Beautiful Liars von Loomis ([AU: Petyr/Sansa]) ================================================================================ Kapitel 1: Hurricane -------------------- Sansa Die Lunge brannte unangenehm und die Muskeln zogen, drohten zu zerreißen, wenn sie nur noch einen weiteren Schritt machte. Zarter Nebel umhüllte sie und die Sonne zeigte sich langsam im Horizont, färbte den Himmel in angenehm warme Orange- und Rottöne, während sie sich den Weg zurück bahnte. Das Mädchen war viel zu wenig gelaufen und sie wusste, dass sie die Tage zuvor besser gewesen war. Doch die Ereignisse in der vergangenen Zeit hatten sowohl an Nerven, als auch an ihrer Kraft gezogen und das zeigte sich Tag für Tag immer mehr. Schwer atmend verlangsamte sie ihren Schritt und blieb schlussendlich komplett stehen, nur um ihre Hände auf ihre Oberschenkel zu legen, sich vorzubeugen und die Augen zu schließen. Sie spürte, wie das Herz gegen ihre Brust hämmerte, damit drohte ihren Brustkorb zu sprängen. Feine rote Strähnen, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte, legten sich über ihr Gesicht und sie versuchte ihren Atem zu kontrollieren, sonst würde sie kotzen. Das wusste sie. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass sie in dieser Zeit, seit dem sich ihr Weg hier her verloren hatte, ihren Mageninhalt von jetzt auf gleich verlor. Noch einmal atmete sie tief durch und richtete sich gequält wieder auf, griff nach ihrem handlichen iPod, um die Musik zu wechseln, die sie ein letztes Mal einspornen sollte und sie rannte weiter. Oft genug hatte sie an Aufgeben gedacht, doch sie würde es nicht zu lassen. Immerwieder rief sie sich in Erinnerung, wer sie war und woher sie kam. In ihrer Familie gab es keine Aufgeber und genau so sollte sie es auch beibehalten. Wenige Minuten verstrichen, als sie das große Haus erkannte. Es war eine Villa, die durch ihre weiße Fassade zwischen dem Grün der Bäume herausstach. Das Dach war dunkel und die Fenster waren groß, ließen viel Licht in das Haus eindringen, welches auch mit der hellen Sonne stets dunkel wirkt. Alles wirkte dunkel, seit dem sich so vieles für sie geändert hatte. Sie erreichte die Einfahrt und ging an die Security vorbei, ohne diesen Männern Beachtung zu schenken, trat an die große Türe und ließ sie sich von einem Angestellten öffnen. „Ich hoffe ihr habt einen angenehmen Lauf gehabt, Miss Stark.“, lächelte sie der Mann mittleren Alters an und trat zur Seite. „So angenehm, wie Sport es nun mal sein kann.“, erwiderte Sansa höflich und trat in das Haus, schaltete dabei ihre Musik aus. Sie war verschwitzt und fühlte sich ekelig und ihr war klar, dass sie unverzüglich unter die Dusche musste, bevor er die Villa betrat und sie so sah. „Liebste!“ Schnelle Schritte waren an den Stufen der Treppen zu hören, wobei Sansa hinauf sah und sofort sanft lächeln musste. Ein brünettes Mädchen, welches gerade einmal zwei Jahre älter als Sansa war, lief die Stufen hinab. Ihre langen braunen Haare waren frisch gekämmt und bewegten sich in der Hektik des Mädchens. „Guten Morgen.“ Unten angekommen umarmte sie Sansa gleich, wobei diese ein wenig unbeholfen lächelte: „Vorsicht, ich bin total verschwitzt.“ Margaery lachte und wenn sie lachte, dann erhellten sich alle Gesichter im Raum. Ihr Lachen klang wie ein schöner Singvogel, der mit seinem Gesang jeden ansteckte. „Das macht doch nichts! Es erinnert mich nur daran, wie fleißig du bist und wie faul ich.