Über Freunde und Helden von GrauW0lf ================================================================================ Kapitel 15: Bootcamp -------------------- Das Scheppern der Trillerpfeife riss sie alle aus dem Schlaf und ließ die Jungs von ihren Kissen aufspringen. Die Tür war aufgeschlagen worden und im Rahmen stand Freds Vater, gehüllt in die olivfarbene Uniform eines Soldaten, prunkvoll mit allerlei Orden und Wimpeln geschmückt. "Genug geschlafen, ihr faules Pack! Hoch mit euch!" donnerte seine Stimme durch den Raum und die Jungs saßen kerzengerade in ihren Betten. Wasabi öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch wurde er durch das erneute Pfeifen übertönt. "Wird’s bald?!" donnerte der alte Mann erneut durch das Zimmer und ohne ein weiteres Wort fügte man sich. Eilig versuchten sie, aus ihren Betten zu steigen, ihre Klamotten zu greifen und die Zähne zu putzen. Dabei flogen sie ein ums andere Mal über die eigenen oder fremde Füße. "Vergesst eure Lumpen, nehmt die hier!" Der alte Mann warf Wasabi und Fred einige in olivgrün gehaltene Klamotten hin. "Was ist mit mir? " fragte Hiro irritiert. "Du nicht, Junge. Du wirst deine Wunden auskurieren müssen. Bei gebrochenen Rippen sollte man vorsichtig sein." Zwei Minuten später und völlig außer Atem standen sie kerzengerade vor dem alten Mann. "Nehmt gefälligst Haltung an, Soldaten!" Gesagt, getan. Hiro wusste nicht, was das Ganze auf einmal sollte, doch wagte er nicht zu widersprechen. Fred hingegen, der neben ihm stand, schien es kaum abwarten zu können und grinste von einem Ohr zum anderen. Sofort erhob er auch die Hand und sagte "Dad, ich hab da..." "Ich bin nicht dein Dad! Du dreckiger, fauler Wurm. 20 Liegestütze! Auf der Stelle!" Hiro wagte einen kurzen Blick zu Wasabi. Der Riese traute sich kaum, dem alten Mann ins Gesicht zu blicken und starrte nur geradeaus. Fred hatte inzwischen lächelnd seine Übung begonnen. Als Freds Vater sich umdrehte, sagte er noch "Zeit, die Damen zu wecken." und stapfte in Richtung Mädchenzimmer am Ende des langen Ganges davon. Der Morgen bestand für Hiro darin, mit Heathcliff auf einem Hügel zu stehen und die Trainingseinheiten seiner Freunde zu beobachten. Freds Vater hielt sie dabei ganz schön auf Trab. "Schneller, ihr Würmer!" donnerte seine Stimme durch den Wald. Sie hatten gerade einen Lauf durch den Wald begonnen, barfuß. Er hatte ihnen erklärt, das würde ihre Muskeln stärken. Alles, was Hiro allerdings von seinem Posten aus sah, war, dass sich seine Freunde die Lunge aus dem Körper pumpten, doch schien ihre Angst vor dem alten Mann deutlich mehr zu wiegen als ihre eigenen Schmerzen. Sogar die sonst so ausdauernde Gogo schien langsam an ihre Grenzen zu gelangen, wenn Hiro ihren angespannten Gesichtsausdruck richtig deutete. Hiro hatte am Rande mitbekommen, wie sie dem alten Mann eine saftige Ohrfeige verpasst hatte, als dieser in ihr Zimmer marschiert war, während die beiden Damen sich gerade umzogen, da sie den Krach im Nebenzimmer wohl mitbekommen hatten. Wasabi und Honey, die knapp hinter ihr liefen und krampfhaft versuchten, nicht den Anschluss zu verlieren, schienen eher den Tränen nahe und man kam nicht umhin zu glauben, dass sie eher auf der Flucht als beim Training wären. Der Einzige, der sichtlich Spaß bei der Sache hatte, war Fred. Mit