Über Freunde und Helden von GrauW0lf ================================================================================ Kapitel 2: Technikmesse ----------------------- Seit Tadashis Tod und der letzten Technikmesse der Universität von Fransokyo war bereits ein ganzes Jahr vergangen. Gogo verstand noch immer nicht ganz, warum sie jetzt hier waren, statt an ihren eigenen Arbeiten zu sitzen, doch waren Fred und Honey der Meinung gewesen, dass es doch ganz interessant sein würde, die möglichen neuen Kommilitonen und ihre Arbeiten kennen zu lernen. Honey hatte ihr daraufhin noch erzählt, Fred habe eine, wie er sagte, „übergeniale“ Ankündigung gelesen, die sie sich unbedingt einmal angucken sollten. Genervt ließ sie ihre Kaugummiblase platzen. Die Messe war gut besucht und das Gedränge an manchen Ständen war einfach unnormal. Scheinbar hatte das Feuer vom letzten Jahr die Begeisterung für Technik nicht abebben lassen und das Erscheinen von „Superhelden“ schien ebenfalls seinen Beitrag dazu geleistet zu haben. „Das ist ja der Überwahnsinn!“ schallte mit einem Mal die aufgeregte Stimme Freds in ihrem Ohr. „Das muss ich mir ansehen!“ und, ehe man sich versah, war er auch schon in der Menge verschwunden und stoppte voller Begeisterung wenige Sekunden später an einem reich geschmückten Stand, über dem mit großen Lettern „Comicrestaurator!“ prangte. „Ist das sein Ernst?“ beschwerte sich Gogo bei Honey. „Dafür sind wir hergekommen?“ „Sach ma, hat wer von euch Hiro und Baymax gesehen?“ wandte Wasabi ein. Von den beiden war weit und breit nichts zu sehen. Gogo zuckte mit den Schultern, blies erneut ihre Blase auf und ging unbeirrt weiter. „Wahrscheinlich haben sie auch etwas Interessantes gesehen.“ vermutete Honey und zuckte ebenfalls mit den Schultern. Es war nicht zum Aushalten. Der Umstand, dass Gogo bereits auf dem Bike sitzen könnte, um die neuen, leichteren Bremsen zu testen, statt hier herum zu latschen, machte alles nur noch schlimmer. „Ich bin mal kurz wohin.“ sagte sie knapp zu ihren Freunden und, ohne eine Antwort abzuwarten, schritt sie bereits durch die Menschenmassen hindurch. Es war laut und überall hörte man Stimmen von Präsentatoren und diskutierenden Fans, die lauthals durch die Halle fegten. Irgendwo hier waren sie doch. dachte sich Gogo, doch konnte sie kein WC-Zeichen erkennen. Stattdessen fiel ihr Blick auf eine Bühne etwas abseits der Menge. Vorne war ein kleines Schild mit der Aufschrift „Multifunktionstechnik“ zu sehen und einer der Professoren ihrer Abteilung unterhielt sich aufgeregt mit einem jungen Mann. Dieser sprang gerade mit einem Satz wieder auf die Bühne und ergriff ein Mikro. „Mein Name ist Naoko Yamoro. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, Menschen mit verlorenen Gliedmaßen zu helfen und entwickle dafür spezielle Prothesen." Ein leichtes Gemurmel ging durch die wenigen Menschen, die ihm zuhörten. „Hier steckst du also.“ Es war Honey, die mit den Anderen im Schlepptau zu ihr aufgeschlossen hatte. „Wir haben Hiro und Baymax gefunden." fuhr sie lächelnd fort. „Irgendwie sind wir vom Weg abgekommen." grinste Hiro sie an und Baymax meinte „Du hast nicht aufgepasst." „Danke Großer. Das musst du mir nicht auch noch rein drücken." beschwerete Hiro sich. „Und was ziehst du dir da rein?