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Über Freunde und Helden

von

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Trümmersuche

Der Tag war noch jung. Im Osten schob die Sonne sich am Horizont über das Meer, umrandet von dunklen, grauen Wolken, während vor ihnen die bunten, mit schimmerndem Glas bestückten Hochhäuser der Stadt lagen, an deren Dächern ihre zahlreichen Ballons still an ihren Ketten hingen. Gogo ließ den Blick über die bunten Stahlkugeln schweifen und hoffte ein wenig darauf, eine schwarze Silhouette zu erblicken. Der Wind war heftig, ließ den Helikopter mit jeder Böe laut rumpeln und das leise Knistern in ihrem Ohr brachte sie langsam aber sicher an den Rand der Verzweiflung. Hiro hatte mit Hilfe von Freds Vater in der Nacht noch eine kleine, wie Fred sie nannte, Spionageausrüstung gebastelt, bestehend aus einem kleinen Mikro und Lautsprecher in Form eines unauffälligen Knopfes auf der Innenseite ihres linken Ohres. Doch seit etwa einer halben Stunde hörte sie nur noch Rauschen, mal lauter, mal leiser. Offenbar schien etwas das Signal zu stören und sie hoffte inständig, dass Hiro bereits an einer Lösung saß, sonst würde sie sich gezwungen sehen, dass Ding in den Fluten des Meeres zu versenken. Fred hingegen saß ihr ruhig gegenüber und las einmal mehr in seinen Comics, die Welt um sich herum völlig vergessend. Auch er hatte einen solchen Lautsprecher bekommen, doch schien es so, als würde ihn das Rauschen nicht im Mindesten stören. Vielleicht war sie auch einfach nur gereizt. Die letzten Tage wollten einfach nicht aus ihrem Kopf verschwinden. Sie versuchte es sich nicht ansehen zu lassen, was ihr scheinbar recht gut gelang, und ihre Gedanken und Energie auf das, was vor ihnen lag, zu fokussieren. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte sie Angst. Angst, dass sie dem Gegner womöglich nicht gewachsen waren. Angst, dass man ihrer Familie etwas antun würde. Angst, dass ihren Freunden etwas geschehen könnte.

„Gog…? Fred? Könn… ihr mi… hör…?“

Der Hörer knisterte leise bei jedem Wort, doch konnte Gogo einigermaßen verstehen, was die Stimme gesagt hatte.

„Ja, aber nur schwer.“

gab sie zurück und Fred hob den Kopf.

„Mo… ent.“

kam seine Antwort. Kurz hörte sie nur Rauschen, bis mit einem Mal die Stimme von Mr. Zilla erklang.

„So, das sollte jetzt klappen. Könnt ihr mich hören?“

„Klar und deutlich, Dad.“

Fred grinste über beide Ohren.

„Diese Spionageausrüstung ist der Hammer. Wie bei 007.“

„Freut mich, dass es dir so gut gefällt, Fred.“

antwortete Hiro und der alte Mann fügte hinzu

„Hätten wir die Zeit gehabt, hätten wir euch auch mit kleinen Kameras fürs Auge ausgestattet, aber nun muss es so gehen.“ „Ich denke, es ist Zeit, dass du uns erklärst, was genau wir überhaupt suchen sollen.“

erwiderte Gogo. Sie wusste zwar, wo Hiro seine Werkstatt hatte, doch hatte sie keine Ahnung, welchen der zahlreichen Computer sie eigentlich suchen mussten. Hiro schien kurz zu überlegen.

„Okay, hört zu. Wenn ihr das Haus betretet, im zweiten Stock direkt auf der linken Seite. Dort steht mein Computer, auf dem ich die Backups gespeichert hatte.“

„Was, wenn der es nicht überstanden hat?“

fragte Fred.

