärte ihre Gedanken und sie hatte das Gefühl noch nie richtig geatmet zu haben. Die vielen Wochen unter der Erde hatten ihr schwerer zugesetzt, als sie es sich selbst eingestehen wollte. Auch ihre Verbindung zur Fade war nun wieder greifbarer als vorher. Sigrun stand neben ihr und musterte die Sterne, die aussahen wie kleine helle Nadelstiche im Firmament. »Als ich zum ersten Mal unter dem Himmel stand, dachte ich, ich würde hinein fallen«, sagte sie mit einem schiefen Grinsen. Velanna schnaubte leise. Sie wusste, dass die meisten Zwerge diese Angst teilten und sie hatte auch Oghren sagen hören, dass der Himmel ihn immer noch beunruhigte. Velanna verstand nicht so recht, wie so etwas so Wunderbares Leuten das Fürchten lehren konnte. Dann wiederum dachten die Zwerge sicherlich genau dies über ihre unterirdischen Königreiche und wenn Velanna daran dachte, wie sie die ganze Zeit Angst gehabt hatte, dass sie lebendig unter einem Haufen Schutt begraben wurde… »Als ich zum ersten Mal in einer Höhle war, dachte ich, ich würde ersticken«, gab sie zurück. Sigrun lachte leise. »Wir sind ein merkwürdiges Gespann«, murmelte sie und ließ sich zu Velannas Überraschung rücklings ins leicht feuchte Gras fallen. Es sah aus, als würde sie versuchen einen Schneeengel zu machen. »Mittlerweile finde ich es an der Oberfläche sehr schön. Gras zum Beispiel kitzelt großartig unter den Füßen, wenn man barfuß läuft. Und ich mag Vögel. Wir haben keine Vögel da unten. Oh, und Sonnenaufgänge. Sonnenaufgänge erinnern mich an die Lava unter der Erde.« Velanna setzte sich neben Sigrun ins Gras. Ihr fielen keinerlei Dinge an, die sie am Leben unter der Erde so schätzte wie das, was Sigrun gerade aufgezählt hatte. »Wirst du irgendwann zurückgehen?«, fragte Velanna. Sigrun riss ein Büschel Gras aus der Erde und ließ es über Velannas Knie rieseln. »Na klar. Du weißt schon, ich bin tot und alles. Irgendwann muss ich mich meinem Schicksal entgegenwerfen. Es wird sicher ein glorreicher Tag sein«, sagte Sigrun grinsend und ließ einige Grashalme auf ihr eigenes Gesicht fallen. Velanna antwortete nicht. Sie verstand die Loyalität der Zwergin einer Kultur gegenüber nicht, die sie wie Abschaum behandelte und sie zum Sterben in diese scheußlichen Tunnel geschickt hatte. »Keine Sorge, Prinzessin. Ich werd dir schon noch ein Weilchen erhalten bleiben«, meinte Sigrun amüsiert und boxte sie sachte gegen den Oberarm. Velanna warf ihr einen ungnädigen Blick zu. Einige Minuten herrschte Stille, dann… »Willst du mir ein bisschen von deiner Schwester erzählen?« Velanna hob den Kopf und schaute erneut hoch in den Nachthimmel. Vor einigen Wochen hätte sie Sigrun sicherlich gesagt, dass es sie nichts anging. Sie hatte schon immer andere Leute weggestoßen und ihre Schwester hatte immer versucht, sie dazu zu bringen, sich mehr zu öffnen. Jetzt war Seranni tot und Velanna war allein. »Als ich acht war, hab ich aus Versehen einen unserer Wagen in Brand gesteckt und Seranni…« * Wenn Sigrun bemerkte, dass Velanna jedes Mal einen Regenguss nutzte, um Tränen über ihre Schwester zu vergießen, dann erwähnte sie es nicht. Sie griff nur jedes Mal nach Velannas Hand und ging schweigend neben ihr her, als wäre überhaupt nichts Merkwürdiges dabei, dass eine untote Zwergin und eine ausgestoßene Dalish händchenhaltend durch die Landschaft marschierten. Der Schmerz war immer noch da, wenn Sigrun ihre Hand hielt, aber er wurde ein bisschen leichter zu ertragen. * Die Standpauke, die sie über sich ergehen lassen mussten, als sie Vigils Keep erreichten, fiel recht kurz aus, nachdem Sigrun den Warden Commander darüber informierte, dass Seranni gestorben war. Selbst Oghren machte keine dumme Bemerkung und Anders sah ausnahmsweise einmal so aus, als würde er eine Sache ernst nehmen – etwas, das Velanna vielleicht in ihrem Kalender anstreichen würde, wenn sie ein anständiges Bad genommen hatte. Genau das war es, was sie als erstes tat. Ihre Finger waren ganz schrumpelig, als sie nach über einer Stunde aus dem bereits erkalteten Wasser stieg und anfing sich abzutrocknen. Sie wollte einfach zehn Jahre schlafen und aufwachen, wenn all dies vorbei war. Der Grund, wieso sie den Grauen Wächtern beigetreten war, hatte sich in Luft aufgelöst. Sie war hierhergekommen, um ihre Schwester zu finden und zu retten. Aber sie hatte versagt. Nun war sie eine Graue Wächterin ohne Ziel und ohne Antrieb. Und sie lag frisch gebadet in einem weichen Bett in einer sicheren Festung, ihr Bauch war gefüllt mit leckerem, nicht verschimmeltem Essen und sie konnte verdammt noch mal nicht schlafen. Mehrere Wochen auf hartem Boden in nach Darkspawn stinkenden Tunneln und Gefahr hinter jeder Ecke… und ausgerechnet jetzt konnte sie nicht schlafen. Es klopfte leise an ihrer Tür. »Ich schlafe schon!«, rief sie ungehalten. »Ich nicht!«, ertönte Sigruns Stimme von draußen. Velanna zögerte kurz, dann seufzte sie. »Na schön. Komm rein.« Die Tür öffnete sich und Sigrun schlüpfte ins Zimmer. Es war immer seltsam sie ohne Rüstung zu sehen. Sigrun trug eine viel zu große Tunika und eine Leinenhose, die unten auf dem Boden schleifte, was wahrscheinlich bedeutete, dass sie sich ihre Kleidung von irgendjemandem geliehen hatte, der kein Zwerg war. Sie hatte auf ihre Zöpfe verzichtet und sah aus, als hätte sie ebenfalls bereits einige Zeit versucht einzuschlafen und als wäre sie kläglich gescheitert. Velanna starrte hoch zu Sigrun, die eine halbe Minute einfach nur schweigend vor Velannas Bett stand und auf sie herab sah. Dann holte Sigrun tief Luft. »Ich konnte nicht schlafen, weil mein Bett irgendwie zu weich war und vielleicht auch, weil du nicht da warst und deswegen hab ich darüber nachgedacht, ob es angemessen wäre, hier in deinem Zimmer zu schlafen. Ich würde auch auf dem Boden schlafen. Der ist wenigstens nicht zu weich.« Sigruns Mund klappte zu und Velanna blinzelte erstaunt. Dann schluckte sie verlegen und fischte in ihrem Gehirn nach einer höhnisch abweisenden Antwort, aber sie fand keine. Ihr Herz stolperte ein wenig und es fühlte sich an, als hätte sie beim treppab gehen eine Stufe verpasst. »Du musst nicht auf dem Boden schlafen«, brummte sie, rutschte ein Stück zur Seite und hielt ihre Bettdecke nach oben. Sigrun starrte sie aus riesigen Murmelaugen an, dann, als Velanna sich schon beinahe vor Verlegenheit auf die Zunge gebissen hätte, schlüpfte sie blitzschnell unter Velannas Bettdecke und rollte sich neben ihr zusammen wie Anders‘ Katze Ser-Pounce-A-Lot. Sie lagen mehrere Minuten in der Dunkelheit und Velanna dachte an ihre Zeit mit dem Clan, an ihre Schwester und daran, dass sie nun bis zu ihrem Tod eine Graue Wächterin sein und Darkspawn jagen würde. Als hätte Sigrun ihre Gedanken gelesen, kam ihre Stimme leise aus den Tiefen des Kissens. »Wenn wir irgendwann den Ruf hören, können wir zusammen in die Deep Roads gehen. Du hast ja mittlerweile auch Übung.« Velanna schnaubte leise. Es war plötzlich sehr warm unter der Bettdecke. »Vorher setze ich keinen Fuß mehr in diese verdreckten Tunnel«, knurrte sie leise. Sigrun lachte. »Ich fürchte, dass du da als Graue Wächterin nicht drum herum kommst.« »Ich kündige«, sagte Velanna halbherzig und Sigrun lachte erneut. []»Siegreich im Krieg, wachsam in Friedenszeiten, opferbereit im Tode.« Velanna stöhnte und Sigruns Kichern füllte das ganze Zimmer. Wenn jemand sie draußen hören würde, würde es Velanna wahrscheinlich nicht einmal mehr stören. Die Wahrheit war, dass Velanna mit niemand anderem in die Deep Roads gehen würde, als mit Sigrun, wenn es ihre Wahl wäre. »Dann hoffen wir, dass es noch lange dauert, bis wir den Ruf hören. Sonst müsstest du aufhören Gras auf mich zu werfen, wann immer wir draußen unterwegs sind.« Velanna drehte leicht den Kopf, als Sigrun nicht antwortete. Sie war eingeschlafen. Velanna ertappte sich bei einem leisen Lächeln, dann schob sie alle Gedanken an die Deep Roads und an Seranni beiseite, lauschte Sigruns gleichmäßigem Atem und schloss ebenfalls die Augen. Kapitel 2: Korra x Asami (Avatar: The Legend of Korra) ------------------------------------------------------ 01.Komet In einer ihrer schlaflosen Nächte beieinander berichtete Korra Asami leise von den Tagen und Wochen vor Sozins Kometen, in denen Aang die größte Angst seines Lebens empfunden hatte und Asami lauschte aufmerksam und versuchte sich vorzustellen, so viele Leben und Erinnerungen und Gefühle in sich zu tragen. 02.lernen »Links, links! Nein, das andere links!«, rief Asami mit sich überschlagender Stimme, während Korra das Auto durch die Straßen jagte und Asami war sich nicht sicher, ob sie dem Avatar jemals wirklich das Autofahren beibringen konnte. 03.Fahrt Nachdem Korra ihre erste erfolgreiche und unfallfreie Satomobilfahrt hinter sich gebracht hatte, küsste sie Asami sehr stürmisch kurz bevor ein Streifenpolizist sie darauf hinwies, dass sie ihr Gefährt leider im Halteverbot geparkt hatte. 04.rot Eigentlich war Korras Lieblingsfarbe immer blau gewesen – blau wie Wasser, blau wie Eis unter blauem Himmel, blau wie die Tracht ihres Stammes – aber seit sie Gefühle für Asami hatte und dauernd auf ihren bemalten Mund starrte, machte die Farbe Rot ihrer Lieblingsfarbe eindeutig Konkurrenz. 05.Medizin »Stell dich nicht so an, Korra«, sagte Asami streng, während sie ihrer Freundin einen Löffel Hustensaft verabreichte und Korra das Gesicht verzog, als hätte sie noch nie etwas ungenießbareres zu sich genommen. 06.gestern Korra erinnerte sich an die Zeit nach Zaheer, als es immer nur gestern, gestern, gestern in ihrem Kopf gegeben hatte und nun, da sie Asami hatte, war sie vollkommen erfüllt von einem wunderbaren jetzt, jetzt, jetzt und morgen. 07.Spiegel Nach ihrem Kampf gegen Zaheer hatte Korra jahrelang kaum in einen Spiegel sehen können, aber mit Asami an ihrer Seite schaffte sie es allmählich wieder, sich selbst in die Augen zu sehen. 08.Ende »…und das ist für heute erst einmal das Ende der Geschichte«, sagte Korra grinsend, nachdem sie ihren Kindern den Anfang ihrer und Asamis Geschichte vorm Schlafengehen berichtet hatte und ihre Kinder sahen sie allesamt so empört an, dass Korra lachen musste. 09.Stille Die Stille nach Kataras Tod ließ Asami vermuten, dass gerade nicht nur Korra, sondern auch Aang um Katara trauerte und Asami konnte nichts tun, als ebenso stumm bei ihr zu sitzen und ihre Hand zu halten. 10.Kater »Ok, von mir aus«, sagte Asami resigniert, als sie Korra und ihre Tochter Mei vor sich stehen sah, wie sie mit strahlendem Grinsen und großen bittenden Augen einen ziemlich zerrupft aussehenden Kater hochhielten, den sie wer-wusste-schon-wo aufgetrieben hatten. 11.Klavier(musik) Korra war nie gut darin gewesen lange still zu sitzen, aber wenn ihre Tochter Katara Klavier spielte, hockte sie regungslos daneben und lauschte mit einem zufriedenen Lächeln und andächtig geschlossenen Augen. 12.kussecht In all den Momenten, in denen Korra Asami auf den hübsch geschwungenen Mund gestarrt hatte, hatte sie sich gefragt, ob der Lippenstift wohl abfärben würde, wenn sie sie irgendwann küssen dürfte, um schließlich herauszufinden, dass Asamis Lippenstift keinerlei Abdrücke hinterließ. 13.Nacht Korras Alpträume ließen sie oftmals im Schlaf aufschreien, aber Asami war nun jede Nacht an ihrer Seite, um die Träume zu verscheuchen und über Korra zu wachen. 14.Bild/Foto Bolin machte Korra an ihrem Geburtstag nach dem Sieg über Kuvira das beste Geschenk, indem er ihr ein Bild aus einer dieser Mover-Gerätschaften von Asami und ihr schenkte. 15.plötzlich Als Korra mit Asami in diesem Auto saß und über Mako lachte, verstand sie ganz plötzlich, worüber all diese Liebesgedichte, die ihre Mutter ihr früher vorgelesen hatte, redeten. 16.neun Korra brauchte neun Anläufe, bis sie es endlich schaffte, Asami ihre Gefühle in der Geisterwelt zu gestehen. 17.Eis Asami war eindeutig kein Freund des ewigen Eises an den Polen, aber wenn sie mit Korra dort unterwegs war und Korra sie anstrahlte, wurde Asami unweigerlich etwas wärmer. 18.Jenseits »Meister Tenzin… weißt du, wo meine… du weißt schon… meine anderen Eltern jetzt sind?«, fragte Aimi eines Tages leise, während sie mit Tenzin das Meditieren übte, um ihre Luftbändiger-Fähigkeiten zu stärken, und Tenzin schwieg eine Weile lang, bevor er anfing ihr Geschichten aus der Geisterwelt zu erzählen und wie man dort manchmal die Seelen von Verstorbenen wiederfinden konnte. 19.Kekse Korras Backkünste ließen eindeutig viele Wünsche offen, aber Asami aß jeden einzelnen der leicht salzigen Backsteine, die Korra eigens für sie gebacken hatte. 20.Glitzer Vielleicht würde Korra niemals aufhören können, sich mit Asami ein wenig über Mako lustig zu machen und es schien ganz so, als würde ihre Tochter Mei die alte Familientradition aufschnappen, denn als Mako sie nach dem Babysitten zurückbrachte, war sein ganzes Haar und seine Schultern mit glitzerigem Staub übersät und er sah aus, als würde er sich bei nächster Gelegenheit zweimal überlegen Korras und Asamis Kind zu hüten. 21.verändern Asami wusste, dass Korra sich stetig verändert und alles um sich herum mit verwandelte und sie liebte sie dafür, auch wenn sie dankbar war, dass manche Dinge an Korra wohl niemals ändern würden. 22.Vision »Ich wollte mit dir über eine… Idee sprechen, die ich schon länger habe«, sagte Korra nachdenklich, während sie ihre Kinder beim Spielen mit ein paar Bisonbabys beobachteten und sie berichtete Asami von ihren Gedanken an wenigstens eines – wenn nicht sogar mehrere – Waisenhäuser in Ba Sing Se. 23.Sommer Asami war froh darüber, dass sie Korras leidige Stimmung angesichts der Sommerhitze vertreiben konnte, indem sie einfach überdurchschnittlich oft im Bikini herumlief. 