Über Freunde und Helden von GrauW0lf ================================================================================ Kapitel 36: Über den Dächern der Stadt -------------------------------------- „Wuhuu!“ Der Schrei der jungen Frau übertönte sogar die brummenden Düsen von Baymax, während sie sich an Hiro festkrallte. „Wie hoch fliegen wir?!“ fragte sie laut nach und der Angesprochene sah auf sein Helmdisplay. „Etwas über 400 Meter!“ erwiderte er. Unter ihnen erstreckte sich die Stadt mit ihren unendlichen Formen und Farben und den zahlreichen Ballons, die sanft im Wind wiegten. „Höher!“ lachte Sora hinter ihm. Hiro wurde etwas mulmig zumute. Höher wagte er sich nicht, da er nicht wusste, wie sie mit ihrem geschwächten Körper auf die dünne Luft reagieren würde. Sora war nur in eine dicke Jacke und Hose gekleidet, deren Stoff laut mit dem Wind flatterte. „Du hast keinen Schutzanzug!“ hielt er ihr entgegen und als Antwort drückte sie sich nur noch stärker gegen seinen Rücken. „Die Luft wird erst ab 2000 Meter oder mehr gefährlich!“ Hiro seufzte in seinen Helm hinein, doch musste er zugeben, dass er ihren Rausch nach Höhe nur allzu gut verstehen konnte. „Du hast es so gewollt.“ grinste Hiro und klopfte Baymax auf den metallenen Kopf. „Los, Großer, auf nach oben!“ rief er in sein Mikro, ehe er noch, etwas leiser, hinzufügte: „Aber behalt ihre Vitalwerte im Auge.“ „Ja.“ antwortete der Roboter und die Düsen an seinen Füßen fauchten laut. Hiro spürte den Rückstoß und auf seinem Rücken lachte Sora laut auf. 1000, 1100, 1200, … Hiro zählte in seinem Kopf nervös mit, obwohl er sich bewusst war, dass die Erfindung seines Bruders eine Gefahr sofort würde ausmachen können. Bei 2000 Metern angekommen ging Baymax in einen ruhigen Gleitflug über, während Hiro und Sora die untergehende Sonne im Westen bestaunen konnten, deren gleißendes Licht die Wolken in ein helles Rot tauchte. Es wurde still um sie herum und selbst Baymax´ Antrieb schien in weite Ferne gerückt zu sein. Sora sagte nichts, sondern richtete ihren Blick nur atemlos auf den Himmel. Über ihnen glaubte Hiro, die ersten Sterne sehen zu können. Er lenkte Baymax nah an den Wolken vorbei und, wie Hiro es sich gedacht hatte, konnte Sora nicht widerstehen und streckte ihren rechten Arm in die Höhe. Ihre zierlichen Finger, umhüllt von dunklem Stoff, tauchten in den weißen Dunst und zauberten ihr ein Lächeln auf die Lippen. Die Minuten vergingen und inzwischen hatte die junge Frau sich wieder an seinen Rücken geschmiegt, bis sie ihn mit einem Mal mit unschuldigem Lächeln fragte: „Wie schnell kann dein Freund eigentlich fliegen?“ Hiro musste grinsen und verkündete mit stolzgeschwellter Brust: „Er durchbricht ohne Probleme die Schallmauer.“ Sora kicherte und flüsterte beinahe unhörbar in sein Ohr: „Das ist gut.“ Der Hamada verstand das zwar nicht, doch löste der Hauch ihrer Stimme einen Schauer auf seinem Rücken aus und sein Herz begann zu rasen. „Wieso fragst …?“ Doch weiter kam er nicht, als er im Augenwinkel sah, wie Sora ihn anlächelte und dann los ließ. Es dauerte einen Moment, auch wenn er Hiro wie eine Ewigkeit vorkam, ehe er begriff, was sie tat. Ihr Exoskelett surrte und mit einem kräftigen Satz drückte sie sich von Baymax‘ Rücken ab. „Was …!