„Wenn dem so ist, bleibt nur noch der in der Garage. Ihr müsst beim ersten die dritte Platine, die unterste, herausnehmen. Dort habe ich die Dateien für eure Upgrades gespeichert. Wenn ihr in der Garage suchen müsst, es ist der Computer direkt rechts, wenn ihr rein kommt.“

Gogo fiel ein, dass ein solcher dort stand.

„Der mit dem grünen Bildschirm?“

„Ja, genau der.“

Fred winkte ab und lachte kurz.

„Das wird ein Kinderspiel. Mach dir keine Gedanken.“

„Was ist mit der Polizei? Sie werden das Haus doch bestimmt schon durchsucht haben.“

warf Gogo ein.

„Mach dir um die keine Sorgen. Mein Name hat bei manchen der alten Hasen noch Gewicht. Ich habe alles geklärt.“

erklärte Freds Vater ihr. Das erstaunte sie, doch sagte sie nichts dazu. Indes fuhr er fort

„Sie haben das Gebiet lediglich abgesperrt, aber ihr werdet durchgelassen. Sucht nach einem Beamten mit dem Namen Wilkins. Er ist ein alter Freund von mir und er wird euch weiterhelfen. Wir haben allerdings nur den heutigen Tag für die Suche, danach wird sich die Polizei darum kümmern. Mehr konnte ich leider nicht erreichen. Ich versuche, meine Beziehungen etwas spielen zu lassen und die Untersuchungen zu verfolgen.“

„Wie ist denn die offizielle Stellungnahme?“

wollte Gogo wissen.

„Gasexplosion, damit die Einwohner und Nachbarn nicht in Unruhe verfallen.“

antwortete Freds Vater ihr.

„Alles Roger, Otacon!“

schallte Freds Stimme durch die Lautsprecher, worauf ein Seufzer von Seiten Hiros folgte.

„Das ist kein Videospiel, Fred. Passt einfach auf, wenn ihr das Haus durchsucht. Wer weiß, ob dieser Irre nicht noch etwas hinterlassen hat.“

„Das Durchsuchen eines zerstörten Hauses kann bei Unachtsamkeit zu Personenschäden führen.“ meldete sich mit einem Mal eine metallene Stimme zu Wort.

„Ist das Baymax?“

fragte Fred aufgeregt.

„Ja, das ist er.“

antwortete Hiro stolz.

„Hast du ihn wieder zusammengeflickt?“

hakte Gogo nach. Sie hatte davon überhaupt nichts mitbekommen.

„Nicht ganz. Ich habe lediglich seine Programmierung vom Chip übernommen und ihm einen Avatar auf dem Computer hier gegeben.“

„Meine Kapazitäten sind eingeschränkt. Ich kann nicht auf meine Datenbank zugreifen.“

berichtete Baymax und Hiro seufzte leise. Mr. Zilla sprach ins Mikro

„Die Computer hier sind nicht auf dem neusten Stand, aber bis die neuen heute Nachmittag eintreffen, muss das erst einmal ausreichen.“

„Ich kann versuchen, seine Programmierung ein wenig zu vereinfachen.“

murmelte Hiro leise, wohl mehr zu sich selbst.

„Ihr solltet in wenigen Minuten bei meinem Anwesen landen.“

Fred schien das nicht zu überraschen, doch Gogo runzelte die Stirn.

„Der Flug kam mir sehr viel kürzer vor als gestern.“

Mr. Zilla lachte

„Heathcliff hatte bei eurer Anreise eine andere Route gewählt, da wir nicht ausschließen konnten, dass ihr verfolgt werdet.“

„Warum sollte man uns verfolgen?“

wunderte Fred sich.

„Sicher ist sicher.“

Dem musste Gogo zustimmen und für die nächsten Minuten herrschte Ruhe, bis der Heli mit einem leichten Rumpeln auf dem Landeplatz des Anwesens aufkam. Als sie sich abgeschnallt hatten, öffnete sich die Seitentür und das strenge Gesicht Heathcliffs blickte zu ihnen herein.

