Zum Inhalt der Seite

Blind Date

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zusammen leben ist nicht leicht

Am nächsten Morgen erwachte Itoe vor Kira. Sie musste sich zunächst orientieren, wo sie sich überhaupt befand und vor allem mit wem im Bett. Ihr Blick wanderte zu der Person neben ihr. Kira. Die gestrigen Ereignisse fielen ihr mit einem Mal wieder ein. Kira hatte die Wohnung seines Bruders leergeräumt und sie bei sich einziehen lassen.

Itoe wusste nicht, was sie davon halten sollte. Es war nicht gerade seine beste Idee. Tief im Inneren war sie jedoch erleichtert, dass er sie nicht auf die Straße setzte, denn das war ihr erster Gedanke, als sie in der leeren Wohnung die Kartons vorfand. Aber... würde das Zusammenwohnen überhaupt funktionieren? Und wenn ja, für wie lange? Seit ihrem letzten Streit hatten sie nicht mehr richtig miteinander geredet und jeder Versuch dies zu ändern, endete in einem Desaster. Es ergab doch gar keinen Sinn, dass sie bei ihm wohnen sollte. Er hatte sie doch abgeschrieben, oder nicht? Die naheliegende Antwort für sein widersprüchliches Verhalten lag in Miros Abschiedsbrief. Sein letzter Wunsch, den Kira offensichtlich um jeden Preis erfüllen wollte. Gleichgültig welche Qualen und Anstrengungen das erforderte.

Itoe stieg leise aus dem Bett, um Kira nicht aufzuwecken, suchte ein paar frische Klamotten zusammen und tapste auf den Zehnspitzen ins Bad. Aus Gewohnheit schloss sie nicht ab. Sie zog sich aus und stieg unter die Dusche. Früh am Morgen fühlte sich eine kühle Dusche sehr erfrischend an. Der perfekte Start in den Tag, um alle Müdigkeit zu verbannen. Itoe merkte erst jetzt, dass sie es noch gar nicht geschafft hatte, ihr Shampoo und Duschgel im Bad zu verstauen, weshalb sie sich mit Kiras Sachen bedienen musste. Dann würde sie eben nach Männershampoo riechen. Sie duschte sich ab und stieg aus der Dusche, um sich abzutrocknen, als plötzlich die Tür aufging und Kira ohne Vorwarnung das Badezimmer betrat. Er hielt mitten in seiner Bewegung inne, als er sie erblickte und sie genauso geschockt ansah wie sie ihn. Itoe stieg die Röte ins Gesicht. Verdammt, diese blöde Angewohnheit, nicht die Tür abzuschließen! Itoe griff hastig nach dem Handtuch und wickelte es sich ungeschickt um den feuchten Körper. Sie erwartete, dass er mit einer Entschuldigung das Bad verließ, doch Kira tat genau das Gegenteil. Er entschuldigte sich nicht, verließ nicht den Raum, sondern trat unverschämterweise näher zu ihr.

Itoe sah überrascht zu ihm auf und ging automatisch einen Schritt zurück. „Geh raus“, verlangte sie, doch er kam immer näher. Bald gab es keine Möglichkeit ihm auszuweichen. Itoe stieß hinten gegen die Duschkabine und sah nun verärgert aus.

„Kira, was... soll das? Raus hier...!“

Doch Kira gehorchte ihr nicht. Er stützte sich mit einer Hand gegen die Duschkabine ab und stand ihr so nah, dass nur noch wenige Zentimeter zwischen ihnen lagen. Itoes Atem stockte, als sie zu ihm aufsah und feststellte, wie schamlos er ihr in die Augen blickte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, ihre Wangen glühten. Ihr gefiel es nicht, dass er diese Wirkung auf sie hatte.

„Kira, du bist zu nah...“ Sie legte ihre Hände an seine nackte Brust und drückte dagegen, um Distanz zwischen sich und ihn zu bringen. Vergebens. Kira stand wie ein Fels in der Brandung und rührte sich keinen Zentimeter von der Stelle.

 

Bevor Kira ins Badezimmer kam, hatte er vollkommen vergessen, dass er eine neue Mitbewohnerin hatte. Wenn man schon so lange alleine lebte, musste man sich erst einmal an die Veränderung gewöhnen. Er war aufrichtig überrascht, Itoe im Badezimmer anzutreffen, noch dazu völlig nackt. Aber... dieser Anblick. Schade, dass sie sich so schnell in das Handtuch gehüllt hatte.