24.kostbar »Mei, das ist nicht zum Spielen geeignet!«, rief Tenzin entsetzt, als Mei sich einen uralten heiligen Wandteppich um die Schultern schlang, um damit Königin von Republic City zu spielen. 25.Glaube Korra war unendlich dankbar dafür, dass Asami immer an sie geglaubt hatte, auch wenn Korra den Glauben an sich selbst schon längst verloren hatte. 26.umklammern Asami konnte nicht umhin selbstzufrieden zu grinsen, als Korra sich keuchend an sie klammerte, während Asamis Finger sich zwischen ihre Beine schoben. 27.Stopp »Stopp, Polizei!«, rief Lin pflichtschuldig und so streng wie möglich, während vier kleine Bälger kreischend und lachend vor ihr davon rannten und Korra versuchte nicht laut zu lachen, als sie Lin und ihre Kinder beim Spielen beobachtete. 28.Schnecke Asami und Korra erinnerten sich noch gut an den Moment, an dem sie ihren Sohn Hao zum ersten Mal getroffen hatten – er hatte sehr sorgfältig eine kleine Schnecke von der Straße auf eine niedrige Straßenmauer gesetzt und ihr einen sicheren Weg gewünscht und Korra und Asami wussten, dass sie dieses Bild niemals vergessen würden. 29.weich Lin hatte nie wirklich eigene Kinder gewollt und sie hätte sich auch nie träumen lassen, dass sie einmal zum Babysitter ernannt werden würde, aber sie musste sich eingestehen, dass ihr Herz ziemlich weich wurde, wenn Korras Tochter Mei aus riesigen grünen Augen zu ihr aufschaute und sie bat, noch weitere gefährliche Polizeigeschichten zu erzählen. 30.falsch Schlagzeile: »Avatar Korra verpasst aufdringlichem Journalisten einen Faustschlag, nachdem er ihre Bezeichnung zu Asami Sato als ‚unnatürlich‘ bezeichnet.« 31.Faustschlag Korra wollte eigentlich streng mit ihrer Tochter sein, als sie erzählt bekam, dass Mei einem Jungen eine blutige Nase geschlagen hatte, aber als sie hörte, dass Mei es getan hatte, weil der Junge ihr erklärt hatte, dass sie keine richtige Familie hätte, weil sie keinen Vater hatte, konnte Korra Mei einfach nicht böse sein. 32.Plan(ung) »Ich möchte mindestens drei davon mit dir!«, platzte Korra an einem sonnigen Herbsttag heraus, als sie und Asami im Park saßen, ein Picknick genossen und ein paar spielenden Kindern zusahen, die lachend einen Ball hin und her warfen. 33.vier »Weißt du, wie ich sagte, dass ich mindestens drei Kinder mit dir will?«, sagte Korra mit einem ziemlich verdächtigen Unterton und Asami hob eine ihrer Augenbrauen, woraufhin Korra hastig von einem gewissen Waisenkind namens Aimi berichtete, dass sie just heute Morgen getroffen hatte. 34.Seele Einmal hatte Asami sich gefragt, ob sie nach ihrem Tod Korra vielleicht in der Geisterwelt wiederfinden könnte, aber dann war ihr eingefallen, dass die Seele des Avatars immer wieder geboren wurde. 35.Muse Asami hatte nie Probleme damit, neue Projekte zu entwerfen, aber mit Korra an ihrer Seite sprudelten die Ideen wie nie zuvor. 36.Abschied »Ich finde dich wieder, ganz bestimmt«, sagte Korra mit einem letzten Lächeln, bevor sich ihre blauen Augen für immer schlossen und irgendwo auf dieser Welt der nächste Avatar geboren wurde. 37.magisch Korra hätte schwören können, dass Asami irgendwelche geheimen Bändigungskräfte hatte, die sich ausschließlich auf Korras Körper bezogen – zumindest fühlte es sich so an, wenn Asamis Hände, Lippen und ihre Zunge Korra in Brand steckten und ihren Kopf leerfegten. 38.Missverständnis »Es ist nicht so, wie es aussieht!«, rief Korra peinlich berührt und mit dunkelroten Wangen, als Asami Korra mit Asamis Unterwäsche in den Händen in ihrem Schlafzimmer vorfand. 39.Umarmung »Gruppenkuscheln!«, rief Korra enthusiastisch und kniete sich auf den Boden, um nicht nur ihre Frau, sondern auch ihre drei Kinder umarmen zu können, bevor sie zu einer diplomatischen Mission ins Erdkönigreich aufbrach. 40.Lippe(n) Korra verbrachte die ersten drei Tage ihres gemeinsamen Urlaubs in der Geisterwelt damit, die Schmetterlinge in ihrem Bauch zu sortieren und auf Asamis Mund zu starren, bis Asami sich schließlich erbarmte und ihre Lippen auf Korras drückte. 41.Blickkontakt Asami war stolz sagen zu können, dass mittlerweile ein einfacher Blickkontakt reichte, um zu wissen, was in Korra vorging. 42.wühlen »Ich könnte schwören, dass ich es hier irgendwo hingetan habe!«, erklärte Korra verzweifelt, während sie all ihre Schubladen durchwühlte, bevor sie schließlich ein wenig außer Atem und mit hochrotem Kopf eine recht krumm gestaltete Verlobungskette zwischen einigen Socken hervor fischte und sie Asami peinlich berührt hinhielt. 43.Erleuchtung Manchmal konnte Asami nur den Kopf darüber schütteln, dass es eine versuchte Entführung des Roten Lotus von Korra gebraucht hatte, damit sie endlich begriff, dass sie sich in ihre beste Freundin verliebt hatte. 44.Alkohol Korra wollte lieber nicht daran erinnert werden, wie sie Asami einen überschwänglichen Heiratsantrag gemacht hatte, nachdem sie zum ersten Mal in ihrem Leben Alkohol probiert hatte. 45.Krieger/in Korra hatte viel zu lange gedacht, dass Asami eine verwöhnte Prinzessin war, bis ihr irgendwann klar wurde, dass Asami vielleicht nicht nur eine Prinzessin, sondern auch eine Kriegerin war. 46.zerbrechlich Korra war der stärkste Mensch, den Asami kannte, doch in manch dunklen Stunden während der Nachtzeit, wenn Korra schreiend aufwachte und sich an sie klammerte, wirkte sie unheimlich zerbrechlich in Asamis Armen. 47.Kaktus Asami sah Korra zum ersten Mal komplett nackt, nachdem Korra versehentlich Kaktussaft getrunken hatte und anschließend mit leuchtend roten Wangen und ausgesprochen guter Laune unbekleidet über eine Düne tanzte. 48.Glück Wenn man Korra gefragt hätte, was Glück für sie bedeutete, dann hätte sie geantwortet, dass es das Lachen ihrer Kinder war, die mit Asami durch den Garton tobten. 49.kichern Wann immer Korra versuchte, Asami mit ihren Muskeln zu beeindrucken, konnte Asami einfach nicht umhin leise zu kichern. 50.Luftschloss »Korra, ich fürchte, du musst dich damit abfinden, dass du nicht mehr wächst und kleiner bleiben wirst als ich«, erklärte Asami amüsiert, als Korra sich zum gefühlt hundertsten Mal neben sie stellte, um zu prüfen, ob sich der Größenunterschied zwischen ihnen verringert hatte. Kapitel 3: Merida x Elsa (Disney's Brave/Frozen) ------------------------------------------------ Blaubeermuffins des Schicksals »… und wie sie immer rum stolziert, das ist doch nicht zum Aushalten. Und ich schwöre dir, sie poliert ihr dummes Schulsprecherinnenabzeichen jeden Tag mindestens drei Mal!« »Ähm, Meri…?« »Und wenn sie Quidditch spielen könnte… wofür sie sich natürlich zu schade ist, weil der Wind ihre Frisur ruinieren würde! Wahrscheinlich verbringt sie die ganzen Spiele damit, ihre Haare zu flechten. Wenn man das überhaupt Haar nennen möchte, es könnten auch versilberte Spaghetti sein… Jedenfalls wäre sie sicher Mannschaftskapitänin und würde sich besser fühlen als alle anderen!« »Merida…« »Glaubst du, sie würde hysterisch anfangen zu kreischen, wenn man in ihren Gemeinschaftsraum schleicht und all ihr Makeup klaut?« »Ok, es tut mir Leid, aber ich muss es dir jetzt einfach sagen! Ich glaube, du bist Hals über Kopf verschossen!« Merida hielt mitten in ihrer empörten Geste inne. Ihre Augen richteten sich auf Mulan, die vor ihr in einem der knautschigen Sessel im Gemeinschaftsraum der Gryffindors hockte und sie aus ihren schmalen, braunen Augen musterte. Der Gesichtsausdruck ihrer besten Freundin schwankte zwischen Entschlossenheit und Resignation. Es fühlte sich an, als wäre Meridas Inneres ein prall gefüllter Luftballon gewesen und als hätte Mulan gerade mit einer spitzen Nadel hinein gepiekt. Merida hörte förmlich, wie die Luft zischend entwich und der Ballon auf dem Boden zusammenschrumpfte. Sie ließ langsam ihre Hände sinken und starrte Mulan noch einige Sekunden lang schweigend an, dann holte sie Luft, um sich zu beschweren. Aber Mulan ließ ihr keine Gelegenheit dazu. Sie streckte hastig die Hand aus – mit der unverwechselbaren Geschwindigkeit der Sucherin – und legte sie auf Meridas Lippen, um sie am Sprechen zu hindern. »Du redest seit mindestens zwei Jahren über nichts anderes mehr, weißt so ziemlich alles, was es über Elsa zu wissen gibt und starrst sie dauernd an, als wären deine Augen an ihr festgeklebt. Ich dachte nur, ich sollte dir die Wahrheit sagen, bevor ihr von der Schule abgeht und du sie dann vielleicht nie wieder siehst«, erklärte Mulan bedächtig und ließ ihre Hand sinken. Dann stand sie auf, griff nach ihrer Tasche und wuschelte Merida noch einmal durch ihre wilden roten Locken, bevor sie die Treppe zum Mädchenschlafsaal hinauf verschwand. Merida sackte in sich zusammen und starrte hinüber zur Treppe, als könnte sie Mulan so dazu zwingen zurück zu kommen und ihre Worte zu wiederrufen. Aber alles Starren half nichts, Mulan lag vermutlich gemütlich eingekuschelt in ihrem Himmelbett mit den roten Samtvorhängen und schlummerte sanft vor sich hin, während sie ihre beste Freundin mit einem geplatzten Ballon und einer Art Wirbelsturm zurückgelassen hatte, in den sich die entwichene Luft aus besagtem imaginären Ballon eindeutig verwandelt hatte. Was für ein ausgemacht Blödsinn. Verschossen. In Elsa Arendelle alias Hogwarts‘ Schulsprecherin, Musterschülerin, Slytherin-Prinzessin sondergleichen und Dorn in Meridas Augen seit sie sich das erste Mal gesehen hatten. Lächerlich! Aber wie es einmal mit Gedanken war, die sich plötzlich im Gehirn breit machten, als gehörte ihnen jede Windung und jede Zelle dort, blieben Mulans Worte in Meridas Kopf hängen und hämmerten von innen munter gegen ihre Schädeldecke. Ein Chorus aus Irrlichtern trällerte bestens gelaunt und fiepsig »Verschossen in Elsa, verschossen in Elsa, verschossen in Elsa!« und Merida hatte nicht übel Lust, ihre Ausgabe von Quidditch im Wandel der Zeiten aus dem Fenster oder wahlweise in den Kamin zu pfeffern. Sie warf einen Blick nach draußen, dann auf die Kuckucksuhr in der Ecke neben dem Kamin und dann beschloss sie, dass eine Stunde vor Bettruhe ausreichte, um noch einmal auf ihren Nimbus 2001 zu steigen und sich die elenden Gedanken aus dem Kopf pusten zu lassen. Auf ihrem Besen zu fliegen, half Merida eigentlich immer gegen schlechte Laune und nagende Gedanken und so fischte sie ihren Besen aus dem Schlafsaal – Mulan schlummerte tatsächlich bereits tief und fest, oder sie tat zumindest so – und verließ den Gemeinschaftsraum, um sich unten auf den Ländereien auf ihren Besen zu schwingen. Die Abendluft war angenehm kühl und roch nach Tannennadeln. Hinten in Hagrids Hütte brannte Licht und die Sonne war noch nicht ganz untergegangen. Genau das richtige Wetter für einen ausgiebigen Flug. Merida wartete nicht, bis sie das Quidditchfeld erreicht hatte, sie schwang ihr Bein über den Besenstiel und stieß sich direkt vor der großen Treppe vom Boden ab, um in die Luft zu sirren. Der Wind pfiff ihr ums Gesicht und zerzauste ihre Haare noch mehr, als sie es ohnehin schon waren. Hier oben war alles herrlich klein und das Leben schien immer ein wenig weiter entfernt, als hätte sie eine andere Welt betreten. Merida hatte nicht übel Lust, ihren Besen quer über die Ländereien und darüber hinaus brausen zu lassen, aber sie hatte keine Lust schon wieder Nachsitzen aufgebrummt zu bekommen – so wie letztes Mal, als sie Blaubeertörtchen aus der Küche geschmuggelt hatte und dabei leider von Filch ertappt worden war – und so begnügte sie sich mit ein paar Runden um das Quidditchfeld, über den See und einen Ausläufer des Verbotenen Waldes. Merida versuchte sich daran zu erinnern, wann diese Rivalität mit Elsa eigentlich genau angefangen hatte, aber sie konnte sich nicht so recht erinnern. Tatsächlich wusste sie nicht einmal, ob man überhaupt von einer Rivalität sprechen konnte, denn die meiste Zeit über ging Elsa nicht auf ihre Schnippeleien ein und hatte oftmals nur ein dünnes Lächeln für Meridas Unsinn übrig, den sie meistens im Zaubertrankunterricht veranstaltete, den sie all die sieben Jahre auf Hogwarts immer mit Elsa hatte durchleiden müssen. Mulans entschlossenes Gesicht vor Augen geriet Merida ins Grübeln darüber, wieso sie immer gerade im Zaubertrankunterricht so einen Unsinn anstellte und nicht in ihren anderen Fächern. Weil Zaubertränke ein scheußliches Fach war, das verboten gehörte – und in dem Elsa übrigens und ganz selbstverständlich herausragende Noten hatte. Weil sie Professor Snape nicht leiden konnte. Mulans mentales Bild schüttelte resigniert den Kopf. Merida konnte die Stimme ihrer besten Freundin hören und sie sagte: »Weil du ihre Aufmerksamkeit wolltest, Dummerchen.« Merida wäre beinahe seitlich vom Besen gerutscht, als die Erkenntnis über diese Tatsache ihr entgegenschlug wie ein besonders dicker Ast der peitschenden Weide. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Das alles musste ein schrecklicher Irrtum sein. Erstens einmal war Elsa unausstehlich, arrogant und so fürchterlich prinzessinnenhaft, dass sich Merida die Zehennägel kräuselten, wenn sie darüber nachdachte. Und außerdem war Elsa ein Slytherin. Wo käme man denn hin, wenn plötzlich die Kapitänin der Gryffindor-Quidditchmannschaft mit der Slytherin-Schulsprecherin… Nein! Gryffindor und Slytherin, das passte genauso wenig zusammen wie Merida und Elsa. Soviel stand fest und das würde sie Mulan beweisen. * »Ok, ich hab nachgedacht«, eröffnete sie am nächsten Morgen die Unterhaltung mit Mulan, sobald diese ein Auge geöffnet hatte. »Hmpfg«, machte Mulan und Merida konnte es ihr nicht verübeln, sie waren für gewöhnlich beide Langschläferinnen und Mulan brauchte morgens immer mindestens eine halbe Stunde Ruhe, bevor sie ansprechbar war. Merida schätzte das sehr an ihrer besten Freundin, weil es ihr genauso ging und sie auf diese Art sehr entspannt durch die vielen frühen Morgen kamen. Aber heute war sie schon seit über eine Stunde wach, weil sie nicht mehr hatte schlafen können – und das hatte sicherlich nichts mit einem recht grafischen Traum zu tun, den sie über eine gewisse Slytherin-Schulsprecherin gehabt hatte und von dem sie Mulan niemals erzählen würde. »Ich werde dir«, und an dieser Stelle fügte sie ein mentales ‚und mir‘ hinzu, »beweisen, dass ich kein kleines bisschen in Elsa verschossen bin. Ich werde zwei Wochen lang nicht über sie reden, sie nicht ansehen und sie überhaupt einfach ignorieren!