„Ich werde den Helikopter betanken und mich unverzüglich wieder auf den Weg machen. Denken Sie daran, heute Abend um Punkt fünf wieder hier zu sein.“

„Machen wir, Faust drauf.“

erwiderte Fred, als er an ihm vorbei ausstieg und schlug auf die Faust des Heathcliffs. Auch als Gogo ausstieg, hielt der Butler seine Geste noch aufrecht, die sie jedoch nicht erwiderte. Zusammen mit Fred verließen sie den Garten in Richtung Straße und stiegen in die nächstbeste Bahn in Richtung Hiros ehemaligem Zuhause ein. Es war eigentlich eine etwas längere Fahrt, doch verging für Gogo die Zeit beinahe wie im Flug. Als sie an der richtigen Haltestelle austeigen, bogen sie direkt in die Straße zum Lucky Cat Café ein. Schon von Weitem konnten sie das Gebäude erkennen, denn es unterschied sich deutlich zu den anderen. Die Straße war gesäubert worden und der Verkehr nahm seinen gewohnten Gang. Vor dem geschwärzten, hölzernen Skelett des oberen Teils des Hauses hatte man gelbe Absperrbänder der Polizei gezogen und ein Streifenwagen stand in der Parklücke vor dem Ort, wo eigentlich die Tür gestanden hatte.

„Das wird er sein.“

murmelte Fred zu Gogo, während ein großgewachsener Mann aus dem Auto stieg. Fred schien ganz aufgeregt und kicherte leise.

„Das ist so cool.“

flüsterte er, als sie an den Beamten herangetreten waren.

„Guten Morgen.“

grüßte er sie mit seiner tiefen Stimme und sah die beiden dabei abwechselnd an. Fred erwiderte in gespielter Agentenstimme

„Guten Morgen, Officer.“

Mit leicht irritiertem Gesichtsausdruck über diese seltsame Stimme fragte er zu Gogo gerichtet

„Seid ihr das angekündigte Untersuchungsteam der Versicherung?“

Gogo wusste nicht, was das sollte, als ihr plötzlich eine böse Vermutung kam. Dahinter steckte garantiert der alte Mann. Sie versuchte zuversichtlich zu klingen.

„Ja, das sind wir.“

Der Polizist nickte und wies sie mit einem Zwinkern zu dem Gebäude.