einem breiten Grinsen und hochrotem Kopf lief er die Strecke ab. Für Hiro schien es, als würde sein Kopf jeden Moment platzen. "Ein Kühlakku, Master Hiro." Heathcliff versorgte ihn immer wieder mit Getränken und kühlenden Akkus für seine Rippen. Tatsächlich fühlte Hiro sich ziemlich fit, wenn man die hin und wieder auftretenden stichartigen Schmerzen außer Acht ließ, doch wagte er es nicht, Heathcliff oder Freds Vater zu widersprechen. Er fühlte sich sogar ziemlich schuldig, so gemütlich, wie er es hier hatte, während seine Freunde durch den Wald gehetzt wurden. Doch je länger er das Schauspiel beobachtete, desto mehr war er auch froh darüber, nicht mitlaufen zu müssen. Müde gähnte er und versuchte sich zu strecken, als der zuckende Schmerz seiner Rippen ihn davon abhielt. Letzte Nacht hatte er kein Auge zugetan, da er seiner Tante alles erklären musste. Von Callaghan und den Microbots, von seinen Freunden und Teamkameraden, von Abigail und dem Portal. Und zu guter Letzt die Sache mit dem Duo aus Knight und Gunner. Sie hatte die ganze Zeit kein Wort gesagt und nur zugehört, während sie Moji streichelte. Hiro hatte mit vielen Reaktionen gerechnet. Dass sie ihm eine Standpauke darüber halten würde, wie gefährlich das alles doch sei oder weil er Tadashis Erfindung missbraucht. Dass sie anfangen würde zu weinen oder ihn sogar anflehen würde, das Heldendasein aufzugeben. Sogar, dass sie ihn für die Zerstörung ihres Cafés verantwortlich machen würde, was durchaus der Wahrheit entsprach, wie Hiro empfand. Doch nichts davon trat ein, stattdessen blieb sie auch still, als Hiro bereits geendet hatte. Sie stand einfach nur auf, umarmte ihn und flüsterte ihm ins Ohr „Bitte pass auf dich auf. Ich will dich nicht auch noch verlieren.“ Hiro hatte sich nie ernsthaft Sorgen um sein Wohlergehen gemacht und er wusste auch, warum er seiner Tante von seinen Aktivitäten nichts erzählt hatte. Doch zum ersten Mal schämte er sich dafür, nicht auch daran gedacht zu haben, was es für Tante Cass bedeutete, wenn ihm etwas zustoßen würde. "Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Master Hiro?" Heathcliff riss ihn aus seinen Gedanken und irritiert winkte er ab. "Ich glaube, ich habe alles. Ich danke Ihnen." höflich verbeugte sich der Butler und ging den Hügel in Richtung Haus wieder hinab. Als Hiro seinen Blick wieder auf seine Freunde richtete, waren diese gerade dabei Liegestütze und Klimmzüge auszuführen unter den wachsamen Augen des alten Mannes. "Er scheint sie ja ziemlich hart ranzunehmen." Tante Cass war an ihn heran getreten und stand neben ihm, während sie die Übungen musterte. "Ja, ziemlich sogar." erwiderte Hiro. Er hatte keine Ahnung, wie lange sie auf dieser Insel bleiben würden, doch sah es so aus, dass zumindest Freds Vater diese Zeit zu nutzen wusste. "Und? Was machen die Schmerzen?" fuhr seine Tante fort und sah ihn mit sorgenvoller Miene an. Hiro lächelte, versuchte ihr die Sorgen irgendwie zu nehmen. "Alles in Ordnung. Heathcliff sorgt sehr gut für mich." Sie kicherte leise. "Ja, das habe ich gesehen." Mit einem Pfiff beendeten seine Freunde die Übungen und legten sich schwer atmend auf den Grasboden. Offenbar waren sie mit den Übungen fertig, dachte Hiro sich, als die Stimme von Freds Vater ertönte "So, Pause fürs Erste. Es wird Zeit, dass