Crossroads von lunalinn (decisions are never easy) ================================================================================ Kapitel 17: Heldenmut --------------------- Das Schuljahr neigte sich langsam dem Ende zu, was der Grund dafür war, dass Severus noch öfter als sonst in der Bibliothek saß. Nicht selten saß er dabei mit Lupin zusammen und allmählich gewöhnte er sich an dessen Anwesenheit. Er hätte es niemals ausgesprochen, doch eigentlich empfand er es mittlerweile sogar als recht angenehm. Lupin verhielt sich meistens still und wenn er etwas sagte, verspürte Severus nicht den Drang, seinen Kopf auf die Tischplatte zu hauen. Manchmal waren Lupins Anmerkungen sogar hilfreich – besonders, wenn es das Fach Verwandlung betraf. Er war nicht schlecht darin, doch ihm fehlte die Faszination, weswegen er sich ganz gut mit Lupin ergänzte, der ein ähnliches Problem mit Zaubertränke hatte. Niemand störte sie, da Potters Prioritäten laut Lupin mehr bei Quidditch lagen – sein Fanclub durfte dabei natürlich keine Trainingsstunde verpassen – und sich auch aus Slytherin kaum einer in der Bibliothek blicken ließ. Ein paar Mal war Lily aufgetaucht, doch sie war nie lange geblieben, geschweige denn, dass sie großartig ein Wort mit ihnen beiden gewechselt hatte. Er wusste nicht, wie er ihr Stirnrunzeln deuten sollte, wenn sie sie beide zusammen antraf…vermutlich positiv, da sie ihnen stets zunickte und flüchtig lächelte. Er wusste, dass sie Lupin sympathisch fand, also konnte es ihr kaum missfallen, wenn er mit diesem zusammen lernte. So gesehen konnte ihm die Gesellschaft des Werwolfs vielleicht noch anderweitig von Nutzen sein. „Snape?“ Er antwortete mit einem Brummen, zum Zeichen, dass er zuhörte. Soeben korrigierte er Lupins Aufsatz über Gegengifte, sah nicht von dem Pergament auf. „Draußen ist ziemlich gutes Wetter…“ „Hm“, machte er nur, da er nicht wusste, was die Aussage bewirken sollte. „…es ist warm, die Sonne scheint…“, sprach der Werwolf weiter und Severus zog die Brauen zusammen. „Und warum sollte mich das interessieren?“, gab er zurück und sah nun doch auf. Lupin druckste ein wenig herum. „Na ja, ist ziemlich stickig hier drin und wir könnten auch draußen lernen…am See zum Beispiel…?“ Severus‘ Gesichtsausdruck sagte wohl genug darüber aus, was er von diesem Vorschlag hielt – gar nichts. Er mochte weder die Sonne noch würde er freiwillig die Gesellschaft der anderen Schüler suchen, die sich mit Sicherheit ebenfalls draußen tummelten. „Kein Interesse“, lehnte er daher ab, ehe er ihm seinen Aufsatz zurückgab. Lupins enttäuschter Ausdruck erinnerte ihn an Hagrids dämlichen Hund – das war ja erbärmlich. Er verschränkte die Arme, wollte deutlich machen, dass seine Entscheidung feststand. Warum sollte er seine Meinung auch ändern? Um Lupin einen Gefallen zu tun? Mit Sicherheit nicht. „Warum nicht?“ Severus schnaubte bei der Frage. „Meine Gründe sind irrelevant. Akzeptier‘ es einfach.“ Man sah Lupin an, dass ihn die Antwort keinesfalls zufrieden stellte, doch er würde nicht mehr dazu sagen. Er konnte weder dem Sommer etwas abgewinnen noch wollte er Gerüchte provozieren, wenn ihn die Leute aus seinem Haus mit dem Gryffindor sahen. Lestrange und der Rest behandelten ihn, als wäre er Luft – das sollte so bleiben. Die Anerkennung hatte er sich ohnehin verspielt, doch deswegen musste er ihnen keinen Grund geben, ihn in die Mangel zu nehmen. „Wenn du unbedingt raus willst, dann geh halt“, fügte er schroff hinzu und Lupin blickte ihn verdutzt an. „Aber ich-“ „Ich werde nicht mehr dazu sagen. Mach, was du willst.