„Nun dann, folgen Sie mir, Mr. Zilla und Miss Tomago von der Versicherung.“

Man tat wie geheißen und folgte. Wütend flüsterte Gogo

„Hätte uns vielleicht einer über diese Versicherung aufklären können?“

doch kam von der anderen Seite keine Antwort. Der Beamte führte sie durch die Absperrung hinein in den Raum, welcher einmal das Café gewesen war. Nichts erinnerte mehr an die gemütlichen Stühle an den runden Tischen, die hier überall gestanden hatten. Der Tresen, an dem sonst Tante Cass stand und die Wünsche der Kunden entgegen nahm, sowie die gesamte Küche lagen unter einem Berg aus Schutt und Asche begraben. Die Treppe ins Obergeschoss konnte man nur noch mit viel Fantasie als solche bezeichnen, glich sie doch eher den Überresten eines Lagerfeuers. In Gogos Magen machte sich ein Gefühl des Unbehagens breit. An diesem Ort hingen so viele Erinnerungen, es war in all den Jahren beinahe wie ein zweites Zuhause geworden. Sie erinnerte sich noch an die Tage, an denen sie gemeinsam mit Tadashi an einem der zahlreichen Tische gesessen hatte und über alles Mögliche geredet hatten. An das erste Mal, als sie die scharfen Chicken Wings von Tante Cass ausprobiert hatten, bevor diese zu Tadashis Lieblingsspeise wurden. An den Tag, als Fred seinen Lieblingscomic völlig mit der Milch seiner Cornflakes eingesaut hatte und gefühlte Stunden am Boden zerstört war, ehe er auf einmal auf das Cover blickte und lachend meinte, dass er ja eigentlich noch zwei Exemplare davon besaß. Ihr Blick fiel auf den Platz, an dem eine besondere Erinnerung hing. Von draußen drang das Sonnenlicht durch die Löcher in der Wand und tauchte mit dem reflektierenden Staub diesen Platz in ein seltsames Licht. Es war beinahe surreal, wie aus einem schlechten Romantikfilm. Sie erinnerte sich an den Abend vor der Messe, an dem sie gemeinsam mit den beiden Brüdern hier gesessen und versucht hatten, Hiro Mut zuzusprechen. Wehmütig stand Gogo vor der Stelle, an der an jenem Abend der Tisch gestanden hatte. Vor ihrem geistigen Auge sah sie die Runde. Wasabi, der sich mit Fred darüber lautstark unterhielt, dass er nichts Scharfes mehr zu essen fand. Oder Honey, die mit leuchtenden Augen auf die Brüder eingeredet hatte, und ihnen vorbetete, wie süß es doch sei, dass sie so gut zusammenarbeiten würden. Gogo selbst hatte neben Hiro gesessen und ihm ein ums andere Mal mit der Faust gegen die Schulter geboxt, wenn er wieder überheblich oder frech geworden war. Ohne, dass sie es bemerkt hatte, war Fred neben sie getreten. Jedoch sprach er kein Wort, wofür Gogo dankbar war. Er selbst sah mit einer Mischung aus Freude und Trauer an die Stelle, an der ihr Tisch gestanden hatte. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bevor Gogo sich davon losreißen konnte.

„Komm, Fred. Wir sollten anfangen zu suchen.“

murmelte sie ihm zu, als sie an ihm vorbeiging und ohne ein weiteres Wort folgte er ihr.

„Das Beste wird sein, wir teilen uns auf. Du übernimmst hier und ich die Garage.“

Er lächelte sie in seiner unschuldigen Art an und es half tatsächlich ein wenig. Grinsend sagte er

„Roger, Miss Tomago.“

Sie seufzte kurz und boxte ihn gegen die Schulter, ehe sie an ihm vorbei in den Innenhof ging. Auch dieser Bereich war gesäubert und abgesperrt worden, doch sah es beileibe nicht so schlimm aus, wie das Café.

„Hiro?“

Aus dem Lautsprecher kam ein kurzes Rauschen, ehe sich der Junge meldete

„Ja, ich kann dich hören. Habt ihr was?“

Gogo trat an das Garagentor heran und hob es vorsichtig hoch, während sie antwortete.

„Noch nicht, aber es sieht so aus...“

Kurz unterbrach sie sich und wartete darauf, dass sich ihre Augen an die Dunkelheit der Garage gewöhnten.

„...Als ob deine Werkstatt kaum Schaden davon getragen hat.“

Vor ihr breitete sich ein Chaos aus Werkzeugen, Backsteine, Stühlen, Tischen und Werkbanken aus, doch sah nichts davon wirklich verbrannt aus. In der linken Ecke des Raumes, da wo es an das Café angrenzte, klaffte ein riesiges, geschwärztes Loch, welches sich über die halbe Decke zog. Der Boden darunter war übersät mit gebrochenen Backsteinen und Holzsplittern. Die Werkbank und den 3D - Drucker an dieser Ecke hatte es völlig zerrissen.

„Ist das dein Ernst?“

schallte die erstaunte Stimme Hiros durch den Lautsprecher.

„Ich will nichts versprechen, aber es sieht nur nach oberflächlichen Schäden aus. Die Decke und Teile der Wand scheinen zwar weggesprengt worden zu sein, doch sieht es nicht danach aus, als hätte das Feuer die Garage erreicht.“

„Ja! Ja! Ja!“

Hiro flippte völlig aus und es klang so, als würde er tanzen. Für einen kurzen Moment, flüchtig wie Staub im Wind, fühlte es sich so an, als würde sie nicht mit Hiro, sondern mit Tadashi reden. Diese unbändige Freude von ihm, wenn etwas funktionierte, wenn eine Last von seinen Schultern fiel. Für nur einen kurzen Moment war alles wie früher.