« Mulan gab ein verschlafenes Stöhnen von sich und vergrub sich unter ihrem Kopfkissen, doch Merida ließ sich davon nicht entmutigen. Sie würde ihr Schicksal ändern! Jawohl! Und wenn sie Elsa lang genug ignorierte, dann würde sich sicherlich herausstellen, dass all diese komischen Gefühle eigentlich gar nicht da waren. Oder zumindest nicht von Dauer. Sie gratulierte sich zu ihrer brillanten Idee. Zugegebenermaßen wäre es noch praktischer, wenn sie einfach einen Zaubertrank hätte, den sie in einen Kuchen packen und verspeisen könnte, um ihre Gefühle abzustellen, aber Merida war zu schlecht in Zaubertränke und hätte sich vermutlich bei diesem Versuch vergiftet. Also musste sie ihr Schicksal auf andere Weise in die Hand nehmen. * Meridas Plan klappte ganze drei Tage lang hervorragend. Zugegebenermaßen war es eine kleine Umstellung, sich nicht mehr jeden Tag bei ihrer besten Freundin über Elsa zu beklagen und Elsa hinter ihrem Rücken Grimassen zu schneiden – meistens zur Belustigung der anderen anwesenden Gryffindors – aber sie meisterte die Aufgabe mit einem großen Aufwand an Disziplin. Dann machte ihr Professor Snape einen Strich durch die Rechnung. »Sie werden heute in Zweiergruppen versuchen den Trank Felix Felicis herzustellen. Da ein Teil der Klasse zweifellos unfähig ist, werde ich die Gruppen so zusammenstellen, dass die Wahrscheinlichkeit für tödliche Unfälle minimiert wird.« Merida stöhnte leise. Manchmal fragte sie sich, wieso sie Zaubertränke für ihren UTZ überhaupt belegt hatte und wie um alles in der Welt sie die nötige ZAG-Prüfung bestanden – und dann auch noch gut bestanden – hatte, aber Tatsache war, dass sie zwei linke Hände hatte, wenn es ans Mischen von Zaubertränken ging. Und ein komplizierter Zaubertrank wie der Felix Felicis würde unter ihrer Aufsicht wahrscheinlich explodieren und dann würde sie niemals die Genugtuung erleben, Mulan bewiesen zu haben, dass sie sich kein Stück für Elsa interessierte… »Miss DunBroch und Miss Arendelle. Um den Schaden so gering wie möglich zu halten«, sagte eine kalte Stimme direkt neben ihr und Merida blinzelte einen Augenblick lang, dann schaute sie zum Tisch schräg gegenüber. Ein Paar sehr blauer Augen blickte ihr direkt entgegen und eigentlich hatte Merida ihre eigens erstellte Wette mit sich und der eher unfreiwillig beteiligten Mulan schon verloren, aber Merida befand, dass das definitiv nicht ihre eigene Schuld war. »Selbstverständlich muss der Zaubertrank, wenn er korrekt gebraut wurde, sechs Monate lang ziehen und ist dementsprechend nicht zu gebrauchen, nachdem sie Ihre ersten vermutlich kläglichen Versuche bei mir abgeliefert haben. Allerdings kann man bereits nach kurzem Köcheln feststellen, ob die Herstellung erfolgreich war, oder nicht. Die Zutaten finden Sie im Schrank, das Rezept auf Seite 284. Damit Sie sehen, wie weit entfernt vom korrekt gebrauten Trank Sie sich bewegen, habe ich Ihnen dieses Fläschchen zur Ansicht mitgebracht. Sollte irgendjemand es anrühren, wird er oder sie es bereuen. Machen Sie sich an die Arbeit!« Meridas Blick huschte zu der Phiole, die Snape kurz in seinen blassen Fingern gehalten hatte und die nun vorne auf dem Tisch stand, wo sie fröhlich golden vor sich hin glitzerte. Eine Idee formte sich in ihrem Kopf und sie wusste, dass Mulan die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde, wenn sie Legilimentik beherrschen und in Meridas Kopf schauen würde. »Ist es in Ordnung, wenn wir deinen Kessel benutzen?«, ertönte eine ruhige Stimme direkt neben ihr und Meridas latent kriminelle Gedanken verpufften wie Rauchwölkchen, als sie sah, wer mit ihr gesprochen hatte. Elsa stand direkt neben ihr am Tisch und es ärgerte Merida, dass sie kleiner war als Elsa. Wahrscheinlich war Elsa ihr eigener Kessel zu schade für Meridas klägliche Versuche, diesen elenden Zaubertrank zu brauen. Wenn sie ein wenig Felix Felicis hätte, dann würde sich ihr Schicksal ganz schnell ändern, da war sie sich sicher. »Von mir aus«, brummte sie missgelaunt und stellte ihren Kupferkessel etwas zu heftig auf den Tisch. Elsa musterte sie kurz von der Seite, dann seufzte sie kaum hörbar und entschwebte in Richtung Zutatenschrank. Merida war beinahe ein wenig erstaunt darüber, dass Elsa sie nicht vorschickte, weil sie sich ihre zarten Fingerchen nicht schmutzig machen wollte. Merida machte sich daran, ein Feuer unter ihrem Kessel zu entzünden und kramte ihren Zauberstab sowie ihre Drachenhauthandschuhe aus ihrer Tasche. Sie hatte jetzt schon drei Mal das Pech gehabt, sich sehr hässliche Blasen zuzuziehen, weil sie irgendeine ätzende Flüssigkeit über ihre Finger gekippt hatte. Im nächsten Moment tauchte Elsa wieder auf und stellte einige Zutaten auf den Tisch vor ihnen. »Wenn du die Murtlaptentakeln schon mal klein schneidest, könnte ich mit dem Pferderettich anfangen«, sagte Elsa. Ihr höflicher Ton ging Merida auf die Nerven. Sie schnappte sich das eingelegte Murtlap und drehte den Glasbehälter auf, um es herauszufischen und die anemonenartigen Tentakel auf dem Rücken abzulösen und zu schneiden. Wahrscheinlich wollte Elsa nur testen, ob sie irgendwelche Probleme mit schleimigen Seetieren und deren Tentakeln hatte. Ha! Sie hatte vor nichts Angst und ganz sicher auch nicht vor Tentakeln. Sie sah missmutig zu, wie Elsa mit ihren feingliedrigen Fingern den Rettich sorgfältig zerstampfte und ihn in das mittlerweile kochende Wasser warf. Sie fühlte sich kribbelig und blickte auf. Elsa betrachtete sie mit leicht schief gelegtem Kopf und zu ihrer grenzenlosen Empörung spürte Merida, wie sie rot anlief. Aber sie würde definitiv nicht wegsehen. Mit fest zusammengepressten Zähnen und gerunzelter Stirn starrte sie zurück und es passierte etwas ganz und gar Unglaubliches. Auf Elsas blassen Wangen zeichnete sich ebenfalls ein rosa Schimmer ab und sie sah wieder hinunter auf den Kessel. So ging es die ganze Doppelstunde lang. Elsa las das Rezept, gab leise, höfliche Anweisungen und Merida reichte ihr die geschnitten, gemahlenen oder ausgepressten Zutaten, damit Elsa sie in den Kessel werfen konnte. Zwischendurch starrten sie sich an und Merida stellte zufrieden fest, dass sie jedes dieser Blickduelle gewann und Elsa zuerst die Augen abwandte. Zehn Minuten vor Ende der Stunde fiel ihr ein, dass sie einen grandiosen Plan hatte, der ihrem Schicksal, das Elsa definitiv nicht beinhaltete, etwas auf die Sprünge helfen würde. Und so schlenderte sie unter dem Vorwand, ihre Handschuhe abspülen zu wollen, nach vorne in Richtung Pult. Snape war gerade damit beschäftigt, über Mulans missratene, nach einer Mischung aus Benzin und Pferdemist riechenden Mixtur zu lästern und eigentlich wäre Merida ihr gern zu Hilfe geeilt, aber stattdessen tauschte sie flink wie ein Wiesel das Fläschchen auf Snapes Tisch mit einem identischen aus, das ebenfalls goldene Flüssigkeit enthielt, und ließ den Felix Felicis in ihre Tasche gleiten. Nur, weil sie miserabel in Zaubertränke war, hieß das nicht, dass sie nicht in Verwandlung und Zauberkunst ganz hervorragend war. Bis Snape feststellte, dass in dem Fläschchen nichts weiter als Egelsamensaft war, den sie golden eingefärbt hatte, würde wohl einige Zeit vergehen. Merida wusch ihre Handschuhe und beglückwünschte sich innerlich dazu, dieses meisterhafte Kunststück vollbracht zu haben. Und zu ihrer Überraschung erklärte Snape am Ende der Stunde, dass ihr Zaubertrank aussah, als könnte man ihn sechs Monate zum Reifen stellen. Natürlich war Merida klar, dass dies eigentlich Elsas Verdienst war, aber dass sie nichts in die Luft gejagt oder verschüttet hatte, war eines Eigenlobes wert. Allerdings nagte die Tatsache an ihr, dass sie nun wegen Elsa zum ersten Mal seit zwei Jahren eine gute Note in Zaubertränke bekommen würde – was Snape sicherlich nicht bedacht hatte und es würde Merida nicht wundern, wenn ihm noch ein Grund einfiel, sie doch schlecht zu benoten. Aber im Moment konnte sie sich damit nicht herumschlagen. Ohne Elsa zu danken oder sie noch einmal anzusehen, rauschte sie aus dem Kerker, bevor Snape doch schon früher auffiel, dass sein Felix Felicis nur noch golden eingefärbter Egelsamensaft war. * »Du hast WAS?« Mulan war in ein kreischendes Flüstern verfallen, nachdem Merida ihr stolz berichtet hatte, was sie heute in der Doppelstunde Zaubertränke bewältigt hatte. Merida hob beschwichtigend die Hände. »Mulan, du bist ein Gryffindor, schon vergessen?« »Mutig ist nicht gleichzusetzen mit lebensmüde!« »Es hat doch alles ganz hervorragend geklappt!« »Es ist definitiv nicht hervorragend! Woher weißt du denn auch, dass Snape nicht irgendeinen magischen Diebstahlschutz in das Fläschchen eingebaut hat und jetzt schon längst weiß, dass du es gestohlen hast?« Merida biss sich auf die Unterlippe. Darüber hatte sie in der Tat noch nicht nachgedacht. Aber wenn dies so war, dann war es jetzt ohnehin zu spät und sie hatte keine Gelegenheit mehr, es rückgängig zu machen. Also konnte sie auch einfach das beste aus der Situation machen. »Wenn deine Mutter wüsste–« »Pscht«, sagte Merida und legte Mulan die Hand auf den Mund. Ihre Freundin sah sehr missbilligend aus, aber Merida fand, dass Mulan sich kaum beschweren konnte, da Mulan diesen Stein überhaupt erst ins Rollen gebracht hatte. Sie standen ganze zehn Sekunden so da und schließlich seufzte Mulan. »Ich frage mich manchmal, was ich eigentlich in Gryffindor zu suchen habe«, brummte Mulan und warf sich in einen nahe stehenden Sessel. Merida verdrehte die Augen. »Besonders abenteuerlustig bist du jedenfalls nicht«, gab sie zurück und umfasste mit ihren Finger das kleine Fläschchen in ihrer Umhangtasche. Einen Moment lang zögerte sie. »Willst du trotzdem dabei sein, wenn ich es trinke?«, fragte sie dann. Mulan schaute zu ihr auf und Merida war immer sehr beeindruckt, wie ihre beste Freundin so viele Gedanke durch ihre Augen zum Ausdruck bringen konnte. Sie sagten: »Du bist total bescheuert, dass du diesen Trank nehmen willst, um ein Problem zu lösen, dass überhaupt nichts mit Glück zu tun hat und überhaupt ist es eigentlich nur ein Problem, weil du es zu einem machst!«. Merida ignorierte diese Blickbotschaft geflissentlich. »Na schön! Aber nur, um zu sehen, dass du keinen Blödsinn anstellst!«, sagte Mulan mit einem Augenrollen. Merida grinste zufrieden und sie stiegen gemeinsam die Treppe zum Schlafsaal empor, der Gott sei Dank leer war. Merida kramte das Fläschchen aus den Tiefen ihres Koffers, in dem sie es wohlweißlich versteckt hatte und entkorkte es vorsichtig. Der Gedanke, dass Snape vielleicht gar nicht wirklich den echten Zaubertrank zur Ansicht mitgebracht hatte, sondern dass es irgendeine Furunkellösung war, die sie als Schuldige ausweisen würde, huschte kurz durch ihren Kopf, aber Merida wäre nicht Merida – und eine stolze Gryffindor-Schülerin – wenn sie sich von so etwas unterkriegen lassen würde. Also roch sie kurz an dem offenen Fläschchen, holte tief Luft und setzte an, um einen bemessenen Schluck davon zu trinken – sie würde wohl kaum einen ganzen Tag Glück brauchen, um ihr Problem zu lösen. Einen Moment lang passierte gar nichts, dann langsam aber sicher, überkam Merida ein berauschendes Gefühl von Selbstsicherheit und unbegrenzten Möglichkeiten. Es fühlte sich an, als könnte sie einfach alles schaffen, was sie sich in diesem Augenblick vornahm. Vielleicht würde sie sogar ein Ohnegleichen in Zaubertränke bekommen, wenn sie sich jetzt in diesem Moment an ihren Aufsatz für nächste Woche setzte. Aber dafür hatte sie den Trank nicht genommen. Ihr Problem mit Elsa zu klären, erschien ihr nun plötzlich nicht mehr schwierig, sondern kinderleicht. Sie atmete tief ein, straffte ihre Schultern und grinste Mulan zufrieden an. Mulan musterte sie misstrauisch, als würde sie erwarten, dass Merida jeden Augenblick Tentakeln aus der Nase wachsen würden. Merida kicherte bei dem Gedanken daran. »Wie fühlst du dich?«, erkundigte sich Mulan vorsichtig. Merida streckte sich und atmete entspannt aus. »Fantastisch! Einfach fantastisch!« Mulan verengte ihre Augen. »Und? Was ist der Plan?« Merida dachte kurz darüber nach und lauschte in sich hinein, um dem Rat von Felix zu folgen. Der Zaubertrank schien immer einen kleinen Teil des Weges vor ihr zu erleuchten. Sie nickte zufrieden. »Ich werd mal runter zu den Hufflepuffs gehen«, sagte sie bestens gelaunt und wandte sich in Richtung Tür. Mulans Hand auf ihrer Schulter hielt sie abrupt zurück. »Was? Was willst du denn bei den Hufflepuffs? Du wolltest doch mit Elsa reden!« Merida zuckte mit den Schultern. »Ich hab einfach das Gefühl, dass ich bei den Hufflepuffs richtig bin. Weißt du, was ich meine?« »Nein!« Merida lachte. Mulan sah wirklich besorgt aus, deswegen tätschelte Merida ihr das glatte, schwarze Haar und wandte sich dann erneut zum Gehen. Diesmal hielt ihre beste Freundin sie nicht auf, aber sie folgte ihr die Treppe in den Gemeinschaftsraum hinunter. »Bist du sicher, dass das Felix Felicis war und nicht irgendwas… anderes?