“ Lupin sah aus, als haderte er mit sich – das war ja rührend. Als würde er in Tränen ausbrechen, wenn er jetzt ging. Er schlug Verteidigung gegen die dunklen Künste auf, kümmerte sich nicht weiter um den Werwolf, der immer noch zögerte. Dann seufzte er leise und Severus sah aus den Augenwinkeln, wie er zusammenpackte. „Du…also, wenn du es dir anders überlegst, kannst du ja-“ „Das wird nicht der Fall sein.“ „Ähm…gut…also, dann bis später…vielleicht.“ „Sicher.“ Er blickte nicht noch einmal auf, hörte, wie sich Lupin entfernte. Es wurde wieder still in der Bibliothek…gut so, dann hatte er wenigstens seine Ruhe. Na gut, Lupin störte ihn nicht wirklich, eher im Gegenteil, aber…ach, sei es drum. Er schüttelte leicht den Kopf, konzentrierte sich wieder auf seine Unterlagen. Das war wichtiger. Jedoch merkte er schon nach wenigen Minuten, dass er sich nicht mehr konzentrieren konnte. Vielleicht hatte er zu lange hier gesessen und brauchte somit eine Pause – dass seine innere Unruhe an Lupin lag, war ausgeschlossen. Er war ja nicht 24 Stunden mit diesem zusammen und überhaupt konnte er auch gut allein klar kommen – war er bisher immer. Trotzdem bekam er soeben keinen vernünftigen Gedanken mehr hin. Er seufzte entnervt, ehe er ebenfalls zusammenpackte. Dann würde er eben in den Gemeinschaftsraum runtergehen – auf frische Luft konnte er immer noch gut verzichten. Er runzelte die Stirn, als er an Lupins Worte dachte; dieser hatte doch an den See gewollt. Ob er dort mit Potter und dem Rest war? Wobei er ihn dann sicher nicht gefragt hätte…oder? Nein. Sicherlich nicht. Nach wie vor hatten diese Idioten Vorrang und das würde sich auch niemals ändern. An dem Gedanken haftete ein bitterer Beigeschmack, doch er schluckte ihn runter. Es sollte ihm vollkommen gleichgültig sein. Dennoch konnte er sich nicht davon abhalten, einen Umweg zu machen…vielleicht war Lily ja auch am See? Er ging bestimmt nicht wegen Lupin dorthin, niemals! Aber wenn Potter zufälligerweise am See war, wie er vermutete, würde er sicher nichts unversucht lassen, um sich an Lily ranzumachen. Allein bei dem Gedanken knirschte er mit den Zähnen, blickte finster vor sich hin. In letzter Zeit sprach sie öfter mit Potter, schien ihn nicht mehr als Störenfried anzusehen. Manchmal lächelte sie ihn sogar an – Severus drehte sich jedes Mal der Magen um. Er schüttelte den Gedanken unwirsch ab; Lily war einfach nur nett zu ihm, das bedeutete gar nichts! Niemals würde sie sich ernsthaft auf diesen arroganten Mistkerl einlassen. Dazu war sie viel zu klug – Potter lag eindeutig unter ihrem Niveau. Jedoch ließ ihm das Bild, das sich ihm bot, kaum dass er den See erreicht hatte, das Blut in den Adern gefrieren – da half auch die Sonne nicht. Er hielt sich im Schatten der Bäume, wollte nicht direkt entdeckt werden. Lily war tatsächlich dort…und sie trug einen Badeanzug. Der Anblick ließ ihm die Röte in die Wangen schießen, wobei er keinen Blick für ihre Freundinnen hatte, die ähnlich gekleidet waren. Sein Ausdruck verfinsterte sich, als er neben den Mädchen auch Potter und Black erkannte, die sich natürlich profilieren mussten, indem sie mit freiem Oberkörper dort standen. Wie diese dummen Weiber Black angafften…das war ja widerlich. Potter dagegen hielt sich wieder mal nur an Lily, redete grinsend auf diese ein, wobei er sich durchs Haar fuhr. Sah sie nicht, was für ein selbstverliebter Gockel er war? Doch anstatt ihm die kalte Schulter zu