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Über Freunde und Helden

von

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Akt III - Bruchstücke

„Uns erreicht in diesem Moment die Information, dass es im Industriebezirk im nördlichen Stadtteil heute Nacht zu einer Auseinandersetzung zwischen einer noch unbekannten Gruppe und den beiden mutmaßlichen Einbrechern der letzten Wochen gekommen ist. Wie uns mitgeteilt wurde, war auch der mit früheren Angriffen auf Krei Tech in Verbindung gebrachte Robert Callaghan in diesen Konflikt involviert und wurde schwer verletzt ins örtliche Krankenhaus eingeliefert. Ob und auf welcher Seite er in dieser Auseinandersetzung beteiligt war, ist im Moment noch unklar. Wir schalten live zu unserem Reporter vor Ort, Takeru Ina.“

Das Bild switchte zu einem mehr als angespannt dreinblickenden Reporter, der nervös sein Mikrofon in der einen Hand hielt und mit der anderen wild gestikulierend versuchte, das Geschehen zu beschreiben.

„... Angeblich soll dieselbe Gruppe von Leuten an diesem Konflikt beteiligt gewesen sein, die vor mehr als einem Jahr den Anschlag auf das neue Campusgelände von Krei Tech durch den ehemaligen Professor und Sachverständiger Robert Callaghan verhindert hat. Wie mir der Sprecher der Sondereinheit der Polizei hier vor Ort mitteilte, soll es sich bei ihren Kontrahenten wohl tatsächlich um die beiden Täter gehandelt haben, die schon seit Monaten die Stadt unsicher machten. Laut der Aussage von Kreis Sprecherin wurde der ganze Kampf dabei von den Überwachungskameras aufgezeichnet und liegt momentan den Beamten für Innere Sicherheit zur Analyse vor. Weiter Einzelheiten, so teilte man mir mit, werden heute Nachmittag auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben.“

Ein Zappen und der Bildschirm schaltete sich aus. Mit traurigem Gesichtsausdruck warf Fred die Fernbedienung beiseite.

„Sie werden eine Fahndung starten, wenn sie sein Bild haben.“

kommentierte er leise. Die Gruppe hatte sich in seinem Zimmer verteilt und ein jeder hatte schweigend die Nachrichten verfolgt. Die Stimmung war am Boden. Wasabi saß mit Honey, die lustlos auf ihrem Handy herumtippte, am Tisch, während er den Kopf in seinen, auf den Tisch abgelegten Armen, versenkt hatte. Hiro indes saß am Schreibtisch, Baymax neben sich, dessen Chip Hiro bereits wieder in die noch intakte Standardhülle eingesetzt hatte. Fred konnte sich nicht einmal im Ansatz vorstellen, wie Hiro sich fühlen musste. Zweimal hatte er jetzt mit ansehen müssen, wie das Erbe seines Bruders ohne jede Mühe zerstört worden war und nun wurde sogar ihr ehemaliger Professor niedergeschossen. Nichts hatten sie dagegen tun können. Diese Niederlage war noch vernichtender gewesen als ihre erste. Fred wagte einen Blick zu den Regalen. Zwischen diesen, an die Wand gelehnt, saß ihre kleine Freundin, den Kopf gleich wie Wasabi in den Armen versenkt, welche sie auf ihre angewinkelten Knie abgelegt hatte. Halb verborgen im Schatten saß sie da und gab nun schon, seit sie hier angekommen waren, kein Lebenszeichen mehr von sich. Sogar ihre Kaugummis hatte sie nicht angerührt. Zu gerne hätte er sie jetzt in die Arme genommen und irgendwie Mut zu gesprochen. Doch die Wahrheit war, dass er nicht wusste, wie er sie hätte aufmuntern können. Er selbst hatte bisher nicht in Gänze begreifen können, was eigentlich geschehen war.

"Eure Neurotransmitterwerte deuten darauf hin, dass ihr Leid empfindet. Ich möchte euch helfen."

Hiro seufzte verhalten:

"Schon gut, Kumpel."

Mit einem Mal unterbrach ein vorsichtiges Klopfen die Szenerie. Als alle bis auf Gogo ihren Blick in Richtung Tür wandten, stand dort Freds Vater und blickte mit sorgenvoller Miene in die Runde.

„Hallo Dad.“

begrüßte Fred seinen Vater tonlos.

