Eine unerwartete Überraschung von Nepatan ================================================================================ Kapitel 1: ----------- So. Wieder eine Azureshipping Geschichte von mir. Dieses Mal habe ich mich mehr an Tea als Charakter gewagt und auch ihre Denkperspektive offenbart. Ich bin mit dem Ergebnis auch ganz zufrieden. Wie es bei euch sein wird, werde ich wohl sehen :) Nun ein paar wichtige Anmerkungen vor der Geschichte selbst, damit ihr euch nicht verwirrt: -> Die kleine Einführung aus Setos Sicht findet am 15. August statt. -> Der Rest des Textes, bezieht sich auf den 17. August. -> Für mich haben New York und Domino City den gleichen zeitlichen Unterschied, wie Tokyo und New York, also 13 Stunden. Wenn es in New York 20:00 Uhr am 17. August ist, ist es in Domino dann 9:00 Uhr am 18. August. -> Das Wintersemester auf den amerikanischen Universitäten fängt Mitte/Ende August an und endet Anfang/Mitte Dezember. Das müsste nun alles in guter Ordnung bei euch halten. Wenn Fragen da sind, immer her damit. Viel Spaß beim Lesen! _________________________________________________________________________________________________ Eine unerwartete Überraschung Zwei Wochen. Seto starrte seit einigen Minuten seinen Terminkalender auf dem Bildschirm seines Computers in der Kaiba Corp. an und wünschte sich für einen Moment die Zeit zurück zu drehen. Oder vor zu spulen. Hauptsache es war nicht dieser Tag im Monat und nicht dieser doofe Moment. Zwei verflucht lange Wochen. Manchmal hatte er das Gefühl, die Zeit lief im Schneckentempo und die Zeitspannen streckten sich weit und breit, nur um ihm damit tierisch auf die Nerven zu gehen. Gerade, wenn er es nicht gebrauchen konnte. Er wusste zwar, dass das eine Illusion seines Kopfes war und so etwas nicht passieren konnte, aber dieses Gefühl, als liefe alles extrem langsam, war einfach da. Und es verursachte eine innerliche Unruhe in ihm, die ab und an dazu führte, dass er sich auf nichts konzentrieren konnte. Wie eben jetzt. Zwei Wochen, ein Tag und 12 Stunden. Seit mehr als einem Jahr hatte er damit angefangen, bestimmte Zeitspannen sehr präzise abzumessen und zu verfolgen. Man würde meinen, er stünde unter extremen Stress, der mit irgendwelchen Deadlines verbunden war, dass er so besessen von der Zeit war. Doch nicht Deadlines waren die Ursache für sein neues Verhalten. Sondern etwas ganz anderes. Er drehte den Kugelschreiber unruhig zwischen den Fingern der rechten Hand und sah immer noch auf das im Kalender markierte Datum. Der 15. August. Deutlich hervorgehoben von den anderen Tagen des Monats durch die blaue Farbe und den verdickten Rahmen. Noch acht Tage. Wenn er sich richtig erinnerte, lag sein Warterekord auf genau sieben Wochen. Trotzdem schienen ihm eben diese zwei Wochen länger als die sieben, die er sonst normal hinter sich brachte, bevor er die Wände hochging. Das zerrte an seinen Nerven. Genervt warf er den Kugelschreiber auf den Schreibtisch und drehte sich mit dem Stuhl vom Bildschirm weg. Er stand auf und trat an die große Fensterfront, um auf die Stadt zu sehen. Draußen war das Wetter wunderbar. Warm und sonnig. Um die Zeit herrschte auch reges Treiben auf den Straßen von Domino. Normal, wenn er abgelenkt war, würde er heraus gehen und in den City Park spazieren gehen. So würde er sich beruhigen und auf die Arbeit konzentrieren. Doch es funktionierte mittlerweile nicht mehr. Das Warten machte ihn wahnsinnig. Er wartete nicht gern. Nicht so lange. Die Umstände zwangen ihn aber ständig lange zu warten. Obwohl… Taten sie das wirklich? Der Brünette drehte sich wieder zum Bildschirm herum und lehnte sich über dem Stuhl zum Schreibtisch vor. Sein Blick glitt erneut über den Kalender, bevor sein Kopf begann alles zu ordnen. Dann fiel ihm etwas ein. Seine Hand schnellte zum Telefon auf seiner Linken. Er wählte eine Nummer der inneren Leitung und drückte auf die Wahltaste. Man hörte ein kurzes Tuten, bevor die Nummer gewählt wurde und dann das altbekannte Signal ertönte. „Ja, Mister Kaiba?“ „Bestellen Sie den Manager der PR Abteilung in meinem Büro, Miss Watson. Sagen Sie ihm, es ist dringend.“ „Sofort, Mister Kaiba.“ Seto legte auf. Es war an der Zeit sich die Wartezeit zu verkürzen… *~*~* Tea drehte den Schlüssel im Schloss und sperrte die Tür zu ihrer kleinen Wohnung auf. Sie trat ein und machte das Licht an, bevor sie aus ihren Schuhen schlüpfte und die Sporttasche auf den Boden fallen ließ. Ein leichter Seufzer verließ ihre Lippen. Die Tanzstunde war anstrengend gewesen, auch wenn sehr lehrreich und spannend. Sie kam gut voran und wurde immer besser. Das machte sie auch stolz. Trotzdem merkte sie, dass ein schweres Gefühl die Freude über ihre Fortschritte überlagern wollte. Sie kannte es zu gut, denn sie verspürte es oft in letzter Zeit. Doch irgendwie hatte es dieses Mal früher damit angefangen. Ein Fakt, der ihr gerade bewusst wurde und weiter ihre Stimmung sank. Vielleicht würde eine heiße Dusche ihre Laune ein wenig heben. Sie konnte so bestimmt entspannen und an etwas anderes denken. Danach konnte sie etwas essen und eine Runde lesen. Es klang nach einer guten Idee, daher beschloss sie diese umzusetzen. Nachher kümmere ich mich auch um die Sachen, dachte sie mit einem letzten Blick auf die Sporttasche, bevor sie sich abwandte und in Richtung Bad ging. Dabei musste sie an ihrem Schreibtisch vorbei und ihr Blick fiel irgendwie wie von selbst auf die Uhr dort. Es war 20:00 Uhr. Sie fragte sich, ob er sie anrufen würde. Sie hatte schon den ganzen Tag nichts von ihm gehört, was ihr ein wenig seltsam vorkam. Normal hinterließ er ihr immer eine Nachricht, wenn er nicht anrief. Aber heute war nichts von ihm gekommen. Ein Fakt, der sie etwas beunruhigte, weil er so sehr von der Norm abwich. Sonst meldete sich Seto immer. Tea holte ihr Handy aus der Hosentasche. Vielleicht hatte er sich gemeldet, sie es aber nicht mitbekommen? Sie betätigte den Knopf, der ihr Display aufleuchten ließ. Keine Nachrichten vorhanden. Die Schwere in ihrem Inneren nahm irgendwie plötzlich zu. Sollte sie sich vielleicht melden? Er musste um die Zeit auf der Arbeit sein. Sie konnte ihn anschreiben. Aber was, wenn er sich wieder nicht meldete? Die Brünette biss sich leicht auf die Unterlippe und überlegte angestrengt. Ein paar Augenblicke lang stand sie einfach da und versuchte eine Entscheidung zu treffen. Ein wenig war sie hin und her gerissen, ohne sagen zu können wieso. Das war doch nicht ihre Art. Plötzlich klingelte es an der Tür und ein erschrockener Laut entwich ihren Lippen, wobei sie vor Schreck fast ihr Handy fallen gelassen hatte. Ihr Herz pochte kräftig gegen ihren Brustkorb und sie musste ein paar Male tief ein- und ausatmen, bevor sie sich soweit fassen konnte, dass sie nachsehen konnte, wer sie denn bitte um diese Zeit aufsuchte. Sie ließ ihr Handy auf dem Schreibtisch und schritt zur Tür, um diese dann einen kleinen Spalt zu öffnen und hinauszusehen. „Ja?“ „Hi. Also so vorsichtig brauchst du bei mir nicht zu sein. Für dich bin ich harmlos.“ Allein beim Klang dieser tiefen Stimme bekam sie weiche Knie. Ihr Herz raste erneut, aber nicht vor Schreck, sondern vor Freude und Aufregung. „Seto!