zeigen, schmunzelte sie nur mit seichtem Spott und ließ sich auf ein Gespräch ein. Wut packte ihn und er spürte den jahrelangen Hass erneut in sich aufkeimen – am liebsten hätte er Potter direkt einen Fluch auf den Hals gehetzt. Sein Blick glitt flüchtig zu Lupin und Pettigrew, die am Rande saßen und den anderen wohl zuschauten. Direkt wandte er sich wieder ab, sah erneut zu Lily, die nun ein Lachen verlauten ließ – wie konnte sie über Potters Witze lachen? Er ballte die Fäuste, ehe er es sich anders überlegte und sich ein Stück entfernt dem See näherte, um sie besser im Blick zu behalten. Mit grimmiger Miene setzte er sich ans Ufer, war davon überzeugt, dass ihn niemand bemerken würde – die waren doch alle viel zu sehr damit beschäftigt, Potter und Black anzubeten. Ekelhaft. Er würde sie im Auge behalten – und so tun, als würde er lernen. Dabei war die Sonne jetzt schon kaum zu ertragen, doch was sollte er sonst machen? Der Baum, unter den er sich setzte, spendete nur geringen Schatten, ebenso wie die Sträucher. Schlecht gelaunt holte er seine Bücher raus, wobei er aus den Augenwinkeln lieber Lily beobachtete. Wenn sie ihn mal so ansehen würde, mit ihm reden würde…stattdessen stand sie dort mit Potter und ließ sich begaffen. Ihm fiel wieder auf, wie hübsch sie war…ihre gute Figur…seine Wangen röteten sich noch mehr bei diesem Gedanken. „Du bist ja doch gekommen.“ Er zuckte so heftig zusammen, dass ihm das Buch aus den Händen fiel. Hektisch griff er in die Tasche seines Umhangs, umklammerte seinen Stab…ehe er realisierte, dass ihm keine Gefahr drohte. Noch nicht. Zornig blickte er zu Lupin hoch, der hinter ihm stand und ihn amüsiert betrachtete. „Keine Sorge…die anderen haben dich nicht bemerkt“, teilte er ihm mit und setzte sich neben ihn. „Ich habe nicht-“ „Du bist wegen Lily hier, oder?“, unterbrach Lupin ihn ruhig. „Und wenn schon…“, knurrte Severus, weil es ihn ärgerte, dass der andere ihn durchschaut hatte. Sollte der sich doch um seinen Mist kümmern! Er warf ihm einen gehässigen Blick zu, der jedoch ignoriert wurde, so dass er noch eins drauf setzte. „Und warum bist du nicht bei deinen ach so tollen Freunden und vergnügst dich mit ihnen?“, giftete er und Lupin sah ihn irritiert an. „Sind Werwölfe etwa wasserscheu?“ Panik mischte sich in Lupins Mimik und er sah rasch von rechts nach links, nur um erleichtert festzustellen, dass niemand in Hörweite war. Severus wusste das, sonst hätte er es nicht ausgesprochen – er wollte nicht von der Schule fliegen. Dass er Lupin eben dies auch nicht wünschte, mal außen vorgelassen. „Nein“, murrte dieser und funkelte ihn an. „Sind wir nicht…und es wäre nett, wenn du das nicht so rumposaunen würdest.“ „Die einzigen Menschen hier sind anderweitig beschäftigt, was dir nicht entgangen sein dürfte – und jetzt beantworte die Frage“, schoss er zurück, was Lupin entnervt seufzen ließ. Skeptisch beobachtete Severus, wie der Werwolf seine Schuhe auszog und die Hosenbeine hochkrempelte. Was sollte das denn jetzt werden? Sein Blick blieb an der vernarbten Haut hängen…alte und neue Narben, die sich unregelmäßig abzeichneten. Es sah nicht schön aus. Als ihm auffiel, wie auffällig er dorthin starrte, wandte er sich rasch ab, doch Lupin hatte es bemerkt, schenkte ihm ein sarkastisches Lächeln. „Frage beantwortet?“, murmelte er und ließ die Beine im Wasser baumeln, so dass sie fast gänzlich darin verschwanden. „Indirekt“, erwiderte Severus knapp und schaute wieder zu Lily rüber. Er bemerkte, wie Lupin seinem Blick folgte. „…und du?