„Hast du den Computer gefunden?“

fragte Hiro mit einem Mal und holte Gogo aus ihren Gedanken. Jetzt fiel ihr wieder ein, warum sie überhaupt hier waren. Schnell blickte sie sich um und erspähte die Stelle, von der Hiro gesprochen hatte. Den Computer hatte es von den Füßen gehauen und er lag seitlich an der Wand. Das metallene Gehäuse war verbogen und auch einige Holzsplitter und Steine hatten sich in das Metall gebohrt.

„Ich hab den Computer.“

sagte Gogo ihm, während sie versuchte das Gehäuse zu entfernen. Einen kurzen Wutausbruch und die Anwendung von Gewalt später, lag das Innere des Computers frei.

„Welche Platine?“

„Die Zweite müsste es sein.“

Die genannte Festplatte war leicht verbogen und demoliert, schien aber sonst intakt zu sein.

„Die ist etwas verbogen, aber die Daten müssten wir retten können.“

sagte Gogo und wieder schien Hiro zu tanzen.

„Bitte lass Vorsicht walten. Du könntest dich verletzen.“

hörte sie die mahnende Stimme von Baymax und auch sie musste ein wenig schmunzeln.

„Fred, wie sieht es bei dir aus?“

fragte Hiro schließlich nach einer kurzen Pause.

„Tut mir leid, aber hier oben ist nichts mehr zu gebrauchen. Alles ist abgebrannt oder zerstört.“

„Das macht nichts.“

antwortete Hiro

„Die Hauptsache ist, wir haben die Platine.“

„Wir treffen uns wieder im Café, Fred.“

fügte Gogo noch hinzu und machte sich auf dem Weg nach oben. Dort angekommen verstauten sie die Platine in Freds Tasche.

„Mission erfüllt!“

Gogo nickte und war heilfroh darüber. Ein kleiner, aber wichtiger Sieg.

„Hey!“

rief plötzlich Fred freudig und winkte in Richtung Straße. Als Gogo seinem Blick folgte, erkannte sie den Grund dafür. Unten, da wo einst der Eingang gewesen war, stand Naoko und schien sich mit dem Polizisten zu unterhalten, als er Freds Gruß mit überraschter Miene erwiderte.

„Nein, du Idiot!“

schallte Gogo ihm entgegen und versuchte, dabei leise zu sein und Fred davon abzuhalten, zu ihm zu gehen, doch es war zu spät. Sie scheinbar überhörend, ging er mit sicherem Schritt die Trümmer hinab und, ehe man es sich versah, stand er neben ihm.

„Hey!“

wiederholte er und hielt Naoko seine Faust hin. Zögerlich erwiderte Naoko diese und bevor der Beamte etwas sagen konnte, unterbrach Fred ihn schon.

„Alles cool, der gehört zu uns.“

Dieser sah ihn ungläubig an, erwiderte aber

„Tut mir leid, aber es war nur von Ihnen beiden die Rede gewesen. Ich habe strikte Anweisungen, niemanden sonst hinein zu lassen.“

„Das geht in Ordnung.“

antwortete Naoko und wandte sich wieder Fred zu.

„Was zur Hölle ist hier passiert?“

Das war zu viel für Gogo und, als der Angesprochene gerade den Mund öffnen wollte, fiel sie ihm ins Wort.

„Eine Gasexplosion.“

Naoko sah sie mit einer Mischung aus Überraschung und Verwirrung an.

„Eine Explosion? Was ist mit…?“

„Ihnen geht es gut, Keule. Hiro hat nur ein paar Rippen gebrochen, aber sonst ist er völlig fit.“

antwortete Fred und lächelte dabei wissend, zumindest so lange, bis Gogo ihm ihre Faust in die Rippen schlug.

