Freund gesucht! MxM von NicoRomeo ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Die unmotivierten Herrschaften Jeremy und Nick, begaben sich Richtung Bar. Ersterer bestellte für sie etwas zu trinken. Sie sahen den beiden Tanzenden ein wenig zu. Glücklicherweise war Emmas Kleid so auffällig, dass es nicht allzu schwer war, sie unter all den Menschen zu entdecken. Sie stach auf jeden Fall hervor. Und auch Typen wie Case gab es nicht an jeder Ecke. „Und, seid ihr glücklich, du und Casey?“, fragte Jem und wollte wohl damit beginnen, lockere Konversation mit seinem Bald-Schwager zu betreiben. „Ja“, kam es bloß von dem 26-jährigen. Er sah sich ein wenig um. Es passierte ganz automatisch. Hier waren einige echt heiße Frauen und Jeremy würde es sicherlich nicht so leicht bemerken wie die stets aufmerksame Em, wenn er die Perlen abcheckte. Gerade hatten seine Augen sich an die langen, schönen Beine einer Blondine geheftet, als er gestört wurde. „Also Nick, wenn dein Freund nicht schwul, und nicht mit dir zusammen wäre, würde ich ihn mir wohl vorknöpfen müssen, so wie er mit meiner Em tanzt.“ Jem deutete mit der freien Hand in eine Richtung. Nick sah verwundert über die Aussage wieder auf die Tanzfläche. Dort entdeckte er seine Schwester und Casey, wie sie mittlerweile eine echt heiße Show abzogen. Die beiden konnten wahnsinnig gut tanzen. Und gemeinsam waren sie der Knaller. Sie bewegten sich eng aneinander gedrückt sexy zur Musik. Sie wirkten wie Darsteller in einem Musikvideo. Oder so als ob der Club sie bezahlt hätte, die Leute hier mit ihrer Einlage zu unterhalten. Nick war sprachlos. Emma-Marie schien sich gut zu amüsieren, sofern er das von seinem Platz aus beobachten konnte. Und sein Schein-Freund blühte auch richtig auf. Er musste zugeben, dass es ihm… gefiel… wie Casey tanzte und sich bewegte. Er tat dies mit einer unglaublichen Leichtigkeit. Viele schienen ihr Augenmerk mit Begeisterung auf die beiden Tanzwunder gerichtet zu haben. Vor allem die Zuschauer an der Bar hoben ihre Gläser in Richtung der Tanzfläche und es war nicht nur einmal so etwas wie „Seht mal, die zwei da!“ zu hören. „Komisch, Nick. Du meintest doch beim Essen, ihr seid schlecht im Tanzen. Damit hast du wohl nur dich gemeint.“ Jeremy lachte und nahm noch einen Schluck von seinem Drink. „Vielleicht kannst du das ja auch bald. Das liegt euch doch im Blut.“ „Du verarscht mich oder?“ Nick seufzte. War es nicht sonst sein Part, so klischeemäßig zu denken? Er erwischte sich dabei, wie er wieder zu den beiden hinüber linste. Die Musik im Club dröhnte und Em und Casey schienen auch nicht müde zu werden. Im Gegenteil: Noch immer lagen Caseys Hände auf Emmas Hüften. Jetzt würde sich Nick erst recht nicht zu den beiden wagen. Und ständig klebten seine verdammten Augen an seinem noch mehr verdammten Schein-Freund. Es sollte verboten werden, sich so in seinen Gedanken breit zu machen! Und die Tatsache das Case ein Kerl war, sollte ihn doch ganz klar abschrecken! Hektisch trank Nick einen großzügigen Schluck von seinem Getränk. *„Ich muss hier dringend weg!