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only the trees might see

[Throbb]
von

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only the trees might see

Tief atmete Robb die kühle Abendluft in seine Lungen und spürte das brennen in seiner Kehle. Eigentlich sollte sich ein Stark bereits an die immerzu kalte und feuchte Luft im Norden gewöhnt haben, doch selbst für einen Nordmann konnte diese Luft anstrengend werden, vor allem wenn man rannte und seine Lungen ohnehin noch mehr beanspruchte, so dass sie noch viel mehr von der kalten Luft einsaugten. 
 

„Beeilung!“, flüsterte eine Stimme haarscharf und ihm wurde so verdeutlicht, wie eilig es sein Partner hatte. Beeilen, das sollten sie sich wirklich. Sobald Vater merkte, dass weder Theon noch Robb in ihren Betten lagen, so würde er gleich nach ihnen suchen und ihr geheimes Versteck wäre aufgeflogen. Es beharrte dem Starkjungen nicht, dass er solch ein Geheimnis mit den Graufreudjungen hegte. „Theon...“, versuchte er den aufgeregten Blonden zu beruhigen, um dessen Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Doch die Krake schien etwas anderes im Sinn zu haben und war für jegliche Beschwerden nicht mehr erreichbar. Wenn Theon sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war er auch nur schwer davon abzubringen.
 

Ihr Versteck war gut ausgesucht. Es war nicht zu weit von den Mauern Winterfells entfernt, aber auch nicht so nahe am Weg, sodass niemand sie auf dem Weg zufällig entdecken konnte. Robb könnte diesen Weg in tiefster Nacht mit verschlossenen Augen gehen und er würde ihr Versteck sofort wiederfinden. Unter den Schuhen des Graufreuds und seiner selbst konnte er das platschen und schlürfen des Matsches hörten. Vor kurzem hatte es geschneit, doch war es noch zu warm, als dass der Schnee lange liegen blieb. Doch bald würde es so weit sein. Der Winter naht. 
 

Noch immer hatte Theon seine Hand fest um den Arm Robbs geschlungen und zerrte ihn weiter mit. Es war keine Mühe für Robb, Theons Geschwindigkeit beizuhalten, immerhin war er die Kälte deutlich besser gewöhnt, als es die Krake war. Und tatsächlich schien Theon langsamer zu werden, wobei Robb lauschen konnte, wie sein Freund schwer und wild atmete. „Ich habe dir oft genug gesagt, dass du lernen sollst, richtig zu atmen.“ Durch die Nase, nicht durch den Mund. Theon blieb abrupt stehen, sodass Robb nun direkt vor dem Blonden ruckartig zum Stehen kam und dessen warmen Atem direkt auf seinigen spürte. „Ich brauch keine Belehrung von dir.“, raunte der Graufreud ihm entgegen, wobei er sich etwas auf die Zehenspitzen stellen musste, um mit Robb auf gleicher Höhe zu sein. Der ernste Tonfall verschwand und verwandelte sich zu einem verschmitzten Grinsen, als sich die Krake wieder von dem Wolf löste und weiter vor ging. 
 

Meter für Meter hatte Robb allein den Rücken seines Freundes und die dazugehörigen Pfeile und den Bogen im Auge. Nie ging Theon ohne Pfeil und Bogen durch das Tor in den Wald hinaus, da verzichtete der junge Graufreud lieber auf sein Schwert. Anders als Robb, der nur mit seinem Schwert hinaus ging. Theon war deutlich geübter darin, mit dieser Waffe umzugehen, als er es war. Bedauerlicherweise war Theon auch genauso gut im Schwertkampf, wie es Robb war. Schon als Kind hatte Ned Stark, sein Vater, ihm gesagt, er solle die Krake nicht unterschätzen, wobei Jon und er ihn immer wieder zu Wetten herausgefordert hatten. Er solle klettern, um in das Fenster einer Maid hineinzusehen, die sich um diese Tageszeit gerne umzog. Die Krake hatte Höhenangst und kam weder weiter hinauf, noch hinunter. Oh wie köstlich sich Jon und Robb amüsiert hatten, bis er ihren Vater hinter sich hörte: „Vergisst nie. Eine Krake kann nicht klettern, dafür kann der Wolf nicht schwimmen.“ 
 