„Liegt er im Krankenhaus?“

Gogo schüttelte den Kopf und Fred nickte zustimmend.

„Was ist da los?“

hörte Gogo die Stimme Hiros in ihrem Ohr. Naoko indes schien nun völlig verwirrt.

„Wie denn jetzt?“

Gogo wandte sich zu Fred, die Frage ignorierend.

„Fred, wie wäre es, wenn du mal weitersuchst? Ich kläre das.“

„Aber wir haben doch schon...“

„Geh bitte einfach.“ Fred blicke sie ratlos an und sah noch einmal zu Naoko, ehe er den Trümmerberg wieder raufstieg und im Haus verschwand. Gogo seufzte genervt.

„Alles in Ordnung bei dir?“

fragte Naoko sie mit sorgenvoller Stimme. Sie nickte.

„Ja, alles okay, aber was machst du eigentlich hier?“

Naoko griff in seinen Rucksack und zog einen kleinen schwarzen Zylinder heraus.

„Ich habe Hiro Ersatz für seinen zerstörten Superkondensator besorgt, den er mir geliehen hatte, und wollte ihm den vorbeibringen. Geht es Hiro und seiner Tante gut?“

„Ja, ihnen geht es gut. Sie waren… nicht Zuhause, als sich die Explosion ereignete.“

„Wie hat Hiro sich denn die Rippen gebrochen? Nach Fred klang es eher so, als ob er hier gewesen wäre.“

Gogo hätte Fred am liebsten erwürgt, für sein Plappermaul, aber das würde sie wohl verschieben müssen. Zuerst musste sie sich darum kümmern, dass Naoko nichts von all dem hier erfuhr.

„Ja, er hat ein, zwei Rippen gebrochen, aber das ist kaum der Rede wert. Er befand sich außerhalb des Hauses,… wurde aber von der Explosion erfasst. Ihm geht es gut.“

Sie konnte nicht sagen, ob er ihr glaubte, so schnell wie sie die Antworten runter ratterte. Eigentlich konnte sie ihn überhaupt nicht lesen oder nur schwer.

„Wo ist er denn?“

fragte er sie.

„Er ist bei Verwandten untergekommen, bis sie eine neue Bleibe gefunden haben.“

„Das ist gut. Nett, dass sie ihnen helfen“ Gogo nickte eifrig, doch musste sie sich schnell etwas einfallen lassen.

„Ja… ein entfernter Onkel seiner Tante… Hab auch erst dann von ihm erfahren.“

„Verstehe, du weißt also auch nicht mehr.“

Sie verneinte.

„Nun gut.“

Er atmete laut aus und lächelte sie dann wieder auf seine unschuldige Art an.

„Dann muss ich es ihm wohl geben, wenn er bald wieder in der Uni ist.“

„Ja, mach das.“

stimmte Gogo ihm zu und es folgte eine unangenehme Pause, in der sie versuchte, seinem Blick auszuweichen. Sie fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, ihn zu belügen, jedoch wollte sie ihn nicht auch noch mit da hineinziehen. Je weniger wussten, wo Hiro sich momentan aufhielt, desto besser. Fieberhaft versuchte sie, das Thema zu wechseln, bis ihr der Ausflug mit ihm wieder einfiel.

„Hast du unseren Flug eigentlich schon ausgewertet?“

Er sah sie überrascht an, strahlte dann aber förmlich.

„Allerdings und ich bin ein wenig stolz auf mich, dass es so gut geklappt hat.“

„Also nie wieder Müllprothesen dafür?“

Sie konnte es nicht verwerfen, aber der Gedanke, dass er mit diesem instabilen Ding solche Manöver ausgeführt hatte, machte ihr Angst, doch er verneinte lächelnd.

„Nein, ich nehme jetzt nur noch diese dafür. Ich muss zwar noch ein paar Verbesserungen austüfteln, aber ich denke, den Test hat sie bestanden.“

Er senkte kurz den Blick, ehe er fortfuhr.

