Love Story von Bambusbesen (Midorima X Akashi) ================================================================================ Kapitel 7: Arbeit ----------------- Midorima trat durch die Glastür hinaus auf die Straße. Zielstrebig wandte er sich nach links und schritt den Gehweg entlang. Das beständige Rauschen der vorbeifahrenden Autos begleitete ihn auf dem kurzen Fußmarsch von seinem neuen Arbeitsplatz zur angemieteten Wohnung. In den letzten Monaten hatte sich einiges geändert. Kaum waren seine Bewerbungen an Krankenhäuser außerhalb von Tôkyô gegangen, hatte man ihn zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Gemeinsam mit Akashi hatte er entschieden, die Arztstelle in einem Krankenhaus in Ôsaka anzunehmen. Der Bank-Konzern, für den sein Liebster tätig war, besaß in der Stadt eine große Filiale, in die er versetzt worden war. Inzwischen hatte Midorima sich an die Veränderungen gewöhnt. Er kam gut mit den neuen Kollegen zurecht, sein Chefarzt verfügte über umfangreiches Wissen, das er an die jüngeren Mitarbeiter weitergab und die Menschen in dem Krankenhaus waren offensichtlich nicht bestechlich wie bei seiner früheren Arbeitsstelle. Vor zwei Monaten hatte der Chefarzt ihn zu einem vertraulichen Gespräch gebeten. Der ergraute Mann wollte seine Position zu den Gerüchten erfahren, die man ihm zugetragen hatte. Midorima war weitestgehend bei der Wahrheit geblieben. Jemand war bestrebt, seine Karriere zu zerstören. Akashi und dessen Vater verschwieg er. Dafür stellte er die Vermutung auf, dass jemand neidisch sein müsse und unfaire Methoden anwandte, anstatt sich darauf zu konzentrieren, ein fähiger Arzt zu werden, dem das Wohl der Patienten am Herzen lag. Der Chefarzt glaubte ihm. Das Vertrauen in ihn erfreute den Grünhaarigen. Midorima hatte den roten Faden seines Lebens zurückgefunden, dank Akashi. Doch seit einigen Wochen machte er sich um seinen Freund Sorgen. Der Leiter der Bank von Ôsaka hatte mit einem löchrigen Wirtschaftskonzept beträchtliche Schulden angehäuft. Der Mann war zurückgetreten und Akashi hatte seinen Platz als Filialleiter eingenommen. Midorima vertraute auf Akashis Fähigkeiten. Für eine solche Position war sein Liebster genau der Richtige. Aber er hatte nicht nur die täglichen Aufgaben übernommen, sondern auch die Probleme, in die sein Vorgänger die Filiale gestürzt hatte. Der Rotschopf arbeitete hart, um den Berg an Widrigkeiten zu einzuebnen. Allmählich befürchtete Midorima, dass sein Freund sich überarbeitete. In den letzten Wochen brachte er zunehmend Arbeit mit nach Hause und arbeitete bis spät in die Nacht. Der kleine Bruder zeigte sich mit steigender Tendenz. Sogar bis ins Bett begleitete dieser ihn. Es kam höchst selten vor, dass Akashis kleiner Bruder mit ihm das Bett teilte oder sogar Sex wollte. Mit ihm war der Akt anders. Er beanspruchte den aktiven Part für sich. Intimität mit ihm war intensiv und energisch. Midorima vermisste die Zärtlichkeit. Akashis kleiner Bruder zeigte ihm seine Dominanz auf allen Ebenen, als wolle er seinen Besitzanspruch klarstellen. Sex mit Akashis kleinem Bruder fühlte sich so bitter wie die Niederlage an, die Rakuzan damals Shûtoku beigebracht hatte. Der junge Arzt duldete diese Tatsache. Akashi trug zwei Seiten in sich und er arrangierte sich mit beiden. Er liebte den kleinen Rotschopf. Dazu gehörte, seine Schwächen zu akzeptieren. Glücklicherweise war Akashis kleiner Bruder selten in der Stimmung für Sex. Diese Vorkommnisse blitzten auf wie ein nur für Midorima sichtbares Warnsignal. Sein Liebster benötigte Unterstützung und wenn er der Meinung war, dass niemand ihm helfen konnte, überließ er seinem kleinen Bruder das Feld. Bisher hatte Midorima dessen Entscheidungen nicht angezweifelt. Aber auch diese Seite von Akashi war nicht immer fehlerlos. Die Erkältung, die er sich eingefangen hatte, sollte er auskurieren. Statt sich Ruhe zu gönnen, damit sein Körper sich erholte, unterdrückte Akashis kleiner Bruder mit Medikamenten die Symptome