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Über Freunde und Helden

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey :D
Ich wollte mich an der Stelle einmal für das rege Interesse bedanken. Vor allem bei meiner lieben Betaleserin BlueScullyZ, die jeden Rechtschreibfehler gnadenlos niederknüppelt. An LaCorgi, für das ständige "in den Arsch treten", wenn ich mal wieder zu faul bin und an jyorie für die super Kommentare^^
Selbstverständlich auch an alle meine anderen treuen Leser! Fühlt euch frei, mir eure Meinung mitzuteilen. Sie ist mir sehr wichtig :) Komplett anzeigen

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Die Leiden einer Mutter

Der Wind strich sanft durch ihr Haar und ließ die Bäume und deren Blätter leise rascheln und ätzen. Dieser Balkon bot einen herrlichen Ausblick auf das azurblaue Meer und Cass kam nicht umhin, sich einzugestehen, dass sie einen solchen Ort gesucht hatte. Schon lange hatte sie davon geträumt, einmal aus der Stadt auszubrechen und mit ihrem Neffen ans Meer zu flüchten. Nun war das Wort Flucht genau das richtige Wort, um ihren Aufenthalt auf dieser Insel zu erklären. Immer wieder flackerten vor ihrem inneren Auge die Bilder jener Nacht auf, in der ihr geliebtes Café Lucky Cat den Nachthimmel mit meterhohen Flammen beleuchtet hatte. Sie erinnerte sich an das Gefühl, als die Hitze ihre Haut erwärmte, und unweigerlich brachte dieses Bild die Erinnerung an Tadashi zurück. Sie erinnerte sich an ihren Neffen, der fassungslos auf der Straße gesessen und sich schluchzend und entschuldigend in ihre Umarmung gekrallt hatte. Sie war in diesem Moment so unendlich glücklich gewesen, dass Hiro nichts passiert war. Ihn auch noch zu verlieren, hätte sie nicht ausgehalten.

„Mrs. Hamada?“

erschrocken brach sie den Gedanken ab und wandte sich der Tür hinter ihr zu. In deren Rahmen stand Heathcliff, steif und höflich wie eh und je.

„Braucht die Dame etwas?“

fuhr er fort und trat auf den Balkon. Cass atmete beruhigt aus und erwiderte

„Vielen Dank, Heathcliff, aber momentan brauche ich nichts.“

Der Butler verbeugte sich höflich und drehte sich wieder um. Gerade, als er die erste Stufe genommen hatte, fiel Cass etwas ein.

„Doch, vielleicht können sie mir helfen.“

sagte sie vorsichtig und hoffte, er würde ihr ihren plötzlichen Sinneswandel nicht übel nehmen.

„Zu Ihren Diensten.“

erwiderte er nur und sah sie erwartungsvoll an. In Cass‘ Brust brannten so viele Fragen, die nach einer Antwort verlangten, dass sie sich nicht wirklich entscheiden konnte, welche sie zuerst stellen sollte.

„Hat Mr. Zilla ...“

sie stoppte kurz, ehe sie fortfuhr.

„Hat Mr. Zilla von den Heldenaktivitäten seines Sohnes gewusst?“

Heathcliff nickte.

„Selbstverständlich. Ich unterrichte meinen Herrn stets über die Aktivitäten seines Sohnes.“

„Sie wussten es also auch? Hat er nicht versucht, es geheim zu halten?“

Der Butler schüttelte den Kopf.

„Master Frédéric bat mich sogar, bei der Testphase der Erfindungen Ihres Neffen als Zielobjekt zu dienen.“

Tante Cass konnte nicht glauben, was sie da hörte. Diese Heldenwerkzeuge kamen ihr so gefährlich vor und sie hätte nie gedacht, dass Hiro sie an einem Menschen testen würde. Heathcliff schien ihren besorgten Blick zu bemerken, denn er erwiderte

"Die Erfindungen Ihres Neffen sind vielfältig wie nützlich und mit der Wahl seiner Verbündeten auch in verantwortungsvollen Händen."

Ja

dachte sie.

Das sind sie wirklich

Warum nur hatte Hiro ihr nichts davon erzählt? Wieso hatte er so lange gebraucht, ihr Baymax vorzustellen, das Werk seines Bruders?

„Haben Sie noch weitere Fragen?“

wollte Heathcliff schließlich wissen. Cass winkte ab.