“*, hämmerte es in dem Kopf des 26-jährigen. Auch sein Puls beschleunigte sich. Auf einmal war ihm so unerträglich warm. Seine Hände waren leicht schwitzig. Vielleicht fand er ja diese Blondine wieder. Die Beine würde er auf jeden Fall wieder erkennen, auch in dem ganzen Getümmel… Und es war tausendfach besser auf die Beine von Frauen zu starren, als auf… einen 20-jährigen Typ, den er bezahlte, um Verkupplungsversuchen fern zu bleiben. „Ich bin mal kurz austreten“, informierte er seinen Bald-Schwager, stellte sein fast leeres Glas ab und machte sich auf den Weg. Vorher hatte Jeremy ihm noch verstehend zugenickt. Von Nicks innerlichem Kampf schien er nichts mitbekommen zu haben. Er war damit beschäftigt seine Emma zu bewundern und sich innerlich als den glücklichsten Mann der Erde zu feiern. *„Du bist doch krank. Du wirst von diesem Laientheater wirklich noch schwul“*, sprach eine höhnische Stimme in Nicks Kopf. Aber er war es ganz sicher nicht! Und das würde er sich jetzt beweisen. „Blondine mit echt sexy Beinen… Wo bist du?“, murmelte Nick leicht verzweifelt und sah sich um. Er war überarbeitet. Genau! Wie lange hatte er diese Woche wieder in seinem verfluchten Büro gesessen? 60 Stunden? Und dann dieses Tamtam am Dienstag von seiner Schwester mit Casey! Und diese Sache mit dem Fahrer aus Portugal und dem beschädigten Bordstein hatte ihn im Nachhinein auch noch einige Nerven und anstrengende Telefongespräche mit der Versicherung gekostet. Plötzlich fand er die Granate, wie sie einem Kerl um die 30 auf die Schulter klopfte, als ob sie ihn ermutigen wollte. Oh nein, war das ihr Freund? Hoffentlich nicht! Doch er schien Glück zu haben, denn die Schönheit drehte sich direkt zu ihm und lächelte ihn offen an. Glücksgriff! Es hätte jetzt nur noch gefehlt, dass zwei Scheinwerfer auf sie zeigten. Er erwiderte das Lächeln. Ehe er sich zu ihr bewegen konnte, stand sie auch schon vor ihm. Ihr großzügiges Dekolleté, das in einem dunkelroten Top verpackt war, schien bei Nick nach Aufmerksamkeit zu suchen. Und er war absolut beruhigt, dass ihm die nette Aussicht Freude bereitete. *„Siehst du, alles prima!“*, versuchte er sich in Gedanken gut zuzureden. *„Wenn dieser ganze Schwulen-Mist vorbei ist, dann rufst du einfach doch diese Cary an und bittest heimlich um ein Treffen!“* Während Nick mit der Blondine anbändelte, waren Emma und Case damit beschäftigt, sich zur Bar zu schlängeln. Der Club füllte sich stetig und die beiden waren froh, als sie endlich bei Jeremy ankamen. „Ihr wart sensationell, echt!“, kam es anerkennend von dem 31-jährigen. Er gab seiner Em einen kurzen, aber liebevollen Kuss auf den Mund und strich ihr eine nasse Haarsträhne hinters Ohr. „Wollt ihr was trinken?“, fragte er und hob die Hand in Richtung Barkeeper. „Ja bitte, für mich eine Margarita.“ Em fächelte sich mit der Hand Luft zu. Ihr war sehr warm geworden und auch Case ging es nicht anders. „Was nimmst du?“, Jeremy sah fragend zu dem 20-jährigen. „Oh, für mich bitte nur eine Cola.“ „Och wieso trinkst du nichts? Du musst doch nicht fahren!“, fragte Em. „Ich bin nicht so der Fan von Alkohol.“ „Komm‘, einen können wir uns genehmigen, auch wenn du noch keine 21 bist. Für deine Lieblings-Schwägerin machst du das oder?