und arbeitete weiter. Midorimas Warnungen ignorierte er. Keinen Tag länger wollte sich der junge Arzt das ansehen. Wenn er seinen Liebsten heute wieder mit dem Laptop vorfand, würde er sich erstmals gegen Akashis Wünsche stellen. Midorima verharrte in der Tür zum Wohnzimmer. Missbilligend betrachtete er das Bild, welches sich ihm bot. Akashi saß auf der Couch mit dem Laptop auf dem Schoß. Aufgeschlagene Aktenordner stapelten sich auf dem Couchtisch. Neben dem Rotschopf lagen einzelne Dokumente. Ein Blatt Papier hielt er in der Hand. Seine Augen flogen zwischen dem Bildschirm und dem Blatt hin und her. Akashi sah bleich aus. Um die Schultern hatte er eine Tagesdecke geschlungen. Zwischen den Ordnern verschwand eine Tasse, vermutlich Tee. Ein paar benutzte Taschentücher lagen daneben. Entschlossen näherte Midorima sich der Couch. Er beugte sich hinab und klappte den Laptop zu. Zügig brachte er das Gerät außerhalb von Akashis Reichweite. „Shintarô, was soll das?“ Ein rotes und ein orange glimmendes Auge bohrten sich in ihn. Er hörte den rauen Tonfall und die Erschöpfung in seiner Stimme. Midorima legte den Laptop auf dem Schreibtisch ab. Die Dokumente auf der Couch schob er beiseite. Der junge Arzt setzte sich neben Akashi und analysierte, was er sah. Die fahle Haut glänzte leicht. Akashi atmete schwer. „Shintarô.“ Von dem drohenden Tonfall ließ er sich nicht einschüchtern. „Du wirst dich von mir untersuchen lassen“, erwiderte Midorima. Wenn die frei verkäuflichen Medikamente die Symptome nicht mehr unterdrückten, hatte sich die Erkältung deutlich verschlimmert. Midorimas Finger legten sich prüfend auf Akashis Stirn. Hitze strahlte gegen seine Haut. „Es ist nur eine Erkältung.“ Ein heftiges Zittern packte den Rotschopf und servierte ihm die Untertreibung auf dem Silbertablett. Trockener Husten bahnte sich einen Weg über die spröden Lippen. Midorima griff nach der Tasse und reichte sie Akashi. Die letzten zwei, drei Schlucke trank er. Mit geschlossenen Augen lehnte er sich gegen die Lehne. „Das ist nicht mehr nur eine einfache Erkältung. Ich hatte dir gesagt, du sollst dich ausruhen.“ Akashis Finger verkrampften sich um die leere Tasse in seinem Schoß. „Ich bin Zuhause, das reicht.“ „Das reicht nicht. Ausruhen bedeutet, dass du dich hinlegst und schläfst. Zuhause weiter zu arbeiten hilft deinem Körper nicht, sich zu erholen.“ Akashis Lider flogen auf. Ein kalter Schauer durchlief ihm bei dem Blick, der ihn erfasste. „Ich habe alles unter Kontrolle.“ Ein weiterer Hustenanfall schüttelte seinen Freund. „Seijûrô, ich werde dich jetzt richtig untersuchen und wenn ich dich dafür ans Bett fesseln muss, dann tue ich das.“ Midorima sprach beruhigend wie mit jedem seiner Patienten. Nur anderen Patienten drohte er nicht, sie ans Bett zu fesseln. Zurechnungsfähige Erwachsene waren für sich selbst verantwortlich. Die Entscheidung, sich untersuchen zu lassen, traf jeder für sich. Bei Akashi machte er eine Ausnahme. Der Rotschopf war sein Freund und er ließ sich nicht länger von ihm abweisen. Er war Arzt und wenn sein Liebster nicht vernünftig genug war, sich freiwillig auszuruhen, würde er ihn dazu zwingen. „Das wagst du nicht.“ Midorima hielt dem warnenden Blick aus den glimmenden Augen stand. „Willst du es herausfinden?“ In seinem Kopf wälzte er verschiedene Szenarien, da war Midorima sich sicher. Jede Möglichkeit, in der Akashi sich ihm widersetzen wollte, würde er verlieren. Rein körperlich war Midorima der Stärkere. Je länger ihr Blick verwoben blieb, desto mehr dehnte sich die Zeit und umfing sie wie eine Blase, die beim kleinsten Blinzeln platzte. Das Rot verschwamm mit dem glimmenden Orange. Akashis Augen loderten, einem verzweifeltem Feuer kurz vor dem Verlöschen gleich. Das unheilvolle Glühen erstickte. Akashi senkte seine Lider. In diesem Moment sprang die Blase auf und Midorima nahm ihre Umgebung wieder wahr. Die autoritäre Ausstrahlung seines Freundes verblasste. Tief atmete Akashi ein und hustete prompt. Erleichterung durchdrang Midorima. Der kleine Bruder hatte sich zurückgezogen, wie damals, als er gegen Seirin nichts auszurichten vermochte. Sanft strich er durch das rote Haar. „Lässt du dich jetzt von mir untersuchen?