„Nein, danke, ich denke, das reicht fürs Erste.“

erwiderte sie und der Butler nahm nach einer kurzen Verbeugung die Treppe wieder in Angriff. Nun stand Cass wieder alleine auf dem Balkon und wandte ihren Blick wieder aufs Meer hinaus. Eigentlich hatte sie noch mehr Fragen, doch wusste sie nicht, ob Heathcliff dafür die richtige Person sei. Ein kurzer Windstoß kam vom Meer und brachte den Geruch von Salz mit, der sie umströmte.

Was ist nur los?

Sie fühlte sich elend und nutzlos. Immer hatte sie versucht, stark für die Jungs zu sein, was auch immer geschehen würde. Nach dem Tod ihrer Schwester und ihres Mannes hatte sie die beiden aufgenommen und alles in ihrer Macht Stehende getan, um das Leid und die Schmerzen über den Verlust zu mindern, noch ehe sie selbst bereit dafür gewesen war. Sie hatte nie wirklich Ahnung von Kindern gehabt, geschweige denn, wie man sie erzieht. Umso erleichterter war sie gewesen, als sich herausstellte, dass Tadashi die Rolle des großen Bruders mit solcher Hingabe erfüllte, dass er Cass damit ein wenig entlastete. Nun war Tadashi nicht mehr da und sie musste erkennen, dass Hiro seinen Platz eingenommen hatte. Er war schon lange nicht mehr der verletzliche, kleine Junge, der nichts als Unfug im Kopf hatte. Sie erinnerte sich noch daran, wie er einmal versucht hatte, Raketen zu bauen, und damit beinahe das Nachbarshaus in Brand gesteckt hatte. Oder als er seinen ersten Bot gebaut hatte, mit der Ausrede auf den Lippen, er würde ihr beim Haushalt helfen. Und immer mittendrin Tadashi, der ihn mahnte, ihn in die richtige Spur zu bringen versuchte. All das war vorbei. Energisch schüttelte sie den Kopf und vertrieb diese Gedanken. Dies war nicht der rechte Augenblick für Schwäche. Sie musste jetzt für Hiro da sein.

Sie wandte sich vom Meer ab und stieg die Treppe zum Haus hinunter. Heathcliff war gerade dabei, den Tisch für das Frühstück zu bereiten, als er sie sah.

„Kann ich Ihnen behilflich sein?“

fragte er sie höflich und man konnte den Anflug eines Lächelns unter seinem Schnauzer erkennen. Cass überlegte kurz, als ihr etwas einfiel.

„Ja, wissen sie, wo Hiro und die anderen sind?“

Der Butler nickte und wies ihr mit einer Handbewegung, ihm zu folgen. Er brachte sie in den Keller, vorbei an der Mauer, hinter der sich der Aufzug verbarg, hinein in diesen und hinunter in das riesige Areal. Sie hatte diese Halle schon das ein oder andere Mal betreten, doch überraschte sie die schiere Dimension der Anlage immer wieder. Als Heathcliff sich von ihr verabschiedete und mit dem Aufzug wieder nach oben fuhr, erblickte sie das Labor, in dem ihr Neffe in letzter Zeit immer arbeitete. Doch als sie dieses betrat, fand sie es leer vor. Von Hiro war weit und breit nichts zu sehen, genauso wenig wie von seinen Freunden. Die Geräte waren in Betrieb und brummten leise vor sich hin. Auf den Monitoren flackerten allerhand Diagramme und Textdateien, die sich in schnellem Tempo veränderten. Fasziniert trat sie an einen dieser Computer heran, auf dessen Bildschirm die Konzeptzeichnung eines Roboters prangte. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie dieser in Realität aussehen mochte, doch kam er ihr riesig vor, auch wenn es nur eine simple Zeichnung war. Cass erstaunte es immer wieder, wozu ihr Neffe in der Lage war, wenn man ihm nur die richtigen Materialien gab. Es war immer schwer gewesen, ihm diese zu beschaffen. Allerdings fiel ihr eine große Last von den Schultern, als sie eines Tages erkannte, dass er sich diese Gerätschaften meist selbst zusammenbaute.

