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Blind Date

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Der Ausflug, Teil 2

Die ersten Sonnenstrahlen fielen in einem sanften Licht durch das Fenster direkt auf ihr friedlich schlafendes Gesicht. Im Gegensatz zu ihr war Kira bereits seit mindestens einer Stunde wach. Als er das erste Mal an diesem Morgen die Augen öffnete und feststellte, dass sie genauso eng umschlungen dalagen wie sie eingeschlafen waren, war alle Müdigkeit verflogen. Eine Weile lag er still auf der Seite, ohne sich zu rühren, aber auf Dauer wurde es zu unbequem. Sein Arm schlief ein, sein Körper fühlte sich steif an, also drehte er sich vorsichtig in ihrer Umarmung um, mit dem Gesicht zu ihr. Der Versuch, seine Position zu wechseln, ohne sie aufzuwecken, gelang ihm einwandfrei. Leider glitt dabei ihr Arm von ihm und landete auf der Bettdecke. Kira verspürte einen Anflug von Bedauern, doch machte keine Anstalten, ihren Arm erneut um sich zu legen. Zu sehr befürchtete er, sie aus ihren süßen Träumen zu reißen. Und dann wäre dieser schöne Moment nur noch eine Erinnerung.

Kira hatte seinen Ellbogen in die Kissen und seinen Kopf in die Hand gestützt, und betrachtete die schlafende junge Frau neben sich. Er konnte sich nicht daran erinnern, je dasselbe bei einer anderen getan zu haben. Einfach daliegen, betrachten und sich am Anblick erfreuen.

Was war nur los mit ihm? Seit wann verhielt er sich wie ein verliebter kleiner Junge?

Die Erinnerung an jenen vergangen Sommer trat ungebeten in sein Bewusstsein. Ja, das musste die Zeit gewesen sein, als er noch so unbedarft und blauäugig durch die Welt gelaufen war. Doch das Leben hatte ihn eines Besseren belehrt. In jenem Sommer lernte er das erste Mal die Liebe kennen – und ihre Schattenseiten. Am Anfang trug sie ihn leicht und schwerelos auf ihren Flügeln und gab ihm das Gefühl, das reine Glück gefunden zu haben. Doch schon im nächsten Augenblick zerfetzte eben jene Liebe diese Flügel und ließ ihn mit voller Wucht zu Boden stürzen. Ohne Vorwarnung. Ohne Gnade.

Damals gab er sich selbst ein stillschweigendes Versprechen, er würde nie wieder solche Gefühle zulassen, und über Jahre hinweg war ihm das auch gelungen. Und jetzt, rund 10 Jahre später, tauchte plötzlich dieses Mädchen in seinem Leben auf und wühlte sein verstaubtes Herz auf. Ein Herz, von dem er nicht geglaubt hätte, es könnte noch einmal auf diese Weise für jemanden schlagen.

Kira betrachtete sie nachdenklich und strich ihr eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Dabei nutze er diese Gelegenheit, um ihr sanft über die Wange zu streichen.

War es klug, diese heimtückischen Gefühle erneut zuzulassen? Gleichgültig, wie schön es sich zu Beginn anfühlen mochte, es endete doch immer auf die gleiche Weise.

Er erwischte sich dabei, wie er sich langsam zu ihr hinabbeugte, trotz seiner widersprüchlichen Gedanken. Ihre Lippen sahen so einladend aus. Zu lange war es her, dass er diese Lippen berührt hatte. Nur einen kleinen Kuss. Mehr wollte er nicht.

Was für eine Selbstverleugnung... Natürlich wollte er mehr. Viel mehr.

Kira hielt inne, bevor seine Lippen auf ihre trafen.

Ihm wurde schlagartig bewusst, dass es längst zu spät war. Zu spät für Widerstand, zu spät sich gegen seine Gefühle zu wehren. Ja, er wollte mehr. Aber er wollte nicht nur ihren Körper. Er wollte alles. Ihr Vertrauen, ihre Hingabe, ihre Liebe.

Sein Herz verkrampfte sich bei dieser Erkenntnis.

Du armseliger Trottel. Ihre Liebe? Träum' weiter. Sie gehört mir, Bruderherz.

Es fühlte sich an, als würde sein Bruder in Teufelsgestalt auf seiner Schulter sitzen, ihm diese boshaften Worte zuflüstern und ihn verhöhnen.

Hast du das mit Absicht getan, Miro? Wolltest du mich quälen? Wolltest du dich dafür rächen, dass ich mich von dir abgewandt habe?

