Down Hill 3: Crisis von Sky- ================================================================================ Kapitel 9: Erneute Zwischenfälle -------------------------------- Mello war wieder in seinem Zimmer und hatte den CD-Spieler angeschaltet und hörte ein wenig Musik, während er die Gedanken kreisen ließ. Die Tatsache, dass Kaonashi das Labor verwüstet und Rhyme niedergeschlagen hatte, beschäftigte ihn und er fragte sich, was wohl als Nächstes passieren würde. Zu gerne hätte er nach dem Rechten gesehen, doch das war wohl keine gute Idee. In seiner jetzigen Situation würde es nur Ärger geben, denn da er mit Umbras Blut infiziert war, würde man sofort ihn als Schuldigen anprangern. Selbst wenn er ein Alibi hatte. So lag er eine Weile auf seinem Bett und starrte die Zimmerdecke an. Na hoffentlich war Rhymes Verletzung nicht gefährlich. So wie er geblutet hatte, war der Schlag nicht ohne gewesen. Was wohl jetzt passieren würde? Mello wusste gar nicht, wie lange er insgesamt wartete. Zwischendurch schaltete er das Radio ein und erfuhr auf die Weise, dass draußen ein heftiges Gewitter tobte und es schwere Schäden gab. Ansonsten lief nur der übliche Klatsch und Tratsch, der ihn früher immer dazu bewegt hatte, sofort das Radio auszuschalten oder den Sender zu wechseln. Aber jetzt war er verrückterweise froh über diesen belanglosen Quatsch, denn es gab ihm ein Stück Normalität zurück. Und in einem Gefängnis wie diesen war es für viele wahrscheinlich das Einzige, was sie davon abhielt, komplett durchzudrehen. Nun gut… Am Anfang war kaum etwas zu hören, außer einem lauten Rauschen, aber nach einer Weile herumprobieren hatte er dann die Antenne so ausgerichtet, dass er fast störfrei hören konnte. Am Abend verließ er sein Zimmer und ging zum Speisesaal hin. Dabei war er so in seinen Gedanken vertieft, dass er erst zu spät merkte, wie sich jemand von hinten anschlich, ihm einen Sack über den Kopf stülpte und ihm die Hände auf dem Rücken festband. „Hey!“ Sofort ging Mello zum Gegenangriff über. Er riss sich los und trat um sich, doch da legte sich ein Arm um seine Kehle und ihm wurde die Luftzufuhr abgeschnitten. Ein heftiger Schlag traf ihn in die Magengrube, ein weiterer erwischte seine Rippen. Diese Schläge paralysierten den 24-jährigen kurz, als auch schon wieder dieses eiskalte Gefühl sich in seinem Körper ausbreitete und augenblicklich den Schmerz betäubte. Und so waren die Schläge eigentlich nicht mehr so schlimm, doch ihm wurde weiter die Kehle zugeschnürt, sodass er langsam aber sicher in Atemnot geriet. Schließlich wurde er an den Beinen gepackt und getragen. Dabei hörte er, wie sich seine Angreifer unterhielten. „Meinst du wirklich, das ist eine gute Idee? Wenn der Boss das mitkriegt, bringt er uns um.“ „Woher soll er das wissen? Wir haben ein bisschen Spaß mit diesem Freak und dann bringen wir ihn um. Dann gibt es auch keine Zeugen.“ Nun wurde Mello klar, was diese Kerle mit ihm vorhatten und allein bei dem Gedanken, dass ihm wieder dasselbe Martyrium blühen würde wie im Westblock, verkrampfte sich sein Magen und er stand kurz vor einer Panik. Mit aller Kraft versuchte er sich irgendwie loszureißen und trat um sich so gut es ging. „Verdammt, der wehrt sich aber ordentlich…“ Sofort kassierte er einen Schlag ins Gesicht. „An deiner Stelle würde ich nicht so herumzappeln und schreien. Wenn du nicht willst, dass wir hier gleich eine Frau aus dir machen, dann halte gefälligst still.