„Mrs. Hamada?“

erschrocken fuhr sie hoch, als sie ihren Namen hörte und drehte sich hastig zu der Quelle um. Dort stand Callaghan mit einer Tasse in der Hand, deren Inhalt warm dampfte.

„Verzeihung …“

stammelte Cass.

„Ich wollte nichts anfassen, ich …“

Der alte Mann hob nur abwehrend die freie Hand und lachte leise.

„Machen Sie sich keine Gedanken darüber, es ist alles in Ordnung.“

Er schritt an ihr vorbei, ergriff einen der zahlreichen Stühle und setzte sich.

„Kann ich Íhnen helfen?“

fragte der alte Mann, nachdem er noch einen kurzen Zug genommen hatte und die Tasse dann mit schnalzenden Lippen auf einem der Schreibtische abgestellt hatte. Seine Mimik verriet, dass der Inhalt wohl noch etwas zu heiß gewesen war. Ein allzu bekanntes Bild für Cass. Wieder drifteten ihre Gedanken in Richtung ihres Cafés ab und sie hätte sich beinahe selbst für diese Schwäche geohrfeigt.

„Alles in Ordnung?“

fragte Callaghan schließlich, als er keine Antwort erhielt.

„Ja, alles in Ordnung.“

antwortete Cass hastig und ließ sich ebenfalls auf einem der Stühle nieder. Sie kannte den Professor von Tadashis Erzählungen her und hatte ihn kurz auf der Messe im letzten Jahr live erlebt. Das war das erste Mal, dass sie die Gelegenheit hatte, mit ihm zu reden. Vor allem jetzt, nachdem Hiro ihr die ganze Geschichte erzählt hatte. Vergessen war, dass sie eigentlich nach ihrem Neffen sehen wollte, und verlegen sah sie den alten Mann an. Callaghan nahm noch einen kurzen Zug und erwiderte ihren Blick mit einer Spur Mitleid, wie ihr schien.

„Nur heraus damit.“

begann er vorsichtig. Cass biss sich auf die Zähne und überlegte kurz, wie sie vorgehen sollte. Nach kurzer Zeit entschloss sie sich, einfach den direkten Weg zu wählen.

„Warum haben Sie meinen Neffen sterben lassen?“

Eine bedrückende Stille folgte auf diese Frage und sie wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen. Sie konnte hören, wie er einen weiteren Schluck nahm, die Tasse leise klackend auf den Tisch abstellte und leise seufzte.

„An diesem Tag … Es war alles etwas anders geplant.“

fing er vorsichtig an und Cass kam es so vor, als versuchte er, die richtigen Worte zu finden. Sie zwang sich, ihren Blick wieder zu heben und ihn anzusehen. Er hatte seinerseits seinen Blick abgewandt und starrte in die Luft.

„Alles etwas zu spontan …“

fügte er hinzu. Er sah ihr in die Augen, seufzte noch einmal und begann zu erzählen.

„An diesem Abend …, als ich diese unglaubliche Erfindung von Hiro sah, beschlich mich ein kühner Gedanke. Ich habe viel Zeit damit verbracht, meiner geliebten Tochter nachzutrauern, einen Weg zu finden, die unglaubliche Wut, die ich in mir trug, loszuwerden. Nicht mehr still dazusitzen und es hinzunehmen, sondern die Welt wissen zu lassen, was passiert war. An diesem Abend erkannte ich meine Chance. Ich sah das Potenzial dieser Erfindung und wie sie mir dabei helfen konnte, dieses vermaledeite Tor wieder zusammenzubauen und es Krei persönlich auf seinen blonden Haarschopf zu pflanzen.“

So hart die Worte auch erschienen, die er aussprach, so sehr fehlte die Kraft dahinter. Es schien für Cass beinahe so, als stünde dieser Mann nicht wirklich hinter dem, was er aussprach. Oder zumindest nicht mehr. Klackernd stellte er die Tasse wieder auf den Tisch und fuhr fort.

