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Über Freunde und Helden

von

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Kalte Novembertage

„Meine Güte! Stan, bist du das?“

Der ältere Herr hinter dem Schreibtisch hob überschwänglich die Arme in die Luft und seine Krawatte dabei fast mit.

„Bob, alter Freund.“

erwiderte Mr. Zilla mit etwas ruhigerem, wenn auch nicht weniger fröhlichem Tonfall. Der Direktor trat an ihn heran und reichte ihm die Hand, welche der alte Mann sofort ergriff und eifrig schüttelte.

„Es ist so schön, dich zu sehen. Komm rein.“

Der Direktor nahm ihn in die Arme, führte ihn in sein Büro und schloss die Tür hinter sich. Der Raum roch nach Tabak und Eisen. Die Wände waren mit Gewehren verschiedenster Marken und Jahrhunderte geschmückt und der Schreibtisch war beladen mit Papier. Genauso, wie Stan es in Erinnerung hatte. Der kleine Mann wies ihn an, auf einem der zwei ledernen Sitze vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen, und setzte sich selbst in seinen Bürostuhl.

„Wie lange ist das jetzt her, Stan? Zehn Jahre? Zwanzig?“

fragte er ihn und Stan schmunzelte.

„Zehn ist richtig, Bob.“

Für ihn selbst fühlte es sich eher nach einem Jahrhundert an, seit er das letzte Mal in diesem Raum gesessen hatte.

„Damals waren die Hälfte meiner Insassen nur deinetwegen hier.“

lachte Bob und zog an einer der Schubladen seines Schreibtisches. Heraus nahm er eine alte Whiskyflasche und zwei Gläser.

„Noch immer dieser Rauchige?“

fragte Stan. Seit er ihn kennengelernt hatte, trank dieser Mann immer denselben Whisky. So im Nachhinein, fiel Stan auf, hatte er ihn noch nie Wasser trinken sehen.

„Nur das Beste, alter Freund.“

Sofort stellte er die Gläser ab und füllte sie mit der orangefarbenen Flüssigkeit. Stan hob abwehrend die Hände.

„Tut mir leid, aber ich bin eigentlich nicht zum Trinken gekommen.“

Sein Gegenüber ignorierte diesen Einwurf und reichte ihm das Glas.

„Ich weiß, ich weiß. Aber der Junge rennt dir ja nicht weg.“

gluckste Bob über seinen eigenen Witz, nahm einen kräftigen Zug und leerte das Glas.

„Allerdings hast du mir auch noch nicht verraten, warum du ihn sprechen willst. Ich meine, du verschwindest in deinen Ruhestand, wohlverdient, möchte ich anmerken, und dann auf einmal tauchst du wieder auf und willst diesen kleinen Gauner sprechen. Du hast dich doch noch nie wirklich für deine Gefangenen interessiert, wenn sie einmal hinter Gittern waren.“

Der Direktor überlegte kurz, ehe er fortfuhr:

„Nein, das stimmt nicht. Da war einer ... wie hieß er doch gleich?“

„Er hatte sich Banshee genannt.“

fügte Stan hinzu und nahm einen kleinen Schluck. Der Whisky brannte angenehm in seiner Kehle.

„Genau! Den hast du auch verhört. Hast ihn beinahe tot geprügelt.“

grinste Bob fröhlich.

„Irgendetwas wolltest du von ihm wissen.“

Stan grummelte ein wenig. Zu präsent war die Erinnerung an diesen Tag.

„Er hatte meinen treuen Butler entführt.“

murmelte Stan ruhig. Das war gelogen. Eigentlich war es seine Frau gewesen, doch erinnerte er sich nicht allzu gerne daran, wie verletzlich er doch gewesen war.

„War es das?“

Der Direktor sah ihn ratlos an, bis er dann meinte:

„Dein Gedächtnis ist wahrscheinlich besser als meins.“

Er gluckste noch einmal leise und wurde dann wieder ernst.

