Freund gesucht! MxM von NicoRomeo ================================================================================ Kapitel 12: Kapitel 11 ---------------------- „Casey… du wirst mir jetzt gefälligst sagen, was da los ist mit meinem Bruder. Oder soll ich dich lieber…, Feliciano nennen?“ Entsetzt starrte Casey Nicholas an. Nick hatte etwas mitbekommen?! Was sollte er jetzt tun? Wie kam er nun am besten hier raus? Und das allerwichtigste: Wie konnte er Miguel am besten helfen? Nick war langsam wütend. Case… oder auch Feliciano schaute bloß wie ein verschrecktes Reh, anstatt endlich mit der Wahrheit rauszurücken. „Ich will jetzt endlich Klartext und diesmal brauchst du nicht mit einem Kuss abzulenken!“ Der 20-jährige schluckte und wandte seinen Blick langsam von Nick ab. Die Fußmatte des Autos schien auf einmal höchst interessant. Er fing wieder an, mit seinen Händen herumzuspielen. „Red‘ schon!“ Der Juniorchef wurde langsam ungeduldig. Er hatte so viel für Case getan. Und das Schlimmste: Der Halb-Portugiese hatte sich in sein Herz geschlichen. So kitschig es klang. Und nun warf er dieses zu Boden. *„Ich bin so unfassbar dumm!“*, dachte der 26-jährige. „Wieso kennt mein Bruder deinen Namen, den du mir nicht sagen wolltest? Und wieso will er unbedingt, dass du dich von mir fernhältst?!“ Nick ließ nicht locker. Case hatte noch immer nicht gesprochen. Die Wut über das Schweigen und diese… Ungewissheit stieg von Sekunde zu Sekunde. „Ich warte!“ „Verdammt, Nick! Dein Bruder… er…“ In seinem Blick lag die pure Verzweiflung und Nick musste mit sich kämpfen, nicht schon wieder weich zu werden. Doch diesmal musste er standhaft bleiben. Er verstand kein Wort von alldem, was bei Emma-Marie zu Hause geschehen war. Was für eine Rolle spielte Asher? „E-er ist eben… homophob! Ist doch klar, dass er da will, das wir nicht zusammen sind!“ Casey fiel nichts Besseres ein. Er hatte Angst, dass wenn Nick die Wahrheit kannte, er diese Asher um die Ohren hauen würde. Der Halb-Portugiese konnte es nicht riskieren, seinen Bruder noch länger im Knast sitzen zu lassen. Schließlich hatte Miguel, um sich für ihn an Asher zu rächen, sich erst in diese Misere gebracht. „Casey… Feliciano… verdammt, ich weiß nicht mal, wie ich dich nennen soll!“ Nick schlug sauer aufs Lenkrad und fuhr sich hektisch durch die braunen Haare. Sein Bruder kannte Case‘ Namen und er nicht. Auf einmal erschien es ihm so, als wüsste er kaum etwas über Casey. Moment… war es auch nicht so? „Bitte… nenn‘ mich ‚Feli‘, ja?“, kam es leise von dem 20-jährigen. Er sah zu Boden. „Schön. Also nehmen wir an, mein Bruder ist homophob. Wieso kennt er dann deinen richtigen Namen? Kannst du mir das bitte beantworten?“ Nick verstand gar nichts mehr. Er wusste nur eines: Er wollte endlich Klarheit! „E-er hat eben recherchiert, Nick!“, rief Feli hilflos. „Er ist Anwalt, da ist das doch kein Problem für ihn!“ „Case… FELI, ich bin nicht dumm, verstanden?! Er hat so gesprochen… als… würde er dich länger kennen. Und mir war schon, bevor wir zu Emma ins Haus gegangen sind, klar, dass du mich anlügst!“ Feli wollte hier raus. Er sah aus dem Fenster. Er wollte seine Vergangenheit nicht offenbaren. Seine Vergangenheit… in der er… Leicht zitternd legte Feliciano erneut seine Hand an den Türgriff. „Bitte… lass‘ mich aussteigen, Nick.