“ Und als Mello die Klinge eines Messers an seiner Kehle spürte, erstarrte er. So langsam wurde ihm klar, wie gefährlich die jetzige Situation war und diese Dreckskerle ihn wirklich abstechen würden. Verdammt noch mal, wie hatte das nur soweit kommen können? Er hatte sich einfach zu sicher gefühlt und völlig außer Acht gelassen, dass dies hier immer noch ein Gefängnis war. Das hier war Down Hill. Ein Ort, an dem man um sein Leben kämpfen musste und wo das eigene Leben nur so viel zählte, wie es von Nutzen war. Und nun würden diese Schweine gleich über ihn herfallen, ihn vergewaltigen und dann im Anschluss umbringen. Als wäre dieser Alptraum im Westblock nicht schon schlimm genug gewesen. Als er sich nicht mehr länger wehrte, wurde er von mehreren Händen gepackt und mitgezerrt. Wohin die Reise ging, konnte er nicht sagen, aber dann wurde er zu Boden geworden und schlug sich dabei an der Schulter und am Kopf. Zum Glück reagierte noch sein Umbra-Blut, sodass es nicht allzu sehr wehtat, aber wirklich darauf verlassen, dass es nicht gleich anders wurde, konnte er sich auch nicht. Ehe er reagieren konnte, wurde ihm der Fuß einer seiner Entführer ins Gesicht gedrückt, während ein anderer ihm die Hose runterzog. „Meine Fresse, hat der einen süßen Arsch.“ Und sofort klatschte eine Hand auf sein Hinterteil und er hörte mehrere Stimmen laut lachen. Mello spürte wieder diese kalte Klinge, die langsam über seine Haut fuhr. „Was meint ihr? Ob wir ihm erst mal das Spielzeug reinschieben sollten, damit sein Blut besser schmiert?“ „Meinst du echt, dass das bei dem Blut klappt?“ „Ausprobieren können wir es ja. Und wenn nicht, dann haben wir wenigstens unseren Spaß.“ Mellos Herz begann langsam zu rasen und er stand kurz vor einer Panik. Sie würden ihm doch nicht wirklich… „Nein, nehmt eure verdammten Hände weg!“ Er versuchte sich irgendwie zu wehren, doch er wurde unerbittlich festgehalten, sodass jede Gegenwehr vollkommen zwecklos war. Innerlich stellte er sich schon auf das Schlimmste ein, doch da ertönte plötzlich der ohrenbetäubende Knall von Schüssen und Schreie waren zu hören. Der 24-jährige spürte, wie der Fuß von seinem Gesicht heruntergenommen wurde und dann kamen auch schon Schritte näher. Endlich wurde ihm der Sack vom Kopf gerissen und er sah Matt mit einer Pistole in der Hand. Bei ihm war Hiram, der Mellos Fesseln einfach zerriss, als wären sie aus Papier. Der Rothaarige baute sich vor einem der Männer auf, den Mello als den einen Glatzkopf wiedererkannte, den er mal angesprochen hatte, als er nach dem Speisesaal gesucht hatte. Er kauerte vor Schmerz stöhnend auf dem Boden und presste eine Hand auf sein blutendes Knie. Offenbar hatte Matt ihn in die Kniescheibe geschossen. „Du wagst es also tatsächlich, dich an meinem Eigentum zu vergreifen, Edge?“ „Boss… ich…“ Ein weiterer Schuss traf den Glatzkopf ins andere Knie, woraufhin dieser laut aufschrie. „Ich will nichts mehr von dir hören“, erklärte Matt in einem scharfen Ton. „Du kennst die Gesetze von Down Hill. Wer sich am Eigentum eines Shutcalls vergreift, der wird mit dem Tode bestraft.“ Und damit steckte er die Pistole ein und wandte sich Hiram zu. „Wirf ihn ins Hell’s Gate runter und lass ihn dort verrotten. Und sorg dafür, dass der restliche Abschaum ihm folgt. Ich dulde keine Verräter in meinen Reihen.“ „Wird gemacht, Boss.