ihr was esst." Das ließ sich die Gruppe nicht zweimal sagen, auch, wenn es ihnen sichtlich schwer fiel, aufzustehen. "Macht euch keine Illusionen. Heute Nachmittag geht es weiter. Ihr jungen Hüpfer müsst das aushalten, wenn ihr Helden sein wollt." Das Mittagessen war kurz und energiereich, wie ihnen Heathcliff versicherte. Genau das, was sie brauchen würden, wenn sie die nächsten Tage überleben wollten, wobei die Freunde bei dem Wort „Überleben“ ein wenig gezuckt hatten. Nachdem sie alle fertig gegessen hatten, sprach Freds Vater zu ihnen. „Ich hoffe, dass ihr euch alle ein wenig ausgeruht habt, denn es wird Zeit, dass ich euch etwas zeige. Die Freunde tauschten fragende Blicke aus und der alte Mann wies sie an, ihm zu folgen. Er führte sie in einen staubigen und kleinen Keller unter dem Haus. Noch bevor irgendeiner die Frage nach dem Sinn dieser Räumlichkeit stellen konnte, betätigte er einen der zahlreichen Backsteine und die Wand vor ihnen öffnete sich und enthüllte einen kleinen, gläsernen Aufzug. „Alles einsteigen, bitte.“ Kaum waren alle drin, haute er auch schon auf einen der vielen Knöpfe und in einer rasanten Fahrt, die Wasabi zum Schreien und manch anderen wahrscheinlich beinahe das Mittagessen wieder Revue passieren ließ, schossen sie nach unten. Als sich die Tür wieder öffnete, erstreckte sich gähnende Leere vor ihnen. Alles war schwarz und nur das schwache Licht des Fahrstuhles erhellte den Betonboden vor ihnen. „Na los, raus mit euch.“ Wortlos und sich neugierig umsehend traten die Freunde aus dem Fahrstuhl heraus. Hiro versuchte etwas in der unendlichen Dunkelheit zu erkennen, doch alles was er wahrnahm, war ein Geländer, wenige Meter vor ihnen. „Moment, irgendwo hier war doch der Lichtschalter…“ murmelte der alte Mann vor sich hin, bis er auf einmal „Aha!“ rief und einen laut knirschenden Schalter umlegte. Ein Licht nach dem anderen, erst das direkt über ihnen, dann das nächste, erhellte den Raum vor ihnen. Doch schnell musste Hiro erkennen, dass es überhaupt kein Raum war. Der Dunkelheit beraubt enthüllte sich eine riesige Halle ganz aus grauem Granit. An den Wänden waren jeweils Räume mit Glaswänden eingebaut worden, zwei Etagen hoch, und enthüllten allerlei Gerätschaften, welche unter weißen Planen verborgen lagen. Sie selbst standen auf einem Vorsprung, einige Meter über dem Boden. „Ich denke, ich zeige euch erstmal das Herzstück der Anlage.“ durchbrach Freds Vater die Stille, die die Freunde hinterließen, und marschierte nach rechts, den Vorsprung entlang. Dieser Weg mündete in einen der Räume. Auch hier lagen viele Gerätschaften unter Planen verborgen und der Staub lag zentimeterdick auf den Tischen und Stühlen. Hiro erkannte es sofort „Ist das ein Labor?“ fragte er aufgeregt und der alte Mann nickte zustimmend. „Ich weiß, es ist etwas staubig geworden und so manch einesder Geräte wird wohl nicht mehr fehlerfrei arbeiten, aber wenn wir hier erstmal alles auf den neusten Stand gebracht haben, wirst du hier sehr gut arbeiten können, Hiro.“ Hiro konnte es kaum fassen. Der Raum war beinahe doppelt so groß wie das Labor der Uni und die ganze Arbeitsfläche war nur für ihn. „Allerdings wird es wohl ein paar Tage dauern, bis wir alles auf Vordermann gebracht haben, aber glaub mir, das Warten lohnt sich. Ich habe selbst jahrelang hier meine Erfindungen entwickelt und getestet.