“ erschrocken blickte er ihr hinterher, wie sie schnell an Höhe verlor und Baymax reagierte sofort. Mit einer schnellen Kurve wendete der Roboter und schoss dem Mädchen hinterher. Hiro blieb die Luft weg, als er sah, wie sie sich in der Luft drehte und den Kopf nach unten drückte, als würde sie von einem Sprungbrett ins Wasser springen. Als Hiro und Baymax neben ihr waren, hielt er ihr seine Hand hin. „Halt dich fest!“ Doch sie lächelte nur, packte seinen Kopf und drückte ihm einen Kuss auf das Visier, bevor sie sich wieder von ihm wegdrückte. Der Boden kam immer näher und Hiro wurde langsam panisch. Er und Baymax wiederholten das Manöver und diesmal ergriff sie laut lachend seine Hand. Als sie sich wieder an seinen Rücken geschmiegt hatte und ihre Arme um seine Brust schlang, ging Baymax langsam wieder in den waagerechten Flug über. „Bist du irre?!“ fragte Hiro und seine Stimme überschlug sich beinahe vor Panik. Die junge Frau lächelte nur und drückte ihm einen weiteren Kuss auf den Helm. „Nein! Nur glücklich!“ Hiro trieb es die Hitze ins Gesicht, doch verdrängte er die aufkommenden Gedanken schnell wieder. Die Minuten vergingen, in denen die Beiden ohne ein weiteres Wort über der langsam heller werdenden Stadt ihre Kreise zogen. Licht um Licht erstarkte und vertrieb die aufkommende Dunkelheit des Abends und die ersten Sterne begannen über ihnen ihre Bahnen zu ziehen. „Das ist wunderschön.“ hauchte Sora in den Himmel und streckte ihren Arm in die Höhe. „Als wären sie greifbar.“ „Ja …“ stimmte Hiro ihr leise zu, als das Surren von Baymax´ Scanner seine Aufmerksamkeit erregte. „Hast du irgendwas, Großer?“  „Ja.“ war die monotone Antwort des Roboters. „Zwei registrierte Personen nähern sich der Stadt.“ Hiro hob eine Augenbraue. „Wer?“ „Mr. Yamoro und Mr. Nobusaka.“ Hiro sackte das Herz in die Hose und der kurzweilige Frieden in seiner Brust wurde von Panik überschwemmt. „Was ist los, Hiro?“ meldete sich Sora hinter ihm. Hiro beschloss, dass es besser war, ihr nichts zu verraten. „Alles gut. Baymax hat mich nur daran erinnert, dass wir ja noch eine Verabredung haben.“ Hinter ihm lachte Sora laut auf. „Ja!“ Baymax zog eine scharfe Kurve und lenkte seinen Flug in Richtung des Zilla Anwesens. „Soll ich deine Freunde kontaktieren?“ wollte Baymax wissen und Hiro klopfte ihm als Antwort auf den Kopf. So sanft, wie es Baymax möglich war, landete er im riesigen Garten, inmitten des kleinen Pavillons in der Mitte, in dem sie vor fast zwei Jahren noch Freds Butler für ihre neue Superheldenausrüstung missbraucht hatten. Der Hamada half Sora noch herunter und ihr Haarreif schimmerte in schwachem Blau, als sich ihre Beine zu bewegen begannen. „Hey, ihr zwei.“ Es war Fred, der die Ankömmlinge sofort begrüßte, begleitet von den anderen, die sich auf die Stufen der kleinen Treppe zum Haus gesetzt hatten und mit neugierigem Blick Hiro erwarteten. In weiser Voraussicht hatte dieser seinen Freunden noch mitgeteilt, dass sie ihre Kampfmontur noch nicht anziehen sollten, damit Sora nicht noch auf seltsame Gedanken kam. „Es wird wohl Zeit, dass ich nach Hause komme.“ stellte Sora nach einer kurzen Pause fest und sah zu Hiro hinüber. „Ich hoffe doch sehr, dass wir das im nächsten Jahr wiederholen.