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Beautiful Liars

[AU: Petyr/Sansa]
von

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Suffer in silence


 

Sansa
 

Es waren fünf Tage vergangen, als Margaery herausfand, was zwischen Joffrey und Sansa los war. Maggie hatte sich absolut nichts anmerken lassen und darüber war Sansa mehr als froh. Sie konnte es absolut nicht gebrauchen, wenn Joffrey mitbekam, dass jemand Bescheid wusste, wie er mit ihr umging und das sie sich darüber beschwert hatte. Mittlerweile hatte sich das Gefühl, dass sie sich nicht zu beschweren hatte, nicht das Recht dazu hatte. Sansa musste sich dem beugen, was von ihr verlangt wurde, wenn sie nicht erfahren wollte, was dann mit ihr geschah. Wieso hatte sie all das nicht vorher schon gesehen? Warum war sie nur so geblendet von dem Reichtum und der Schönheit dieser Welt? Warum war sie nicht einfach zu Hause bei ihrer Familie geblieben? Es hätte ihr klar sein sollen, als von ihr verlangt wurde, dass sie so wenig Kontakt zu ihrer Familie pflegen durfte, wie es nur ging und seit dem ihr Vater tot war, durfte sie praktisch keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie hegen. Immer wieder hatte sie Ausreden erfinden müssen, dass sie nicht telefonieren konnte oder keine Zeit hatte, nach Inverness zu fahren. Es war traurig, vor allem wenn sie die Enttäuschung in der Stimme ihrer Mutter hörte. Das letzte Mal hatte sie ihre Familie bei der Beerdigung gesehen, bei der auch die Lennister mit ihrer Anwesenheit geglänzt hatte. Sie hatte sich nicht getraut zu weinen, es war schrecklich gewesen. Nun allerdings sollte sie keinen Gedanken mehr an die Sache verschwenden, sondern sollte sich lieber darauf freuen, ihre altbekannte Freundin wieder zu sehen. Jeyne Poole kam nach drei Wochen wieder zurück in die Villa. Sie war eine Freundin von Sansa und das schon seit klein auf.
 

„Denkst du ihr wird die kleine Feier gefallen?“, fragte Margaery nach und begutachtete skeptisch das Banner, welches sie aufgehangen hatten. Sansa zuckte leicht mit den Schultern. „Wem gefällt es nicht, nach Hause zu kommen und zu wissen, man hat an diejenige gedacht?“ Sansa lächelte ehrlich und gesellte sich zu Margaery, sah auf das verzierte Banner, auf welchem ‘Welcome Home, Jeyne!’ stand. Sie war für ein Auftrag im Ausland gewesen und Sansa könnte glatt behaupten, dass sie verdammt neidisch war. Immerhin hatte sie auch etwas anderes als Manchester oder Heyville sehen dürfen, ganz im Gegensatz zu Sansa. Aber die Rothaarige freute sich für ihre langjährige Freundin, sie hatte es immerhin auch verdient, denn sie war wahnsinnig hübsch. Sie hatte dichtes braunes Haar, welches bis zu ihren Schulterblätter gereicht hatte und ein süßes Gesicht. Ihr Lächeln war bezaubernd und sie konnte gute Grimassen schneiden. Jeyne war ganz anders, als ihre Schwester, die es mit Sicherheit niemals zum Modeln gebracht hatte. Aber dafür hatte Arya andere Qualitäten, die Sansa nur noch mehr zu schätzen wusste, was sie einst überhaupt nicht getan hatte. Arya war wenigstens nicht dumm genug gewesen, sich dem hier anzuschließen. Ein Glück aber auch, so hatten die Lennister ein Stark weniger im Visier. „Du hast Recht“, stimmte Margaery schlussendlich zu und legte eine Hand um die Schulter der Stark. „Gibt es auch genug Champagner und so weiter?“, fragte sie grinsend und zwinkerte Sansa zu, wobei sie belustigt aufschnaufte. „Natürlich gibt es genug Alkohol.“, grinste die Rothaarige. Sie waren nicht die einzigen Models, die hier in der Villa wohnten, doch hatten sie sehr wenig Kontakt zu den anderen. Meistens waren sie alle irgendwie beschäftigt gewesen, im Ausland oder in einer anderen Stadt in Großbritannien. Aber das war auch gut so. Sansa hatte nie wirklich Lust auf Zickenkrieg und Neid gehabt. Damals hatte sie sich das alles immer etwas anders vorgestellt, dass sie hier so viele Freundinnen fand, die genauso waren wie sie. Genau das war aber das Problem gewesen.
 