“, Em zog einen süßen Schmollmund. Case musste lachen und stimmte schließlich zu. Er war nicht mal mit Nick zusammen, doch er fühlte sich bei Emma schon sehr willkommen. Und auch der ruhige Jeremy schien kein übler und homophober Kerl zu sein. Er würde die beiden nach dieser Scharade sicherlich vermissen. Glücklicherweise mussten sie nicht lange auf ihre Getränke warten und Case konnte so seine Gedanken verdrängen. Als Emma einen Schluck von ihrer Margarita nahm, fiel ihr eines auf: Ihr Bruder war ja gar nicht mehr bei ihnen! „Liebling, wo ist eigentlich Nick?“ „Der musste mal austreten, ist aber schon ein paar Minuten weg. Muss sicher eine Weile anstehen, bis die WCs frei sind.“ „Der drückt sich sicher bloß davor, mit uns zu tanzen! Jem, du bist aber mutiger oder?“ „Wisst ihr was, geht ihr doch schon mal los und ich suche Nick“, schlug Case vor. In ihm machte sich ein ungutes Gefühl breit. „Nicht, dass er mir hier was anstellt.“ Der Halb-Portugiese grinste und leerte sein Glas. „Wenn ich dich erwische, Nick!“ Casey machte sich also auf den Weg zu den Toiletten, um seinen Schein-Freund zu suchen. Wenigstens war hier die Musik nicht ganz so laut wie in der Nähe der Bar. Seine Stimme fühlte sich schon leicht kratzig an, von dem lauten Sprechen. Natürlich war großer Andrang vor den Türen, doch Nick konnte er nicht finden, womit er schon beinahe gerechnet hatte. Dafür fand ihn jemand anderes… „Casey! So nennst du dich meist oder? Die Welt ist klein. Habe ich also eben doch richtig gesehen auf der Tanzfläche. Phänomenal!“ Ein Schwarzhaariger, leicht stämmiger Typ um die 1,76 m, kam auf den 20-jährigen zu. Trotz seines Übergewichts war er ein echter Hingucker und seine braunen Augen blitzten freudig, als er den 20-jährigen sah. „Nilo? Was machst du denn hier?“ Case fiel dem Älteren stürmisch um den Hals. „Mensch, lange nicht gesehen! Gut siehst du aus! Wie geht es dir denn so?“ Der Mann, der eigentlich Danilo Pirovano hieß, antwortete mit einem leichten italienischen Akzent. „Ich wurde von meiner besten Freundin hier hin gezerrt, mit Party zu machen. Aber bis jetzt langweile ich sie eher. Und danke, du siehst auch sehr gut aus.“ Der Italiener zwinkerte charmant. Casey fing an zu lachen. „Wo ist denn dein Freund Eric?“, erkundigte sich Case. „Ach, in seiner Familie gab es ein paar Probleme. Deswegen ist er für zwei Wochen zu seiner Schwester gefahren. Ich wäre gerne mit, aber ich kann das Café nicht so lange schließen. Und außerdem können seine Alten mich immer noch nicht leiden.“ Danilo seufzte etwas niedergeschlagen. „Das tut mir leid zu hören, aber ich hoffe es renkt sich alles wieder ein. Und das sie dich nicht mögen, kann ich kein Stück verstehen“, versuchte Casey seinen alten Bekannten aufzumuntern. „Danke, ich hoffe es. Aber hey, lass' uns heute nicht über traurige Dinge sprechen. Was ist mit dir? Bist du mittlerweile vergeben?“ „Nein, ich habe ja noch meinen Job. Da ist ein fester Freund immer ein wenig… schwierig.“ „Stimmt, ich wäre auch nicht so glücklich, wenn Eric weiter bei der Agentur gearbeitet hätte.“ Casey musste lächeln. „Willst du was trinken, ich lad‘ dich ein!“ Nilo wollte schon den Barkeeper auf sich aufmerksam machen. „Nein nein, ich suche ehrlich gesagt meinen Klienten. Bin praktisch beruflich hier.