„Ich hatte mich gefragt, ob du mir auch bei weiteren Tests helfen magst? Im Gegenzug würde ich dir selbstverständlich auch bei deinen helfen.“

Ihr Herz machte einen kurzen Hüpfer, bei dem Gedanken, wieder mit ihm über den Dächern der Stadt zu fliegen.

„Oder, wenn es dir lieber ist…“

Er machte eine kurze Pause

„… könnten ich dich ja als Dank für deine Hilfe mal zum Essen einladen.“

Sie wusste nicht, wie sie am besten darauf reagieren sollte, also antwortete sie nur mit einem knappen

„Klar.“,

auch aus der Angst heraus, er würde ihre Nervosität bemerken. Die Antwort schien ihn zu erleichtern.

„Super.“

Er strahlte wie ein kleines Kind an Weihnachten.

„Nun gut. Ich sollte mich dann wieder auf den Weg machen. Ich schreib dir dann, wenn ich was zum Testen habe.“

Sie nickte und er fügte noch hinzu

„Dann grüß Hiro von mir und wünsch ihm gute Besserung.“

„Ja, mache ich.“

Er hob die Hand zum Abschied und sagte noch

„Bye“,

ehe er in der nächsten Seitenstraße verschwunden war. Gogo wusste nicht, wie sie sich fühlen sollte. Sie war aufgeregt und traurig zugleich. Es störte sie, dass sie ihm nicht die Wahrheit sagen konnte. Die kurze Stille seines Abgangs währte jedoch nicht lange, als die Stimme Hiros durch den Lautsprecher knatterte.

„Was war das bitte, Gogo?“

Sie wurde kreidebleich und das Herz sackte ihr in die Hose. Das Mikro hatte sie völlig vergessen. Am anderen Ende der Leitung ertönte die quietschende Stimme Honeys.

„Oh Gott, war das süß! Er hat dich um ein Date gebeten!“

„Unser taffes Mädel hat Muffensausen, ach it dat knuffig.“

fügte Wasabi hinzu und Gogo wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken.

„Sieht ganz so aus, als würden wir dich wohl jetzt mit ihm teilen müssen.“ gluckste Fred ins Mikro.

„Und von welchem Ausflug war die Rede? Du musst mir alles erzählen?!“

brachte Honey noch hysterisch ein.

„Ach, haltet doch die Klappe!“ Sie hätte ihnen allen am liebsten eine gescheuert. Wütend stapfte sie wieder ins Haus.

„Fred, beweg dich, wir haben einen Termin mit Heathcliff.“

Der Angesprochene erhob sich aus seinem Versteck, von dem aus er alles sehen konnte, wie Gogo erschreckend feststellen musste.

„Keine Panik, Wonderwoman. Wir haben noch Zeit, wenn du deinem Superman noch hinterherlaufen magst.“

Das war zu viel. Mit voller Wucht schlug sie ihm in den Magen und keuchend wie lachend brach Fred zusammen. Sie ergriff seine Tasche und machte sich wütend stampfend auf den Weg aus dem Café.

„Gogo? Fred? Wartet bitte!“

unterbrach sie auf einmal die Stimme Hiros. Er klang seltsam aufgeregt. Als Fred zu ihr aufgeschlossen hatte, fragte er

„Wieso? Was ist denn?“

„Wir haben gerade die neuen Computer angeschlossen und Baymax‘ Avatar darauf geladen.“

„Ja, und?“

fragte Gogo leicht gereizt.

„Nun, offensichtlich ist es ihm gelungen, diesen Gunner zu scannen, als er seinen Helm ausgezogen hatte!“ Fred und Gogo sahen sich erstaunt an.

„Ist das dein Ernst? Ich dachte, er hätte Baymax abgeknallt?“

hakte Fred ungläubig nach.

„Er hatte ihm nur den Arm weggeschossen und wohl einige seiner Hydraulikschläuche zerissen. Baymax konnte sich nicht mehr bewegen, aber den Scanner funktionierte noch.“

Gogo konnte es nicht fassen, sie hatten ihn.

