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Über Freunde und Helden

von

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Abschied

Mit einem lauten Zischen sauste das Projektil an ihrem Helm vorbei und schlug mit einem Krachen in der Wand neben ihr ein. Weitere folgten und gleich einem Maschinengewehrfeuer trommelten die Geschosse in die Mauer, immer knapp hinter ihr. Sie verlagerte ihr Gewicht und zog eine scharfe Kurve. Vor ihr baute sich das Ziel auf und sie ließ den Nachbrenner brüllen. Mit einem Affenzahn schoss sie auf den Riesen zu, der seine Plasmaklingen erhoben hatte und ihr entgegentrat. Seine Schläge waren schnell und präzise, das wusste Gogo. So würde sie ihm nicht beikommen können. Wenige Meter vor ihm erhöhte sie den Schub und sprang. Kopfüber, sich um die eigene Achse drehend, schien es ihr so, als würde die Zeit still stehen. Unter ihr sah Wasabi zu ihr auf, konzentriert und nervös zugleich. Mit schnellen Handgriffen lud sie ihre Schienen auf den Armen mit den Scheiben und feuerte. Doch Wasabi hatte seine Hausaufgaben gemacht. Noch ehe Gogo den Abzug betätigt hatte, zog er bereits zur Seite. Er hatte wie sie unglaubliche Reflexe und nutzte diese auch. 

Seine Schwachstelle

fieberhaft dachte sie nach, während sie in einer eleganten Rolle aufkam und im Augenwinkel sah, wie er auf sie zustürmte. Wieder brüllte der Nachbrenner und Gogo schoss zur Seite und wich dem Angriff aus, nicht ohne im kurzen Flug noch eine Scheibe zu greifen und sie Wasabi entgegen zu schleudern. Geschickt hob dieser den Arm und wehrte sie ab. Im Hintergrund hörte sie das Klackern der Kanone und sofort schoss sie wieder an Wasabi vorbei, brachte ihn damit zwischen die Kanone und sie selbst. Ein schnelles Donnern und die harten Gummigeschosse schmetterten in Wasabis Seite, der noch seine Hände zusammengeschlagen hatte und sein Plasmaschild formte, sich aber nicht mehr rechtzeitig umdrehen konnte. 

„Au! Au! Ej!“

fluchte der Riese und sofort wurde das Feuer eingestellt. Heathcliff, mit einem zufriedenen Ausdruck auf den Lippen, ließ von der Kanone ab und stellte sich erwartungsvoll daneben. 

„Ah, tut dat weh ...“

jammerte Wasabi wütend in Heathcliffs Richtung. 

„Er kann nichts dafür. Er hat nur getan, was man ihm gesagt hat.“

schaltete sich Hiro ein, der mit den anderen an der Seite gestanden hatte, um den Kampf zu verfolgen. 

„Beeindruckend, Gogo, wie du ihn dahin gelockt hast und die Kanone die ganze Arbeit machen lassen hast.“

schwärmte Honey und grinste sie breit an. Eigentlich hatte Gogo rein instinktiv gehandelt und sich keinen Plan zurecht gelegt. Doch sie ließ das unausgesprochen und blies stattdessen zufrieden ihren Kaugummi auf. 

„Nun gut. Wasabi? Ist dir etwas aufgefallen im Kampf gegen Gogo?“

fragte Hiro und der Angesprochene schüttelte den Kopf.