“ „So langsam werde ich wirklich sauer! Du weißt genau, dass ich dir nichts tun würde! Ich will doch nur die Wahrheit wissen!“ Mit Schrecken hatte der 26-jährige beobachtet, wie Feli anfing zu zittern. „Verdammt Nick! E-er erpresst mich. D-du weißt doch… dass mein Bruder im Gefängnis sitzt…“, stammelte Feli und fixierte irgendeinen Punkt im Wagen. Wie beinahe die ganze Zeit vermied der Halb-Portugiese Blickkontakt. „Was?! Was hat dein Bruder damit zu tun? Und sieh‘ mich gefälligst an!“, verlangte der Ältere. In Nick kam der Juniorchef durch. Er konnte es auf den Tod nicht leiden, wenn man jemandem während eines Gesprächs nicht ins Gesicht sah. Diese schlechte Angewohnheit vieler Menschen, auch von einigen seiner Angestellten, war bei Feli momentan wohl ebenfalls sehr beliebt. Feliciano hob langsam seinen Blick und traf somit den von Nick. Dessen tiefgrüne Augen schienen ihn zu durchbohren und für einen minimalen Augenblick erinnerte er Feli an Asher. „Mein Bruder und seine damalige Gang… haben bei ihm… zu Hause eingebrochen. Und… deswegen will er nicht, dass wir zusammen sind.“ Der Halb-Portugiese konnte einfach nicht mit der ganzen Wahrheit herausrücken. Wobei er auch nicht genau wusste, was Nick scheinbar mitbekommen hatte und was nicht. Doch wenn er die mit wichtigste Tatsache vermeiden konnte zu offenbaren, so würde er das tun. Nick hätte vieles erwartet, aber nicht… dass dieser Miguel in Ashers Haus… oder eher Villa eingestiegen war! „Warte mal… so lange ist das noch gar nicht her. Anderthalb Jahre vielleicht. Bei dem Einbruch… wurde doch Fiona, Ashers Ehefrau, verletzt? War das etwa auch dein Bruder?!“ Wenn es so war, dann verstand er Asher. Er konnte das alles nicht so recht glauben, doch wieso sollte Feli jetzt lügen? Er saß fest. „Nein! Mein Bruder war das nicht, verdammt! Miguel würde so etwas niemals tun! Niemals würde er eine unschuldige Frau zu Boden schlagen!“ „Und wieso hat dein Bruder dann erst bei Asher eingebrochen? Seid ihr kriminell? Wolltest du mich etwa auch bestehlen?!“ „Wir… brauchten damals halt dringend Geld! Und Nein, ich würde das nicht tun!“ „Und woher wusstet ihr, dass Asher welches hat?“ „Ashers Villa sieht eben sehr nobel aus!“ „Woher weißt du das? Hast du bei dem Überfall auch mitgemacht?! Habt ihr sein Haus ausspioniert? Das ist trotzdem kein Grund, Menschen ihr Hab und Gut zu entwenden, dass sie ehrlich verdient haben!“ Nick griff Feli fassungslos am Arm. Dieser zuckte zusammen. Auch durch Nicks Lautstärke. Plötzlich fiel diesem etwas ein. Die sich vorher ereignete Szene, mit Asher und Feliciano, spielte sich nochmal vor seinem inneren Auge ab. Er hatte das bis eben total vergessen: Sein Bruder hatte den 20-jährigen am Arm… gestreichelt. Aber wieso?! Nick sagte nichts mehr und überlegte fieberhaft. Irgendetwas passte nicht zusammen. Wieso sollte Asher so etwas tun? Wenn er Feliciano doch, so wie er es bis jetzt verstanden hatte, hasste? „Ich habe dir jetzt die Wahrheit gesagt. Lass‘ mich los!“ Feli wollte nur noch in sein Bett und sich darunter verkriechen. Nick tat genau das Gegenteil: Er streichelte Feliciano ebenfalls am Arm. Genau wie Asher zuvor. Feli bekam wieder eine Gänsehaut. Ein mulmiges Gefühl stieg in ihm hoch. „Du hast eben gesagt… Asher erpresst dich. Was tut er, wenn du dich nicht von mir fernhältst?!