Statt sie auf den Mund zu küssen, hauchte er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.

Aber wenn das dein Plan war - führte er in Gedanken fort - warum hast du dann sie hineingezogen? Hat sie dir so wenig bedeutet? War alles nur ein Spiel für dich?

Diese Frage musste Kira sich unweigerlich stellen. Sein Zwilling neigte zu ausgefallenen, verrückten Ideen. Manchmal hatte Kira das Gefühl, dass das ganze Leben für Miro nur ein einziges Spiel war. Das Leben ist zu kurz für Langeweile, Kira - hatte er gesagt und dann vielsagend gegrinst - ich muss es ja wissen.

Doch war das wirklich die Antwort? Nein. So bösartig war Miro dann doch nicht. Kira konnte sich nicht vorstellen, dass sein Bruder dieses Mädchen nur deswegen geheiratet oder eher gesagt, sie an ihn, Kira, gebunden hatte, um ihm eins auszuwischen. Nein. Miros Motive mussten viel tiefer gehen. In seinem Abschiedsbrief klang sein letzter Wille eher danach, als wollte er Kira damit glücklich machen, ihm einen Gefallen erweisen, damit er nicht alleine verendete, wenn Miro aus dem Leben schied. Denn gleichgültig wie schwer ihr Verhältnis manchmal war, sie waren und blieben für immer Brüder, Zwillinge, und tief im Herzen Freunde.

Kira setzte sich auf und fuhr sich durchs Haar, das ihm gleich darauf wieder genauso wirr ins Gesicht fiel. Diese ganzen Gedanken machten ihn ganz hibbelig. Er schaute über die Schulter noch einmal zu Itoe, die immer noch tief und fest schlummerte.

Welchen Grund sein Bruder auch hatte, es änderte nichts an Kiras Gefühlen für sie. Doch wie sah es mit ihr aus?

Kira seufzte schwer und stand langsam auf. Seine Grübeleien wollte er doch auf später verschieben. Der Urlaub sollte genossen werden und das würde er auch tun. Solch einen Ausflug hatte er mit seinen Freunden schon lange nicht unternommen. Soweit er sich erinnern konnte, war das letzte Mal mit Miro zusammen gewesen.

Kira schlüpfte leise aus dem Schlafzimmer und ging ins Bad. Die Stille ließ seine Schritte laut erscheinen. Das ganze Haus befand sich noch im Tiefschlaf, aber das würde sich gleich ändern. Sie waren hier, um etwas zu erleben, nicht um auszuschlafen.

Nach einer erfrischenden Dusche machte Kira sich daran, seine Freunde, einen nach dem anderen, aufzuwecken. Verständlich, dass keiner erfreut darüber war. Jiro schimpfte, Katsuya warf ein Kissen nach ihm. Nur Ren ließ es kampflos über sich ergehen.

Als Kira dann wieder in sein Zimmer zurückkehrte, war Itoe überraschenderweise bereits wach. Sie saß auf dem Futon und streckte sich.

„Was war das für ein Krach?“, meinte sie verschlafen und sah zu ihm. Die Decke war an ihr hinabgerutscht und er hatte eine wundervolle Sicht auf ihren Oberkörper, der nur durch ein knappes Top bedeckt war. Es war schwer, das zu ignorieren und ihr direkt in die Augen zu sehen.

„Entschuldige. Ich habe die anderen aufgeweckt, damit sie nicht zu lange schlafen. Wir sind schließlich hier, um etwas zu unternehmen, oder? Schlafen können die auch zu Hause.“

Itoe grinste etwas.

„Die haben sich sicher alle tierisch gefreut“, sagte sie zynisch, „und jetzt wolltest du mich aufwecken?“

Kira lächelte verschmitzt.

„Nein. Dich wollte ich eigentlich verschonen.“

Gestern Abend, als sie zu Bett gegangen waren, war das Zimmer abgedunkelt, sodass er nicht die Möglichkeit hatte, sie so genau in Augenschein zu nehmen wie jetzt. Kira riss seinen Blick mit größter Mühe von ihr und suchte sich ein paar Klamotten heraus.

„Das Bad ist frei“, sagte er nebenbei. „Du solltest dich beeilen, bevor Jiro es besetzt. Denn dann kann es sich nur um Stunden handeln“, riet er ihr und wartete bis sie aus dem Zimmer schlüpfte. Erst dann erlaubte er sich, entspannt auszuatmen.