“ „Was echt? Und dein Klient lässt dich einfach alleine? Was ist das für ein Mann? Aber ich passe solange auf dich auf.“ Danilo legte beschützend einen Arm um ihn. Casey musste schon wieder lachen. „Mit mir legt sich keiner freiwillig an. Und mein Auftraggeber ist ein wenig… anders. Er ist nicht schwul.“ „Und wieso will er dann, dass du mit ihm ausgehst?“ Die Musik schien wieder lauter zu werden, sodass sie kaum ihr eigenes Wort verstehen konnten. „Komm, wir gehen kurz raus!“ Nilo zog Casey mit sich an die kühle Luft. Danilo fischte eine Zigarettenpackung aus seiner Tasche. Er zündete sich eine an und hielt auch Casey die Packung hin. „Lass' mich nur einmal ziehen, ja?“ Gesagt getan. Nachdem Nilo alleine zu Ende rauchte, blickte er wieder zu dem Jüngeren. „Erzähl‘ weiter. Er ist nicht schwul, beauftragt dich aber? Ach, war das der, wo du mir geschrieben hast, ich soll wenn ich gefragt werde, bestätigen, dass du bei mir im Laden aushilfst?“ „Genau der. Ja, nein, ich weiß auch nicht. Er braucht einen Schein-Freund. Es bringt Geld und er ist wirklich sehr gutaussehend, deswegen kann ich damit ganz gut leben.“ „Oh Casey, was höre ich da? Er scheint dir zu gefallen.“ Der Italiener grinste und wackelte verheißungsvoll mit den Augenbrauen. „Du bist mit einer Freundin hier. Sie wird dich sicher suchen, sollen wir nicht besser zurück?“, fragte Case, um geschickt abzulenken. „Ja, können wir gleich. Nur mit der Ruhe.“ Der Ältere wollte seine Kippe löschen und in den Aschenbecher, der vor dem Eingang stand, werfen. „Warte, da ist sie doch!“ Er zeigte auf dieselbe Blondine, die Nick vor kurzem noch gesucht hatte. Und wie Casey fabelhaft sehen konnte, hatte er sie gefunden. „Scheiße, was macht der denn da, zum Teufel? Wenn Emma das sehen würde!“, Casey fasste sich fassungslos an die Stirn und schüttelte den Kopf. „Kennst du den leckeren Kerl?“ Danilo schien verwundert. „Das… ist mein Klient.“ Der Halb-Portugiese setzte ein falsches Lächeln auf. „Oh, und das ist meine Freundin Scarlett. Was für ein Zufall“, wiederholte Nilo unnötig. Die beiden schienen tief in einem Gespräch verwickelt zu sein. Sie lachten und waren wohl auch nicht mehr so schüchtern. Scarlett hatte ihre Hand auf Nicks trainierten Oberkörper gelegt und schien sich wohl selbst von den Muskeln überzeugen zu wollen. „Dein Klient ist wirklich heiß, auch wenn er sich sicher nicht ficken lassen würde. Obwohl… man kann das nicht immer einschätzen...“ Danilo schien angestrengt zu überlegen. „Aber ich verstehe immer noch nicht, was du hier sollst, wenn er gerade ganz offensichtlich mit meiner besten Freundin flirtet.“ „Das weiß ich auch nicht. Lass‘ uns einfach reingehen, ich denke, Scarlett ist gerade nicht nach der Suche nach dir…“ Casey war genervt und Danilo mit seinen Sprüchen momentan auch keine große Hilfe. *„Ich könnte Nick töten! Wie kann er nur so dumm sein? Er investiert so viel Geld in eine Schein-Beziehung, nur um sich dann selbst alles zunichte zu machen!“* Caseys Gedanken spielten verrückt. Er war sauer, enttäuscht und… leicht neidisch. Neidisch auf diese Frau. Nilo schien seine Traurigkeit zu bemerken. „Mach' dir nichts draus, Casey. Wollen wir tanzen? Wir könnten ihm eine Retourkutsche verpassen.