Sansa löste sich von ihrer Freundin und bereitete schon mal ein paar Flaschen und Gläser vor, aber nur so viel, dass der kleine Glastisch nicht zu voll aussieht, ehe sie ein paar Snacks vorbereitete. Plötzlich vernahm sie von hinten eine Stimme, die ihr sofort Gänsehaut bereitete. „Was ist denn hier los?“ Sansa drehte sich um und wich dem Blick ihres Freundes aus. „Ehm...“ Sie wusste nicht, warum sie so nervös war, immerhin war das eine ganz normale kleine Willkommensparty für eine Freundin, die seit Wochen weg war. Aber sie hatte wieder einmal das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen, obwohl das nicht der Fall war. Glücklicherweise mischte sich Margaery gleich an und breitete ihre Arme aus, während sie grinsend verkündete: „Unsere Freundin Jeyne kommt wieder und wir wollten ihr eine Freude bereiten.“ Der Blonde trat in das große Wohnzimmer und sah sich skeptisch um, hob die Brauen, als er die Snacks sah. „Dein Ernst?“ Sansa hob den Blick und sah über ihre Schulter auf den Tisch, seufzte stumm. „Ich wollte davon nichts zu mir nehmen.“, gab sie kleinlaut von sich und sah ihren Freund leicht lächelnd an. „Hoffe ich doch für dich. Ich habe das Gefühl, dass du wieder zu genommen hast.“ Begutachtend musterte er Sansa, während er auf sie zu ging und sie zu sich zog. „Kann gut möglich sein...“, sie lächelte sanft und sah in seine kristallblaue Augen. „Danke für deine Ehrlichkeit.“, murmelte sie und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen, die sie wohl lieber zutackern als küssen würde. Joffrey erwiderte den Kuss und lächelte erhaben, bevor er seine Freundin erneut musterte. „Aber kein Alkohol, denk dran.“, sagte er mahnend, wobei sich Margaery aber einmischte: „Ach komm schon, sei nicht so streng.“ Sie grinste ihn über beide Ohren an und auch wenn Joffrey nun seinen Todesblick aufsetzen würde, würde es ihr Lächeln nicht aussterben lassen. Deshalb schnaufte er nur und wandte sich Sansa wieder zu, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und lächelte. Wieso konnte er nicht immer so sein? „Übertreibt es nicht.“, verbesserte er sich, ehe er sich von Sansa löste und sich nochmals umsah.
 