«, zischelte sie Merida zu. Merida schüttelte den Kopf und strahlte Mulan beruhigend an, allerdings schien ihre gute Laune eher das Gegenteil zu bewirken. Aber Merida hatte keine Zeit sich weiter um den Gemütszustand ihrer besten Freundin zu kümmern, die hatte eine dringende Verabredung mit… nun. Mit irgendjemandem, der bei den Hufflepuffs wohnte. Es waren noch zwei Stunden bis zur Sperrstunde, also hatte sie genügend Zeit, um sich mit Felix auf den Weg zur Lösung des Problems zu machen. Sie grüßte einige Ravenclaws auf dem Weg nach unten, aber abgesehen von dieser Schülertraube traf sie niemanden. Als sie unten in Richtung des Gemeinschaftsraums der Hufflepuffs abbog, kam ihr der Gedanke, dass es nett wäre, einen kleinen Abstecher in die Küche zu machen und so blieb sie vor dem Gemälde mit der Obstschale stehen und kitzelte die Birne, wie sie es schon so viele Male zuvor getan hatte, um leckere kleine Kuchen, Törtchen und Eclairs zu stibitzen. Als sie eintrat, bot sich ihr der vertraute Anblick des hohen Kellergewölbes mit all den Töpfen und Pfannen an den Wänden und einer Menge wuselnder Hauselfen, die Geschirr abwuschen und bereits jetzt Vorbereitungen fürs Frühstück trafen. Einige von ihnen begrüßten Merida freundlich und sie bekam prompt ein paar Blaubeermuffins angeboten, von denen sie sich dankend einen in den Mund schob, bevor sie sich interessiert umblickte und schließlich von Felix einen Stupser in Richtung Herd bekam. Nachdem sie um einen der großen Tische herumgetreten war, erblickte sie in der Tat ein Mitglied des Hauses Hufflepuff. Anna Arendelle hatte es sich auf dem Steinfußboden gemütlich gemacht, in einer Hand einen dicken Wälzer über Kräuterkunde, in der anderen einen ebensolchen Blaubeermuffin wie den, den Merida gerade genüsslich verspeiste. Als sie Merida hörte, blickte Anna erschrocken auf, aber Merida winkte nur beruhigend ab und ließ sich neben Anna nieder. Sie hatte sich noch nie großartige Gedanken darüber gemacht, wie es wohl sein musste, die kleine Schwester von jemandem wie Elsa zu sein. Merida hatte noch nie mit Anna geredet, aber Elsas kleine Schwester wirkte eigentlich immer sehr viel zugänglicher als Elsa. Sie spielte ebenfalls kein Quidditch, war eine mittelmäßige Schülerin und hatte eine recht enge Beziehung zu ihrer Schwester, aber das war alles, was Merida über Anna wusste. »Hallo«, sagte Merida immer noch bestens gelaunt und nahm einen weiteren Muffin von einem vorbei eilenden Elfen entgegen, von dem sie prompt abbiss. Anna sah sehr ertappt aus. »Ich wusste nicht, dass noch andere Leute hierher kommen«, sagte sie nervös lächelnd und klappte sorgsam ihr Buch zu. »Oh, ich bin dauernd hier. Ich liebe Kuchen. Und am besten schmeckt er nachts«, erklärte Merida und hielt zur Erklärung ihren angebissenen Muffin hoch. Anna lächelte unsicher. »Du bist doch… Merida, oder? Aus der Quidditchmannschaft von Gryffindor?« Felix flüsterte Merida zu, dass Anna sehr genau wusste, wer sie war, aber sie schwieg diesbezüglich und nickte einfach nur freundlich. »Und du bist die kleine Schwester von Elsa, nicht?«, erkundigte sich Merida. Anna zuckte zusammen und machte so nur noch mehr den Eindruck, als hätte Merida sie bei irgendetwas ertappt. »Ja«, piepste Anna und rutschte unruhig auf dem Steinboden hin und her. Merida hatte keine Zeit, um auf Annas Unwohlsein Rücksicht zu nehmen, deswegen fuhr sie – von Felix Felicis ermutigt – fort. »Es muss ganz schön schwer sein, so eine ältere Schwester zu haben. Ich habe drei kleine Brüder, weißt du? Wenn die irgendwann alt genug sind, um nach Hogwarts zu gehen, werde ich Gott sei Dank schon nicht mehr hier sein«, erklärte sie im Plauderton. Anna spielte mit ihrem Umhangsaum herum und nahm zögerlich einen Muffin entgegen, den Merida ihr reichte. Man bekam einfach alle zwei Minuten ein neues Stück Gebäck von einem Hauselfen gereicht. »Es ist nur schwer, weil ich in nichts so gut bin wie sie. Aber ansonsten… sie ist wirklich eine tolle Schwester. Und sehr nett«, sagte Anna und linste zu Merida hinüber. Felix flüsterte ihr, dass es an dieser Stelle angebracht war, zu schweigen. »Aber du magst Elsa nicht besonders, oder? Glaube ich. Also, das geht mich natürlich eigentlich gar nichts an! Aber… sie hat sowas mal erwähnt. Ähm… eigentlich hat sie das schon öfter erwähnt und sie weiß gar nicht, was genau sie dir eigentlich getan hat. Aber ist ja auch egal. Ich glaube jedenfalls, dass sie dich ziemlich gut leiden kann. Weil du ihr als einzige immer Kontra gibst und nicht vor ihr kuscht. Aber ja… Wie auch immer. Wenn du sie nicht magst, dann ist das natürlich deine Sache und ich sollte einfach… die Klappe halten…« Merida biss in ihren Muffin. Ich glaube jedenfalls, dass sie dich ziemlich gut leiden kann. Ein sehr seltsames und warmes Gefühl machte sich in ihr breit. Sie fragte sich, ob das ebenfalls eine Nebenwirkung von Felix Felicis war. Felix stupste sie an und Merida hörte, wie ihre Zunge Worte formte, die ihr Starrsinn definitiv nicht abgesegnet hatte. »Wow, wirklich? Ich dachte immer, sie kann mich nicht ausstehen!« Anna schüttelte hastig den Kopf. »Sie ist nicht so gut darin, auf Leute zuzugehen, weißt du? Ich glaube, du schüchterst sie ein bisschen ein«, erklärte Anna und knabberte mit leicht geröteten Wangen an ihrem Muffin herum. Merida dachte kurz über Annas Worte nach. Einerseits war diese Information sehr unerwartet, andererseits spürte Merida etwas stolz bei dem Gedanken, dass sie die große, unnahbare Elsa einschüchterte. Felix flüsterte ihr zu, dass es doch nett wäre, mit Elsa über diese Tatsache zu sprechen. Merida musste Felix zustimmen. Das würde ihr Problem sicherlich aus der Welt schaffen. Sie rappelte sich auf und streckte sich. »Vielleicht sollte ich dann auf sie zugehen«, sagte Merida in nachdenklichem Ton und Annas Gesicht leuchtete auf. »Wirklich? Ich glaube, das würde ihr wirklich viel bedeuten! Ich wollte ihr gleich noch einen Muffin vorbei bringen, aber vielleicht kannst du das dann ja einfach machen? Sie sitzt meistens hinten in einem der leeren Klassenzimmern, damit sie da in Ruhe Hausaufgaben machen kann!« Und schon sah sich Merida mit noch mehr Muffins ausgestattet und wurde von einer begeistert schnatternden Anna in Richtung Ausgang begleitet. Merida hörte kaum, was Anna alles vor sich hin brabbelte, sie balancierte die Muffins so gut es ging und fand sich im nächsten Moment vor dem Gemälde mit der Obstschale wieder. Felix stupste sie in Richtung der Klassenzimmer und Merida setzte einen Fuß vor den anderen. Sie hatte eine ganze Weile bei Anna gesessen und hatte keine Ahnung, wie lange die Wirkung des Zaubertranks noch anhalten würde, aber noch fühlte sie sich im Reich der unbegrenzten Möglichkeiten. Sie musste nicht lange suchen, bis sie das richtige Klassenzimmer gefunden hatte, denn Felix erhellte immer noch ein kleines Stück des Weges vor ihr und als sie die Tür geöffnet hatte und Elsa dort sitzen sah, machte ihr Herz einen sehr beeindruckenden Hüpfer. Das Gefühl kannte sie für gewöhnlich eher von Sturzflügen beim Quidditch. Elsa saß über einen dicken Wälzer gebeugt, dessen Titel Merida nicht sehen konnte. Zwei Kerzen erhellten ihren Tisch und sie hatte einen elegant geschwungenen Adlerfederkiel in der Hand. Als Merida eintrat, blickte sie auf und Merida wusste, dass sie eigentlich Anna erwartet hatte, denn im ersten Moment umspielte ein sanftes Lächeln ihren Mund, das ihr dann buchstäblich aus dem hübschen Gesicht fiel, als sie Merida erblickte. Eine trotzige kleine Stimme in Merida sagte ihr, dass Anna sich geirrt haben musste und dass dieser Gesichtsausdruck eindeutig nicht davon sprach, dass Elsa sie gut leiden konnte, aber die Rotschimmer auf den blassen Wangen sagte etwas anderes. Merida fühlte sich sogar noch berauschter als vorhin, als sie den Felix Felicis zum ersten Mal gespürt hatte. Sie atmete einmal tief durch und marschierte dann zu Elsas Tisch hinüber, ließ sich schwungvoll auf der Tischkante nieder und stellte Elsa einen Muffin auf ihren Aufsatz – der, wie sie nun sah, für Verwandlung war. »Anna hat gesagt, ich soll dir einen Muffin zur Stärkung vorbei bringen«, sagte Merida und war erstaunt, wie lässig ihre Stimme klang, obwohl ihr Herz ihr eindeutig gegen den Kehlkopf drückte. Sie war sich noch nicht ganz sicher, wie Felix auf diese Art ihr Problem lösen wollte, aber es blieb ihr nichts anderes übrig, als den kleinen Stupsern zu folgen. »Hat sie das?«, sagte Elsa und klang reichlich verwirrt, griff zögerlich nach dem kleinen Kuchen und knibbelte mit ihren schlanken Fingern ein wenig davon ab. Allerdings zögerte sie, bevor sie es sich in den Mund steckte. »Keine Sorge, ich hab nichts da rein gemischt«, sagte Merida und hob abwehrend die Hände. Tatsächlich schien Elsa für einen kurzen Augenblick lang so etwas gedacht zu haben, denn nach Meridas Versicherung hob sie das kleine Stück Gebäck an die Lippen und schob es sich in den Mund. Ihre Lippen zuckten und verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Angesichts des Muffins. Merida war sehr bemüht, das nicht irgendwie sympathisch zu finden, aber sie scheiterte kläglich. Sie hätte schwören können, dass Felix es ihr schwer machte, Elsa scheußlich zu finden. »Habt ihr euch in der Küche getroffen?«, erkundigte sich Elsa und ihre Stimme klang so unsicher, dass Merida nicht umhin konnte, Annas Worte endlich ernst zu nehmen. Elsa sah tatsächlich eingeschüchtert aus und Merida fühlte sich richtiggehend beflügelt davon. »Ja. Ich hab sie da noch nie vorher getroffen, dabei bin ich dauernd in der Küche. Ich glaube, sie mag Blaubeermuffins noch mehr als ich«, überlegte Merida laut und biss in einen weiteren Muffin. Ihre Mutter wäre empört angesichts der Tatsache, wie viel süßes Gebäck Merida in sich hinein stopfte, aber da Hogwarts dankenswerter Weise ein Internat war, musste sie sich mit den seltsamen Vorstellungen ihrer Mutter nicht herumschlagen. Elsa knabberte eine Weile lang schweigend an ihrem Muffin herum und schien darüber nachzudenken, was sie sagen konnte. Merida konnte es ihr nicht verübeln. Bislang hatte sie nichts anderes als Feindseligkeit von Meridas Seite aus erfahren und nun brachte Merida ihr aus heiterem Himmel einen Blaubeermuffin. »Ich wollte mich noch mal für die Zaubertrankstunde heute bedanken. Könnte sein, dass ich zum ersten Mal eine gute Note bekomme«, sagte sie beiläufig und biss erneut von ihrem Muffin ab. Elsa aß natürlich kleine, vornehme Bisschen und sah sogar beim Kauen noch elegant aus. Elsa schaute verwundert blinzelnd zu ihr auf, als hätte sie definitiv keinen Dank erwartet. Auch Merida hatte keinen Dank von sich selbst erwartet, deswegen konnte sie Elsa ihre Verwunderung nicht übel nehmen. »Gern geschehen«, sagte Elsa leise und sah zu, wie Merida ihr letztes Stück Muffin in den Mund steckte und genüsslich kaute. Merida spürte, wie die Wirkung des Zaubertranks allmählich nachließ, da sie nicht mehr wirklich wusste, was sie als nächstes tun sollte, oder wohin ihr Weg sie führte. Dementsprechend überrumpelt war sie auch, als Elsa zögerlich die Hand ausstreckte und ihr mit einem ihrer schlanken Finger über die Wange strich. »Krümel«, sagte Elsa erklärend und der Rotton auf ihren Wangen wurde dunkler. Merida spürte, wie ihre Kehle sehr trocken wurde und sie hörte Mulans Stimme in ihrem Kopf. Ok, es tut mir Leid, aber ich muss es dir jetzt einfach sagen! Ich glaube, du bist Hals über Kopf verschossen! Der letzte Rest von Felix Felicis schien angesichts dieser Erinnerung heftig und zustimmend zu nicken und ihr einen letzten, heftigen Stoß in die Richtung der Lösung ihres Problems zu geben, was Merida dazu veranlasst, Elsas Hand zu schnappen, bevor diese sich wieder außerhalb ihrer Reichweite befand. Elsa starrte ihre Hände an. Merida starrte Elsa an. »Ich hasse dich nicht wirklich«, platzte Merida heraus. Elsa blinzelte erneut und hob den Blick. Diese Tatsache laut auszusprechen, fühlte sich an wie ein Verrat an ihr selbst, aber wenn sie schon eine stolze Gryffindorschülerin war, sollte sie wohl auch keine Angst vor der Wahrheit haben. Oder ihren eigenen Gefühlen. Mulan wäre sicherlich stolz auf sie. »Oh«, sagte Elsa. Merida spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. »Ähm… ich dich auch nicht?«, gab Elsa mit leicht fragendem Unterton zurück. Ihre Hände hingen immer noch etwas umständlich halb in der Luft und Merida ließ Elsas Hand nun hastig los. »Schön«, sagte sie und hörte selbst, wie krächzend ihre Stimme klang. Elsa stand abrupt auf und Merida zuckte merklich zusammen. Sie wollte sich über Elsas perfekt sitzende Frisur aufregen, über die glatte, makellose Haut, die eleganten Finger und die Tatsache, dass Elsa größer war als sie. Aber alles, was ihr Gehirn hervorbrachte, war die Erkenntnis darüber, wie blau Elsas Augen waren, wie hübsch sie eigentlich war und wie bescheuert Merida sich fühlte, weil sie seit Monaten über nichts anderes geredet hatte, als Elsa, ohne zu merken, was das eigentlich bedeutete. »Ich wäre bereit, dir… morgen oder so… wieder einen Muffin zu bringen«, sagte Merida und war sehr bemüht, lässig zu klingen. Elsas Mundwinkel zuckten. »Ich würde mich sehr über einen Muffin freuen«, sagte sie. Merida hätte schwören können, dass ihre Gesichter sehr viel näher beieinander waren als noch vor einigen Sekunden. »Irgendwelche Allergien?« Elsa schüttelte den Kopf. Sie starrten sich schon wieder an, aber dieses Mal verlor Merida und schaute zuerst wieder weg. Elsas blaue Augen waren definitiv zu nah. »Ich hoffe, dir ist klar, dass Schüler und Schülerinnen in den Küchen eigentlich nichts zu suchen haben? Es könnte ein Plan sein, um dir Punkte abziehen zu dürfen«, murmelte Elsa. Merida schnaubte. »Ich hab keine Angst vor dir«, entgegnete sie und sie meinte es auch so. Elsa lachte leise. »Deswegen mag ich dich«, flüsterte sie und Meridas Gehirn setzte aus. Plötzlich war ein sehr weiches Paar Lippen auf ihren und Elsas blaue Murmelaugen waren geschlossen und Meridas Herz führte einen wilden Galopp auf. »Deswegen mag ich dich.