“ Mit einem stolzen Lächeln sah er Hiro an. „Aber gut, ich wollte dir nur mal kurz deinen zukünftigen Arbeitsplatz zeigen. Nun folgt mir.“ Er führte sie eine Treppe hinunter in die Halle. Direkt unter dem Vorsprung, an dem sie reingekommen waren, war eine große Fläche mit Übungsmatratzen ausgefüllt worden. „Stellt euch bitte alle in einer Reihe vor mir auf.“ Mit irritiertem Blick folgte man der Anweisung und der alte Mann nickte zufrieden, ehe er sich ohne weitere Erklärungen direkt an Wasabi wandte "Du, Großer!" Wasabi zuckte zusammen und sah starr geradeaus, während ihm der Schweiß von der Stirn lief. „Warum hast du versagt?“ fuhr der alte Mann fort und musterte ihn dabei genau. Wasabi öffnete den Mund, doch brachte er außer einem mausähnlichen Fiepen nicht viel heraus. „Was ist los, Junge? Hat es dir die Sprache verschlagen?“ Er ließ von ihm ab und sah zu Hiro rüber. „Kleiner, selbe Frage. Warum hat er verloren?“ Hiro blickte ihn irritiert an, antwortete jedoch nicht. Freds Vater kam zu ihm und kniete sich vor ihn, um ihm in die Augen sehen zu können. „So wie ich das mitbekommen habe, bist du der eigentliche Kopf hinter der ganzen Veranstaltung hier, ist das nicht so?“ Darüber hatte Hiro nie wirklich nachgedacht. Klar hatte er im Kampf gegen Yokai meist den Ton angegeben, aber deswegen sah er sich noch lange nicht als Anführer. Hiro überlegte kurz „Sir, ich bin nicht ihr Anführer, ich bin ihr Kamerad. Es gibt keinen, denn wir sind ein Team“ Freds Vater nickte und erhob sich wieder, ehe er fortfuhr „Wenn ich mir deine Freunde so ansehe, glaube ich, dass du dich irrst.“ Hiro hob den Blick und sah zu seinen Freunden. Sie alle hatten ihre Blicke zu ihm gerichtet und ihre Augen sprachen sowohl Zustimmung als auch Respekt aus. Honey sagte „Doch, Hiro. Alles, was wir heute sind, verdanken wir deiner Ausdauer und deinem Einsatz.“ Sie lächelte ihn breit an „Außerdem gibst du meist tatsächlich den Ton an.“ Gogo nickte zustimmend und blies ihren Kaugummi auf. Wasabi klopfte ihm auf die Schulter und Fred fügte hinzu „Du bist unser Teamführer! Du bist unser Fury, unser Charles Xavier!“ „Und außerdem sind et deene Erfindungen, die wir nutzen, deene Pläne, denen wir folgen.“ Freds Vater sah ihn an „Du hast eine sehr loyale Truppe. Deshalb frage ich dich nochmal.“ Er sah zu Wasabi „Warum hat er verloren?“ Hiro trat vor. „Was hat das mit mir zu tun? Er hat sein Bestes gegeben und …“ Der alte Mann hob die Hand und unterbrach ihn. „Die primäre Aufgabe des Anführers einer Einsatzgruppe ist das Ausarbeiten von Plänen und die Besetzung der einzelnen Rollen darin an die richtige Person. Deshalb ist es von absoluter Wichtigkeit, dass du nicht nur die Stärken deiner Mitstreiter kennst.“ Hiro wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, doch musste er zugeben, dass der alte Mann recht damit hatte. Er versuchte sich die Nacht ihres ersten Aufeinandertreffens in allen Einzelheiten wieder in Erinnerung zu rufen. Sich zu erinnern, was passiert war, als Wasabi angriff. „Zuerst hatte er sein Schwert zerstört…“ murmelte Hiro. Freds Vater hob eine Augenbraue „Wirklich? Das hat Schatten garantiert nicht gefallen.“ „Nein, hat es wahrscheinlich nicht. Sein Partner nannte ihn übrigens Knight.