Sein erster Gedanke war das Badezimmer zu verlassen, wie es sich gehörte, doch dann entschied er sich kurzerhand dagegen. Warum sollte er den Gentleman spielen? War doch egal, was sie von ihm hielt. Kira hatte von Anfang an keine Chance bei ihr. Also wozu sich erneut abmühen?

Kiras Blick suchte den ihren. Er hatte das Verlangen sie zu ärgern, sie verlegen machen. Und das schien ihm ganz gut zu gelingen. Ihre geröteten Wangen und ihr nervöser Blick waren Beweis genug. Aber das war nicht der einzige Grund, wenn er es recht bedachte. Sie hatte bei ihrem letzten Streit gemeint, dass es nichts zwischen ihnen gäbe, dass alle Gefühle nicht echt wären. Trotzdem hatte es sie verletzt, als sie von ihm und Makoto erfuhr. Sie musste also etwas für ihn empfinden, selbst wenn es nur Gefühle für seinen Bruder waren, die sie auf ihn projizierte. Kira wollte ihr irgendeine Reaktion entlocken, die ihm zeigte, dass er ihr doch nicht gleichgültig war, wie sie behauptete. Dass sie nicht schreiend davon lief, war ein gutes Zeichen.

Ihre Finger auf seiner nackten Haut lösten bei ihm Gänsehaut aus. Das hätte sie nicht machen dürfen. Wenn sie wüsste, dass seine Selbstbeherrschung an einem seidenen Faden hing.

Er beugte sich zu ihr hinab, als wollte er sie küssen. Doch bevor sich sein Deckvermögen gänzlich von ihm verabschieden konnte, legte Itoe ihre Finger auf seine Lippen.

„Nicht“, flüsterte sie und sah ihn beinahe flehend an.

Sein Verstand meldete sich zurück. Beinahe hätte er eine Grenze überschritten. Wenn er sie geküsst hätte, dann hätte er vermutlich vollkommen die Kontrolle verloren. Ein Kuss führte zum nächsten und der nächste zum Sex. Die Tatsache, dass sie halbnackt vor ihm stand, machte diese Situation auch nicht leichter.

Kira war froh darüber, dass er sich rechtzeitig besinnen konnte. Er löste sich von ihr, griff nach seiner Zahnbürste und putzte sich die Zähne, als wäre nichts gewesen.

 

Itoe stand mit pochendem Herzen da. Er hätte sie geküsst, da war sie sich ganz sicher. Hätte sie ihn nicht aufgehalten. Doch das war gar nicht mal das größte Übel. Beinahe hätte sie den Kuss zugelassen. Tief im Inneren hatte sie sogar gehofft, er würde es tun. Dieses Herzklopfen. Warum hatte sie bloß immer dieses verdammte Herzklopfen, wenn er in ihrer Nähe war... Es war falsch.

Itoes Blick folgte ihm. Sie verstand ihn nicht. Es war doch aus zwischen ihnen. Warum tat er dann so etwas? Sie wüsste zu gern, was in seinem Kopf vorging.

Ohne ihn nach seinen Absichten zu fragen, verließ sie hektisch das Badezimmer mit ihren frischen Klamotten in der Hand und ging ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Diesmal schloss sie die Tür ab. Itoe wollte den Geruch nach Männerduschgel loswerden und suchte ihre Bodylotion, mit der sie sich ruckzuck eincremte. Dann schlüpfte sie in ihre Jeans und ein weites T-Shirt, band sich das feuchte Haar zu einem Dutt und öffnete wieder die Tür.

Fast wäre sie in Kira hineingelaufen. Er stand im Türrahmen und schien geduldig darauf zu warten, bis sie ihn hereinließ. Itoe warf einen flüchtigen Blick über seinen Körper und wandte dann verlegen ihren Blick ab. Sein Anblick machte sie ganz kirre. Konnte er sich denn nicht endlich etwas anziehen?! Was lief er auch nur in einer Boxershorts herum...

Itoe hatte noch nie mit einem Mann zusammengelebt. Als Miro noch am Leben war, war sie oft bei ihm zu Besuch und blieb über Nacht, aber sie war nie bei ihm eingezogen. Sie hatte Miro ebenso nie in einer Boxershorts und schon gar nicht ohne gesehen. Zwischen ihnen war es nie zu mehr als Küssen gekommen. Nicht, dass sie es nicht versucht hätte. Aber er hatte stets gemeint, sie sollten sich Zeit lassen. Was Itoe mittlerweile nicht nachvollziehen konnte, angesichts seiner zahlreichen Frauen. Itoe hatte es damals auf seine Krankheit geschoben und ihm die Zeit gegeben, die er brauchte. Aber jetzt musste sie sich zwangsläufig die Frage stellen, warum er nicht mit ihr geschlafen hatte. Itoe merkte, wie ihre Gedanken eine falsche Richtung annahmen, während sie immer noch vor dem halbnackten Kira stand.