“ Sie legte ihre Hände auf die Schultern der Rothaarigen, musterte sie und zog sie anschließend in die Küche. „Wie war es gestern Abend noch?“, fragte Sansa höflich nach, während sie ihre Freundin in die Küche folgte. „Es war ganz in Ordnung.“, erzählte Margaery und drehte sich zu Sansa, um rückwerts zur Küchentheke zu laufen. „Es wäre viel schöner gewesen, wärst du mit gekommen.“ Manchmal fragte sich Sansa, wie jemand wie sie mit jemanden wie Margaery überhaupt befreundet sein konnte. Sie war ein Sonnenschein und immer so locker. Egal, was sie machte, alles schien ihr so einfach aus der Hand zu gehen. Ganz anders, als bei Sansa, die selbst für jeden Schritt, den sie tätigte, große Überwindung aufbringen musste. Sie war der Sonnenschein, der von keiner Regenwolke verdeckt werden konnte. Nicht einmal von einer, wie es Sansa war. „Kaffee?“ Sansa nickte leicht und wickelte die Kopfhörer um ihren iPod: „Ja, bitte.“ Kurz kaute sie auf ihre Unterlippe herum, ehe sie aufblickte. „Clubs und Partys sind irgendwie nicht so meines.“, erklärte sie und sah die Brünette entschuldigend an, die ihr aber einen vielsagenden Blick zu warf. Die Rothaarige hatte wirklich ein schlechtes Gewissen, weil sie ihrer Freundin stets absagte. Doch an Aufgaben dachte Margaery nicht, auch wenn sie mittlerweile aufgehört hatte, jedes Mal zu fragen. Stattdessen fragte sie nur noch provisorisch, als hätte sie einen kleinen Funken Hoffnung, dass Sansa doch noch mal zum Feiern mitkam. Doch seit dem ihr Vater gestorben war, gab es für sie keinen Grund mehr, in solch einen Club zu gehen, vor allem da Sansa genau wusste, dass es ihrem Vater nie wirklich behagt hatte, wenn sie in einen Club ging. Nie hatte er gewollt, dass sich seine Tochter der Masse so derartig beugte, doch Sansa war anderer Meinung gewesen. Sie war jung und musste Menschen kennenlernen und somit hatte sie sich nie für die Meinung ihres Vaters interessiert. Ihr großer Bruder hatte immerhin auch gehen dürfen. Doch durch den Tod ihres Vaters hatte sich so einiges geändert. Margaery kam auf Sansa zu, legte ihre beiden weichen Hände auf die Schultern der Rothaarigen und sah sie eindringlich an, ehe sie sanft und doch bestimmend zu sprechen begann: „Irgendwann musst du aber raus und anfangen zu leben. Sonst vergehst du noch.“ Sie strich ihr eine Strähne hinter, die sich von ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte, bevor sie sich wieder der Kaffeemaschine zu wandte. Sansa hatte ein schlechtes Gewissen. Margaery hatte Recht und doch wusste sie, dass alles nichts bringen würde. Egal was sie tat, sie tat das Falsche. Lieber wechselte sie das Thema, weshalb sie sich leise räusperte. „Wann hast du mal wieder einen Auftrag?“, fragte sie nach und entschied, sich auf den Barhocker zu setzen. Zumindest bis sie den Kaffee getrunken hatte, danach konnte sie sich frisch machen. Sofort begann die Brünette zu strahlen und drehte sich breit grinsend zu Sansa. „Morgen! Ein Fotoshooting und eigentlich habe ich es dir noch nicht sagen wollen oder besser gesagt, es hätte die Joffrey sagen sollen. Du auch.“ Auf Sansas Lippen bildete sich ein schwaches Lächeln. „Das klingt gut, um was geht es denn?“ Margaery zuckte leicht mit ihren Schultern. „Das habe ich nicht gesagt bekommen. Aber es wird toll. Endlich wieder ein Shooting mit dir zusammen!“ Etwas, worauf sich Sansa wirklich freuen konnte. Mit Margaery zusammen, war alles nur halb so schlimm. Man könnte meinen, es wäre erträglich. „Ich bin mal gespannt.