“ Angesprochener verneinte jedoch. „Auch wenn es echt ein Ding ist, was er da gerade abzieht… Ich bin so etwas wie gerade ‚auf der Arbeit‘. Ich gehe zurück zu seiner Schwester, sorry. Vielleicht sehen wir uns ja mal. War schön, dich wiedergetroffen zu haben.“ „Na gut, komm aber mal wieder bei mir im Café vorbei, mit Miguel, wenn er auf freiem Fuß ist.“ Danilo zog Casey in eine Umarmung. Plötzlich hörten sie ein Räuspern. Verwirrt darüber lösten sich die beiden. Der Halb-Portugiese drehte sich um und bekam fast einen Herzinfarkt. Vor ihm stand Nicholas! „Case? Gehst du mir etwa fremd? Und wer zum Henker ist ‚Miguel‘?“ Mit verschränkten Armen stand sein Klient vor ihm. Danilo wollte gerade seinen Mund öffnen um Nick eine gewaltige Standpauke zu halten, als Casey die Hand hob und Nick mit sich zog. Während sie sich von dem Italiener entfernten, winkte Case diesem noch einmal zu. Danilo sah ihnen irritiert hinterher, zuckte mit den Achseln und ging seine beste Freundin suchen. Diese war nach dem Süßholzgeraspel mit Caseys seltsamen Kunden in der Disco verschwunden, ohne ihn mitzunehmen. Nick und Casey kamen derweil zu einem etwas ruhigeren Platz. „Hör mal, sollte ich das dich nicht gerade fragen, ob du mir ‚fremdgehst‘? Ich meine, du bestellst mich extra hier her, um mit dir und deiner Schwester samt Freund feiern zu gehen. Dann lässt man dich mal kurz an der Bar zurück, und schon verschwindest du, um dir eine Frau zu suchen. Ich habe im Grunde kein Problem damit, dass du dir hier was Hübsches aufreißen willst, aber wofür brauchst du dann mich als Begleitung bitte? Und was wäre, wenn dich Emma gesehen hätte? Sie hätte dich auf der Stelle gelyncht, sie glaubt dir dieses gespielte Outing nämlich!“ Auch Casey hatte mittlerweile die Arme verschränkt und konnte Nicks Aktionen kein Stück nachvollziehen. „Bist du jetzt mal fertig? Was soll ich denn machen, ich… habe halt für meine Verhältnisse länger nicht mehr…, und mich ein bisschen umgesehen. Und mit der Kleinen habe ich bloß kurz geredet. Mehr nicht. Und dir kann es doch egal sein, du kriegst dein Geld! Selbst wenn alles auffliegt, würde ich zahlen!“ Das Nick sich einfach hatte beweisen müssen, dass er Frauen noch genauso attraktiv und anziehend fand wie vorher, das würde er Casey selbstverständlich nicht auf die Nase binden. Und der nicht unwichtige Punkt, dass ihn das Getanze von dem Halb-Portugiesen ein wenig heiß gemacht hatte, sicher auch nicht… Casey platzte beinahe der Kragen. Schließlich hatte er keine Ahnung was in dem Kopf des Anderen vor sich ging. Am liebsten hätte er Nick eine geknallt. „Ja, ich kriege mein Geld. Super, echt!“ Der Jüngere schüttelte den Kopf und kam sich vor wie ein Stück Dreck. „Ich verstehe dich einfach nicht. Wieso hast du dir diesen ganzen Scheiß überhaupt einfallen lassen? Du hättest dir auch einfach eine Schein-Freundin suchen können. Bist du darauf schon mal gekommen? Oder einfach ehrlich sagen: ‚Hey Leute, ich such' mir meine Freundin selbst aus, danke!‘ Du bist so feige!