“ Damit schnappe sich Hiram die Verletzten und schleifte sie mit sich. Mello brauchte erst einen Moment, um sich von dem Schreck zu erholen, kam dann aber wieder auf die Beine und zog seine Hose wieder hoch. „Woher hast du gewusst, dass wir hier sind?“ „Leaks hatte mir gesagt, dass Edge sich verdächtig verhält, deshalb hatte ich noch ein paar Leute angesetzt, die ihn im Auge behalten sollten. Und als du weggebracht wurdest, bin ich euch gefolgt. Alles in Ordnung?“ „Ich glaub schon“, murmelte Mello und brauchte einen Moment, um erst mal zu verdauen, welch einer gefährlichen Situation er da gerade entkommen war. „Sie haben zwar ordentlich zugeschlagen, aber wegen dem Umbra-Blut spür ich eigentlich kaum was davon. Danke für die Rettung.“ „Das war keine Rettung, ich hab lediglich die Besitzverhältnisse klargestellt“, entgegnete der 23-jährige kalt und wandte sich ab. Sein kalter und abweisender Ton traf Mello hart und für einen Moment war dieser wie vom Donner gerührt und verstand dessen Reaktion nicht. Nachdem sie gestern das erste Mal seit vier Jahren wieder miteinander geschlafen hatten, war er irgendwie davon ausgegangen, dass ihr Verhältnis nicht mehr ganz so angespannt war. Zumindest hatten sie sich zwischendurch auch mal ganz gut unterhalten können, aber jetzt verhielt sich Matt wieder so kalt und abweisend ihm gegenüber. „Matt, was ist denn los? Bist du irgendwie sauer auf mich, oder warum redest du so mit mir?“ „Natürlich bin ich wütend. Immerhin stellen sich schon meine eigenen Leute gegen mich und vergreifen sich an meinem Eigentum und das bist eben du.“ „Ich hab es ja kapiert, du musst mir das jetzt nicht stets und ständig unter die Nase reiben. Aber nur weil du sauer auf die bist, brauchst du das noch lange nicht an mir auszulassen!“ Es war wieder so, als hätte es den gestrigen Tag nicht gegeben. Als wären sie sich wieder so fremd, als Mello gerade erst in Down Hill angekommen war und Matt sich ihm völlig fremd gegenüber verhielt. Und er verstand einfach nicht, warum das so war. Hatte er irgendetwas gesagt oder getan, womit er Matt verärgert haben könnte? „Ich verstehe dich nicht, Matt. Was zum Teufel hast du für ein Problem mit mir, dass du mich so anfahren musst, obwohl ich dieses Mal nichts falsch gemacht habe? Oder wirfst du mir etwa vor, dass ich diese Beinahe-Gruppenvergewaltigung provoziert hätte? Wenn das der Fall ist, dann kann ich dir nur sagen: du hast sie nicht mehr alle! Ich hab nie drum gebeten, dass die mir einen Sack über den Kopf stülpen, mich verprügeln und dann kidnappen, um mir den Arsch aufzureißen.“ „Ich hab keine Lust auf deine Kindereien“, kam es von Matt genervt zurück und er verließ den Raum. „Verschwinde wieder auf dein Zimmer. Ich hab wegen dem Einbruch im Labor sowieso genug Probleme, weil natürlich viele denken, dass du dahintersteckst und du Rhyme fast erschlagen hast.“ „Du traust mir das doch wohl nicht im Ernst zu.“ Das wollte Mello nicht auf sich sitzen lassen. Er lief Matt hinterher und hielt ihn am Arm fest. „Du weißt, dass ich so etwas niemals tun würde.“ Hier aber riss sich der Rotschopf los und verpasste dem 24-jährigen einen Schlag ins Gesicht und stieß ihn zu Boden. „Was spielt das für eine Rolle? Fakt ist, dass ich genug Probleme habe, um die ich mich kümmern muss. Und seit du hier in Down Hill bist, gibt es mehr als genug Ärger. Glaubst du etwa, ich bin blöd? Umbra verfolgt dich anscheinend und ich weiß echt nicht, ob du mir nicht vielleicht etwas verschweigst.