„Also, was willst du von dem Jungen?“

Stan schaute nachdenklich auf das Glas in seiner Hand. Er wusste nicht, ob er seinen alten Freund ins Vertrauen ziehen sollte oder ob es nicht ratsamer wäre, sich eine Geschichte auszudenken. Mit einem Mal fiel ihm dann etwas ein.

„Erinnerst du dich an Schatten?“

Bob sah ihn ungläubig an.

„Der Junge?“

Mit einem vorsichtigen Lächeln auf den Lippen schüttelte Stan den Kopf.

„Nein, nein. Dafür sollte er etwas zu jung sein. Allerdings hat er die Ausrüstung von Schatten benutzt und ich will wissen, woher er sie hat und was ihn dazu bewogen hat, dessen Weg einzuschlagen.“

Er nahm noch einen Zug und leerte das Glas. Geräuschvoll stellte er es auf dem hölzernen Schreibtisch ab. Er sah den Direktor abschätzend an und war sich sicher, dass dieser seine nicht vollständig gelogene Geschichte abkaufen würde.

„Ich verstehe. Nun, das ist tatsächlich ein guter Grund.“

erwiderte Bob nachdenklich.

„Was ist mit seinem Partner? Ich hörte, er ist auch hier.“

fuhr Stan fort und sah sein Gegenüber ernst an.

„Natürlich.“

nickte Bob eifrig und genehmigte sich noch einen Zug. Als er Stan die Flasche anbot, lehnte dieser mit einer höflichen Handgeste ab.

„Gut verwahrt, wie der Junge. Hier kommt keiner so schnell raus, das weißt du.“

Stan seufzte innerlich. Es stimmte. In all den Jahren hatten es nur zwei Insassen bis hinter die Mauern dieses Gebäudes geschafft und diese waren nicht weit gekommen. Doch beruhigte ihn das nicht. Er wusste um die Gefahr für die Gruppe, die von dem Onkel ausging und er fürchtete, dass ihm sein Neffe beim Ausbruch helfen würde.

„Daran zweifle ich auch nicht.“

Stan erhob sich vorsichtig aus dem Sessel.

„Wenn du keine weiteren Einwände haben solltest, würde ich jetzt gerne den Jungen sehen.“

Eifrig erhob sich auch der Direktor und schritt an Stan vorbei zur Tür.

„Natürlich, folge mir.“

Als sie aus der Tür hinaus traten, griff Bob an seinen Gürtel und zog ein kleines Telefon aus der Tasche, die daran hing und bei jeder Bewegung seiner breiten Hüften mitschwang.

„Hier spricht Direktor Franklin. Bringt mir den Gefangenen mit der Nummer 7886 in das dritte Verhörzimmer.“

gab er durch und ein knappes

„Ja, Sir.“

rauschte aus dem Hörer.

Wenn es um Nummern und Zahlen ging, so wusste Stan, war dieser kleine Mann ein Genie. Doch hatte er nie wirklich verstanden, warum sein alter Freund seine Gefangenen nie namentlich erwähnte.

Er führte Stan durch die Gemäuer der Anstalt, vorbei an zahlreichen Zellen mit Insassen, so unterschiedlich wie Steine an einem Strand. Im Vorbeigehen erkannte der alte Mann so manch einen von ihnen wieder. All diese Gesichter lösten in ihm eine seltsame Mischung aus Genugtuung und Wut aus, wenn er sich bei manchen von ihnen daran erinnerte, wie er sie aufgehalten hatte. Auch wenn sie ihn kritisch beäugten, kennen konnte niemand seine Identität.

Nach einem schier endlosen Marsch, standen sie schließlich vor einer eisernen Tür. Eine schwerbewaffnete Wache stand davor, die Schrotflinte in der Hand. Eifrig salutierte der Mann, als die beiden sich näherten.

