Zum Inhalt der Seite

Über Freunde und Helden

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Konsequenzen

„Weißt du, was dem noch fehlt?“

Die gut gelaunte Stimme Freds hob, auch wenn Gogo es nur ungern zugab, ihre Moral und sichtlich die ihrer Freunde, während um sie herum die Welt in Flammen stand.

Der Comicnerd ließ die Fangarme seines Anzugs herausschnellen und hakte sich am Bein des Skorpions fest, ehe er sich zu ihm zog und gegen die Gläser der Kanzel sprang.

„Laserstrahlen! Das wäre der Hammer!“

rief er freudig aus und Gogo, die zwischen den Beinen der Maschine fuhr, schüttelte nur den Kopf.

„Gib dem net uch noch Tipps.“

kommentierte Wasabi mit aufgeregter, aber auch froher Stimme.

Mit tobendem Eifer hatten sich die beiden Neuankömmlinge in den Kampf geworfen. Callaghan bemühte sich darum, den Skorpion mit seinen Microbots an empfindlichen Stellen zu treffen, während Fred immer wieder mit gezielten Feuerstößen das Metall glühen ließ. Wasabi war indes dazu übergetreten, mit Hilfe von Hiro und Baymax den ungesicherten Rücken zu attackieren, wobei sie ein ums andere Mal es mit den Microbots Odas zu tun bekamen. Sichtlich motiviert schafften sie es, den Angriffen der Maschine zuvor zu kommen, und ihn langsam, aber sicher, daran zu hindern, weiter auf die tragenden Elemente des Towers einzuprügeln. Auch die Nationalgarde war inzwischen eingetroffen und schoss aus allen Rohren, sobald die Big Hero 6 eine Lücke zuließen.

Die meisten Zivilisten waren aus den Gebäuden evakuiert worden und so mussten sich die Helden nicht zurückhalten und konnten sich ganz und gar auf ihren Gegner konzentrieren.

„Jetzt kommen die flammenden Schilde!“

Ein gemeinsam koordinierter Angriff ließ den Skorpion straucheln, als Callaghan mit den Microbots die Füße an seiner rechten Flanke in die Luft hob, Honey ihre Bälle fliegen ließ und Baymax mit Hiro auf dem Rücken auf die Kanzel einschlug. Mit einem lauten Donnern, das ihr das Trommelfell zu zerreißen drohte, ächzte der Skorpion auf die Seite und der Asphalt splitterte auf. Tosendes Glas und Stein barst unter dem Gewicht, als die riesige Maschine in das neben ihm liegende Gebäude krachte. Die Erde bebte, Rauch stieg auf und verhüllte die Szenerie, während angespannt Befehle durch die Straßen peitschten und man das Klappern zahlreicher Stiefel, untermalt vom charakteristischen Knacken des Feuers um sie herum, hörte.

Regungslos lag der Skorpion da, als Gogo sich ihm vorsichtig näherte. Neben ihr traten auch Baymax und Wasabi heran und hinter ihr, so wusste sie, stand Honey mit der Bazooka im Anschlag, umzingelt von Fred, Callaghan und den Einsatzkräften.

„Komm raus!“

bellte Hiro in den Rauch hinein und bekam ein leises Kichern als Antwort.

„Das kam etwas unerwartet. Dachte es würde leichter werden.“

Odas Stimme war blechern, also hatte er den Skorpion noch nicht verlassen. Gogo schritt an den leblosen Scheren vorbei, auf das Cockpit zu, welches noch immer verschlossen hinter schwarzem Glas lag. Ihre Scheiben im Anschlag schlich sie näher, begleitet vom unheilvollen Knacken des Gebäudes über ihr. Kein Surren war zu hören, kein Zischen. Die Maschine schien völlig abgeschaltet.

„Gogo?“

Honey klang nervös und angespannt und Gogo konnte es ihr nachfühlen. Sie erreichte das Cockpit und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, während ihr der Schweiß von der Stirn rann. Neben ihr trat die riesige Gestalt Baymax‘ aus dem Rauch und gesellte sich zu ihnen mit Hiro im Schlepptau.

„Holen wir ihn da raus.“

erklärte der Hamada leise und gab Baymax das Stichwort. Sofort begann dieser die Cockpittür zu umgreifen und zu ziehen. Gogo war bereit, sofort zu feuern, sollte sich auch nur ein Schatten rühren. Rumpelnd und ächzend zog der Roboter an dem Gehäuse und Gogos Nerven schienen jeden Moment reißen zu wollen, als die Stimme Odas ihr das Herz in die Hose rutschen ließ:

„Wisst ihr, was der Vorteil meiner Erfindung euch gegenüber ist?“

Erschrocken sprang sie auf. Neben ihr tat Hiro das Gleiche. Mit einem Ruck erhob sich das Ungetüm und zertrümmerte dabei die Decke über ihnen. In Sekundenbruchteilen setzten sie einen Schritt zurück und Putz, Beton und Möbel regneten auf den Skorpion nieder, während er sich aus seiner Lage freikämpfte. Ein Klacken. Die Platten auf seinem Rücken öffneten sich und Gogo verstand, was nun folgen würde. Geistesgegenwärtig ergriff sie den Hamada und zog ihn zu sich, während das Zischen der Raketen das Dröhnen des Gebäudes übertönten.

