Alice im Wunderland - Die bescheuertste Interpretation ever von Drachenprinz ================================================================================ Prolog: Prolog - Der Auserwählte -------------------------------- Disclaimer: Alice Cooper gehört nicht mir (was für ein Jammer!), genauso wenig wie die anderen bekannten Personen, die im Laufe der Geschichte hier angedeutet werden. Einzig was ich mit ihnen angestellt habe ist mir zuzuschreiben. Für OoC-ness hafte ich nicht, da es sowieso nicht meine Absicht war, die betreffenden Persönlichkeiten originalgetreu darzustellen (immerhin ist es ja eine Parodie). Desweiteren hoffe ich, dass, falls äußerst unwahrscheinlicherweise irgendwer der hier vorkommenden Musiker diese FF lesen und verstehen sollte (obwohl sie auf Deutsch ist), er mir nicht böse ist und dieses Elend mit Humor nimmt. ^^ -------------------------------------------------------------------------------- Es war ein warmer und ermüdender Sommertag - oder vielmehr eine Sommernacht. Genauer gesagt war es kurz nach Mitternacht, als Alice und seine Bandmitglieder in ein Gespräch vertieft im Nightliner saßen, noch immer berauscht von dem großartigen Konzert, das hinter ihnen lag. Die Brutal Planet-Tour verlief bisher so problemlos wie er es sich erhofft hatte, und das Publikum war absolut fantastisch gewesen. Trotzdem war er froh, nun ein wenig Ruhe zu haben, schließlich war Touren nicht nur ein spaßiges sondern auch ziemlich anstrengendes Unterfangen. Für einen Moment schloss er die Augen, während Ryan offenbar fasziniert über irgendeinen riesigen, schrankartigen Typen redete, den er bei ihrem Auftritt anscheinend in der Menge gesehen hatte. Er hörte, wie einer der anderen aufstand, und sah, dass es Eric war, als er die Augen wieder öffnete. Mit einer eisgekühlten Flasche Wasser kam er wenige Sekunden später zurück und setzte sich wieder. „Wirklich, der war gigantisch! Habt ihr den echt nicht gesehen? Sah aus wie ein Footballspieler, nur nochmal doppelt so groß und so breit... Und ich schwöre, der hat auch am brutalsten mitgegröhlt! Von den kreischenden Mädels mal abgesehen...“ „Ich glaube, ich habe den auch gesehen. Aber so riesig war der jetzt auch wieder nicht.“ „Ernsthaft? Der hat alle anderen um 'nen halben Meter überragt! Mit dem hätte ich mich nicht anlegen wollen...“ „Was bist'n du für 'ne Pussy, Ryan? Hast du Angst vor einem Fan, nur weil er größer ist als du?“ „Das habe ich nicht gesagt.“ Amüsiert von der Unterhaltung, die die anderen führten, warf Alice einen Blick aus dem Fenster. Der Kerl, den er dort draußen in der Dunkelheit herumlaufen sah, übertraf den Typen aus dem Publikum an Auffälligkeit höchstwahrscheinlich um Längen. Da ging doch tatsächlich irgendein Freak im Hasenkostüm neben dem Bus her, als dieser langsam zum Stehen kam. Und damit nicht genug: Er starrte auch noch wie ein flauschig-verpackter Stalker mit wahnsinnigem Blick direkt zu ihm herein. Moment, dachte er augenblicklich. Das Gesicht kenne ich...? „Was ist los? Du siehst so schockiert aus!“ „Mick Jagger...“ „Was...?“ „Da ist Mick Jagger...!“ Gleichzeitig lehnten sich alle zum Fenster vor, um zu sehen, was er gesehen hatte. Aber der komische Freak, der merkwürdigerweise genau wie der Sänger der Rolling Stones aussah, war dort bereits nicht mehr. Er war im Bus - er war eben eingestiegen. Weshalb war es überhaupt möglich, dass hier jemand einstieg? Sollte das vielleicht ein fragwürdiger Scherz des Fahrers sein? Wenn ja, dann hatte er einen eher ungünstigen Moment dafür erwischt. Er war definitiv zu müde für skurrile Schock-Rock-Überraschungen und kam sich bei dem Anblick eher vor wie auf einem eigenartigen Trip. „Also, keine Ahnung, was du da gesehen hast, aber kann es sein, dass du dich vorhin überanstrengt hast? Mit Wahnvorstellungen ist nicht zu spaßen“, unterbrach Ryan seine Gedanken schief grinsend. „Mick Jagger, guter Witz!“ „Dreht euch um...! Er ist hier drin! Der Typ im Hasenkostüm, das ist er!“ „Hasenkostüm? Bist du sicher, dass es dir gut geht?