Über Freunde und Helden von GrauW0lf ================================================================================ Kapitel 11: Druckmittel ----------------------- Die Bank war gut besucht an diesem Morgen und Cass verging bereits die Lust, als sie das Gebäude betrat. Warum ausgerechnet heute? Genervt spielte sie an ihrer Handtasche herum, während sie in der Schlange wartete. Sie würde wieder nur unnötige Verluste machen, wenn sie das Café heute wieder so spät erst würde öffnen können, und das nur, weil die Menschen der Meinung waren, ausgerechnet heute ihr Geld abzuheben. Um sie herum herrschte reges Treiben und Gemurmel. Die einen beschwerten sich über ihre schwere Arbeit, die anderen über die Kinder und wieder andere über ihre ach so lange Wartezeit hier. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zu dem Nachmittag vor zwei Tagen, als der alte Mann ihr Café betreten hatte. Zwischen ihm und Hiro schien irgendetwas vorgefallen zu sein und dass Hiro sie aus dem Raum geschickt hatte, machte ihr noch mehr Sorgen. Das Gemurmel um sie herum wurde jäh unterbrochen, als zwei Männer die Bank betraten. Seltsame Kleidung und futuristische Motorradhelme stachen ihr ins Auge. Wahrscheinlich irgendwelche Möchtegernbiker dachte sie sich und spielte wieder an ihrer Handtasche rum. Das Gemurmel begann auch wieder langsam, bis einer von ihnen brüllte "Guten Morgen, San Fransokyo!" Ein Knacken war zu hören und Menschen heulten auf. Als Cass erschrocken herumfuhr, landete einer der Wachmänner bewusstlos vor ihren Füßen. Vor Panik gaben ihre Beine nach und sie stieß einen spitzen Schrei aus. Neben ihr schlug einer der beiden Männer zwei weitere Wachen mit einem Trommelfeuer aus Schlägen nieder, während der andere in seinen Mantel griff, einen Revolver hervorzog und in Richtung des Tresens schoss. Ein Schwall aus Blut schoss dem letzten Wachmann aus dem Knie und laut schreiend brach dieser zusammen. Zwei weitere Schüsse ließen die Marmor-Hallen erbeben und laut krachend splitterte der Stein von der Decke, wo sie von den Kugeln durchlöchert worden war. Cass und die Menschen um sie herum hatten sich panisch auf den Boden geworfen und schrien wild durcheinander. "Guten Morgen, meine Damen und Herren." fuhr der Mann etwas leiser fort, als die Menschen begannen ruhig zu werden und die Blicke auf ihn zu richten. Hinter ihm, mit etwas Abstand, stand stumm der andere und schien die Szenerie aus seinem Helm heraus zu beobachten. Der Schütze verstaute den Revolver wieder in seinem Mantel und zog eine reich verzierte Schrotflinte, die er über der Schulter hängen hatte, hervor und richtete sie auf den hölzernen Tresen der Bank, hinter dem sich die Angestellten panisch versteckten. Bumm Ein weiterer Schuss und die Schrotkugeln brachen laut brüllend in das Panzerglas über dem Tresen ein und ein erneuter Aufschrei erfüllte die Halle. "Oh, verzeihen Sie. Ich liebe einfach nur das Geräusch, das Sie machen, wenn ich abdrücke." Er lachte leise. "Oh mein Gott! Wir werden alle sterben!" kreischte er mit gespielt hoher Stimme und lachte laut auf. "Herrlich." Er schritt langsam auf den Tresen zu, legte sich die Flinte über die Schulter und lehnte sich mit dem anderen Arm locker auf das hervor stehende Holz. "Junge Dame?" Die Angesprochene kauerte unter dem Tisch und wimmerte leise. "Sie da, unter dem Tresen. Mein Name ist Gunner, freut mich, Sie kennen zu lernen. Könnten Sie eine Durchsage für mich machen?" fuhr er mit ruhiger Stimme fort und klopfte beinahe sanft an das gesplitterte Glas. Die Dame reagierte nicht. "Was muss ich denn tun, um hier bedient zu werden?" Er wandte sich zu seinem Partner um. "Kannst du das fassen?" Dieser erwiderte nichts und Gunner seufzte genervt. Cass saß völlig verängstigt an der Wand und die Menschen um sie herum hatten sich wimmernd und weinend in die Ecken des Saales verkrochen, hielten sich die Arme schützend über den Kopf oder, wenn anwesend, über die eigenen Kinder. Was soll das? Warum jetzt? Ihr Herz raste und sie überlegte fieberhaft, wie sie hier wieder rauskommen konnte. Der Ausgang war durch den anderen versperrt, der mit verschränkten Armen vor der Tür stand und sich dagegen lehnte. Das schwarze Visier seines Helms reflektierte das Licht der Lampen und ließ sein Gesicht verdeckt. "Guck nicht so böse." fuhr ihn Gunner gespielt rüde an und wies auf die Menschen. "Du machst ihnen Angst." Er drehte sich wieder zum Tresen rum und brüllte "Wen muss ich denn hier erschießen, um bedient zu werden?" Mit Schwung riss er die Flinte rum und schoss auf die Kamera in der rechten Ecke des Saals. Laut scheppernd splitterte das Glas und verteilte sich quer über die darunter sitzenden Menschen, die laut aufschrien. Ein Klacken und er hatte nachgeladen. Ein weiterer Schuss und die Kamera links teilte das Schicksal der anderen und kleine Glassplitter regneten auf Cass nieder. Sieben weitere Schüsse und alle Kameras, die vor dem schützenden Panzerglas im Saal