Über Freunde und Helden von GrauW0lf ================================================================================ Kapitel 40: Das Ende eines Weges -------------------------------- Nervös drückte sie auf dem Stoff des Griffs herum, lies ihn unter ihrer Hand knarzen. In In ihrem Gesicht kämpfte der kalte Wind dieses Herbsttages mit der Hitze des gleißenden Feuers vor ihr einen Kampf im Rhythmus der tanzenden Flammen. Es war ruhig, keine Musik erklang und kein Wort wurde gesprochen. Sie stand alleine etwas abseits der Hand voll Männer, die sich um das Feuer versammelt hatten und ehrfürchtig den Kopf gesenkt hatten. „Du kannst jetzt zu ihm gehen.“ sprach der Japaner, den sie Handa nannten, leise zu ihr und wies mit einer respektvollen Geste auf den bulligen, großen Mann ganz am Feuer. Vorsichtig und mit noch immer geneigten Kopf trat sie an ihn heran. „Hier …“ Das Schwert in beiden Händen ruhend hielt sie es ihm entgegen und wagte es dabei nicht, dem alten Mann in die Augen zu sehen. „Ihr Sohn … er trug es bei sich, als er ...“ Er nahm die Klinge zögerlich entgegen und seine müden Augen wanderten die vom Kampf geschundene Scheide ab. „Er hätte gewollt, dass ich es ihnen wiedergebe.“ Ihr Gegenüber sagte kein Wort, sondern wies sie nur mit einer anmutigen Geste an, sich neben ihn zu stellen. So nah war das Feuer schon fast unerträglich heiß, doch wollte Gogo keine Schwäche zeigen. Nicht hier, nicht an diesem Ort. Die schwarzen Silhouetten, umgeben von tanzenden Flammen, hoch oben auf einem Thron aus Balken und Geäst, jagten ihr einen wohligen Schauer über den Rücken. Es war ein eigenartiger Kampf, der in ihrem Inneren tobte. Ein Kampf aus Trauer, Wut und Erleichterung. Trauer, dass sie zwei geliebte Menschen hat sterben sehen. Wut, dass sie versagt hatte. Erleichterung, dass sie nun endlich frei waren. „Ich muss dir danken.“ begann der alte Mann neben ihr mit einem Mal zögerlich und Gogo sah ihn fragend an. Sie konnte sich absolut nicht vorstellen wofür dieser Mann ihr danken sollte. Er bemerkte offenbar ihren Blick, denn er fuhr mit ruhiger Stimme fort: „Du hast meinen Kindern eine neue Welt gezeigt für diese beide blind gewesen zu sein schienen.“ Er atmete tief und langsam durch. „Meine Tochter hat oft von dir erzählt. Dass du an sie geglaubt hast, ihr Mut gemacht hast. Meine Frau sagte, sie habe sie schon lange nicht mehr so glücklich gesehen.“ Er seufzte und sah sie wieder an. „Und was meinen Sohn betrifft … Nach allem was ich gehört habe, warst du dafür verantwortlich, dass er sich gewandelt hat. Dass er im letzten Moment die richtige Entscheidung getroffen hat.“ Gogos Mund war trocken und sie schwieg, wusste sie doch nicht, was sie darauf erwidern sollte. „Er hat noch gelebt, wusstest du das?“ Sie riss die Augen auf und sah zu dem bulligen Mann hoch. Was?! „Er starb erst, als sie die Pforten des Krankenhauses durchschritten hatten.“ Sein leerer Blick war starr auf das Feuer gerichtet und die Flammen spiegelten sich in seinen Augen. „Was werdet ihr jetzt tun?“ Gogo wusste nicht, warum sie das fragte, doch kam ihr diese Frage so schnell über die Lippe, dass sie gar nicht darüber nachdachte. Der Mann seufzte. „Meine Frau und ich werden dieser Stadt den Rücken kehren und in die Heimat zurückkehren.“ Er atmete tief durch, ehe er fortfuhr: „Die Linie ist durchbrochen. Mit mir wird der Name Yamoro letztlich aussterben. Es gibt nichts mehr, was uns hier hält.“ Gogo schwieg dazu und wollte sich nicht vorstellen, welche Trauer in ihm vorgehen mochte. Während die Flammen immer höher stiegen und den Himmel über ihnen befeuerten, sprachen beide kein Wort mehr. Ein beißend kühler Wind fuhr der jungen Frau durch die Haare und ließ sie erschaudern. Sie zog die Jacke hoch und vergrub ihr Kinn unter dem Stoff. Der Samurai zog die Klinge geräuschvoll aus der Scheide und dessen roter Stahl schimmerte anmutig im Schein des Feuers. „Rot ist wahrlich die richtige Farbe für dieses Schwert.