“ Bevor er etwas darauf erwidern konnte, sah er die Gestalt mit dem weißen Fell bereits auf sich zukommen. Mick Jagger. Ohne Zweifel war er es, der sich da gerade so auffällig es nur möglich war vor ihm aufbaute, eine Pfote in die Hüfte stemmte und ihn anlächelte. „Guten Abend, Alice“, sagte er seltsam förmlich. Irritiert blickte er sich um, um festzustellen, ob hier vielleicht irgendwo versteckte Kameras angebracht waren, und wandte sich seinem Gegenüber wieder zu, als er nirgendwo etwas in der Art entdecken konnte. „... Hi?“, fragte er mehr als dass er es sagte. Was ihm wirklich zu denken gab war die Tatsache, dass seine Bandkollegen nicht den Hasenmann sondern ihn verwundert musterten. „Mit wem redest du da?“, hörte er Pete fragen, während er selbst nicht aufhören konnte, den verkleideten Mick Jagger anzustarren. Seine Präsenz war einfach unmöglich zu ignorieren. „Mit wem ich rede...? Seht ihr das denn nicht?“ „Ehrlich gesagt nicht.“ „Nein, Alice, sie können mich nicht sehen. Nur du kannst das“, erklärte Herr Hase beiläufig. War ja auch einleuchtend. „Okay, was ist das hier? Eine Überraschungs-Kostüm-Party im Tourbus mit Theater-Elementen? Klingt echt super, nur leider kann ich wohl nicht mitmachen. Ich habe kein Kostüm. Nur ein paar provokante Bühnen-Outfits...“ „Siehst du immer noch irgendwelche kostümierten Sänger hier rumspringen?“ „Ja, aber-“ „Sekunde, Alice. Das haben wir gleich.“ Im nächsten Moment hielt der Hase plötzlich eine Taschenuhr in der Hand, an der er scheinbar irgendeinen Knopf betätigte. Unmittelbar darauf war es still geworden. Mit einem Mal bewegte sich nichts mehr, und die Gesichter der anderen waren wie eingefroren. „Problem gelöst“, kommentierte er knapp. Alice war sich nun endgültig nicht mehr sicher, was er von der Situation halten sollte. Entweder hatte seine gesamte Crew die Geschichte - zu welchem Zweck auch immer- genauestens einstudiert und brachte das Ganze jetzt erstaunlich überzeugend rüber... oder er war vollkommen verrückt geworden. Ein weißer Hase mit einer magischen Taschenuhr? An was erinnerte ihn dieses Szenario bloß...? „Also gut... Du hast die Zeit angehalten“, sagte er feststellend und musste ein wenig lachen. Wäre das hier ein Film gewesen, hätte er ihn sich sicher mit Freude angeschaut. Selbst mittendrin zu stecken war allerdings irgendwie etwas anderes. „Darf ich mir die Uhr mal ansehen?“, fragte er schließlich. Es konnte ja nicht schaden, wenn er einfach versuchte, mitzuspielen. „Die... Die Uhr?“, erwiderte Mick Jagger. „Nein, nein. Die ist nur für Hasen.“ „... Ach so. Ja, das hätte ich... mir ja auch eigentlich denken können.“ Mit plötzlich ernster Miene schaute der Andere ihn an. Jedoch war es etwas schwierig, ihn ernst zu nehmen in dem Aufzug. „Alice“, sagte er leise. „Wir haben nicht viel Zeit. Du musst mit mir kommen.“ „Nicht viel Zeit? Mit dir kommen...? Und warum?“ „Weil...“, begann sein Gegenüber, „... du der Auserwählte bist.“ Ein Moment des Schweigens verging. Dann hätte er beinahe losgeprustet. Langsam fing die Sache an, ihn zu amüsieren - auch wenn die noch immer völlig starren Gesichter seiner Bandmitglieder auf ihn etwas unheimlich wirkten. „Der Auserwählte...“, wiederholte er langgezogen. „Wenn das so ist. Und jetzt soll ich dir in die Zauber-Hasen-Welt folgen, aus der du kommst, und euch alle mithilfe meiner unglaublichen Kräfte vor dem Bösen retten, habe ich Recht?“ „Genauso ist es“, antwortete Mick Jagger. „Abgesehen davon, dass es keine Zauber-Hasen-Welt ist. Sondern das Wunderland.“ Ja, natürlich. Daher kam es ihm bekannt vor. Warum war ihm das nicht schon früher aufgefallen? „Jetzt verstehe ich. Ich bin Alice, und du bist das weiße Kaninchen... und jetzt soll ich dir ins Wunderland folgen, wo mir jede Menge abnormale Sachen passieren!“ „Wow... Ich bin beeindruckt. Offenbar kannst du hellsehen. Das bestätigt mir nur, dass du der Auserwählte bist!