“ lächelte sie ihn strahlend an. „Klar.“ erwiderte Hiro und dachte angestrengt nach, während Fred neben ihm immer wieder an seinem Handy rumspielte. „Na, ihr Nerds?“ Er erkannte die freudige Stimme seiner Tante, die erwartungsvoll im Türrahmen stand, die Hände mit Töpfen beladen. „Wollen wir langsam los? Das Zeug wird langsam lästig.“ Hiro gab Honey einen kurzen Wink und das reichte aus. Die Blondine nickte wissend und griff Sora sanft an der Schulter. „Komm, wir helfen ihr mal.“ Soras Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Überraschung und Widerwillen, doch zu Hiros Überraschung stellte sie Honey nicht in Frage, sondern folgte der Order schweigend, jedoch nicht ohne einen letzten hilfesuchenden Blick zum Hamada. Als die drei außer Hörreichweite waren, fragte Wasabi mit deutlich gedämpfter Stimme: „Also, wie sieht der Plan aus?“ Es dauerte keine Minute, bis Honey wieder bei der Gruppe war. „Cass wird sie ablenken.“ erklärte sie knapp und Hiro dachte nach. „Zu allererst müssen wir Sora und Cass verstecken und dann müssen wir uns überlegen, wie wir den beiden entgegentreten.“ Seine Freunde nickten zustimmend. „Noch wissen se ja nich, wo die beiden sind.“ „Und wir nicht, ob sie überhaupt ihr Ziel sind.“ fügte Honey noch hinzu, während Gogo neben ihr still und leise ihren Kaugummi aufblies. „Allerdings sollten wir bei beiden auch kein Risiko eingehen.“ „Ich bekomme Heathcliff nicht ans Telefon.“ erklärte mit einem Mal der Comicnerd und schob sein Handy genervt in die Hosentasche. Hiro sah ihn fragend an. „Wieso Heathcliff?“ Fred lachte wissend und setzte sein schelmisches Lächeln auf. „Na hör mal, Hiro. Der sicherste Ort für die Beiden ist die Insel meines Dads.“ Dem musste Hiro allerdings zustimmen. Der Ort war sehr abgeschieden und nur die wenigsten wussten überhaupt davon. Dort sollten die beiden sichern sein. „Heathcliff könnte sie ausfliegen, während wir uns auf die Suche nach ihrem Onkel machen.“ merkte Honey an und für Hiro wirkte es so, als vermied sie bewusst Naokos Beteiligung an diesem Ausbruch. „Hiro, wie lange ist der Scan jetzt her?“ fragte überraschend Gogo in die Runde. „Eine halbe Stunde etwa.“ Gogo sah ihn scharf an. „Dann sollten wir uns besser beeilen.“ Die Anderen nickten zustimmend. „Wenn wir zuerst zuschlagen, sollten sie keine Chance haben, sich um die beiden zu kümmern.“ erkannte Hiro und schlug die Faust in seine offene Hand. „Dann dürfen wa keene Zeit verlieren.“ knurrte der Riese angriffslustig und setzte seine Kampfbrille auf. Hiro musste schlucken. So hatte er Wasabi noch nie erlebt. Doch nickte der Hamada zustimmend. „Zieht euch um. In fünf Minuten geht es los.“ Gesagt, getan. Mit der Truppe beladen, rumorten Baymax´ Düsen und erhoben sie in die kalte Abendluft. Über der Stadt warf Baymax seinen Scanner auf Hiros Befehl hin wieder an. „Was siehst du?“ fragte Hiro. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt und er war fest entschlossen, die beiden diesmal aufhalten zu können, ehe sie noch etwas Schlimmeres würden anstellen können. „Sie haben sich aufgeteilt.“ erklärte der Roboter zur allgemeinen Überraschung. „Wohin genau?