Animus viam monstrat von Katha88 (-Der Geist zeigt dir den Weg) ================================================================================ Kapitel 3: Animus viam monstrat Teil 2 -------------------------------------- (Nini's Sicht) Jetzt gehe ich schon einige Stunden diesen Feldweg entlang. Doch ich werde nicht müde. Meine Beine werden nicht schwer. Normalerweise bin ich kein Mensch der viel Ausdauer besitzt. Die Dinge beginnen mich schnell zu langweilen. Mich interessieren nur einige Dinge wirklich. Es gibt nur wenige Sachen mit denen ich mich auf einen längeren Zeitraum beschäftige. Noch immer scheint die Sonne vom Himmle. Noch immer singen die Vögel. Doch mir kommt es so vor als würde die Sonne schwächer werden, als würden die Vögel leiser singen und würde das saftige Grün der Bäume nur noch matt glänzen. Auch der Wind wird kälter. Was passiert jetzt? Warum verschwindet der Sommer immer mehr und mehr? Jedes mal wenn ich einen Schritt mache, entweicht der Sommer der Landschaft. Warum? Wache ich jetzt doch auf? Nein bitte nicht. Ich will nicht wieder zurück in die Realität. Ich will hier bleiben. Hier in diesem Traum. In dieser Welt, oder wo ich auch immer bin. Aber jedes mal wenn ich einen Schritt nach vorne mache verwandelt sich die Landschaft mehr und mehr. Warum? Die Blätter der Bäume sind nicht mehr grün sondern werden allmählich braun. Das Gras verliert ebenfalls den grünen Farbton. Die Blumen werden weniger und auch die Vögel werden immer leiser und verstummen schlussendlich. Ich bleibe stehen und sehe mich um. Um mich herum entweicht das Leben. Entweicht aus den Bäumen. Aus dem Gras. Aus dem Blumen. Aus den Vögeln. Es scheint so als würde das Leben aus jedem Wesen entweichen. Aber warum? Weshalb? Liegt es an mir? Bin ich daran Schuld? Vielleicht hätte ich diesen Ort nie betreten dürfen. Vielleicht stirbt dieser Ort wegen mir. Ich sehe in die Ferne. Ich kann weit am Horizont Schnee erkennen. Schnee? Hier wo gerade der Sommer zu Ende geht? Das kann doch nicht sein. Was ist das nur für ein merkwürdiger Ort? Langsam beginne ich neugierig zu werden. Ich will wissen wo ich bin. Wie ich hierher gekommen bin, was ich hier mache. Noch immer bin ich keinem Menschen begegnet. Komisch. Ich beschließe kurzerhand mir selbst Antworten auf meine Fragen zu geben. Wenn ich keine Antworten finde, dann findet auch niemand anderes Antworten darauf. Ich muss es aus eigener Kraft schaffen. Man kann nur auf seine eigene Kraft vertrauen. Nur auf seine eigene Stärke. Man kann nur sich selbst vertrauen. Sonst niemandem. Eigentlich dürfte ich gar keine so bitteren Gedanken haben. Ich bin nicht einmal noch ganze 16 Jahre am Leben und habe schon so eine pessimistische Einstellung. Aber wen wundert das? So eine negative Einstellung bekommt man nicht so einfach. Ich habe schon viel zu oft die Erfahrung gemacht, dass man sich nur auf sich selbst verlassen kann. Nur auf sich alleine. Vielleicht ist das auch der Grund warum ich niemandem vertraue. Warum ich mit niemandem engeren Kontakt habe. Es ist ja nicht so das ich mich von anderen abkopple. Ich habe Bekannte. Aber keine Freunde. Um Freunde zu haben muss ich ihnen vertrauen und sie mir. Aber ich kann niemandem vertrauen. Dafür sitzt der Schmerz noch viel zu tief. Ob ich jemals wieder jemandem vertrauen kann? Ich weiß es nicht. Ich setze meinen Weg fort. Ich will Antworten auf meine Fragen haben. Wer oder was hat mich hierher gebracht? War es Gott? Oder ein Engel? Oder ist es vielleicht doch nur ein Traum? Ich schüttle den Kopf und will die Fragen verdrängen. Und so gehe ich den Feldweg entlang. Meine Umgebung wird immer lebloser. Und dann bleibe ich schlagartig stehen. Meine Umgebung wird von der Sonne in herbstliches Licht getaucht. Die Sonne strahlt warm vom Himmel. Die Bäume um mich herum haben alle Farben. Rot, braun dunkelgrün und orange. Der Wind weht einige Blätter von den Bäumen. Sie tanzen in der Herbstsonne. Und dann sehe ich ein Mädchen. Sie dürfte in meinem Alter sein. Ihre langen schwarzen Haare wehen ihr ins Gesicht. Sie hat sich eine Winterjacke fest um den Körper gewickelt. Ihre Hände stecken in dicken