“ Tea riss die Tür auf und warf sich sofort in die Arme des jungen Firmenchefs, der schon mit dieser Reaktion gerechnet hatte und daher nicht ins Straucheln kam, sondern fest stehen blieb und sie an sich presste. Sie vergrub glücklich ihr Gesicht in seine Brust und nahm seinen exquisiten Geruch tief in sich auf, wobei ein warmes Lächeln sich auf ihren Lippen zauberte. Sie hatte ihn so vermisst. Es waren zwar ein wenig mehr als zwei Wochen her, dass sie sich gesehen hatten, bevor sie früher nach Amerika musste, um ihre Zusatztanzkurse anzufangen, die ihr erlauben würden ihr Studium auf drei und halb Jahre zu verkürzen, doch diese Zeit hatte ihr ungewöhnlich lang ausgesehen. Dabei war sie es gewohnt länger ohne ihn auszuhalten. Vielleicht lag es an die schönen Ferien, die sie mit ihm verbracht hatte, dass sie so fühlte. „Pass auf, dass du noch zu Atem kommst“, hörte sie seine amüsierte Stimme und löste sich ein wenig, um zu ihm hochzusehen. Sie sah in seine schönen blauen Augen und begann breit zu grinsen. „Ehe musst du darauf aufpassen“, entgegnete sie, vergrub die Finger in den hochgesteckten Kragen seines schwarzen Hemdes und zerrte ihn daran zu sich herunter. Ihre Lippen trafen auf einander und versanken in einen tiefen Kuss, erfüllt von brennender Leidenschaft und sehnsüchtigem Verlangen nach mehr. Tea ließ vom Kragen ab und schlang ihre Arme um seinen Nacken. Ihre Finger verloren sich in seinen braunen Haaren und sie spürte, wie seine Hände über ihren Rücken glitten und sie noch enger an seinen Körper drückten. Er begann sie langsam im Kuss einzunehmen, während seine Zunge unglaubliche Sachen mit ihr anstellte, die sie in Ektase versetzten. Von seiner unnachgiebigen Dominanz, kombiniert mit seinen intensiven Gefühlen, bekam sie wieder weiche Knie und hatte das Gefühl ihm hilflos ausgeliefert zu sein. Seto Kaiba war einfach jemand, mit dem man sich nicht anlegen sollte. Egal in welchem Bereich. Er war unhaltbar wie die Wasserflut, die alles mit sich riss und verschlang, und stark wie ein wütender Sturm. Entweder man ging unter seiner Macht unter oder man verlor den Verstand. Sie konnte sich wohl glücklich schätzen, dass nur das zweite auf sie zutraf. Er machte sie einfach verrückt und sie wusste nicht mal wie. Zwar gab es Momente, wo sie es schaffte unter seiner Haut zu kommen und ihn aus der Reserve zu locken, doch die meiste Zeit war sie damit beschäftigt mit ihm mitzuhalten. Wie jetzt auch. Aber sie musste auch gestehen, dass genau das war, was sie so sehr an ihrer Beziehung mochte. Nach unzähligen Minuten wie es ihr schien, löste sich Seto von ihren Lippen, ohne sich groß von ihr zu entfernen. Sie fühlte seinen heißen Atem stoßweise auf ihrem Gesicht kommen und hörte sich selbst nach Luft rangen. Ihre Augen trafen auf seine und sie sah darin tiefes Verlangen, wofür sie selbst verantwortlich war. Der Gedanke ließ einen Schauer ihren Rücken hinabrieseln. „Wirst du mich nicht hereinbitten?“ Seine Stimme war ein Flüstern. Die Worte hingegen ließen sie realisieren, wo sie sich gerade befanden. Es war nicht klug im Flur ihres Studentenwohnheims die Besinnung zu verlieren. Hier kamen und gingen Stunden fast zu jeder Tageszeit und eigentlich brannte sie nicht darauf von irgendjemandem so mit ihrem Freund gesehen zu werden. Das war dann doch etwas zu privat. Also löste sie sich bestimmend von ihm, ergriff seine Hand und zerrte ihn in die Wohnung hinein. Er tat ihr den Gefallen und schloss die Tür hinter sich. Sie drehte sich zu ihm um und blickte ihn still an. Er blieb, wo er war, und erwiderte den Blick. Seine Augen schienen sie immer noch gänzlich verschlingen zu wollen und sie würde sich sicherlich von der Tiefe seiner Gefühlswelt einfangen lassen, wenn nicht diese Verwirrung wäre, die auf einmal ihr Gemüt veränderte. Sie hatte das Gefühl zu träumen, aber sie wusste dennoch, dass es Wirklichkeit war. Seto war hier bei ihr. Nach zwei Wochen und ein paar Tagen. Obwohl er eigentlich später hätte kommen sollen. „Was machst… ich mein, wie kommt es…? Hattest du übermorgen oder eher morgen in Japan nicht eine wichtige Konferenz?“ Es kam selten vor seine Freundin so durcheinander zu erleben. Nun er hatte auch damit gerechnet einen solchen Schlamassel mit seinem plötzlichen Auftauchen anzurichten. Ruhig trat er auf die Brünette zu, legte die Hand an ihre Hüfte und zog sie wieder an sich heran. Er fühlte ihre Hände auf seiner Brust ruhen und sanft darüber gleiten. Er hatte das Gefühl so vermisst. „Hab ich. Ich hab sie immer noch. Aber ich hatte keine Lust noch fünf Tage darauf zu warten bis ich dich wieder in meinen Armen halten kann“, erwiderte er ruhig und bestimmend. Er konnte sehen, dass diese Aussage das Durcheinander nicht gerade in Ordnung brachte. „Aber… Musst du nicht hin?“ „Ich muss und ich werde. Aber davor hab ich 16 Stunden, die ich mit dir verbringen kann.“ Ihre Augen weiteten sich überrascht, als sie realisierte, was der Firmenchef gerade damit meinte. Er war extra ihretwegen gekommen. Hatte einen 13 stündigen Flug hinter sich gebracht und eine lange Autofahrt bis hierhin gemacht, nur um sie zu sehen. Für ein paar Stunden und dann wieder zu gehen, weitere 11 Stunden unterwegs zu sein, um rechtzeitig dort zu sein, wo er gebraucht wurde. Das war wieder einer der Momente, wo sie sich fragte, ob Seto eine Ahnung davon hatte, wie süß das war, was er für sie immer machte. „Ich glaube, ich muss nicht auch noch begründen wie wichtig diese 16 Stunden sind. Wenn man bedenkt, dass du innerhalb dieser 20 Jahre alt wirst und das auch gefeiert werden muss“, fuhr er mit seiner Erklärung fort. Tea schüttelte fassungslos den Kopf. Obwohl sie schon gute zwei Jahre zusammen waren, konnte sie sich immer noch nicht daran gewöhnen, dass es Momente gab, wo dieser Mann, der sie gerade in seinen Armen hielt, solche verrückten und unerwarteten Sachen machte, nur um das zu bekommen, was er wollte und was er sich in den Kopf gesetzt hatte, erreichen zu müssen. Letztes Jahr hatte er auch dafür gesorgt zu ihrem Geburtstag da zu sein, auch wenn bei weitem nicht so spektakulär wie gerade eben. Er hatte sich Urlaub genommen und sie extra begleitet, war mit ihr geblieben, bis sie sich hier in New York in ihrer Wohnung eingerichtet hatte. Es war für sie beide möglich gewesen und kein richtiges Problem. Doch dieses Jahr mit ihren früheren Kursen vor Semesterbeginn und dann auch noch seiner Arbeit an das Projekt der Duellakademie hatte sich alles um ein paar Tage verschoben und sie dachte, dass sie ihren Geburtstag ohne ihn feiern müsste. Natürlich hatten sie vereinbart das nachzuholen, sobald er da war, aber es wäre nicht das gleiche gewesen. Und jetzt? Jetzt stand dieser Kerl hier vor ihr und veränderte wieder alles. Wie konnte er nur! „Du bist unmöglich!