“ stellte Honey die Frage, die wahrscheinlich in jedem ihrer Köpfe herumspukte. „Mr. Yamoro bewegt sich mit hoher Geschwindigkeit der Hauptstraße entlang in den Süden der Stadt.“ „Was will er da?“ wollte Wasabi wissen, doch der Roboter fuhr unbeirrt fort: „Mr. Nobusaka befindet sich im Westen, auf dem offenen Meer.“ „Was?!“ Die Überraschung war groß, bis Fred erkannte: „Dort liegt das Family-Eiland.“ Hiro verschwendete keine Sekunde und befahl dem Roboter, Oda zu folgen. Die Düsen brüllten laut und schnell nahm Baymax Geschwindigkeit auf. Hiro wusste, dass seine Freunde derselben Meinung waren wie er. Naoko konnte warten.  „Mein Dad macht ihn platt, keine Frage.“ witzelte indes Fred ohne jede Furcht in der Stimme. Hiro konnte nicht anders, als ihn für diese Gelassenheit zu bewundern, allerdings musste er auch zugeben, dass sein Vater als ehemaliger Superheld Oda mehr würde entgegensetzen können als damals Tante Cass. Abrupt bremste Baymax seinen Flug ab und beinahe hätte es die Freunde von seinem Rücken gerissen. Irritiert richtete Hiro seinen Helm wieder zurecht. „Was soll das?“ rügte er den Roboter. Doch dieser hob nur seinen Arm und zeigte geradeaus in die Dunkelheit. „Das Ziel bewegt sich auf uns zu.“ Hiro war sofort alarmiert und versuchte seinen Blick zu schärfen. Auch seine Freunde versuchten angestrengt, etwas zu erkennen, doch konnte man in der Schwärze der Nacht kaum etwas sehen. „200 Meter.“ zählte Baymax. „100 Meter.“ „Wo zur Hö…?!“ fing Hiro an, doch unterbrach ihn ein tiefes Rumoren unter ihm. Er hörte die fließende Bewegung von Wellen. Von ziemlich großen Wellen, wie er vermutete. „Er entfernt sich wieder.“ „Wir müssen hinterher!“ brüllte Hiro und Baymax warf bereits seine Düsen an, als Honey die beiden unterbrach. „Halt! Wir wissen noch gar nicht, warum er auf der Insel war.“ Honey hatte diesen Satz gerade erst ausgesprochen, als ein ohrenbetäubender Knall Hiros Ohren erreichte. Es fühlte sich an, als wäre sein Trommelfell zerrissen und in seinem Schädel vibrierte es, als die Schockwelle die Gruppe erreichte. Als der Hamada sich wieder gefangen hatte, hörte er Wasabi unter ihm brüllen: „Da!“ Dann sah Hiro den Feuerball, der sich glühend und leuchtend in den Nachthimmel erhob. Seine geisterhafte Silhouette spiegelte sich im Wasser wieder und es schien beinahe so, als würde der ganze Himmel brennen. Der Wind wehte heftig und trieb Hiro die Hitze ins Gesicht. Unter ihm riss Fred seinen Helm ab. Er brauchte nichts zu sagen, denn, ohne eine Anweisung abzuwarten, befahl Hiro Baymax weiter zu fliegen. Aus dem Augenwinkel sah Hiro, wie Wasabi Fred sanft gegen die Schulter schlug. „Mach dir kenen Kopf. Dein Dad hat doch den geheimen Keller.“ Der Hamada erkannte nur allzu gut, dass der Riese von seinen eigenen Worten nicht völlig überzeugt war. Nur einen Augenblick später, das Feuer hatte sich bereits verzogen, landete die Gruppe in den langsam über den Boden kriechenden Rauchwolken, gefüllt mit Asche und Funken. Einzelne Brandherde tauchten die Szenerie in ein gespenstisches Licht und Fred war der Erste, der sich erhob. Während der warme Wind mit seinen Haaren spielte und der Rauch um sie herum tanzte, suchte der junge Zilla fieberhaft in den brennenden Trümmern. „Baymax! Scanner!