„Guten Morgen, James.“

begrüßte ihn Bob und erwiderte seinen Salut.

„Guten Morgen, Sir. Der Gefangene wartet drinnen.“

„Ist er gesichert?“

wollte der Direktor wissen, als er die Hand auf die Klinke legte. Der Wachmann nickte.

„Natürlich, Sir.“

Der Raum, der sich ihnen öffnete, war klein und spärlich beleuchtet. Ein einzelner Tisch mit zwei gegenüberstehenden Stühlen war in der Mitte des Raumes am Boden fest verschweißt worden und eine Kamera war in der linken, oberen Ecke installiert worden, deren Linse nun surrend auf die Tür gerichtet wurde. Der Junge indes saß ruhig auf einem der Stühle, gehüllt ein eine weite, orangefarbene Hose und ein schäbiges Unterhemd. Sofort sprang Stan die stählerne Prothese ins Auge, die an Handschellen an seiner anderen Hand befestigt war. Er wandte sich wieder Bob zu.

„Wenn du erlaubst.“

Zuerst sah dieser ihn fragend an, verstand dann jedoch und schritt wieder Richtung Tür.

„Du hast zehn Minuten.“

mahnte er ihn.

„Ruf, wenn du etwas brauchst. James steht zu deiner Verfügung.“

Mit einem eisernen Knall schloss sich die Tür hinter ihm. Stan steckte seine Hände in die Hosentaschen und musterte den jungen Mann eingehend. Er war ganz anders, als die Freunde ihn beschrieben hatten. Seine Haare waren an den Seiten geschoren worden und er hatte die oberen zu einem Zopf zusammengebunden. Die Stellen der Haut, die das Hemd offen ließ, zeigten eine ausgeprägte Muskulatur, gezeichnet von einigen Narben und Schrammen. Sein Blick war starr auf den Tisch gerichtet, ernst, ohne jede Fröhlichkeit. Er schien Stan gar nicht zu beachten.

„Du bist anders, als man mir dich beschrieben hatte.“

fing der alte Mann schließlich an, setzte sich ihm gegenüber und das Quietschen des kleinen Stuhles erfüllte den kleinen Raum. Der Junge erwiderte nichts und sah ihn nur von unten herauf mit seinen eisblauen Augen an. Ein kurzer Schauer durchfuhr ihn, doch fing er sich rasch wieder.

„Naoko Yamoro, richtig?“

Der Angesprochene nickte verhalten und wandte sich dann wieder dem Tisch zu.

„Was wollen Sie von mir?“

sprach er schließlich in einem ernsten Ton, ohne den Blick zu heben.

„Antworten, mein Junge.“

Naoko hob den Blick und sah ihn an.

„Ich bin nicht Ihr Junge.“

sagte er ruhig, beinahe anteilnahmslos. Seine Handschellen klickten leise, als er sich zurücklehnte und die Hände in den Schoß fallen ließ.

„Und ich habe keinen Grund, mit Ihnen zu reden.“

fuhr er kalt fort. Stan war irritiert. Nichts von dem, was man ihm über den jungen Mann erzählt hatte, stimmte. Wie konnten sich die Kinder so irren?

„Wieso glaubst du das?“

fragte er Naoko, seine Einwände ignorierend. Dieser antwortete nicht, sah ihn nur still an. Stan versuchte, seinen Blick zu erwidern, doch musste er sich eingestehen, dass es in ihm Unbehagen auslöste. Er spürte das Alter. Die Zeiten, in denen Schurken schon allein wegen seines Namens anfingen zu schlottern, waren wohl längst vorbei, auch wenn es daran liegen konnte, dass dieser Junge ihn gar nicht kannte.

„Deine Freunde haben mir von dir erzählt ...“

fuhr er vorsichtig fort und legte seine Hände ineinander. Bei dem Wort "Freunde" glaubte Stan, dass seine Augen geflackert hätten, doch verdrängte er diesen Gedanken schnell wieder.