“, entfuhr es ihr, worauf er selbstbewusst grinste. „Und du liebst es, gib es zu“, stichelte er wie so oft. Ach, seine geliebte verspielte Ader. Das machte ihn immer so unwiderstehlich und konnte einen gleichzeitig an die Decke treiben. Sie lächelte breit und glitt mit den Händen wieder um seinen Nacken, während sie sich mit ihrem Körper an seinen lehnte. „Ich liebe viele Sachen an dir“, hauchte sie und sah intensiv in die schönen Saphire, die jetzt wieder so nah waren und deren Blicke sie deutlich auf sich spüren konnte. „Tatsächlich? Das muss du mir jetzt ausführlicher erklären…“ Er lehnte sich vor und sie empfing ihn nur allzu gerne zu einem neuen Kuss, der nun sanfter und genussvoller war, als der vorige. Ihre Zungen umspielten einander in einem innigen Tanz, mal langsamer, mal bestimmender. Tea seufzte sinnlich in den Kuss auf und legte etwas mehr den Kopf in den Nacken, um mehr Tiefe hineinzubringen. Seto lockte sie und fand Gefallen daran, ihre Lippen liebevoll zu beißen und sehr sanft daran zu saugen, sie dann mit der Zunge zu umspielen und wieder Besitz von ihrem Mund zu nehmen, was sie wahnsinnig machte. Die Hitze zwischen ihnen stieg an und mit ihr auch die Intensität der Gefühle, so dass Tea nicht mal merkte, wann sie damit begonnen hatte, dem süßen Verlangen nach mehr zu folgen. Ihre Hände glitten über die kräftigen Schultern herab und verfingen sich schon in die oberen Knöpfe des teuren Hemdes, was sie gerade daran hinderte mehr von diesem Mann zu spüren. Der erste Knopf war offen und ihre Finger hätten den nächsten erreicht, wenn nicht Setos Hände anderes vorhatten. Sie spürte seinen sanften Griff, der sie davon abhielt mit dem weiter zu machen, was sie angefangen hatte. Langsam löste ihr Freund den Kuss auf. „Mmmh… das wäre keine gute Idee“, hauchte er gegen ihren Lippen und öffnete leicht seine Augen, um sie trotz Worte voller Sehnsucht anzusehen. Sie erwiderte den Blick auf gleicher Art und Weise und genoss das Prickeln zwischen ihnen. „Warum nicht?“, fragte sie leise nach. Sie hauchte einen Kuss auf seinen Lippen, bevor sie die Unterlippe zwischen ihren Zähnen nahm und daran saugte. Seto ließ sie etwas spielen, während er ihre Hände senkte und sie hinter ihrem Rücken zusammenführte. Erst dann löste er sich nach einem leichten Kuss von ihrem Mund, um sie ruhig anzusehen. Sie blickte neugierig zu ihm auf. „Weil sonst nichts aus deinem Geschenk wird“, entgegnete er und verschränkte seine Finger mit ihren. „Mein Geschenk?“ Sie blinzelte leicht und versuchte sich zu erinnern, ob Seto überhaupt Gepäck mit sich dabei gehabt hatte, als er vor ihrer Tür erschienen war. Aber ihr wollte kein Koffer einfallen. Daher war sie ein wenig verwirrt. „Ja. Denkst du, ich bin von Domino City nach New York geflogen, um deinen 20. Geburtstag ohne Geschenk zu feiern?“ Es war eine rhetorische Frage, denn Seto erwartete keine richtige Antwort darauf. Er drückte Tea einen Kuss auf die Lippen auf, ehe er die eine Hand losließ und die andere nah an seinen Körper zog. Seine nun freie Hand glitt in ihren Rücken. „Ich werde dich für die Nacht entführen.“ Er sah zu seiner Hand herab und drehte sie nur leicht, um auf seine silberne Armbanduhr schauen zu können. „Wir sollten sogar langsam los, sonst verpassen wir das Abendessen. Ich glaube, du hattest noch nichts oder?“ „Eh… nein“, erwiderte sie und blinzelte ihn überrascht an. Wollte er sie etwa ausführen? „Ich wollte eigentlich duschen und dann etwas essen.“ „Wunderbar.“ Seto wirkte zufrieden und schüttelte dann leicht den Kopf. „Das kannst du auch bei mir im Hotel machen.“ Was hatte Seto wieder vor? Ihr fielen so einige Sachen ein, aber sie konnte nicht mal erkennen, worum es dieses Mal ging. Dazu sagte er ihr zu wenig. „Essen wir dort?“, versuchte sie mehr aus ihm herauszulocken. „Das wirst du gleich sehen.“ Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, aber wie so oft, wenn er etwas für eine Weile geheim halten wollte, wurde er nicht konkreter. Er wusste einfach ganz genau, wie er mit der Neugierde der Menschen umgehen konnte. Und Tea wusste genau warum. Er hatte sehr lange an Mokuba geübt. „Ich bekomm keine konkrete Antwort oder?“, meinte sie zu ihm, nachdem sie sich schweren Herzens von ihm löste. Auch wenn sie sehr gern wissen wollte, was hier los war, wusste sie, dass sie es erst herausfinden würde, wenn der junge Firmenchef so gnädig war sie einzuweihen. Manchmal ärgerte sie sich über seine Standhaftigkeit. „Nein. Das vermasselt mir die Überraschung.“ Das hatte sie erwartet. Sie seufzte auf und wandte sich ab. „Ich hol nur meine Damentasche.“ Seto nickte ihr zu und wartete brav auf sie an die Tür. Als sie wieder zu ihm zurückkam, bemerkte sie, dass sein Hemd wieder zugeknöpft war und seine Haare wieder richtig standen, nicht durchwuschelt, wie sie sie gelassen hatte. Er achtete immer auf sein makelloses Aussehen. Tea schmunzelte leicht und trat an ihn heran, stellte sich auf den Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Dann zeig mir deine Überraschung“, warf sie sanft ein und sah ihn schmunzeln, bevor er ihr die Tür aufhielt und dann nach ihr in den Flur heraustrat. Sie sperrte ab, ehe sie dann mit ihrem Freund das Wohnheim verließ. Draußen wartete eine schwarze Limousine auf der anderen Straßenseite auf sie. „Wohin, Sir?“, fragte der Fahrer Seto, nachdem sie eingestiegen waren. „Zurück zum Hotel“, entgegnete der Brünette ruhig und lehnte sich bequem zurück. Der Fahrer nickte und fuhr aus der Parklücke heraus, um sich dann in den Verkehr von New York einzufädeln. Das Hotel, wo Seto immer gern in New York übernachtete, wenn er seine Freundin besuchte, befand sich in der Nähe von Central Park und Times Square im Stadtzentrum. Es gehörte der Hotelkette Hilton und hatte eine sehr angenehme schlichte, aber schöne Ausstattung, einen wunderbaren Service und eine sonderbare Küche. Es gehörte auch zu der Klasse Hotels, die er gern aufsuchte, wenn er für eine längere Zeit irgendwo blieb. Mittlerweile war er so etwas wie Stammkunde dort, da er in regelmäßigen Abständen nach Amerika flog. Man kannte ihn und auch Tea, da man ihn oft in ihrer Begleitung sah. Der Grund, weshalb Seto in einem Hotel blieb, statt bei Tea im Studentenwohnheim, war relativ simpel. Es ging ihm nicht um Luxus oder die Breite des Raumes, wo er sich aufhielt, wie man vermuten würde, sondern eher darum, dass er Tea nicht von dem Studium ablenkte und ihr zusätzlichen Druck machte, den sie gar nicht gebrauchen konnte. Er blieb auf einer angemessenen Distanz, ließ ihr ihre vollkommene Freiheit und lenkte sie nun dann von dem Lernstoff ab, wenn sie es brauchte. Die Zwischenzeit verbrachte er meist damit zu arbeiten und seinen Plan für die Weiterentwicklung der Kaiba Corp. aufzubauen. Die Idee, dass das Unternehmen seinen Einfluss auf den amerikanischen Markt ausweitete, war schon alt und Seto hatte sie vor einiger Zeit dank der Besuche in New York wieder aufgegriffen, so dass parallel zur Planung der Duellakademie auch Nachforschungen eingestellt wurden, wie am besten der Einstieg der Kaiba Corp. in der Spielindustrie in den USA verwirklicht werden konnte. So war die Zeit in New York für ihn nicht nur aus privaten Gründen wichtig, sondern auch aus beruflichen, womit seine Angewohnheit Tea sehr viel Privatsphäre zu lassen auch Vorteile für ihn brachte. Während der Autofahrt, lehnte sich die junge Tänzerin leicht an den Firmenchef und spürte sogleich seinen Arm um ihre Taille. Sie lächelte und seufzte wohlig auf, wobei sie sich etwas an ihn schmiegte, um seine Nähe zu genießen. „Wie geht es Mokuba?