Seine Selbstbeherrschung wurde seit Wochen auf eine harte Probe gestellt. Es war eine Herausforderung, mit einer Frau, für die man Gefühle hatte, zusammenzuleben, mit ihr in einem Bett zu schlafen, ihr aber nicht näher kommen zu dürfen. Besonders gestern Nacht, als sie ihn berührt hatte, musste er seine ganze Willenskraft aufwenden, um nicht über sie herzufallen. Aber er hatte es ihr versprochen, ihr Zeit zu lassen, denn er war sich in jenem Augenblick sicher, sie hätte dieselben Gefühle für ihn. Aber was, wenn er sich geirrt hatte und seine Geduld und Zurückhaltung vergebliche Liebesmüh war? Heute Abend würde er hoffentlich erfahren, wie es um ihre Gefühle stand.

 

Der Tag verging wie im Flug. Nach dem Frühstück waren sie auf der Piste Skifahren und als sie zurückkehrten, war es bereits um die Mittagszeit. Hungrig wie sie waren, wollten sich vor allem die Jungs die Bäuche vollschlagen, doch da heute Weihnachten war und ein köstliches Menü anstand, hielt Itoe sie davon ab. Mit Brummen gaben sie nach, doch letztendlichen waren sie froh, gewartet zu haben. Das Weihnachtsessen war ein Augenschmaus. Besonders nach der sportlichen Betätigung am Vormittag hatten alle einen Bärenhunger und hauten mächtig rein. Ren und Itoe hatten ganze Arbeit geleistet. Zum Nachtisch gab es dann noch einen liebevoll verzierten Erdbeerkuchen à la Itoe.

„Uff, ich bin so voll“, gab Jiro von sich, nachdem er das letzte Stück Kuchen verzehrt hatte, und legte seine Hand auf seinen Bauch. „Das war der Hammer. Vielen Dank an die Köche!“

Ren lächelte und prostete Itoe zu.

„Ich habe nur die Anweisungen befolgt.“

Itoe sah etwas verlegen drein.

„Du hast mir sehr geholfen. Ohne dich wäre ich auf einige Sachen gar nicht erst gekommen.“

Ren zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.

„Ideen zu haben ist leicht, aber auf die Umsetzung kommt es an. – Und dein Kuchen war mal wieder richtig lecker. Sag mal, willst du nicht doch eine Konditorei eröffnen?“

Kira verfolgte aufmerksam das Gespräch zwischen den beiden. Wie sie vertraut miteinander sprachen, über Dinge, von denen er keine Ahnung hatte. Seit wann stand es zur Debatte, dass Itoe eine Konditorei aufmachen sollte? Das hatte sie ihm nie erzählt. Gab es noch mehr Dinge, die er nicht über sie wusste? Es war zwar nicht so, dass sie sich nicht miteinander unterhielten, aber über Wünsche und Träume und solchen Kram hatten sie schon lange nicht mehr geredet.

Kira führte nachdenklich sein Glas zu seinen Lippen und trank einen großen Schluck Bier. Ohne es zu merken, erwiderte Itoe seinen Blick, den er schon die ganze Zeit auf sie gerichtet hatte. Erst nach einer Weile merkte er, wie sie ihn anlächelte. In diesem Augenblick konnte er sich jedoch kein Lächeln abringen, zu sehr war er von seinen dunklen Gedanken eingenommen.

Kira erhob sich mit einem Ruck, sodass sein Stuhl wackelte. Alle sahen verwundert zu ihm auf, als er so plötzlich aufstand. Erst jetzt merkte er den Alkohol, der ihm leicht zu Kopf stieg.

„Ey, Kira. Wo gehst du hin?“, fragte Jiro ihm hinterher.

„Auf’s Zimmer“, erwiderte dieser knapp und ließ seine Freunde verblüfft zurück.

Im Schlafzimmer ließ er sich seufzend im Schneidersitz auf die Futons nieder und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand.

Was war nur mit ihm los? Was war das für ein dumpfer Schmerz in seinem Inneren? Vielleicht hatte er zu viel gegessen… oder getrunken? Ihm schwirrte allmählich der Kopf. Unwillkürlich drängte sich ein Bild von Ren und Itoe in sein Bewusstsein. Am liebsten hätte er laut aufgeschrien, dass sie aus seinen Gedanken verschwinden sollten. Stattdessen griff er in seine Hosentasche und holte eine kleine rote Schachtel hervor, die er in seiner Hand drehte und wendete.

Ihn überkamen Zweifel. Vielleicht war es nicht das richtige Geschenk. Vielleicht war nichts von all dem richtig.