„Raus hier!“

schrie sie ins Mikro und augenblicklich drang der tiefe Ton der Explosionen an ihr Ohr. Wie ein Lastwagen hob die Druckwelle die beiden von den Füßen und katapultierte sie in hohem Bogen durch die Luft.
 

Ihr Schädel dröhnte und alles um sie herum erschien, als wäre es hinter Glas verborgen. Ihre Sicht war verschwommen. Ihre Ohren durchzuckte ein heller, anhaltender Ton und benommen versuchte sie, den Kopf zu heben, doch zwang sie der stechende Schmerz in ihrer Brust wieder auf den Boden.

„Bleib … liegen …“

flüsterte ihr eine Stimme zu. Sie schien aus unendlich weiter Ferne und doch war sie klar wie ein Donner. Jemand hielt sie im Arm, hatte sich über sie gebeugt. Blaue Augen wie aus reinem Eis blickten auf sie herab und jagten ihr einen wohligen Schauer über den Rücken.

„Du bist zurück.“

hauchte sie ihm entgegen. Alles um sie herum war in dichten Staub gehüllt und nur zögerlich machte sich in ihrem Kopf die Erkenntnis breit, dass das Gebäude, in dessen Erdgeschoss sie gerade noch gestanden hatten, eingestürzt war.

„Wo sind die anderen?“

fragte sie ihn, doch er hob nur den Blick.

„Warte hier.“

sagte er noch, ehe er sie vorsichtig ablegte und sich erhob. Vor ihnen trat aus dem Staub heraus der riesige Schatten des Skorpions und hüllte sie beide in Dunkelheit. Mit einem leisen Surren öffnete sich die Kanzel und die dürre Gestalt Odas erhob sich daraus.

„Ne … Neffe … Was tust du da?“

Seine Augen zuckten nervös, gleichsam wie seine Mundwinkel und mit fragendem Blick sah er seinen Neffen an.

Naoko nahm das rote Schwert und rammte es in den Boden neben sich, ehe er das andere zog und fauchend das grün schimmernde Plasma zu glühen begann.

„Ich treffe eine Entscheidung.“

Er nahm die Klinge in beide Hände und ließ die Spitze in Odas Richtung ruhen.

Sein Onkel lachte ungläubig und fuhr sich über die Stirn:

„Das … das ist also der Dank für meine Mühe?“

Er knackte mit den metallenen Gelenken und schluckte hörbar.

„Das ist der Dank dafür, dass ich das Leben deiner Schwester erhalten habe, ja?“

Naoko erwiderte nichts, doch meinte Gogo in seinem Blick erkennen zu können, welchen Kampf er in seinem Inneren austrug.

Oda nickte mehrmals und blickte dabei auf den Boden, als er drohend den Finger hob.

„Weißt du, ich konnte dich gut leiden … Aber …“

Geräuschvoll krachte die Kanzel herunter und Oda brüllte wütend und hysterisch:

„So langsam habe ich keine Geduld mehr!“

Mit einem Klicken senkte der Skorpion seinen Kopf nach unten und offenbarte seinen gepanzerten Rücken.

„Hiro!“

Die Rückenplatten des Skorpions neigten sich zur Seite und erneut ließ Oda seine Raketen sprechen. Rasend schnell befreiten diese sich aus ihrem Joch und dichten Rauch hinter sich herziehend stoben sie in alle Richtungen davon.

„Baymax!“

Der Roboter feuerte seine Fäuste ab, Honey ihre Kanone und Wasabi aktivierte seine Klingen. Doch es war wirkungslos und unbeeindruckt schlugen die Raketen rings um sie herum ein.

Feuerbälle, glühend rot mit windenden Flammen, krochen die Fenster und Mauern empor und Glas, Beton und Stahl um sie herum barsten. Trümmer regneten auf die Straße nieder, schlugen in benachbarte Gebäude ein, rissen Löcher in Autos und Asphalt. Wasabi und Gogo warf es erneut durch die Luft und sie sah ihm Augenwinkel Hiro, Callaghan und Honey, die von Baymax geschützt wurden. Augenblicklich hatte die Druckwelle sämtliche Luft aus ihrer Lunge gepresst und, als sie auf der Straße aufkam, spürte sie ihre Rippen brechen, während sie auf dem Boden rutschend langsam zum Stillstand kam.

Ein weiteres Klicken und der Skorpion öffnete seine Seitenpanzerung, während das charakteristisch tiefe Brummen der EMP-Kanone durch die Kreuzung schallte. Das Knistern des Pulses folgte sofort. Im selben Augenblick klappten ihre Scheiben ohne Halt scheppernd auf die Straße. Wasabis Schild erlosch mit einem Zischen und Baymax senkte gebrochen sein Haupt. Während der Tower sich langsam zur Seite neigte und bedrohlich knackte, schossen kleine, dampfende Granaten aus der Flanke des Skorpions heraus. Gerade als Gogo sich zu erheben versuchte, wurde sie von beißendem Rauch eingehüllt. Ihre Sicht verschwamm, ihr Hals brannte. Ihr Kopf war wie betäubt und ihre Glieder fühlten sich an, als wären sie aus Blei.