“, fragte sie leise nach und blickte zu Seto auf. „Wie jedem Teenager in den Sommerferien. Prächtig“, entgegnete der Brünette, während Tea bei der Aussage grinsen musste. Mokuba hatte sich in den zwei Jahren sehr verändert und war reifer geworden. Er behielt zwar immer noch seinen enthusiastischen und lebensfrohen Charakter bei, doch er war auch ernster geworden und verantwortungsbewusst. Ähnlich wie sein großer Bruder, als dieser im gleichen Alter gewesen war. Mit dem Unterschied, dass er ab und an Unsinn im Kopf hatte, den Seto nicht immer unterhaltsam fand. Doch die Kaiba Brüder verstanden sich trotz Unterschiede ohne groß an einander zu geraten. „Ich soll auch extra liebe Grüße von ihm ausrichten. Ich weiß nicht mehr, wie oft er mich daran erinnert hat.“ Tea begann leicht zu lachen. „Bestimmt hat er wieder befürchtet, dass du es vergisst, weil du zu beschäftigt mit mir bist.“ „Als könnte ich so etwas vergessen.“ „Nun, es ist ja nicht so, dass dir das gar nicht passiert ist.“ „Ich war damals nicht gerade von der Idee begeistert ein Vermittler zwischen euch beiden zu sein, wenn ich anderes zu tun hatte und ihr eigentlich eure Nummern ausgetauscht habt.“ „Das war unsere Art dich ein Teil von unserer wachsenden Freundschaft werden zu lassen.“ „Ich glaube eher, eine Art mich dezent aufzuregen.“ „Du kannst nicht leugnen, dass es geklappt hat. Vor allem hat es zu interessanteren Sachen geführt.“ Die Tänzerin sah ihn warm lächelnd an und legte ihre Hand sanft auf seine. Seto blickte sie ebenfalls an und ein Grinsen umspielte seine Lippen. Er wusste genau worauf sie hinauswollte. „Mehr als nur interessant, wenn du mich fragst.“ Langsam drehte er seine Hand unter ihrer und verhakte leicht die Finger in ihre. Sie sahen einander wortlos in die Augen. Worte konnten nicht mehr sagen, als ihre Blicke es taten. Daher war reden in diesem Moment nicht nötig. Nach einigen Minuten erreichten sie das Hotel und der Wagen blieb davor stehen. Seto bezahlte den Fahrer, bevor er dann mit seiner Freundin ausstieg und das Gebäude betrat. Von der Rezeption holte er sich seine Schlüsselkarte ab und steuerte den Aufzug an, um zu seinem Zimmer hochzufahren. Dort machte er das Licht an und ließ Tea eintreten. Sie sah sich kurz um. Das Zimmer war ähnlich wie letztes Mal, als sie hier gewesen war. Selbst die Ausrichtung war identisch. Auch wenn es sich auf einem anderen Stockwerk befand. Es war hell, mit hoher Decke und eine wunderbare Aussicht auf die Straßen von New York. Sie konnte erkennen, dass Seto es sich bereits gemütlich gemacht hatte, da das Oberteil, was er wohl nach dem Flug ausgewechselt hatte, hing über die Seitenlehne des Schreibtischstuhls und sein Koffer lag fein säuberlich in einer Ecke verstaut. Nur eines war anders als sonst. Ein großes flaches Packet lag zentral auf dem Bett und wies weißes Verpackungspapier und eine blaue Schleife auf. „Es ist für dich.“ Seto stand nun neben ihr und hatte offensichtlich bemerkt, wo ihr Blick hängen geblieben war. Sie blickte überrascht zu ihm auf. „Von mir und Mokuba. Pack es ruhig aus.“ Sie blinzelte kurz, ehe sie wieder auf das Packet sah und sich dem Bett näherte. Langsam ließ sie sich auf die Bettkante nieder, um dann das Packet hochzuheben und auf ihren Schoß zu platzieren. Oder ehe zu stützen, wenn man bedachte, wie groß es war und wie weit es über ihrem Schoß hing. Es war leichter, als sie vermutete, dass es war. Der junge CEO trat näher und setzte sich neben sie hin. Sie sah noch einmal zu ihm hoch, bevor sie dann die Schleife löste und das Packpapier entfernte. Ein weißer Karton offenbarte sich. Als sie den Deckel hochhob, zur Seite legte und dann das weiße Papier entfernte, entfuhr ihr ein überraschter laut. Im Karton fand sie ein Kleidungstück, von dem sie vermutete, dass es ein Kleid war, da sie keine Trennung von Ober- und Unterteil vorfand, ein Paar Schuhe und eine dunkelblaue Schmuckschachtel. „Oh, Seto…!“ Sie legte die Hand vor ihrem Mund und wusste nicht, was sie sagen sollte. Das war wirklich unglaublich, was sie da in den Händen hatte. Es sah nicht nur schön aus, sondern wirkte teuer. Und wie sie Kaiba kannte, war es sicherlich teuer. Er suchte immer das Beste aus. Egal wie viel er dafür ausgeben musste. „Es müsste alles passen. Ich hoffe auch deinen Geschmack getroffen zu haben.“ Tea setzte vorsichtig die Schachtel auf den Boden vor sich ab, nahm die Schuhe und die Schmuckschachtel heraus, ehe sie nach dem Kleid griff und es aus der Packung holte. Es war ein über dem Knie gehendes, enger anliegendes Kleid ohne Ärmel und Träger. Es war pfirsichfarben und hatte mehrere Schleifen, die an einem Gürtel an das Kleid angebracht zu sein schienen und von hinten viel länger als das eigentliche Kleid gingen, während vorne sie die Taille umspielten. Es war ein Modell, das sie liebte. Ihre Augen wuchsen, als sie es weiter betrachtete. Gütiger Himmel, wie verrückt war dieser Mann eigentlich? „Es ist so schön“, hörte sich die Tänzerin fassungslos sagen. Sie legte es vorsichtig auf ihren Schoß und blickte zu Seto auf, der ruhig neben ihr dasaß. Ihre Augen glänzten, als sich ihre Blicke begegneten. Er konnte sehen, dass er sie mit dem Geschenk gerührt hatte. Mission erfüllt. „Danke, Seto“, hauchte sie, legte die Hand an seiner Wange, um sich dann zu ihm aufzulehnen und ihn sanft zu küssen. Er erwiderte die Geste genauso sanft, wie sie ihm gegeben wurde. „Alles Gute zum Geburtstag“, flüsterte er ihr zu, als sie sich lösten und lächelte, was sie erwiderte. Ja, wenn man nach japanischer Zeit ging, war sie bereits 20 Jahre alt. Hier in New York blieben ihr nur noch wenige Stunden bis ihr Geburtstag wirklich kam. Aber das war ihr wollkommen egal, jetzt wo Seto da war und ihr dieses Geschenk überreichte. Tea legte das Kleid zur Seite und hob die Schmuckschachtel vom Boden auf. Als sie sie öffnete, kam eine weitere Überraschung. Drinnen gab es ein großes silbernes Paar tropfenförmiger Ohrringe und ein etwa zwei Zentimeter dicker Armreif mit künstlichen schwarzen großen platten als Einlage, die von einem silbernen Gerüst zusammengehalten wurden. „Der Armreif hat Mokuba ausgewählt. Er meinte, dass es unfair wäre, wenn nur ich alles besorge und es dir dann schenke.“ Der Kommentar ließ Tea lächeln. Sie fuhr mit den Fingern über den Schmuck und musste auch zugestehen, dass die beiden Kaiba Brüder Geschmack hatten. Von Seto wusste sie das, aber auch Mokuba schlug sich nicht schlecht. „Dann muss ich ihm wohl persönlich danken“, entgegnete die Brünette und hörte schon die Melodie von Queens „We will rock you“ aus unmittelbarer Nähe. „Ich glaube, das kannst du schon jetzt machen.“ Seto holte sein schwarzes Smartphone aus der Hosentasche und nahm den Anruf entgegen. „Mokuba? Ja, bin ich schon… Ich wollte dich nicht wecken… Ja… Ja, hat sie… Warte, ich gebe sie dir.“ Er reichte Tea sein Smartphone, was sie an sich nahm, nachdem sie die Schmuckschachtel auf den Schoß abgelegt hatte. „Hallo, Mokuba. Vielen Dank für das Armband. Es hat mir sehr gefallen.