Als die Tür leise aufging und Itoe hineinspähte, brachen seine Gedanken abrupt ab. Er steckte die Schachtel zurück in seine Hosentasche, bevor sie den Raum betrat.

„Darf ich?“, fragte sie und wies auf den Platz neben ihm. Nachdem er scheinbar gleichgültig mit den Schultern gezuckt hatte, setzte sie sich neben ihn, zog die Beine an und lehnte sich genauso wie er zurück an die Wand. Ihre Gesten wirkten natürlich, als wäre es die selbstverständlichste Sache auf der Welt, sich zu ihm zu setzen, nachdem er so unhöflich den Tisch verlassen hatte, während alle anderen noch im Gespräch waren.

Kira betrachtete sie verstohlen aus dem Augenwinkel, während sie schweigend nebeneinandersaßen. Sie sah heute besonders hübsch aus. Das rote Kleid passte sich perfekt ihrer schlanken Figur an. Ihr hellbraunes, langes Haar fiel in sanften Wellen über ihre Schultern. Sie hatte sich mit ihrem feierlichen Outfit offensichtlich viel Mühe gegeben. Sein Blick wanderte über sie und blieb an ihren rotgeschminkten Lippen hängen.

„Kira?“

Er zuckte zusammen, fühlte sich ertappt, als sie seinen Namen aussprach, und richtete seinen Blick wieder geradeaus.

„Ja?“

Er spürte, wie sie sich zu ihm umwandte und ihn von der Seite betrachtete.

„Geht’s dir gut? Du bist so plötzlich gegangen.“

Er war sich ihres forschenden Blickes bewusst, war aber nicht in der Lage, ihn zu erwidern, denn er befürchtete, sie könnte in seinen Augen seine wahren Gefühle erkennen. Die Hand in seiner Hosentasche umfasste die Schachtel fester.

„Alles bestens“, sagte er ungerührt und in seinen Ohren klangen diese Worte sehr überzeugend.

„Lügst du mich etwa an?“

Ihre direkte Frage brachte Kira ein wenig aus dem Konzept und er kam nicht umhin, sie perplex anzusehen, fasste sich aber schnell wieder.

„Denkst du, ja?“

Itoe nickte nachdrücklich.

„Ich kenne dich doch“, meinte sie zu seiner Überraschung und zwinkerte. „Ich sehe sofort, wenn du etwas hast.“

Ihre Worte und ihr Lächeln verschlugen ihm für einen Moment die Sprache, als er grade zu einer Antwort ansetzen wollte. Was für eine Ironie. Sie hatte das Gefühl, ihn zu kennen, wohingegen er genau das Gegenteil ihr gegenüber empfand.

Kira streckte seine Hand nach ihr aus und strich ihr sanft über die Wange. Um ehrlich zu sein, berührten ihn ihre Worte. Dadurch fühlte er sich viel weniger fremd und er hatte das Gefühl, sie würde endlich Kira sehen und nicht länger seinen Zwillingsbruder.

Ihre großen Rehaugen sahen ihn fragend an und weiteten sich ein wenig vor Überraschung, als er sich zu ihr hinabbeugte und seine Lippen auf ihre legte. Seiner Erwartung zum Trotz wich sie nicht zurück, sondern ließ seinen Kuss zu. Zu lange hatte er darauf gewartet, doch diesmal würde er nicht denselben Fehler machen und seinem Verlangen zu schnell nachgeben.

„Ich habe etwas für dich“, murmelte er an ihren Lippen und holte aus seiner Hosentasche jene kleine Schachtel hervor.

„Für mich?“, fragte sie erstaunt, als sie sein Geschenk entgegennahm.

Kira nickte. Sein Herz pochte wild in seiner Brust. Die Aufregung machte ihn ganz verrückt. Aufmerksam beobachtete er sie dabei, nahm jede kleine Regung an ihr wahr, während sie die Schachtel neugierig betrachtete und schließlich öffnete. Darin befand sich ein silberner Ring mit einem kleinen Diamanten in der Mitte. Bei der Suche nach dem passenden Weihnachtsgeschenk war er auf einen Juwelier gestoßen und als er dann diesen Ring entdeckte, war ihm sofort klar, dass er es sein musste. Der Preis spielte dabei keine Rolle.

Doch nun plagten ihn Zweifel. Je länger sie nichts sagte, desto unruhiger wurde er. Und während dieser gefühlten Ewigkeit rechnete Kira nicht mehr mit einer positiven Reaktion. Was dachte er sich überhaupt dabei, ihr einen Ring zu schenken...