"Ich komme gerade vom Krankenhaus.“

warf dieser ruhig in den Raum.

„Wie geht es Professor Callaghan?“

fragte Honey vorsichtig. Der alte Mann legte ein vorsichtiges Lächeln auf.

„Er wird wohl durchkommen.“

Langsam betrat er das Zimmer, während er sich Honey zuwandte.

„Du hast wunderbar reagiert, junge Dame. Der Trick mit dem Sulfanilamid-Pulver ist seit dem Vietnamkrieg beinahe in Vergessenheit geraten. Du hast ihm damit wohl das Leben gerettet.“ 

In Honeys Augen loderte für einen kurzen Moment ein Schein von Stolz auf, doch wurde diese Flamme sehr schnell wieder von dem Gefühl von Scham und Versagen erstickt, was man ihr nur allzu deutlich ansehen konnte. Offenbar machte sie sich genauso Vorwürfe, dass sie es nicht hatte verhindern können, dass es überhaupt dazu kam.

"Ich habe Abigail noch nicht davon in Kenntnis gesetzt und vorsichtshalber dafür gesorgt, dass sie auf der Insel von jedweder Kommunikation ausgeschlossen ist. Sie soll keine unüberlegten Entscheidungen treffen und sich womöglich noch in Gefahr bringen."

fuhr er fort und Fred erwiderte:

"Irgendwann wird sie es erfahren. Wir können es ihr nicht ewig verheimlichen."

Der alte Mann schüttelte bedächtig den Kopf.

"Nein, das können und werden wir auch nicht. Doch so lange diese beiden noch auf freiem Fuß sind, ist es zu gefährlich für sie, alleine zu ihrem Vater zu gehen. Ich habe bereits ein paar alte Freunde gebeten, Robert im Auge zu behalten."

Der Gedanke, dass Callaghan bewacht wurde, beruhigte den Comicnerd ungemein.

"Und was euren Freund angeht ..."

begann sein Vater vorsichtig.

"... wann hattet ihr denn geplant, mir zu erzählen, dass er mit diesem Gunner verwandt ist?"

Sein Ton wurde schärfer, auch wenn er sich sichtlich bemühte, dass man ihm seine Wut darüber nicht anmerkte, doch Fred kannte seinen Vater zu gut, um das nicht zu bemerken. Tatsächlich hatten sie ihm gegenüber mit keiner Silbe erwähnt, dass Gunners Scan einen Verwandtschaftsgrad zu Naoko aufgewiesen hatte. Auf Honeys Bitte hin hatte die Gruppe diesen Fakt verschwiegen. Vor allem, weil Honey der festen Überzeugung gewesen war, dass er mit dem Ganzen nichts zu tun hatte und es einfach nur reiner Zufall war, dass ein Mitglied seiner Familie zu solchen Taten fähig war.

"Ich dachte eigentlich, dass wir auf derselben Seite stehen."

fuhr der alte Mann bissig fort, doch verlor sein Gesichtsausdruck seine Schärfe, als er einen Blick zu Gogo wagte. Hörbar atmete er aus und sah die anderen an.

"Was ist schief gelaufen?"

Diese Frage, so banal sie auch war, so hart traf sie Fred. Hiro wandte seinen Blick abwechselnd zu Wasabi und ihm und die Frage, die ihm auf der Zunge lag, war mehr als offensichtlich. Doch es war Honey, die sie aussprach. Vorsichtig und schüchtern, als spräche sie mit einem verängstigtem Kind.

"Was ist auf dem Dach geschehen?"

Fred seufzte innerlich und auch Wasabi konnte man ansehen, dass ihm diese Frage nicht gefiel. Leise begann Fred:

"Als diese komische Musik anfing, wurde ich im Treppenhaus angegriffen."

Er wagte einen kurzen Blick zu seinem Vater.

"Ich hab ihn nicht kommen hören, geschweige denn gesehen. Er war auf einmal über mir, trat mich ein paar Mal, packte mich dann und warf mich durch die Tür aufs Dach."

Wasabi nickte. Fred hatte es noch immer vor Augen, wie er durch diese Tür geworfen wurde und neben ihm landete.

Wasabi wusste, dass er nun an der Reihe war:

"Mit eenem mal sah ick, wie eene grünlich leuchtende Klinge auf mick zu jagte. Ick versuchte zu reagieren, ihn anzugreifen, doch war er zu schnell."

Wasabi machte eine kurze Pause und seufzte.