„Na, wie fühlt ihr euch?“

Unfähig, sich auf den tauben Beinen zu halten, brach sie hustend zusammen. Der Skorpion neigte seinen Kopf und öffnete die Kanzel, aus der, langsam und mit gezogenem Revolver, Oda ausstieg. Seine schemenhafte Gestalt schwebte über die Szenerie, wie ein Geist. Seine Stimme schien fern, doch brannte jedes Wort in ihrem Kopf wie Feuer.

„Naja, ich muss wohl zugeben, dass ich mich ein wenig bei der Berechnung des Gases vertan haben muss. Dass ihr euch noch bewegen könnt, war eigentlich nicht geplant …“

säuselte er vor sich hin, während er zwischen ihnen hindurchstapfte. Gogo versuchte krampfhaft, die Augen offen zu lassen, auch wenn ihr Körper förmlich nach Ruhe schrie. Um sie herum lagen ihre Freunde auf der Straße, ebenfalls hustend und bewegungsunfähig.

Steh auf

bellte sie innerlich, doch wollten ihre Glieder ihr nicht mehr gehorchen.

„Aber vielleicht …“

Oda blieb vor Naoko stehen und beugte sich nach unten.

„… ist das auch gar nicht mal schlecht.“

Seine Augen funkelten wie die eines Raubtieres und grinsend hob er den Revolver. Hinter ihnen knackte und ächzte der Tower. Die Risse wurden größer und einzelne Gläser zersprangen mit einem lauten Bersten.

„Weißt du …?“

seufzend wies er mit dem Revolver auf das sich immer weiter neigende Gebäude.

„Weißt du? Ich habe gedacht, wenn ich am Ziel meiner Träume bin, dann … dann wäre ich glücklich. Der Schandfleck meiner Kollegen wird jeden Moment einstürzen. Und trotzdem bin ich nicht glücklich.“

Er seufzte noch einmal hörbar.

„Nicht glücklich. Siehst du mich lächeln?“

Leise kichernd drückte er den Lauf an Naokos Kopf.

„Nach allem, was ich für dich getan habe, ist das der Dank? Indem du mir in den Rücken fällst?!“

Die letzten Worte kreischte er wild geworden umher und das Echo hallte um sie herum wieder.

„All … es …!“

versuchte Naoko ihm entgegen zu halten, doch wollte sein Mund keine Worte formen.

„Es gab einen Grund, warum ich deinen Vater für diese Aufgabe wollte.“

fuhr Oda ruhig fort, doch konnte man seine Unruhe an den zuckenden Augen nur allzu deutlich erkennen.

„Doch war er bereit, seine Tochter sterben zu lassen!“

Gogo schluckte, als sie diese Worte aus seinem Mund hörte.

„Weil er begriffen hat, dass es nichts bringt …“

Der Revolver klickte, doch kam kein Schuss. Oda lachte laut auf und erhob sich tanzend. Man konnte den Schrecken im Gesicht des Yamoro nur allzu deutlich sehen.

„Das hier ist noch nicht das Ende.“

fuhr Oda fort und steckte den Revolver wieder in sein metallenes Bein, ehe er seinen Neffen am Kragen packte und ihn hochzog.

„Ich bin nicht aufzuhalten, du dreckiger Verräter!“

Er stieß Naoko wieder von sich, der laut klappernd wieder auf der Straße landete, direkt neben der roten Klinge.

„Ich werde die ganze Stadt in Schutt und Asche legen!“

brüllte der Wahnsinnige in die Nacht hinaus und kicherte dabei wie ein kleines, verrücktes Mädchen.

„Und wisst ihr auch, wieso?“

Das Stirnband, das seine Microbots kontrollierte, leuchtete auf und in der Kanzel des Skorpions sah man die kleinen Roboter, wie sie einem Ameisenhaufen gleich über den Sitz und die Konsole krabbelten. Laut rumpelnd setzte sich der Skorpion in Bewegung.

„Weil ich es kann!“

Geräuschvoll öffneten sich die Rückenplatten, gemeinsam mit weiteren am Schwanz, und mit einem Kreischen entwichen die Raketen, die kreuz und quer durch die Straßen flogen. Feuer und Blitze erhellten das Stadtbild und lahmgelegte Panzer flogen durch die Luft, als bestünden sie nur aus Papier und Pappe. Die Menschen schrien und brüllten, gemischt mit dem stetigen Trommelfeuer der Explosionen und dem Rattern der Gatlinkanone des Skorpions, der wild um sich schoss.

Oda breitete die Arme aus.

„Weil ich es will!“

Er hämmerte sich herausfordernd auf die Brust und sah die Freunde durchdringend an.

„Jedes dieser Gebäude wurde von einem meiner alten Kollegen entworfen! Alle sollen sie brennen!“

Er lachte laut und drehte sich wieder um.

„Und nun, ohne weitere Unterbrechungen, meine Damen und Herren, kommen wir zum furiosen Finale!“

Ihre Glieder waren noch immer schwer wie Blei, doch spürte Gogo, dass langsam wieder Leben in ihre Arme und Beine floss. Während seine Maschine weiter tobte, gesellte sich Oda nun zu Hiro, setzte sich neben ihn, schlang seinen Arm um den Hamada und richtete ihn auf.