“ Er hatte keinen blassen Schimmer, wie er Feliciano jetzt ansprechen sollte, also vermied er es, auch nur irgendeinen Namen zu nennen. Denn „Feli“ klang noch so fremd für ihn. „Er lässt… Miguel… noch länger… im Knast verrotten. Und Nick, ich mag‘ dich wirklich sehr gern, aber meine Mom und ich können nicht noch länger ohne ihn leben!“ Nick war sprachlos. War Asher zu so etwas in der Lage? Einen 20-jährigen erpressen? „Bitte, du darfst ihm nichts sagen! Versprich‘ mir das!“ „Ach, und deswegen willst du dich dann wieder nie mehr bei mir melden? Du hast mich sogar bei der Agentur sperren lassen!“ „Es tut mir unsagbar leid! Wirklich.“ -- Asher war auch nicht mehr viel länger bei Emma-Marie und Jeremy geblieben. Nachdem er die Tür zu seiner Zweitwohnung öffnete, wurde er sogleich von einem dunkelhaarigen jungen Mann begrüßt. „Guten Abend, Mr. Burton.“ Der spanische Akzent war nicht zu überhören. „Hallo Julio. Hat deine Mutter wegen meiner Frau angerufen? Wie geht es ihr?“ „Es geht ihr schon etwas besser. Mrs. Burton ist spätestens Übermorgen wieder ganz gesund.“ „Gut, da bin ich sehr beruhigt. Könntest du mir noch einen Kaffee machen? Ich muss noch einmal in die Akten sehen.“ „Natürlich.“ Der junge Mann nahm Asher noch schnell die Jacke ab und verschwand danach sofort in die Küche. Asher ging lächelnd in sein Büro und fuhr den Laptop hoch. Zunächst war er sehr erschrocken darüber gewesen, dass Feli nun Nicks Freund war, aber mittlerweile… *„Geschwister sollten alles teilen, Nicholas…“* Eine Frage war noch offen: Wieso stellte sich Feliciano überall als „Casey Summers“ vor? Die letzten Male hatte er nichts finden können, doch heute wollte er sich nochmal ein wenig Zeit nehmen. Wo er ihn doch eh bald so schön besuchen würde… -- Nick war ratlos. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Sein Leben war bis vor kurzem noch völlig… normal gewesen. Chaotisch, stressig, voll mit Verkupplungsversuchen… Aber nun? „Ich… muss…. nachdenken, in Ordnung? Ich… fahre dich erstmal nach Hause. Wir sprechen Morgen.“ „I-ich kann Morgen nicht.“ Schließlich hatte sich Asher angekündigt. „Dann wirst du dir eben Zeit nehmen. Ganz einfach!“ „Nick, wieso bist du auf einmal so? Ich muss arbeiten!“ „Wieso ich auf einmal so bin?! Das fragst du mich ernsthaft?! Ich bin nicht schwul, aber ich war mit dir in der Kiste! Ständig muss ich an dich denken! Und dann erzählst du mir etwas davon, dass mein Bruder dich erpresst. Und das mit deinem Namen…, ich bin überfordert!“ „Verzeih‘, ich wollte das alles nicht. Lass‘ mich aussteigen. Es ist nicht mehr allzu weit bis zu mir.“ „Denkst du wirklich, ich schmeiße dich gerade hier raus? Es ist dunkel und-“ „Ich bin kein Mädchen, Nick. Also entriegele endlich wieder diese scheiß‘ Tür!“ „Ich weiß, dass du kein Mädchen bist, zum Teufel! Du brauchst das nicht ständig zu wiederholen! Und trotzdem mache ich mir Sorgen um dich. Auch wenn ich dir anscheinend egal bin, du bist es mir nicht!“ Feli stiegen langsam die Tränen die Augen. „Ich… sollte aus deinem Leben verschwinden. Es ist wirklich besser so. Ruf‘ mich nicht mehr an, okay? Und bitte sag‘ kein Wort zu Asher.