« Das war definitiv nicht die Lösung des Problems, die sie von Felix Felicis erwartet hatte. Aber jetzt, da sie Elsa küsste und sich vielleicht auch ein wenig in ihrem Umhang festkrallte und den Geruch nach Apfel und Pergament einatmete, der von Elsa ausging, befand sie, dass sie sich nicht beschweren konnte. Kapitel 4: Fleur x Hermine (Harry Potter) ----------------------------------------- Das leise Rascheln von Pergament und das Kratzen der Feder waren die einzigen Geräusche, die Hermine vernahm, während sie in der Stille der Bibliothek an ihrem Aufsatz für Verwandlung arbeitete. Sie war bereits auf der zweiten Rolle Pergament angekommen und hatte noch nicht einmal die Hälfte dessen geschrieben, was sie sich vorgenommen hatte. Aber ihre Aufsätze waren beinahe immer länger, als die Lehrer und Lehrerinnen es verlangten. Sie tunkte die Feder behutsam in ihr Tintenfass. Die Tür der Bibliothek öffnete sich mit einem Knarzen und Hermine blickte auf. Viktor Krum schlurfte herein, dicht gefolgt von einer Traube Mädchen, die ihn wie üblich verfolgte. Krum blickte missmutig zu Hermine herüber, dann schlurfte er an einer Regalreihe entlang und ließ sich auf einen der freien Stühle sinken. Hermine seufzte. Sie wünschte, Madam Pince würde die Mädchen der Bibliothek verweisen, denn sie flüsterten aufgeregt und kicherten und störten sie bei ihrer Arbeit. Aber Madam Pince war vor etwa zehn Minuten mit einem sehr großen Staubwedel in der Verbotenen Abteilung verschwunden und Hermine bezweifelte, dass sie in den nächsten zwanzig Minuten wieder auftauchen würde. Sie griff nach einem der sieben Bücher, die sie über ihren Tisch verteilt hatte und versuchte, sich auf Seite 375 zu konzentrieren, aber die Tür knarzte erneut und die tuschelnden Mädchen wurden noch lauter. Hermine starrte auf ihre Seite, fest entschlossen sich nicht von diesem anstrengenden Verhalten ablenken zu lassen. Wenn sie diesen Aufsatz noch vorm Abendessen beendete, konnte sie eventuell noch ein wenig Recherche für B.Elfe.R betreiben. Ein Schatten fiel auf sie und Hermine fragte sich genervt, ob nun eines der Mädchen zu ihr gekommen war, um sich einen Lippenstift für ein Autogramm von Viktor Krum zu leihen, aber als sie aufblickte, schaute sie direkt in das elfengleiche Gesicht von Fleur Delacour. Hermine blinzelte verwirrt. Die Mädchen hatten aufgehört zu tuscheln. Hermine konnte förmlich spüren, wie sie zu ihnen herüber starrten. »Du bist ‘ermine Granger, oui?«, sagte Fleur und verschränkte die Arme vor der Brust. Hermine fragte sich, wie um alles in der Welt Fleur ihren Namen herausgefunden hatte und warum ihr Name überhaupt relevant für Fleurs Leben war. Bisher hatte Fleur nicht so gewirkt, als würde sie sich für irgendetwas in Hogwarts interessieren und Hermine bezweifelte, dass sie daran etwas geändert hatte. »Ja?«, erwiderte Hermine. Es störte sie, dass sie zu Fleur aufsehen musste. »Deine Katze ‘at meine Ohrring… wie sagt man? Verschluckt!« Hermine starrte Fleur an. »Wie bitte?« »Diese fürchterlich hässliche Katze mit den schiefen Beinen ist deine, non? Sie ist in unsere Kutsche eingebrochen und ‘at mit meine Ohrring gespielt. Sie ge’örten meiner grandmère und sind nicht zu ersetzen!« Hermine versuchte sich vorzustellen, wie ein schlauer Kater wie Krummbein versehentlich einen teuren Ohrring verschluckt haben sollte, aber sie konnte sich auch beim besten Willen nicht vorstellen, wieso Fleur sich diese Geschichte ausdenken sollte. Sie hob die Brauen. »Nun, ich denke, der Ohrring wird in ein paar Tagen wieder auftauchen«, sagte sie langsam und fragte sich dumpf, wie um alles in der Welt sie nachvollziehen sollte, wo genau Krummbein in den nächsten Tagen hinmachen würde. Sie hatte wenig Lust die Schlossgründe nach Katzenkot abzusuchen. Vielleicht würde auch ein einfacher Accio-Zauber genügen, aber dafür müsste sie hundertprozentig sicher sein, dass Krummbein den Ohrring nicht mehr im Darmtrakt hatte, denn dann könnte es für ihren Kater gefährlich werden. Fleurs Augen weiteten sich. »Das ist nicht akzeptabel! Es ist ein teures Erbstück!« Hermine zuckte mit den Schultern. »Ich werde meinem Kater bestimmt nicht unnötig Schaden zufügen, damit du deinen Ohrring ein paar Tage eher zurückbekommst«, entgegnete sie grimmig und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust. Fleur sah empört aus. Vermutlich passierte es nicht oft, dass Menschen ihr Widerworte gaben. »Ich brauche ihn für den Weihnachtsball«, entgegnete Fleur entrüstet. »Ich bin sicher, dass Krummbeins Verdauung nicht drei Wochen dauert. Bis zum Ball hast du deinen Ohrring zurück«, sagte Hermine trocken und wandte den Blick von Fleur ab, die sichtlich wütend war, weil Hermine offensichtlich nicht begriff, wie wichtig ihr Ohrring war. Sie tunkte die Feder erneut in Tinte und setzte sie aufs Pergament. Dieser Aufsatz würde sich nicht von selbst schreiben und Hermine war Verwandlung definitiv wichtiger, als Fleur Delacours Familienerbstück. Fleur rauschte aus der Bibliothek und sofort setzte das Tuscheln der Mädchen wieder ein. »Das ist eine Bibliothek!«, zeterte in diesem Augenblick die Stimme von Madam Pince. Hermine lächelte zufrieden, während sie aus dem Augenwinkel sah, wie die alte Bibliothekarin mit ihrem riesigen Staubwedel die Mädchen nach draußen scheuchte. * Hermine bekam Krummbein die nächsten Tage nicht zu Gesicht. Der Kater musste sich irgendwo auf den Schlossgründen herumtreiben, aber Hagrids »Hab ihn letztens bei den Gewächshäusern gesehen, deinen Kater« half ihr wenig weiter. Es wäre zu viel gesagt, wenn sie behaupten würde, dass sie sich besonders große Mühe dabei gab, ihren Kater zu finden. Fleur starrte Hermine nun seit vier Tagen grimmig durch die Große Halle hinweg an. Ansonsten liefen sie sich – Merlin sei Dank – eher selten über den Weg. Allerdings hatte Hermine auch wenig Lust, Fleurs unbezahlbares Erbstück zu ersetzen. Harry und Ron würde sie lieber nicht um Hilfe bitten. Vor allem Ron. Er würde sich vermutlich wieder vollkommen lächerlich machen, wenn es um irgendetwas ging, das Fleur beinhaltete. Und Harry war ein Nervenbündel, weil er seit Tagen versuchte, Cho zu fragen, ob sie mit ihm zum Weihnachtsball gehen würde. Hermine scherte sich nicht sonderlich um den Ball, aber sie wünschte Harry Glück. Cho war sehr nett und Hermine wusste, dass er sie schon seit letztem Jahr heimlich anhimmelte. Über Rons fehlgeschlagenen Versuch, Fleur zum Ball zu bitten, hatte sie nur die Augen verdrehen können. Und ein bisschen lustig war es auch gewesen. Sie hatte mit Ginny im Stillen darüber gekichert, wie entsetzt Ron über sein eigenes Verhalten gewesen war. »Ich meine, ich finde Fleur auch sehr hübsch, aber ich verstehe nicht, wieso die Jungs sich so vor ihr zum Deppen machen«, hatte Ginny gesagt und war prompt bis zu den Haarwurzeln rot angelaufen. Hermine hatte mit den Schultern gezuckt. »Es gibt auch Jungs, die nicht beeindruckt sind. Wood zum Beispiel scheint vollkommen immun zu sein«, hatte Hermine entgegnet. Ginny schnaubte. »Weil er nur Quidditch im Kopf hat.« Ron und Harry waren definitiv Hermines beste Freunde, aber manchmal war es einfach netter mit einem anderen Mädchen zu reden. Mit manchen Mädchen redete Hermine allerdings eindeutig weniger gerne als mit anderen. Als sie durch den Schnee über die Schlossgründe stapfte, um Hagrid zu besuchen, kam ihr jemand entgegen, der definitiv zur zweiten Kategorie gehörte. Und dieser Jemand hatte einen orangeroten Kater in den Armen und sah sehr grimmig aus. Hermine konnte nicht umhin zu bemerken, dass Fleurs Gesicht auch dann noch makellos war, wenn sie so missmutig dreinblickte. Fleur hielt ihr Krummbein entgegen, der zu Hermines Verwunderung schnurrte. »Das Untier ist schon wieder in unsere Kutsche eingebrochen«, sagte sie missbilligend. Krummbein schnurrte noch ein wenig lauter. Hermine griff nach ihm und nahm ihn auf den Arm. Er war warm und weich und schien sich keiner Schuld bewusst zu sein. »Woher wissen wir, dass er den Ohrring nicht noch in sich hat?«, wollte Fleur wissen. Sie hatte wieder ihre Arme vor der Brust verschränkt. Hermine dachte darüber nach. »Vielleicht gibt es eine Art Röntgen-Zauber«, sagte sie grübelnd und ging im Geiste bereits alle Lehrbücher über Zaubersprüche durch, in denen sie zu so etwas fündig werden konnte. Vielleicht konnte sie auch Professor McGonagall oder Professor Flitwick fragen. »Röntgen?«, fragte Fleur verwirrt. »Das Wort kenne ich nicht.« Ah. Hermine vergaß manchmal, dass die Zaubererwelt sich nicht unbedingt über Muggeldinge informierte. »Ähm… es ist eine Muggeltechnologie, mit der man in Menschen hineinsehen kann. Um zum Beispiel Knochenbrüche zu erkennen«, erklärte sie Krummbein strampelte gegen Hermines Griff und sie begann, ihn hinter den Ohren zu kraulen. Das schien ihn kurzweilig zu besänftigen. »Das klingt erstaunlich wenig dumm«, sagte Fleur und ihre Augenbrauen sahen wirklich überrascht aus. Hermine wusste nicht, ob sie überrascht darüber war, dass Hermine nicht dumm war, oder darüber, dass es eine Muggeltechnologie gab, die sie nicht als unnötig befand. Es schneite immer noch und Hermine dachte kurz darüber nach, wie hübsch die Schneeflocken in Fleurs glänzendem Haar waren. Auf ihrem Kopf sahen die Flocken vermutlich aus wie übergroße Schuppen. Bei näherem Hinsehen fiel ihr außerdem auf, dass Fleur fröstelte. Sie trug wieder einen dieser viel zu dünnen Beauxbatons-Umhänge, die Hermine bereits am ersten Abend ihrer Anreise bemängelt hatte. »Nun? Gehen wir in die Bibliothek?«, sagte Fleur. Hermine blinzelte. Sie warf einen Blick hinüber zu Hagrids erleuchteter Hütte, seufzte und nickte. »Na schön. Aber erst will ich Krummbein in den Schlafsaal bringen, damit er sich nicht auf und davon macht.« Hermine war sich nicht sicher, wie genau es dazu kommen konnte, dass sie mit Fleur Delacour die große Marmortreppe hinaufstieg. Unzählige Blicke ruhten auf ihnen. Vermutlich fragten sich auch alle anderen, wie das hatte passieren können. Hermine ertappte Angelina dabei, wie sie Fleur mit glasigen Augen nachstarrte und sie dachte daran, wie rot Ginny geworden war, als sie über Fleur geredet hatte. Fleur ging nicht voran in die Bibliothek, um mit der Recherche anzufangen. Sie folgte Hermine bis zum Portrait der Fetten Dame, als würde sie sicher gehen wollen, dass Hermine ihren Kater wirklich wegsperrte und anschließend auch wieder herauskam. Krummbein war nicht begeistert, in den Schlafsaal gesperrt zu werden und nachdem Hermine Lavender und Parvati über Krummbeins Hausarrest informiert hatte, durchquerte sie erneut den Gemeinschaftsraum und fand Fleur genauso, wie sie sie zurückgelassen hatte. »Ich weiß nicht, wie dieser Kater es geschafft hat, in unsere Kutsche zu kommen«, sagte Fleur, während sie gemeinsam in Richtung Bibliothek schritten. »Er ist ein sehr schlauer Kater«, erklärte Hermine schulterzuckend. »Letztes Jahr hat er vor allen anderen bemerkt, dass wir einen Animagus bei uns im Gemeinschaftsraum als Haustier wohnen hatten, der sich später als Diener von Du-weißt-schon-wer entpuppt hat.« Fleur sah entsetzt aus. »Solche Dinge passieren hier in ‘ogwarts? Das ist ja fürchterlich!« »Es war kompliziert«, sagte Hermine, die lieber nicht ausführlich erklären wollte, was es mit Sirius Black, Peter Pettigrew und dem ganzen Dementorendesaster von letztem Jahr auf sich hatte. Vor allem, da sie die Geschichte ohnehin nicht erzählen konnte, ohne das Blaue vom Himmel herunter zu lügen oder Sirius‘ Geheimnis zu verraten, was sie definitiv nicht vorhatte. Auf dem Weg zur Bibliothek wurde Fleur von insgesamt drei Jungs aus unterschiedlichen Jahrgängen angesprochen, ob sie mit ihnen zum Ball gehen oder – im Fall von einem Ravenclaw-Sechstklässler – ihn heiraten wollte. Fleur lehnte alle Anträge ab. Den letzten mit einem beinahe resignierten Gesichtsausdruck. Hermine konnte sich durchaus vorstellen, dass es anstrengend war durchs Leben zu gehen, wenn die Hälfte der Leute, auf die man traf, immer glasige Augen und sabbrige Mundwinkel hatten und keine normale Unterhaltung zustande bringen konnten. Viele Mädchen waren sicherlich neidisch auf Fleur, weil sie so wunderschön war, aber Hermine würde nicht mit ihr tauschen wollen – auch wenn sie manchmal in den Spiegel sah und sich wünschte, sie wäre ein bisschen weniger unscheinbar. »‘ast du schon eine Verabredung für den Ball?«, wollte Fleur wissen, als sie nach links in den Korridor einbogen, der direkt zur Bibliothek führte. Hermine spürte, wie sie rot anlief. »Nein«, gab sie leise zurück. »Aber das macht nichts. Ich bin sowieso kein großer Freund von Parties.