„Sagt dir eigentlich „Little Boy“ etwas?“

Er drückte seine Wange gegen Hiros und wies mit den Finger zum Tower.

„Dreizehn Kilotonnen waren das damals. Kannst du dir das vorstellen? Alles zusammen in einem kleinen Paket, dort oben, im letzten Stockwerk.“

Erschrocken verstand Gogo, was dieser Wahnsinnige sagte.

„Hätten wir diese Waffe damals abwerfen können, wäre das hier kein japanisches Protektorat, weißt du?“

Lächelnd tätschelte Oda dem Jungen den Kopf.

„Hach, das wird ein herrliches Feuerwerk, findest du nicht auch? Der größte Silvesterknaller von allen.“

Er erhob sich wieder und kicherte dabei wieder. Mit stolz geschwellter Brust sah er zu seiner noch immer tobenden Maschine.

„Eine wahre Schönheit, findet ihr nicht? Und bald werden alle daran teilhaben können.“

„w … a ... s …?“

brachte Hiro neben ihr knurrend heraus.

„Och, ganz einfach. Ich habe die Pläne meines Meisterwerkes verkauft.“

erklärte Oda achselzuckend und fuhr sich über den blanken Kopf.

„Bald werden unzählige Kopien meiner Schöpfung existieren und die Nationen werden sich gegenseitig mit noch mächtigeren Versionen übertrumpfen.“

Langsam, mit einem wissenden, breiten Grinsen auf den Lippen, wandte Oda sich mit einem Mal um und sah direkt zu seinem Neffen.

„Ich habe eine Idee. Lasst uns doch ein Spiel spielen. Um die Wartezeit auf das neue Jahr zu verkürzen.“

Mit langsamem Schritt ging er zu seinem Neffen und setzte sich neben ihn.

„Was sagst du?“

Er sah Naoko erwartungsvoll an, als er erkannte:

„Mach dir keinen Kopf um das Gift, es hält nicht allzu lange.“

Er zog seinen Revolver und begann langsam, ihn zu laden.

„Vielleicht fünf, maximal zehn Minuten. Aber da du …“

Oda klopfte seinem Neffen gegen die Brust.

„… etwas kräftiger bist, als deine Freunde, sollten es nur vier sein.“

Er schlang seinen rechten Arm mit dem Revolver in der Hand um Naoko und legte die Waffe in dessen Hand.

„Komm, ich helfe dir.“

Man sah den zitternden, aber viel zu schwachen Widerstand des Yamoros, der beinahe hilflos mit ansehen musste, wie Oda ihm die Waffe in die Hand drückte und begann auf Hiro zu zielen.

„Also, Neffe, lass dir von einem Veteranen sagen, dass der erste Mord immer der schwierigste ist, danach wird es einfacher.“

Erschrocken weiteten sich seine Augen, nur um sofort wieder der wutverzerrten Miene zu weichen.

„Hör … auf …!“

knurrte Naoko kraftlos, als Oda den Revolver auf Wasabi richtete.

„Das hättest du dir vorher überlegen sollen. Also, wer soll es sein?“

Er schob den Revolver in Freds Richtung.

„Der Freak?“

Dann zu Callaghan.

„Der alte Sack? Oder magst du vielmehr …?“

Ein weiterer Ruck und der Lauf zeigte in Gogos Richtung.

„… deine Kleine knallen?“

Er gluckste über seinen eigenen Witz, gleich einem kleinen Jungen.

Alles in ihrem Körper schrie nach Flucht, doch konnte sie sich nicht bewegen, so sehr sie auch kämpfte.

„Ah, ich sehe schon. Sie ist deine Wahl. Bist du dir ganz sicher?“

Sein Gesicht war bereits völlig rot vor Anstrengung und seine Muskeln zuckten unaufhörlich.

„Pass auf. Du zielst … mit beiden Augen natürlich.“

Er sah an ihm herunter.

„Großartig, und wenn du das Ziel im Visier hast …“

Gogo hörte das langsame Klicken des Hahns, dessen Spannung immer größer wurde. Ihre Sicht verschwamm, sie weinte und ihr Brustkorb hob und senkte sich im Sekundentakt.

Beende diesen Alptraum!

Sie sah in diese eisblauen Augen, die Panik und Machtlosigkeit, die diesen innewohnten.

Es ist nicht deine Schuld

wollte sie ihm zurufen, doch versagte ihre Stimme den Dienst und der Hals schnürte sich ihr zu.

„Drückst du ab!“

Sie hörte den Schuss gar nicht. Jedes Geräusch um sie herum verschwand und die Welt wurde still, als ein metallisches Kreischen alle Töne wieder in ihren Schädel prügelte.

„Nein, Nein! Du darfst doch dabei nicht zucken!“

Augenblicklich war sämtliche Luft aus ihren Lungen gedrückt und ihr Herz schien stillzustehen.

Sie lebte noch.

„Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet.“

Er hatte nur ihren Helm getroffen und am liebsten hätte sie vor Erleichterung laut aufgeschrien.

Doch währte ihre Freude nur kurz, als sie erkannte, dass Oda ihn erneut zwang, zu zielen.

„Keine Sorge, ich habe ja sechs Schuss. Versuchen wir es nochmal.“

Wieder blickte sie in den dunklen Lauf der Waffe, aus der noch der Rauch des ersten Schusses aufstieg.