"Es war datselbe wie bim eesten mal. Ick konnte nix dajegen tun."

Er hatte das Gelernte anwenden wollen, erkannte Fred, doch kam es ihm so vor, als hätte sein Gegner jede von Wasabis Bewegungen im Voraus geahnt.

"Das wundert mich nicht."

erwiderte mit einem Mal Freds Vater und sah ihn aus dem Dunkel seiner Sonnenbrille heraus an.

"Du musst dabei verstehen, dass euer Freund wahrscheinlich sehr viel länger diese Kampfkunst beherrscht. Natürlich kann ich dir in ein, zwei Wochen nicht alles beibringen."

Wasabi ließ den Kopf hängen. Offenbar war ihm das durchaus bewusst gewesen und trotzdem hatte er angegriffen. So im Nachhinein wirkte das Ganze, als wäre Wasabi in dem Moment ein trotziges Kind gewesen, dass unbedingt beweisen wollte, dass es allem gewachsen war. Welch ein Irrtum.

"Meene Klingen konnten auch jegen seen neues Schwert nix ausrichten."

fuhr Wasabi vorsichtig fort und hatte damit einen Punkt angesprochen, der Fred Magenschmerzen bereitete.

"Weißt du, warum die Klinge geleuchtet hat?"

fragte mit einem Mal Hiro mit ironischem Unterton. Fred wusste genau, worauf er hinaus wollte, auch wenn er die Antwort nicht hören wollte. Hiro schien sein und Wasabis Unbehagen zu bemerken, denn er antwortete selber:

"Das war laserinduziertes Plasma an der Schneideseite seines Schwertes."

Es legte sich Schweigen über die Gruppe, bevor Hiro dieses wieder brach:

"Und die Düsen, die die beiden eingesetzt haben, sind kleinere Versionen von dem Jetpack, das ich für Gogo gebaut habe."

Das ergab Sinn, befand Fred, doch gab ihm der Gedanke, dass ihr Basketball spielender Freund sie die ganze Zeit bestohlen hatte, einen Stich ins Herz.

"Hast du das während des Kampfes bemerkt?"

fragte Freds Vater vorsichtig und Hiro schüttelte den Kopf.

"Nein, ich habe lediglich Baymax‘ Aufnahmen und Honeys Scanner ausgewertet. Die Rüstung der beiden besteht offenbar aus einer PVC- und Carbonfaser-Legierung."

Stan hob die Augenbraue.

"Irgendwo habe ich das doch schon mal gehört."

Hiro nickte.

"Die Schweden setzen diese Legierung für ihre neusten Schiffe ein, um sie für Radarstrahlen beinahe unsichtbar zu machen. Das erklärt auch, warum Baymax sie nicht scannen konnte."

Hiro seufzte und Stan erwiderte:

"Der Junge muss ziemlich kräftig sein, wenn er mit einer derartigen Rüstung noch zu solchen Sprüngen und Angriffen in der Lage ist."

Die Freunde sahen ihn irritiert an und er kommentierte beiläufig:

"Glaubt ihr, ich hätte mir die Überwachungsvideos nicht schon längst angesehen?"

Die Freunde sagten zunächst nichts dazu und fragten auch gar nicht erst, wo er dieses Material wieder her hatte. Vermutlich wieder aufgrund seiner alten Kontakte bei den Beamten. Fred beschlich der Gedanke, dass da noch jede Menge fehlte, um das Puzzle zu vervollständigen. Naoko mochte kräftig sein, fit war er in jedem Fall, doch die Rüstung konnte gut und gerne mehrere hundert Kilo wiegen, was man nur allzu deutlich an seiner Landung auf dem Betonboden der Halle sehen konnte, als sich seine Stiefel beim Bremsen in den Boden gebohrt hatten.

"Superkondensatoren?"

fragte Honey schließlich vorsichtig. Als die Freunde sie fragend ansahen, erklärte sie:

"Er hatte uns doch mal erzählt, dass sein Arm mit Energie versorgt werden muss, um zu funktionieren. Was ist, wenn sein Anzug ebenfalls mit Energie betrieben wird?"

Fred nickte zustimmend und meinte dazu:

"Das würde zumindest diese Drähte und Schläuche erklären, die hin und wieder an der Rüstung der beiden zu sehen waren."

"Er hat uns von Anfang an bestohlen."

knurrte Hiro.