“ Nun war Nick schon wieder sprachlos. Caseys dunkle Augen sprühten vor Zorn und eine Haarsträhne hatte sich von seiner perfekt gestylten Frisur gelöst. Nick tat es plötzlich furchtbar leid. „Ich komme mir vor wie dein Babysitter! Können wir fahren? Oder nein, vergiss' es… ich nehme ein Taxi.“ Case drehte sich nach seinen Worten um und steuerte die Tür zum Eingangsbereich an. Da hielt ihn Nick schon wieder zurück. Er hatte Casey die Hand auf die Schulter gelegt. „Warte, ich… es… tut mir leid, okay? Ich fahr' uns gleich wenn du willst“, lenkte der Ältere ein. Casey blieb abrupt stehen und Nick prallte so leicht gegen ihn. Sofort trat Case genervt wieder einen Schritt zurück. Er seufzte und sprach für eine halbe Minute erstmal gar nichts mehr. Nick war sein Klient und er hatte sich schon gerade ein wenig unprofessionell verhalten, oder? Dieser gutaussehende Mann vor ihm war nur ein stinknormaler Job, eine Arbeit wie jede andere auch! In einem schlechten Film hätte er es vielleicht geschafft, Nick in einem Augenaufschlag „umzudrehen“ aber in der Realität? Das Leben war kein Ponyhof. Emma hatte nichts gesehen und solange war alles gut. Casey kam zu einem Entschluss. „Ich… muss mich auch entschuldigen, ich habe gerade vielleicht etwas überreagiert, Nick. Schließlich hast du recht. Es kann mir egal sein. Ich kriege mein Geld und solange wir nicht auffliegen…“ Case fuhr sich durch die Haare. Er schaute zu Boden. „Ich mache dir einen Vorschlag: Du besorgst dir hier eine schnelle Nummer, um etwas… Druck abzubauen, und ich lenke Emma-Marie und Jeremy ab. Dafür will ich dann aber nach Hause. Deal?“ „Das würdest du echt machen?“, Nick war über diesen zunächst einladend klingenden Vorschlag überrascht. „Ja, würde ich. Wie lange brauchst du? Zwanzig Minuten reichen vollkommen oder?“ Casey grinste anzüglich und von seiner Wut bemerkte man nichts mehr. Er hatte sein Poker-Face aufgesetzt. „Scheinst dich gut auszukennen“, konterte Nick und grinste angriffslustig zurück. „Kann schon sein, wer weiß.“ Casey zwinkerte. „Also dann, beeil' dich“, er ergriff Nicks Arm und wollte ihn damit ermutigen, sich in Bewegung zu setzen. „Moment! Vielleicht… ach, ich… verzichte für heute doch. Ich komme mir sonst ziemlich bescheuert vor.“ Nick sah Case lange an und strich ihm ohne es zu realisieren die gelöste Haarsträhne aus dem Gesicht. Er dachte an den Moment zurück, wie er Casey auf der Tanzfläche hatte abliefern sehen. Seine perfekt an die Musik angepassten Bewegungen… Nur vom Zusehen war er weggelaufen. Aus Angst, es wäre Gravierenderes bei ihm da unten passiert. Die junge Frau eben wäre sicherlich auch mit ihm mitgegangen, aber er hatte, nachdem sie ihn berührt hatte, gemerkt dass das nicht unbedingt das war, was er gerade wollte… Casey war verwirrt, verlor sich aber leider viel zu schnell in Nicks tiefgrünen Augen. Auch dem 26-jährigen erging es nicht anders. Er legte eine Hand an Caseys Wange und fing an diese behutsam zu streicheln. Sein Blick hatte Caseys Mund avisiert. Er näherte sich diesem Stück für Stück. Casey war so sehr in Nicks Bann, das er sich nicht rühren konnte. Plötzlich lagen Nicks Lippen schon wieder auf den seinen. Ganz sanft küsste dieser ihn. Durch seinen Körper flogen wohl gerade eine Million Schmetterlinge. Casey schien aus seiner Trance zu erwachen. Er stellte sich etwas auf die Zehenspitzen, legte einen Arm langsam um Nicks Hals und den anderen an dessen unrasierte Wange. Er erwiderte den Kuss zaghaft. *„Was mache ich da? Ich bin doch komplett irre! Aber ich kann einfach nicht aufhören, verdammt!