Sansa blieb unbeholfen stehen und spielte mit ihren Händen. „Musst du wieder los?“, fragte sie und hoffte, dass die Hoffnung, dass er jetzt tatsächlich verschwand, nicht sichtbar war. Stattdessen setzte sie die enttäuschte Miene auf, dabei war sie es ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Sie genoss jede Sekunde, in der sie nicht mit den blonden Teufel zusammen sein musste. Joffrey wandte sich zu der Rothaarigen und trug einen entschuldigenden Gesichtsausdruck. „Ja, wir müssen noch etwas besprechen. Geschäftskram. Unwichtig für die.“, sagte er und winkte beschwichtigend ab, als wolle er sagen, sie verstünde davon sowieso nichts. Sansa spielte das Spiel mit und nickte leicht, ehe sie lächelte. „Dann wünsche ich dir viel Spaß.“ Joffrey lächelte knapp, nickte und verließ anschließend das Zimmer. Sansa atmete tief durch, ehe sie sich ihrer besten Freundin zuwandte, die mit erhobenen Brauen auf Sansa zu ging und sie musterte. „Alles okay?“ Sansa hätte am liebsten angefangen hysterisch zu lachen. „Natürlich.“ Er hatte sie immerhin nicht geschlagen oder in einer anderen Art misshandelt. Es war nur die perfekte Schauspielkunst zum bösen Spiel. „Lass uns weiter machen, sonst sind wir noch nicht fertig, wenn Jeyne wieder kommt.“ Sie lächelte breiter, sogar deutlich liebevoller. Sansa liebte es, Partys vorzubereiten, zu gestalten und dekorieren. Auf vereinzelte Ballons klebte sie sogar Fotos, die sie mit Jeyne geschossen hatte. Praktisch als kleiner Willkommensgeschenk und als Zeichen, dass sie sie nicht vergessen hatten. Zwar war Jeyne gerade einmal drei Wochen weg und trotzdem sollte sie sich sehr willkommen fühlen. Es waren schließlich drei Wochen gewesen, in denen sie keinen Kontakt mehr hatten. „Ich freue mich schon auf das, was Jeyne alles zu erzählen hat!“, gestand Margaery und Sansa nickte zustimmend. „Oh ja, ich auch!“
 

Die kleine Limousine fuhr vor und Sansa rieb sich aufgeregt die Hände. Gleich würde Jeyne aus dem Wagen steigen und sie würde sich über diese kleine Überraschungsfreier freuen. Lächelnd wandte sich Sansa vom Fenster ab und sah direkt auf die Brünette die sich hinter Sansa auf die Zehnspitzen gestellt hatte und ihren Kopf in die Höhe reckte, um etwas zu sehen. „Ist sie das?“, fragte die Brünette nach, wobei Sansa freudig nickte und Maggie nach hinten zu den anderen schob. Viele andere Mädchen waren nicht da, aber so eine kleine Feier war deutlich angenehmer, als ein rappelvolles Haus. Danach gab es nur noch mehr Unordnung und keine der Mädchen hatte großartig Lust aufzuräumen. Doch sollten die Lennister sehen, was für eine Unordnung hier herrschte, gab es mächtig Ärger und das wollten alle so gut es ging vermeiden. Als die Türe aufging, biss sich Sansa aufgeregt auf die Unterlippe und warf ein letzten Blick zu Margaery, ehe sie auf die Türe sah und die Brünette langsam reinschlurfen sah. „Willkommen zurück, Jeyne!“, riefen alle im Chor und die Brünette weitete leicht ihre Augen. Doch die Reaktion war enttäuschen, denn es hoben sich lediglich ihre Mundwinkel und sie legte ihre Tasche seelenruhig auf einen der Barhocker. „Ist das für mich?“, fragte sie nach und legte eine Hand auf ihren Brustkorb. „Nein, für die Jeyne hinter dir!“ Margaery antwortete sarkastisch wie eh und je und rollte mit den Augen, bevor Sansa ihre Arme ausbreitete. „Komm her!“ Sie ging ein paar Schritt auf Jeyne zu, die ihr zögernd entgegen kam. Was war denn nur mit Jeyne los? Sansa verkniff sie die Frage und umarmte ihre Freundin, auch wenn es nicht die Umarmungen von damals glich. Jeyne war vorsichtig, als wolle sie eigentlich nicht, dass man sie berührte. Total komisch, wie Sansa empfand.
 