"Erst die Sache mit dem Scanner, dann unsere Upgrades."

Fred wagte einen kurzen Blick zu Gogo, die noch immer in der Ecke saß und keinen Ton von sich gab. Er erinnerte sich daran, wie er vor wenigen Wochen im Café noch im Scherz gesagt hatte, Naoko würde die Liebe ihrer Freundin ausnutzen, um sie alle zu täuschen. Hätte er doch wenigstens einmal die Klappe gehalten.

"Sie wussten, dass ihr dort ward."

fügte Mr. Zilla hinzu.

Ja

dachte Fred sich. Er hatte es geahnt und als er sich seine Freunde ansah, konnte er erkennen, dass es sie nicht überraschte.

"Nur wie?"

fragte Wasabi in die Runde.

"Das ist eine Frage, um deren Lösung ich mich schon kümmern werde."

erwiderte Stan.

"Die viel dringendere Frage ist jetzt eher: Was werden wir jetzt tun?"

Er ließ eine kurze Pause folgen, ehe er fortfuhr:

"Nun, ich habe ein wenig über euren ehemaligen Kommilitonen recherchiert. So wie es aussieht, hat er wohl eine Schwester, die im Krankenhaus liegt. Wusstet ihr das?"

Überrascht sahen die Freunde sich an und Fred drängte sich ein düsterer Gedanke auf.

"Seine Familie besitzt ein kleines Haus am Rande der Stadt. Sein Vater leitet ein Dojo und seine Mutter ist Krankenschwester in demselben Krankenhaus, in dem ihre Tochter liegt."

Er machte eine weitere Pause, wahrscheinlich um Einwände oder Fragen zuzulassen. Doch kam nichts dergleichen. Lediglich irritiertes Schweigen.

"Ich konnte nicht rausfinden, was genau sie hat, doch konnte ich in Erfahrung bringen, dass sie schon eine ganze Weile dort liegt."

stellte sein Vater fest und sah in die Runde. Hiro hatte sich von seinem Platz erhoben, Baymax an seiner Seite. Honeys Blick war müde und traurig, doch sagte die sonst so redselige Frau nichts. Auch Wasabi schien nicht zu wissen, was er darauf erwidern sollte. Tatsächlich hatte Naoko bisher nichts über sich erzählt. Selbst in den ganzen Tagen, in denen sie schon zusammengearbeitet haben, hatte er ihn noch nie von sich erzählen hören.

Nur Fred durchbrach die Stille, jedoch mit einem scharfen Unterton:

"Und was genau hast du mit diesen Informationen vor?"

Seine Freunde sahen ihn verblüfft an und er konnte ihnen deutlich ansehen, dass er sie damit offenbar völlig überrascht hatte. Sogar sein sonst so ruhiger Vater schien ein wenig irritiert, ließ sich dies jedoch kaum anmerken.

Kein Wunder ...

grübelte Fred.

Ich bin ja auch dein Sohn

Sein Vater nahm die Brille an und sah die Gruppe aus müden Augen heraus an.

"Da wir nun wissen, dass Naoko hinter Knight steckt, müssen wir davon ausgehen, dass sein Verbündeter eure Identitäten kennt. Und damit ..."

Er machte eine kurze Pause und sah ihnen abwechselnd in die Augen.

"... die euer Familien."

Fred wagte einen Seitenblick zu Hiro. Man konnte ihm nur allzu deutlich die Wut ansehen, die in diesem Moment in ihm wütete.

"Wir haben wahrscheinlich nicht die Zeit, uns noch großartig vorzubereiten."

Sein Vater wandte sich an den jungen Hamada, als dieser erwiderte:

"Ich werde Baymax‘ Rüstung wieder zusammenbauen. Wir werden den Scanner brauchen, um sie zu finden."

"Ja, je eher, desto besser."

antwortete Stan darauf.

"Wat soll dat bringen? Baymax kann die doch nich finden."

Der alte Mann sah ihn mit seinen müden Augen an.

"Das stimmt. Doch durch die Aufzeichnungen und die Demaskierung von Naoko haben die beiden keine Rückzugsmöglichkeiten mehr. Sein Verbündeter weiß durch Hiro, dass auch seine Demaskierung nur eine Frage der Zeit ist. Wenn sie aus dieser Misere noch herauskommen wollen, müssen sie schnell handeln. Doch ich beabsichtige, schneller zu sein."