„Das heißt, wir können ihn finden.“

fügte sie hinzu. Endlich würden sie es ihnen heimzahlen können.

„Ja…“

Hiro zögerte.

„Was ist denn?“

wollte sie wissen.

„Es gibt da ein kleines Problem. Da Baymax momentan nicht scannen kann, hat er die noch abgespeicherten Werte der letzten Monate durchforstet.“

„Und? Was hat er gefunden?“

fragte Fred völlig aufgeregt.

„Bei der Überprüfung ist ihm eine Anomalie aufgefallen. Offenbar besitzt sein Genom eine gewisse Ähnlichkeit mit der von Naoko.“

Gogo fiel aus allen Wolken. Was hatte das zu bedeuten?

„Gunner scheint ein Verwandter von ihm zu sein. Wir konnten den Grad der Verwandtschaft noch nicht ausmachen, aber das, was wir haben, ist unumstößlich.“

Für Gogo brach in diesem Moment eine Welt zusammen. Das konnte einfach nicht sein. Er hatte ihr nie etwas von seiner Familie erzählt und sie hatte so gehofft, dass jedwede Verbindung zu den Dieben nur Freds kindlicher und comicverseuchter Fantasie entsprungen war.

„Jeder Zweifel ausgeschlossen?“

fragte Fred vorsichtig und blickte mitleidig zu ihr hinüber.

„Ja.“

war Hiros kurze Antwort. Für einen Augenblick sagte er nichts mehr, bis er hinzufügte

„Wir werden um einen Besuch nicht herumkommen, denke ich.“

„Nein, werden wir nicht.“

antwortete Gogo ihm und versuchte zuversichtlich wie immer zu klingen.

„Macht euch auf den Weg zum Helikopter, damit wir die Daten auswerten können.“

befahl Hiro und Fred erwiderte

„Sollten wir nicht erst einmal der Spur nachgehen?“

„Nein, noch nicht. Du weißt doch, was dein Vater gesagt hat. Wir müssen uns erst vorbereiten.“

Gogo nickte zustimmend und Fred sagte

„Gut, wir machen uns auf den Weg.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jyorie
2015-07-19T19:43:16+00:00 19.07.2015 21:43
Hallo (◕‿◕✿)

ah, danke für die Erklärung zu Fred – gut wenn man auch den Nachspann nicht vergisst. ^^°

...

was ein glück, das nicht alles restlos zerstört worden ist, hoffentlich kann man noch etwas von den Platinen retten, die Gogo und Fred gefunden haben. Die Idee mit der Versicherung war bestimmt nicht schlecht, hoffentlich waren Fred und Gogo dabei auch angemessen gekleidet, das den anderen Beamten nichts auffällt. Und ich kann gut verstehen, das Gogo Fred am liebsten einen Tritt in den Allerwertesten gegeben hat, als er so fröhlich plappernd auf Naoko zugegangen ist.

Ich bin jetzt generell mal gespannt, wie es bei Naoko weiter geht, weil die Geschichte die Gogo ihm von Hiro aufgetischt hat, hat war ja doch etwas hastig erzählt. und je nachdem welche Geschichte zu dem Schwert ihm sein Vater erzählt hat, kann er sich jetzt auch schon etwas zusammen reimen?

Baymaxx auf dem PC war cool *schmunzelt*

und die Stichelleien nach dem Gespräch zwischen Gogo und Naoko haben auch sehr gut zu den Charas gepaßt.^^°

Liebe Grüße, Jyorie

Antwort von:  GrauW0lf
01.08.2015 22:59
Hey :D

Danke für die Review^^

Ja Fred das Plappermaul. Ich denke jeder hat im Leben jemanden, den man manchmal einfach nur erwürgen will xD

Ich hätte auch gerne einen Baymax auf meinen PC.

LG
GrauW0lf


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