„Abjesehn davon, dat sie keene Hemmungen hat, mick anzugreifen?“

erwiderte er und gluckste dabei leise. Hiro und Fred stimmten mit ein und grinsten breit. Seit dem Morgen waren sie nun schon mit dem Training beschäftigt und die Spuren der Erschöpfung zeichneten sich deutlich in ihren Gesichtern ab. Sie waren völlig verschwitzt und die eine oder andere Schramme zierte ihre Rüstungen. Sie hatten alle erdenklichen Methoden des Kampfes ausprobiert. Einen gelegten Hinterhalt. Einen vom Feind gelegten Hinterhalt. Sperrfeuer aller Kaliber, die sie hier zur Verfügung hatten. Angriffe mit Nahkampfwaffen wie Schwertern, Messern oder Speeren, so unwahrscheinlich das auch für sie sein mochte. Sie hatten sogar versucht, zu fünft gegen Baymax zu kämpfen, für den Fall, dass er gehackt würde oder anderweitig aufgehalten werden musste. Zuletzt hatten sie sich gegenseitig bekämpft. Das war der Teil gewesen, bei dem die meisten von ihnen Probleme gehabt hatten. Gegen einen Roboter wie Baymax, das war eine Sache. So sehr sie ihn auch mochten, es fiel ihnen deutlich leichter, gegen einen Gegner aus Metall anzutreten als gegen ihre Freunde. Sie wussten, Hiro konnte Baymax ersetzen und neu bauen, sollte etwas passieren. Es musste lediglich der Chip überleben, doch auch für den Fall, dass dieser ebenfalls zu Bruch gehen sollte, hatte Hiro ein Backup auf den Computern im Labor hinterlegt. Nur für alle Fälle. Auch wenn die Kämpfe gegen die eigenen Freunde lediglich dem Training dienten und in keinerlei Weise ernst waren, so hatten sie doch einen sehr bitteren Beigeschmack. Gogo hoffte inständig, dass sie niemals in die Situation kommen würde, ihre eigenen Freunde bekämpfen zu müssen, und sie war sich sicher, dass ihre Freunde genauso dachten. Dieses beklemmende Gefühl in der Brust war etwas völlig Neues. Sie hatte sich nie mit dem Gedanken auseinandergesetzt, dass so etwas geschehen könnte.

Diese Trainingskämpfe sollten auch eigentlich dem Zweck dienen, zu erkennen, was die Schwächen ihrer Kameraden waren und wann sie in Schwierigkeiten geraten könnten, wie es beispielsweise mit Wasabi im Kampf gegen Knight der Fall gewesen war. Dass sie rechtzeitig würden eingreifen und sich somit im Kampf besser würden ergänzen können. Für Hiro war es wahrscheinlich die perfekte Gelegenheit, sie mal alle in Aktion zu sehen, ohne dass jemandes Leben auf dem Spiel stand. Jedes Mal, wenn sie Hiro ansah, wie er dort stand, die Arme vor der Brust verschränkt, mit strengen und aufmerksamen Augen jede Bewegung beobachtend, erfüllte es Gogo mit Stolz. 

Du wärst so stolz auf ihn.

Sie nahm den Helm vom Kopf und ihre schweißnassen Haare klebten an ihrer Haut. Wasabi war ein harter Gegner, das musste sie zugeben. Wieder blies sie ihren Kaugummi auf und ließ ihn wieder platzen. Wasabi war gerade dabei, sich von Hiro anzuhören, worauf er achten sollte, doch Gogo bekam nicht mal die Hälfte davon mit. Sie war in Gedanken versunken und beobachtete einfach nur Hiro. Jede Bewegung, die er tat. Jede Mimik, jede Geste.

So stolz.

„Gogo?“

die helle Stimme ihrer Freundin holte sie wieder aus ihrer Trance und mit fragendem Blick sah sie zu Honey, die sich bereits neben sie gestellt hatte.

„Alles in Ordnung?“

Gogo winkte kühn lächelnd ab. 

„Alles gut, Honey.“

Honey lächelte und sah zu Hiro hinüber.

„Es ist schon seltsam, aber, wenn man ihn so ansieht, erinnert er mich mit jedem Tag mehr an Tadashi.“

Gogo nickte zustimmend. Mit einem Mal ließ Hiro von Wasabi ab und wandte sich an den Rest der Truppe.

„Ich denke, das reicht für heute. Ihr habt euch super geschlagen.“

Hiro zog sich den Helm vom Kopf und hob die Hand, welche Wasabi sofort mit einem Klatschen auf dieselbe erwiderte. Sofort fiel auch Fred mit ein und mit Baymax, der noch immer in seiner Rüstung in der Ecke stand, zog er seinen typischen Handschlag ab, der für den Roboter immer mit seinem charakteristischen

„Balalala.“

endete. 

„Eine Pause haben wir uns wohl verdient.“

fügte Honey freudig hinzu und zog ebenfalls ihren Helm aus. Hiro öffnete den Mund, als sich gerade die Tür zum Fahrstuhl öffnete und Mr. Zilla in die Halle trat. Er lehnte sich an das Geländer und sprach zu seinen Schützlingen hinunter.

