Don't Lose Heart von Peacer ================================================================================ Prolog: Faint of Heart ---------------------- Es war ein sehr unangenehmes Aufwachen. Ich blinzelte ein paar Mal, aber meine Augen brauchten wohl noch ein bisschen länger, also konzentrierte ich mich stattdessen vorerst auf das größere Problem: meine stechenden Kopfschmerzen. Da hatte ich mich wohl ordentlich hingelegt. Das war das erste Mal, dass mir schwarz vor Augen wurde und dabei hatte ich über die Jahre der Tollpatschigkeit einen richtigen Dickschädel entwickelt. Kopfschmerzen waren eine neue Erfahrung, normalerweise blieb ich glücklicherweise verschont. Ich setzte mich vorsichtig auf und rieb mir die Augen. Dann putzte ich meine Brille notdürftig mit dem Rand meines T-Shirts. Verschmiert sah der Gang, in dem ich mich befand, aber noch immer unvertraut aus, stählern und mit zig Rohren und Gittern und schwammigen Lichtern, und langsam (was ich auf meine Kopfschmerzen schob) wurde mir klar, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Ich blinzelte noch mal, das Bild verschwamm kurz, blieb aber dasselbe und mein Herz entschied sich in dem Augenblick einen Fluchtversuch zu starten und hämmerte wie wild in meiner Brust. 'Oh Gott, ich wurde entführt!', war mein erster panischer Gedanke. Den gab ich aber ziemlich schnell wieder auf, weil a) weit und breit keine Entführer zu sehen waren, b) ich weder gefesselt noch geknebelt oder auch nur eingesperrt war und c) ich noch immer meine Tasche hatte. Mit wenig Hoffnung öffnete ich diese und war überrascht, als ich ein sorgfältig zusammengerolltes, leicht gelbliches Papier sah, welches ich sogleich inspizierte. Sah aus wie eine Schatzkarte und zudem irgendwie vertraut. Ich versuchte mich vergeblich zu entsinnen, woher die kam – eine D&D Sitzung vielleicht? Meine Kopfschmerzen machten meinen Überlegungen einen Strich durch die Rechnung und schulterzuckend packte ich sie zurück. Abgesehen davon fand ich noch mein Orthopädie- und Kardiologiebuch, mit denen ich im Notfall wohl jemanden eins über den Schädel ziehen konnte, mein Schreibheft, eine halbvolle Flasche Wasser, einen Regenschrim, Deo, Taschentücher und natürlich kein Handy. Das lag bestimmt wieder zu Hause auf dem Schreibtisch und verstaubte. Seufzend packte ich wieder zusammen und erhob mich, eine Hand an der Wand als mir prompt schwindelig wurde. Die aufkommende Übelkeit schluckte ich entschlossen hinunter und stolperte den Gang entlang, in der Hoffnung, jemanden zu finden, und seien es meine inkompetenten Entführer. Alles war besser als verloren herumzusitzen und zu verzweifeln. Die erste Tür, an der ich vorbeikam, war verschlossen. Die zweite führte in einen geräumigen, aber menschenleeren Raum, der wohl als Speisesaal diente, was ich haarscharf an dem langen Tisch und den Stühlen erkannte. Als nächstes kam ich zu zwei Treppen und ich erklomm ohne lange zu zögern die nach oben führende. Wenn mich The Texas Chainsaw Massacre eins gelehrt hatte, dann dass Keller tunlichst zu vermeiden waren. Am Ende der Treppe war eine massive Tür mit Drehrad, wie man sie von den riesigen Safes in Banken kannte. Ich wäre wohl verzweifelt, aber zum Glück (yay me) war sie nur angelehnt und schwang mühelos auf und gab einen wunderbaren Anblick frei: blauer Himmel, eine viel zu grelle aber trotzdem sehr willkommene Sonne (erst jetzt wurde mir wirklich klar, wie düster es drinnen war), kurzum Freiheit. Mit neuem Mut trat ich hinaus, die Augen zusammengekniffen gegen das böse Licht, welches sich tausendfach in den Wellen reflektierte – Moment mal. Ich blinzelte und zwang meine Augen trotz Schmerzen etwas größer auf. Das Meer blieb. Weit und breit nichts als blaues Nass. Mit zitternden Knien taumelte ich zur Reling des Schiffes, um mich daran festzuklammern. Wie lange war ich ohnmächtig, dass man mich bis mitten ins Nirgendwo hatte verschleppen können? Das erklärte wohl auch den Mangel an Fesseln. Ich konnte eh nirgends hin, kein Land weit und breit. Ich atmete tief die salzige Seeluft ein, unterdrückte panische Übelkeit und konzentrierte mich auf die hübschen Wellen, die das gelbe Schiff erzeugte. Dann fiel mir eine Schrift auf der Seite des Schiffes auf und ich lehnte mich ein bisschen nach vorne, um sie genauer zu betrachten. Schlechte Idee. Ich kippte beinahe vornüber, als ich ein mir nur allzu bekanntes Zeichen entdeckte. Meine Hände umklammerten die Reling, während ich mich in Verleumdung flüchtete. Mehr brachte mein Gehirn gerade nicht zustande. „Hey!“ Ich wirbelte herum, was meinem Schwindel nicht allzu gut tat, und erblickte einen aufrecht gehenden Eisbär in orangenem Overall, der mich irritiert ansah. Natürlich. „Wer bist du? Und was machst du hier?“, fragte Bepo, Mitglied der Heartpiraten, und als Antwort kotze ich ihm vor die Pfoten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)