„Du seist ein friedvoller, freundlicher junger Mann. Fokussiert auf seine Arbeit und seinen Sport. Hilfsbereit und offen.“

Naoko schnaubte kurz, schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken.

„Wenn Sie hier sind, um ein Profil für mich anzulegen, gehen Sie zum Gefängnispsychologen.“

Er hob den Kopf wieder und sah Stan an.

„Der hat es auch schon versucht.“

„Verstehe.“

erwiderte Stan ruhig. Es folgte ein Augenblick der Stille und Stan konnte schwören, dass der Junge ihn genau inspizierte.

Er wägt seine Chancen ab

Er kannte diesen Blick und, damals wie heute, ließ dieser ihn erschaudern.

Der Blick eines Raubtieres

Stan verstand das alles nicht. Das passte alles nicht zusammen.

„Du bist nun seit beinahe zwei Monaten hier drin.“

fing er vorsichtig an, doch zeigte sein Gegenüber keine Reaktion. Eigentlich hatte er vorgehabt, etwas subtiler und geruhsamer vorzugehen, doch musste er den Jungen irgendwie aus der Reserve locken.

„Hast du dich noch nicht gefragt, warum dich deine Schwester nicht besuchen kommt?“

Äußerlich verzog Naoko keine Miene, doch hatte er in all den Jahren als Held gelernt, auch die kleinsten Bewegungen im Gesicht zu erkennen, auch wenn seine Sehkraft allmählich nachließ. Doch diesmal sah er das Flackern in seinen Augen.

„Momentan befindet sie sich noch in unserer Obhut …“

plapperte Stan unberührt weiter, doch ließ er den Jungen nicht aus den Augen. Tatsächlich konnte er unter seinen Wangen sehen, wie dieser langsam aber sicher anfing, die Zähne aufeinanderzupressen.  

„Hast du all das für deine Schwester getan?“

Diesmal fiel die Reaktion etwas heftiger aus. Seine Finger zuckten und der Blick wurde für einen kurzen Moment finsterer. Stan wusste, dass er auf dem richtigen Weg war.

„So wie es aussieht, hat sie wohl nicht mehr lange.“

Der Junge hob vorsichtig den Blick und Stan konnte deutlich das Knirschen seiner Finger hören, als er diese zur Faust ballte.

„Hast du es wegen des Geldes getan?“

hakte Stan weiter nach und beobachtete ihn dabei genau.

„Wolltest du ihre Krankenhauskosten damit bezahlen?“

Seine Augenlider zuckten nervös und er wandte den Blick wieder dem Tisch zu. Durch die Lampe an der Decke fiel der Schatten genau auf seine Stirn und verbarg seinen Blick in Dunkelheit. Stan überlegte kurz und beschloss, es erstmal dabei zu belassen. Nachdenklich tippte er mit den Fingern auf dem Tisch herum. Er war noch keinen Schritt näher gekommen, außer dass er nun wusste, wie er den Jungen vielleicht aus der Reserve locken könnte.

„Ich weiß, dass die Krankenhauskosten ziemlich hoch sind, vor allem bei einem derartigen Fall wie deiner Schwester.“

Er machte eine kurze Pause, um dem Jungen die Möglichkeit zu geben, nachzudenken. Seine Schwachstelle war einfach zu nutzen, doch wusste er aus Erfahrung, dass man manche erst davon überzeugen musste, diese selbst zu erkennen.

„Ich weiß nicht, ob du mich kennst …“

fuhr Stan vorsichtig fort.

„Mein Name ist Stan Lee Zilla. Ich bin Freds Vater.“

„Zilla also …“

knurrte Naoko leise, die Augen noch immer im Schatten verborgen.

