Schatten der Vergangenheit von Zerina ================================================================================ Kapitel 6: Wissensvorsprung --------------------------- Harry musste zugeben, er war froh, dass Dumbledore ihn in eine niedrigere Jahrgangsstufe gesteckt hatte. Der Stoff, den sie in dieser Zeit im fünften Jahrgang durchnahmen, wurde in der Zukunft erst im sechsten gelehrt. Ob der Lehrplan in dieser Zeit strikter war als später? Auf jeden Fall hatte Harry auf diese Weise einen Wissensvorsprung, denn alles, worüber die rundliche Zauberin mit dem warmen Lächeln, die sich ihm vor dem Unterricht als Professor Merrythought vorgestellt und ihn in Hogwarts herzlich willkommen geheißen hatte, redete, war ihm bereits bekannt, was ihm wiederum Zeit zum Nachdenken gab. Oder zumindest hatte er es gehofft, bis ihm einfiel, dass er in der ersten Reihe saß, neben einem Abraxas Malfoy, der seine Anwesenheit jedoch zum Glück geflissentlich ignorierte, ganz im Gegensatz zu Professor Merrythought, die es wohl nicht gerne sah, wenn Schüler in ihrer Klasse Löcher in die Luft starrten, zudem noch direkt vor ihrer Nase. „Mr. Brown!“ Harry zuckte zusammen, als die freundliche Stimme der Professorin einen unerwartet schneidenden Ton annahm. Das fing ja gut an. Harry setzte sich aufrecht hin, bevor er seinen Blick auf die kleine Frau richtete, die den Eindruck machte, als wollte sie ihn mit ihren warmen Augen in den Boden starren. Er schluckte. „Ja, Professor?“ „Von welcher Schule kommen Sie?“ In der Klassen wurde es verdächtig ruhig. Sogar die unaufmerksamsten Schüler stellten ihr Getuschel ein, um seine Antwort verstehen zu können. Aller Augen ruhten auf Harry. „Durmstrang, Ma'am.“ Zumindest hatte Dumbledore ihm aufgetragen, das zu sagen. Ein leises Gemurmel erhob sich im Klassenraum, das die Professorin gekonnt ignorierte. Ihre Augen waren auf Harry geheftet, während sie nachdenklich die Lippen schürzte. „Dann nehme ich an, dass man in Durmstrang schon so viel weiter im Stoff ist, dass Sie es nicht für nötig erachten, meinen Unterricht mit ihrer Aufmerksamkeit zu ehren.“ Harry hörte keine Frage, daher schwieg er. Riddle hatte ihn dazu verleitet, sich wie ein bockiges Kind zu nehmen. Sein Nervenkostüm war einfach am Ende. Seit letzter Nacht stand er ständig unter Strom. Er konnte nicht mehr. „Mr. Brown?“ „Nein, Ma'am, bitte entschuldigen Sie. Wird nicht wieder vorkommen“, beteuerte Harry mit einem ergeben Seufzen. Er wollte einfach nur, dass sie ihn in Ruhe ließ. Die dickliche Frau rückte den federbesetzten Hut auf ihren graumelierten Locken zurecht. „Das will ich doch hoffen.“ „Professor Merrythought?“, erklang plötzlich Riddles Stimme, was Harry augenblicklich dazu veranlasste, sich zu verkrampfen. Er konnte einfach nicht anders. Es war eine natürliche Abwehrreaktion seines Körpers auf Riddle. Abraxas Malfoy warf ihm einen kritischen Blick zu, bevor er sich wieder dem aufgeschlagenen Buch widmete, das zwischen ihnen lag. Der junge Malfoy war so freundlich es mit ihm zu teilen, da er noch keine Schulbücher für diese Zeit besaß, allerdings erst, nachdem die Professorin den arroganten Schnösel mit einem eindringlichen Blick, der keine Wiederworte zuließ, dazu aufgefordert hatte. Als würde ein Malfoy auf die dumme Idee kommen, einem Mitschüler freiwillig aus der Patsche zu helfen. Was für ein abwegiger Gedanke! Wo kämen sie denn dahin? Eisern ruhten Harrys Augen auf der Professorin, auf deren Lippen sich wie von selbst ein verzaubertes Lächeln ausbreitete, als sie den Blick auf etwas hinter ihm richtete. „Ja, mein Lieber?