Sansa zog ihre Freundin zur Couch, worauf sich die beiden mit Margaery hinsetzten. „Erzähl, wie war es?“, fragte sie gleich nach und lächelte breit. Vielleicht würde das Jeyne ein wenig aufmuntern. Doch das Mädchen kaute lediglich auf ihre Unterlippe herum und sah in die Richtung, aus der sie gekommen war. „Jeyne?“ Besorgt legte Sansa die Stirn in Falten und musterte Jeyne von oben bis unten. Jetzt erst bemerkte sie, dass Jeyne um einiges dünner geworden war. Zwar war ihre Freundin schon immer ziemlich zierlich gewesen, doch hatte sie ihre Knochen gut verstecken können. Jetzt erkannte man sogar ihre Wangenknochen und der Kiefer ragte heraus. „Es... es war ganz gut.“, sagte Jeyne und räusperte sich, wich Sansas Blick immer wieder aus. Unbeholfen warf Sansa einen Blick auf Margaery, die sich diese Sache wohl selbst nicht erklären konnte, bevor sie beide wieder auf Jeyne blickten. „Jeyne, was ist los?“, hakte Margaery nun nach und legte eine Hand auf die Schulter des Mädchens. Plötzlich zuckte Jeyne zusamen und schlug die Hand weg, ehe sie bemerkte, was sie gerade getan hatte und beschämt nach unten sah. „Ich... es... es tut mir leid. Ich bin müde.“ Jeyne stand auf. „Ich... ich geh mich hinlegen.“ Schon ließ sie die beiden Mädchen hinter sich und rannte regelrecht aus dem großen Wohnzimmer heraus. „Was war das denn?“, fragte Margaery rhetorisch nach, doch Sansa kümmerte sich nicht um die Brünette. Stattdessen stand sie selbst auf und rannte ihrer langjährigen Freundin hinterher. „Jeyne, warte mal!“ Sie rannte die Treppen hoch, den langen hellen Gang entlang, als sie Jeyne endlich zu fassen bekam und sie umdrehte, sodass das Mädchen sie anschauen musste. „Jeyne, was ist los?“, fragte Sansa mit Nachdruck nach und sah ihre Freundin eindringlich an. Doch sie erschrak bei dem Anblick der Tränen. Sie schluchzte und als sie hinauf in Sansas Augen sah, wurde ihr Ausdruck eiskalt. Als hätte sie einen altbekannten Feind vor Augen. „Sansa... Solltest du jemals einen Auftrag bekommen, der längere Zeit andauert. Geh nicht hin!“ Jeyne löste sich aus dem Griff und rannte in ihr Zimmer, ließ Sansa fassungslos stehen. „Jeyne...“, hauchte sie und folgte der Brünetten, griff nach der Türklinke, nur um dann festzustellen, dass Jeyne die Tür verschlossen hatte. Sie klopfte. „Jeyne? Was meinst du damit?“ Sie bekam keine Antwort und klopfte abermals. Doch wie zuvor auch, bekam sie auch dieses Mal keine Antwort. Sansa fühlte sich komisch und sie begriff einfach nicht, was sie da eben zu hören bekommen hatte. Es war so verdammt seltsam, einfach sureal. Jeyne war zwar schon immer relativ zurückhaltend gewesen, aber es war noch nie so extrem gewesen, falls man dieses Verhalten überhaupt als zurückhaltend betiteln konnte.
 