„Ich kann dir helfen. Dir und deiner Schwester.“

Das Angebot war ehrlich gemeint, allein schon aus dem Grund, dass er seine Versprechen immer hielt. Doch wollte er auch irgendetwas tun. Für Stan stand es außer Frage, dass Naokos Onkel die treibende Kraft bei den beiden darstellte und dass der Junge lediglich von ihm abhängig war. Er hatte keine stichhaltigen Beweise für seine These, doch vertraute er dabei auf die Truppe, die in Naoko etwas völlig anderes gesehen hatte. Jemanden, der zu allem bereit war, um seiner Schwester zu helfen.

„Doch dafür brauche ich deine Hilfe.“

erklärte Stan und hoffte inständig, dass er ihm wenigstens antworten würde.

Doch jedwede Reaktion blieb aus, abgesehen davon, dass er hörbar ausatmete. Stan seufzte resigniert und rieb sich die Stirn.

„Nun gut. Solltest du deine Meinung ändern, bitte den Direktor, mich zu verständigen. Dann reden wir weiter.“

mit diesen Worten ließ er von dem Jungen ab. In der Hoffnung, dass er vielleicht doch noch einlenken würde, klopfte Stan an die Tür, um James mitzuteilen, dass er raus wollte. Doch auch, als er hinaustrat und die Tür sich hinter ihm geräuschvoll schloss, regte sich nichts.

„Der Junge hält dicht. Wir versuchen es schon seit Wochen und haben bisher nichts erreicht. Keine Silbe.“

erklärte Bob ihm, der wohl die ganze Zeit im Nebenzimmer gesessen hatte und das Gespräch beobachtet hatte. Gleich neben ihm stand ein weiterer Mann, gehüllt in einen weißen Kittel und mit einem Klemmbrett in der rechten Hand.

Stan nickte.

„Sein Onkel jedoch redet wie ein Wasserfall und erzählt uns ständig über seinen Neffen. Aber nichts von dem, was wir wissen wollen. Unser Seelenklempner hier verzweifelt bereits an dem Mann.“

 erklärte Bob weiter und der dürre Mann neben ihnen nickte eifrig.

„Immer, wenn ich glaube, seine Motive zu erkennen, wechselt er scheinbar völlig willkürlich die Persönlichkeit und wirft alle Diagnosen über den Haufen.“

„Ich bin mir sicher, dass er nur Spielchen mit uns treibt.“

schnaubte Bob wütend.

„Und die Beute ist bis heute nicht aufgetaucht …“

murmelte Stan mehr zu sich selbst als zu den anderen. Dies hielt Bob jedoch nicht davon ab, trotzdem zu antworten:

„Nein. Die Behörden lassen sämtliche Schwarzmärkte überwachen, doch bisher ist nichts aufgetaucht. Sie gehen davon aus, dass er seine Zeit absitzen will, um dann das ganze Zeug in aller Ruhe verscherbeln zu können.“

Nein

Das passt nicht zusammen, das wusste Stan. Selbst, wenn der Junge aufgrund seines Alters und des Umstandes, dass es seine erste kriminelle Handlung gewesen war, nur wenige Jahre hier würde absitzen müssen, wäre das immer noch zu lange und das Risiko wäre zu hoch, dass seine Schwester in dieser Zeit starb.

Stan faltete die Hände zusammen und sah sein Gegenüber interessiert an.

„Erzähl mir von dem Jungen. Wie macht er sich hier?“

Bob rieb sich seufzend die Stirn.

„Er ist ständig in Prügeleien verwickelt und, wenn er mal nicht damit beschäftigt ist, …“

„Was sagst du …?“

unterbrach Stan ihn überrascht. Das passte überhaupt nicht.

„Ja, allerdings scheint er nie anzufangen. Der erste Schlag kam bisher immer nur von seinem Gegner. Natürlich haben wir ihn trotzdem bestraft, doch er nutzt die Zeit in der Isolationszelle für weiteres Training.“

fügte der Psychologe hinzu.