“, fragte er leise. „Ja.“ Die Einwilligung huschte wie ein verkümmerter Windhauch über Akashis Lippen. Zufrieden nickte Midorima und stemmte sich von der Couch hoch. Aus dem Badezimmer holte er den Medizinkoffer. Darin bewahrte er neben dem Erste-Hilfe-Set einige Ersatzinstrumente auf, die er für seine Arbeit benötigte. Midorima legte sein Stethoskop auf den Tisch neben den offenen Koffer. Der Rotschopf nutzte dies, um sein Shirt zu richten und sich die Decke wieder um den Körper zu legen. Sein Freund war nur vernünftig, das wusste Akashi. Er fühlte sich schrecklich erschöpft, ihm war mal bitterkalt, dann so heiß, dass er sich am liebsten nackt ausziehen würde. Die Medikamente unterdrückten den Hustenreiz nicht mehr und selbst bei einem kurzen Gang in die Küche war er sofort außer Atem. Akashi konnte sich keine Ausfälle leisten. Der vorige Filialleiter hatte eine Halde aus falschen Zahlen, inkorrekt ausgefüllten Dokumenten und kümmerlichen Konzepten hinterlassen, die er schnellstmöglich beheben musste. Man hatte ihm die Chance gewährt, die kurz vor dem Ruin stehende Filiale zu retten. Der Chef des Konzerns hatte ihm zwei Jahre gegeben. Dabei war die Aufgabe in einem Jahr zu bewältigen. „Seijûrô.“ Midorima unterbrach seine Gedanken. „Ich habe den Verdacht, dass dein Husten sich zu einer Lungenentzündung entwickelt hat. Morgen früh nehme ich dich mit ins Krankenhaus und werde dich röntgen, um sicher zu gehen.“ Müde lehnte Akashi den Kopf wieder gegen die Lehne der Couch. Eine Lungenentzündung passte so gar nicht in seine Pläne. „Willst du mich im Krankenhaus behalten?“ „Das kommt auf den Schweregrad an. Aktuell denke ich, dass du Zuhause bleiben kannst. Aber genaues kann ich erst morgen sagen.“ Der junge Arzt griff in seine Hosentasche und zog ein Brillenputztuch hervor. Während er die Brille abnahm, um die Gläser zu reinigen, sprach er weiter. „Die nächsten drei Wochen gilt für dich Bettruhe. Keine Arbeit. Du wirst dich hinlegen und ausruhen. Fernsehen kannst du meinetwegen.“ Midorima setzte die Brille wieder auf. Ernst blickte er ihn an. „Drei Wochen?“ Das war nicht akzeptabel. Sein Freund nickte bekräftigend. „Sie werden drei Wochen ohne dich zurecht kommen müssen. Eine Lungenentzündung ist die häufigste tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Tot kannst du ihnen nicht mehr helfen. Und wenn du dich auskuriert hast, unterhalten wir uns über die Balance zwischen Arbeit und Erholung.“ Akashis Blick schweifte über die ausgebreiteten Ordner auf dem Tisch. In drei Wochen könnte er so viel erreichen. Der Gedanke, fast einen Monat lang nichts zu tun, erschreckte ihn zutiefst. Was sollte er in der Zeit machen? Midorima seufzte. „Tu es für mich, wenn du es schon nicht für dich tun willst.“ Liebevoll strichen seine Finger über Akashis Wange. „Ich mache mir Sorgen um dich“, hauchte er. Akashis Lider schlossen sich. Er gab sich geschlagen. Midorima hatte seinen Schwachpunkt getroffen. Der Rotschopf wollte seinem Liebsten keine Sorge bereiten. „Gut.“ Ein Lächeln huschte über Midorimas Lippen. „Dann bringe ich dich jetzt ins Bett und koche dir Tee. Du musst viel trinken.“ Sein Freund ließ ihm keine Chance, allein von der Couch ins Bett zu wechseln. Arme wurden unter seinen Körper geschoben und schon erhob Midorima sich mit ihm. Wahrscheinlich sollte er dankbar sein, dass Midorima ihn ins Bett trug. Der kurze Weg hätte ihm wieder den Atem geraubt. Behutsam legte er Akashi auf dem Bett ab und deckte ihn sorgfältig zu. „Ich bin gleich wieder da.“ Midorimas Schritte entfernten sich. Zu liegen fühlte sich herrlich an. Seine Muskeln entspannten sich endlich. Mit jedem vorbeiziehenden Augenblick wurde sein Körper schwerer. Akashi war so müde... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)