“, schnurrte sie regelrecht, einen verklärten Ausdruck auf dem faltigen Gesicht. Aha, sie war also auch Riddles Charme verfallen. Wie unheimlich, dass sogar ältere Frauen Riddles Masche auf den Leim gingen. Man hätte meinen können, dass sie Erfahrung genug besaßen, um sein billiges Spiel zu durchschauen, doch dieser Moment belehrte Harry eines besseren. Niemand außer ihm und Dumbledore schien das Monster zu erkennen, das sich unter der Maske des vorbildlichen Schülers versteckte und nur auf die passende Gelegenheit wartete, auszubrechen und sein wahres Gesicht zu offenbaren. Schon allein bei dem Gedanken an das Grauen, das Riddle als Voldemort in naher Zukunft verbreiten, die Morde, die er begehen würde, fingen seine Hände an vor Wut an zu zittern. Hastig ballte er sie zu Fäusten, um jedes Anzeichen seiner inneren Unruhe zu verbergen, doch ein weiterer, interessierter Blick aus grauen Augen zeigte ihm, dass dem jungen Malfoy seine Reaktion nicht entgangen war. Harry spürte seine bohrenden Blicke auf seiner Kopfhaut, beachtete sie jedoch nicht weiter, da seine gesamte Aufmerksamkeit der samtenen Stimme seines späteren Erzfeindes galt, der sein Leben ohne zu zögern zerstören würde. Grenzenloser Hass für den gutaussehenden Jungen rollte in Wellen über ihn hinweg. „Professor, Harry ist erst gestern spät in der Nacht hier angekommen“, erklärte Riddle, die Stimme voller falschem Mitgefühl, was Harry vor Unmut mit den Zähnen knirschen ließ. Als wäre er auf die Hilfe dieses verlogenen, widerwärtigen, elenden Scheusals angewiesen! „Seien Sie daher bitte etwas nachsichtig mit ihm. Er ist sicherlich noch sehr erschöpft von der langen Reise“, schloss Riddle einfühlsam, woraufhin Professor Merrythought eifrig nickend eine Hand über ihr Herz legte. „Aber natürlich, Tom, Sie haben vollkommen recht.“ Mit einem warmen Lächeln senkte sie ihren Blick wieder auf Harry, der sich alle Mühe gab, sich nicht zu Riddle umzudrehen, obwohl alles in ihm danach schrie, Riddle zu sagen, er sollte hingehen, wo der Pfeffer wuchs und sich sein geheucheltes Mitleid sonst wo hinstecken! Harry konnte es generell nicht leiden, von anderen bedauert zu werden, aber auch noch von seinem Feind mitleidige Blicke zu ernten, ob ehrlich oder nicht, brachte das Fass zum Überlaufen. Dennoch versuchte er, sich unter Kontrolle zu halten. Er würde bestimmt nicht am ersten Tag vor den Augen der ganzen Klasse ausrasten. Er würde sich beherrschen, auch wenn es ihn seine gesamte Kraft kostete. „Mein Verhalten tut mir wirklich schrecklich leid, Mr. Brown“, entschuldigte sich die rundliche Hexe mit einem reumütigen Ausdruck bei Harry, der die Ehrlichkeit in ihren Worten nicht eine Sekunde anzweifelte, doch das machte die ganze Situation auch nicht besser. Allein der Gedanke, dass ausgerechnet Riddle sich für ihn einsetzte, ließ ihm die Galle hochkommen. Gequält lächelnd würgte er: „Kein Problem.“ Er hoffte, dass sich die ganze Angelegenheit damit erledigt hatte, doch die gutherzige Professorin war, zu seinem Leidwesen, noch nicht fertig. „Nein, nein!“, rief sie aufgeregt, während sie Harry mit einem besorgten Blick bedachte. „Das war unverantwortlich von mir. Wollen Sie sich vielleicht im Krankenflügel noch etwas ausruhen? Ich habe wirklich nichts dagegen! Und Tom wäre bestimmt so lieb, Ihnen die Aufzeichnungen von dieser Stunde zukommen zu lassen.“ Harry blickte sie geschockt an. Das konnte doch nicht ihr ernst sein! Sie tat ja gerade so, als wäre er ein hilfloser Sonderfall! Leises Gelächter drang an sein Ohr. Toll, sein erster Eindruck: Schwächling. „Aber natürlich, Professor“, erwiderte Riddle mit leichter Bestürzung in der Stimme, als würde es ihn kränken, dass jemand etwas anderes von ihm annehmen könnte. Verlogener Mistkerl. Die Augen der älteren Hexe glänzten voll Fürsorge. „Nun?