„Sein Zellengenosse hat uns gezwitschert, dass der Junge, seit er sich die Haare abgeschnitten hat, kaum noch ein Wort zu jemandem gesprochen hat, außer zu seinem Onkel. Angeblich meditiert er stundenlang und widmet sich sonst einem intensiven Krafttraining.“

„Er bereitet sich auf einen Kampf vor.“

erkannte Stan und der Gedanke bereitete ihm Bauchschmerzen.

„Oder er will sich hier nur einfach behaupten, vor allem, weil er ja nur einen funktionstüchtigen Arm hat.“

erwiderte der Direktor.

„Willst du mir damit sagen, dass der Junge all seine Kämpfe nur mit seinem linken Arm bestritten hat?“

Bob nickte.

„Hier sitzen ein Haufen solcher Leute drin. Wir haben seit einem Jahr einen dämlichen Chinesen hier, der erst einmal alle verprügelt hat, die ihm zu nahe kamen. Seitdem ist aber Ruhe. Diese Leute wollen nur klarstellen, dass man sie besser in Ruhe lässt. Das ist alles.“

„Wir müssen ihn von seinem Onkel trennen.“

fuhr er mit einem Mal weiter und ignorierte die Worte seines Freundes.

„Bitte was?“

Bob sah ihn irritiert an, gleichsam wie der dürre Mann neben ihm. Stan hielt kurz inne, um die richtigen Worte zu finden.

„Irgendetwas stimmt bei dem Jungen nicht. Er hat sich sehr verändert und seine Art, das passt einfach alles nicht zusammen.“

Bob räusperte sich:

„Stan, du kennst das doch. Eingesperrt zu sein verändert Menschen. Manchmal von Grund auf.“

Das war wahr, musste Stan zugeben, doch wollte er nicht glauben, dass es so einfach war.

„Nun gut.“

Es brachte nichts, mit Bob darüber zu diskutieren, dafür war er einfach zu stur.

„Wenn der Junge mit mir reden will, gibst du mir sofort Bescheid.“

„Sofort?“

wiederholte Bob, wahrscheinlich von der ungewöhnlichen Schärfe in Stans Stimme irritiert.

„Sofort.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jyorie
2016-02-08T14:32:12+00:00 08.02.2016 15:32
o͡͡͡͡͡͡͡͡͡͡͡͡͡͡╮(。❛ᴗ❛。)╭o͡͡͡͡͡͡͡͡͡͡͡͡͡͡ Hi,

hi hi ... ich hab einen ganzen Moment gebraucht, bis das Rätsel gelöst war, wer Stan und Bob sind. Aber rein mit den Namen wäre ich nie drauf gekommen.

Mir gefällt es wie Freds Papa Naoko analysiert und wie er feststellt das da etwas nicht stimmt. Beachtenswert, wie er die Lunte schon riechen kann, während jemand der so erfahren ist wie Bob da nichts Außergewöhnliches sieht. Auch hat es imponiert, wie Stan die Zusammenhänge klar sieht und Naoko von seinem Onkel trennen will.

Bin gespannt, ob Bob auf die Zweifel seines alten Freundes hört, oder ob er jetzt zumindest neugierig wird und selbst mal genauer hinschaut und dann auch etwas seltsames bemerkt – wäre gut, denn ich glaube das Naoko ein Gefängnisausbruchsversuch nicht gut bekommen würde. Ich glaub auch nicht das sein Onkel ihm helfen würde, wenn etwas schief geht.

Liebe Grüße, Jyorie

Antwort von:  GrauW0lf
08.02.2016 22:45
Hey ^^

Tut mir leid für die Verwirrung.

Ich denke, dass jemand wie Bob, der hunderte von Gefangenen im Auge behalten muss, nicht immer auf jeden einzelnen achten kann und will.
Stan hingegen hat ja nur zwei, die ihn interessieren.^^

LG
GrauW0lf


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