“, erwiderte sie und nahm dankend die Tasse entgegen, die sie endlich auf die Theke gestellt bekam. Ohne Milch und ohne Zucker, anders durften sie ihn nicht trinken. Das warme Wasser prasselte über ihre blasse Haut und entspannte ihre Muskeln, die vom Sport noch spürbar waren. Sie fragte sich, wie sie nur so dumm sein konnte, um diesem Praktikum zuzustimmen. Sie hätte auf ihren Vater hören sollen, der zu ihr gesagt hatte, sie solle es sich gut überlegen, doch sie hatte nur die guten Seiten gesehen. Wer würde auch schon das Angebot der Baratheons und Lennisters abschlagen, wenn sie einem ein Praktikum in ihrem Modelabel anboten? Und dann war ihr Vater auch noch im Vorstand, die so gesehene rechte Hand des Inhabers Robert Baratheon. Einst der beste Freund ihres Vaters und nun tot, genau wie ihr Vater. Der Erbe war ein Rotzlöffel, der den perfekterzogenen Sohn mimen konnte, den jeder haben wollte. Sein Aussehen, sein Charme. Er war so galant und perfekt gewesen, doch seit dem sein Vater tot war, zeigte er sein wahres Gesicht. In ihm steckte mehr ein Lennister, als ein Baratheon. Wie konnte sie nur so dumm sein und mit ihn zusammen kommen? Und nun wurde sie regelrecht dazu gezwungen, mit ihm zusammen zu sein. Sanft schäumte sie ihren Körper ein, wobei sie den blauen Fleck auf der Innenseite ihres Oberarmes sehen konnte. Der Abdruck des Daumen ihres Freundes Joffrey Baratheon. Sie war nicht glücklich und musste dennoch so tun, als wäre sie es. Wer wusste, was sonst mit ihr passierte? Sie hatte einen angesehen Posten als Freundin des Erbens und vor allen wurde sie als Teilhaberin gezeigt. Dabei war sie nur ein Model. Eine dumme Marionette, mit der man alles tun konnte und schön genug zum präsentieren war. Sie drehte das Wasser ab und stieg aus der warmen Dusche raus, trocknete sich und cremte ihre Haut ein. Sansa ließ sich Zeit, denn sie befürchtete, dass er bereits auf sie wartete. Sie wusste es nicht, aber die Wahrscheinlichkeit war hoch. Der Föhn sorgte dafür, dass auch ihre glänzend roten Haare wieder trocken waren und zu guter letzte betrachtete sie sich im Spiegel. Obwohl Sansa sich damals für schön gehalten hatte, sah sie nur noch eine widerliche Person im Spiegel. Leichte Augenringe hatten sich unter ihre Augen gebildet, sie war so schrecklich dünn geworden. Wieder hätte sie kotzen können. Die Augenringe überschminkte sie, genauso wie die blauen Flecke an ihrem Körper. Anschließend zog sie sich in ihrem Zimmer um, wobei sie schon Schritte vernehmen konnte, die sich ihrer Zimmertüre näherten. Es waren nicht die eleganten Schritte, die Margaery von sich gab. Es waren bestimmende Schritte. Schritte, die jedes kleine Kind unter die Decke kriechen ließ. „Warum brauchst du so lange?“ Während sie sich im Spiegel betrachtete, konnte sie Joffrey in diesen erkennen. Ein falsches Lächeln zog sich über ihr Gesicht. „Ich will doch hübsch für meinen Freund sein.“, gab sie keck von sich und drehte sich einmal, um sie genau betrachten zu können. Er musterte sie von oben bis unten und trat näher. „Nichts besonderes.“, kommentierte er, was verletzend war, obwohl er recht hatte. Sie trug ein gewöhnliches Top und eine enge dunkelblaue Röhrenjeans. Schon immer hatte sie hübsch für einen Freund sein wollen, doch es sollte keine Rolle spielen, ob sie dabei ein elegantes Kleid oder Joggingshose trug. Sie drehte sich zu Joffrey und musterte ihn. Sie verkniff sich die Frage, was ihn hier her führte. Seiner Familie gehörte diese Villa, worin sie ihre Models unterbrachten und sie hatten das Recht diese zu betreten, wann immer ihnen danach war. „Margaery braucht nie so lange im Bad.