“ flüsterte er leise und Gogo neigten den Kopf. „Es ist mit viel Blut bezahlt worden und trotzdem war der Preis noch nicht bezahlt.“ Er ließ die Klinge wieder in die Scheide gleiten und reichte der erstaunten Gogo das Schwert. „Es soll dir gehören.“ Gogo wusste nicht was sie sagen, noch wie sie diese Geste interpretieren sollte. „Sir … ich …“ begann sie zögerlich, wurde jedoch sofort unterbrochen. „Diese Waffe hat mich letztlich das Leben meiner Kinder gekostet. Dieser Preis war zu hoch.“ Er richtete seine müden Augen der jungen Frau zu. „Wenn du es willst, so soll es dir gehören. Wenn nicht, werde ich es vernichten.“ Die Beerdigung Mr. Zillas war ungleich größer, als die der Yamoro Kinder. Alles was Rang und Namen hatte, hatte sich im Anwesen versammelt um Mr. Zilla die letzte Ehre zu erweisen. Gogo wagte von ihrem Platz neben ihren Freunden immer wieder einen Blick zu Fred, der einsam mit seiner Mutter am Sarg stand und schweigend der Rede des Pastors lauschte. Er konnte seine Trauer gut verbergen, denn seine Miene war steif und ausdruckslos. Allerdings konnte sie sich nur allzu gut vorstellen, was in ihm vorging. Die Beisetzung ging größtenteils still vonstatten und niemand wagte ein Wort zu sprechen, oder auch nur zu husten. Lediglich die leisen und andächtigen Klänge eines Klaviers durchbrach die Stille. Es war ein langer Zug, der sich von schwarzen Gestalten, die der Beisetzung im Familiengarten begleiteten, Gogo und ihre Freunde stets im Hintergrund. Honey hatte ihren Arm um Fred gelegt und auch Wasabi ließ seine Hand auf seiner Schulter ruhen. Hiro stand still neben Callaghan, Baymax hatte er im Labor gelassen. Der anschließende Leichenschmaus fand wieder im inneren des Anwesens der Zillas statt, doch waren Gogo und ihre Freunde nicht an Essen interessiert und der trauernden Gemeinde überdrüssig. Und so kam es, dass sie nun alle in ihren schwarzen Trauergewänden um Mr. Zillas ehemaligen Schreibtisch herum standen. Sein Sohn strich vorsichtig über das massive Holz, ehe er sich auf den schwarzen Sessel setzte. „Wie fühlst du dich, Fred?“ Honey war die erste, die die Stille durchbrach und sah den Comicnerd aus noch immer von Trauer geröteten Augen heraus an. „Ich habe immer gewusst, dass ich irgendwann das Erbe meines Vaters antreten und seine Aufgaben übernehmen würde, doch …“ Er seufzte hörbar, doch war Gogo sich sicher, Erleichterung herauszuhören. „Naja, ich dachte, dass es noch etwas dauern würde.“ Die Freunde lächelten ihn verlegen an. „Naja, wenn Heathcliff aus dem Krankenhaus entlassen wird, werde ich mich wohl daran machen müssen, das Erbe meines Vaters anzutreten.“ fuhr Fred in seiner gewohnt guten Laune fort. „Kommste klar?“ schnippte Wasabi ihm zu. „Logo. Nur zum Comiclesen werde ich wohl in absehbarer Zeit eher selten kommen.“ Tatsächlich entlockte diese Bemerkung der Truppe ein vorsichtiges Lächeln. Die Stimmung war bedrückt und etwas angespannt, doch spürte sie auch nur allzu deutlich den Zusammenhalt ihrer Freunde und sie ließ den Blick schweifen. Fred der inzwischen die Beine auf den Tisch abgelegt hatte und selig grinste, während er sich wahrscheinlich an all die Momente erinnerte, an denen er dafür gerügt wurde. Wasabi, der sich verkehrt herum auf einen der Stühle gesetzt hatte, die Arme auf die Lehne und den Kopf auf die Arme abgelegt hatte und nachdenklich aus dem Fenster sah. Honey, die zwar wie gewohnt ihr Handy in der Hand hielt, doch nur Löcher in die Luft starrte. Baymax, der sich wieder in seiner Zivilausrüstung befand und still in der Ecke stand. Und schlussendlich Hiro, lässig, aber mit nachdenklicher Miene an der Wand gelehnt. „Wir sollten uns so bald wie möglich um die verschwundenen Pläne und Prototypen kümmern, ehe es jemand anderes tut.