« Sie dachte kurz an Ron und seine abscheulichen Kommentare über Eloise Midgens Nase. Wahrscheinlich würde Ron sie nicht fragen, weil ihr Haar zu buschig oder ihre Wangen zu pummelig waren. Wer wusste schon, was in Rons Kopf vor sich ging. Fleur klickte mit der Zunge gegen ihre Zähne, erwiderte aber nichts und Hermine war froh darüber. Sie hatte keine Lust über ihre nicht vorhandene Einladung zum Ball mit jemandem zu reden, der alle zwei Meter von irgendwelchen Jungs und Mädchen angebettelt wurde, mit ihnen dorthin zu gehen. Hermine kannte sich in der Bibliothek von Hogwarts selbstverständlich bestens aus. Deswegen ließ sie Fleur an einem der Tische zurück und verschwand zwischen den Regalen, um nach wenigen Minuten mit einigen Büchern im Arm zurückzukehren. Sie war froh, dass sie ihre Hausaufgaben für diese Woche bereits erledigt hatte, sonst hätte Fleur alleine nach einem Röntgen-Spruch suchen müssen. Wahrscheinlich war all die Mühe ohnehin umsonst, da der Ohrring sicherlich schon irgendwo auf dem Schlossgelände unter Schnee und Katzenunrat begraben lag. Aber Hermine würde keinen Accio-Zauber riskieren, bevor sie sich nicht sicher war, dass Krummbein dabei nichts passierte. Ganze anderthalb Stunden brüteten sie über dicken, in Leder eingebundenen Wälzern, bis Hermine schließlich einen triumphierenden Aufschrei unterdrückt und wild in Fleurs Richtung gestikulierte. Fleur blickte auf und Hermine schob ihr das Buch unter die Nase. Fleur studierte mit gerunzelter Stirn die Seite, die Hermine ihr hingehalten hatte, während Hermine ihren Zauberstab zückte und versuchte, die komplizierte Schlängelbewegung nachzuahmen, die im Buch illustriert war. Fleur sah tatsächlich beeindruckt aus. »Transpicio, huh«, sagte sie leise und beobachtete Hermine eine Weile dabei, wie sie die Zauberstabbewegung übte. »Ich bin schon gespannt auf den Ohrring«, murmelte Hermine und zog das Buch wieder zu sich herüber, um sich die Anleitung noch einige Male durchzulesen. »Sie sind nicht besonders auffällig, denke ich. Keine… wie sagt man? Funkelnde? Steine. Es sind graue Perlen. Aber meine grandmère hat sie mir vererbt und ich habe nichts anderes von ihr.« Hermine blickte vom Buch auf und sah Fleur an. »Tut mir Leid«, sagte sie schließlich zum ersten Mal. »Dass Krummbein den Ohrring geklaut hat, meine ich.« Fleur hob die Schultern und lächelte sogar ein bisschen. »Es sieht so aus, als würde ich den Ohrring zurückbekommen. Also ‘ätte es schlimmer sein können, non?« Hermine lächelte zurück. »Und, deine Oma? Sie war wohl eine sehr tolle Frau?«, erkundigte Hermine sich mit einem Räuspern und wandte den Blick von Fleurs hübschem Gesicht ab. Ihr wurde merklich wärmer und sie versuchte, sich wieder auf die Seite im Buch zu konzentrieren. »Ah, oui. Sie war eine wunderbare Oma. Sie ist vor zwei Jahren gestorben und ich vermisse sie sehr. Sie war die Mutter von meinem Vater. Ich habe meine andere grandmère nie kennen gelernt. Sie hat meine Haare… wie ist das Wort… geflechtet?« »Geflochten.« »Geflochten. Und Geschichten aus ihrer Jugend erzählt. Wir ‘aben Kekse zusammen gebacken und sie ‘at mir oft mit Zaubertränken ge’olfen. Ich war früher nicht sehr gut mit Zaubertränken«, erzählte Fleur und Hermine beobachtete, wie Fleur mit einem sachten Lächeln in die Ferne schaute, als würde sie dort ihre Großmutter vor sich sehen. »Das klingt sehr nett«, sagte Hermine. Vielleicht musste sie sich eingestehen, dass Fleur nicht so fürchterlich war, wie Hermine ursprünglich gedacht hatte. »Meine Oma war immer sehr griesgrämig und hat sich nur über meine Haare aufgeregt«, erzählte Hermine schließlich. Fleur wandte ihr erneut den Blick zu und Hermine schrumpfte ein wenig unter den prüfenden Augen, die über ihr buschiges Haar wunderten. »Ist sicher schwer zu kämmen, non?« Hermine nickte. »Ich ‘abe eine gute Freundin, die auch solches ‘aar ‘at. Ich kann sie fragen, ob sie dir ein paar Ratschläge geben kann«, bot Fleur an. Hermine schüttelte den Kopf. »Ist schon in Ordnung. Meine Haare stören mich nicht.« Fleur nickte. Dann tippte sie auf das Buch. »Nun, sollen wir dein Ungetier durchleuchten gehen?«, fragte sie. Hermine schnaubte. »Er heißt Krummbein. Und er ist kein Untier!« Fleur schnaubte und sah nun eindeutig amüsiert aus. »Natürlich nicht, ma chère. Er ist liebreizend.« Es stellte sich heraus, dass Krummbein den Ohrring nicht mehr in sich trug. Hermine wusste nun mehr über den Aufbau von Katzenknochen und Innereien, als jemals zuvor und sie war sich nicht sicher, ob sie dieses Wissen unbedingt in ihrem Leben brauchte. Aber als sie erneut aus dem Gemeinschaftsraum trat, um Fleur die guten Neuigkeiten zu bringen und sah, wie Fleurs Gesicht beinahe anfing zu strahlen, weil sie bald ihren Ohrring zurückerhalten würde, dachte sie, dass es sich doch gelohnt hatte, Krummbeins Innenleben so genau unter die Lupe zu nehmen. »Accio, grandmères Ohrringe«, sagte Fleur mit einem lässigen Schnippen ihres Zauberstabs und Hermine war beeindruckt über die elegante und gleichzeitig effiziente Technik, mit der Fleur ihren Zauberstab benutzte. Natürlich, sie war als Champion für das Trimagische Turnier auserwählt worden. Hermine hätte vorher klar sein sollen, dass dies nicht wegen Fleurs hübschem Gesicht geschehen war. Es dauerte etwa dreißig Sekunden, bis ein leises Sirren in der Luft zwei kleine Gegenstände ankündigte, die aus unterschiedlichen Richtungen auf sie zugeflogen kamen. Was Fleur in ihrer Vorfreude vergessen hatte, war die Tatsache, dass einer der Ohrringe sehr eindeutig im Darmtrakt eines Katers gewesen war und sie stieß ein angeekeltes Geräusch aus, das Hermine zum Lachen brachte. Sie griff den verschmutzten Ohrring aus der Luft und säuberte ihn immer noch leise glucksend, ehe sie ihn Fleur zurückgab. Er sah wirklich recht unscheinbar aus. Eine kleine graue Perle auf Weißgold in Form eines Ohrsteckers. Fleur nahm ihn mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck an sich. »Merci«, sagte sie. »Gern geschehen«, erwiderte Hermine. Fleur schien einen Augenblick lang in Gedanken versunken, dann verengte sie die Augen zu Schlitzen und sah Hermine mit leicht schief gelegtem Kopf an. »Willst du mit mir zum Ball gehen?«, fragte sie. Hermine blinzelte. »Was?« »Zum Ball. Du ‘ast gesagt, dass du keine Verabredung ‘ast, non? Und ich will nicht mit einem sabbernden Trottel auf die Tanzfläche stehen. Du bist kein sabbernder Trottel«, informierte Fleur sie mit einer Handbewegung, als wäre Hermines Nachfrage ein wenig dumm gewesen. Hermines Kopf war seltsam leer gefegt – ein Gefühl, das sie nicht oft empfand. Fleur Delacour, Champion des Trimagischen Turniers und Traum der schlaflosen Nächte vieler Bewohner und Bewohnerinnen von Hogwarts hatte sie gerade auf einen Ball eingeladen. Sie dachte an Ron und sein lächerliches Verhalten und an all die Anträge, die Fleur allein auf dem Weg in die Bibliothek bekommen hatte. »Ok?«, sagte sie mit etwas höherer Stimme als sonst. Ihr Herz hämmerte aufgeregt gegen ihren Brustkorb. Fleur lächelte. »Wenn du willst, kannst du zu uns in die Kutsche kommen, damit wir uns zusammen fertig machen können. Aber lass dein Untier draußen«, sagte Fleur. Hermine nickte stumm. Sie hatte eine Einladung zum Ball. Von Fleur Delacour. »Gute Nacht, ‘ermine!« Und mit diesen Worten rauschte Fleur die Treppe hinunter, ihr silberblondes Haar wehte hinter ihr her und Hermine blieb wie versteinert zurück und fragte sich, was genau eigentlich gerade passiert war. Als sie in den Schlafsaal zurückkehrte, fand sie Krummbein schnurrend auf ihrem Bett vor. Der Kater blinzelte zu ihr hoch, als sie sich neben ihn setzte. »Krummbein«, murmelte sie. »Ich glaube, du hast mir eine Verabredung für den Weihnachtsball besorgt.« Kapitel 5: Rachel x Reyna (Rick Riordan) ---------------------------------------- Rachel weiß, dass Reyna für eine intelligente Frau erstaunlich dumm ist. Auf einer emotionalen Ebene. Reyna ist hervorragend darin, Kampfstrategien zu entwerfen und Potential zu erkennen und die Manöver von Gegnern zu analysieren, aber sobald es um zwischenmenschliche Beziehungen geht, ist Reyna in etwa so einfühlsam wie eine Abrissbirne – mit wenigen Ausnahmen. Das muss Rachel ihr immerhin zugestehen. Rachel allerdings ist keine dieser Ausnahmen. Reyna, eine wunderschöne, beeindruckend muskulöse Abrissbirne mit einem Todesblick, der feindliche Knie erzittern lässt. Und Rachels Knie. Vielleicht ein wenig. Es war eine ziemliche Überraschung, als Rachel festgestellt hat, dass ihr Interesse für Percy sich gänzlich in Luft aufgelöst hat. Und wie sie im Physikunterricht gelernt hat, geht Energie nie verloren, sondern verwandelt sich einfach in andere Energie. Das erklärt, warum Rachels Interesse an Percy sich schlichtweg in Rachels Interesse an Reyna verwandelt hat. Die Naturgesetze müssen gewahrt werden, sonst würde die Welt kollabieren. Aber Rachel würde sich wirklich wünschen, dass ihre Zuneigung entweder komplett die Biege macht, oder sich auf jemanden richtet, der etwas… weniger dämlich ist. Was Gefühle angeht. Sie hat sogar schon mit Apollo darüber geredet. Das allein zeigt, wie verzweifelt sie ist. »Diese Zölibatsregelung«, hat sie gesagt und versucht nicht daran zu denken, wie sie Reyna heute früher am Tag beim Gewichte heben beobachtet hat. »Gilt die eigentlich nur für Männer?« Apollo, wie immer in seiner bevorzugten Form eines ziemlich heißen Teenagers mit blondem Haar und gebräunter Haut, sitzt auf Rachels Fensterbank, als sie ihm diese Frage stellt. Er hebt eine perfekt geschwungene Augenbraue und Rachel würde gerne sagen, dass sie total cool bleibt, aber sie wird definitiv rot. »Ist dir klar, mit wem du redest?«, hat er gefragt. Halb amüsiert, halb empört. Rachel hat tief geseufzt. »Ich habe das Konzept von Pansexualität quasi erfunden, Rachel Elisabeth Dare«, hat er mit einer abwinkenden Geste hinzugefügt. »Keine komischen, heteronormativen Schlupflöcher.« Einerseits findet Rachel, dass das absolut berechtigt ist und es ziemlich beknackt wäre, wenn Sex nur als Sex gilt, sobald ein Penis involviert ist. Dann wiederum hilft ihr das nicht weiter, wenn sie sehr dringend von Reyna gegen die nächstbeste Wand geknutscht werden möchte. Apollo hat mit einem Bein gebaumelt und aus dem Fenster geschaut, sehr eindringlich nachgedacht und Rachel anschließend gemustert, als würde er gerade über ein neues geniales – und damit meint Rachel fürchterliches – Haiku nachgrübeln. »Es ist aber nicht verboten, sich zu verlieben«, meint er mit einem beinahe wölfischen Grinsen. Rachel grummelt, möchte ihn mit Farbe bewerfen, ihn erdrosseln, das Orakel wieder abgeben, aus dem Fenster springen… »Auch nicht, wenn es erwidert wird. Ich bin schließlich kein Unmensch.« Rachel hat mehrfach geschnaubt. Sie hat es sich bis heute verkniffen zu fragen, wieso genau Apollo es für nötig erachtet, dass seine Orakel jungfräuliche Mädchen sein müssen, aber sie hat das Gefühl, dass die Antwort ihr nicht gefallen würde. Also hat sie nicht gefragt und weigert sich, weiter darüber nachzudenken. Verliebt. Pah. Nur, weil sie Reyna gerne ansieht und ihr dabei zuhört, wie sie Rekruten zur Schnecke macht und jedes Mal ein Fallgefühl im Magen hat, wenn Reyna ausnahmsweise einmal lächelt, heißt das nicht, dass sie irgendwelche Gefühle hat. Rachel könnte schwören, dass sie glockenhelles Gelächter erklingen hört, obwohl niemand sonst in ihrem Zimmer ist. Wenn Aphrodite sich schon über sie lustig macht, dann muss es ernst sein. Beinahe hat sie es vor sich, wie Apollo mit einer Harfe auf ihrem Dachbalken Platz nimmt und Rosenblätter auf sie herab segeln lässt. »Du solltest dankbar sein, weißt du«, sagt Apollo, als er am dreizehnten Februar auf Rachels Bett auftaucht, während sie vor einer Leinwand hockt und übt, bergige Landschaften mit den Füßen zu malen. »Dafür, dass ich beim Malen meine Ruhe habe?«, fragt sie ungerührt. Rachel ist schon lange nicht mehr erschrocken darüber, wenn Apollo wie aus dem Nichts auftaucht. Manchmal – oder vielleicht besser meistens – vergisst sie, dass Apollo ein Gott ist und sie selbst nichts als ein menschliches, popeliges Orakel, das ab und an grünen Rauch und ein paar Prophezeiungen ausspuckt. Dann wiederum hat sie einfach keine Geduld, um andauernd Rücksicht auf Apollo und sein überdimensionales Ego zu nehmen. Sie hat den König der Titanen mit einer Plastikbürste beworfen. Rachel hat Standards. »Dafür, dass ich Aphrodite davon abgehalten habe, sich auf dich zu stürzen wie die ausgehungerte Aasfresserin, die sie manchmal ist«, sagt Apollo theatralisch. Rachel muss nicht einmal aufsehen, um zu wissen, dass er sich einen Handrücken auf die gebräunte Stirn gelegt hat. »Was würde sie schon von mir wollen?«, murmelt Rachel und konzentriert sich darauf, einen Baum neben einen recht gut gelungenen Bach zu platzieren. Ihr Fuß fängt langsam an zu krampfen. »Ach, du weißt schon. Es ist Valentinstag, das ist ihr Ding. So viel Liebe, rosa Konfetti, dramatische Gefühlsbekundungen und so weiter und so weiter… und du strömst so viel schmachtende Energie aus, es wäre ein gefundenes Fressen für sie gewesen.« Mit einem heftigen Zucken ihres Fußes rutscht der Pinsel mehrere Zentimeter quer über die Leinwand und verpasst der grauen Berglandschaft einen grünen Anstrich. Sie starrt erst ihr ruiniertes Bild an, dann Apollo. »Schmachtende Energie?«, wiederholt sie ungläubig. Apollo grinst sie sehr breit an. Es ist, als wäre in ihrem Studio gerade die Sonne aufgegangen. »Heute Morgen war Training. Du hast zugesehen. Ich habe ungefähr zehn neue Haikus darüber gedichtet, wie deine Augen gefunkelt haben und man einen kleinen Sabberfaden in deinem Mundwinkel–HEY!« Rachel hat gerade ihre Farbpalette nach Apollo geworfen. Sein komplettes Gesicht ist ein impressionistisches Meisterwerk. Ein Feuerwerk der Farben. »ICH HABE DAS PERFEKTE GESCHENK FÜR DEINE ANGEBETETE! UND DU DANKST ES MIR MIT EINER FARBBOMBE?« Rachel tut so, als würde sie sich nicht um Apollo scheren, während er ein dramatisch empörtes Haiku von sich gibt und ihr droht, die Geschenkidee für sich zu behalten. Sie tut auch so, als würde ihr Herz nicht sehr heftig bei dem Gedanken daran hämmern, Reyna irgendetwas zum Valentinstag zu schenken. * »Warum genau treiben wir uns hier herum, wo uns jederzeit ein blutrünstiges Monster angreifen könnte?