Crossroads von lunalinn (decisions are never easy) ================================================================================ Kapitel 27: Mondscheinsonate ---------------------------- Während Remus – versteckt unter James‘ Tarnumhang - durch die dunklen Gänge von Hogwarts schlich, fragte er sich nicht nur einmal, warum er sich dies überhaupt antat. Er war nicht mehr Vertrauensschüler, weswegen es ihm nicht erlaubt war, um diese Uhrzeit außerhalb des Gryffindor-Gemeinschaftsraumes herumzuirren. Davon einmal abgesehen…was konnte passieren, wenn er einfach umkehrte und erneut zu schlafen versuchte? Lily und James trafen sich anscheinend zu einem nächtlichen Date im Astronomieturm…welches Snape möglicherweise stören würde. James würde sicherlich wütend sein, wenn er den Slytherin dabei erwischte…doch er würde vor Lily keinen Kampf beginnen. Er würde sich nicht kaputtmachen, was er so mühsam über Monate aufgebaut hatte. Im Gegensatz zu Sirius war James in der Lage, seinen Hass auf Snape zu bändigen und sich zurückzuhalten – mittlerweile jedenfalls. Bei Snape war er sich diesbezüglich weniger sicher, schon gar nicht, wenn es um Lily ging. Lily, die ein Date mit einem seiner Erzfeinde hatte. Lily, in die Snape hoffnungslos verliebt war…und ja, der Gedanke tat immer noch weh. Sollte der Slytherin James angreifen, würde die Situation vermutlich eskalieren. Jemand konnte verletzt werden oder Schlimmeres, wenn man die Höhe mit in Betracht zog – nein, er konnte es nicht ignorieren. Er konnte nicht so tun, als ginge es ihn nichts an. Lily und James waren seine Freunde und Snape…was auch immer Snape für ihn war, er konnte ebenso wenig riskieren, dass sich dieser abermals in Schwierigkeiten brachte. Ein nervöser Blick auf die Karte zeigte ihm, dass keine der Personen den Turm verlassen hatte, und sein Herz begann zu rasen. Kam er zu spät? Was wollte er überhaupt machen? Einfach die Treppen hinaufsteigen und die beiden möglicherweise selbst stören? Er schluckte hart bei dem Gedanken, wie er das erklären sollte – vor allem den Tarnumhang und die Karte des Rumtreibers, wobei er letztere im Umhang verschwinden lassen konnte. Weder Lily noch Snape durften von den magischen Gegenständen erfahren. Tief atmete er durch, während er fieberhaft überlegte, was er tun sollte – vielleicht konnte er den Umhang irgendwo zurücklassen und ihn später holen. Dann würden sie ihn jedoch direkt sehen…das ging auch nicht. In seinen Überlegungen versunken, näherte er sich der Treppe des Turms…und er hatte immer noch keinen funktionierenden Plan, sondern bloß einen Haufen Probleme. Eines davon löste sich in dem Moment, als die Treppenstufen in Sichtweite kamen – und beinahe wäre er vor Hast über seine eigenen Füße gestolpert. „…wirklich sehr von dir überzeugt, Potter.“ „Oh, komm schon, Evans…nicht mal du kannst meinen Charme leugnen~“ „Mach so weiter und ich überlege mir, ob es ein nächstes Treffen gibt…“ „Das würdest du nicht tun!“ „Wollen wir wetten?