verteilt waren, lagen in ihren Einzelteilen überall verteilt. Dann zog er seinen Revolver aus der Manteltasche und schoss erneut auf das Glas des Tresens. Der Lärm war ohrenbetäubend und kam einer Explosion gleich. Das schützende Glas war weggesprengt und er sprang auf den Tresen, ehe er die letzten Kameras mit der Flinte zerschoss. "So." sagte er schließlich und legte die Waffe wieder über seine Schulter. "Jetzt sind wir unter uns." Gunner sprang vom Tresen in die Reihen der Bankangestellten und flink griff er die Frau, die er eben noch angesprochen hatte, an den Haaren und zog sie auf die Beine. "Bedienen Sie mich jetzt?" Die Frau wimmerte jämmerlich und die Tränen, die ihr Gesicht hinunterflossen, formten das Make up zu einer geisterhaften Fratze. Gunner seufzte. "Na gut." Er warf die leere Flinte beiseite und hob den Revolver. "Nein." Die Stimme seines Partners klang ruhig, aber hart und bestimmend. Gunner wandte sich zu ihm um. "Ich will lediglich eine Beschwerde vorbringen, weil man mich nicht bedient." Der Mann an der Tür antwortete nicht, sondern nickte ihn lediglich zu sich. "Warten Sie hier. Ich bin gleich wieder da." richtete sich Gunner an die weinende Frau und sprang wieder über den Tisch und schritt mit der Waffe in der rechten auf die Tür zu. "Was ist denn? Ich werde ja nicht mal bedient. Was ein Saftladen." Sein Partner antwortete nicht darauf, sondern griff ihn an der Schulter und zog ihn zu sich. "Du kennst die Regeln." sprach er ihm ruhig zu. "Du bist eine echte Spaßbremse, weißt du das?" Im Bruchteil einer Sekunde war das Schwert gezogen und an Gunners rechte Hand gelegt. "Hehe." lachte dieser. "Deswegen habe ich dich dabei. Du zögerst nicht, mir die Hand abzuhacken." Er legte die Waffe wieder in seine Manteltasche. "Wie der Psychiater gesagt hat. Tief durchatmen und runterkommen." Gerade als Gunner wieder nach vorne gehen wollte, legte der andere ihm die Klinge an die Brust. "Du bleibst." Gunner blieb stehen und sah ihn durch den Helm hindurch an. "Du solltest deinen Platz kennen, Knight." Die fröhliche Art in seiner Stimme war verschwunden und blanker Wahnsinn schwang nun in seinen Worten mit. "Ich kenne meinen Platz." erwiderte Knight unbeeindruckt. "Und deiner ist jetzt hier." Ohne ein weiteres Wort ging Knight an ihm vorbei in Richtung des Tresens. Die Frau lag noch immer jammernd am Boden, doch interessierte ihn das nicht. Stattdessen wandte er sich an einen der anderen Angestellten. Er griff einen älteren Herrn unter dem Arm und zog ihn hoch. "Wo ist ihr Mikro?" Mit zitterndem Finger deutete der alte Mann darauf und Knight ließ ihn wieder los. Panisch krabbelte der Mann wieder unter den Tisch, während Knight zu dem Mikro griff und sich mit ruhiger Stimme an die Menschen in der Bank richtete "Frau Hamada wird am Tresen verlangt, Frau Cass Hamada." Ihr Herz schien auszusetzen, als er ihren Namen aussprach. Was wollen die von mir? wimmerte sie in Gedanken und wagte es nicht, sich zu erheben. Nach einer kurzen Pause sprach Knight erneut "Frau Hamada bitte an den Tresen." Noch immer rührte sie sich nicht. "Frau Hamada, wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist, gehört mein Partner nicht zu der ruhigen Sorte. Es wird niemanden Leid zugefügt, wenn Sie sich zu erkennen geben, ebenso wenig Ihnen. Wir haben lediglich ein paar Fragen an Sie." Ein paar Fragen? schrie sie innerlich. Und dafür diesen Aufstand? Hätte ein Brief nicht gereicht? Mit einem Mal durchbrach ein dumpfer Schrei den Saal. Gunner hatte sich einen alten Mann in der Nähe des Ausgangs geschnappt und hielt ihm den Revolver an die Schläfe. "Komm endlich raus, du Miststück, oder ich fange mit dem hier an!" Der Mann weinte bitterlich und bat um Gnade, was jedoch auf taube Ohren stieß. "Nun gut." sagte Gunner ruhig und zog den Hahn. Cass hielt das nicht aus. "Nein, bitte!" Sie erhob sich und winkte mit dem Arm. "Bitte! Ich bin hier!" "Gunner, du kannst den Herrn loslassen." sprach Knight durch den Lautsprecher und legte das Mikro beiseite. Gunner indes schien wenig begeistert. "Warum entdecken Menschen immer ihre Zivilcourage, bevor ich abdrücken darf?" Wütend ließ er den alten Mann los. Knight war inzwischen über den Tresen gesprungen und stand nun vor Cass. "Folgen Sie mir bitte." sprach er ruhig zu ihr, dann hob er seinen Kopf und wandte sich an die anderen Menschen im Saal "Der Rest kann gehen. Alle raus hier!" Leise und vorsichtig gehend erhob sich einer nach dem anderen und schlurfte zur Tür hinaus. Gunner schien fassungslos und kam auf seinen Partner zu. "Was soll das? Das war nicht abgemacht!" "Dass du jemanden den Schädel wegpustest, auch nicht!" fuhr Knight ihn an. "Was wollen Sie von mir?" wimmerte Cass und sie zitterte am ganzen Körper. Sie dachte an Hiro, Tadashi, ihre Schwester und deren Mann. Hatte sie versagt? Hatte sie das hier verdient? "Nur, dass sie uns folgen." antwortete Knight ihr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)