weißen Handschuhen. Ihre Blaue Hose ist am Bein ende in dicke Winterstiefel gesteckt. Aus ihren Augen kann ich Verwunderung lesen. Wahrscheinlich ist sie über mich genauso verwirrt wie ich über sie. Sie ist der erste Mensch den ich hier sehe. Langsam gehen wir auf einander zu. (Jenny's Sicht) Fröhlich hüpfe ich den verschneiten Feldweg entlang. Ich genieße diese unendliche Ruhe. Nichts ist zu hören. Nur das knirschen des Schnees unter meinen Stiefeln. Doch dann wird das Knirschen leiser. Verwundert blicke ich mich um. Der Schnee wird dünner. Ich kümmere mich nicht groß darum. Was mich momentan mehr beschäftigt, ist, wo all die Menschen hin sind. Oder gibt es hier gar keine Menschen? Das wäre schön! Niemand, der mir etwas vorschreibt. Nur diese Stille. Diese angenehme Stille. Endlich kann ich über Dinge nachdenken, ohne gestört zu werden. In Gedanken versunken gehe ich weiter. Der Schnee unter mir fühlt sich komisch an! Dort ist kein Schnee mehr! Dort ist nur noch Schneematsch! Er sieht so grau aus, so trostlos! Nicht mehr so schön weiß. Nur noch grau! Langsam wird mir doch ein bisschen komisch. Wo sind all die Menschen? Wo ist der schön kalte Wind, der mir vorhin noch schneidend ins Gesicht wehte? Der so kalt war, dass es schmerzte. Und doch, gerade das finde ich gut! Es zeigt mir, dass ich noch lebe! Dass ich noch ich selbst bin und nicht eine Marionette von anderen Menschen. Ich laufe weiter. Hoffe, dass bald wieder der Schnee kommt, doch je weiter ich laufe, desto weniger Schneematsch sehe ich dort. Von den Tannen und den blätterlosen Bäumen tropft es. Die Sonne steht höher am Himmel, als vorher. Mir wird langsam warm. Liegt es daran, dass ich schon so lange gelaufen bin? Wie lange bin ich hier eigentlich schon? Ich will auf meine Uhr schauen, doch sie ist weg. Ist das hier alles nur ein Traum? Aber es erscheint mir so real! Ich kann die warme Sonne in meinem Gesicht spüren, fühle wie mein Blut durch die Adern gepresst wird, fühle wie ich anfange zu schwitzen. Wenn das wirklich ein Traum ist, dann entwickelt er sich langsam zu einem Alptraum! Ich darf nicht aufgeben! Ich schaffe doch sonst immer alles, was ich mir vornehme. Also, ich werde jetzt einfach weiterlaufen und schauen, was passiert! Der Schneematsch ist nun gänzlich weg. Der Boden ist, genauso wie die Luft feucht. Ich kann nicht mehr sehr weit sehen, da um mich herum Nebel ist. Nebel, wie schön! Er ist so schön weiß und geheimnisvoll! Es ist, als sei man in einer Zauberwelt. Alles ist so unwirklich. Und diese Stille dazu. Die Geräusche werden vom Nebel verschluckt. Er ist wie eine weiche Decke, die sich schützend um mich hüllt. Wie gerne würde ich an diesem Ort bleiben! Doch ich habe mir vorgenommen weiterzulaufen! Und das werde ich auch machen! Ich kann ja später noch einmal hierher zurückkehren. Und was, wenn es nachher nicht mehr existiert? Doch, ich werde weiterlaufen! Der Boden ist trocken. Die Sonne scheint warm auf mich herab. Auf dem Boden liegen.... Tatsächlich! Auf dem Boden liegen bunte, vertrocknete Blätter. Sie knirschen bei jedem Schritt. Ich höre auch vereinzelt Vögel zwitschern. Alles ist so laut! Warum kann es nicht so ruhig, still und einsam wie im Winter sein? Was ist hier eigentlich los? Das hier sieht mehr nach Herbst aus! Laufe ich in der Zeit zurück? Oder sind die Jahreszeiten hier umgedreht und vergehen viel schneller? Der Himmel ist in Rot getaucht. Es ist ein schönes Rot. Und doch wäre mir eisblau viel lieber. Mir ist warm und mein Atem ist schneller, als vorhin. Und plötzlich stockt er. Da vorne! Da ist ein Mädchen! Also bin ich doch nicht allein. Sie schaut mich verwirrt an. Sie hat blonde, schulterlange Haare. Wenn ich ihre Kleidung sehe, fange ich an zu frieren. Ihr muss doch kalt sein! Sie trug eine kurze, hellblaue Jenshose und ein hellblaues Top. Ich überlege kurz, ob ich auf sie zu gehen soll. Mir wäre Ruhe doch viel lieber! Nein, besser ich rede mit ihr! Sie scheint mir der einzige Mensch auf dieser komischen Welt zu sein! Vielleicht kann sie mir ja erklären, was hier vorgeht! Also laufe ich auf sie zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)