“ durchbrach Hiro schließlich die Stille. Als Anführer war es seine Aufgabe, die Truppe wieder auf Kurs zu bringen, dass hatte Freds Vater ihm beigebracht. „Und auch die Pläne des Kampfskorpions sind noch irgendwo da draußen und könnten in die falschen Hände geraten.“ „Ick will diesem Ding nicht noch ma entjegen treten.“ gab Wasabi knurrend zu verstehen und Hiro stimmte dem nickend zu. Das Oda auf tödliches Gas verzichtet hat, grenzte für sie an ein Wunder, denn dazu wäre er vermutlich durchaus in der Lage gewesen. Offenbar hatten sie es seiner Hybris und dem unwiderstehlichen Wunsch nach Vergeltung zu verdanken, dass er nur lähmendes Gas benutzt hatte. Allerdings musste Hiro wahrscheinlich auch zugeben, dass er dank dieses Kampfes eine große Liste an Verbesserungen abzuarbeiten hatte und wie sie es verstanden hatte, würde er sich als erstes um die Anfälligkeit der Elektronik gegenüber elektromagnetischen Pulsen kümmern. Wenn eine solche Waffe in die falschen Hände fällt, könnte man gut und gerne eine ganze Armee aus solchen Kampfrobotern herstellen und das wäre eine Aufgabe, der die Big Hero 6 noch nicht gewachsen waren. Oda indes schmorrte im wahrscheinlich tiefsten Loch, das das Gefängnis zu bieten hatte und er konnte wohl froh darüber sein, dass er noch lebte. Honey hatte ihr im Stillen anvertraut, dass sie einen Napalmersatz benutzt hatte und sich erst im letzten Moment wieder besann, ihn nicht einfach verbrennen zu lassen.   „Professor Callaghan hat mir heute Morgen geschrieben, dass er sich mit uns treffen will.“ Hiro sah in die Runde. „Wir haben noch einiges an Arbeit vor uns. Allerdings …“ Er stoppte kurz und sah jedem einzelnen seiner Freunde ins Gesicht. „Allerdings finde ich, dass uns ein paar Tage Pause ganz gut tun werden.“ Wasabi war der erste, der ihn lächelnd ansah. „Wir könnten doch ma zusammen angeln jen.“ „Angeln?“ Fred hob belustigt die Augenbrauen und auch Honey musste grinsen. „Angeln.“ bekräftigte Wasabi noch einmal. „Mene Eltern ham enen eigenen See.“ „Ja …“ bekräftigte Hiro ruhig das Vorhaben. „Warum eigentlich nicht?“ Doch hörte Gogo gar nicht mehr richtig zu, wie ihre Freunde zu planen begannen, sondern richtete ihren Blick aus dem Fenster auf die stille Silhouette der Stadt und ihren Ballons. Eine Sache hatte sie noch zu erledigen. Der Wind war rau hier oben. Eisig fegte er über sie hinweg und bestrafte jeden noch so kleinen Streifen Haut, der frei an der Luft lag. Ihre Hände begannen bereits taub zu werden und ihre Arme und Beine zitterten schwach, doch war ihr das alles egal. Heute war das alles egal. Die junge Dame kaute auf ihrem Kaugummi herum, während sie die Stufen zu dem eisernen Ballon hinaufstieg, weit über den Dächern der Stadt. Im Westen ging die Sonne bereits hinter den Bergen unter und die Fenster und Gläser der Stadt funkelten in ihrem rötlichen Licht. Die Tasche auf ihrem Rücken drückte gegen ihre Schultern und schien sie hinabziehen zu wollen, doch ignorierte sie diesen Schmerz. Die letzten Schritte auf dem stählernen Boden und sie war oben. Der Wind pfiff durch ihre Haare und ließ sie tanzen, während sie ihren Blick über die Stadt schweifen ließ. Der Anblick, obwohl sie erst das dritte Mal hier oben war, kam ihr bereits vertrauter vor, als alles andere und umso mehr genoss sie den Ausblick und den Wind. Die leisen Geräusche der Stadt und die über sie vorbeiziehenden Wolken. Ich verstehe nun warum du immer hier warst Es war zwar nicht derselbe Ballon, doch bot ein anderer, der nun an dessen Stelle installiert worden war, denselben Ausblick wie