"Was haben Sie vor?"

fragte Honey vorsichtig. Sein Vater seufzte und Fred erkannte nur allzu deutlich in seinem Gesicht, dass das, was er sagen wollte, ihm nicht wirklich behagte.

"Unser Problem ist im Moment, dass wir gegen die beiden nichts in der Hand haben, sollten eure Familien oder ihr selbst in Gefahr sein.“

Fred runzelte die Stirn. Das gefiel ihm ganz und gar nicht.

"Wir müssen uns jeden Vorteil zu Nutze machen, den wir bekommen können, denn wir sind aufgrund unserer Menge an beteiligten Personen angreifbarer als sie. Wir haben jedoch deutlich gemerkt, dass Naoko diesen Gunner des Öfteren zurück gepfiffen hat. Er scheint also in einem gewissen Maß Einfluss auf ihn zu besitzen."

Er verschränkte die Arme vor der Brust.

"Und das müssen wir nutzen. Wir haben nichts gegen Gunner in der Hand, gegen Naoko allerdings schon."

Er ließ es unausgesprochen, doch war das auch gar nicht nötig. Es war Fred, und damit auch garantiert seinen Freunden, nur allzu bewusst, was sein Vater vorhatte.

Empört öffnete Fred den Mund und wollte darauf antworten, doch:

"Lassen sie die Finger von ihr."

erschrocken richtete die Gruppe ihren Blick zu den Regalen. Gogo hatte ihren Kopf erhoben und funkelte Mr. Zilla aus kalten und zornigen Augen heraus an.

"Wie meinst du das?"

wollte dieser wissen, ruhig wie eh und je.

"Halt seine Schwester da raus."

schaltete sich nun Fred ein mit einem nicht minder ernsten Tonfall. Noch ehe sein Vater fortfahren konnte, trat Fred vor ihn und sprach weiter:

"Selbst wenn wir dadurch einen Vorteil bekommen sollten, ist das Schlimmste, was wir tun können, sie ihm wegzunehmen."

"Wieso?"

hielt Hiro ihm mit einem Mal entgegen. Fred gefiel die Richtung nicht, die dieser Dialog einschlug, doch gab es jetzt kein Zurück mehr.

"Es hat ihn auch nicht geschert, als er meine Tante entführt hat."

Der Comicnerd glaubte nicht, was er da hörte und er erwiderte:

"Du hast ihn im Kampf gesehen! Er hat uns geschont, wo er nur konnte."

Er wies auf Gogo.

"Er hat sie sogar vor der Explosion durch diesen Gunner gerettet."

Hiros Gesichtsausdruck nahm eine ungesunde Farbe an und Fred fürchtete für einen kurzen Moment, dass er jeden Moment zu schreien beginnen würde.

"Klar, weil der Idiot verschossen ist!"

Fred sah nur einen Schatten, der an ihm vorbeischoss, Hiro in die Luft hob und ihn gegen die nächste Wand drückte.

"Lass die verdammten Finger von seiner Schwester!"

zischte Gogo ihn an und in Hiros Gesicht blitzte für einen kurzen Moment so etwas wie Panik auf. Allerdings verschwand dieser Ausdruck so schnell wieder, wie er gekommen war. Fred legte ihr die Hand auf die Schulter und tatsächlich ließ sie ihn runter. Um Ruhe bemüht richtete er sich an seinen Vater:

"Dad. Noch hat Naoko keinen Grund, uns zu hassen. Du hast Recht, wenn du sagst, dass seine Schwester vermutlich der Schlüssel für den Schutz unserer Familien sein könnte, doch ist das der völlig falsche Weg. Jeder Superheld erschafft sich seine Dämonen selbst, aber deshalb müssen wir es nicht auch noch provozieren."

Sein Vater sah ihn ernst an, ehe er seufzte:

"Glaub mir, mein Sohn. Niemand weiß das besser als ich."

Fred lief ein Schauer über den Rücken. Noch nie hatte er seinen Vater so etwas sagen hören. Manchmal vergaß Fred in der ganzen Aufregung um sein eigenes Heldenleben, dass sein Vater selbst einer gewesen war.

Wasabi hatte sich in der Zwischenzeit neben Hiro gestellt und beobachtete wie Honey mit angespannter Miene das Gespräch. Gogo indes hatte ohne ein weiteres Wort das Zimmer verlassen. Hiro ließ sich jedoch offenbar nicht von den Worten der Zillas beirren.