“ fragte Fred in Gogos Richtung, doch antwortete sie nicht darauf und, als die Stimme Naokos aus den Lautsprechern drang, musste sie das auch nicht mehr. „Doch vergessen Sie diese unhandlichen, steifen Dinger, die Sie bisher vielleicht gekannt haben. Meine Prothesen bieten denselben Funktionsumfang wie ein echtes Körperteil und noch sehr viel mehr. Keine Verzögerung, keine steifen und langsamen Finger oder Zehen." Die Menge wurde größer und selbst Fred schien ein gewisses Interesse zu zeigen, obwohl Gogo nicht sagen konnte, ob er nur wieder eine seiner Ideen hatte oder aufmerksam zuhörte. Der junge Mann auf der Bühne steckte seine freie Hand in die Hosentasche und sah sich um. „Vor einigen Jahren…" begann er etwas ruhiger „…habe ich bei einem Busunglück ein Körperteil verloren. Die folgenden Prothesen, die ich bekam, waren nur hinderlich und sperrig und ließen mich mein liebstes Hobby nicht mehr ausführen. Dies waren für mich der Wendepunkt und der Anfang meiner Arbeit. Ich möchte Sie nun Folgendes fragen." Er legte das Mikrofon wieder auf den kleinen Hocker und begann damit, sich Shirt und Schuhe auszuziehen, bis er nur noch mit der kurzen Hose bekleidet dort stand. „Welcher Körperteil an mir ist nicht aus Fleisch und Blut?" fragte er in die Menge. Niemand rührte sich oder sagte ein Wort. Alle standen sie nur da und beobachteten ihn. Versuchten eine verräterische Stelle auszumachen und auch Gogo ertappte sich dabei, wie sie ihn ausgiebig studierte. „Könnt ihr wat erkennen?" fragte Wasabi in die Runde. „Hey Baymax." wandte sich Hiro an den Roboter. „Scan ihn mal." nur wenige Sekunden und Baymax antwortete „Scan abgeschlossen. Sein rechter Arm besteht aus verschiedenen Metallen, sowie Kabeln und Chips." Hiro grinste schelmisch und war gerade dabei, seinen Arm zu heben, als Wasabi ihn davon abhielt. „Also sonderlich fair is‘ dat aber nich‘, wa?" „Du hast wahrscheinlich Recht." gab Hiro zu, hob den Arm jedoch trotzdem. Der junge Mann reagierte und zeigte auf ihn. „Ja, du, vor dem Riesen-Marshmallow." Hiro trat etwas nach vorne, als Naoko ihn zu sich winkte, am Rand der Bühne zu ihm runter kniete und ihm das Mikrofon entgegen hielt. „Dein rechter Arm ist nicht echt." sagte er und ein leises Murmeln ging durch die Menge. Naoko hob eine Augenbraue und sah sich den „Marshmallow“ hinter ihm jetzt etwas näher an, ehe er lächelte und sich wieder Hiro zuwandte. „Woran hast du das denn gemerkt?" Hiro zuckte mit den Schultern und sah ihn unschuldig an. „Ich habe geraten." „Soso." antwortete Naoko lächelnd und erhob sich wieder. „Nun, der Kleine hat völlig Recht." Er griff in die Kiste am Rande der Bühne und zog einen Basketball hervor. Geschickt ließ er diesen auf seinem Finger kreisen, ehe er ihn fallen ließ und mit dem Fuß festhielt. Dann legte er das Mikro beiseite und begann, die Haut an seinem rechten Arm abzureißen. Zum Vorschein kam eine völlig aus Metall bestehende Prothese. Ein Raunen ging erneut durch die Menge. "Diese Prothese bietet standardmäßig denselben Funktionsumfang wie ein echter Arm." Er griff nach dem Ball zu seinen Füßen und begann, ein wenig damit herumzuspielen. Erst langsam nur auf einer Seite, dann wurde er immer schneller, spielte ihn hinter dem Rücken oder durch die Beine. Der Metallarm machte jede Bewegung mit und das, ohne dass er dabei an Präzision oder Geschwindigkeit nachließ. "Dabei ist sie nicht auf einen Einsatz als reinen Armersatz beschränkt." Er warf den Ball hoch und das Stück Metall begann zu surren. Die Finger verschwanden und an ihre Stelle trat ein langes Rohr, wie der Lauf einer Kanone. Ein Donnern dröhnte durch den Saal und ein Netz schoss heraus, umfing den fallenden Ball. Ein weiteres Surren und das Netz mitsamt Beute wurde an einem Stahlseil wieder zum Arm zurückgezogen. "Die leichte Carbon-Faser ermöglicht die verschiedensten Einsatzmöglichkeiten. Wie einen Enterhaken für Bergsteiger oder Polizeikräfte. Es wäre auch möglich, einen Teleskop-Arm zu konstruieren, was in bestimmten Situationen Leitern überflüssig machen würde." Er wartete einen Moment und sah in die Menge, bevor er fortfuhr. "Und das, meine Damen und Herren, nenne ich einen äquivalenten Tausch für einen Arm." Die Menge klatschte verhalten. "Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Aufmerksamkeit." Er verbeugte sich und, während er sich wieder anzog, sagte er noch "Wenn Sie Fragen haben, so stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.