„Genau so …“

flüsterte Oda und der Hahn begann erneut zu Klicken.

„Nao?!“

Erschrocken über diesen Ruf, zog Oda den Revolver nach oben und blickte in die Richtung, aus der er kam. Sichtlich irritiert wartete er wie Gogo und Naoko auf einen weiteren.

Bitte lass das nicht wahr sein

Und da rief sie wieder aus dem Rauch heraus und mit Entsetzen erkannte Gogo die Urheberin. Odas Lächeln war indes so breit, dass sie glaubte, seine Mundwinkel würden jeden Moment aufreißen.

„Gott, ist das gut!“

Oda musste sich sichtlich zurückhalten, nicht laut loszujubeln.

„Das ist viel besser.“

flüsterte er Naoko zu, ehe er nach ihr rief:

„Hier drüben, Kleines!“

Nein!

Aus dem Rauch heraus hörte sie die mechanischen Gelenke des Exoskeletts und die immer wieder fragende Stimme, unterbrochen vom lieblichen Klang ihrer Glöckchen.

Als die zierliche Gestalt aus dem Schatten heraustrat, konnte Gogo die geröteten Augen sehen. Sie war außer Atem und man sah die Angst in ihren Augen, als sie die beiden Gestalten vor ihr erkannte. Sie riss die Augen auf und rannte los.

„Nao!“

Oda hielt ihm den Revolver noch immer in der Hand, ließ den Arm jedoch sinken, so dass Sora diesen nicht sehen konnte. Sofort warf sie sich auf die Knie, die Augen mit Tränen gefüllt.

„Nao! Was ist passiert?!“

Sie umgriff sein Gesicht.

„Er ist nur gelähmt, Kleines. Er lebt noch. Wie bist du deinen Eltern entkommen?“

versuchte Oda gespielt ruhig ihr zu erklären und legte dabei den Arm um seine Nichte.

„Sprich mit mir!“

hielt sie ihn an, Odas Frage ignorierend, doch entwichen seiner Kehle nur Fetzen. Gogo spürte das Kribbeln in ihren Fingern und betete, dass das Gas nachlassen würde. Sie musste sie irgendwie warnen.

Sora verschwinde da!

„Was trägst du da?“

fragte Oda gespielt ahnungslos und zeigte auf ihren blau schimmernden Haarreif.

Irritiert sah sie ihn an, ehe sie stotternd erklärte:

„Einen Neuro … Transmitter.“

Ohne ein weiteres Wort griff Oda danach, zog ihn ihr vom Kopf und warf ihn weg.

„Was tust du …?!“

Sie hatte den Satz noch gar nicht ausgesprochen, da rammte ihr Onkel seinen Fuß in ihre Brust und warf sie von den beiden weg.

„Ist das nicht perfekt?!“

brüllte Oda ihr hinterher und hob Naokos Arm mit dem Revolver.

„Ist das nicht großartig?!“

zischte er ihm zu und zielte mit dem Revolver auf Sora.

„Ah, ich merke schon, die Lähmung lässt langsam nach.“

Auch Gogo konnte es erkennen, dass der Widerstand wuchs und Oda es sichtlich schwerer als zu Anfang hatte, ihn zu lenken.

„Nun … gut! Dann entscheide dich mal! Sie?“

Noch während er sprach, riss er den Revolver zu Gogo rum.

„Oder sie?“

„Nao?! Was ist hier los?!“

Oda lachte hysterisch.

„Na los, entscheide dich! Drück einfach ab! Du hast drei Sekunden!“

Immer wieder wechselte er zwischen den beiden Frauen hin und her.

„3!“

Baymax! Wasabi! Fred!

Surrend meldeten sich ihr Anzug und das charakteristische Klappern der reaktivierten Microbots.

„Deine Zeit läuft ab! 2!“

Tu irgendwas!

Der Pulseffekt hatte endlich nachgelassen.

„1!“

Der Revolver zitterte unaufhörlich und kam bei Sora zum Stillstand.

„Zeit ist um.“

Den Schuss hörte Gogo schon gar nicht mehr.

Sora verschwinde da

Noch immer waren ihre Sinne benebelt und alles um sie herum klang dumpf und wie aus weiter Ferne. Ihr Blick war getrübt und sie wusste, dass sie weinte.

Die Welt schien so weit entfernt, so unwirklich. Alles verging so langsam und jeder Atemzug schmerzte in ihrer Brust.

Hiro, Callaghan, irgendwer

Verschwunden hinter einem Schleier aus schwarz und rot und dumpf hörte sie den schrillen Ton eines Schreies.

Nein …

Für einen kurzen Moment verließ sie ihr Wille zu atmen, doch wollte sie nicht nachgeben. Ein weiterer, erstickter Schrei durchbrach ihre Stille. Ein Schrei der Soras Namen rief, mit schallendem Gelächter untermalt und Gogo riss die Augen auf.

Naoko hatte sich losgerissen und kämpfte sich nun mit tauben Gliedern durch die Trümmer auf den leblosen Körper der jungen Frau zu. Oda indes hatte sich erhoben und zog, begleitet von einem metallischen Singen, das rote Schwert aus dem Boden.

Surrend meldeten sich ihr Anzug und das charakteristische Klappern der reaktivierten Microbots zurück.