“ Die Freunde eilten ihm sofort zur Hilfe und gemeinsam suchten sie vom brennenden Skelett des Hauses umzingelt nach irgendwelchen Anzeichen von Freds Vater. „Dad?!“ rief Fred in die Nacht hinaus. „Dad?!“ Immer und immer wieder. Hiro sah, wie sein Freund auf die Knie ging. „Wo bist du?“ wisperte er. Noch ehe jemand reagieren konnte, war Gogo schon bei ihm und erschrocken sahen die anderen, wie diese mit der blanken Hand dem Zillasprössling quer durchs Gesicht scheuerte. „Hör auf! Dein Dad ist kein Idiot! Er wird sich in der Anlage in Sicherheit gebracht haben! Such weiter!“ Fred sah sie erschrocken von unten an, als Honey, nicht ganz so laut, hinzufügte: „Die Explosion war überirdisch und der Krater ist nicht tief. Die Anlage sollte intakt sein.“ Für einen kurzen Moment sah Hiro, wie Freds Mundwinkel zuckten. „Baymax?“ wandte er sich an den Roboter. „Mein Scanner kommt nicht durch die Mauern.“ „Sie sind noch intakt!“ verkündete Wasabi und Hiro erkannte die Möglichkeit. „Erkennst du Unregelmäßigkeiten beim Scan?“ Der Roboter hob den Kopf und nach einer kurzen Zeit hob er den Arm. „Dort.“ Sofort eilten die Freunde an die Stelle, auf die Baymax sie wies und begannen die Trümmer beiseite zu räumen. Nach einer gefühlten Ewigkeit stießen sie schließlich auf etwas Schweres. Es war ein kleiner, metallener Eingang, so breit wie eine Tür. „Baymax, öffnen!“ befahl der Hamada und augenblicklich machte der Roboter sich ans Werk. Ein lautes Knarzen und er bog das Metall nach außen und offenbarte einen Tunnel, der in die Tiefe führte. „Los! Runter!“ Auf Hiros Befehl hin kletterte die Gruppe auf Baymax‘ Rücken und  in einem vorsichtigen Sinkflug versanken sie in Dunkelheit. „Das muss der Fahrstuhltunnel sein.“ kommentierte Fred. Nach einer knappen Minute setzte der Roboter schließlich auf dem besagten Aufzug auf. Sofort begannen die Freunde, diesen zu öffnen und sprangen zusammen hinein. Als sie dann noch die Tür öffneten, ergoss sich die tiefschwarze Dunkelheit des Raumes vor ihnen. Erst nach einigen Sekunden, als sich ihre Augen allmählich daran gewöhnten, nahmen sie das schwache rote Licht an der riesigen Decke wahr. „Dort.“ Baymax wies auf das Geländer vor ihnen und sofort erkannte Hiro die atmende Silhouette. „Heathcliff!“ rief Fred und stürmte los, seine Freunde im Schlepptau. Der Butler sah auf und ließ ein Schnauben vernehmen. Er sah grauenvoll aus. Die einst vornehme Kleidung war zerrissen und geschwärzt. Sein rechtes Bein war blutgetränkt und er hatte es nur notdürftig mit einem Fetzen seines Ärmels abgebunden. „Master Frederic.“ Er hustete leise, als er den Namen aussprach. „Baymax!“ bellte Hiro und surrend begann der Scanner zu arbeiten. „Die Blutung wurde gestoppt. Es sind keine Anzeichen für Infektionen oder andere äußerliche Verletzungen zu erkennen. Ein leichtes Schädeltrauma und angebrochene Rippen. Seine Verletzungen müssen versorgt werden.“ Sofort aktivierte Honey ihre Tasche und ließ zwei gelbe Bälle ausspeien. Während die Chemikerin damit beschäftigt war, die offene Wunde zu desinfizieren, erkannte Hiro im Augenwinkel Gogo, die sich etwas fernab der Gruppe hinkniete. Hiro sah auch weshalb.  „Fred …“ fing Hiro vorsichtig an, zog seinen Helm vom Kopf und legte seine Hand auf Freds Schulter. Der Comicnerd verstand sofort, folgte Hiros Blick und erhob sich langsam. Mit langsamem Schritt ging er auf Gogo zu und, noch ehe er zu atmen wagte, drehte sie sich um und hielt dem ankommenden Fred ihre Faust gegen die Brust, um ihn aufzuhalten. „Du solltest dir das besser nicht ansehen ...“ flüsterte sie leise. Still sah Fred an ihr vorbei und seine Augen funkelten im schwachen Schein des Lichtes. „Dad?“ Hiro wollte es nicht glauben und sah zu Baymax rauf, doch der Roboter war völlig still und beobachtete bewegungslos die Szenerie. Gogo saß noch immer neben Fred und legte einen Arm um ihn. Seine Schultern bebten schwach und Hiro kannte den Schmerz nur allzu gut, der in seinem Freund toben musste. Schmerzlich erinnerte er sich an die Hitze des letzten Tages vor fast zwei Jahren. „Es … Es tut mir leid, Master Frederic.“ Die Stimme Heathcliffs war schwach und kratzig, doch konnte man die Reue und Trauer dieses Mannes spüren. „Ich habe versagt.“ Honey hatte inzwischen mit den Utensilien in Baymax´ Bauch die Wunden notdürftig verbunden. Fred war völlig still und erwiderte nichts. Gerade, als Hiro den Mund aufmachen wollte, machte sich sein Helmdisplay bemerkbar. Auf dem kleinen Bildschirm blinkte im Sekundentakt ein rotes Symbol, ähnlich dem eines Ausrufezeichens, und Hiro spürte, wie sich sein Hals zuschnürte. „Hiro?“ fragte Wasabi vorsichtig, der Hiros Ausdruck bemerkt zu haben schien. „Cass …“ Es war ihr Peilsender, den Hiro ihr kurz nach der Abreise von der Insel gegeben hatte, dessen piependes Geräusch nun wie Schüsse in seinem Verstand widerhallte. „Ich muss zu ihr …“ begann Hiro mit zitternder Stimme. Mit ratlosem Blick sah er zu Fred hinüber, der noch immer von Gogo im Arm gehalten wurde. „Geht …“ erwiderte er leise. Hiro griff sich an die Stirn und am liebsten hätte er laut losgeschrien. Warum jetzt? Gogo drückte Fred noch einmal an sich und knurrte leise: „Wir schnappen uns den Kerl!“ Dann erhob sie sich und lenkte ihre Schritte zu den anderen. „Fred?“ fragte Honey sanft. „Ich komme nach …“ gab Fred als Antwort zurück, als er die leblose Hand seines Vaters berührte. „Ich werde auf ihn achten.“ schaltete sich Heathcliff ein, bemüht um Haltung und Etikette. „Wie sollen wir ein solches Monster aufhalten?“ fragte Honey leise und Hiro merkte nur allzu deutlich die Furcht und Hilflosigkeit, die in ihrer Stimme mitschwang. „So, wie wir es immer getan haben.“ war die einzige Antwort, die Hiro einfallen mochte. „Zusammen.“ Er atmete hörbar aus und wandte sich dann wieder dem Roboter zu. „Sind Heathcliffs Werte stabil?“ Der Roboter erwiderte: „Ja.“ Hiro ging auf Baymax zu und kletterte auf dessen Rücken. „Uns bleibt keine Zeit.“ Seine Freunde, bis auf Fred, nickten zustimmend und schlossen zu den beiden auf. Hiro spürte den aufkommenden Zorn und den inneren Kampf. Er wollte Fred nicht zurücklassen, nicht jetzt und nicht hier. Doch wusste er, dass er keine Wahl hatte. „Leute …“ begann er zögernd und in den Augen seiner Freunde konnte er die Zweifel sehen. Honey und Wasabi nickten schwach und unsicher, während Gogos Augen vor Zorn zu glühen schienen. „Baymax …“ Er wagte einen letzten Blick zu Fred und biss sich auf die Lippe. „Volle Schubkraft …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)