“ „Evans…“ Entgeistert stand Remus dort und sah zu, wie James die schmunzelnde Lily an ihrem Handgelenk in seine Arme zog. In den grünen Augen der sonst so kühlen Rothaarigen lag etwas, das er noch nie gesehen hatte…und das keinen Zweifel daran ließ, dass es ein weiteres Treffen geben würde. Ein Date. Das war es doch, was er unfreiwillig beobachtete. Remus spürte seine Wangen brennen, als sich James grinsend zu ihr herunterbeugte, um sie zu küssen. Innig zu küssen…und Lily schien genau das zu wollen, da sie ohne zu zögern die Arme um seinen Nacken schlang und den Kuss erwiderte. Er wollte sich abwenden, nicht weiter bei etwas zusehen, das dermaßen intim war…doch er konnte sich nicht rühren. Bei dem Gedanken, dass sie ihn bemerken könnten, brach ihm der kalte Schweiß aus. „Uns könnte jemand sehen“, hörte er Lily murmeln. „Das wär’s mir wert“, erwiderte James regelrecht verträumt und ohne sie loszulassen. Sirius hätte mit Sicherheit einen passenden Spruch gehabt – irgendwas wie verliebter Trottel. Anstatt ihn zu schelten, lächelte ihn die Rothaarige warm an, drückte ihm dann einen kurzen Kuss auf die Lippen, ehe sie sich aus seiner Umarmung löste. „Nun komm…es ist schon spät, hm? Lass uns noch einmal die Korridore kontrollieren und dann ins Bett.“ „Hach…immer so pflichtbewusst, Evans…die Schule wird untergehen, wenn du nicht mehr durch die Gänge wandelst, um für Zucht und Ordnung zu sorgen“, seufzte James und sie boxte ihn in die Seite. „Komm jetzt!“, murrte sie, doch das amüsierte Flackern in ihren Augen entging Remus nicht. „Au! Stets zu Befehl, Mylady!“ „Potter…“ Sein Herz raste immer noch wie das einer Maus, während die beiden an ihm vorbeigingen, sich dabei weiter neckten. Zumindest konnte er bei dieser heiteren Stimmung davon ausgehen, dass Snape nicht entdeckt worden war – was für ihn an ein Wunder grenzte. Konnte man sich dort oben gut verstecken? Die Plattform bot wenig Möglichkeiten dafür…schwer vorstellbar. Befand sich Snape gar nicht dort oben? Nein, die Karte zeigte seinen Namen immer noch an diesem Ort an. Remus murmelte ein Missetat begangen, tippte die Karte mit dem Zauberstab an und ließ beides im Umhang verschwinden. Für ein paar Sekunden blieb er stocksteif am Fuße der Treppe stehen, ehe er den Blick zur Seite gleiten ließ. Dort neben den Treppenstufen befand sich eine Art Nische…sollte er den Umhang hier lassen? Wenn ihn jemand fand und mitnahm…James würde ihn umbringen. Andererseits, warum sollte hier jemand auf ein altes Stück Stoff achten? Um die Uhrzeit noch unwahrscheinlicher. Warum überlegte er überhaupt, nach Snape zu sehen? Selbst wenn dieser noch dort oben war…allein…am Rande der Plattform… Remus wurde eiskalt, als er daran dachte, wie er das letzte Mal befürchtet hatte, Snape könnte springen. Wenn er Lily und James gesehen hatte…was würde das bei ihm anrichten? Konnte er es verantworten, diesen dort oben allein zu lassen? Eigentlich stellte sich die Frage gar nicht – er würde nicht eine Sekunde ruhigen Schlaf finden, wenn er da jetzt nicht hochging. Nachdem Remus den Tarnumhang so verstaut hatte, dass ihn hoffentlich keiner entdeckte, ging er die Treppenstufen hoch. So sehr er sich auch bemühte, leise zu sein, die alten Stufen knarzten bei so gut wie jedem seiner Schritte. Innerlich machte er sich schon mal auf einen verletzten, mit boshaften Worten (und vielleicht auch Flüchen) um sich werfenden Snape gefasst. Sicherlich war er gerade der letzte Mensch auf Erden, den der Slytherin sehen wollte. Wie bitter…dabei saßen sie mit ihren unerwiderten Gefühlen doch eigentlich im selben Boot. Ein freudloses Lächeln legte sich für einen