“ Diese Worte schmerzten Mello, aber er wusste, dass Matt ja eigentlich Recht hatte. Er hatte Geheimnisse vor ihm. Er fungierte als Kaonashis Informant, um diesem zu helfen, Dr. Helmstedter aufzuhalten und nicht zuzulassen, dass dieser Matt oder sonst noch jemandem etwas antun würde. Für einen Moment überlegte er sich, ob er Matt nicht vielleicht doch etwas erzählen sollte. Einfach nur, um für klare Verhältnisse zu sorgen. Aber dann ließ er doch von der Idee ab. Nachdem er von Kaonashi gehört hatte, wie gefährlich der Doktor war und dass er schlimmstenfalls sogar Matt etwas antun würde, konnte er es nicht tun. Noch einmal konnte er nicht zulassen, dass seinem besten Freund etwas passierte, nur weil er mal wieder schneller handelte als nachzudenken. „Matt, ich hab echt keine Ahnung, warum Umbra so fixiert auf mich ist und wenn ich es wüsste, hätte ich es dir schon längst gesagt. Und ich weiß auch nicht, wer das verdammte Labor verwüstet hat. Ich bin es jedenfalls nicht gewesen, weil ich drei Stunden lang zusammen mit Leaks den Empfangsverstärker repariert und den Stromgenerator gewartet habe. Ich bin nicht dein Feind, Matt. Warum zum Teufel denkst du das bloß?“ „Weil ich niemandem hundertprozentig vertrauen darf“, erklärte dieser und wirkte immer noch sehr gereizt. „Hier in Down Hill darf man niemals jemandem blind vertrauen, denn irgendwann hintergeht dich genau jene Person, von der du dachtest, sie wäre dein Freund.“ Zuerst war sich Mello nicht sicher, ob das jetzt eine Andeutung auf ihn war. Und um diese Zweifel auszuräumen, fragte er deshalb nach. „Redest du von mir?“ „Nein, verdammt. Es geht nicht immer nur um dich, klar?“ „Wer war es dann, der dich verraten hat?“ „Was spielt das für eine Rolle? Es hat mir gezeigt, dass ich nur mir selbst vertrauen kann und im Gefängnis ist es auch das, was dich am Leben erhält.“ Nun wurde Mello wirklich sauer. Es reichte schon, dass Matt ohne Grund wütend auf ihn zu sein schien, aber dass dieser ihm nicht vertrauen wollte, war nun endgültig zu viel. Er drängte Matt gegen die Wand, hielt ihn an der Schulter gepackt und küsste ihn. Dabei war es ihm völlig egal, ob er gleich wieder einen Schlag ins Gesicht kassierte, aber er musste Matt jetzt verdammt noch mal den Kopf waschen. „Ich liebe dich, Matt. Und wenn du schon mir nicht vertrauen willst, dann kannst du wenigstens darauf vertrauen, dass ich alles tun werde, um dich zu beschützen.“ „Du mich beschützen?“ fragte Matt und lachte ungläubig. „Ausgerechnet du? Du bist gerade erst ein paar Tage hier und hast doch keinen Plan, wie der Laden hier funktioniert und du bist nicht mal mit den einfachsten Gesetzen von Down Hill vertraut. Du bist ein Petboy und soweit ich weiß, hab ich vor der hungrigen Meute gerettet und verhindert, dass sie dich lynchen. Wie willst du mich also beschützen, wenn du dich nicht selbst beschützen kannst?“ Weil ich dieses Mal nicht alleine bin, dachte sich Mello, aber er ließ es unausgesprochen, um sich nicht zu verraten. Er wusste, dass er im Nachteil war, weil er vieles in Down Hill noch nicht kannte und nicht viel vom Gefängnisalltag mitbekommen hatte. Aber er wusste, dass er Kaonashi, Horace und Clockwise vertrauen konnte. Und sie hatten versprochen, ihm zu helfen, wenn er sie regelmäßig mit Informationen versorgte. Und auch wenn Kaonashi zunächst etwas zwielichtig wirkte wegen der Maske, so konnte Mello seine Motive nachvollziehen und er hatte ihn als jemand kennen gelernt, der zwar nicht zu der