zuvor. Als sie ihr Gewicht etwas verlagerte um bequemer zu stehen, spürte sie die lange Klinge, die sich sanft an ihren Rücken schmiegte, als wäre er es selbst, der sie umarmte. Unweigerlich musste sie daran denken, wie sie ihn hier oben zu sich runter gezogen hatte und es trieb ihr die Hitze ins Gesicht. Es war ein angenehmes Gefühl, gemischt mit Sehnsucht und Trauer, doch tat es ihr unendlich gut. Nach einer gefühlten Ewigkeit setzte sie sich schließlich, legte die Tasche und das Schwert neben sich und ließ ihren Blick wieder über den Horizont schweifen. Es würde noch etwa eine Stunde dauern, bis die Sonne hinter den Bergen verschwunden war und sich endlich die Nacht über die Stadt legen würde. Die letzten Wochen waren nicht einfach für sie und ihre Freunde gewesen. Durch die Zerstörung der Innenstadt und der damit verbundene Medienrummel um die Gruppe, war es schwierig geworden, noch als Helden aktiv zu sein, ohne direkt sämtliche Einsatzkräfte im Nacken sitzen zu haben. Denn aus irgendeinem unerfindlichen Grund schien es für die Behörden so, als trügen sie eine Mitschuld an dem ganzen Chaos. So sah sich die Gruppe gezwungen, eine kleine Auszeit zu nehmen, was so manchen unter ihnen offenbar doch sehr zusagte, als sie es wahrscheinlich zugegeben hätten. Honey wird mit ihren Eltern nach Europa reisen. Gogo kannte Honey zu gut und wusste daher, dass bei den ganzen Bildern, die sie täglich von ihr erhalten wird, es ihr wahrscheinlich fast so vorkommen wird, als wäre sie selbst vor Ort. Wasabi wird sich im Labor in seine Arbeit flüchten und die Ruhe nutzen um weiter an seiner Erfindung zu arbeiten. Gogo hatte sich schon überlegt, ob sie ihn nicht einfach mal besuchen sollte, um das eine oder andere Werkzeug mitgehen zu lassen, nur damit es Wasabi auch nicht zu langweilig wurde. Doch hatte sie diese Idee sehr schnell wieder verworfen. Fred wird mit Hilfe von Heathcliff und seiner Mutter das Erbe seines Vaters antreten und in dessen Namen die Gruppe unterstützen. Es kam Gogo fast so vor, als wäre er ein wenig ernster geworden, doch wenn er mit ihnen alleine war, war er noch immer der verrückte Comicnerd, denn Gogo hasste und liebte. Ihr kleiner Freund Hiro wird mit seiner Tante und Baymax ebenfalls verreisen, so viel hatte er ihnen schon verraten. Wie er erzählte, hatten sie für sich die Karibik ausgesucht, da Cass wohl unbedingt ans Meer wollte. Vielleicht wäre das Meer für sie auch mal einen Gedanke wert. Callaghan indes hatten die Stadt für immer verlassen und war nach Los Angeles gezogen, während Abigail zurück an die Ostküste gegangen war. Der Abschied war kurz, doch emotional gewesen, da die beiden erst kurz vor ihrer Abreise die Freunde von ihren Plänen erzählten. Selbst Hiro ließ sich, nachdem er lange gezögert hatte, zu einer Umarmung hinreißen. Gogo war sich sicher, dass dies vor allem dem Wunsch entsprang, endlich alles hinter sich lassen zu können und sie  hoffte, dass ihr ehemaliger Professor sich von seinen Wunden erholen würde. Und sie ... Sie saß hier in mehreren hundert Meter Höhe und genoss die Ruhe um sie herum. Sie liebte ihre Freunde über alles, doch war es diese Art der Ruhe, die sie schon lange gebraucht hatte. Dieser Abstand um sich über alles im Klaren zu werden was geschehen ist. Über jedes Wort, dass sie miteinander gewechselt hatten. Jeden Augenblick, den sie miteinander geteilt hatten. Jedes Mal, wenn sich ihre Lippen berührt hatten. Die Nacht kam in großen Schritten näher und noch während Gogo in ihren Gedanken versank, durchbrachen die ersten Sterne den mondlosen Himmel über ihr. Sie wartete noch ein paar Minuten ab, bis die Stadt vollends in Dunkelheit getaucht wurde und die geisterhaften Lichter der Straßen und Gebäude von unten her schimmerten. Zögerlich griff sie in die Tasche und zog eine kleine, aus weißem Stoff bestehende Laterne heraus. Sie faltete sie auf, befestigte das dünne Drahtgestell darunter, befestigte die kleine Kerze daran und zündete sie an. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Wärme der Kerze das dünne Konstrukt aus Stoff und Metall in die Lüfte heben konnte. Ein kurzer Handgriff und eine Schnur und die Laterne blieb vor ihr in der Luft stehen. Ein weiteres Mal griff sie in ihre Tasche und zog ein kleines Kästchen hervor, welches sie ohne zu zögern öffnete. Der Inhalt war unscheinbar für Außenstehende, besaß für Gogo jedoch einen weit größeren Wert. Eine kleines, silbrig schimmerndes Glöckchen und ein orangener Fetzen eines Basketballs. Vorsichtig befestigte sie die beiden Stücke an die kleine Laterne und das Glöckchen stimmte im Wind dabei ein leises Lied. „Nun darf wenigstens ein Teil von euch endlich fliegen.“ flüsterte sie, vergrub ihr rotglühendes Gesicht zu teilen unter dem Kragen ihres Pullovers und lies den die Laterne los. Ihr Herz raste, als sie den leuchtenden Ballon langsam steigen sah und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Und dieses Mal würde sie sie nicht zurück halten. Sie hatte bei seinem Tod nicht geweint. Nicht bei seiner Verbrennung und auch danach nicht. Doch nun war sie alleine und ihm näher, als sie es je zuvor gewesen ist. Diesmal konnte sie weinen. „Du bist so ein Idiot.“ fluchte sie leise in den Wind. Der Ballon war inzwischen nur noch ein kleiner, leuchtender Punkt am Nachthimmel, der sich langsam mit den Sternen vermischte, während ihre Tränen den Weg nach unten suchten. Ihre Wangen brannten und die Sicht war verschwommen, doch interessierte sie das nicht. Nicht dieses Mal. Einmal durfte auch sie schwach sein. Sie hatte Sora immer für ihre unglaubliche Stärke im Hinblick auf ihren eigenen, baldigen Tod bewundert. Und nun war er schneller gekommen, als sie alle geahnt hatten. Vor wenigen Tagen hatte Gogo noch geglaubt, sie könnte hundert Jahre alt werden. So glücklich, so sorglos und sie hatte es sogar geschafft Hiro in diesen finsteren Tagen ein Lächeln zu entlocken. Und Gogo? Sie war letzten Endes nicht mal mehr in der Lage gewesen Naoko sagen zu können, was sie für ihn empfand. Das sie ihn vermisste, dass sie ihn... ... mochte. „Ich ...“ begann sie langsam und wandte ihren Blick vom Himmel ab. Sie stellte sie sich vor, wie er vor ihr stand, mit seinem fragenden Ausdruck in seinen eisblauen Augen und irgendwie wollte sie ihm nicht in die Augen sehen. „Ich li...“ versuchte sie weiter, doch brachte sie nur ein Stottern heraus. Wütend und beschämt über sich selbst knurrte sie: „Du weißt schon was ich meine.“ und setzte sich mit trotzigem Gesichtsausdruck wieder auf den Boden Ballons. Das sollte reichen! schnaubte sie innerlich. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb und ihr Gesicht schien in Flammen zu stehen. Zum Glück war es dunkel und niemand würde sie sehen können. Sie griff nach seinem Schwert und legte es sich vorsichtig auf den Schoß. Mit einem metallischen Singen zog sie die Klinge heraus. Die Waffe war ungewöhnlich leicht und unglaublich filigran, doch hatte sie keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollte. Sie wird diese Waffe bei sich tragen, das hatte sie sich geschworen. Immer wenn sie in den Kampf ziehen werden, will sie es bei sich wissen. Sie besah sich den rot schimmernden, glatten Stahl, von der Spitze bis zur Tsuba, dem Stichblatt. Es war nun ihres. Das letzte, was ihr von ihm noch geblieben war. Sie wusste in diesem Moment, dass sie Hiro um einen Gefallen bitten musste. Seine Microbots mussten ihr etwas in Klinge gravieren. Einen Namen …   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)