Oda neigte sich zu seinem Neffen hinunter und zischte zu ihm:

„Ist es nicht großartig, dass wir alle unsere eigenen Entscheidungen treffen können?“

Machtlos musste Gogo mitansehen, wie er das Schwert hob.

„Dumm ist nur, dass wir mit den Konsequenzen leben müssen!“

Stahl auf Knochen und Fleisch war alles, was für sie in diesem Moment in die Nacht hinaus getragen wurde, untermalt mit dem Surren und Klicken der Microbots, die nur Sekunden danach die Szenerie umhüllten. Sie hatten den laut fluchenden Oda gepackt, der sich mit aller Kraft wehrte.

Doch sah Gogo gar nicht mehr hin und wartete auf den Augenblick, in dem die kleinen Roboter den Blick wieder freigeben würden.

Rüde wurde sie von weiteren Microbots gepackt, die sie hochzogen, weg vom Geschehen, doch bemerkte sie im Augenwinkel Honey und Wasabi, die sich nach vorne kämpften.

Alles war dumpf und sie fühlte sich wie betäubt. Doch war es nicht das Gas, das sie nun lähmte. Ihre Glieder gehorchten ihr nicht mehr, ihre Sinne waren benebelt. Der Drang zu schreien brannte sich in ihren Verstand, doch war sie unfähig auch nur zu atmen. Wie hinter einer Wand hörte sie die Stimmen, die ihren Namen riefen:

„Gogo!“

Erst der zweite Ruf erreichte sie:

„Gogo!“

Es war Wasabi, der sich über sie gebeugt und sie an den Schultern gepackt hatte.

„Wach uf!“

bellte er sie verzweifelt an und ungläubig sah sie zu ihm hinauf. Rumpeln und Donnern, Blitzen und Fauchen drangen an ihr Ohr. Der Kampf um sie herum tobte weiter. Oda hatte sich wieder in seinem Skorpion verschanzt und ließ seine todbringenden Kugeln auf die Gruppe niederregnen. Hiro und Baymax waren bereits wieder in der Luft, während Fred und Callaghan ihm von unten im wahrsten Sinne des Wortes Feuer gaben.

Honey war nirgendwo zu sehen und Wasabi hielt sie noch immer mit der linken fest, als er mit der anderen an sein Mikro griff:

„Haben wa nen Plan?“

brüllte er hinein und ein Knacken folgte, ehe Hiro mit bedrückter, aber durchdringender Stimme antwortete:

„Wir müssen uns aufteilen! Wasabi und Gogo, ihr müsst in den Tower und die Bombe bergen!“

Wasabi sah ungläubig zu dem in Schieflage stehenden Gebäude hoch und schluckte schwer.

„Callaghan, Fred und Honey, ihr werdet mir etwas besorgen müssen!“

fuhr Hiro schwer atmend fort. Sofort schoss Gogo die Frage in den Kopf, was er damit meinen würde, doch verschluckte sie diese stattdessen schnell wieder.

„Habe verstanden.“

erwiderte der alte Mann nur kurz.

„Ich komme gleich dazu …“

fügte Honey mit bedrückter Stimme hinzu.

Und noch ehe jemand ein Wort sagen konnte, bellte Hiro:

„Los geht’s!“

Es dauerte eine Weile, ehe sie das letzte Stockwerk erreicht hatten. Draußen tobte der Kampf und das Gebäude lag bereits so schief, dass der Aufstieg über die Treppen mehr als nur schwierig wurde, während das Knarzen und Quietschen der Wände um sie herum ihre Nerven strapazierten.

Endlich im gesuchten Raum angekommen, erspähten sie auch so gleich das Packet, dessen Wucht die Wand zum angrenzenden Raum eingeschlagen hatte. Ohne zu zögern traten die Freunde heran und Wasabi begann mit seinen Händen vorsichtig die Oberfläche abzutasten, während Gogo am Fenster Stellung bezog. Das Feuer der Gebäude um sie herum tauchte die Stadt in ein grauenhaftes Licht, unterbrochen von den Funken der aufeinander prallenden Stahlwaffen und Microbots.

„Wie sieht es aus?!“

rief sie dem Riesen entgegen.

„Hier sind eine Menge Kabel und Drähte!“

brüllte er zurück.

„Kannste se entschärfen?!“

„Sehe ick us, wie en verdammter Sprengstoffexperte?!“

Wasabis Nerven lagen blank und Gogos auch.

Wo bleibt Callaghan?

„Jetzt wär ma en Kernphysiker praktisch!“

jammerte Wasabi und packte sich an die Stirn, als er eine der kleinen Platten mit seiner Klinge vorsichtig aufschweißte.

„Was redest du da für einen Müll?! Du bist Physiker!“

hielt sie ihm entgegen.

„Ja, für Laser! Dat hier is ne verdammte Atombombe!“

So kamen sie nicht weiter und sie musste ihn beruhigen. Sie öffnete ihren Mund, doch eine laute Explosion unter ihnen erhellte den Nachthimmel und erschrocken sah sie hinunter. Sie konnte gerade noch erkennen, wie eine lange Metallschere nach oben schnellte. Im letzten Moment warf sie sich nach hinten, bevor das Fenster und die Wand vor ihr aufgerissen wurden. Augenblicklich brach der Boden unter ihren Füßen und riss sie nach unten. Panisch versuchte sie, sich an irgendetwas festzuhalten, doch griffen ihre Hände nur ins Leere und abrupt kam sie auf der metallenen Oberfläche des Skorpions auf.