„Wie ich sehe, seid ihr mit dem Training fertig.“

Hiro nickte zustimmend und fragte:

„Wie lief es mit Mr. Krei?“

Neugierig sahen die Freunde zu Freds Vater hoch und dieser antwortete:

„Es wird genauso geschehen, wie du es geplant hast, Hiro. Wir haben noch zwei Tage Zeit, dann liegt es an euch.“

„Und Callaghan?“ 

Hiros Stimme nahm etwas an Schärfe zu, doch kam es Gogo so vor, als versuche er sich seinen Unmut nicht anmerken zu lassen.

„Mr. Callaghan hat seine Aufgabe zu unserer Zufriedenheit erfüllt. Momentan befindet er sich mit seiner Tochter auf seinem Zimmer.“

„Abigail ist hier?“

fragte Honey neugierig und Stan nickte zustimmend. 

„Ich denke, die Einzelheiten besprechen wir nachher beim Abendessen."

Beinahe wie aufs Stichwort meldete sich Freds Magen zu Wort und erwiderte den letzten Satz seines Vaters mit einem zustimmenden Knurren. Doch bevor jemand etwas sagen konnte, hob Honey die Hand. Überrascht darüber sah Gogo ihre Freundin an und die anderen taten es ihr gleich.

“Eigentlich, so hatte ich gehofft, da dies vorerst unser letzter Tag auf der Insel ist, könnten wir zur Abwechslung vielleicht einmal den Abend so verbringen, als wären wir zum Urlaub hier. Im Meer schwimmen, Barbecue am Strand und so was.“

Sie sah sich ihre Freunde mit einem Lächeln an.

“Ich glaube, das haben wir alle mal nötig. Einmal abschalten.“

Es folgte eine kurze Pause auf ihre Ansprache, bis Stan sie anlächelte.

„Ich denke, das ist eine gute Idee und vielleicht genau das Richtige für euch.“

Gogo war überrascht. Mit der Energie und stellenweise verteilten Brutalität in den Übungen, mit denen dieser alte Mann die Gruppe gedrillt hatte, welche ihm bei den Freunden den Spitznamen "Major Pain" eingebracht hatte, dachte sie, dass er sie nach der Ansprache von Honey zur Bestrafung wieder quer durch den Wald jagen würde. Als sie in die Gesichter der anderen sah, erkannte sie, dass diese offenbar genauso dachten. Bis auf Honey. Die grinste über beide Ohren. 

„Dann lasse ich Heathcliff alles vorbereiten.“

rief der alte Mann lächelnd hinunter und machte auf der Stelle kehrt. Nachdem das Klingen des Aufzugs verklungen war, sprach Hiro aus, was wahrscheinlich alle dachten.

„Hatte unser Major heute was im Kaffee?“

Dafür erntete er einen nervösen Seitenblick von Wasabi, der erwiderte:

„Sei ruhig. Bevor er wieder zu sick kommt.“

Hiro und Fred schüttelten lächelnd die Köpfe und der Comicfanatiker fragte:

„Habt ihr überhaupt Badesachen mit?“

Die Jungs verneinten und Fred lächelte verschlagen. 

„Kein Problem. Ich hab genug.“

Gogo hob die Augenbraue. Niemals würde sie etwas von Fred anziehen. Bei all seinen Recyclingvorträgen bekam sie bei dem Gedanken eine Gänsehaut, als Honey ihr die Hand auf die Schulter legte.

„Keine Sorge. Ich hab was für uns dabei.“

Die Jungs machten sich bereits mit Baymax im Schlepptau auf den Weg und die beiden Frauen folgten ihnen mit etwas Abstand.

„Woher?“

frage Gogo knapp und Honey lächelte.

„Ich habe Heathcliff gebeten, mich in die Stadt zu bringen, als ich es mal geschafft habe, dem Training zu entkommen. Und da habe ich dir eine Kleinigkeit besorgt.“

Sie grinste über beide Ohren und sah Gogo mit süßem Blick an.

Diese schüttelte indes nur den Kopf. Das sah Honey ähnlich. Sie hatte diesen Abend unter Garantie von Anfang an geplant gehabt. Doch kam Gogo nicht umhin zuzugeben, dass die Aussicht, sich einmal am Strand ausruhen zu können, als ob sie alle im Urlaub wären, auch etwas für sich hatte. Außerdem war sie gespannt darauf, was Honey ihr da andrehen wollte. Als sie schließlich wenige Zeit später in ihrem Zimmer angekommen waren, wurde ihr das auch klar. 