“ „Hey, Tea. Schön, das freut mich. Hab lange gesucht, bis ich ein Passendes gefunden habe. Alles Gute zum Geburtstag. Das erste Mal. Morgen gratuliere ich dir nach deiner Zeit.“ Die Tänzerin musste erheitert auflachen. Leicht schüttelte sie den Kopf. Mokuba war genauso unmöglich wie Seto manchmal. Jetzt, wo sie beide sehr gut kannte, fielen ihr solche Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede sehr schnell auf. „Danke. Du bist süß. Ich freu mich, wenn du morgen noch einmal anrufst. Wie geht es dir? Ausgeschlafen?“ „Ich genieße die Ferien, also geht es mir super. Bin gerade eben aufgestanden und ja, ausgeschlafen. Hat dir das Kleid gefallen, was mein großer Bruder ausgewählt hat?“ „Es ist traumhaft, Mokuba. Hast du ihm bei der Wahl geholfen?“ Sie warf Seto einen neckischen Blick zu, der nur mit einem Stirnrunzeln beantwortet wurde. „Nein, leider nicht. Die Sache mit dem Kleid hat er mir verheimlicht.“ „Das dachte ich mir schon. Die Wahl hat ganz und allein seine Unterschrift.“ Tea zwinkerte ihrem Freund süß zu, während ein Lächeln ihre Lippen umspielte. „Das kann ich mir schon vorstellen“, kommentierte der Schwarzhaarige lachend. „Dann ist alles Bestens. Ich gehe schon mal frühstücken. Ich wollte nur nach euch beiden sehen. Schönen gemeinsamen Abend!“ „Danke. Dir schönen Tag, Mokuba. Ich soll von Seto liebe Grüße ausrichten.“ „An ihn auch!“ Schon legte der kleine Wirbelwind auf und Tea reichte Seto sein Smartphone zurück. Dieser stand dann auf und legte es auf den Schreibtisch vor dem Bett. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass sie nicht zu lange trödeln sollten. „Liebe Grüße von Mokuba.“ „Danke. Ich glaube, wenn du noch kurz duschen willst, ist es besser es jetzt auf die Schnelle zu machen. Wir müssen bald los. Ich hab einen Tisch um 21:45 Uhr reserviert.“ „Wir essen draußen?“, fragte Tea überrascht. „Ja. Ich dachte mir, dass eine bestimmte Umgebung mehr dein Geschenk würdigen wird, als das Restaurant hier im Hotel. Auch wenn dieses auch sein Charme hat. Aber ich hab etwas noch Besseres gefunden.“ Seine Aussage erklärte, warum ihr Geschenk aus einem vollständigen Outfit bestand mitsamt Schmuck und Schuhen. Das war mal wieder typisch Seto. Er dachte wirklich an alles. Tea lächelte, erhob sich von ihrem Platz und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Dann beeil ich mich“, verkündete sie, tat alles wieder in die Packung rein, ehe sie diese mit einem Badetuch mitnahm, um ins Badezimmer zu verschwinden und schnell zu duschen und sich umzuziehen. Der Brünette sah ihr nach und lächelte leicht, ehe er zur Garderobe schritt, wo er seine Kleidung aufgehängt hatte. Zu Teas Kleid passte sehr gut sein dunkelgrauer Anzug mit einem klassischen weißen Hemd und einem Seidenschal in einem ähnlichen pfirsichorangenen Ton wie ihr Kleid dazu. Er hatte so keine Lust auf Krawatte. Das war ihm zu streng und zu formal. An diesem Abend wollte er lockerer aussehen. Es passte einfach besser und so fühlte er sich wohler. Er rief noch bei der Rezeption an, um ein paar Kleinigkeiten abzuklären, ehe er anfing sich umzuziehen. Zum Glück hatte er geduscht, bevor er zur Tea gefahren war, so dass er nur die Klamotten wechseln brauchte. Was er auch in wenigen Minuten tat. Er knöpfte als letztes die zwei linken Manschettenknöpfe zu und nahm seine Armbanduhr, die er abgelegt hatte, um sie wieder um sein Handgelenk umzulegen. Das Sakko kam darüber, bevor er seine Kleidung glatt strich und einen selbstkritischen Blick auf sein Spiegelbild zuwarf. Ein wenig musste er seine Haare richten und schon saß alles so, wie er es haben wollte. Das stimmte ihn zufrieden, also trat er vom Spiegel weg, nachdem er seine Brieftasche eingesteckt hatte, und schritt zum Panoramafenster um hinaus auf die leuchtende Stadt zu sehen. Tea würde ein bisschen länger brauchen als er, daher beschloss er geduldig abzuwarten. Lässig steckte er die Hände in die Hosentaschen. Nach weitere 15 Minuten hörte er die Tür zum Badezimmer hin aufgehen und Schritte von Hochstockschuhen erklingen. Er wandte seinen Blick vom Fenster ab und drehte sich um, um dann einer Aussicht präsentiert zu bekommen, die einfach atemberaubend war. Das Kleid war wie für Tea geschaffen. Der Schnitt unterstrich ihren wohlgeformten Körper und ihre schönen Beine und ließ sie damit sehr elegant und sexy wirken. Seto nahm die Hände aus den Hosentaschen und ließ seinen Blick weiter wandern. Durch die Schleier wirkte das Kleid süß und mädchenhaft, bekam aber auch so seinen eigenen besonderen Charme und steigerte so die Attraktivität der Frau, die es trug. Die hohen, eleganten und offenen Schuhe verpassten der Sache noch einen gewissen Kick – seine Freundin erschien dadurch unerreichbar und provozierte ihn sich mit ihr auf gleicher Stufe zu stellen. Gut, dass er im Laden die Wahl der Schuhe der Verkäuferin überlassen hatte. Seine Wahl hätte sicherlich nicht das gleiche Ergebnis erzielt wie das, was er vor sich hatte. Er war ein Mann, ja, und hatte auch seinen Geschmack und seine Vorlieben, aber nur eine Frau konnte alles so kombinieren, dass er sich wirklich angesprochen fühlte. Und dieses Outfit sprach ihn an. Mehr als nur gut. Und die Details – es war unnötig überhaupt zu erwähnen wie gut der Schmuck zum Kleid passte und die von Tea gewählte Schminke zu ihrer Erscheinung. In solchen Momenten wie diesen war er einfach unsagbar stolz und zufrieden so eine Freundin wie Tea zu haben. Sie war wahrlich ein Augenfang und brachte ihn dazu sich wie ein richtiger Mann zu fühlen, wenn sie an seiner Seite erschien. Aber auch, weil er wusste, welche noch weitere Qualitäten sie besaß. Sie war ihm mehr als nur würdig und er konnte nicht leugnen, dass sie die beste Wahl war, die er hätte vor zwei Jahren treffen können. Und das zeigte sie ihm jedes Mal aufs Neue. „Du siehst wundervoll aus“, sagte Seto nach eingehender Betrachtung. Tea lächelte etwas verlegen, auch wenn sie im Grunde genommen sehr stolz darauf war, dass sie ihm so gefiel. Auch wenn er nur ein Wort verwendete, um sie zu beschreiben, hatte sein Blick mehr gesagt, als Worte es ausdrucken konnten. Sie kannte ihn in diesem Sinne. Er wählte zwar seine Worte gut und präzise aus, sprach jedoch mehr durch Taten und sie hatte dadurch gelernt, die kleinen non-verbalen Gesten bei ihm zu entziffern und zu erkennen. Seine Haltung hatte gerade auch mehr als genug gesagt. Ihr gefiel das. Das Kleid passte einfach perfekt und sie fühlte sich darin wie eine Königin. Das spiegelte sich wohl auch in ihrer Erscheinung wider und sie wusste, dass ihr Freund das wirklich so mochte. Eine Frau, die sich selbstbewusst und sicher neben ihm präsentierte. Ein paar bestimmte Tricks hatte sie von Mai dazu gelernt, wie zum Beispiel die Art und Weise, wie sie sich in so einem Outfit bewegen sollte, um Männerblicke einzufangen, aber hauptsächlich Setos. So ging sie auf ihn zu und konnte sehen wie seine blauen Augen sich auf sie fixierten. Vor ihm blieb sie stehen und fuhr sanft mit der einen Hand über seinen Oberkörper. Er ergriff diese und hielt sie in seiner fest. „Danke. Ich freu mich, dass ich