“, merkte er mit erhobenen Brauen an und Sansa verkniff sich den verletzten Blick. Sie wollte nicht mit der Brünetten verglichen werden. Sie war doch gänzlich anders als Sansa! „Wie auch immer.“, seufzte er nun und schob seine Hände locker in die Hosentasche. „Heute Abend sind wir zu einem Interview eingeladen worden. Du wirst dabei sein.“ Ein hochnäsiges Lächeln zeigte sich auf sein - seit Wochen schon - hässliches Gesicht. Sie nickte und lächelte. „Worum geht es denn?“, fragte sie und drehte sich zum Spiegel, um nach ihren Haaren zu sehen, doch sie wurde hart gepackt und umgedreht. „Kehr mir nicht den Rücken zu, wenn ich mit dir rede!“ Sansa zuckte zusammen und schluckte hart, nickte aber artig. „Tut... mir leid.“ Er seufzte und rollte mit den Augen, behielt ihren Arm aber immer noch fest im Griff. „Es geht um meinen und deinen Vater.“ Er hob den Blick und sah regelrecht auf sie herab. „Darüber, was für ein fetter fauler Idiot meiner war und was für ein dreckiger Lügner deiner.“ Er grinste gehässig, beinahe, als würde er sich darüber freuen, schlecht über seine und ihre Familie zu reden. Es stimmte sie immerzu traurig, wie sadistisch ihr Freund doch war. Das hatte sie früher nie gesehen. „Ich hoffe du gibst dort keinen Mist von dir, wenn ja dann-“ „Joffrey!“ Der junge Mann verstummte plötzlich und ließ Sansa los, während er sich hinter drehte. Eine wunderschöne Frau stand an der Tür, die nur so vor selbstbewusstsein strotzte. Sie hatte langes goldenes Haar, war groß gewachsen und ein Traum für jedes Männerauge. Es war Cersei Lennister. Die Mutter dieses hirnlosen Jungens. Sie trat in den Raum und musterte ihren Jungen. „Hände aus der Hosentasche, du bist kein Bauer.“, ermahnte sie ihn und musterte ihn. Joffrey seufzte trotzig und holte seine Hände aus den Hosentaschen heraus. „Ich bin mir sicher, dass Sansa genau weiß, was sie zu sagen hat, mein Junge. Wir müssen nun auch los, als wenn ich bitten dürfte...“ Sie deutete mit eine Handbewegung zur Tür und Joffreys Missmut war ihm bis zur Nasenspitze hin anzumerken. Doch er drehte sich ergeben zu Sansa und lächelte sie nun milder an. „Ich bin mir dessen bewusst, nicht war meine Liebste?“ Sansa würde am liebsten würgen, doch sie lächelte und nickte leicht. „Ich würde es nie wagen, dich zu enttäuschen, Liebster.“ Er nickte sachte, beugte sie zu ihr und drückte ihr einen rausanften Kuss auf die Lippen, ehe er sich abwandte und ihr Zimmer verließ. Zurück blieben Cersei und Sansa. Die Rothaarige sah auf die Lennister, doch wagte sie nichts zu sagen. Cersei war eine Person, die Sansa eigentlich vertraute und doch hatte sie gleichzeitig wahnsinnigen Respekt vor ihr. Sie war so autoritär und schien genau zu wissen, was in der Welt vor sich ging. Die Lennister ging auf die Rothaarige zu und legte ihre Hände auf ihre Schultern, strich sanft drüber. „Du wirst das hinkriegen. Ich bin mir sicher.“ Sie beugte sich hinab und hauchte Sansa einen Kuss auf die Stirn, bevor sie sich langsam abwandte. „Wir holen dich heute Abend ab. Deine Kleidung für das Interview lasse ich dir zu kommen.“ Sansa nickte und sah zu, wie die Mutter des Sadistens ebenfalls aus ihrem Zimmer ging. Sansa seufzte und setzte sich auf ihr Bett. Schlecht über ihren Vater zu reden lag ihr absolut nicht und doch musste sie dies tun... Wie immer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)