« Rachel ist sich selbst nicht sicher, warum genau sie das macht. Sie würde im Leben nicht zugeben, dass Apollos Idee eine gute Idee ist. Das würde sein Ego nur noch mehr aufblasen und das möchte Rachel nicht. Aber hier ist sie und schleift Reyna quer durch eine mäßig belebte Straße in Richtung eines Gebäudes, das von außen aussieht, als hätte es einen Anstrich dringend nötig. Natürlich hat Reyna keine Ahnung, dass heute der vierzehnte Februar ist. Das bedeutet, Rachel ist undercover unterwegs und wenn Reyna sich über irgendetwas wundert oder sich nicht freut, kann Rachel so tun, als wäre es keine romantische Geste gewesen. Was eine Lüge wäre. Rachel hat die ganze Zeit Angst, dass sie irgendwo einen Obdachlosen herumlungern sieht, der unangenehm interessiert an ihr und Reyna ist und der sich bei genauerem Hinsehen als Apollo entpuppt. Wahrscheinlich beobachtet er sie von irgendwoher. Man kann nie vorsichtig genug sein. Rachel hätte sich beinahe an ihrer eigenen Spucke verschluckt, als sie Reyna in etwas anderem als in ihrer Rüstung gesehen hat. Sie trägt eine schlicht, hellblaue Jeans und ein Hemd, dessen Ärmel sie hochgekrempelt hat. Rachel hat noch nie irgendjemandem so empört auf die Unterarme gestarrt, wie Reyna. »Weil du einen Tag Urlaub verdient hast und das hier gut für deine Seele sein wird!«, antwortet Rachel. Sie ist zufrieden, dass man ihrer Stimme nicht anhören kann, wie nervös sie ist. »Wieso glaubst du, dass meine Seele–oh!« Es kommt selten vor, dass Reyna sprachlos ist. Aber nachdem Rachel sie sehr bestimmt durch den Haupteingang geschoben hat, bricht sie ihren Satz ab und bekommt ganz runde Augen. Rachel fragt sich, ob ihr Herz gleich platzen wird, als sie das Funkeln sieht und wie Reynas Mundwinkel sich nach oben biegen. Nur mit Müh und Not kann Rachel sich eine Siegespose und einen kleinen, triumphierenden Tanz verkneifen. »Kann ich euch helfen?«, sagt eine gestresst wirkende, junge Frau mit Afro und einem übergroßen Strickpullover. Rachel strahlt. Im Hintergrund hört man Hunde bellen und das leise Fiepsen, das die Anwesenheit von kleinen Tieren ankündigt. Reynas Hand hat sich auf Rachels Schulter gelegt und Rachel fühlt eine Welle aus purer Wärme durch ihr Innerstes schwappen. Verliebtsein ist nicht verboten. »Wir sind hier, um die Welpen anzuschauen, die sie vor ein paar Tagen bekommen haben.« Kapitel 6: Beau x Yasha (Critical Role) --------------------------------------- Five times Beau tries to flirt with Yasha and one time Yasha flirts back. I. »Hey, unpleasant one.« Beau opens one eye and turns her head to look at Mollymauk, who sits across the fire and looks at her out of his unsettling eyes. Those eyes without pupils. Weird. Though Beau has to admit that those eyes are probably not the weirdest thing about Mollymauk. She makes a noncommittal noise und and closes her eye again. It’s not like she has to stay awake, since it’s officially Molly’s and Yasha’s watch. Beau can’t really sleep. And maybe she wanted to spend some time with Yasha but Molly – the obnoxious asshole – ruined her plans and volunteered for the watch faster. Beau really dislikes his purple face and his sparkly personality. Jester mumbles in her sleep. Beau doesn’t understand the words but Molly chuckles so Beau can only guess that Jester’s words were spoken in Infernal. »What exactly do you want with Yasha?« Beau opens both eyes this time. Molly’s eyes are still on Beau. His horn-jewelry shimmers in the light of the flames and Beau has to admit that his horns make a rather impressive silhouette against the dark night behind him. Not that she would ever admit that anything about Molly was impressive. Because he sucks. »What exactly do you have to do with that?«, she drawls und snuggles a bit deeper into her bedroll. It’s not like she exactly knows what she wants with Yasha. She just wants. She wants Yasha to carry her around again. Maybe even bridal style. She wants Yasha to smile. Maybe at Beau, though that would be optional. She would probably die when Yasha ever smiled in her direction anyway. So it’s better for everyone involved. Beau wants to touch Yasha. Like, in places. Ideally she wants to touch her everywhere. And of course everyone has their own business and while Beau likes prying, she’s perfectly aware of the fact that they all have their secrets. She just wouldn’t mind if Yasha shared some with Beau. »Seeing that you are the most obnoxious person I have ever met and Yasha is a dear friend, I feel like I should warn you that I would cut you from navel to chin if you hurt her.« Beau snorts. »Ok, first of all, Yasha could do that herself if she doesn’t like what I do with her. Second of all… no offense Molly, but you’re not really that scary.« She knows that he’s watching her through his red eyes. Intently. Beau keeps her eyes closed. »Believe me, I can do scary«, Molly says. His tone is playful but Beau understands that he means it. She also understands that Molly is trying to watch out for his friend, however uncalled for that is. And Beau can respect that. They’re all looking out for each other after all. »Don’t twist your horns, asshole. She’s just… you know«, Beau says, not even sure what exactly Yasha is to her. Fascinating. Hot. Definitely hot. Beau is thankful that Yasha announced to be patroling the perimeter of their camp. Who knows where she’s currently sneaking around. »Oh I know«, Molly says. That makes Beau open her eyes again. »Uh. Is there something you wanna tell me?«, she asks. Now it’s Molly's turn to snort. »Just go to sleep«, he says. Beau wonders what he thinks about her non-answer. But she doesn’t want to ask, so she gets up and fumbles for her goggles. Maybe Beau is doing the opposite of what Molly suggested just because she likes to annoy him. His expression is blank when she looks at him again and he doesn’t protest when she stumbles out into the night to go and find Yasha. Even with her goggles on Beau has difficulty navigating between the tall trees. She wonders if Yasha maybe took off again, just like that. Just the way she did so many times before. She always comes back, though, Beau thinks and her foot gets caught on a root on the ground. She bites off a curse and flails when two hands reach for her and the noise she makes is very undignified. Beau would never admit to making that noise. And she’s glad that Molly hasn’t heard. »Everything alright?«, Yasha asks and just plants Beau back on solid ground as if Beau doesn’t even weigh anything. Beau doesn’t answer the question, just looks at Yasha’s pale face. Thank the gods for her goggles. »Damn girl, your muscles are insane«, Beau says and tries for a smirk and a wink. She’s not sure if it has the desired effect because she is wearing her goggles. She fights the impulse to take them off. Yasha just blinks and stays silent, looking at Beau for a few seconds. Then she keeps walking. Beau follows her. Maybe she needs new flirting techniques. Maybe she needs to think about Molly’s question more. Maybe it’s kind of nice to just walk beside Yasha through a dark forest without saying anything at all. II. Beau really didn’t see the arrow coming. She’s good with arrows. But this one lodges itself into Beau’s chest and she hears herself make a weird wheezing noise. The ground below her feet seems to shake. »Fuck«, she croaks. Somewhere behind her she hears Nott yelling »Shitshitshitshit«. Time seems to slow for a bit. »Beau!« Jester’s voice. The guy who shot the arrow looks smug until all of a sudden his eyes turn black and he chokes on his grin, while a familiar figure swirls past Beau and as she falls to her knees the guy’s head rolls onto the ground. Molly snarls something in Infernal as Beau grabs the arrow in her chest and considers just pulling it out. Everything hurts. »Beau!« Nott this time. Beau never much liked her name because it reminded her of the fact that she never was what her parents wanted. But recently – and Beau will never admit that out loud – she quite likes hearing it. It’s different when friends say it, she thinks, as darkness presses against her eyes. »Beau«, a third voice, unexpectedly soft. A pair of very strong arms that grab her almost gently and a pale face that appears in her line of sight. »You have such pretty eyes«, Beau slurs before darkness closes at last and she falls unconscious. III. »You know, you call me squishy but I haven’t been unconscious for quite some time now.« Beau opens her eyes. She’s pretty sure that she’s in the room they rented and when she turns her head she sees Caleb sitting beside her bed. »Just because you’re always in the back«, she says hoarsely. Her voice sounds as though she hasn’t used it in days. »And because we have a protect-the-squishy-wizard-system.« Caleb raises his eyebrows. Beau notices that he fumbles with his diamond. She groans as the pain registers. Everything hurts. There is no arrow stuck inside her chest and she is apparently still alive. That’s good. »A system?« »Yep.« »Why don’t I know of this?« Beau shrugs and regrets it immediately. She makes an undignified noise and covers her eyes with one of her arms. There’s sunlight pressing into the room throw the milky windows and Beau wonders how long she slept in this uncomfortable bed. Damn, she would take the floor over these beds any day. »Don’t move so much. Jester patched you up but that is a nasty wound you got there. Poisoned you as well«, Caleb says. Beau likes the way he speaks. Blunt, up front. She feels like Caleb is socially awkward in a different way from her but still – they’re in this together. Two socially awkward, blind-at-night humans. Go, team human! »How long?« Beau wants to ask how long she’s been sleeping but talking hurts. Caleb catches her meaning though. »Two days. Yasha carried you here.« Beau’s brain short-circuits and she coughs a little which is a mistake because it hurts so much that she actually lets out a whine and is thankful that Caleb’s the only person present and not, you know. Yasha. Or even worse, Molly. »Where’s everyone?«, she wheezes through the pain. Maybe she should just sleep some more and hope that the pain lessens while she’s out. »We took turns watching you. They went to a bathhouse again, so I volunteered.« Beau does not snort this time because she’s a quick learner and while she does enjoy a good fistfight she’s not actually into pain. Not this kind anyway. Maybe some hair pulling or biting. But she draws the line at poisoned, arrow induced wounds that can potentially kill her. »Glad I could be of some assistance«, she mumbles. »How do you mean?«, Caleb asks but Beau is too tired to answer him. Somehow she’s glad that someone is here. Has been here the whole time. She remembers being down with a nasty flu as a child and everyone being way too busy to look after her regularly. Beau hears the door open but she doesn’t remove her arm from her eyes to see who it is. Somehow the sunlight is too much and she feels a bit sick from the pain. »Hey man, thanks for staying«, she whispers. »It is no trouble«, Caleb says. And then, just as blunt to whoever entered the room, he says: »I think maybe she has a fever.« »Huh.« Beau’s heart does a little tap-dance in her ribcage which is not helpful because her chest hurts so fucking much. She grits her teeth and removes the arm from her eyes after all. Yasha looms over her and Beau catches a blur of Caleb’s shabby coat as he leaves the room. Beau tries to grin but it’s probably more a grimace at this point. It’s not sexy at all for Yasha to see her like this but Yasha doesn’t seem to mind. She sits down beside the bed and after Caleb brings a bowl of water before leaving again, Yasha dips a piece of cloth into the bowl and places it on Beau’s forehead. »Sleep«, she says. Beau wants to cry because the cold cloth feels heavenly. Damn, she’s pathetic. »You carried me«, she slurs. Yasha looks at her and Beau wishes she could keep her eyes open. »And I didn’t even give you those five gold.« Yasha snorts and her lips actually pull into a small smile. Beau stares and her heart flutters like a fucking hyperactive hummingbird. Shit. »Damn«, she whispers. Yasha’s face softens as she looks down at Beau and readjusts the cloth an Beau’s forehead. Beau doesn’t want to fall asleep anymore because she saw Yasha smile and what if she does it again when Beau’s lights go out? But in the end she can’t keep her eyes open and slips back under while Yasha’s eyes rest on her the whole time. IV. Beau is very drunk. She won a drinking contest against three dudes though, so it’s totally worth it. Fuck those dudes who think they can one up her because she’s a girl. One of them is not able to stand any longer and just lies sprawled out on the table before Beau. Fjord shook his head about Beau’s shenanigans but seemed mostly amused. Nott was jealous because Beau got to drink so much without paying. Yasha just sipped her ale and watched. Caleb is probably sitting in a corner somewhere, reading one of his books. Jester and Molly were off to buy some sweets and while Beau gets up to demonstrate that she can still stand the two of them walk in, giggling and chatting in Infernal. Beau feels a wave of affection well up in her chest and she smiles lopsided in their direction. One of the dudes – a big guy with a split chin, brown hair and a broken nose spits on the table before Beau. Beau looks up at him and cocks an eyebrow. »Fucking demons«, he slurs. Molly stops dead in his tracks because he heard the words while Jester just seems confused. Beau narrows her eyes. »Watch who you call a demon, asshole«, she snarls. Beau has no idea if she could even land a punch right know but no one calls her friends demons. And no one is allowed to insult Molly but Beau. Yes. That’s Beau’s thing. »What, those your pets or what?