selbstlosen Sorte zählte, allerdings schien er es ehrlich zu meinen, dass er Helmstedter aufhalten und weitere Opfer verhindern wollte. Und er hatte ja auch Recht gehabt, als er sagte, dass es gefährlich wäre, wenn das Umbra-Gen in die falschen Hände geriet. Es wäre eine Katastrophe, wenn es noch ein zweites Monster gäbe, das nicht durch Kugeln zu töten war und wahllos Menschen in Stücke riss. Allein die Erinnerung daran war erschreckend und er hatte sich oft die Frage gestellt, welcher Wahnsinn denn so eine Kreatur hervorbringen konnte. Doch nur ein Mensch, dem das Leben von Menschen vollkommen egal war und der sie nur als Ressourcen für seine Forschungen ansah. Und er hatte am eigenen Leib erfahren, was Helmstedter für ein Mensch war. Nur hatte er noch Glück gehabt, im Gegensatz zu Rhyme, der von diesem Dreckskerl ziemlich übel rangenommen worden war. „Du kannst über mich denken, was du willst“, sagte Mello schließlich und man sah ihm an, dass er enttäuscht darüber war, dass Matt nicht mal ihm vertrauen wollte. „Aber ich werde dich niemals hintergehen, um dir zu schaden. Meinetwegen kannst du sauer auf mich sein, weil ich dich verprügelt und scheiße behandelt habe. Ich hab’s verdient, ich weiß! Ich hab es auch akzeptiert, dass du mich nicht mehr liebst, aber das heißt nicht, dass ich dich deswegen einfach fallen lasse. Nein, verdammt. Ich werde dich schon dazu bringen, mir wieder zu vertrauen und dich noch mal in mich zu verlieben. Und wenn es verdammt noch mal das Letzte ist, was ich tue.“ Und damit drückte Mello ihm einen Kuss auf die Lippen. Für einen Moment sah es so aus, als würde Matt schwach werden. Als würde er sich diesem Moment einfach hingeben und es zulassen. Doch dann drückte er Mello von sich und wirkte beinahe schon wütend über diesen Kuss. Dann holte er wieder die Leine heraus und legte sie ihm an. „Du bist manchmal echt wie ein Hund, der nie eine richtige Erziehung genossen hat. Ich glaube, es wird mal langsam Zeit, dass ich dir beibringe, wie der Hase hier wirklich läuft und dass du es besser sein lassen solltest, dich über deinen Besitzer zu stellen.“ „Was zum Teufel soll der Scheiß jetzt auf einmal?“ Ein heftiger Ruck ging durch die Leine und Mello stolperte nach vorne, dann stürzte er zu Boden. Sogleich wurde ihm ein Fuß auf die Schulter gedrückt, um ihn am Aufstehen zu hindern. „Ich habe überhaupt keine Lust, mich von dir herumkommandieren oder mir auf der Nase herumtanzen zu lassen.“ „Was ist mit dir los, Matt?“ Mello sah, wie sich das Gesicht seines Freundes vor Schmerzen verzog und wie dieser sich eine Hand gegen die Schläfe presste. Wahrscheinlich war es der ganze Stress, weswegen er so aggressiv war. Ja, dachte sich der 24-jährige und beruhigte sich langsam wieder. Wahrscheinlich braucht Matt nur jemanden, an den er all seinen Stress abbauen und an den er sich abreagieren kann. Und dafür hat er wohl mich ausgesucht. Mello dachte daran zurück, was Matt alles für ihn getan hatte. Ihm verdankte er sein Leben und ohne Matts Einsatz hätten ihn die anderen auseinandergenommen und umgebracht. Und nun war es nun an ihm, Matt zu helfen, indem er es einfach ertrug, dass dieser auch mal grob ihm gegenüber wurde. Auch jemand wie Matt hatte seine Belastungsgrenzen und diese schien er anscheinend erreicht zu haben. Und um nicht zusammenzubrechen, musste er sich an jemanden abreagieren. Mello erkannte, dass er derjenige sein musste, der für Matt diesen „Punchingball“ spielen musste. Denn das schien momentan die einzige Möglichkeit zu sein, ihm zu helfen. Darum gab er es auf, sich weiterhin mit ihm zu streiten und schluckte seinen Ärger herunter. Und im Grunde genommen war er ja selber schuld, dass Matt ihm nicht vertrauen konnte. Immerhin hatte er ihn wirklich mies behandelt und da konnte er nicht erwarten, dass alles wieder besser wurde, nur weil sie gestern miteinander geschlafen hatten. Manche Dinge brauchten eben ihre Zeit. Morph hatte es geschafft, unbemerkt aus Efrafa zu verschwinden und machte sich auf den Weg nach Pardarail. Auch wenn es zunächst keine verwertbaren Spuren zum Einbruch gegeben hatte und Rhyme niemanden gesehen hatte, so war er sich sicher, dass eine ganz bestimmte Person damit zu tun hatte. Den anderen hatte er erst mal nichts gesagt, da er sich zuerst sicher sein wollte, dass er mit seinem Verdacht richtig lag. Selbst Matt hatte er im Unwissen gelassen, denn er wollte unnötigen Ärger vermeiden, da er wusste, wie schlecht er auf Kaonashi zu sprechen war. Als er nach einer Weile das Luxusviertel der zweiten Ebene erreichte, kam es auch gleich schon zum Zusammenstoß, als nämlich Fiver um eine Ecke eilte und nach hinten fiel. Doch Morph reagierte noch schnell genug, um ihn festzuhalten, damit er nicht hinstürzte. „Hey Fiver, was bist du denn so schnell unterwegs?“ Bevor der Junge mit Gesten antworten konnte, kam auch schon Sezru herbei, der Morph mit einem feindseligen Blick anfunkelte. Aber das störte den Journalisten nicht sonderlich. Sezru starrte wirklich jeden so an, der Fiver zu nahe kam. Soweit Morph richtig informiert war, war Sezru in sehr schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, als Krimineller nach Down Hill gekommen und hatte einen Narren an Fiver gefressen. Er begleitete ihn überall hin und beschützte ihn mit seinem Leben. „Wir sollen für Horace einen kleinen Botengang erledigen“, antwortete der 23-jährige mit den dunkelgrünen Augen und den Piercings im Gesicht. „Und was treibt dich her?“ „Ich muss mit Kaonashi in einer sehr wichtigen Angelegenheit sprechen.“ Da das geklärt war, verabschiedete sich Morph wieder und sah Sezru und Fiver nach. Die beiden waren wirklich gute Jungs und vor allem sehr hilfreiche Informanten für ihn. Schließlich erreichte er die richtige Tür und klopfte an. Es dauerte etwas, bis geöffnet wurde und ihm das bizarre Grinsen der Maske ihm entgegenstarrte. Doch davon ließ er sich auch nicht sonderlich beeindrucken. „Na so was. Wenn das nicht der berüchtigte Morphius Black ist. Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?“ „Nur ein Gespräch“, erklärte der Japaner. „Ich hatte gehofft, du könntest mir ein paar Fragen beantworten.“ „Eigentlich kennst du ja meine Haltung zu den Efrafaniern. Solange du in ihren Namen kommst, habe ich nichts zu sagen.“ „Ich bin aus eigenem Antrieb hergekommen. In meiner wahren Rolle als Morphius Black.“ Morph blieb entspannt, trotz der Tatsache, dass er direkt mit dem Shutcall von Core City sprach, den man auf keinen Fall unterschätzen durfte. Immerhin war er sogar so gefährlich, dass selbst die Cohans großen Respekt vor ihm hatten. Aber er wusste, dass man sehr vernünftig mit Kaonashi reden konnte und außerdem hatte dieser sogar seine Bewunderung für seine journalistische Arbeit ausgesprochen und zugegeben, ein Fan seiner Arbeit zu sein. „Ich wollte wissen, ob du das Labor zerstört hast und wenn ja, ob es mit deinen Vorwürfen bezüglich Helmstedter zu tun hat.