“ Mit einem Satz, Nick konnte gar nicht so schnell schalten, war Feli über ihm, entriegelte geschickt die Kindersicherung an der Fahrertür, und schwang sich blitzschnell aus dem Wagen. Der Juniorchef konnte bloß verdutzt dasitzen und Feliciano hinterhersehen. Viel zu spät kam er erst auf die Idee, ihm nachzulaufen. Er stieg aus dem Wagen und rief nach ihm, doch Feli war schon lange in der Dunkelheit verschwunden… -- „Ich kann ‚Casey Summers‘ bloß weiterempfehlen. Ein absolut hübscher Kerl und sehr höflich. Meine Klienten waren ebenfalls angetan von ihm. Und wenn man ein bisschen was springen lässt, gibt es auch ein wenig mehr. :P“ Gareth, 32 Asher las diese Bewertung, die er aus einem Portal über Begleitagenturen entdeckt hatte, bestimmt nun zum 100. Mal. Es hatte ewig gedauert, bis er Brauchbares hatte finden können, doch es hatte sich dem Anschein nach gelohnt… Plötzlich klopfte es an seiner Tür und herein trat Julio. Er brachte den gewünschten Kaffee. Vorsichtig stellte er die Tasse auf Ashers Schreibtisch. Dann wagte sich der 21-jährige näher an seinen Chef heran. „Brauchen Sie noch etwas, Mr. Burton?“ Er streichelte leicht über den Rücken des Älteren. Dieser hatte den Spanier zunächst gar nicht wahrgenommen. Er war noch immer mit diesem Forum beschäftigt. Der Eintrag über Feliciano war noch keine Woche alt, was erklären würde, wieso er ihn nicht vorher gefunden hatte. „Nein danke, du kannst schlafen gehen, Julio. Ich brauche nichts mehr.“ Enttäuscht ging dieser ein paar Schritte zurück. *„Zumindest nicht von dir.“* „Ach, bevor ich es vergesse… Ich will, dass du morgen Abend nicht zu Hause bist.“ Asher griff in seine Geldbörse und fischte zwei 100 $-Scheine hervor. Er drückte sie dem Spanier in die Hand. „Hier.“ Julio blickte mit wenig Motivation auf das Geld. „Danke.“ Asher hatte seine Aufmerksamkeit schon längst wieder auf den Desktop gerichtet. Er wusste einfach, dass sein Bruder nicht homosexuell war. Trotzdem war es offensichtlich gewesen, dass Nicholas etwas für Feliciano empfand. Und noch offensichtlicher war, dass die beiden Sex gehabt hatten. „Das wirst du noch bereuen, mein Hübscher.“ -- Nick war nach Hause gefahren. Er hatte ständig auf sein Handy gesehen und gehofft, dass Feli sich melden würde. Irgendwann schmiss er sein Mobiltelefon aufs Bett und fuhr sich übers Gesicht. Er konnte eh nicht schlafen. Sollte er trotzdem mit Asher sprechen? Feli wollte das nicht. Was war nur los mit der Welt? Er beschloss zunächst, unter die Dusche zu springen. Das kühle Wasser würde ihm vielleicht helfen, einen klaren Kopf zu bekommen. Als das Wasser auf ihn niederprasselte war es auch tatsächlich so. Für einen kurzen Moment fühlte er sich besser. Da sagte man immer, mit Frauen war es kompliziert. Mit Männern war es um einiges schlimmer… Frisch geduscht und angezogen setzte er sich wieder in einen seiner Sportwagen. Samstag würde vermutlich John wieder im Lande sein, also konnte er ja ein wenig in der Firma arbeiten. Freitag war ironischerweise eh immer am meisten zu tun. Und die Chefs kamen zuerst und verließen das Gebäude zuletzt… -- Freitag, ca. 17:30 -- Energisch klopfte es an der Tür. Nick sah grummelnd von seinem Bildschirm auf und winkte den Besucher, den er durch seine müden Augen kaum erkennen konnte, herein. Der Juniorchef hatte sich, so irgendwie, durch den Tag gebracht. Dank viel Kaffee und Red Bull. Glücklicherweise hatte er heute keine Meetings gehabt. „Nick, was ist denn los mit dir? Geht es dir gut?