« Fjord apparently caught on to what’s happening. »I think you should leave«, he says with a low voice and puts his big green hand on Beau’s shoulder. »Yes please. You smell really bad too, worse than Caleb«, Jester chimes in. She has a purple lollipop in one hand and a big bag – probably full of sweets – in the other. Molly laughs at her words and apparently that does it for the two standing dudes because they don’t like being laughed at by what they call demons. A big hand tries to grab Molly’s throat. Beau might be drunk but fuck this guy. Fuck all his friends. And fuck his parents who did a piss poor job on raising this piece of shit. »Hands off my friend«, she snarls and decks him in the chin. Fjord curses, Molly blinks and Beau didn’t expect to get the angle right but the guy shouts out in pain, scrambles for balance and falls over a chair. And that’s when the brawl starts. It’s all a blur for Beau, really. She knows this: The dude’s friend calls her a cunt which prompts Molly to kick him right in his nuts. That might be the nicest thing Molly ever did for her. She fought beside Molly for quite some time now but never back to back in a tavern brawl while Jester cheered them on and Fjord tried to break them all up. But despite Fjord’s height he is actually not that far from Caleb-level squishyness and Beau lands two more punches before a big figure steps in and grabs the two guys by the neck. Beau sways on the spot, her lip is split open and bleeding on her chin. Molly is right beside her, his lips pulled into a snarl, showing off his fangs. »Fuck off, assholes«, Yasha says with her gruff voice and while the two men seem to struggle, Yasha’s grip is iron as she manhandles them to the door and tosses them out into the cold night. Beau is breathing heavily and looks over to Molly. »Did I hear that correctly?«, Molly asks and grins. »Friend?« »I’m fucked and can’t be held responsible for what I may or may not have said«, she slurs and elbows Molly in the ribs. Molly answers in Infernal because he’s a little shit and knows that Beau doesn’t understand him. She wipes blood off her bottom lip and resists the urge to spit on the remaining drunkard. »Did you drink them under the table?«, Jester wants to know while Yasha comes back over and picks up the remaining guy. Beau thinks that the tavern owner looks thankful and scared at the same time. Beau can relate. »That I did«, Beau says and grins and gives Jester two thumps up. Jester laughs full of delight and puts her lollipop into her mouth before skipping off. Who knows what she’s up to. »Hey«, a gruff voice says beside Beau and she looks up to see Yasha standing right beside her. »You know, it’s super hot when you manhandle assholes«, Beau says and grins up to her. The tavern is definitely moving and her teeth are probably full of blood. Yasha rolls her eyes but Beau could swear that the corners of her lips are twitching. »Thanks for defending Molly from those assholes«, Yasha says and looks over to Molly who joined Nott and Fjord at the bar. He doesn’t seem fazed at all by what happened but then again Beau always had a hard time reading him. »Oh well«, Beau says and shrugs. She’s not sure what to say and in the morning she’ll probably be embarrassed about calling him her friend. It’s not like they have a normal, mushy kind of friendship going on. But he has her back, she has his back. And bickering with him is always fun. »Will you carry me to bed?«, she blurts out before she can stop herself and Yasha raises her eyebrows, but to Beau’s utter and complete surprise she lifts Beau off her feet and carries her in the direction of the stairs. Beau hears Molly’s laughter all the way up. She wants to say something cool. She wants to press her face into Yasha’s neck and ask her to stay the night. But when Yasha sets Beau back onto the ground as soon as they enter her room, the world tips and Beau throws up. So much for her seduction skills. V. Beau has to admit that she has a horrible fucking crush when she sees Yasha pat a fucking cat in the streets. Since Frumpkin usually stays close to either Nott or Caleb the others don’t get to cuddle with him very often. It’s not like Yasha ever tries to pat Frumpkin so Beau had no idea that she likes cats. But Yasha stopped dead in the middle of the street while Molly, Jester and Nott went on ahead while Caleb and Fjord are still rummaging through some kind of magic shop, and then Yasha’s huge frame kneels down into the dust and her white hand stretched out into the shadows. Beau thinks she might die of a heart attack and she’s very thankful that Molly went on ahead because he just keeps watching her. Watching her watching Yasha. Sometimes he smirks and it drives Beau insane but it’s not like she can call him out on it without giving herself away. Herself and her fucking crush. Ugh. Feelings suck. This sucks. Yasha makes a small keening noise and Beau swears that she’s close to just falling dead to the ground when a grey and very dusty cat pushes her hand into Yasha’s palm. Her heart stutters and then restarts with doubled pace. Beau curses the swooping feeling in her stomach when she watches Yasha’s face break out into the softest smile Beau has ever seen on anyone. Fuck Yasha and her soft smile and her strong arms and her beautiful face and the silent way she cares for all of them. The cat darts away when Beau comes close and Yasha looks up, her expression still soft and content. »You know what?«, Beau snarls and kicks the dirt, »Fuck you and your stupid, perfect face!« And then she stomps off after Jester and the others because if she has to look at that face one more second she cannot be held responsible for her actions. V + I Here’s what Beau wanted to do when she left her home: Drink a lot of booze, make a ton of money and kiss some hot girls while she’s at it. Maybe even keep one, but she’s not that greedy. She drinks a lot of booze and makes some decent money with the others. But she hasn’t kissed any hot girls since she left. In fact, the only girl Beau ever kissed was Maddie Hawthorne and she was sixteen when that happened so it’s been more than five years. She probably can’t even kiss properly anymore. Most of the times it’s dudes that hit on her, if they aren’t intimidated by her guns – as Caleb likes to call them – and her ability to drink them under the table. Which was the case on three separate occasions. But Beau just doesn’t like guys. Women are awesome. In every kind of way. Most dudes are simply meh. Or – if they’re awesome, like Caleb or Fjord – they’re awesome in a strictly platonic kind of way. Beau would never kiss Fjord. Jester can call him handsome all she wants but Beau just looks at him and thinks that he is shaped like a friend. A green, big, kinda shady friend who spits saltwater sometimes and tries to keep them all in line. Beau was teaching Nott some hand to hand self defense earlier and she’s still a bit sore from all the times she let Nott hit her in the face or kick her in the shins. Nott bought her a big pint of ale and then scurried off with Jester to cause some mayhem. Who knows what they’re up to. Beau drank lots more ale since Nott and Jester left. Now she feels a pleasant buzz all over her body. At some time, Molly sits down beside her and drinks half her glass. When she scowls at him he just grins his shit eating grin and bares his fangs. »So«, he says. »Yasha.« Beau puts her head on the bar and makes an unidentifiable noise in the back of her throat. »Figured out what exactly you want with her yet?«, Molly says. His tone is light and Beau remembers the dark night many weeks ago when he asked her this question for the first time. It’s not like Beau is much more enlightened about it. The only thing she knows is that she wants to make Yasha smile her fucking soft smile all the time and then kiss the smile from her face. Whatever that means, Beau has no idea. She’s not good with feelings. It’s not like she doesn’t have them, she just can’t deal with them very well. »Do you want to fuck her?«, Molly adds. Beau almost falls off her barstool. »Excuse me?« »I said–« »I heard you!«, she splutters. »Well«, Molly says, his grin still wide and annoying. »It’s an easy enough question.« Beau stares at him. She wants to tell him to get lost and never speak to her again. She also wants to punch him in the face. »Yes«, she says instead of doing any of those thing. Fuck, dammit. Molly’s grin grows wider. »And do you want to leave her hanging after that because a quick fuck is all you want?«, he asks. Beau blinks. »What? No!« She is too offended at the notion to think about the fact that she didn’t want to answer Molly in the first place. »But she said herself that she doesn’t do… that«, she says and feels her face heat up. She gulps the rest of her ale down in two swigs and curses Molly for making her voice her fucking feelings out loud. »Oh well, you know. People can change their mind«, Molly says conversationally. Beau stares at him. »What are you saying?«, she asks slowly, her heart hammering in her chest as if it wants to break out of her ribcage. »I’m saying that you should just woman up and stop this pathetic pining act you got going on. I mean, for fucks sake, I saw you walking into a lamppost two days ago because Yasha ruffled Jester’s hair! That’s just awful!« Beau has a thousand »buts« bursting through her mind but Molly stands up before she gets to finish forming a coherent sentence. »Yasha is outside. If you screw this up I’ll kill you in your sleep.« And then he’s gone with a dramatic swirl of his stupid cloak. Beau sits there for two whole minutes questioning all her life choices. She just got relationship advice from the weirdest person she knows. Gods, she hates Mollymauk Tealeaf so fucking much. The worst thing about this is that she is actually contemplating to listen to Molly. What if Molly knows stuff. About Yasha. Yasha and her… feelings. Beau’s breath catches in her throat just thinking about the fact that Yasha might actually like her. Like like her. Beau gets up and considers gulping down another ale for bravery, but she decides against it. It’s enough that she vomited in front of Yasha once and she really doesn’t need to repeat that experience. Ever. Yasha leans against the wall right beside the door and watches the clear night sky. Her white skin shimmers in the pale moonlight and she cocks her head to look at Beau as soon as she steps outside. Beau can feel Yasha’s eyes on her as she leans against the wall beside her, their naked arms almost touching. If Beau closes her eyes and concentrates she can feel the heat radiating off Yashas bare skin. Maybe she should’ve bought that additional ale for bravery after all. »So, what’cha doing out here?«, she asks and almost cringes at her own words. Way to go Beau. »Watching the stars«, Yasha says, her voice quiet and not giving anything away at all. Beau wishes Molly hadn’t been so cryptic. »Yeah, they’re… pretty«, Beau says lamely. She could just as well punch herself in the face. There’s a beat of silence. »Yeah. Almost as pretty as you«, Yasha says. Beau almost chokes on her own spit when the words register and her head spins around to look at Yasha. There is definitely a blush going on on that pale face. Beau is sure of it. She opens her mouth and tries to think of a witty reply. Yasha seems to falter for a second. »Uh«, Yasha says and for the first time Beau realizes that Yasha might be even more awkward about feelings than she is. And that makes her bold. She puts one hand on Yasha’s arm und steps in front of her, her eyes on Yasha’s face – searching for any sign that she is freaked out and doesn’t want Beau to touch her at all. »Ok, so I really wanna kiss your stupidly pretty face and–« Beau gets pinned against the tavern wall before she can finish her sentence. The lips that press against hers are a bit chapped but warm und Beau makes a very embarrassing sound before she grabs Yasha’s shirt and yanks her closer. The fact that Yasha let’s herself be moved sends tingles down Beau’s spine. Yasha presses up against her and Beau doesn’t even mind the cold brick wall scratching against her back because hell yes. Kissing is awesome. Kissing Yasha is awesome. Beau melts into Yasha’s touch and shivers slightly as surprisingly soft fingers touch the short hair at the side of her head and cup her cheek. She’s not even embarrassed about the sounds she makes anymore. »I’ll sleep in Nott’s room tonight! Have fun, Beau!« Beau almost bites Yasha’s tongue in surprise as Jester’s voice rings way too close to Beau’s ear. Yasha takes a step back and Beau is delighted to see that she’s breathing heavily. Beau licks her lips and looks at Jester who has Nott’s hand in one of hers and beams at both of them. »Uh, ok. Cool. Thanks, I guess?«, Beau says and her voice is definitely hoarse. »Congratulations«, Nott says shyly, then tugs at Jester’s hand and the two of them disappear into the tavern. Yasha watches them leave, then glances at Beau and there’s that blush again. Beau wants to see it many more times. »Ok, so. My room is free«, she says. Yasha’s lips curl into a smile and then slowly turns into a grin. She takes Beau’s hand and Beau feels very triumphant for a second, until Yasha swoops her up in her arms and throws her over her shoulders as if Beau weighs nothing. »Wha–« »It’s on the house«, Yasha says and Beau can’t even complain. She laughs and ignores the other patrons who stare after them as if they’ve lost their mind. Maybe they have. Beau couldn’t care less. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)