„Wir sind da.“ Theons Schritte wurden langsamer, bis er schlussendlich stehen blieb. Auch Robb wurde langsamer und sah ihren Platz genau an. Unverändert. Sogar das verbrannte Holz von den letzten Male lag noch an Ort und Stelle und auch die Baumstämme, die sie an das Feuer geschoben hatten, um sich daran anzulehnen. Selbst Theons Pfeil, welches tief durch die Rinde eines Baumes gebohrt wurde, steckte noch immer darin. Nur ein wenig Harz war hinaus gelaufen, schien aber gefroren zu sein. Ein schöner Anblick, wenngleich es traurig aussah, als würde der Baum bluten.
 

Robb richtete seinen Blick auf Theon und musterte diesen. Die Krake, die aus dem Meer kam, war gänzlich ein Stark geworden. Zumindest vom Aussehen her und bis auf die Haare könnte man meinen, er wäre ebenso ein Sohn Neds, wie alle anderen Starkkinder. Doch glücklicherweise war das nicht der Fall, auch wenn Robb Theon als seinen Bruder zählte. Seinen Bruder, seinen besten Freund, seine geheime Schwäche. „Es hat sich nichts verändert.“, stellte Theon fest, wobei Robb eher ernüchtert dreinblickte. „Natürlich nicht. Wer soll hier schon entlang gehen? Hier ist nichts.“, erwiderte Robb und ging auf Theon zu, blieb direkt vor diesem stehen. Theon sah von der Gegend ab und dessen blauen Augen waren direkt auf die Robbs gerichtet. „Hätte ja sein können.“, sagte Theon mit erhobenen Brauen und einem verschmitzten Schmunzeln im Gesicht, welches Robb genauso schwach machte und genau das wusste Theon ganz genau. Dieser beugte sich nämlich rüber und überbrückte den letzten Abstand zwischen ihnen, als seine kühlen Lippen sich direkt auf Robbs legten. Gleich schloss der Wolf seine Augen und griff in das Fell, welches Theon an sich trug, um diesen näher an sich zu ziehen, während er den Kuss erwiderte. In allen Munde galten Starks als Wölfe und genau diesen Hunger hatten sie auch, weshalb Robb sich kaum von den Lippen seines Liebhabers lösen konnte. Seine Augen hatten sich automatisch geschlossen, doch er öffnete sie wieder, da sich Theon von Robb löste und diesen fast enttäuscht zurück ließ. „Wir sollten Feuer machen.“ 
 

Wenige Momente später saßen sie beide am warmen und knisternden Feuer und sahen hinein. Theon stichelte mit einem Stock darin herum, was Robb nur mit Skepsis beobachtete. „Hör damit auf, du machst es noch aus.“, sagte er und legte seine Hand auf die Theons und sah ihn direkt an, während dieser dreist schmunzelte. „Dann machst du es wieder an.“, erwiderte er, wobei Robb seufzen musste. Immer musste Theon das letzte Wort haben. Eine Eigenschaft, die sowohl nervtötend und liebreizend zugleich war. „Dass du immer das letzte Wort haben musst...“, murmelte Robb kopfschüttelnd, wobei Theon ein Stück breiter grinste. Doch dieses Mal hatte dieses Grinsen etwas Provokantes, was Robb für einen Moment etwas stutzig machte. „Dann bringe mich doch zum Schweigen.“ Das ließ sich Robb definitiv kein zweites Mal sagen, weshalb es dieses Mal der Wolf war, der sich als erstes zu Theon beugte und ihn zärtlich küsste. Es waren die wenigen Momente, die das hier so einzigartig machten. Auf Winterfell durften die beiden das niemals machen. Niemals. 
 