“ Emma huschte an Nicks Seite und schaute besorgt auf ihn herunter. Ihr Bruder hatte dicke Augenränder. „Alles gut, alles gut… Ich dachte, ich arbeite heute mal ein bisschen länger…“ „Ein bisschen?!“ Em war empört. „Du siehst aus, als hockst du hier schon die ganze Nacht!“ „Was machst du überhaupt hier? Du hast auch bereits seit einer Stunde Schluss.“ „Unser Azubi ist mal wieder krank. Also wer darf Autos hin- und her kutschieren in seinem verdienten Feierabend? Der Kandidat kriegt 100 Punkte, wenn er auf mich tippt. Und es wird nicht abgelenkt, mein Lieber!“ Nick musste ein wenig lächeln. Seine Schwester schaffte das immer wieder. Und andere Leute würden das sicher auch schaffen… Vielleicht sollte er diesen ganzen Quatsch einfach vergessen und sich wirklich eine Frau suchen. Aber vorher wollte er alles geklärt haben. Es lag nicht in seiner Natur, einfach wegzurennen vor den Problemen. „Aber hey… vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass ich hier bin. Ich wollte dich eh fragen, ob gestern noch etwas passiert ist. Du warst gegen Ende komisch drauf und bist so schnell abgehauen.“ Die 28-jährige hatte sich inzwischen auf einen der Stühle gesetzt, die vor dem Schreibtisch standen. „Emma…“ „Ja?“ Angesprochene lächelte. „Ich bin deine Schwester. Du kannst mir alles sagen, Nick. Hast du dich etwa mit Casey gestritten?“ DING DING DING! Nick sah getroffen nach unten, auf die Tastatur. „Ich… denke nicht, dass er zu deiner Hochzeit kommen wird.“ „Was, wieso?“ Sofort war die Ältere aufgesprungen und hatte sich neben ihren Bruder gekniet. „Ich kann jetzt noch nicht so viel sagen. Es ist lieb, dass du mir zuhörst, aber momentan… Ich werd‘ auch gleich nach Hause fahren.“ „Du kannst mit zu uns wenn du willst. Jeremy und ich wollten essen gehen. Komm‘ doch mit. Wir lenken dich ab.“ Emma streichelte liebevoll über den Arm ihres Bruders. Plötzlich erwachte Nick wieder zum Leben. „Em, ich habe jetzt… eine etwas komische Frage…“ Diese sah ihn verwirrt an. „Würdest du jemanden über den Arm streichen, den du hasst?“ „Nein, natürlich nicht. Wie kommst du denn darauf?“ Emma lachte. „Ich mache das nur bei meinen vier Lieblingsmännern. Oh, und natürlich bei Mom.“ Nick war so dumm. Auf einmal fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Ich muss‘ jetzt los. Du hast mir sehr geholfen. Könntest du bitte alles abschließen?“ Sofort erhob sich Nick von seinem Drehstuhl, drückte seiner Schwester einen Kuss auf die Wange und lief aus der Tür. Jedoch drehte er schnell wieder um. „Ach… und danke, Em!“ Nick lächelte. Die 28-jährige war total perplex. „Wie soll ich abschließen, ich habe doch keinen Schlüssel für dein Büro!“ Emma schüttelte bloß mit dem Kopf. Diesen Satz hatte Nick allerdings nicht mehr gehört. Er hatte sich in seinen Wagen gesetzt und war wie ein Wilder losgefahren. Ab zu Feli… -- Bei diesem klingelte es an der Tür. Seufzend öffnete er langsam. „Hast du mich vermisst, Feliciano?“ Asher schenkte ihm ein süffisantes Lächeln. Feli antwortete nicht. Er hatte sich die ganze Zeit schlecht gefühlt. Erst war er Nick wortwörtlich davon gelaufen, dann hatte er seine Mutter mit der fadenscheinigen Ausrede, er wolle seinem heißen Klienten Nick mal die Wohnung zeigen, zu seiner Tante gescheucht. „Willst du mich nicht hereinbitten?