„Er ist wunderschön“, sagte sie schließlich und Kira fühlte sich ungemein erleichtert. Doch etwas an ihrem Gesichtsausdruck und an der Tatsache, dass sie den Ring nicht aus der Schachtel herausnahm, verriet ihm, dass ihr noch etwas anderes auf der Seele lag. Kira ignorierte bewusst diese Anzeichen.

„Willst du ihn nicht anprobieren? Ich musste deine Größe leider raten. Ich hoffe, er passt. Ansonsten lassen wir ihn umändern.“

Bereits als er die ersten Worte aussprach, rückte er der Katastrophe immer weiter entgegen. Zögerlich nahm Itoe den Ring und steckte ihn sich an den Ringfinger. Er saß perfekt, als wäre er für sie gemacht. Sie betrachtete ihre Hand, schien das Funkeln zu bewundern, doch ihre Freude in den Augen verblasste langsam.

„Ich kann ihn nicht annehmen“, sagte sie plötzlich und machte Anstalten den Ring abzunehmen, „es tut mir leid.“

Ihre Worte drangen nicht sofort zu ihm durch, zu sehr war er von ihrem kläglichen Versuch abgelenkt, den Ring abnehmen zu wollen. Doch dieser saß fest.

„Kannst oder willst nicht?“, fragte Kira kühl mit einem Hauch Sarkasmus. „Sieht so aus, als müsstest du dir den Finger abschneiden, um mir den Ring zurückzugeben.“

Seine freudige Aufregung wich einer gleichgültigen Kälte, die seinen tatsächlichen Schmerz nicht nach außen dringen ließ.

Itoe hielt in ihrer Bewegung inne und sah bedauernd zu ihm auf.

„Ich wollte dich nicht damit verletzen. Du weißt genau, warum ich ihn nicht annehmen kann. Nimm es bitte nicht persönlich.“

Kira schnaubte verächtlich.

„Tu ich aber. Du hast mich um Zeit gebeten und die habe ich dir gegeben. Und jetzt kannst du nicht mal diesen verdammten Ring annehmen.“

Itoe sah ihn mit einem schuldbewussten Blick an, doch er ließ sich davon nicht besänftigen.

„Hättest du mir damals gesagt, wer deinen Ring hat, hätte ich ihn dir zurückgeholt. Aber denke ja nicht, dass ich mit meinem Ring Miros Ring ersetzen wollte. Ich wollte dir nur zeigen, wie wichtig du für mich bist.“

Während er sprach, fühlte er sich wie der größte Vollidiot. Warum musste er ihr seine Gefühle auf die Nase binden? Waren sie nicht offensichtlich? Anscheinend ja nicht.

Kira fuhr sich rastlos durchs Haar.

„Aber vielleicht würdest du dich ja mehr über solch ein Geschenk freuen, wenn es von jemand anderem kommen würde“, sagte er vieldeutig und erhob sich.

„Was meinst du damit?“, fragte Itoe verständnislos.

Kira presste die Lippen aufeinander und kämpfte gegen seine Eifersucht an, die ihn dazu drängen wollte, unüberlegte Worte auszusprechen.

„Vergiss es“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und steuerte die Tür an.

„Kira, warte!“

Kira blieb stehen, den Türgriff bereits in der Hand.

Und wieder einmal hatte er verloren. Sei es gegen Miro, oder sogar gegen Ren. Ganz gleich, was er tat. Dabei hatte er sich wirklich Mühe gegeben, hatte ihr Zeit gelassen, sie gut behandelt und sie beschützt, soweit es möglich war. Am Anfang wollte er nur, dass es funktionierte, er wollte nur Miros verdammten letzten Wunsch erfüllen. Doch auf eine unerklärliche Weise wuchs ihm dieses Mädchen so sehr ans Herz, dass jedes ihrer Worte ihn entweder erfreuen oder zerstören konnte.

„Ich habe genug gewartet“, murmelte er mit Bedauern in der Stimme und ließ sie allein in dem kleinen Zimmer zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Yuki-Haruka
2018-08-26T20:26:47+00:00 26.08.2018 22:26
Ahhh ... es zerreißt mir das Herz T^T </3
Kira tut mir so Leid T____T .... ich wünschte Itoe würde endlich mehr zu ihren Gefühlen stehen und ihm etwas entgegen kommen T____T

Wieder ein Kapitel, was super schön geschrieben wurde!! *___* <3
Antwort von:  May_Be
27.08.2018 10:10
v___v ja...
Itoe, die Herzensbrecherin ._.