Robb legte seine Hand in den Nacken des Graufreudjungens und zog ihn ein wenig mehr an sich, worauf Theon zu gern darauf einging. Robb konnte sich noch gut daran erinnern, wie das hier angefangen hatte, doch würde er niemals beantworten können, wann es angefangen hatte. Sie waren auf der Jagd gewesen und Theon hatte Robb mit seiner Art in den Wahnsinn getrieben, bis der Graufreud spurlos vor Wut verschwunden war. Er hatte ihm an den Kopf geworfen, dass er niemals ein Stark wäre und hier niemals hingehöre. Bis Robb seine Schandtat aufgefallen war, war es bereits dunkel geworden und er hatte so ein schlechtes Gewissen gehabt, dass er Theon suchen gegangen war. Er war durch den Wald gelaufen und es hatte keine Spur von Theon gegeben. Tiefe Angst hatte sich in die Knochen Robbs gebohrt, als er ihn dann doch gefunden hatte. Verletzt. Theon war über eine dicke Wurzel gestolpert und anschließend einen kleine Abhang hinunter gefallen und als Robb ihm helfen wollte, hatte sich Theon gewehrt, wie ein verletztes wildes Tier. Die Worte von Robb hatten ihn so verletzt, dass Robb es selbst kaum hatte fassen können, denn bis dahin hatte er immer den Gedanken gehabt, Theon würde sich von nichts und niemanden verletzen lassen. Unantastbar, wie es kaum ein Stark war. Doch Robb hatte ihm wahre Worte ins Ohr geflüstert. Er gehörte hier her, doch gehörte er nicht zu den Starks, sondern zu ihm. Und nun saßen sie beinahe jeden zweiten Abend hier und gehörten einander. 
 

Robb war gierig und so küsste er Theon eindringlicher, bestimmender. Theon ließ es zu gerne mit sich machen, lehnte sich hinter gegen den Baumstamm und zog Robb dichter an sich. Die Stoppeln des Anderen kitzelten auf seiner Haut und die Hand, die sich gerade auf seinen Rücken legte, fühlte sich gut an. Noch nie hatte sich Robb so vollständig gefühlt, als in den Momenten, die er zusammen mit Theon alleine genoss. Er vergaß sämtliche Sorgen, sämtliche Verpflichtungen. Hier war er einfach nur ein Jugendlicher, der sich seinen Bedürfnissen hingab. Für Theon schien das alles etwas völlig normales zu sein. Er musste sich im Gegensatz zu Robb keinerlei Verpflichtung stellen. Er musste sich der Hoffnung seines Vaters nicht beugen, dass der älteste Sohn das Hab und Gut Winterfalls übernahm und die Blutlinie der Starks fortführte. 
 

Die Gedankengänge bemerkte Theon sofort. Nicht umsonst konnte er diesen jungen Mann als seinen engsten Vertrauten nennen, der Robb von Kopf bis zu Fuß zu kennen schien. Er löste den Kuss und lehnte sich ein weiteres Stück hinter, um Robb zu mustern. Der Wolf bemerkte im Blick der Krake nichts überhebliches, nein. Es lag eher etwas Besorgtes im Gesicht des Graufreuds. „Was ist, Robb?“ Genannter biss sich leicht auf in die Unterlippe und schüttelte anschließend mit seinem Kopf. Er brauchte hier nicht die harte Schale zu zeigen. Hier brauchte er auch nicht den Nachfahren Ned Starks zu spielen. „Ich fürchte die Zeit, in der uns beiden Schmerzen zugefügt wird.“, gestand der Brünette schmerzlichst und sah dabei in die blauen Augen des Anderen, die durch das Feuer dunkel schimmerten. „Ich fürchte den Moment, an dem wir das hier beenden müssen. Ich fürchte mich vor...“ Robb konnte seine Worte nicht zu Ende sprechen, denn Theon Graufreud legte seine Lippen wieder auf die Robbs. Es war ein liebevoller Kuss, etwas, das man sich in Zukunft von seiner Ehefrau nur wünschen konnte und man hoffte, jemals so eine Frau zu bekommen. 
 