“ Kaonashi verschränkte die Arme und schien zu überlegen, ob er es wirklich sagen sollte. Dann aber entschied er sich doch dafür. „Also gut, aber nur weil ich dich für vertrauenswürdig genug halte, dass du die Informationen auch sorgsam verwendest. Ich habe Helmstedters Labor verwüstet und die Umbra-Proben vernichtet. Ich will Zeit gewinnen, um mehr über die Experimente herauszufinden, die die Familie Helmstedter betreibt.“ „Du meinst Magnum Opus?“ Ein Nicken kam zur Antwort, wobei Kaonashi noch hinzufügte „Helmstedter würde das Umbra-Gen niemals dem Untergrund überlassen, nur damit ein paar Gefangene von hier abhauen können. Ich weiß nicht, welchen Zweck Magnum Opus erfüllen soll, aber das werde ich noch herausfinden und bis dahin werde ich verhindern, dass der Doktor an den Schlüssel zum Umbra-Gen kommt.“ „Verstehe. Das ist alles, was ich wissen wollte.“ Damit wandte sich Morph ab und wollte gehen, doch da hielt Kaonashi ihn noch mit einer Frage zurück. „Wie kommst du als Anführer von Jericho dazu, dich auf diesen Handel mit Helmstedter einzulassen?“ „Ich habe mich nie auf Helmstedters Handel eingelassen“, erklärte der Rothaarige, ohne sich noch einmal zu Kaonashi umzudrehen. „Ich will nur, dass Echo ohne Angst in dieser Hölle leben kann und ich ihm eines Tages etwas anderes bieten kann als nur eine Geschichte zum Vorlesen. Er sollte nicht in diesem Gefängnis erwachsen werden, genauso wenig wie Fiver und die anderen Jugendlichen hier in Down Hill. Ich verabscheue diesen Arzt, aber ich glaube an das, wofür Matt kämpft. Das ist ein Unterschied. Denn er will diese Diktatur genauso beenden wie ich. Und wenn der Zeitpunkt kommt, werde ich in Aktion treten und ihm die Hilfe geben, die er brauchen wird. Und bis dahin werde ich nichts tun, was dich in deinem Vorhaben behindert, aber helfen kann ich dir leider auch nicht. Ich hoffe, du verstehst das.“ „Natürlich. Aber keine Sorge, Morphius. Ich habe genug Mittel, um mein Ziel zu erreichen. Und wenn ich alles habe, dann werde ich den Weg öffnen, der aus Down Hill rausführt.“ „Hast du etwa alle drei Schlüssel?“ „Nein, einer fehlt mir noch. Aber den hole ich mir auch noch, wenn die Zeit reif ist.“ „Und kann ich darauf vertrauen, dass du dein Versprechen einhältst?“ „Für den wahren Erben L’s halte ich mein Versprechen.“ Damit verabschiedete sich Morph wieder und machte sich auf den Rückweg. Dabei ließ er sich noch mal alles durch den Kopf gehen und musste fast schmunzeln, als er daran dachte, dass Kaonashi ihn doch tatsächlich als wahren Erben L’s bezeichnet hatte. Er selbst hatte sich nie so gesehen, auch wenn er schon immer den legendären L bewundert hatte, der es im Alleingang gegen Kira aufgenommen hatte. Zwar hatte es dieser nicht geschafft, aber Morph hatte es sich dennoch zum Ziel gemacht, L’s Aufgabe zu Ende zu führen, auch wenn er kein offizieller Erbe war, da er nicht Wammys House entstammte. Aber er glaubte an L’s Ideale und hatte sie zu den seinen gemacht. Und da Matt im Grunde genauso wie er das derzeitige Regime beenden wollte, verfolgten sie die gleichen Ziele. So war es eben dazu gekommen, dass er sich ihm angeschlossen hatte. Und bis es soweit war, konnte er getrost Gosuto die Leitung von Jericho anvertrauen. Sobald sie hier abhauen würden, würde Gosuto zur Stelle sein und sie rausholen und in Sicherheit bringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)