„Na, was soll das denn werden?!“

schrie die blecherne Stimme des Wahnsinnigen sie an. Es dauerte keine Sekunde, da schoss bereits Baymax an ihnen vorbei und landete mit einem lauten Scheppern neben ihr. Der Skorpion wackelte heftig dabei und beinahe hätte es ihn von der Fassade gerissen. Ohne ein Wort sprang Hiro ab und ließ seine Microbots aus seinen Taschen heraus, die geräuschvoll über die Oberfläche krochen und an den Seiten zum Bauch hin steuerten.

„Was hast du vor?!“

wollte sie wissen, doch unterbrach ein weiteres Donnern seine Antwort. Eine Schere hatte sich in das Gebäude geschlagen und von Panik ergriffen rief Wasabi durch sein Mikro:

„Er hat sie!“

Mit einem Satz löste sich die Maschine und fiel in die Tiefe. Gogo und Hiro verloren den Boden unter ihren Füßen, als Hiro bellte:

„Sie kommt!“

In Sekundenbruchteilen griff Baymax die beiden und erhob sich in die Luft, als das tonnenschwere Biest auf der Straße aufkam. Rauch durchzog die Straßen, als der Tower unter der Wucht schlussendlich nachgab.

Von einem tiefen Brummen begleitet sank die Konstruktion immer tiefer. Baymax und Hiro reagierten sofort und Gogo klammerte sich an den Armen des Roboters fest, als dieser Vollgas gab.

„Festhalten!“

rief Hiro und gemeinsam schossen sie in das letzte Stockwerk hinein, griffen den verdutzten Wasabi und brausten auf der anderen Seite wieder heraus, als der Turm unter ihnen in Asche und Rauch versank.

Gogo sah hinunter, konnte jedoch nichts mehr erkennen, als die Aschewolke zu ihnen nach oben rauschte und sie umgab.

„Die Bombe!“

rief Wasabi ihnen atemlos wieder ins Gedächtnis und Baymax trat den eiligen Sinkflug an.

„Nutz den Scanner für den Blindflug!“

Man sah die Hand vor dem Auge nicht, doch erhob sich nur wenige Augenblicke später ein schwarzes Gespenst aus dem Rauch heraus, das sich stöhnend aus den Trümmern kämpfte.

„Zeit, das zu beenden!“

Hiro lenkte den Roboter auf den Kopf des Skorpions zu und Wasabi und Gogo sprangen ohne Zögern ab. Der Riese warf im Sprung noch seine Klingen an und rammte sie im Schwung des Falls in die gläserne Kanzel.

Doch er war zu schnell gewesen. Wasabi verlor den Halt und rutschte weiter nach unten, nicht ohne sein Plasma weiter in das Glas zu treiben, das zischend zu schmelzen begann.

„Honey!“

brüllte Wasabi, als er endlich losließ und Gogo begriff, was nun passieren würde. Sie drehte sich um und ließ sich fallen. Im Augenwinkel sah sie die vielen kleinen, roten Bälle, die aus dem Rauch heraus geflogen kamen.

Dann folgte ein Blitz.

Eine Stichflamme schoss nach oben und ein Schrei drang ihr durch Mark und Bein. Sie rollte sich auf dem Boden ab und richtete ihren Blick nach oben. Die Kanzel stand in Flammen. Funken stoben in alle Richtungen und klirrend sprang das Glas. Ein Rumoren folgte, als das Cockpit aufgesprengt wurde und eine brennende Gestalt heraustrat, deren Schreie noch immer hallten.

Sofort schossen weiter Kugeln hervor und hüllten ihn in dampfenden, weißen Schaum, der sich sofort wieder löste und Oda rauchend auf den Knien zurückließ.

Neben ihr trat Honey aus dem Nebel hervor, die Kanone geschultert.

„Monster …“

zischte sie. Ihre Augen waren gerötet und in ihrem Blick lag purer Hass.

Das Gesicht ihres Gegners war beinahe vollständig verbrannt und hing in schwarzen, noch immer glühenden Fetzten herab. Doch er lachte leise.

„Mich nennst du Monster?“

„Halt dein dreckiges Maul oder ich fackel dich nochmal ab!“

Oda setzte ein Lächeln auf, welches man jedoch nur mit Mühe als ein solches erkennen konnte.

„Du kleines Miststück …“

Seine Prothesen waren schwarz gefärbt, doch funktionierten sie oberflächlich noch. Die Truppe begann ihn vorsichtig zu umzingeln, als er mit einem Mal den rechten Arm in die Höhe trieb, in der Hand ein kleines, stabförmiges Stück Metall haltend.

„Ich würde das gut überdenken.“

Er kicherte und erschrocken erkannte Gogo das Ding als Fernzünder.

„Ihr habt mein wunderschönes Gesicht entstellt …“

fuhr er leise fort und seine geschundenen Augen blieben bei Honey stehen.