„Honey?!“

Misstrauisch betrachtete sie den schwarz glänzenden Stoff, den Honey aus dem Koffer gekramt hatte.

„Vertrau mir. Zieh es an!“

Seufzend fügte Gogo sich der Aufforderung der Chemikerin und kurze Zeit später stand sie fertig angekleidet im Raum.

„Ernsthaft, Honey?“

bemerkte Gogo genervt. Honey hatte ihr einen knappen Bikini geholt, dessen Hose aus einer Hotpants mit seitlich wehendem Stoff gleich einem seidenen Tuch bestand, welcher sich sanft an ihren linken Oberschenkel schmiegte.

„Ach, du siehst einfach zum Anbeißen aus!“

Ein Klick und Honey hatte ein Foto geschossen. Sie quiekte beinahe und Gogo seufzte genervt, bis ihre Freundin auf einmal in die Tasten haute.

„Das schick ich Naoko!“

Gogo sackte das Herz in die Hose.

„Wage es dich!“

Sie stürmte auf Honey zu und versuchte ihr das Handy zu entreißen. Es entbrannte ein kurzer Kampf, in dem Gogo einmal mehr klar wurde, dass sie deutlich zu klein für diese Art von Auseinandersetzung war.

„Honey! Das ist nicht lustig!“

murrte sie stattdessen zähneknirschend. Honey kicherte mit der Hand vor dem Mund.

„Du bist süß, wenn du dich so aufregst. Na gut, ich werde es ihm nicht schicken.“

Sie zwinkerte ihrer Freundin zu.

„Aber ich bin mir sicher, dass es ihm gefallen hätte.“

Gogo ließ das kommentarlos so stehen und nahm sich genervt einen neuen Kaugummi aus ihrer Tasche.

Irgendwann bringe ich sie um
 

Obwohl die Sonne an diesem späten Nachmittag bereits ihren Niedergang angetreten hatte, brannte sie noch immer erbarmungslos auf die kleine Insel nieder und ließ die Luft über dem weißen Sand flimmern. Als Gogo und Honey, bewaffnet mit Handtüchern und Sonnencreme, aus der Villa heraustraten, zauberte die idyllische Szenerie den beiden Frauen ein Lächeln ins Gesicht. An dem kleinen Strandabschnitt direkt vor dem Gebäude waren Tische, Schirme und ein großer Grill aufgebaut worden, an dessen heißen Eisen Heathcliff bereits eifrig das Fleisch verarbeitete. Die Jungs hatten sich schon längst in die kühlen Fluten gestürzt. Hiro lag bäuchlings auf Baymax, der wie eine Luftmatratze in den Wellen auf und ab trieb. Wasabi und Fred indes waren damit beschäftigt, sich vorsichtig an die Beiden heranzuschleichen, wobei ihre Absichten nur allzu offensichtlich waren. Von Abigail und ihrem Vater war noch nichts zu sehen, wie sie feststellte. Honey, die noch immer mit strahlenden Augen neben ihr stand, nahm einen tiefen Zug und schwellte die Brust an. 

„Komm, Gogo! Lass uns braun werden!“

Und, ohne eine Antwort abzuwarten, lief sie auch schon los und eroberte den erstbesten Platz auf dem heißen Sand, der ihr zu gefallen schien. Dabei achtete sie offenbar peinlich genau darauf, nicht in Spritzreichweite des Wassers zu sein, wohl aus Angst, dass die Jungs auf dumme Ideen kommen würden. Gogo indes hob die Augenbraue und wagte einen schiefen Blick auf ihre Haut am Arm. 

Braun werden? 

Ein spitzer, erstickter Schrei unterbrach ihren Gedankengang und sie bemerkte, wie unter blubberndem Protest Hiro wieder an die Wasseroberfläche trat, während Baymax noch immer mit dem Gesicht nach unten auf dem Wasser trieb. Gogo setzte ein verschlagendes Lächeln auf. Bei dem Kampf wollte sie mitmischen. Keine drei Sekunden später war sie im Wasser und befand sich mittendrin im Kampf um die Vorherrschaft zur See und den begehrten Platz auf dem neuernannten Schlachtschiff "Baymax".