„Willst du mir nicht endlich sagen, was mit deiner Hand passiert ist?“, fragte Kira unvermittelt und riss sie jäh aus ihren Gedanken.

Itoe war gezwungen ihn anzusehen. Unbewusst umfasste sie ihre verletzte Hand mit der anderen. „Ein kleiner Arbeitsunfall“, murmelte sie und gab sich größte Mühe, ehrlich zu klingen. Itoe unternahm den Versuch, an ihm vorbei zu treten, doch Kira ließ sie nicht durch.

„Ach ja? Wie ist es denn genau passiert?“, hakte Kira nach.

Itoe suchte nach einer plausiblen Erklärung, aber sein dominantes Auftreten machte sie nervös, um einen klaren Gedanken zu fassen.

 

Kira ahnte, dass sie ihn anlog, aber bevor er ihr etwas unterstellte, fragte er vorsichtshalber nach. Vielleicht war das wirklich ein Arbeitsunfall. Aber da sie ihm nicht auf Anhieb sagen konnte, wie genau es passierte, konnte er das getrost ausschließen.

„Ich warte“, drängte Kira.

Itoe nahm eine abwehrende Haltung ein.

„Ich muss mich vor dir nicht rechtfertigen“, verteidigte sie sich, versuchte entschlossen zu klingen.

Kira formte seine Augen zu Schlitzen, da sie einen wunden Punkt getroffen hatte. Es ging ihn einerseits wirklich nichts an, aber andererseits fühlte er sich dazu verpflichtet, sie zu beschützen.

„Ich denke schon, dass du das musst. Du bist meine Frau, schon vergessen?“ Kira spielte liebend gern diese Karte aus, wenn es zu seinem Vorteil war. Mit einem Schritt stand er direkt bei ihr. Er ergriff ihr Handgelenk und führte ihr die verletzte Hand noch einmal vor Augen. „Warum willst du mir nicht die Wahrheit sagen?“ Er suchte in ihren Augen nach irgendeinem Anzeichen für eine Erklärung, aber Itoe sah ihn nur trotzig an. Sie würde wohl nicht bereitwillig kooperieren.

Als Kira sich ihre Hand noch einmal ansah, fiel ihm etwas anderes auf. Er fragte sich, warum ihm das nicht schon gestern aufgefallen war. Ihr Ehering fehlte. Miros Ring. Sie zog ihn sonst nie aus, außer wenn sie im Restaurant arbeitete.

Kira ließ ihre Hand los. „Wie du willst“, sagte er schließlich. Er würde noch dahinterkommen, aber das ließ er unerwähnt. Kaum trat er zur Seite, schlüpfte sie an ihm vorbei aus dem Zimmer.

 

Itoe verließ hastig das Schlafzimmer, sobald er ihre Hand losgelassen hatte, und ging zielstrebig in die Küche. Sie brauchte Abstand. Ganz dringend.

Für einen kurzen Augenblick, als Kira sich ihre Hand prüfend angesehen hatte, blitzte Erkennen in seinen Augen auf. Da ahnte sie, dass ihm das Fehlen des Rings aufgefallen war. Sie war jedoch ungemein erleichtert, dass er sie nicht darauf angesprochen hatte. Sie wüsste sonst nicht, ob sie die Sache mit Makoto noch länger für sich behalten konnte.

Itoe sah sich in der Küche um und musste sich kurz orientieren, bevor sie den Kaffee aufsetzte und ein kleines Frühstück zubereitete. Sie hoffte inständig, dass Kira sie nicht länger auf ihre Verletzung und schon gar nicht auf den Ring ansprechen würde.

Nach wenigen Minuten kam Kira in die Küche. Er sagte kein Wort zu ihr, nahm sich stattdessen eine Tasse Kaffee und trank ihn hastig aus.