Augenblick auf Remus‘ vernarbte Lippen, doch es schwand, je näher er seinem Ziel kam. Die letzten drei Stufen fühlten sich an, als hätte er Blei in den Beinen, und alles in ihm schrie danach, wieder umzukehren. Er hatte nicht die Kraft, sich schon wieder mit Snape anzulegen. Schon gar nicht mitten in der Nacht und mit dem glücklichen Paar im Hinterkopf. Bei Merlin, er gönnte es den beiden…aber es erinnerte ihn an das, was er nicht haben konnte. Oben angekommen blickte er sich vorsichtig um, konnte aber niemanden entdecken. Unmöglich, dass die Karte sich irrte, doch die Plattform war leer und verstecken konnte man sich kaum. Würde Snape hinter einem der Vorhänge an den Seiten stehen, würde man wohl seine Füße sehen. Er zuckte zusammen, als er ein Geräusch hörte, das er im ersten Moment nicht zuordnen konnte. Dann war es wieder still, doch Remus glaubte nicht, dass es nur das Pfeifen des Windes gewesen war. Er trat zögernd einen Schritt vor, räusperte sich. „…Snape?“, wisperte er leise, während er auf irgendein Zeichen horchte. Diesmal konnte er das Geräusch besser deuten – ein mühsam unterdrücktes Keuchen. Remus presste kurz die Lippen zusammen, machte einen weiteren Schritt vor. „Snape, ich weiß, dass du hier bist.“ Wie sollte er das überhaupt erklären? Wobei…warum sollte er sich erklären? Snape war es doch, der Lily mal wieder hinterherspionierte…und sicherlich wollte dieser nicht, dass sie davon erfuhr. „...verschwinde.“ Es klang nicht so scharf, wie Remus erwartet hatte, sondern vielmehr…gebrochen? So, als würde Snape…weinen? Er spürte, wie ihm unwohl wurde; ein wütender, scharfzüngiger Snape war ihm bei weitem lieber. Damit konnte Remus mittlerweile umgehen, doch ein Snape, der emotional am Boden war…das letzte Mal war das ganz übel ausgegangen. Er würde nicht stark genug sein, das noch einmal zu ertragen, auch wenn er eigentlich gut im Trösten war…und es meistens auch gern tat. „Snape, komm schon…ich bin nur wegen dir mitten in der Nacht hier“, versuchte er es erneut. „Würdest du dich also bitte zeigen, damit wir zurück in die Schlafsäle können? Ich denke, wir brauchen beide keine Strafarbeit.“ Zumindest klang er ruhiger und gefasster, als er sich fühlte. Vielleicht ließ sich Snape davon täuschen. Eine Weile kam keine Antwort…dann ein Wispern und…Remus konnte Snapes Gestalt nach und nach am anderen Ende der Plattform erkennen. Zusammengesunken, an die Wand gelehnt…sehr nah am Abgrund. Also hatte er einen Zauberspruch verwendet, um nicht gesehen zu werden. Remus‘ Herz schlug ihm bis zum Halse, als er in das bleiche Gesicht des Slytherins sah. Da lag Abscheu in seinen schwarzen Augen, die feucht glänzten. Abscheu…und Schmerz. „Zufrieden, Lupin?!“, zischte Snape mit zitternder Stimme. „…ist es…das, was du sehen wolltest?! Genieß es! Nur zu!“ Remus wusste nicht, was er sagen sollte; das dachte der andere? Dass er sich an…seinem Leid ergötzte? Snape wischte sich mit dem Ärmel über die tropfende Nase, schloss für einige Sekunden die Augen, als müsste er sich sammeln. Er sah wirklich mitgenommen aus, die schwarzen Haare fielen ihm strähnig in die Stirn. „Na los, Lupin…sag schon, dass es mir recht geschieht…“, hörte er ihn murmeln. „Kein…Grund, edelmütig zu tun…sag schon…wie lächerlich es ist, zu denken…zu glauben, sie…“ Remus stand nur da und blickte ihn an, während Snapes Stimme versagte. Sein dürrer Körper zitterte und er war sich nicht sicher, ob das an seinem Zustand oder dem kühlen Wind lag. „Aber…von allen…Potter…warum Potter…ich verstehe nicht…er…er…dieser widerliche…warum…er…?