“, erkundigte er sich langsam. „Wenn du dir so sehr wünschst, in ihrer Nähe zu sein…warum gehst du dann nicht rüber? James und Sirius haben dich damals auch nicht aufgehalten, trotz eurer...Auseinandersetzungen.“ Severus presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, während er über eine Antwort nachdachte. Sollte er überhaupt antworten? Er musste nicht, doch wenn er schwieg, gab er vielleicht viel mehr zu, als wenn er sich äußerte. Jedoch kamen ihm die Worte einfach nicht über die Lippen, es wäre ein Zugeständnis, das er Lupin gegenüber nicht machen konnte. Nach ein paar Sekunden des eisernen Schweigens zog er ebenfalls seine Schuhe aus, tat es Lupin gleich und ließ seine dünnen, blassen Beine ins Wasser gleiten. Es war angenehm kühl, vor allem da ihm die Wärme bereits jetzt lästig wurde. „Ich denke, die Antwort erübrigt sich“, gab er leise zurück und Lupin zögerte merklich. „Ich dachte immer, es sei dir egal, was andere von dir halten…?“, fragte er schließlich und Severus ließ daraufhin ein Schnauben verlauten. „Mir ist egal, was die meisten von mir halten.“ „Also alle außer Lily?“ „Hm.“ Das war nicht ganz korrekt, denn wenn ihm Lupins Meinung vollkommen egal wäre, würden sie nicht ständig zusammen in der Bibliothek sitzen. Vermutlich wusste der andere das, auch wenn er nichts dazu sagte. Verstohlen musterte er ihn, nur um festzustellen, was ihm insgeheim schon längst bewusst gewesen war. Lupin mochte Narben haben, wahrscheinlich überall…doch es reichte nicht, um ihn zu entstellen. Er sah immer noch gut aus – seiner Meinung nach viel besser als Potter oder Black. Lupin war äußerlich zwar recht unscheinbar, doch gerade das ließ ihn natürlich wirken. Er strahlte Ruhe aus, hatte was im Kopf, sein Lächeln war echt…und es zwang einen fast schon dazu, ihn sympathisch zu finden. Severus hatte sich aus gutem Grund lange dagegen gesträubt, aber soeben konnte er es nicht mehr verhehlen – auch wenn er es niemals laut ausgesprochen hätte. Severus selbst dagegen…hatte nichts von alldem. Nicht, dass er sich wünschte, wie Lupin zu sein, das würde er nicht aushalten. Doch mit einem passablen Äußeren hätte Lily vielleicht längst mehr in ihm gesehen als nur ihren besten Freund…wobei er ja selbst das nicht mehr war. Missmutig starrte er ins Wasser des Sees, als sich eine Hand auf seine Schulter legte, was ihn reflexartig zusammenzucken ließ. Lupin lächelte ihn schon wieder so an, als er aufblickte, und für einen Moment wusste er nicht, wie er reagieren sollte. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, wollte er die Hand von seiner Schulter schieben, tat dies jedoch so zögerlich, dass sich ihre Hände länger als geplant berührten. Lupins Hände waren warm, nicht so kalt wie seine eigenen…seine Haut war gebräunter als seine eigene blasse und auch darauf fanden sich Narben. Es war ein eigenartiges Gefühl und er wusste nichts damit anzufangen. Es war weder richtig unangenehm noch wirklich schön…und er konnte sich nicht erklären, warum ihm schon wieder die Hitze in die Wangen stieg; es gab keinen Grund dafür. Nicht den geringsten…und deshalb sollte Lupin endlich aufhören, ihn so seltsam anzusehen. Er konnte allerdings selbst nicht wegsehen. Vielleicht war es ganz gut, dass in dieser Sekunde ein spitzer Schrei ertönte, denn es ließ sie beide auseinander fahren und zu Lily und den anderen schauen. Das hieß…zu der Stelle, an der Lily soeben noch gestanden hatte. Severus sprang auf, sein Herz raste, als ihm bewusst wurde, dass sie