“ Sofort schoss Fred an ihnen allen vorbei nach vorne und ließ dem jungen Mann erst gar keine Zeit sich anzuziehen. Direkt schien er ihn mit Fragen zu bombardieren. Gogo meinte durch das Gemurmel der Menschen etwas von Flammenwerfer und Eisenzange verstanden zu haben und sie hoffte inständig, dass sie sich verhört hatte. "Oder wie wäre es mit einer riesigen Lanze? Die kann man dann in Brand stecken und seine Gegner niederreißen." fragte Fred voller Enthusiasmus und untermalte das Ganze theatralisch mit dem ganzen Körper. "Lass den Jungen, doch erst mal Luft holen." Sprach Honey schließlich, als sie an die beiden herangetreten waren. Naoko hob abwehrend die Hände. "Ich wollte ihm sowieso gerade sagen, dass ich meine Erfindung für rein friedliche Zwecke entwickeln möchte." "Aber Gladiatorenkämpfe damit wären schon eine ziemliche Nummer." Warf Hiro ein. Baymax hob mahnend den Finger. "Mit dem Einsatz solchen Gerätes könnte das Verletzungsrisiko erhöht werden." "Das macht es doch so spannend." Sagte Hiro. "Verzeihung, aber für so was gebe ich meine Erfindung besser nicht her." Lachte Naoko, strich sich mit der Hand durch das pechschwarze Haar und richtete seinen Blick auf Baymax. "Ist das der Roboter, der mich gescannt hat?" Die Gruppe war überrascht, obwohl auch nur die anderen das zeigten und Gogo eher teilnahmslos ihren Kaugummi kaute. "Woher weißt du, dass er dich gescannt hat?" Fragte Honey ihn schließlich. Naoko zeigte auf seinen Arm. "Die leichte Bauweise ermöglicht mir ebenfalls, das eine oder andere Messgerät einzubauen. Ich wusste eben nur noch nicht woher das Signal kam." Hiro war verwirrt. “Warum sollte man einen Scanner in eine Armprothese einbauen?" "Nun, die Möglichkeiten sind vielfältig." Meinte Naoko nur. "Verzeihung." kam es hinter ihnen und der neue, junge Professor der technischen Abteilung stand vor ihnen. "Herr Yamoro, richtig?" Der Angesprochene nickte. Gogo bemerkte, wie angespannt er war, und seine Augen funkelten regelrecht. Eisblau, wie ihr auffiel. Beinahe erschrocken blickte sie weg, als sie bemerkte, wie sie ihn anstarrte. Ihr Professor fuhr indes fort "Ich denke, ich kann ihren Gesuch nach einem Platz an unseren technischen Universität nachkommen. Ihre Erfindung zeigt Potenzial, was wir sehr gerne fördern würden. Ich muss mich zwar noch mit meinen Kollegen beraten, aber ich denke, das wird eine reine Formalität sein. Sie werden in Bälde Post von uns erhalten." Er reichte ihm die Hand und Naoko erwiderte den Gruß nervös. "Ich danke Ihnen! Ich danke Ihnen vielmals!" Er verbeugte sich eilig und mehrmals. Als der Professor schließlich davonschritt, war Fred der erste, der ihm gratulierte. "Der Hammer, Mann. Faust drauf." Etwas überrumpelt erwiderte Naoko diese. "Ich bin übrigens Fred. Sieht so aus, als müsste ich mir einen Namen für dich ausdenken." grinste Fred schelmisch und Naoko sah ihn schief von der Seite an. "Wie meinen?" Gogo verdrehte die Augen. Jetzt durfte sie sich wieder wochenlang seine Ideen anhören. "Wir sehen uns dann wohl noch, wa?" antwortete Wasabi schließlich. "Ja." erwiderte Naoko ruhig. "Bald kann es richtig losgehen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)