Der Tag nahm seinen Lauf und auch Callaghan trat irgendwann mit seiner Tochter aus dem Haus heraus. Auch wenn Hiro offenbar peinlich genau darauf achtete, einen gewissen Abstand zu ihrem ehemaligen Professor einzuhalten, war es rundum ein mehr als gelungener freier Tag. Das Essen war köstlich gewesen, auch weil Tante Cass sich dazu entschlossen hatte, Heathcliff bei diesem zu unterstützen. Abigail war indes damit beschäftigt gewesen, sich bei der Gruppe für ihre Tat an jenem Tag ihrer Rettung zu bedanken, denn, wie sich herausstellte, hatte ihr Vater ihr die ganze Geschichte erzählt und dabei tatsächlich kein Detail ausgelassen. Den Kampf um Baymax hatte letzten Endes Wasabi für sich entscheiden können, da es für die Freunde schier unmöglich war, den Riesen in Kombination mit dem Roboter umzuwerfen, weshalb man sich vorläufig auf eine Waffenruhe einigte und nun die Zeit dazu nutzte, mit den Wellen zu treiben. Gogo hatte das Wasser schon wieder verlassen und hatte sich neben ihrer Freundin auf ihrem Handtuch niedergelassen. 

„Du scheinst deinen Spaß zu haben.“

grinste die Chemikerin sie keck durch ihre Sonnenbrille von der Seite an. Gogo antwortete mit einem Lächeln. 

„Wenn die ganze Sache vorbei ist, sollten wir nochmal hierhin kommen. Diesmal wirklich zur Erholung.“

fuhr Honey fort und blickte aufs Meer hinaus.

„Und vielleicht ...“

Sie sah wieder zu Gogo.

„... Kannst du ihn dann mal mitbringen.“

Gogo stöhnte innerlich. So langsam ging ihr Honey mit dem Kerl auf die Nerven. Allerdings konnte sie nicht abstreiten, dass ihr diese Idee gefiel´, und bei dem Gedanken, mit ihm an ihrer Seite um die Vorherrschaft auf dem Meer zu kämpfen oder vielleicht sogar gegen ihn, trieb es ihr die Hitze ins Gesicht. Scheinbar war dies auch Honey aufgefallen.

„Dir scheint der Gedanke zu gefallen.“

Gogo grummelte ein leises

„Vielleicht.“

In ihre vor dem Gesicht verschränkten Armen. 

„Hat er dir schon geschrieben?“

Gogo war von der Neugier ihrer Freundin genervt, doch kannte sie sie gut genug um zu wissen, dass es einfacher war, auf ihre Fragen einzugehen, statt sie zu ignorieren oder zu blockieren. Honey konnte sehr nervig sein ...

„Nein, bisher nicht.“

Sie schrieben eigentlich nie und wenn, dann nur in kleinen, kurzen Sätzen. Honey sah sie neugierig an und in ihrer Sonnenbrille spiegelte sich die rote Sonne, die das Meer am Horizont berührte.

„Vielleicht solltest du es tun. Ich meine vielleicht war ...“

Gogo seufzte mit einem vorsichtigen Lächeln auf ihren Lippen.

„Honey, ich weiß, wie man mit Kerlen umgeht.“

Honey kicherte und sah sie herausfordernd an. Gogo zog eine Schnute und erwiderte:

„Das zählt nicht.“

Ihre Freundin legte sich auf ihr Handtuch und richtete ihren Blick in den Himmel, der sich mehr und mehr mit Sternen zu füllen begann.

„Ich weiß, es nervt dich, aber ich will dir nur helfen.“

sagte sie, als Gogo es ihr gleich tat und sich neben sie legte. Gogo antwortete nicht darauf und richtete stattdessen ihren Blick in den Himmel. Es folgte ein kurzer Moment der Stille, in der nur die ruhigen und aufgeregten Stimmen der anderen, sich mit dem Rauschen der Wellen vermischten und zu einer seltsamen Musik zu verschmelzen schienen. Gogo wusste, dass ihre Freundin es nur gut mit ihr meinte, doch war sie sich selbst nicht sicher über ihre eigenen Empfindungen Naoko gegenüber. Den Blick weiter in den Himmel gerichtet fragte sie vorsichtig:

„Was würdest du an meiner Stelle tun?“

Die Chemikerin war überrascht über diese Frage, wie ihr Blick, den sie nun Gogo zuwarf, verriet. Doch sie fing sich schnell wieder und fragte:

„Wie sehr magst du ihn denn?“

Gogo hatte mit dieser Frage gerechnet, doch war sie dankbar darüber, wie vorsichtig sie auf einmal an dieses Thema heranging. Ihr war anscheinend aufgefallen, wie sichtlich schwer es Gogo fiel, sich darüber zu öffnen. 