“ „Danke“, presste Harry mühsam hervor, ein leises Zittern in der Stimme, weil er sich anstrengen musste, ihr nicht vor Wut ganz andere Worte an den Kopf zu schleudern, die ihm auf der Zunge brannten. „Aber mir geht es gut. Bitte, fahren Sie mit dem Unterricht fort.“ „Sicher?“, fragte die Hexe mit großen, warmen Augen nach, was Harry lediglich mit einem knappen Nicken bestätigte. „Na gut, wie Sie meinen.“ Sie warf ihm einen letzten, besorgten Blick zu, dann fuhr sie nahtlos mit dem Unterricht fort. Harry konnte die Blicke aller anderen Schüler auf sich spüren, doch er glaubte, ein blaues Augenpaar deutlich zwischen den anderen ausmachen zu können. Ein eisiges Feuer schien sich zwischen seine Schulterblätter zu bohren. Das würde Riddle ihm noch büßen. Nach dem Unterricht, den Harry glücklicherweise ohne eine weitere Unterbrechung auf seine Kosten überstand, tauchte Riddle unvermittelt neben ihm auf, sein übliches, falsches Lächeln auf den perfekten Zügen. Harry beachtete ihn nicht weiter, sondern stopfte stillschweigend sein Schreibzeug in die Tasche, bevor er sie schulterte und schnurstracks den Raum verließ, Riddle dicht auf seinen Fersen. Auf den Gängen begegnete Harry vielen neugierigen Blicken, doch noch hielten sich die anderen Schüler zurück, ihn mit Fragen zu löchern. Er vermutete, dass sein blauäugiger Schatten der Grund dafür war, denn, wann immer ein Schüler mutig genug war, auf ihn zuzukommen, schreckte derjenige sofort zurück, sobald er Riddle erblickte. Harry war deswegen heilfroh, so entkam er wenigstens vorerst unangenehmen Fragen über seine Herkunft, doch seine Erleichterung hielt nicht lange an. Riddle schien Harrys bereitwillige Antwort auf Professor Merrythoughts Frage über seine vorherige Schule wohl als eine Art Startschuss für sein eigenes Verhör anzusehen, denn auf halbem Weg in Richtung der Kerker, wo ihre nächste Stunde -Zaubertränke, Harrys absolutes Lieblingsfach- stattfinden sollte, begann Riddle, ihn mit Fragen praktisch zu bombardieren, wobei seine treue Gefolgschaft, bestehend aus Avery und Lestrange, die respektvoll einige Schritte hinter ihm hertrotteten, ihn mit Feuereifer unterstützte. Harry war etwas überrascht, keinen Abraxas Malfoy unter den Stiefelleckern zu entdecken, immerhin würde sein Sohn Lucius einer von Voldemorts treuesten Untergengeben sein, weswegen Harry angenommen hatte, dieses Verhalten würde in der Familie liegen, doch mit diesem Thema würde er sich wohl später beschäftigen müssen. Im Moment lag seine gesamte Konzentration auf dem nervenaufreibenden Unterfangen, dem Kreuzverhör von Riddle und seinen Anhängern irgend möglich und bestenfalls unauffällig auszuweichen, worin er mal wieder auf ganzer Linie versagte, wie das schadenfrohe Grinsen, das kurz über Riddles Gesicht huschte, ihm bewies. Doch wie sollte ihm das auch gelingen? Er hatte kaum Zeit gehabt, sich eine wasserdichte Geschichte bezüglich seiner Herkunft und seiner Person auszudenken, die einen Riddle zufriedenstellen würde. Dumbledore hatte ihm zwar vor seiner Sortierung in eines der Häuser, als sie für eine kurze Zeit unter sich gewesen waren, einige nützliche Tipps gegeben, zudem war Harry selbst natürlich auch kein unbeschriebenes Blatt, wenn es um kleine Notlügen hier und da ging, doch einen Meister von Lug und Trug konnte er damit kaum hinters Licht führen. Tatsächlich breitete sich ein zufriedener Ausdruck auf Riddles Gesicht aus, der alle Alarmglocken in Harrys Kopf Sturm klingeln ließ. Er war erledigt. Eine weitere Premiere ereignete sich für die zukünftige Hoffnung der Zauberwelt, als er sich das erste und bestimmt