dir gefalle“, erwiderte sie nun auf sein Kompliment und sah zu ihm hoch. Sein Blick sprach von tiefem Verlangen und sie spürte, wie die Luft zwischen ihnen leicht knisterte. Seine zweite Hand legte sich um sie und sie fühlte sie an ihren Rücken. Prickelnde Schauer umfassten ihren Körper, als diese sacht hinaufglitt und ihre nackte Haut erreichte. Ihre freie Hand glitt hinauf zu seinem Nacken und ihre Finger strichen unschuldig über den Seidenschal, so als wolle sie damit spielten. Tea sah auf ihre Hand und zog mit dem Zeigefinger eine leichte Spur unter dem leicht geöffneten Hemd. Seto sah auch wieder perfekt aus. Der Anzug stand ihm. Er war groß gewachsen, attraktiv und selbstbewusst. Jede Kleidung schien wie für ihn geschaffen zu sein und man konnte manchmal meinen, er wäre ein Modell. Ein sehr interessanter und lustiger Gedanke. Die Tänzerin musste leicht grinsen. „Wie ich sehe, bist du auch mit mir zufrieden“, bemerkte der junge Firmenchef, der sehr wohl die Wanderung ihrer lieben Finger auf seinem Körper mitbekommen hatte. Tea sah wieder zu ihm auf, während ihr Finger über den Stoff des Hemdes strich und dann lässig kleine Kreise darauf malte. Sie lächelte ihn zuckersüß an. „Vielleicht…“ Eine fein geschwungene Augenbraue wanderte nach oben und ein amüsierter Ausdruck tauchte in Setos Gesicht auf. „Vielleicht, hm?“ „Ein bisschen…“, fügte Tea mit einem schelmischen Blick hinzu und wappnete sich gerade auf seinen Gegenangriff, der eindeutig körperlicher Natur sein würde, als das Telefon auf dem Schreibtisch Seto inne halten ließ. Ein wenig hob er den Kopf und sein Blick streifte prüfend das Gerät, ehe er langsam von seiner Freundin abließ und an ihr vorbeischritt, um den Anruf zu beantworten. „Ja?“ „Mister Kaiba? Der Wagen wartet unten auf Sie.“ „Gut.“ Er legte den Hörer auf die Gabel und sah zurück zu seiner traumhaften Begleitung. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Wir müssen wohl die Besprechung für später verschieben.“ Seto hielt Tea seine Hand hin und sah sie lächeln, ehe sie auf ihn zukam und ihre Hand in seiner legte. In ihrem Blick lag ein kleiner Funke der Herausforderung. „Ich freu mich schon darauf.“ Der junge CEO grinste leicht, erwiderte darauf allerdings nichts. Gemeinsam verließen sie das Hotelzimmer und fuhren mit dem Aufzug nach unten, um dann die Lobby zu durchqueren und draußen in das schwarze Taxi a la Limousine, was die New Yorker hatten, einzusteigen und sich zum Restaurant fahren zu lassen. Dieses hieß „Four Seasons“ und gehörte zu einem der besten Restaurants in New York. Er hatte einen sehr exklusiven Essraum mit wunderbarer Aussicht auf die Stadt und edler Ausstattung. In der Mitte des Raumes befand sich erhöht eine Art Pool, um den die Tische geordnet wurden. Vier große Bäume passend gewählt zu der jeweiligen Jahreszeit, in der man sich befand, schmückten den Raum, der in sehr hellen Farbtönen gehalten war, und verliehen ihm einen romantischen Hauch. Seto hatte das Restaurant schon vor diesem Abend bei seinem letzten Besuch in New York getestet und auch die Küche gekostet – er konnte sich an diesem Tag damit keine Fehler leisten und hatte sich deshalb versichert, dass es hier auch der richtige Platz für sein Date mit Tea war. Er musste gestehen, dass er zufrieden gewesen war, vor allem konnte er auch sagen, dass hier gutes Essen, wunderbare Atmosphäre und edler Stil sehr passend kombiniert wurden, so dass der Besuch wirklich ein besonderes Erlebnis werden konnte. Nun war er gespannt, wie seine Freundin darüber dachte. Das Restaurant befand sich in einem der höheren Stockwerke des Gebäudes, wovor der Wagen stehen geblieben war, also nahmen sie den Aufzug und fuhren hoch. Über einen angenehm ausgestatteten Korridor gelangten sie zu einer Art Lobby, wo ein junger Mann im schwarzen Anzug dastand und eine Gästeliste der „Four Seasons“ vor sich hatte. „Guten Abend, meine Dame, mein Herr. Haben sie eine Reservierung?“, wandte sich besagter Mann mit höflichem Lächeln an sie. Dem Firmenchef fiel der Blick auf, den dieser auf seine Begleitung warf, doch er störte sich nicht daran. Das Motto: „Nur gucken, nicht anfassen“ passte zu seiner Einstellung gerade ganz gut. „Ja. Ein Tisch für zwei Personen für 21:45 Uhr unter dem Namen Kaiba Seto.“ „Einen Moment bitte.“ Der junge Mann suchte in seiner Liste und markierte dann eine Stelle mit dem Kugelschreiber, den er in der Hand hielt. Er sah dann auf und Seto direkt an. „Mister Kaiba. Wir freuen uns Sie in den „Four Seasons“ begrüßen zu dürfen. Darf ich bitten?“ Er machte eine einladende Geste in Richtung Raum und ging schon mal vor, damit er sie zu ihren Plätzen führen konnte. Das Paar folgte ihm durch den hellen Raum. Viele der Tische waren besetzt, die Gäste schienen sich gut zu unterhalten und gut zu essen und allgemein war die Atmosphäre sehr entspannt und angenehm. Seto hörte wie Tea überrascht Luft holte und auch wenn sie nichts sagte, wusste er bereits, was sie empfand. Er blickte zu ihr und ein Lächeln umspielte kurz seine Mundwinkel, ehe er wieder nach vorn blickte und wieder ernst wurde. Man führte sie zu ihrem Tisch an der einen Poolseite mit einer schönen Aussicht auf das westliche Panoramafester und die Lichter von New York. Sie nahmen Platz und schon kam ein Kellner, der ihnen zwei Menüs reichte. „Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend“, verabschiedete sich der junge Mann, der sie empfangen hatte, verbeugte sich leicht und ging wieder zurück an seinen Platz. Seto machte es sich bequem und blickte zu Tea, die sich fasziniert umsah. „Seto, hier ist es wundervoll“, hauchte sie ihm leise und überwältigt zu. Ihr Freund hatte sich wirklich Mühe mit der Wahl gegeben und das schmeichelte sie sehr. Sie wusste, dass er solchen Sachen nicht dem Zufall überließ und sehr sorgfältig so etwas plante. Es war süß und aufmerksam zu gleich, wie viel er eigentlich für sie tat. Am Anfang ihrer Beziehung hatte sie nie vermutet, dass er solche Seiten in sich versteckte. Er konnte genauso sanft sein, wie er kalt und ignorant war, er konnte auch genauso fürsorglich sein, wie skrupellos. Man sah nur nicht das Positive in ihm, auch weil man nicht offen dafür war. Aber wenn man stur genug war, bekam man diese Seiten in ihm zu sehen. Und auch mehr als nur das. Sie als seine Freundin konnte das am besten sagen. „Ich sagte, ich führe dich an einem Ort, der deiner würdig ist“, entgegnete ihr Seto mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Tea blickte ihn aus leicht zugekniffenen Augen an und musste dann den Kopf etwas schütteln. Er war manchmal einfach unglaublich. Der Kellner kam zu ihnen und hielt eine Kanne mit Wasser, mit der er dann ihre Wassergläser fühlte. Seto bat um ein Menü für die Getränke, was er auch nach wenigen Augenblicken bekam. Sie hingegen versuchte in der Zwischenzeit zu entscheiden, was sie am Liebsten essen wollte. Die Wahl war zwar nicht zu groß, dafür aber sehr interessant und machte einen unschlüssig. Sie wollte am Liebsten davon und davon, und davon probieren, aber alles konnte sie nicht aufessen. Auch wenn sie sich sicher war, dass wenn sie alles bestellte, auch alles bekommen würde. Der Firmenchef würde sie nicht davon abhalten. Nicht, weil er es nicht konnte, sondern weil er es nicht wollte. Man sah es ihm vielleicht nicht an, aber er war großzügig und da er sich keine Sorgen um Geld machen musste, spielten zahlen bei sowas für ihn eine sehr kleinere Rolle. Ging es aber um größere Sachen, dann war er vollkommen anders. „Was magst du trinken?