Seufzend lehnte sich Sansa gegen die Küchentheke und beobachtete die restlichen Mädchen, die sich nur wenig darum scherten, dass Jeyne gerade nicht hier war. „Ich habe ihnen gesagt, dass Jeyne duschen gegangen ist und ein wenig Ruhe von der langen Reise braucht.“, erklärte ihr Margaery, während sie Sansa ein Glas Champagner reichte. Sansa sah auf die Dunkelhaarige und lächelte trocken, ehe sie dankend das Glas entgegennahm und gleich ein Schluck daraus nahm. Sie konnte es sich absolut nicht erklären, was mit Jeyne los war und warum sagte sie ihr, dass sie niemals so einem Auftrag zustimmen sollte? „Hast du etwas rausgefunden?“, fragte Margaery sie anschließend, wobei Sansa lediglich den Kopf schütteln konnte. „Sie hat angefangen zu weinen und ist in ihr Zimmer.“ Beabsichtigt sagte sie nicht davon, was Jeyne ihr mitgeteilt hatte. Auch wenn Margaery zu ihren besten Freundinnen zählte, so wusste Sansa absolut nicht, wie Margaery zu den Lennister stand. Selbst nachdem sie Sansa nach Joffreys Besuch gesehen hatte, hatte sie kein Wort darüber verloren. Es stand alles in der Luft und keiner der beiden nahm es sich vor, dieses Thema zu ergreifen. Jeynes Warnung war nur ein weitere Ansporn für ihr Misstrauen gegenüber der Familie, in der sie hineingeraten war und wenn es nach ihr ginge, würde sie sofort ihre Sachen packen und abhauen. Vielleicht sollte sie dies auch endlich zu Hand nehmen. Vielleicht sollte sie endlich den einen Moment ergreifen, in dem sie von hier verschwinden sollte. Doch die Angst, dass ihr oder anderen ihrer Familie, der gleiche Schicksalschlag überholte, der ihr Vater erwischt hatte, war viel zu groß. Sie wollte nicht noch mehr Blutvergießen und Leid sehen. Margaery seufzte. „Vielleicht sollten wir zusammen noch mal nach ihr sehen?“ Die Brünette sah Sansa fragend an, ehe sie ihr Glas zu ihren Lippen führte und leicht daran nippte. Sansa drehte ihr Glas währenddessen in den Händen und zuckte leicht mit ihren Schultern. „Vielleicht sollten wir das.“ Die Rothaarige stieß sich von der Wand ab und nahm noch einen Schluck aus ihrem Glas, wobei die prickelnde Flüssigkeit sofort ihren Körper erwärmte. Sansa vertrug so schon nicht sehr viel und dieser Champagner ging direkt ins Blut. Sie sollte es definitiv bei einem Glas belassen, wenn sie nicht wollte, dass Joffrey sie im angetrunkenen Zustand antraf.
 

Die Türe stand offen, als sie den Eingangsbereich erreichten, wobei beide Mädchen einen neugierigen Blick hinaus warfen. Mister Hollard schleppte schwer atmend das Gepäck zur Türe, wobei Sansa wirklich Mitleid verspürte, auch wenn er wohl für seine geringe Ausdauer selbst verantwortlich war. Oft konnte man aus seinem Mund eine strenge Alkoholfahne vernehmen, meist war es Bier - etwas, das Sansa generell widerlich fand. Aber auch seine Körperhygiene ließ meistens zu wünschen übrig, auch wenn es schien, als würde er es tatsächlich noch schaffen, jeden Tag unter die Dusche zu steigen. Doch unter seiner Chauffeurenmütze hatte er immer struppige Haare, die er nicht gerne pflegte. Dabei war es doch nicht so schwer, hin und wieder mal mit einem Kamm durch zu kämmen. Doch er war sehr nett und auch sehr lieb, vor allem an zu Sansa, ganz gleich warum. „Miss Stark.“, begrüßte er die Rothaarige lächelnd und mit hochrotem Kopf,der zu explodieren drohte, müsste er noch ein Kilo mehr schleppen. „Guten Tag Mister Hollard.“, erwiderte Sansa höflich, gleichzeitig ein wenig peinlichberührt. Sie konnte das Grinsen auf Margaerys Gesicht, das sie aus dem Augenwinkel heraus vernahm, nicht ignorieren. Im Haus angekommen stellte Dontos die Koffer endlich ab und setzte den Hut ab, um sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn zu wischen. „Für Sie Dontos, Miss Stark.“, erinnerte er sie, wobei Margaery zu kichern begann. „Ich dachte Jeyne wäre bei Ihnen.“ Sansa sah sich provisorisch um und schüttelte anschließend den Kopf. „Sie ist von der Reise ziemlich mitgenommen und braucht wohl ein wenig Zeit für sich.“, erklärte sie ihm förmlich und lächelte knapp, war im Inbegriff ihren Weg fortzuführen, als sie plötzlich die Hand des Älteren auf ihren Oberarm spürte. „Miss Stark.“, begann er und Sansa sah verwirrt auf den Mann, der sich erlaubte, sie anzufassen. „Sagen Sie Miss Poole, dass ihr Gepäck angekommen ist, ja? Es war mir eine Freude, Sie wiederzusehen.“ Der Chauffeur nahm ihr Hand und drückte sie leicht zu, wobei Sansa verwirrt feststellte, dass diese Gestik eine andere Bedeutung hatte, denn als der Chauffeur seine Hand zurückzog, blieb ein Zettel in ihrer Handfläche zurück. Starr sah sie den Mann an, ehe sie zögernd nickte. „Die Freude ist ganz meinerseits.“ Sie wandte sich von Dontos ab und holte Margaery auf, die sie verwirrt musterte. „Was läuft bei dem schief?“, fragte sie amüsiert nach und schüttelte ihren Kopf. Sansa lächelte leicht: „Alkoholiker halt.“ Den Zettel schob sie in ihre Hosentasche und ging neben Margaery den Gang entlang.
 