auch letzte Mal darüber freute, den Klassenraum für Zaubertränke zu betreten. Zum einen gab es in dieser Zeit keinen Severus Snape, dessen einziger Lebenssinn darin zu bestehen schien, Harrys Leben zur Hölle zu machen -danke, dafür sorgte nun Tom Riddle-, zum anderen konnte er somit endlich den unangenehmen Fragen entkommen. Ohne zu zögern oder seine Verfolger weiter zu beachten, steuerte Harry abermals einen Platz in der vordersten Reihe an. Er konnte nicht glauben, dass er sich freiwillig direkt vor die Nase des Professors seines Hassfaches setzte, doch um Tom Riddle und seinen Baby-Todessern zu entfliehen, wenn auch nur für wenige Minuten, nahm er es dankend in Kauf. Alles war besser, als die Anwesenheit der jungen Version seines Todfeindes ertragen zu müssen. Doch seine Freude hielt nur von kurzer Dauer an. Kaum hatte er sich auf den Stuhl und seine Tasche auf die Erde fallen lassen, ließ sich zu seinem absoluten Horror ein süffisant grinsender Riddle zu seiner Rechten nieder. Das schlimmste von allem war, dass Harry keine Zeit mehr blieb, um sich wie zuvor einen neuen Platz so weit entfernt von dem Möchtegern-Lord wie möglich zu suchen, denn keine zwei Sekunden später ertönte ein lautes Klatschen, begleitet von den Worten: „Ich bitte um Ruhe. Nehmen Sie Platz und lassen Sie uns mit dem Unterricht beginnen!“ Ein leicht schnaufender Professor Slughorn trat durch eine Tür auf der linken Seite des Raumes ein, einen dünnen Zauberstand in der Hand, mit dem er kurz durch die Luft wedelte, woraufhin sich die Tür zum Hauptgang der Kerker leise knarzend schloss. Riddle lehnte sich leicht zu Harry rüber, was dafür sorgte, dass sich der Körper des Gryffindors, ohne dass er es hätte verhindern können, abermals verkrampfte. Sein Muskulatur war zum Zerreißen gespannt, seine Hände zu Fäusten geballt, sein Gesicht eine einzige ausdruckslose Maske, hinter der er seinen Ekel und seinen Hass so gut es ging vor dem anderen Jungen zu verbergen versuchte. Wunderlicherweise schien ihm dies sogar zu gelingen, zumindest zeigte Riddle mit keiner Regung, dass er Harrys verräterisches Benehmen bemerkt hatte, oder er ignorierte es schlichtweg. Harry tendierte eindeutig zu Möglichkeit Nummer zwei. Stur starrte Harry geradeaus, sogar als ein Zittern durch seinen Körper lief, ausgelöst von Riddles warmen Atem, der sanft über seine Wange strich, als er ihm leise zuflüsterte: „Das ist Professor Horace Slughorn, Harry. Er ist auch der Hauslehrer von Slytherin. Du solltest nach der Stunde wegen deiner Fächerwahl und deinen fehlenden Schulbücher mit ihm reden. Ich bin mir sicher, dass er dir dabei gerne helfen wird.“ Mit einem knappen Nicken, zu mehr war er einfach nicht fähig, ließ Harry seinen Tischnachbar wissen, dass er verstanden hatte, dann konzentrierte er sich wieder auf den rundlichen, halb von einem dunklen Kessel verborgenen Mann hinter dem Lehrerpult, der ein Tuch aus der Innenseite seines Sakkos fischte, um sich die im Fackelschein schimmernden Schweißperlen von seiner Stirn zu tupfen. Überrascht stellte Harry fest, dass sich dieser Slughorn kaum von dem in seiner Zeit unterschied. Gut, sein Gesicht wies hier und da weniger Falten auf und sein Körperumfang hatte noch nicht die vollen Ausmaße erreicht, die sein späteres Ich besitzen würde, doch seine Ausstrahlung, die Art und Weise, wie er sprach, sein ganzes... Verhalten, das alles stimmte exakt mit dem Bild von Horace Slughorn in Harrys Kopf überein. Ein leises Gemurmel erhob sich in dem Kerkerraum, ungeachtet der Anwesenheit des Professors. Abermals bohrten sich die Blicke der anderen Schüler unnachgiebig in Harrys Hinterkopf, während ein Paar eisblauer ihn