von irgendetwas unter Wasser gezogen worden sein musste. Lilys Freundinnen schrien hysterisch durcheinander und klammerten sich an Black fest, während Potter tief Luft holte und dann untertauchte. Severus erwachte aus seiner Starre und hektisch zog er sich den Umhang aus, wobei er den Stab noch an sich nahm. Er hörte Lupin noch etwas sagen, doch es war ihm egal – gerade gab es nur Lily. Lily, die vermutlich ertrinken würde, wenn er nichts tat – auf Potter würde er sich niemals verlassen. So schnell er konnte, sprang er ins Wasser, machte sich längst keine Gedanken mehr um Hemmungen, sondern holte Luft und tauchte dann ebenfalls unter. Er dachte stumm Lumos und machte die entsprechende Bewegung dazu, woraufhin ein dünner Lichtstrahl erschien. Er war nie erleichterter gewesen, dass einige ungesagte Zauber kein großes Problem mehr für ihn darstellten. Zwar war er kein besonders guter Schwimmer, aber Lilys Leben war Antrieb genug, um ihn tiefer tauchen zu lassen. Er musste sie schnell finden, bevor ihm die Luft ausging. Gerade bereute er wirklich, dass er aufgrund seiner Abneigung gegen das Schwimmen niemals einen Zauber gelernt hatte, mit dem er unter Wasser atmen konnte. Zu seinem Glück stellte das kein Problem dar, denn in diesem Augenblick entdeckte er Potter, der die Arme um die scheinbar bewusstlose Lily geschlungen hatte und versuchte, sie nach oben zu zerren. Vergeblich, denn spindeldürre Finger hatten ihr Bein umschlossen, versuchten, sie weiter in die Tiefe zu ziehen. Potter schien langsam der Sauerstoff auszugehen – doch das hätte ihm egal sein können, wenn Lily dadurch nicht ebenfalls in Gefahr gewesen wäre. Severus zögerte nicht länger, sondern schoss einen roten Lichtblitz auf den Grindeloh ab, der wohl nicht damit gerechnet hatte und prompt davon geschleudert wurde. Potter starrte ihn perplex an, ehe er sich fasste und mit schnellen Bewegungen nach oben schwamm. Severus folgte ihm auch direkt, würde sie ihm sicher nicht so einfach überlassen – bestimmt würde er sich gleich als Held aufspielen, um gut dazustehen. Keuchend durchbrach er die Wasseroberfläche, sah sich hastig um, wobei ihm die nassen Haare im Gesicht hingen. Potter trug die immer noch bewusstlose Lily soeben aus dem See, legte sie im Gras ab, wo sie direkt von allen umringt wurde. Immer noch nach Luft ringend stemmte er sich ebenfalls aus dem Wasser, wollte sich vergewissern, ob es ihr auch gut ging. „…Scheiße, sie atmet nicht!“ „Sie war zu lange unter Wasser…“ „Was machen wir denn jetzt?!“ „Lily?! Lily, hörst du uns?!“ „Verdammt, Evans…“ Keiner schien ihn wirklich zu bemerken, nicht einmal Lupin, der gerade Lilys Puls prüfte, dabei sehr besorgt aussah. Sie würde doch nicht wirklich…nein! Das durfte nicht sein! „Einer muss sie beatmen!“, rief eines der Mädchen und blickte direkt zu Potter, der ausnahmsweise mal nicht so cool wirkte. „…ich…ja…okay…“, stammelte er und Severus hätte ihn am liebsten erwürgt. Das wagte er nicht! Er würde nicht…doch. In dem Moment, in dem Potter seinen Mund auf Lilys drückte, brannte ihm eine Sicherung durch und er stürzte nach vorn. „Was soll das?!“, zischte er, wurde jedoch sofort von Black zurückgestoßen. „Verpiss dich, Schniefelus!“, bellte dieser zornig. „Falls du es nicht kapierst…Krone rettet ihr gerade das Leben, also verzieh dich!