"Das hier ist aber keins deiner dämlichen Comics! Dieser Kerl hat meine Tante entführt!"

Nun platzte auch Fred langsam der Kragen:

"Wäre es dir lieber gewesen, dass dieser Gunner sich um sie gekümmert hätte?!"

hielt er ihm entgegen.

"Sie hätten sie einfach in Ruhe lassen sollen!"

"Wir wissen ja nicht mal, ob er überhaupt eine Wahl gehabt hat und ob er nicht einfach versucht hat, so wenig Schaden wie möglich anzurichten ..."

schaltete sich mit einem Mal mit beschwichtigendem Ton Honey ein. Freds Vater fügte hinzu:

"Was ich vorhabe, ist ein himmelweiter Unterschied zu dem, was er getan hat. Ich will sie lediglich unter unseren Einfluss bringen, damit er keine andere Wahl hat, als zu uns zu kommen. Sie soll lediglich in ein anderes Krankenhaus verlegt werden. Früher oder später werden die Einsatzkräfte sowieso auf sie aufmerksam."

Er sprach ruhig, offenbar um Deeskalation bemüht. Fred hob den Finger und zeigte abwechselnd auf Hiro und seinen Vater.

"Ich will ihn auch aufhalten, aber ich weigere mich, diesen Weg einzuschlagen."

Mit reumütiger Miene sah sein Vater ihn an. Man konnte ihm deutlich ansehen, dass er die folgenden Worte sorgfältig abwog:

"Fred, glaub mir, ich verstehe deine Bedenken besser, als jeder andere hier, doch das ist der effektivste Weg ,die beiden aufzuhalten."

Fred blieb der Mund offen.

"Dad, wieso? Wir haben die Scanwerte von seinem Partner. Sie können ihre Rüstung nicht ewig anbehalten und Naokos Helm haben wir. Hiro muss nur Baymax wieder aufbauen und ..."

Sein Vater hob die Hand und er verstummte.

"So lange die beiden zusammenarbeiten, wird es für uns sehr schwer, sie zu fassen, dass solltet ihr diese Nacht bemerkt haben. Wenn wir es aber schaffen, Naoko mithilfe seiner Schwester unter unsere Kontrolle zu bekommen, steht Gunner alleine da."

"Oder wir treiben ihn Naoko damit ganz in die Arme!"

hielt Fred ihm entgegen und sein Vater seufzte.

"Uns läuft die Zeit davon und wir brauchen jeden Vorteil, den wir bekommen können. Wir haben gesehen, wie gefährlich dieser Gunner sein kann und zu was er fähig ist. Willst du die Familien deiner Freunde noch weiter in Gefahr schweben lassen?"

"Nein ..."

Fred wusste nicht, was er noch dagegen sagen sollte, erkannte er doch, dass sein Vater recht hatte. Er sah zu Hiro, als dieser sagte:

"Ich werde Baymax‘ Rüstung noch heute wieder zusammenbauen und dann werden wir die beiden jagen. In der Zwischenzeit wird Mr. Zilla dafür sorgen, dass seine Schwester außerhalb ihrer Reichweite gebracht wird."

Seine Stimme war scharf und duldete keinen Widerspruch.

Das ist der falsche Weg

protestierte Fred innerlich, doch sprach er es nicht aus. Honey und Wasabi fügten dem nichts mehr hinzu und es war klar, dass sie es aufgegeben hatten. Wahrscheinlich hoffte sie wie Fred, die beiden schnell genug zu schnappen, ehe sein Vater seinen Plan umsetzen konnte.

"Wir sollten Gogo noch unser Vorhaben erklären. Sie ist noch nicht zurück."

fügte Hiro schließlich hinzu und klang dabei müde.

"Ich werde mal nach ihr sehen."

erwiderte Honey und, noch ehe jemand etwas sagen konnte, war sie auch bereits aus dem Raum verschwunden. Es legte sich eine unangenehme Stille über die Gruppe, doch schien auch niemand diese durchbrechen zu wollen. Es dauerte auch nicht lange, ehe Honey wieder in der Tür stand.

"Gogo ist verschwunden. Ich kann sie nirgendwo finden."

"Lasst die nur, sie wird ihre Zeit brauchen."

erwiderte Freds Vater ruhig und Hiro sagte dazu nur:

"Wir kriegen ihn auch ohne sie."



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