“ Asher grinste hämisch. Noch immer wortlos machte der Halb-Portugiese Platz. „Ich hoffe, wir sind alleine?“ „Nein, dein Bruder wartet in meinem Zimmer, weißt du?“ Feli verdrehte die Augen. Asher konnte deutlich heraushören, dass es nur Ironie war. „Ich mochte deinen Sinn für Humor ja schon immer…“ „Schön für dich.“ Feli dachte die ganze Zeit an Nick. Sicher hasste dieser ihn jetzt. Und er hatte jedes Recht dazu… Er war vorher schon unmöglich gewesen. Hatte ihm extra nicht geschrieben, damit der 26-jährige alles - ihn - schnell vergaß und jetzt… „Ich war ja lange nicht mehr hier…“ Der 31-jährige sah sich um, holte mit seiner Aussage Feliciano aus seinen Gedanken. Sofort fiel ihm der katastrophale Zustand der Küche auf. „Hat es etwa gebrannt bei euch?!“ „Nein, wir finden es einfach schön, wenn alles so schwarz und verkohlt ist.“ Natürlich hatten sie bis heute keine neue, funktionierende Küche. Kochen taten sie immer bei freundlichen und hilfsbereiten Nachbarn. Asher nahm seinen Blick von der Küche und schritt wieder zu Feli. „Dir ist nichts passiert oder?“ Besorgt legte er seine Hände um Felis Gesicht. „Nein und selbst wenn. Hätte dich das gestört? Und könntest du es bitte sein lassen, mein Gesicht anzufassen?“ Ashers Augen verengten sich. In ihnen blitzte Wut auf. „Ich denke nicht, dass du in der Position bist, mir etwas vorzuschreiben!“ „Was willst du?“ „Du weißt, was ich will.“ „Können wir es schnell hinter uns bringen? Ich muss später noch arbeiten.“ „Für die Begleitagentur?“ Feli erstarrte. „Ich habe dir doch gesagt, dass du mir nichts vormachen kannst. Ich habe zwar keine Ahnung, wie du meinen Bruder in dein Bett geschleift hast… Obwohl… lassen wir das, ich weiß es schon.“ Das anzügliche Grinsen gefiel dem Halb-Portugiesen ganz und gar nicht. Ashers hungrige Lippen wollten sich gerade auf Felis stürzen. „Moment! Erst versprichst du mir, dass du Miguel in Ruhe lässt, für immer.“ „Gut, ich verspreche es.“ Der Blonde fing schon an, Felis Hals zu liebkosen. „Und ich will, dass du meiner Mom noch einen Besuchstermin bei Miguel verschaffst! Der letzte wurde abgelehnt. Und wenn es geht, will ich Zeuge sein.“ „Du bist ja richtig fordernd, gefällt mir.“ Asher lachte und warf einen Blick auf seine teure, silberne Armbanduhr. „Ich versuche es für dich. Aber danach fahren wir in meine Zweitwohnung. Und da gehörst du ganz mir.“ Der 20-jährige nickte bloß. Er hatte schon so einige Male mit Asher ein Bett geteilt, doch noch nie unter diesen Umständen, und noch nie war ihm davor so schlecht gewesen. Er vermied es, viel zu sprechen und konzentrierte sich darauf, sich nicht zu übergeben. -- Nick raste weiter durch die Straßen und brach dafür einige Verkehrsregeln. Er wusste noch immer nicht, was für eine Beziehung Asher und Feli hatten, ob sie überhaupt eine hatten, aber vielleicht… „Aber er hat eine Frau“, sprach er zu sich selbst. *„Und wie oft hört man sowas?“* Nicks Gedanken spielten mal wieder verrückt. Er ging alles was Asher in Bezug auf Feliciano gesagt hatte, im Kopf durch. *„Was willst du mit einem so jungen Kerl?“* *„Sie nehmen dich aus wie eine Weihnachtsgans.“* -- „Also Mrs. Mayhew hat den Besuchstermin für ihren Sohn Miguel Mayhew Duarte am 07. des nächsten Monats? Vielen Dank, Robert! Lass‘ mir die Papiere gleich per E-Mail zukommen. Und der Dame natürlich per Post. Wir gehen die Woche mal auf meine Kosten einen trinken. Schönen Abend noch.