„Ich musste schnell sein, musste diese Gelegenheit nutzen. Eilig und wie in Rage legte ich das Feuer. Ich war nicht mehr Herr meiner Sinne, doch wusste ich, dass es nun kein Zurück mehr gab, als die Flammen immer höher stiegen. Eigentlich hatte ich gedacht, den Zeitpunkt gut gewählt zu haben. Alle Besucher waren dabei, das Gebäude zu verlassen, niemand würde zu Schaden kommen. Mein Hass auf Krei hatte mich blind für die Konsequenzen gemacht, ich hatte nur noch mein Ziel vor Augen. Ich ergriff den Neuraltransmitter und formte einen Schild aus Microbots um mich herum. Dann gab es diese riesige Explosion. Ich hatte nicht mit etwas Derartigem gerechnet, wollte ich doch nur, dass die ganze Halle abbrannte und man glaubte, ich wäre unter ihr begraben. Erst nachdem ich entkommen war und aus dem Schatten heraus Hiro dort am Boden liegen sah … wie er Tadashis Namen in die Flammen rief … erkannte ich …“

Er sah auf seine Hände, sie zitterten beinahe unmerklich.

„… Erkannte ich, was geschehen war.“

Er sah ihr in die Augen.

„Doch in diesem Moment war es mir egal. Ich war so blind vor Zorn, ich habe mir sogar versucht einzureden, dass auch dies die Schuld von Krei war, weil er mich dazu getrieben hatte. Oder dass es Tadashis Schuld gewesen sei, dass er mir nicht hätte folgen dürfen. All das, nur um mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.“

Cass spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, wie sich der Kloß in ihrem Hals bildete und ihr den Atem raubte. Energisch schüttelte sie den Kopf, versuchte sich die Tränen aus den Augen zu wischen, ehe sie ihr Gesicht hinab fließen konnten.

Nicht jetzt, nicht hier.

Es tat so unglaublich weh, diese Worte zu hören, die Bilder wieder vor Augen zu haben. Hiro, der Tadashis Namen schrie, und der Augenblick, als auch ihr klar wurde, was in diesem Moment geschehen war. Die Kälte, die sie in dieser Nacht umfing, egal, wie hoch die Flammen auch schlugen.

„Ich verabscheue mich bis heute für diese Gleichgültigkeit. Dass ich nichts unternommen hatte. Nein …, dass ich etwas unternommen habe. Ich kann das nicht wieder gut machen. Weder für sie noch für Hiro, so sehr ich es mir auch wünsche.“

Cass bebte und die Tränen bahnten sich erbarmungslos ihren Weg.

„War es das wert?“

schluchzte sie, um klare Worte bemüht.

„War das alles das Leben meines Neffen wert?!“

Sie biss die Zähne so hart zusammen, dass sie das Gefühl bekam, jeden Moment würde ihr Kiefer brechen.

„Kein Leben ist das Opfer eines anderen wert …“

flüsterte Callaghan beinahe. Am liebsten wäre sie aufgestanden und hätte ihm jedes nur erdenkliche Leid angetan, das ihr in ihrer schieren Wut eingefallen wäre. Sie konnte nicht antworten, konnte nicht atmen und alles war von Tränen verschwommen. Gerade, als sie es nicht mehr aushielt, laut schreien wollte, ihrer Trauer nachgeben wollte, in diesem Moment schlangen sich zwei zierliche Arme um ihren Körper und drückten sie fest an sich. Cass sah nicht nach oben, sah sich nicht um. Ihr war es egal, wer sie in die Arme nahm. In diesem Augenblick war ihr alles egal und sie gab sich der Umarmung hin. In diesem Augenblick wollte sie schwach sein.

Sie wusste nicht, wie lange sie in dieser Umarmung gewesen war, doch als die liebliche Stimme Honeys sie wieder aus ihrer Trauer zog, war ihr das auch egal gewesen. Ihre Wangen brannten wie Feuer und ihr Mund war trocken. Vorsichtig löste die Blondine die Umarmung und sah ihr in die Augen, warm lächelnd, wie sie es immer tat.

„Wir sind bei Ihnen, Tante Cass.“

Diese Worte verfehlten ihre Wirkung nicht und Cass war dankbar dafür, dass sie hier war. Langsam griff Honey sich einen der freien Stühle und setzte sich direkt neben Cass, die langsam begann, ihre Gedanken wieder zu ordnen, die Trauer zu überwinden und sich wieder zu beruhigen.

„Wie kann ich Hiro eine Hilfe sein, wenn ich so schwach bin?“

stammelte sie, noch immer leicht schluchzend.

„Das stimmt nicht.“

fing Honey ruhig an und lächelte.