„Er ist ... So ganz anders, als ich es mir immer vorgestellt hatte.“

Honey lächelte und kicherte in ihre Hand hinein.

„Er ist auf jeden Fall völlig anders, als der letzte.“

Gogo musste sich eingestehen, dass sie Recht hatte und schmunzelte bei dem Gedanken. 

„Aber nun ...“

fuhr sie vorsichtig fort.

„... Ich weiß es nicht.“

Honey lächelte vorsichtig.

„Wir haben wohl einfach kein Glück mit den Männern, nicht wahr?“

„Wie meinst du das?“

Honey sah sie schüchtern an

„Nun, deiner ist verwandt mit einem gesuchten Schwerverbrecher und meiner ist tot.“

Tadashi

Schoss es ihr wie ein Blitz durch den Kopf.

„Honey...“

fing sie an, doch wusste sie nicht, was sie dazu sagen sollte. 

„Er hat mich mal zu einem Date ausgeführt, weißt du?“

fuhr Honey fort. 

„Das wusste ich nicht.“

Gogo erinnerte sich, wie sie und Wasabi einst die These aufgestellt hatten, sie wäre verliebt, doch hätte sie nie gedachte, dass es sich dabei um Tadashi handelte.

„Ja, es ging zuerst total in die Hose. Wir wollten eigentlich nur einen Kaffee trinken und es ist etwas aus dem Ruder gelaufen.“

Sie setzte einen seligen Gesichtsausdruck auf und blickte beinahe sehnsüchtig aufs Meer hinaus.

„Aber letzten Endes war es der wahrscheinlich schönste Abend, den ich je hatte.“

Sie lachte, doch erkannte Gogo die Traurigkeit darin. 

„Tut mir leid, Honey.“

flüsterte sie vorsichtig.

„Alles gut, ich komme so langsam darüber hinweg.“

Sie erhob sich und sah Gogo in die Augen.

„Ich bin so unglaublich neidisch, weißt du?“

Ihr Grinsen war so breit wie ihr Gesicht. Gogo sah sie indes nur fragend an und wusste nicht, wie sie das meinte.

„Versuche es, bevor es zu spät ist.“

flüsterte sie beinahe. Gogo erhob sich und nahm ihre Freundin in den Arm. Sie fühlte sich elendig und befreit zugleich.

„Ich weiß nur nicht wie.“

erwiderte sie schließlich vorsichtig.

„Dann lass mich dir helfen.“

Gogo zog eine Augenbraue hoch und wollte ihren Kaugummi aufblasen, bis ihr auffiel, dass sie ja gar keinen mehr im Mund hatte. 

„Und wie?“

Honey lächelte sie mit erhobenem Daumen an.

„Lass mich nur machen. Komm, wir sollten zu den andren, so langsam wird es kalt.“

Gogo nickte zustimmend und zusammen traten sie den Rückweg zu dem inzwischen laut knisternden Lagerfeuer vor der Villa. Auf halben Weg bemerkte Gogo schließlich zwei Gestalten, die am Wasser standen und sich zu unterhalten schienen. Sie waren in der Dunkelheit nur schwer zu erkennen, doch war die eine eindeutig Hiro. Das machte sie neugierig.

„Ich komme gleich nach Honey, hab nur was vergessen.“

Und ohne die Antwort abzuwarten lief sie auch schon in die Dunkelheit hinaus. Vorsichtig und leisen Schrittes, um die beiden nicht aufzuschrecken. Als sie nur noch wenige Meter entfernt war und hinter einem der zahlreichen Bäume am Strand Schutz gefunden hatte, erkannte sie die andere Person als Callghan. Die beiden sprachen kein Wort miteinander, bis mit einem Mal der alte Mann anfing:

„Nun, was möchtest du mir sagen?“

Obwohl sie Hiros Gesicht nicht erkennen konnte, bemerkte sie, wie schwer es ihm fiel, zu antworten. Sein Blick war auf das Meer gerichtet und er atmete lange aus, bevor er sagte:

„Hier, ich habe etwas für Sie.“

Hiro griff in seine Tasche und zog einen ovalen Gegenstand heraus. Callaghan stockte der Atem. 