von der Seite musterten. Genervt seufzend stützte Harry sein Kinn in eine Hand und wandte seinen Blick nach links... nur um sich einem grauen Sturm gegenüber zu sehen, der über ihn hinwegzufegen drohte. Toll, er hatte die Aufmerksamkeit einer weiteren lästigen Person erregt. Nicht einmal in der Vergangenheit schien er von den Malfoys verschont zu bleiben. Was hatte er doch für ein Glück. Leicht verunsichert richtete Harry seinen Blick nach vorne, wobei er die kleinen Augen des Professors streifte, der erst jetzt zu bemerken schien, dass ein neues Gesicht in der Klasse aufgetaucht war. Überrascht hob sich eine Augenbraue auf dem faltigen Gesicht. „Nanu, wer sind denn Sie?“ Alle Blicke ruhten auf ihm. Harry schluckte. Scheiße, er war eingekesselt. Aus einigen Schritten Entfernung beobachtete Tom gegen die Kerkerwand gelehnt den seltsamen Neuankömmling, der sich leise mit Horace Slughorn, dem widerlichen Schleimbolzen, unterhielt, dabei zuckte sein eisiger Blick immer wieder zu Abraxas Malfoy, der verblüffend lange brauchte, um seine Sachen zusammenzupacken. Der blonde Junge hielt seinen Kopf betont gesenkt, doch an seiner Körperhaltung konnte Tom genauestens erkennen, dass seine Konzentration dem Gespräch hinter dem Lehrerpult galt. Verärgert kreuzte Tom die Arme vor der Brust. Es schien, als wäre er nicht der Einzige, der sich für den Neuen interessierte. Wie lästig. „Tom“, drang die kleinlaute Stimme von Lestrange an sein Ohr, doch er beachtete ihn nicht weiter. Seine gesamte Aufmerksamkeit galt dem Rätsel Harry Brown. Ihre Unterhaltung vor Verteidigung gegen die Dunklen Künste und die Art, wer er es vermieden hatte, auf Toms Fragen auf ihrem Weg zu Zaubertränke zu antworten, war äußerst... aufschlussreich gewesen. Oder besser gesagt, Browns unbewusste Reaktionen waren es, die Tom ihm hatte entlocken können. Mehrere Male hatte Tom geglaubt, der andere Junge würde die Beherrschung verlieren und ihm an die Gurgel gehen. Er hatte regelrecht... angewidert gewirkt, als Tom ihn berührte. Und die mörderische Aura, die er ausgestrahlt hatte, als Tom sich für ihn, zugegebenermaßen, ungefragt und übertrieben eingesetzt hatte, war schon regelrecht beängstigend gewesen, hätte Tom die ganze Situation nicht so amüsant gefunden. Solche Reaktionen auf seine Person war der Musterschüler Hogwarts nicht gewohnt. Normalerweise suchten die anderen Schüler seine Nähe, für sie war es eine Ehre, wenn er ihnen seine Aufmerksamkeit schenkte, Brown dagegen schien alles darum zu geben, von ihm wegzukommen. Das war ärgerlich, gleichzeitig aber auch über die Maße faszinierend. Der grünäugige Junge schien schon allein auf seine Anwesenheit mit Abneigung und Hass zu reagieren, obwohl Tom ihm bisher keinerlei Gründe für ein solches Verhalten gegeben hatte. Sie mussten sich von früher kennen! Eine andere Erklärung gab es nicht! Sie mussten sich schon einmal begegnet sein. Aber wo? Tom wusste es nicht und das machte ihn rasend! „Lestrange“, sprach er den Jungen neben sich unvermittelt an, ohne den Blick jedoch von seinem Spielzeug zu nehmen. „Ja?“ Lestranges Stimme klang schwach und zittrig. Erbrämlich. Ein grausames Lächeln breitete sich auf Toms perfekten Zügen aus. „Bring mir alle Informationen, die du zu einem 'Harry Brown' finden kannst.“ Er musste mehr über diesen Jungen wissen, bevor er das Spiel fortsetzte. Das war nur gerecht, immerhin schien Brown einen deutlichen Wissensvorsprung zu besitzen. Das würde sich ändern. Zufrieden stieß Tom sich von der Steinmauer ab und hielt auf den Ausgang zu. Er war schon gespannt, welche Geheimnisse Lestrange für ihn ausgraben würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)