„Sie haben ihm so viel Kraft gegeben, ihn nie aufgegeben und angetrieben. Ohne Sie wäre er nicht zu dem geworden, was er heute ist.“

Cass musste lachen. Ihr war absolut nicht danach zumute, doch konnte sie nicht anders.

„Das war alles Baymax, nicht ich.“

erwiderte sie. Sie war keine Hilfe gewesen und an dem Tag, an dem sie dachte, Hiro hätte sich endlich aufgerafft, war er auch nur hinter Baymax her gewesen, wie Hiro ihr erzählt hatte.

„Nein, Sie waren da, bevor Baymax es tat, und auch lange danach.“

Wieder rieb sie sich die Augen und zwang sich, Honey in die Augen zu sehen.

„Vieles, was er erreicht hat, hat er dank Ihnen geschafft.“

Cass hörte, wie Callaghan sich seine Tasse nahm und sich erhob. Sie hatte schon völlig vergessen, dass er noch hier war. Wortlos trat er an die beiden heran, seine freie Hand in seiner Hosentasche versenkt.

„Ich kann nicht rückgängig machen, was geschehen ist. Noch weniger erwarte ich von Ihnen, dass Sie mir verzeihen. Ich will nur, dass Sie es verstehen …“

„Robert?“

Eine weitere Stimme unterbrach seinen Satz und, als die drei in Richtung Tür blickten, stand dort Mr. Zilla im Türrahmen. Er räusperte sich.

„Es tut mir leid, Sie unterbrechen zu müssen, doch es wird Zeit, dass wir aufbrechen.“

Cass sah ihn fragend an.

„Aufbrechen? Wohin?“

Mr. Zilla tat einen Schritt ins Labor und antwortete

„Ihr Neffe und ich haben womöglich einen Plan, um unsere gemeinsamen Feinde festzusetzen.“

Honey fragte neugierig

„Welchen Plan?“

„Hiro wird euch das beizeiten erklären, doch ist es nun von äußerster Wichtigkeit, dass Professor Callaghan und ich uns unverzüglich auf den Weg machen, um diesen in die Wege zu leiten. Kann ich auf Ihre Hilfe zählen, Robert?“

fordernd sah er ihn an. Callaghan stellte ohne ein weiteres Wort seine Tasse auf den nächsten Schreibtisch, ergriff seine Weste vom Kleiderhaken an der Tür und trat an Mr. Zilla heran.

„Natürlich.“

Freds Vater nickte zufrieden.

„Gut, dann folgen Sie mir. Die Einzelheiten werde ich Ihnen im Heli erklären.“

und ehe man sich versah, waren die beiden verschwunden, jedoch nicht ohne dass Callaghan einen letzten Blick zu Tante Cass warf. Als die beiden Frauen dann alleine im Labor saßen, beruhigte sich Cass allmählich wieder.

„Danke, Liebes.“

wandte sie sich an Honey.

„Du hast mir wirklich geholfen.“

Die Blondine lächelte sie warm durch ihre Hornbrille an.

„Das habe ich gerne gemacht.“

So langsam fiel Cass auch wieder ein, weshalb sie ursprünglich überhaupt hierhergekommen war.

„Wo steckt eigentlich Hiro?“

„Der befindet sich unten und trainiert mit den anderen.“

„Was ist mit dir?“

fragte Cass und Honey lächelte verlegen.

„Ich konnte dem ein wenig entfliehen.“

Sie erhob sich von ihrem Stuhl.

„Wollen Sie ihn sehen?“

Cass nickte eifrig und erhob sich ebenfalls. Sie folgte Honey hinaus auf einen der Vorsprünge, von wo aus sie einen perfekten Überblick über die Halle hatte. Sofort sah sie ihren Neffen, wie er gemeinsam mit Gogo, Fred und Wasabi dort unten stand und allerhand Übungen und sowohl kurze wie auch hitzige Diskussionen führte.

„Er ist ein richtiger Anführer.“

schwärmte Honey leise und Cass konnte dem nur zustimmen. Ihr kleiner Neffe, der nur Unsinn im Kopf gehabt hatte, war erwachsen geworden und hatte eine Rolle eingenommen, die sie nie für möglich gehalten hatte. Als sie die Gruppe dort unten beobachtete, fiel ihr der riesige Roboter auf, der in seiner roten Rüstung etwas abseits stand und die Freunde zu beobachten schien.