“ Snape wirkte beinahe wie im Wahn, wie er dort saß und vor sich hin murmelte, auf James schimpfte und dann wieder schluchzte. So wütend und verletzt Remus selbst war…gerade spürte er nichts davon. Da war bloß Mitleid, welches er nicht haben sollte. Er konnte nichts dagegen machen. Wenigstens löste sich seine Starre allmählich und er ging auf den Slytherin zu, der die Arme um seinen eigenen Körper geschlungen hatte. Er saß so nahe am Abgrund, dass Remus lieber still blieb, sich langsam näherte. Schritt für Schritt. Snape blieb verkrampft sitzen, während ihm weitere Tränen über die Wangen rollten. Seine dünnen Lippen bebten, doch die Worte waren nur noch unverständliches Gemurmel…und es erstarb erst, als sich Remus zu ihm kniete und die Arme um ihn legte. Snape versteifte sich noch mehr in der Umarmung, die bewusst fest war. Er vernahm den hektischen Atem an seinem Hals, die nasse Wange an seiner Haut…und das Schlimmste daran war, dass Remus es genoss. Nicht Snapes Zustand, doch…die Berührung, die Nähe…und als sich der andere langsam an ihn lehnte, die Spannung aus seinem Körper wich, ging es Remus ebenso. Die Beklemmung fiel von ihm ab, trotzdem er wusste, dass das hier nichts bedeutete. Zumindest wusste sein Kopf das…seine Emotionen kamen nicht mit. Es war genau das, wovor er sich gefürchtet hatte; dass er sich in etwas verrannte, mit dem er eigentlich hatte abschließen wollen. Die wie immer fettig wirkenden Haare waren ihm egal, Snapes triefende Nase war ihm egal. Erst recht, als sich die knochigen Hände in seinen Umhang krallten und der andere komplett gegen ihn sank. Hatte Snape noch abgenommen? Sanft streichelte er diesem über den Rücken, traute sich jedoch nicht, etwas zu sagen. Geschweige denn, dass er noch mal…die Zeichen falsch deuten und Snape küssen würde. Letztes Mal hatte das alles zerstört. „Wieso…?“, hörte er ihn wimmern und Remus fragte sich, was er meinte. Ging es immer noch um Lily und James? Oder wollte Snape wissen, warum er sich trotz allem um diesen kümmerte? Ihn umarmte? Dabei sollte er zumindest die Antwort auf Letzteres längst kennen. „Weil man sich nicht aussucht, für wen man…Gefühle entwickelt“, murmelte Remus. „Darum…“ Ja, darum war er hier, doch er sprach den Satz nicht zu Ende. Es würde ihn nicht weiterbringen, sich zu offenbaren. Er war sicher, dass Snape jederzeit für Lily da sein würde, auch wenn er sie nicht verstehen konnte. Selbst, wenn sie ihn noch so verletzte…in diesem Punkt waren sie sich anscheinend ähnlich. Wieder eine Gemeinsamkeit. Snape war still geworden und Remus wagte zu hoffen, dass er vielleicht verstand, was er meinte. Er hatte beide Fragen beantwortet und Snape war klug – wenn ihm auch das Feingefühl fehlte. Er wusste nicht, wie lange sie schon hier saßen, so eng umschlungen…doch irgendwann wischte sich Snape über das verheulte Gesicht. Er löste sich aus der Umarmung, blieb weiterhin dicht an ihn geschmiegt und Remus ahnte, dass er selten derartige Zuneigung erhielt. Von seinem Vater sicherlich nicht und seit dem Bruch mit Lily…nun ja… Es traf ihn