“ Diese Improvisationskunst war beachtlich. Der Hase hatte auf alles eine Antwort parat. „Na dann“, sagte er. „Dann zeig mir doch mal das Wunderland! Es wird ja wohl kein Problem für dich sein, mich dorthin zu führen.“ „Ist es auch nicht! Man kann von überall aus dorthin gelangen. Selbst von diesem Bus aus. Es ist ganz einfach!“ Mit diesen Worten war 'das weiße Kaninchen' in den hintersten Winkel des Busses gestapft und betrachtete den Boden, als würde sich dort irgendetwas wahnsinnig Interessantes abspielen. Alice starrte noch eine Weile lang in seine Richtung, seufzte und ging ihm schließlich hinterher - etwas anderes blieb ihm ja anscheinend nicht übrig. Die Stelle, die der Hase fixierte, unterschied sich vom Rest des Bodens. Eine rechteckige Form zeichnete sich dort ab; es sah aus wie eine geheime Klappe, die man öffnen konnte. „Was ist das? Ich bin mir sicher, dass das vorher nicht da war...!“ „Das, verehrter Auserwählter, ist das Tor zum Wunderland, durch das wir nun schreiten werden!“, erklärte das Kaninchen. „Würdest du es für mich öffnen? Es fällt mir etwas schwer mit meinen Pfoten.“ „Du kannst die Zeit anhalten, aber die Tür zu deinem eigenen Zuhause kannst du nicht aufmachen? Na gut...“ Zögerlich beugte er sich herunter und hob den nur locker aufliegenden Teil des Bodens mit Leichtigkeit an. Was darunter zum Vorschein kam war gleichermaßen faszinierend und beängstigend. Er hatte mit einigem gerechnet - mit Keith Richards, der es irgendwie geschafft hatte, sich dort drin zu verstecken, um ihn überraschenderweise zu begrüßen, wenn er den Deckel abnahm. Oder mit ein paar Luftschlangen und Konfetti. Aber nicht mit einer bunten LSD-Spirale, deren grelle Farben strudelartig ineinander verliefen und so wirkten, als würden sie jeden Moment den gesamten Raum in sich aufsaugen. Das war selbst für ihn zu abgefahren. „Okay... Langsam glaube ich, jemand hat mir was ins Essen gemischt... Irgendein krasses Zeug.“ „Hast du etwa noch nie ein Wunderportal gesehen?“ „Wenn ich mich recht erinnere... Nein, sowas sehe ich zum ersten Mal!“ Verständnislos blickte der Hase ihn an, dann trat er einen Schritt auf die ziemlich bedrohlich wirkenden Farben zu. „Folge mir!“, war das letzte, was er sagte, bevor er in dem Strudel verschwand. Einfach so. Er war plötzlich nicht mehr da. Fassungslos sah er zu dem Fleck, an dem Mick Jagger bis eben gestanden hatte, dann lehnte er sich etwas weiter vor und schaute in die Tiefen des Portals hinab, durch das er gegangen war. Es war nichts zu erkennen außer Farben. Leuchtende, hervorstechende, sich bewegende Farben. Wer auch immer derjenige war, der ihm derart harten Stoff untergemischt hatte - er würde Ärger bekommen. „Was ist passiert...? Wo ist Alice?“, hörte er von Weitem die Stimme seines Gitarristen. „Keine Ahnung. Gerade war er noch hier...“ Sie waren wieder zu sich gekommen. Die Wirkung der komischen Uhr musste wohl nachgelassen haben, jetzt wo der Freak, der sie bei sich trug, von hier abgehauen war. Alice hörte, wie die anderen miteinander redeten. Wahrscheinlich würden sie hierherkommen und sich wundern, was er auf dem Boden tat. Ob sie dieses... Portal überhaupt sehen konnten? Oder war es auch wieder nur irgendeine absurde Halluzination? Möglicherweise war das alles ja tatsächlich nur Einbildung. Es ließe sich ganz einfach feststellen. Er müsste nur 'durch das Tor schreiten', dann würde er sehen, ob er, wie der Hase es ihm prophezeit hatte, in einer anderen Welt landen würde - oder was auch immer. Unsicher, was er tun sollte, warf er einen Blick über die Schulter zu den Sitzplätzen. Noch hatten sie ihn nicht bemerkt. Was soll's, dachte er schließlich. Ein Versuch konnte ja nicht schaden. Langsam drehte er sich um, hielt sich an einer Kante des Bodens fest und stieg rückwärts in das Loch, das, sobald er es betrat, ein Eigenleben zu entwickeln schien. Wie ein Strudel sogen die Farben ihn ein. Er spürte keinerlei Widerstand unter sich, und ehe er es sich anders überlegen konnte, hatte das Portal ihn bereits verschlungen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)