“ erwiderte Hiro. „Ja, das hatte deine Tante erwähnt. Nun gut, dann sollten wir fürs Erste auch diesen Namen verwenden. Nun weiter.“ Der Junge überlegte. „Wasabi versuchte ihn mit Schlägen aufzuhalten, doch gelang ihm das nicht. Knight blockte seine Schläge einfach oder wich aus.“ „Ich verstehe. Nun denn, Wasabi, würdest du mir die Ehre erweisen und mich so angreifen, wie du es in dieser Nacht getan hast?“ Der Riese sah ihn erstaunt an und stotterte etwas von „Dat kann ick doch net machen…“ und „Ick könnte sie verletzen.“ Doch der alte Mann lachte daraufhin nur. „Mach dir um mich keine Sorgen, tu einfach was ich dir sage.“ Zögernd trat Wasabi vor. „Stell dir einfach vor, ich wäre dieser Knight. Ich will keine Rücksicht sehen. Kämpfe, wie du es immer tust.“ Ohne ein weiteres Wort oder weitere Anzeichen von Zurückhaltung stürmte er auf den alten Mann los und hob die Hände so, als hätte er seine Plasmahandschuhe an. Es dauerte nur ein paar Augenblicke, bis Freds Vater von der Verteidigung in die Offensive ging und Wasabi mit ein paar gezielten Schlägen und Tritten auf die Matte schickte. „Ich verstehe, nun gut, das reicht.“ fuhr der alte Mann fort, reichte Wasabi die Hand und hob ihn wieder auf die Beine. „Lief das in etwa so ab?“ fragte er ihn und richtete seinen Blick abwechselnd auf Wasabi und Hiro. „Ja.“ antworteten beide. „Nun gut, ist dir diesmal etwas aufgefallen?“ Hiro musste passen und schüttelte mit dem Kopf. Es sah zwar beinahe exakt wie der Kampf in dieser Nacht aus, doch wusste Hiro nicht, worauf er hätte achten sollen. „Ich zeig es dir.“ sagte der alte Mann und trat wieder an Wasabi heran. „Würdest du bitte noch einmal deine Arme heben?“ Wasabi tat, wie ihm geheißen. Freds Vater stand ihm so nah, dass sein Körper auf Höhe des Ellenbogens von ihm stand. In diesem Moment ging Hiro ein Licht auf. „Er hat ihn unterlaufen.“ Der alte Mann nickte „Kräftige Menschen wie er haben eher das Problem, sowohl zu langsam zu sein, als auch einen gewissen Aktionsradius zu benötigen, damit sie effektiv kämpfen können. Euer Gegner hat dies erkannt und ihn einfach unterlaufen, was es für euren Freund beinahe unmöglich machte, entsprechend zu reagieren. Du kannst dich wieder in die Reihe stellen.“ Ohne ein weiteres Wort, doch mit nachdenklicher Miene stellte Wasabi sich wieder zwischen Gogo und Fred. „Euer Gegner beherrscht wahrscheinlich eine Kunst, die im alten Japan vornehmlich die Kriegerkaste oder der Adel gelehrt und gelernt hatte. Das Jiu-Jutsu. Diese Kampfkunst wurde angewandt, wenn der Samurai seine Waffe verloren hatte und mit bloßen Händen weiterkämpfen musste. Sie zielt darauf, den Gegner möglichst schnell unschädlich zu machen und zwar vornehmlich mit der Kraft des Angreifers selber.“ Er sah wieder zu Wasabi. „Ich werde dich lehren, dich gegen ihn zur Wehr zu setzen.“ Dann blickte er wieder in die Gruppe. „Hiro, warum hat Gogo verloren?“ Der Angesprochene dachte kurz nach und öffnete den Mund, doch kam ihm Gogo zuvor. „Ich war nicht schnell genug. Er konnte seinen Schild so schnell bewegen, dass meine Geschosse daran abprallten. Außerdem schien es fast so, als würde er ihre Flugbahn voraussehen. Ich war zu vorschnell.“ „Ich verstehe.“ erwiderte der alte Mann. „Und Sie, Miss Honey Lemon?