Danke *w* <3
Von:  Soralai
2018-08-26T13:15:51+00:00 26.08.2018 15:15
*bereits Quiek bevor ich Anfang zu lesen*
Antwort von:  May_Be
26.08.2018 15:20
XD
Antwort von:  Soralai
26.08.2018 16:00
Oh nein *rotz und wasser heul*

das doch nicht wahr.... *Taschentuch weg werf*

*dir eine Waffel mit Puderzucker anbiet* sie sind aber etwas salzig von meinen Tränen
Antwort von:  May_Be
26.08.2018 16:34
hauptsache da ist kein Rotz in der Waffel XD
Antwort von:  Soralai
26.08.2018 17:15
*in die Teigschüssel schau und rühr* nein ... eindeutig nur der bittersalzige Geschmack meiner Tränen
Antwort von:  May_Be
26.08.2018 17:29
wie kann ich dich denn trösten? *.*
Antwort von:  Soralai
26.08.2018 20:22
*dramatisch seufz* wenn ich das bloß wüsste ... *tief und laut die Luft ausatmen tu*
Antwort von:  May_Be
27.08.2018 10:08
*twix rüberschieb*
Antwort von:  Soralai
27.08.2018 10:39
*vorsichtig die Folie aufzubbel*
ich weiß nicht.... *Anfang zu muppfeln* vll wenn du ein neues Kapitel hochlädst.... *das zweite Twix dir anbiet*
aber ich glaube dass das nächste Kapitel noch einen bösen Knall geben wird.... >.<`
ich fürchte Ren kriegt es gleich voll ab... *dir mein halbes Nutellabrot mit Banane rüber schieb*
und das doch doof :/
oder er erzählt es im Suff Kat und dann ist er wirklich gegen sie TT.TT
so viele böse Sachen können jetzt noch passieren...
oder Kira verletzt sich oder itoe hat nen Unfall *reinsteiger*
Antwort von:  May_Be
27.08.2018 16:23
*das zweite Twix mampf*
*ruhig deine theorien anhör*
*mich verschluck*
*hust hust*
*gegen die Brust hau*
XD sind wir in einem horrorfilm?
Aber andererseits... wir sind in einem Drama o.O es könnten viele böse Dinge passieren...
*bananenbrot mampf und nachdrücklich nick*

Antwort von:  Soralai
27.08.2018 19:48
und jetzt frag ich mich .... ob es wirklich gut war dir all diese bösen Dinge sagen und damit sie passiv vielleicht vorzuschlagen -.-"

ich mein, man sitzt so zwischen zwei Stühlen ... man will ja das sie sich kriegen... aber dann ist die Geschichte ja vorbei und das will man ja nicht ...
Antwort von:  May_Be
29.08.2018 14:38
Es ist immer gut, solche tollen Denkanstöße zu bekommen :3 Also Danke dafür xD

Ja, da bin ich immer hin und her gerissen T^T
Sollen die weiterleiden? v.v oder ist das nun genug?
Ich glaube, du weißt, zu was ich mehr tendiere :D
Antwort von:  Soralai
29.08.2018 18:00
Oh mein Gott.... was habe ich getan?
Von:  cyaeln
2018-08-26T10:37:12+00:00 26.08.2018 12:37
Oh My God.. Kira tut mir total leid.. :c
Das war einfach mal die voll süße Aktion, aber Itoe.. Itoe warummmm? ;-;

Man müsste die beiden so lange ins Zimmer einsperren bis sie endlich hskabshdiskansbs! *^*

Quäle mich nicht so May_Be T^T

Trotzdem liebe Grüße <3
Antwort von:  May_Be
26.08.2018 12:51
cyaeln ich kann dich verstehen. Während ich es geschrieben habe, tat er mir auch voll leid v_v aber egal wie ich es drehte und wendete, es lief auf eine schmerzvolle Abfuhr hinaus >_<
Ich bin gemein, oder? ._.

Liebe Grüße zurück :3
Antwort von:  cyaeln
26.08.2018 12:58
Ouh, nein nicht du bist gemein sondern Itoe >.< Einer von beiden muss immer den Moment zerstören, aber ich bin überzeugt das hoffentlich bald beide über ihren Schatten springen werden *-*
Antwort von:  May_Be
26.08.2018 13:02
die Hoffnung stirbt zuletzt, nicht wahr :D
Antwort von:  cyaeln
26.08.2018 13:10
Richtig xD


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