„Und du nennst mich ein Monster?“

Gogo verstand nicht, was er damit sagen wollte, doch war es ihr auch völlig egal. Was auch immer Honey vor wenigen Sekunden abgefeuert hatte, Gogo hätte keine Skrupel davor, sie es noch einmal tun zu lassen.

„Ich dachte immer, Helden verletzen nicht.“

Vorsichtig und mit knarzenden Gelenken erhob sich Oda.

„Gib endlich auf! Du kannst nicht mehr gewinnen.“

hielt Hiro ihm ruhig entgegen.

„Natürlich kann ich das.“

Oda besah sich den Zünder in seiner Hand, ehe er ihn hochhob und Hiro entgegenhielt. Er hielt den Daumen auf dem Knopf gedrückt und sie wusste, wenn er loslassen würde, wäre alles vorbei.

„Oder hast du allen Ernstes gedacht, dass ich geplant hatte, lebend aus der Sache herauszukommen?“

Gogo jagte ein Schauer über den Rücken und hörte ein leises Knistern. Oda lächelte breit.

„Frohes, neues Jahr …“

Doch es geschah nichts. Sein mechanischer Daumen verharrte weiterhin auf dem Knopf.

„Was soll das?!“

brüllte Oda hysterisch herum und sah ungläubig seine tote Hand an.

„Ihr solltet brennen!“

Noch während er tobte, überbrückte Hiro die letzten Meter zu ihm.

„Heute nicht!“

Und rammte ihm seine Faust in seinen Magen. Keuchend beugte Oda sich nach vorne und erst jetzt schien er zu bemerken, dass seine Prothesen nicht mehr funktionierten.

„Was …?!“

Er wandte den Kopf und erspähte Fred und Callaghan, die gemeinsam um einen Haufen Schrott herum standen, der zischend Funken spie.

Odas Augen weiteten sich, als er das Gerät erkannte.

„Nein!“

brüllte er sie an und, ehe er reagieren konnte, hatte Wasabi ihn bereits gepackt und drückte ihn zu Boden. Vorsichtig ließ Hiro seine Microbots die Hand mit dem Zünder abschweißen und nahm sie an sich, darauf bedacht, dass der Daumen an Ort und Stelle blieb. Auch, wenn der EMP alles deaktiviert hatte, war es wohl besser, kein Risiko einzugehen.

„Ihr dreckigen, kleinen …!“

Oda tobte, doch konnte er sich ohne seine Prothesen nicht gegen Wasabi wehren und spie stattdessen Gift und Galle. Die Erkenntnis rollte nur sehr langsam durch Gogos Kopf.

Es war vorbei.

Der Schrecken hatte nun ein Ende und erst jetzt wurde sich Gogo des nächtlichen Himmels über ihr bewusst, dessen tiefschwarze Wolken vom Schein des Feuers erhellt wurden und die eine oder andere Explosion einer Silvesterrakete aus weiter Ferne sie in buntes Licht tauchten.

Ein Bild, dessen Schönheit sie mit tiefer Trauer erfüllte und ihr die Bilder der vorangegangen Minuten immer wieder vor Augen führte.

Mit zitternden Beinen und völlig erschöpft gab sie nach und ließ sich fallen. Sie riss sich die Panzerung vom Leib, bis nur noch ihr lila Anzug und die Schuhe übrig blieben.

Der Boden unter ihr war angenehm kühl, doch konnte auch dieser ihre Schmerzen nicht lindern, die sich nun in ihrem Körper ausbreiteten.

In der Ferne hörte sie quietschende Reifen und harsches Gebell, gemischt mit dem wütenden Geschrei Odas.

Nur schleppend rollten die Bilder dieses Kampfes durch ihren Kopf und offenbarten, was sie verdrängt hatte. Auf wackeligen Beinen erhob sie sich wieder und schritt die Trümmer des Gefechtsfeldes entlang, wie ferngelenkt. Hiro und Honey neben ihr.  

Als sie vor ihm stand, wirkte er fast friedlich, wie er dort auf seinen Knien ruhte, als würde er schlafen. Seine Haut war beinahe weiß, strahlend, abwechselnd in rot und blau der Einsatzwagen um sie herum getaucht.

Vorsichtig nahm sie sein Gesicht in die Hände und drückte ihre Stirn gegen die seine.

„Es tut mir so leid.“

wimmerte sie mit bebenden Schultern.

„Es tut mir so leid …“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jyorie
2016-04-26T13:29:03+00:00 26.04.2016 15:29
❀ Hallo ❁

das war ein ganzschön harter Kampf gegen Oda. Spätestens ab da, wo er erzählt hat, das er seinen Skorpion weiter verkauft hat, musste er auf jeden Fall Besiegt werden. Je schneller und gründlicher das geschieht um so größer ist auch das Scheitern und ein bisschen Hoffnung, dass dieses Ding hoffentlich niemand nachbaut.

Ich fand es gemein, wie Oda reagiert hat und das er wollte das durch Naokos Hand seine Schwester oder Gogo umgebracht wird. Auch wenn er nichts dazu können würde, Schuldgefühle hören leider nicht auf Logik. Ich fand es traurig, das Sora jetzt wirklich Tod ist??

Und ich bin froh, dass es das Team geschafft hat den Verrückten noch aufzuhalten und ihn zu stoppen.

Viele Grüße, ✿Jyorie



Zurück