unvorbereitet, als Snape ihn plötzlich ruppig an seinem Umgang packte…und fast glaubte Remus, er würde ihn angreifen. Er rechnete mit boshaft gezischten Beleidigungen oder einem festen Stoß gegen die Brust…nicht aber damit, dass Snape ihn zu sich heranzog und…seine kalten, feuchten Lippen auf seine drückte. Remus entgleisten die Gesichtszüge, während er in eine Art Schockstarre verfiel. Es war keine sanfte Berührung, nicht, wie das erste Mal…Snapes Mund presste sich verzweifelt auf seinen. Seine Lippen schmeckten salzig…sein Geruch nach Kräutern schien überall zu sein, scharf und würzig. Remus´ Lider flatterten, während Snape seine zusammengekniffen hatte, die bleichen Wangen gerötet…und…Remus gab nach. Er drängte sich Snape entgegen, erwiderte den ungeschickten Kuss mit derselben Intensität. Sein Herz raste mehr denn je, seine Gefühle schienen überzusprudeln. Seine Vorsätze, sich von Snape zu distanzieren, ihn nicht mehr an sich heranzulassen…wurden zunichte gemacht. Er keuchte gegen die Lippen des Slytherin, als dieser sich so sehr an ihn presste, dass nichts mehr zwischen sie passte. Remus vergrub eine Hand in Snapes Nacken, verlor sich ganz in dem Kuss…und dem Feuer, welches er entfachte. Bei Merlin, er würde schmelzen… Bevor er sich versah, lag er auf Snape, der sich nicht dagegen wehrte, sondern an seinem Umhang zerrte. Hitze stieg ihm nicht nur in die Wangen, sondern auch in die untere Region…vernebelte seinen Verstand. „Wir…wir sollten ni-“ Snape gab ihm keine Gelegenheit, den Satz zu Ende zu bringen, nahm sofort wieder seine Lippen in Beschlag. Wenn ihm nicht mal Remus‘ Vorbehalte Einhalt gebieten konnten, war es vielleicht wirklich nicht nötig. Vielleicht…wollte Snape das hier tatsächlich…? Snape wollte…ihn? Der Gedanke schickte einen Schwarm Schmetterlinge durch seinen Bauch…und Erregung in seinen Schoß. Sie küssten sich weiterhin, schnell und rücksichtslos…voller Verlangen, während sich Snapes kalte Finger unter seinen Umhang und den Pullover darunter schoben. Remus fiel wieder auf, wie schmal der Slytherin war, als er dasselbe tat…dessen Rippen nachzeichnete. Für einen Moment spannte sich Snape so ruckartig an, dass Remus glaubte, er würde ihn doch von sich stoßen. Er fuhr mit seinen warmen Händen über die kalte Haut, drückte ihm einen sanften Kuss auf den Mundwinkel. Snapes schwarze Augen zeigten Unsicherheit, Nervosität…doch dann lehnte er sich wieder zurück, senkte die Lider. Es war in Ordnung, oder? Remus fuhr fort, ihn zu streicheln und zu küssen, erleichtert, dass Snape ihn nicht zurückwies, sondern darauf einging. Ihre Bewegungen und Berührungen waren nun weniger hektisch als zuvor und…Remus keuchte auf, als er erkannte, dass das hier auch Snape nicht kaltließ. Er schob sein Becken gegen das des anderen, spürte die Erhebung durch den Stoff ihrer Hosen. Nein, er hatte es sich nicht eingebildet…Snape ging es ebenso wie ihm. Es musste für sie beide das erste Mal sein... Er hatte schon einige Male Hand bei sich selbst angelegt, doch das hier war nicht damit zu vergleichen. Sollte er einfach…? War es okay für Snape, wenn er ihn dort berührte? Der Slytherin schien sein Zögern zu bemerken und es wunderte Remus, dass er immer noch nichts sagte. Sonst konnte er irgendwelche scharfzüngigen Kommentare nie zurückhalten. Diesmal