“*, waren Nicks Gedanken. Er ging ein paar Schritte mit Casey, bis sie an eine Wand stießen. Er presste ihn mit seinem Körper etwas dagegen. Casey musste leicht aufkeuchen. Es dauerte auch nicht lange, bis ihre Küsse an Leidenschaft gewannen. Case‘ Zunge bat bald darauf um Einlass. Er hatte die ganze Zeit mit sich gerungen, ob er es wagen sollte, doch sein Klient schien ihn herauszufordern. Nick ließ Casey gewähren und presste den Kleineren weiter gegen die Mauer. Ihre Zungen lieferten sich einen fairen Kampf. *„Was mache ich hier? Es muss doch einen plausiblen Grund geben, wieso er mich gerade küsst! Sicher will er etwas experimentieren und ich bin ihm ja eh verfallen!“* Caseys unschöne Gedanken wurden von dem Piepen von Nicks Smartphone unterbrochen. Ohne sich von Casey zu lösen kramte er in seiner Tasche danach. Als er es endlich in den Händen hielt, piepte es nochmal. Genervt von dem störenden Mobilteil ließ er von seinem Schein-Freund ab und las die auf dem Display erscheinende Nachricht. Nachricht Nr. 1 von Em: „Nick, wo zum Teufel seid ihr?“ Nachricht Nr. 2 von Jeremy: „Ihr beiden Turteltauben… Könnt ihr euch nicht zu Hause gegenseitig auffressen? Em und ich warten schon eine Ewigkeit auf euch!“ Erschrocken über das, was er da gerade gelesen hatte, blickte Nick sich um und entdeckte wahrhaftig seinen Bald-Schwager, der etwas weiter entfernt von ihnen stand und winkte. „Du hast ihn wohl schon eben erspäht. Guter Einfall, das mit dem Küssen“, murmelte Casey und versuchte locker zu grinsen. Auch er hatte seinen Kopf nun zu dem Zuschauer gedreht. „Ja, ich hatte im Augenwinkel gesehen, dass er uns beobachtet.“ Nick konnte nichts dafür. Case lieferte ihm die perfekte Ausrede, wieso er seinem unerklärlichen Verlangen gerade verfallen war, quasi auf dem Silbertablett. Diese musste er nutzen oder? Case hingegen kam sich so unbeschreiblich und unsagbar dumm vor. Er hatte für einen winzigen Moment tatsächlich geglaubt, Nick würde ihn küssen, weil er es gerade wollte und nicht weil irgendjemand aus seiner Familie in der Nähe war… Und selbst wenn er nur als „Objekt zum Experimentieren“ gegolten hätte, wäre ihm das immer noch lieber gewesen. Fast hätte er sich bei Nick entschuldigt, dass er den Kuss hatte… ein wenig weiter gehen lassen. Aber dann kam sicher wieder die Frage, wie viel er denn jetzt extra bekäme. „Komm, lass‘ uns zu ihnen gehen. Um deinen Tanz kommst du heute nicht, Schatz.“ Nick ergriff seufzend Caseys Hand. Gemeinsam gingen sie zu Jeremy. Es war zwar nicht das erste Mal, dass er auf einem öffentlichen Platz Zuneigung zu seinem Schein-Freund bezeugte, doch diesmal spürte er diese… Blicke der Leute. Sie brannten sich förmlich in ihn. Und in Nick brannte noch eine andere Frage, die ihm Casey nicht beantwortet hatte: Wer war dieser Miguel? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)