“ Die Frage riss die junge Tänzerin aus ihrer Überlegung und sie brauchte ein paar Augenblicke, um zu realisieren, was sie gefragt wurde. „Uhm…“ Die Sache mit dem Trinken war die, dass sie eigentlich wenig Ahnung von Alkohol hatte und meistens das nahm, was Seto auch hatte. Sie entwickelte noch ihren eigenen Geschmack in diesem Bereich und daher war es ihr immer schwer zu entscheiden, was sie genau haben wollte. „Lass mich die Frage anders stellen. Was möchtest du eher essen? Fisch oder Fleisch?“ Gut. Diese Frage ließ sich leichter beantworten. „Fisch“, entgegnete sie. Sie hatte schon heute die ganze Zeit Lust auf Fisch gehabt und wie es aussah gab es hier auch genug Fischgerichte oder solche mit Meeresfrüchten. Seto nickte leicht und wirkte so, als hätte er die Antwort erwartet. „Gut. Dann nehmen wir Weißwein.“ Sie wusste von ihm, dass man Rotwein meist zu Fleischgerichte trank, während Weißwein mehr zu Fisch und Meerdelikatessen passte. Daher verstand sie seine Wahl und nickte dankbar, dass er die Wahl der Sorte dann selbst übernahm. Ihre Kenntnisse gingen noch nicht weit darüber hinaus. Doch sie hatte sich vorgenommen das in Zukunft zu ändern. Sie sah wie er kurz die Getränkekarte überflog und sich dann dem Menü widmete. Sie lächelte leicht und sah auch in ihre Karte, um nun endlich eine Wahl zu treffen. Als sie sich die Gerichte so ansah, fiel ihr etwas ein. „Du wirst auch Fisch essen, oder?“, fragte sie sicherhalthalber nach und bekam ein Nicken als Antwort. „Wollen wir unterschiedliches bestellen, um von allem probieren zu können? Ich kann mich schwer entscheiden, da alles sehr lecker klingt. Damit wäre das Problem eher gelöst und wir können teilen. Natürlich, wenn du magst.“ Tea setzte einen liebevollen Blick auf und klimperte unschuldig mit den Wimpern. Sie wusste, dass das bei dem jungen CEO etwas auslöste. Sie benutzte die Taktik meistens, um etwas von ihm zu bekommen, was sie gerne hätte. Leider konnte sie noch nicht mit Mokubas Hundeblick mithalten. Aber wie man so schön sagte: Übung macht den Meister. Seto bewegte sich leicht auf seinem Platz, als wollte er sich bequemer hinsetzen und schwieg für einen Moment. Er sah sie einfach an und sie konnte die kleinen Funken in seinen Augen erkennen, die darauf hindeuteten, dass ihn die Situation amüsierte. Und als noch dazu sein selbstbewusstes Lächeln kam, wusste sie, dass sie ihr Genie von Freund auch zwischen den Zeilen gelesen hatte. „Die zwei Wochen waren wohl wirklich lang, hm?“, entgegnete er und warf einen kurzen Blick auf das Menü. „Dann teilen wir. Ich nehme die Jakobsmuscheln und die gebratene Dorsche.“ „Du hast keine Ahnung wie lang“, sagte ihm Tea mit einem listigen Grinsen auf den Lippen. Ein Blick auf die Karte ließ sie auch entscheiden, was sie wollte. „Knusprige Austern und die weichschalige Krabben im Stil ‚Four Seasons‘ klingt auch gut, meinst du nicht? Und dazu vielleicht auch etwas Kaviar?“ „Scheint eine lange Nacht zu werden“, bemerkte der Brünette amüsiert. „Ich dachte, du hast Morgen einen Tanzkurs?“ „Ja, aber erst gegen 12 Uhr. Also darf der Morgen verlängert werden.“ Zwar wollte sie am Vormittag in ihrer Wohnung aufräumen, doch das hatte keine Eile. Das konnte sie auch übermorgen machen. „Das kommt ja einem gerade entgegen.“ Er hatte damit gerechnet, mehr Zeit mit ihr zur Verfügung zu haben, bevor er wieder zurück nach Domino flog. Gut, dass er sie auch eingeplant hatte. Der Kellner kam wieder zu ihnen, so dass Seto direkt die ganze Bestellung machte. Dazu ordnete er auch einen Château Rayas Blanc Reserve aus dem Jahr 2007, der sicherlich eine gute Ergänzung zum Essen sein würde, besonders wenn er ausgekühlt serviert wurde, wie üblich zu dieser Jahreszeit. Er bat auch noch die Bedienung die Gerichte in der Mitte des Tisches zu servieren, damit er sie mit seiner Begleitung teilen konnte. Das stellte auch kein Problem dar und der junge Mann versprach sich darum zu kümmern, bevor er zur Küche ging. Nun allein gelassen, konnten Seto und Tea sich wieder in aller Ruhe unterhalten. „Wie war der heutige Tanzkurs?“ „Anstrengend, aber sehr interessant. Die Lehrerin hat bereits verkündet, dass wir während des Semesters dann ein musikalisches Stück für die richtige Szene vorbereiten werden. Ich bin schon ganz aufgeregt deswegen. Das wird eine große Herausforderung für viele von uns. Es ist ja eins in den Kursen zu tanzen, anders ist es vor einem großen Publikum.“ Der Brünette nickte verständnisvoll und nahm sich einen Schluck von seinem Wasser. Er lehnte sich bequem vor, während sein Blick ruhig auf seine Freundin ruhte. Er lauschte ihr interessiert zu. Nicht alles war so bewegend für ihn, wie für sie, doch es war angenehm ihre Stimme zu hören, ihre Begeisterung und Aufregung dadurch zu fühlen und ihre weiteren kleinen Gesten und Mimik zu verfolgen. Es war entspannend und das gefiel ihm besonders an diesem Abend. Etwas später kam auch das Essen hinzu. Die Bedienung ordnete alles in der Mitte des Tisches, so dass sie in aller Ruhe entscheiden konnten wie viel von was sie auf ihrem Teller haben wollten. Sie konnten kosten, was der andere bestellt hatte, ohne groß Aufwand zu betreiben. Und das Essen schmeckte wirklich. Es zerging auf der Zunge und war ein richtig bewegendes Erlebnis für die Sinne. „Gott, Seto das machst du mit Absicht oder?“, beschwerte sich Tea, nachdem sie eben gerade ein Bissen von der Krabbe in den Mundverschwunden gelassen hatte. Das schmeckte so verdammt lecker. Sie wusste gar nicht, dass Amerikaner so kochen konnten. „Was von allem?“, fragte Seto und nahm sich einen Schluck vom wundervollen Wein. „Mich mit solche Leckereien quälen. Du willst, dass ich vor Genuss zerfließe, nicht wahr?“ Er begann auf diesen Satz hin zu grinsen. „Erwischt. Ja, so etwas hatte ich für diesen Abend vor. Aber ich dachte, du kannst noch die eine oder andere Stunde aushalten, bis du bei mir zerfließen kannst.“ Jetzt musste Tea grinsen und leckte sich leicht über die Lippen. Sie hatte schon eine Vorstellung davon wie das dann aussehen konnte. „Zum Glück ist der Wein kalt genug. Ich schaff noch eine Stunde.