“ „Er…das…“ Er war so zwischen seiner Angst um Lily und der Wut auf Potter hin- und hergerissen, dass er nicht mal richtig sprechen konnte, geschweige denn einen Fluch auf die Reihe bekam. Potter war immer noch damit beschäftigt, Lily abwechselnd zu beatmen und ihren Brustkorb zu pumpen. Seine Eifersucht wurde gedämpft, als Lily plötzlich die Augen aufriss, sich aufbäumte und einen Schwall Wasser spuckte. Sie lebte…es war, als würde eine Last von ihm abfallen, und er stieß Black grob beiseite, hatte nur Augen für sie. Das Wasser perlte aus ihren roten Haaren, blass sah sie aus und immer noch hustete sie leicht, während ihr eine Freundin ein Handtuch um die Schultern legte. „Oh Lily, wir haben uns solche Sorgen gemacht!“ „Ja, wenn James nicht gewesen wäre…“ „Er hat dir das Leben gerettet!“ Glühender Zorn kroch in ihm hoch, als er diese dummen Gänse schnattern hörte; Potter hatte ihr also das Leben gerettet? Er verengte die Augen, zitterte vor Wut am ganzen Körper, vor allem als Lily diesem Idioten einen langen Blick zuwarf, woraufhin dieser rot wurde. „Ich…also…Snape hat geholfen“, murmelte er und warf ihm einen widerwilligen Blick zu. „…ich konnte dich nur hochziehen, weil er den Grindeloh mit einem Stupor getroffen hat…und…ich…wollte dir nicht zu nahe treten, Evans, das mit dem Ku – ich meine, mit der Beatmung, ich…“ Keiner sagte etwas. Black starrte seinen besten Freund an, als sei dieser nun komplett durchgeknallt, Lily blinzelte mehrfach ungläubig…und er selbst? Er wusste nicht mehr, was hier gespielt wurde. Potter war ein mieses Schwein, sonnte sich doch sonst auch in seinem Glanz – warum gab er also zu, dass es nicht allein sein Verdienst gewesen war? Er zuckte zusammen, als ihm jemand ebenfalls ein Handtuch um die Schultern legte – Lupin. Als er dessen Blick und das zaghafte Lächeln sah, entzog er sich der Berührung direkt. Niemand anderem schien es aufzufallen, sie waren mehr mit Potter und Lily beschäftigt, die sich immer noch anschauten. Schließlich lächelte Lily…doch es galt natürlich nicht ihm, sondern Potter. Immer nur Potter. „Danke…James.“ Und damit gab sie ihm den Rest; seit wann nannte sie Potter beim Vornamen? Und warum grinste dieser Mistkerl nun so glücklich? Es war nicht richtig, es war unfair und… „…und dir auch, Severus“, fügte sie hinzu, doch für ihn hatte sie nur einen flüchtigen Blick über. Es war ungerecht. Selbst Potter gab zu, dass er sie ohne seine Unterstützung nicht hätte retten können, warum also…sah sie ihn immer noch so an? Es war eine Farce…und er kam sich wie ein Idiot vor. Sicher hatte Potter seine Mithilfe nur erwähnt, damit er noch besser vor ihr da stand…und es funktionierte auch noch. Wie konnte sie es nicht erkennen?! „Das war ziemlich mutig, Snape.“ Es war wie blanker Hohn, als er Lupin die Worte sagen hörte, und er starrte ihn vernichtend an. „Ich brauche deine Anerkennung nicht!“, schnappte er und fuhr herum. „Ich brauche von niemandem Anerkennung!“ Er ignorierte den verletzten Blick des Werwolfs und stapfte davon. Soeben war ihm einfach alles gleich. Sogar Black, der ihm irgendetwas Beleidigendes hinterherrief…sollte er dran ersticken! Was war mit Lily los, dass sie sich nicht einmal darüber aufregte, dass Potter sie beatmet hatte? Das hätte auch eine ihrer Freundinnen übernehmen können, aber natürlich musste es Potter sein! Warum sah sie ihn nicht? Warum bekam er nur einen kurzen Blick und Potter wurde angesehen, als sei er plötzlich ihr Held? Es machte ihn krank. Der Tag war eindeutig gelaufen, er würde nur noch seine Sachen holen und sich dann in seinem Bett vergraben. Sollte sich Potter eine Lungenentzündung holen und daran krepieren! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)