drang jedoch kein Wort über seine Lippen, als er eine Hand in seinen Nacken legte, um ihn erneut zu sich herunterzuziehen. So war es besser. Kein Denken, kein Zögern…einfach geschehen lassen. Remus schloss die Augen, während sie sich küssten…sich streichelten…und aneinander rieben. Vermutlich war es aufgrund ihrer nicht vorhandenen Erfahrung recht schnell vorbei, doch Remus hatte sein Zeitgefühl verloren. Er lag immer noch auf Snape, wärmte diesen mit seinem Körper, während er versuchte, das feuchte Gefühl zwischen seinen Beinen zu verdrängen. Es war unangenehm und er würde sich später noch rasch waschen müssen, aber hier mit dem anderen zu liegen, machte es das wert. Immer noch hatte Snape kein Wort gesagt, wenn man sein heiseres Stöhnen wenige Minuten zuvor mal außer Acht ließ. Das hier konnte kein Traum sein, oder? Nein, es war wirklich passiert…und es war so viel besser als in seiner Vorstellung gewesen. Sollte er etwas sagen? Wenn er jetzt die Stille brach, war es vielleicht vorbei…aber sie mussten langsam ohnehin in ihre Schlafsäle zurück. Wenn man sie hier aufgriff…noch dazu so…nicht auszudenken. Also löste er sich widerwillig von dem anderen, der wortlos seine Kleidung richtete, ihn dabei nicht ansah. Wahrscheinlich war er irritiert über sein eigenes Verhalten, denn das war Remus zunächst ebenso ergangen. Schweigend sah er Snape zu, wie sich dieser mit wackligen Beinen erhob, die Miene unleserlich. Bestimmt war er immer noch aufgewühlt, auch wenn das hier mit Trost verbunden war. Jedenfalls hoffte Remus, dass es sich für den anderen so anfühlte. Er hatte Snape nicht ausgenutzt, oder? Dieser hatte angefangen, hatte sich an ihn gepresst und ihn geküsst. Remus wurde flau bei dem Gedanken… „…bist…du okay?“, fragte er leise und suchte seinen Blick. Snape sah nur eine Sekunde zu ihm, ehe er ihm wieder auswich, seinen Umhang richtete. Obwohl sie sich gegenüber standen, immer noch nahe beieinander, fühlte es sich an, als trennte sie eine größere Entfernung. Eine Art…Kluft. „Ich…“, begann Snape schließlich zögernd. „…ich…“ Remus blickte ihn abwartend an, die Haltung angespannt und das Schlimmste befürchtend. Bitte nicht schon wieder… „…muss gehen. Ich sollte…gehen…bis dann.“ Die Worte sprudelten mit einem Mal zerstreut aus seinem Mund, doch wenigstens haftete kein boshafter Ton an ihnen. Remus konnte verstehen, dass das hier schwer für Snape sein musste. Vor allem, wenn man bedachte, dass Lily ihm vorhin noch das Herz gebrochen hatte. Ja, diesmal hatte er Verständnis für Snapes Reaktion, sodass er ihn auch nicht aufhielt, als dieser an ihm vorbei eilte. Remus atmete tief durch, spürte erst jetzt wieder die kalte Nachtluft, die an seiner Kleidung und seinen Haaren riss. Als er sich ebenfalls zum Gehen wandte, hielt Snape noch einmal vor den Treppen inne, drehte sich zu ihm um. „…hiervon wird niemand erfahren. Niemals“, vernahm er die gewisperte Warnung, doch es klang nicht so harsch, wie man es hätte erwarten können. Remus nickte nur, woraufhin Snape ihm einen letzten, prüfenden Blick zuwarf…und dann aus seinem Sichtfeld verschwand. Ein paar Sekunden blieb der Gryffindor so stehen, starrte vor sich hin…ehe er sich ebenfalls daran machte, den Astronomieturm zu verlassen. Was für eine Nacht… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)