Nachdem sie zwei Mal vergeblich versucht hatte, Jeyne aus ihrem Zimmer zu locken, beschloss Sansa ihr Zimmer aufzufinden. Es machte sowieso kein Sinn und sie war sich sicher, dass Jeyne nicht aus dem Zimmer kommen würde, egal wie oft Maggie und sie doch versuchten, sie herauszu holen. So, wie Jeyne reagiert hatte, würde sie da auch wohl eine ganze Weile verweilen, weshalb Sansa lieber morgen nochmal bei ihr vorbeischauen wird. Zunächst interessierte sie sowieso, was in diesen Zettel geschrieben stand, welchen ihr Dontos in die Hand gedrückt hatte. Es musste etwas sein, dass nur für ihre Augen bestimmt war, sonst hätte es Margaery sicherlich auch sehen dürfen. Sansa holte den Zettel aus ihrer Hosentasche heraus, während sie die Türe ihres Zimmers hinter sich schloss und sich anschließend aufs Bett setzte. Es war ein kleiner weißer Zettel, zwei Mal zusammen gefaltet. Es glich eher einem Briefchen, welches sie so oft in der Schule zugesteckt bekommen hatte, indem manchmal schmutzige, wie auch süße Sachen drinnen standen. Sie faltete den Zettel auf und musterte die Schrift. Sie war fein säuberlich und sie hatte das Gefühl, dass niemals jemand wie Mister Hollard so eine Schrift hatte.
 

»Bald öffnet sich der goldene Käfig, aus dem der Vogel ausbrechen kann. Solange muss er singen, wie ihm befohlen wird.«
 

Sansa starrte auf den Zettel und las die Zeile immer und immer wieder, las es sich sogar leise vor. In ihren Augen ergab diese Nachricht absolut keinen Sinn und sie wusste absolut nicht, was sie von dem hier halten sollte. Sie drehte den Zettel in ihren Händen, hielt ihn ins Licht, doch es stand nichts weiter, als diese zwei kleine Sätze, die ihr Herz zum Schlagen brachte. Wer würde ihr so einen Brief schreiben? Mit Sicherheit nicht Joffrey. Mal davon abgesehen, dass er absolut nichts Philosophisches an sich hatte, war er derjenige, der sie in ein Käfig hielt. Allmählich schien sie es zu verstehen. Vielleicht wurde genau dieser Käfig für sie geöffnet? Vielleicht war diese Brief von einem heimlichen Verehrer, der sie aus dieser misslichen Lage befreien wollte? Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und sie faltete den Brief erneut zusammen. In ihrem Inneren hoffte sie, dass dieser Brief von Loras kam und Margaery oder jemand anderes genau deshalb nichts davon mitbekommen sollte. Mit diesem Gedanken im Kopf machte sie sich allmählich fertig für das Schlafengehen und schlief auch mit diesem wohligen Gedanken ein.
 