“ Asher hatte das Telefonat mit dem Angestellten aus dem Gefängnis auf Lautsprecher geführt. „So, ich habe meinen Teil der Abmachung wohl mehr als erfüllt. Fahren wir zu mir.“ Feli seufzte, griff nach seiner Jacke und dem Hausschlüssel und machte sich mit Asher auf den Weg nach draußen. Gerade in diesem Moment kam Nick an. Er konnte sehen, wie Asher einen Arm um Feli gelegt hatte. Sie steuerten gemeinsam den Wagen des Anwalts an. Nick fuhr sofort vorsichtig ein Stück zurück, sodass sie ihn nicht sehen konnten. Asher hielt Feli die Beifahrertür auf. Zögernd stieg dieser in den dunklen Wagen ein. Danach konnte man sehen, wie Asher sich umsah, eine dunkle Sonnenbrille aufsetzte und sich ebenfalls ins Auto machte. Die beiden fuhren los. „Feli, wieso bist du bloß eingestiegen?“ Der 26-jährige schüttelte den Kopf. Nick ließ zwei Wagen vorfahren, setzte den Blinker links und folgte den beiden unauffällig. Zum Glück hatte er heute einen seiner schwarzen Modelle gewählt. Sein Herz schlug wie wild. Wo fuhren die beiden hin? Hatte Feli tatsächlich recht gehabt? Vor einem schicken Apartment hielten die beiden. Auch Nick fand das Ziel. Er parkte extra weiter entfernt. Das war nicht Ashers Villa. Hatte er etwa noch eine Wohnung? Die beiden waren im Eingang verschwunden. Nicks Verdacht bestätigte sich immer mehr. Asher schien nicht schüchtern damit, seinen Feli weiter anzufassen. In dem 26-jährigen stieg ungeheure Wut hoch. Und noch etwas Anderes… Eifersucht? Oben angekommen drängte Asher Feli sofort gegen die nächstbeste Wand. „Ich habe dich vermisst!“ Er attackierte die Lippen des Jüngeren. Seine Hände fuhren wild über Felis Körper. Schnell hatte dieser keine Jacke und kein T-Shirt mehr an. „Es wäre schön, wenn du ein bisschen mitmachst, Feliciano. Du bist doch sonst nie schüchtern gewesen.“ Dieser nickte bloß wieder. Langsam zog er Asher seine Anzugjacke aus… Nick wusste nicht, was er machen sollte. Vielleicht… wollte Feli ja auch mit seinem Bruder? Nein, Schwachsinn! Völliger Schwachsinn! Egal, ihm war jetzt alles egal. Er wollte gerade auf die Klingel drücken, auf der „Burton“ stand, da wurde er unterbrochen. „Mr. Burton möchte heute nicht gestört werden, Mister.“ Er hätte ja gelogen und gesagt, sein Chef wäre nicht da, doch das Auto stand direkt vor dem Apartment. Nicks Kopf ruckte verwirrt zu der Stimme. Sie gehörte zu einem schlanken, jungen Mann. *„Irgendwie sieht der ein klein bisschen aus wie…“* „Wer bist du, wenn ich fragen darf?“ „Ich bin… der Sohn seiner Haushälterin…“, antwortete der Junge. „Name?“ Der Spanier wusste nicht, ob er diesen dem fremden Mann verraten durfte. „Hast du einen Schlüssel? Ich bin Nicholas Harford, der Bruder von Ash-, Mr. Burton… Es geht um einen Notfall, ich muss sofort zu ihm!“ Julio konnte sich daran erinnern, den gutaussehenden Herren mal auf einem Familienbild von seinem Boss gesehen zu haben. Der Junge zögerte dennoch. Nick war verwirrt. Was für ein seltsamer Typ. „Mach‘ schon auf, falls er wütend ist, nehme ich all die Schuld auf mich, versprochen.“ Der Kerl nickte endlich und schloss auf. Er konnte gar nicht so schnell gucken, da war der fremde Mann auch schon nach oben verschwunden. „Beeil dich!“, rief Nick. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)