“ „Ich kann auch zusätzlich Eis bestellen, wenn es kritisch wird“, bemerkte der Brünette, was seine Freundin leicht lachen ließ. Er grinste und nahm sich einen weiteren Happen von seiner Dorsche. Die Küche hier war wirklich ausgezeichnet. Die Aussage der New York Times, dass nur ein Bissen von dem essen hier, einen zum Stöhnen bringen konnte, war nicht weit entfernt von der Wahrheit. Auch wenn er an ein paar genussvollere Sachen denken konnte, die sogar ein besseres Ergebnis liefern konnten. Später am Abend fuhren sie ins Hotel zurück. Sie bestellten sich jeweils einen Champagner Cocktail und etwas Erdbeeren vom Roomservice des Hotels und machten es sich im Bett bequem, um den Abend in entspannter Atmosphäre ausklingen zu lassen. Tea lehnte an Setos Brust und genoss seine Nähe, während sie mit den Fingern seiner Hand spielte, die um sie geschlungen war. Ihre Schuhen lagen neben seinen irgendwo auf dem Boden vor dem Bett, sein Sakko hing mit dem Schal über die Lehne des Schreibtischstuhls und ihre Damentasche lag mit seinem Smartphone auf dem Schreibtisch selbst. Die Lampe am Nachttisch stellte die einzige Lichtquelle dar, die angenehmes nicht zu grelles Licht spendete, und vor ihr befand sich die Schüssel mit den Erdbeeren, die so gut wie leer war. Die junge Tänzerin stellte ihr halbvolles Glas daneben ab und drehte sich leicht in die Umarmung ihres Freundes. Ein zufriedener Seufzer verließ ihre Lippen und ihre Hand glitt über den Stoff des weißen Hemdes. Irgendwie war der Moment hier so schön und perfekt. Sie fühlte sich sicher und geborgen in Setos Armen, sie war entspannt und vergaß wie so oft den Alltag und die Sorgen. Es schien ihr manchmal unrealistisch, dass sie genau bei so einem kaltherzigen Typ wie Seto Kaiba solch Zuneigung, Wärme und Sicherheit spürte, die ihr Inneres mit Ruhe und Glück erfüllten. Sie hatte ganz am Anfang ihre Zweifel gehabt, war sich nicht sicher gewesen, ob er dazu fähig war, sie wirklich so zu lieben, wie sie sich wünschte, doch die Realität hatte ihr gezeigt, dass Kaiba anders war, als sie von ihm dachte zu sein. Er hatte ihre Erwartungen übertroffen und das in mehreren Punkten. Nicht nur war er stark und stand sicher auf den Beinen, er war ein gefühlvoller und hingebungsvoller Partner, zu dem man nur seinen Weg finden musste, um mehr von ihm zu sehen. Er war für sie da, er liebte und beschützte sie und er vertraute ihr auf eine Art und Weise, die für sie immer noch verblüffend war, denn er von allen Menschen auf der Welt war am misstrauischsten zu anderen Personen. Er gab sie nicht auf, selbst wenn so eine schwere Periode vor ihm stand wie ihr Studium hier in Amerika, wo sie sich viel seltener nah sein konnten, als sie es gewohnt waren zu sein. Ihn erschreckte nichts, er war genauso von ihrer Beziehung überzeugt, wie von alles andere, was er machte und plante. Da war es ihr immer noch peinlich, wenn sie sich an den Moment erinnerte, wo sie aus lauter Verzweiflung am Ende des letzten Schuljahres, nach ihrer Annahme an der Columbia Universität hier in New York, mit ihm Schluss machen wollte, nur weil sie Angst hatte, dass ihre Beziehung nicht so stark war, um mit den mehreren Kilometern, die zwischen ihnen lagen, klarzukommen. Es war Seto in diesem Moment, der sie zur Vernunft gerufen und sie davon abgehalten hatte den wohl schlimmsten Fehler ihres Lebens zu begehen. Er hatte auf seine selbstbewusste und auch arrogante Art ihre Entscheidung komplett abgelehnt, um ihr dann klar zu machen, was sie dabei war zu vernichten. Er war vor nichts zurückgeschreckt und das ließ sie am Ende realisieren, dass sie sich in ihrer Einschätzung grundsätzlich geirrt hatte. Ihre Beziehung war stark und standhaft, denn sie beruhte auf gegenseitiges Vertrauen, intensiver Hingabe und Zuneigung, für die das Wort Distanz keine Bedeutung hatte. Natürlich vermissten sie die Nähe des anderen, wenn sie nicht so zusammenkamen wie heute, und natürlich war das sehr unangenehm, manchmal auch etwas schmerzhaft. Doch es gab immer die Sicherheit, dass egal was passierte, sie zusammen einen Weg gehen würden, weil sie sich beide dafür entschieden hatten. Wie lange sie diesen gehen konnten, stand in den Sternen, aber sie würden es nie wissen, wenn sie es nicht probierten. Und bis jetzt lief es besser, als sie sich das vorgestellt hatte. Sehr viel besser. „Danke, Seto“, hauchte Tea leise und lächelte überglücklich, während sie sich an seine Brust schmiegte und seinen ruhigen Herzschlag vernahm. „Hm?“, kam es nur von ihm und sie spürte seinen fragenden Blick auf sich. Sie schaute zu ihm hoch, hob die Hand und berührte sein Gesicht. „Für das, was du immer für mich… für uns tust. Für den heutigen Tag und für die Tage, die noch kommen werden. Danke.“ Sie sah wie eine Augenbraue nach oben wanderte, doch sie bekam zuerst keine Erwiderung. Seto sah sie für ein paar Augenblicke einfach schweigend an. „Dein Dank klang jetzt so dramatisch und herzzerreißend, dass man Angst hat etwas Falsches zu sagen, wenn man den Mund aufmacht, um ihn anzunehmen.“ Diese Antwort brachte Tea zum Lachen. Seto war manchmal so unmöglich, aber genau das war ein seiner Reize. Sie liebte seine neckende und herausfordernde Art so. Wie viele andere Sachen, die sie wahrscheinlich nicht mal an den Fingern beider Hände abzählen konnte. Ja, es war vielleicht für einige verwunderlich, aber Seto Kaiba hatte wirklich so viele Qualitäten, für die es sich lohnte an Wänden und Türen zu kratzen, um ihn letzten Endes dann doch zu bekommen. Ein Anfang mit ihm war alles andere, als leicht, doch wenn man den Brünetten schon einmal erreicht hatte, dann hatte man mehr als nur einen Goldmedaille in der Hand. „Entschuldige. Die Stimmung ist furchtbar. Da neigt man dazu, zu dramatisieren.“ Ihr Freund stellte sein Glas ab und fuhr mit zwei Fingern unter ihrem Kinn. Sein Blick ging unter ihre Haut und hinterließ ein wohliges kribbeliges Gefühl. Sie konnte wahnsinnig davon werden. „Dann sollten wir wohl etwas an die Stimmung ändern… Vielleicht etwas Spannung mit reinbringen?“ Ein listiges Grinsen umspielte Teas Mundwinkel. Sie löste sich von Setos Griff, um sich plötzlich aufzusetzen und über ihn zu kommen. Die Perspektive hatte ihr schon immer gefallen. Sie reizte sie besonders, weil Seto sonst der war, der die Kontrolle behielt. Aber sie als Frau hatte ihre Wege ihn anders zu überzeugen. Ruhig lehnte sie sich vor und küsste ihn sanft und genussvoll. Dabei glitt sie mit der Hand über seine Brust und verfing sich in einen der Knöpfe. Sie spürte seine Hände über ihren Körper wandern, wobei sie in wenigen Augenblicken den Verschluss ihres Kleides entdeckten. Sie lächelte in den Kuss hinein und biss Seto leicht in die Unterlippe, als er es wagte diesen öffnen zu wollen. „Vorsichtig, Kaiba-kun. Du näherst dich verbotenen Gebieten“, hauchte sie ihm leise zu und sah ihm in die schönen blauen Augen. Er grinste leicht und zog den Reißverschluss nur ein sehr kleines Stück herunter. „Ich wüsste nicht, wieso das ein Problem sein sollte.“, flüsterte er provokativ zurück. Ihre Finger derweil machten sich an seinem Hemd ran, was sehr schnell die Knöpfe gelöst bekam. „Nun, ich hab noch nicht erlaubt, dass du das machst. Und du weißt, was passiert, wenn du unartig bist.“ Sie erreichte den Ledergurt mit der breiteren Schnalle und machte diesen locker. „Nein. Weiß ich nicht. Lust mich einzuweihen?“ Ein heißer Schauer überzog Setos ganzer Körper und ein leichtes Keuchen entwich seinen Lippen. „Und wie…“, säuselte Tea in sein Ohr. Oh ja, sie würde diesen Mann um ihren Finger wickeln und klein kriegen. Nach dem heutigen Tag hatte er nichts anderes verdient. Und später… Nun später konnte sie ihn vielleicht loslassen. Aber nur vielleicht… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)