„Warte heute Abend nicht auf mich. Kann spät werden“, meinte er zum Abschied und verließ daraufhin die Wohnung. Itoe war erleichtert, dass er gehen musste und die Diskussion somit verschoben wurde. Doch damit war das Problem nicht gelöst. Irgendwann würde er sie wieder zur Rede stellen und dann, das wusste sie, konnte sie dem Gespräch nicht entfliehen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Soralai
2016-01-10T19:46:16+00:00 10.01.2016 20:46
Guten Abend :)

das ist doch ganz normal das man zuhause das Badezimmer nicht abschließt! und an den neuen Mitbewohner denkt man ja nicht...

und frech ist er, verdammt frech *cheer* und der Trommelwirbel vorm kuss ist manchmal besser als der kuss an sich *how i meet your mother zitier*

Ich weiß genau warum er nicht mir ihr geschlafen hat oder so intim war. er wollte nicht das es immer zum vergleich zwischen ihm und kira kommt, da hat der miro ja mal schön mitgedacht nur die liebe itoe kommt wohl nicht drauf :D

und ohja, ein gut gebauter fast nacker mann, den will man schon in der Wohnung haben !!! *breit grins*

ich glaube auch nicht das er aufgibt mit dem herausfinden was mit ihrer hand passiert ist... ich würde ren drauf ansetzen *böse lach*


wir wollen mehr funken zwischen den beiden sehen!

Liebe Grüße
Sora

p.s.: kann mich vol und ganz tasha anschließen - aber tippe einhändig und das ist anstrengend *uff*



Antwort von:  May_Be
10.01.2016 21:15
Guten Abend Sora :)

Warum Miro nicht mit Itoe geschlafen hat, könnte natürlich der Grund sein, den du genannt hast. Klingt ja plausibel ;) aber ich hab mir ein bisschen was anderes überlegt.
In der Geschichte hab ich was eingebaut, was zunächst eher beiläufig erwähnt wird, aber das wird noch eine große Rolle spielen *-* An dieser Stelle verrate ich lieber nicht, was ich meine, will ja die Überraschung nicht verderben ;)
Vielleicht ist es euch ja schon unbewusst aufgefallen ^^

Mehr funken wird es auf jeden falk geben :D

Liebe grüße
May_Be
Antwort von:  Soralai
10.01.2016 21:17
kam der hinweis schon?
Antwort von:  May_Be
10.01.2016 21:28
Jap aber es war ein indirekter Hinweis.
Ich glaube, das ist noch bisschen zu schwer zu durchschauen ^^"
Von:  Tasha88
2016-01-10T14:37:51+00:00 10.01.2016 15:37
Mein liebes :D

wuhu XD
aber ich dachte, dass Itoe vor Schock darüber, dass Kira neben ihr im Bett liegt, halbnackt übrigens, fast einen Herzinfarkt bekommt und aus dem Bett fällt XD
stattdessen nimmt sie es hin, als wäre es normal XD

und dann die Badezimmerszene XD dieses Mal willst du uns wirklich vor Aufregung auf dem Stuhl hin und her rutschen lassen, ja?
ich habe es ja schon in dem Moment vermutet, in dem du geschrieben hast, dass sie gewohnheitsmäßig die Türe NICHT abgeschlossen hat XD

und dann... dann denkt man nur !!! JA JA JA -KÜSS SIE!!!!
aber nein -.-
wobei es so genau richtig war :3
und dann das mit seinen Gefühlen *-* schmacht

und er hat festgestellt, dass der Ring fehlt...

ich könnte mir vorstellen, dass er jetzt stalken geht XD und im Restaurant nachfragt, was passiert ist. ...
da bin ich doch mal gespannt ;)

wie hat Kira eigentlich reagiert, als er ins Schlafzimmer ist und es da nach erdbeervanille gerochen hat ??? HMMMM???? ;)

Gerne mehr ;)

Liebe Grüße
deine Tasha :**
Antwort von:  May_Be
10.01.2016 17:31
Meine liebste Soziopathin :D

Ich dachte wirklich, ich mach euch bisschen kirre XD Kira steht ja auf Itoe, auch wenn er weiß, dass es nicht richtig ist... bla bla... aber Männer können manchmal nicht widerstehen *hust* deswegen ein "fast-kuss" *_*

Kira ist bestimmt voll durchgedreht innerlich, als er den erdbeervanille geruch gerochen hat XD Männer!!!

Was er machen wird werde ich noch nicht verraten, aber das mit dem ring wird noch spannend :D hoffe meine Idee wird dir gefallen auch wenn die echt gemein sein wird (jetzt spoiler ich auch schon XD)

Ganz viele küsse :*****
Deine böse Vielleicht :D


Zurück