„Ist das Baymax? Was tut er da?“

Wollte Cass wissen.

„Er analysiert, hat Hiro gesagt. Er soll mit seinem Scanner und seiner unglaublichen Datenbank unsere Bewegungsabläufe beobachten und analysieren, damit Hiro unsere Rüstungen weiter anpassen kann.“

Cass war mehr als beeindruckt, doch jagte ihr dieser Riese aus Metall auch Angst ein.

„In seiner Vinylhülle hat er mir besser gefallen.“

Honey lachte leise bei diesen Worten.

„Machen Sie sich keine Sorgen. Es ist immer noch derselbe Baymax wie ohne Rüstung.“

Sie lehnte sich auf das Geländer und schob ihre Haare zurecht.

„Hiro würde niemals etwas an Baymax verändern. Immerhin ist es das Erbe seines Bruders, auf das er nun achten muss.“

„Ja …“

flüsterte Cass leise. Es erfüllte sie mit Stolz zu wissen, dass Hiro das Andenken seines Bruders so ehrte. Er verpasste dem Roboter seine ganz eigene Note und das, ohne Tadashis Arbeit zu verändern.

„Er hat Angst.“

fing Honey auf einmal an.

„Wie meinst du das?“

fragte Cass überrascht, denn ängstlich kam er ihr nie vor.

„Er hat gesehen, was geschieht, wenn Baymax in die falschen Hände fällt, die falschen Befehle befolgt. Er hat den Schaden gesehen, den Baymax anrichten kann und die Gewalt, die er ausüben kann. Auch, wenn er es wahrscheinlich nie zugeben würde …“

Honey wandte ihren Blick wieder Cass zu.

„… Doch hat er an dem Tag, als er Baymax völlig entfesselt auf Callaghan losgelassen hat, erkannt, welche große Bürde ihm diese neue Aufgabe als Superheld gebracht hat. Kurzum, er hat Angst, dass Baymax für schändliche Zwecke missbraucht werden könnte und würde es daher auch nie zulassen, dass jemand durch ihn ernsthaft zu Schaden kommt.“

Hiro erstaunte sie immer wieder, musste sie sich eingestehen und, wenn sie so darüber nachdachte, war sie froh, dass die Lücke, die Tadashi hinterlassen hatte, ihm die Chance gegeben hat, eine solche Größe zu erreichen.

„Das ist mein Neffe …“

flüsterte sie.

„Ich liebe meine Familie …“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jyorie
2015-08-21T10:45:39+00:00 21.08.2015 12:45
Hey ☆*・゜゚・*\(^O^)/*・゜゚・*☆

Großes Lob mal wieder an dich, ist sicher nicht leicht zu schreiben, wenn jemand so sauer und wütend auf einen anderen ist und so verzweifelt ist wie das bei Tante Cass in diesem Kapitel war – aber für logische Aneinanderkettung der Ereignisse mit Tadashis Tod und jetzt das mit dem Café, ist es einfach nur folgerichtig, wie Tante Cass auf den Prof reagiert hat und auch wie du ihre Gefühle dargestellt hat, das sie wütend und traurig ist. Und Challahan ist auch wieder etwas in der sympathie gestiegen, jemand der es nicht wirklich bereut, glaub ich könnte nicht so schonungslos offen und gleichzeitig so gebrochen von einem seiner Fehler berichten und schildern, was er damals gedacht hatte und das alles so zugeben. Vom Gefühl her würde ich sagen, kann man das nicht vorspielen, so etwas muss echt sein, daher finde ich es auch beachtlich, das Challahan weiter macht und mit der Last auf den Schultern auf den ersten Blick nicht wie ein gebrochener Mann wirkt.

Lieb fand ich es auch, wie Honey dann bei Tante Cass war und sie getröstet hat.

CuCu Jyorie

Antwort von:  GrauW0lf
22.08.2015 09:59
Hey :D

Ich kann dich beruhigen. Du bist nicht die einzige, die in diese Richtung gedacht hat.

Ich mag tiefgründige Dialoge, sowohl sie zu schreiben, als auch sie zu lesen. Sie geben einem einfach wunderbaren Einblick und lassen die Charaktere in der Geschichte leben.
Umso mehr freue ich mich über das Lob, dass mir das offenbar ein Stück weit gelungen ist.

LG GrauW0lf


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