Dennoch hielt dieser wunderbare Kuss nicht lange, denn Theon löste ihn wieder. „Sag mir, Robb Stark, liebst du einen Mann?“ Diese Frage war schwer zu beantworten. Nicht, weil er dadurch lügen würde oder weil Robb sich Sorgen darum machte, diese Worte niemals von Theon erwidert zu bekommen. Es war schwer zu beantworten, da er fürchtete, dass es Wirklichkeit wurde. Er fürchtete sich davor, dass das, was sie hier hatten, wahr wurde, denn nur so konnte man etwas zerstören. „Sag es mir!“, forderte Theon fest und legte seine Hand bestimmend auf den Hals des Starks, packte mit sanfter Gewalt zu, so dass Robb dazu gezwungen war, Theon direkt anzusehen. Jeglicher Ausweg blieb ihm verwehrt. Doch Robb antwortete trotzdem nicht, sah nur dabei zu, wie Theon sich über die perfekten Lippen leckte, die daraufhin ein kleines Bisschen offen standen, ehe er sie bewegte und Worte über sie kommen ließ. Worte, die Robbs Herz berührten. „Ich für meinen Teil liebe einen Mann. Aber nicht irgendeinen, ich liebe dich.“ Robbs Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Ein Lächeln, welches gleichermaßen zeigten, wie gerührt und wie besorgt er war. 
 

„Das soll heißen, dass ich alles in Kauf nehmen werde, um für dich da zu sein. Meinetwegen bin ich deine kleine Kellerhure, zu der du dich nachts schleichst, wenn deine Frau in einen tiefen Schlaf gefallen ist.“ Robb hätte niemals geglaubt, jemals solche Worte aus dem Mund des stolzen Graufreuds zu hören. „Schwöre mir hier und jetzt, wir bleiben für immer zusammen.“ Fordernd starrten ihn die blauen Augen an, während Robb mehr Sicherheit in sich spürte und dies in seinem Lächeln verdeutlichte. „Jetzt und immer.“, schwor er und musterte Theon, bevor er sich langsam vor beugte und innerhalb dieser Bewegung stockte. „Nein, ich liebe keinen Mann, Theon. Ich liebe eine Krake.“ Neckend schmunzelte Robb, wobei er das amüsierte Schnaufen seines Gegenübers hörte und anschließend sein Versprechen mit einen Kuss versiegelte. Jetzt und immer... Das war ein Versprechen, das er niemals zu brechen vor hatte. 
 

Plötzliches Rascheln störte die vertraute Zweisamkeit der beiden jungen Männer, die sich eng in den Armen lagen und sich langsam vorarbeiteten. Robb schreckte auf und zog seine Hand in hoher Geschwindigkeit aus der Kleidung des Graufreuds, wo er gerade noch die glatte Haut am Bauch hatte spüren dürfen. Auch Theon hatte das Rascheln bemerkt und sie beide starrten in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen ist. Sie erkannten nichts, bis auf das Flackern des Feuers und der Dunkelheit und für einen Moment glaubte Robb, es wäre nur ein Tier gewesen, welches sich hier verwirrt hatte. Theon war drauf und dran nach seinem Bogen zu greifen, während Robb nach seinem Schwert griff, um es allzeit aus der Scheide zu ziehen. Sein Herz klopfte stark gegen seine Brust, nur war Theon dieses Mal nicht der Auslöser. Er war drauf und dran zu rufen, wer hier war, doch es schien sich wieder etwas zu rühren, wobei Robb die Worte im Halse stecken blieben. 
 

Und schon erkannte er einen Rahmen aus Schwarz, der aus den Schatten hervorkroch und langsam eine menschliche Gestalt annahm. Dick gekleidet aus Fell und Leder, so wurden langsam auch die Farben der Kleidung erkennbar und auch das Wappen auf den Lederwams. Der durchdringende Blick hätte nicht strenger wirken können und für diesen Augenblick wusste Robb, dass sein Versprechen gegenüber Theon schneller gebrochen wurde, als es ihm lieb war. Die Gestalt kam näher und Robb verkrampfte, das einzige Wort, das seine Lippen verließ verstummte so rasch, wie der Nebel, der sich aus seinem Atem bildete, denn er hielt diesen an.
 

„Vater!“



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