Johanna Thal Klinik [IAF - Die jungen Ärzte] von Nathalie-Lina-Winter ================================================================================ Kapitel 2: Chepter 2 -------------------- Carina streckte meinen Kopf über, nahm die Beatmungsmaske und setzte sie mir auf Mund und Nase. Langsam begann sie mich damit zu beatmen. Währenddessen legte Niklas in meiner Armbeuge einen weiteren Zugang, während ihm Lulu eine Spritze reichte. Die helle Flüssigkeit gelangte langsam in meine Blutbahn, während das EKG immer noch unregelmäßig piepte. „Niklas, sie lässt sich schlecht beatmen. Ihr Brustkorb…“ „Scheiße!“, fluchte dieser und sah sich hektisch um. Das EKG zeigte einen unregelmäßigen Herzschlag an, ehe es anfing schneller zu piepen. „Kammerflimmern!“ Niklas handelte sofort, indem er zum Defibrillator griff, Gel auf die Kontaktflächen gab, die Paddels aneinander rieb und diese dann auf meinen Brustkorb aufsetze. „Weg!“ Lulu und Carina traten bei Seite, kurz darauf versetzte er meinem Herz einen Schock. Unter normalen Umständen hätte das EKG nun wieder eine regelmäßige Kurve anzeigen müssen, doch das tat es nicht. Stattdessen war nun ein hektisches, schnelles Piepen zu hören. „Noch mal!“ Niklas versetzte mir einen weiteren Stromschlag, mein Körper bäumte sich auf und fiel schlaff wieder zurück. Endlich gab das EKG wieder einen gleichmäßigen Ton von sich und die drei atmeten auf. „Ein weiteres Flimmern überlebt sie nicht.“, murmelte mein bester Freund und sah mich besorgt an. „Leg einen Beatmungsschlauch und schließ sie an. Ihre Lunge wird das alleine nicht schaffen.“, wies er Carina an, die nickte. Alle drei sahen sichtlich mitgenommen und geschockt aus.Niklas wischte das Kontaktgel von meiner Brust und ließ seinen Blick einen Moment auf meinem Herzen liegen.Langsam streckte er die Hand aus und setzte seine Fingerspitzen unterhalb meiner linken Brust. Sorgfältig ertaste er meinen Herzspitzenstoß und fühlte diesen unter seinen Fingern. „Schwach und kaum spürbar. Aber zumindest wieder regelmäßig. Ich werde einen Ultraschall von ihrer Lunge machen, um mir einen Überblick zu verschaffen, wie weit der Riss sich zugezogen hat. Außerdem werde ich mir ihr Herz noch mal anschauen. Irgendetwas stimmt damit nicht. Das Flimmern kann ich mir nicht erklären. Das kommt ja nicht einfach so.“ „Hast du nicht erzählt, dass sie schon vorher einen unregelmäßigen Puls hatte?“, fragte Lulu und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Niklas nickte. „Ja, hatte sie. Aber du kennst sie ja. Sie will sich nicht helfen lassen bei so etwas. Lieber verreckt sie an ihrer eigene Scheiße, bevor sie sich Hilfe holt.“ Carina hatte mich währenddessen ans Beatmungsgerät angeschlossen. Die gleichmäßigen Atemzüge, die nun zu hören waren, schienen beruhigend zu wirken. Da ich bewusstlos war und ich von alle dem nichts spürte, konnte ich nicht sagen, was um mich herum passierte. Zwei Tage waren vergangen. Zwei Tage, in denen ich bewusstlos und unter ständiger Beobachtung auf der ITS gelegen hatte. Vor sechs Stunden war ich wieder zu mir gekommen und hatte voller Panik versucht, mir sämtliche Geräte vom Körper zu reißen. Beatmet wurde ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, da meine Lunge sich weites gehend wieder erholt hatte. Leider hatte ich die Rechnung ohne Niklas gemacht, der just in diesem Moment ins Zimmer kam. „Jana, lass es sein. Du tust dir nur unnötig weh!“, forderte er mich ernst auf und ging langsam auf mich zu. „Warum bin ich hier? Und warum…“ Meine Stimme zitterte. Ich konnte nur flüstern, da mir das Atmen immer wieder weh tat und sich der Schmerz entsetzlich anfühlte. „Du hast dir einen Lungenriss zu gezogen und sollst dich schonen. Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl!“ Niklas blieb vor mir stehen und sah mich ausdruckslos an. Seine blauen Augen wirkten hart und kalt und ich zuckte zusammen. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Kaltblütigkeit kannte ich von dem sexy Oberarzt wirklich nicht. Ich schluckte und holte bebend Luft, doch Niklas ließ mich nicht zu Wort kommen. „Wieder sprich mir nicht. Du weißt, dass ich als dein bester Freund und inzwischen auch als dein behandelnder Arzt, keine Widerworte dulde. Widerstand ist also zwecklos. Und in deiner Verfassung würde ich es erst gar nicht versuchen. Im Übrigen hast du mir lange genug auf der Nase herumgetanzt. Oder hast du wirklich geglaubt, dass ich nicht raus finde, was mit dir los ist?!“ Ich schluckte und ließ mich in die Kissen sinken. „Wie lange?“ Niklas Frage ließ mich zusammenzucken und ich schluckte schwer. „Jana. Wie lange nimmst du den Scheiß jetzt schon? Und lüg mich nicht an.“ „Seit… ungefähr einem halben Jahr.“, flüsterte ich leise und schämte mich in Grund und Boden. „Bitte!? Das ist nicht dein Ernst. Seit einem halben Jahr? Woher…? Ach, was frag ich überhaupt. Ist ja eh klar, wo du sie her hast. Aber hey, Glückwunsch. Dein Körper hat sich ja bereits dafür bedankt.“ Ich schwieg. „Mensch, Jana. Wach endlich auf. Du bist Schwesternschülerin; du weißt, was das für Folgen und auch Konsequenzen für dich hat. Aber verrate mir eins: Wie lange hattest du vor, das alles noch durch zuziehen? Bis du erstickst und dir keiner mehr helfen kann? Bist du dir überhaupt über die Nebenwirkungen bewusst?“ Noch immer schwieg ich, denn ich wusste, dass Niklas Recht hatte. Ja, er hatte verdammtes Recht damit und nein, ich war mir nicht bewusst, was das Zeug für Nebenwirkungen hatte. Alles, was ich wollte, war den Schmerz damit zu bekämpfen, mehr nicht. „Verdammte Scheiße, hör endlich auf zu schweigen und sag es mir.“ Niklas beugte sich vor und stützte die Arme zu beiden Seiten meines Kopfes ab, so dass ich gezwungen war, ihn anzublicken. „Sag mir die Wahrheit!“, hauchte er mir entgegen und ich schluckte. „Ich… ich weiß es nicht. Das alles fing vor mehr als einem halben Jahr an. Damals war alles ganz harmlos. Ich wollte nicht zum Arzt, also hab ich mir Tabletten besorgt. Jede Woche mehrere und jedes Mal andere. Irgendwann kam ich damit nicht mehr aus, als ging ich an die Arzneischränke im Schwesternzimmer, so wie an eure Schränke in den Dienstzimmern und Behandlungsräumen. Ich… zog mir mehrere Infusionen rein, mehrere Spritzen mit Beruhigungsmittel und Schmerzmitteln. Ich hoffte dadurch den Schmerz loswerden zu können, aber… es ging nicht. Ich habe schon mehrfach das Herzrasen, die Atemprobleme gehabt. Ich weiß, dass ich einen rasenden Puls habe und ich weiß auch, dass ich Angst hab. Ich hab Angst, mich von dir, oder sonst wem, untersuchen zulassen. Eben weil ich Angst hab, dass ihr raus finden könntet, was mit mir los ist. Ich weiß, dass ich eine akute Lungenentzündung hatte. Ich weiß auch, dass ich ständige Herzrhythmusstörungen habe. Ob die von den Tabletten und den Spritzen kommen, weiß ich nicht. Ich… ich hab keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als euch alle anzulügen. Ich… es… tut mir leid!“ Mit gesenktem Kopf endete ich. Stille breitete sich im Raum aus. Ich spürte, wie sich Niklas langsam von mir entfernte und dann erhob. „Jana… du spielt mit dem Feuer und… mit deinem Leben. Dass du solche Angst vor den Untersuchungen hast, das habe ich nie gemerkt. Man hat es dir niemals angesehen. Das, was du getan hast… das ist Diebstahl und du weißt, dass ich es melden muss. Dir ist klar, dass du deine Ausbildung an den Nagel hängen kannst und ganz sicherlich nie wieder in diesem Bereich eine machen wirst können.“ Ich senkte den Kopf, denn mir war dies definitiv klar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)