“ Diesmal wandte er sich direkt an sie, statt Hiro zu fragen. Das verstand dieser zwar nicht, war im Grunde aber auch froh darüber, da er die Antwort sowieso nicht wusste. „Eigentlich… Ich glaube, es war dasselbe wie bei Gogo, ich habe unüberlegt gehandelt.“ antwortete sie schüchtern und mit gesenktem Blick. „Mein Feuer konnte seinem Schild nichts anhaben und ich war auch zu langsam, um hinter seine Deckung zu kommen.“ fügte Fred noch hinzu, die Frage seines Vaters gar nicht erst abwartend. Dieser überlegte einen Moment. „Was ist mit dir, Hiro?“ Hiro wusste, dass diese Frage kommen würde, und er wusste auch die eigentliche Antwort darauf. „Ich habe zu vorschnell reagiert und nicht auf meine Kameraden gewartet. Ich dachte, dass Baymax und ich das auch alleine schaffen würden.“ Verlegen kratzte der Junge sich am Nacken und wagte es nicht, seinen Freunden in die Augen zu sehen. Seine linke Hand versenkte er in seiner Hosentasche, fühlte das harte Plastik, dass den Chip mit Baymax‘ Programmierung beinhaltete. „Ja, das leuchtet ein. Und Baymax ist…?“ „Der Roboter meines Bruders, unser sechstes Mitglied.“ antwortete Hiro. „Ich verstehe. Nun, da ich weder die Kampfart noch die Bauweise deines Roboters kenne, kann ich dir dazu nicht viel sagen. Aber ich gehe mal davon aus, dass du ihn wieder aufbauen wirst.“ Hiro nickte und verstärkte den Griff um den Chip. Ich mache dich besser und stärker als je zuvor. Du wirst nie wieder vor meinen Augen in Stücke gerissen werden. Er biss sich in die Unterlippe, bis es beinahe schmerzte, als Freds Vater fortfuhr. „Ich glaube, euer Hauptproblem war die mangelnde Koordination bei diesem Angriff, wenn ich das richtig verstehe. Ihr seid offenbar Hals über Kopf in den Kampf gestürmt, ohne zu überlegen, in welche Gefahr ihr euch begebt.“ Seine Freunde ließen die Köpfe sinken und auch Hiro beschlich ein Gefühl von Scham. „Ihr habt Glück gehabt. Es gibt auch Feinde, die mit dem Willen zu töten auf euch losgehen.“ fuhr der alte Mann fort, doch Hiro erwiderte „Sein Partner sagte, er wolle niemanden töten…“ „Ja, aber wusstet ihr das zu diesem Zeitpunkt? Könnt ihr euch darauf verlassen, dass dieser Feind auch dann noch an seinen Prinzipien festhält, wenn für ihn alles auf dem Spiel steht?“ Er blickte jedem abwechselnd in die Augen. „Jeder Mensch hat etwas, was ihn antreibt und was der Grund für sein Handeln darstellt. Glaubt nicht, einen Gegner zu kennen, nur weil ihr ihm ein paarmal begegnet seid.“ Er seufzte kurz und lächelte sie dann an. „Ich werde mich in den nächsten Tagen und Wochen um eure Ausbildung kümmern. Ich werde euch alles über das Leben eines Superhelden beibringen, was ich weiß, und euch mit allem unterstützen, was ich habe. Darauf habt ihr mein Wort.“ Er zeigte auf Gogo und Fred. „Ihr beide werdet morgen zurückfliegen und aus Hiros Haus retten, was es zu retten gibt. Hiro…“ er sah ihn an. „…Heathcliff und du, ihr werdet euch darum kümmern, dass das Labor mit all dem ausgerüstet wird, was du benötigst. Wasabi…“ Der Angesprochene ließ ein leises Wimmern vernehmen. „… wir beide werden uns um deine Angriffstechniken kümmern. Honey? Magst du dem beiwohnen? Ich bin mir sicher, dass ich auch dir noch den ein oder anderen Kniff beibringen kann.“ Sie nickte aufgeregt und Freds Vater lachte leise. „Das wird eine anstrengende Zeit für euch, dafür werde ich sorgen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)