„Aber das ist doch...“

Callaghan nahm die Maske, die Hiro ihm gab, vorsichtig in die Hand, als handle es sich um eine zerbrechliche Blume. In seinem Gesicht konnte man deutlich sein Unbehagen und seine Überraschung ablesen.

„Sehen Sie mal rein.“

fügte Hiro hinzu und Callaghan drehte die Maske um.

„Ein Neuraltransmitter?“

„Ja.“

„Wieso?“

Wieder machte Hiro eine Pause. Er hatte sich seinen Text offenbar gut überlegt.

„Ich werde Ihnen den Tod meines Bruders niemals verzeihen.“

Hiro atmete ruhig aus, als er diesen Satz zu Ende gebracht hatte, und sah dann seinem alten Professor in die Augen.

„Aber Sie haben auch jemanden, den sie schützen wollen.“

„Hiro, das ...“

„Ich will Sie in unserem Team.“

Callaghan entglitten nun sämtliche Gesichtszüge und er sah Hiro mit einer Mischung aus Erstaunen und schierem Entsetzen an. Auch Gogo musste schlucken und wollte ihren Ohren nicht trauen.

„Du meinst ... Mit den Microbots?“

Hiro nickte und blickte wieder zum Meer.

„Hiro ...“

fing der alte Mann an, doch der Junge unterbrach ihn.

„Als dieser Gunner das Telefon aufdrehte und ich die Stimme meiner Tante hörte, kam in mir ein Gefühl von Hilflosigkeit auf, Angst und Trauer.“

Er überlegte kurz, ehe er fortfuhr.

„Als ich dann erkannte, dass sie weinte, hilflos darum flehte, dass sie mir nichts tun sollen, da habe ich zum ersten Mal verstanden, wie Sie sich gefühlt haben müssen, als man Ihnen Ihre Tochter genommen hatte.“

Callaghan erwiderte nichts, lauschte nur seinen Worten.

„Den Drang, jemanden beschützen zu wollen, und die Angst davor, zu versagen.“

Hiro hob den Blick und sah ihm wieder in die Augen.

„Sie müssen sich uns nicht anschließen, das war nur ein Vorschlag.“

fuhr er fort.

„Aber Sie sollen die Kraft dazu haben, Ihre Tochter beschützen zu können.“

Robert lächelte ihn dankbar an und kämpfte sichtlich mit den Tränen. Gogo durchfuhr ein unheimliches Gefühl von Stolz und Respekt. Hiro war so unglaublich erwachsen geworden. 

Callaghan seufzte.

„Was auch immer du für mich vorgesehen hast, ich bin dabei."

Callghan lächelte und weinte zugleich und streichelte vorsichtig über die Maske. 

Tadashi

ging es ihr durch den Kopf und sie lächelte dabei. 

Sieh ihn dir an, deinen kleinen Bruder.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jyorie
2015-08-30T09:31:45+00:00 30.08.2015 11:31
Hallo (◕‿◕✿)

*schmunzelt* ist Baymaxx anders eingestellt, wenn er die Rüstung trägt? Wasabi hat nämlich „Aua“ gesagt, als ihn die Geschosse nach dem Training mit GoGo getroffen haben *zwinkert*

Toller Trainingskampf und auch die Schlussfolgerungen von Gogo und Bedenken haben mir gut gefallen. Sind gut überlegt, was einem da alles durch den Kopf gehen könnte.

Im zweiten Teil fand ich die einschübe mit Honey traurig, als es dann raus war, wie sehr sie Tadashi noch vermisst und warum sie daher Gogo so helfen möchte bei Naoko. Weil man es versuchen sollte, bevor es zu spät ist. Auch das mit Hiro und wie sie in ihm immer mehr sieht das er erwachsen wird und seinem Bruder ähnlicher hat etwas von schwermut. Ist echt nicht leicht, wenn jemand so jung stirbt.

Der Tag urlaub war schön. Bei der Wasserschlacht um Baymax hab ich mir gedacht, so toll wie du zeichnen kannst, müsstest du davon auch mal ein Fanart (vorab) hochladen, das ist sicher genial. Mir gefällt die Idee von der Baymax Luftmatrazte :)

Liebe Grüße, Jyorie



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