Stunde für Stunde verging, in der Sansa zusammen mit Margaery das Haus aufräumte. Es waren zwar nicht viele auf dieser kleinen Feier gewesen, dennoch hatten einige Dreck hinterlassen. „Manchmal hat man echt das Gefühl, dass hier statt Frauen Männer wohnen!“, schimpfte Margaery gequält, als sie zerbrochene Chips auf dem Boden vor der Couch zusammekehrte. Sansa lachte leise und zuckte etwas mit den Schultern. „In Wahrheit tun wir doch alle nur so wohlerzogen.“, gab sie von sich, wobei sie einen vielsagenden Blick von Margaery erntete. „Sagt gerade das bravste Mädchen, das mir vor die Augen getreten ist.“ Sansas Grinsen verstummte ein wenig und sie sah beschämt auf den Boden. Ja, manchmal fühlte sie sich anders, eben weil sie so gut erzogen war. Sie trank nie viel Alkohol, ging nicht oft auf Partys und schleppte nicht einen Typen nach den Anderen ab. Sansa war eben das komplette Gegenteil vor Margaery. „Zieh nicht so ein Gesicht. Wir kriegen dich schon lockerer.“, grinste die Brünette zwinkernd und kümmerte sich weiter um die Chips auf dem Boden. Sansa stellte den Müllsack zur Seite. „Wie auch immer. Ich geh jetzt nach Jeyne schauen, vielleicht kommt sie ja jetzt aus ihrer Höhle heraus.“ - „Ja, mach das.“ Sansa strich sich durch die Haare und sah Margaery für einen Moment an, ehe sie das Wohnzimmer verließ. Ihr war nicht ganz wohl zumute, obwohl sie sich ausgerechnet jetzt wohl fühlen sollte, immerhin gab es da jemand, der offensichtlich an sie dachte - und sie hoffte inständig, dass es sich dabei nicht um Dontos handelte. Aber sie machte sich gleichzeitig Sorgen um Jeyne, die sich nicht einmal zum Frühstück blicken hat lassen und das, obwohl sie früher oft zu Dritt gefrühstückt hatte. Fühlte sie sich der Gruppe nun nicht mehr zugehörig? Das würde sich wohl bald rausstellen. Abermals lief Sansa den Gang, wie am Vorabend auch, entlang und blieb vor der Tür ihrer langjährigen Freundin stehen. Für einen Moment horchte sie, ob sie aus Jeynes Zimmer irgendetwas vernehmen konnte, ehe sie anklopfte und nochmals horchte. Es bewegte sich nichts, es gab nichts zu hören. „Jeyne? Ich bin es, Sansa.“ Sie klopfte noch mal. „Mach doch bitte die Türe auf!“ Doch es regte sich nichts und langsam wurden die Sorgen noch größer. Zögernd griff Sansa nach der Türklinke, die sich bewegen ließ und die Türe war dieses Mal nicht abgeschlossen! Sansa hielt inne. „Jeyne? Darf ich rein kommen?“ Wieder hörte sie keinen Ton, weshalb sie die Türe langsam aufschob. „Jeyne, ich will doch nur wissen, was-“ Ungläubig weiteten sich ihre Augen, während ihr Herz aufhörte zu schlagen. Die Worte blieben ihr im Halse stecken, bildeten einen großen Kloß während sie auf die baumelnde Beine Jeynes starrte, die am Stick hinab hing. Der Kloß löste sich und statt Worte verließ ein lauter Schrei ihre Kehle.



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