Crossroads von lunalinn (decisions are never easy) ================================================================================ Kapitel 5: Die Slug-Party ------------------------- „Also, wenn du noch länger vorm Spiegel stehst, müssen wir gar nicht mehr losgehen, Krone…dann ist die Party nämlich vorbei.“ Der Angesprochene ignorierte seinen besten Freund einfach und fuhr fort, sein Haar mit der Hand zu durchkämmen, wobei er sich bemühte, es noch zerzauster als sonst aussehen zu lassen. Er mochte es so nun mal, denn er fand, dass es ihn verwegen aussehen ließ – und den Mädchen gefiel es auch gut…na ja, allen außer Lily Evans. Kaum war ihm der Gedanke gekommen, ließ er die Hand sinken und eine steile Falte erschien zwischen seinen Augenbrauen. Ja, richtig…Evans gab nicht viel auf Äußerlichkeiten – sonst wäre sie kaum mit Snape befreundet gewesen. James musterte sein Spiegelbild kritisch, ehe er befand, dass er ja trotzdem gut aussehen konnte. Er trug einen neuen, scharlachroten Umhang und hatte nur deshalb auf sein Quidditch-Trikot verzichtet, weil Remus gemeint hatte, dass Evans das sicher albern finden würde. Einsehen tat er das zwar immer noch nicht, da er ja aufgrund seines Talents überhaupt erst eingeladen worden war – und weil Sirius ein gutes Wort für ihn eingelegt hatte –, aber da Remus meistens Recht hatte, würde er sich fügen. „Denk lieber daran, dich vor ihr nicht so aufzuspielen“, brummte der Werwolf, der auf seinem Bett lag und die Nase in einem Buch vergraben hatte. „Das wird dir mehr helfen als dein Äußeres.“ „Hast du gehört, Krone?“, feixte Sirius und schlug ihm auf den Rücken. „Auf die inneren Werte kommt’s an!“ Er lachte dunkel auf und James‘ haselnussbraune Augen blitzten hinter den Brillengläsern belustigt auf, als er sich zu seinen Freunden drehte. „Na und? Dann überzeuge ich Evans eben davon, dass meine inneren Werte vollkommen in Ordnung sind!“ „Viel Glück…“, kam es von Remus zurückgemurmelt, doch anhand seines Tonfalls konnte man erahnen, dass er lächelte. Peter saß ebenfalls auf seinem Bett und blickte unverhohlen neidisch zu ihnen rüber. „Ich würde auch gerne auf eine Party gehen…“ „Ach was, so toll ist das auch nicht, Wurmschwanz“, erwiderte Sirius grimmig. „Ich würde nicht mal hingehen, wenn Slughorn mir nicht schon seit Wochen damit auf die Nerven ginge.“ Jeder von ihnen wusste, warum Sirius seine Einladung nicht positiv aufnehmen wollte; es war kein Geheimnis, dass Slughorn unheimlich stolz darauf war, dass bisher alle Mitglieder der Familie Black in seinem Hause gewesen waren. Sirius hatte insofern eine Art Raritätswert, da er als Einziger in der Sammlung fehlte. „Die hübschen Mädchen dort werden schon dafür sorgen, dass du den Abend genießen kannst“, versuchte James seinen Freund aufzumuntern. „Und das Essen ist auch nicht schlecht!“ Sirius rang sich auch tatsächlich ein schiefes Lächeln ab, woraufhin Peter leise seufzte. Er schien sich wirklich zu wünschen, mitgehen zu dürfen, während es Remus wohl schlicht egal war. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zu lenken, war etwas, auf das Remus allgemein gut verzichten konnte. „Geht schon“, meinte dieser und klappte nun sein Buch zusammen. „Sonst kommt ihr wirklich zu spät…“ Ein müdes Lächeln umspielte die Lippen ihres Freundes und James fiel ein, dass kommende Woche Vollmond war. Für Sirius, Peter und ihn war das eher ein Grund zur Freude, denn sie genossen die Abenteuer zu diesen Stunden…doch für Remus stellte es jedes Mal eine Qual dar, sich zu verwandeln. Er verdrängte den Gedanken fürs Erste und setzte stattdessen ein breites Grinsen auf. „Wir hauen ja schon ab! Bis später, ihr zwei!“, rief er und verschwand mit Sirius aus dem Schlafsaal. Die Musik hallte ihnen bereits auf dem Korridor entgegen und James musste unweigerlich schmunzeln; er hatte sich ein-, zweimal aus Neugierde unter seinem Tarnumhang zusammen mit Sirius reingeschlichen, dementsprechend wusste er, was Slughorn bei seinen Partys alles auffuhr. Der köstliche Duft versprach auch an diesem Abend ein Festmahl und Sirius schien das ein wenig versöhnlicher zu stimmen. Sein bester Freund trug einen schwarzen Umhang, wobei er den Hemdkragen darunter offener trug, als es üblich war, und James wusste bereits jetzt, dass er einige Verehrerinnen auf den Fersen haben würde. Er war innerlich froh, dass Evans Sirius anscheinend ebenso wenig ausstehen konnte wie ihn, und dass sein Freund nichts für sie übrig hatte. Somit musste er in Sirius keine Konkurrenz sehen, denn das wäre das Letzte, was er wollte, da sie sich nahe standen wie Brüder. „Er hat sich mal wieder richtig Mühe gegeben, was?“, brummte ihm Sirius von der Seite her zu und James musterte die glitzernden Dekorationen. „Will wie immer Eindruck schinden…“ Tatsächlich war an der Dekoration nicht gespart worden; die Decke und die Wände waren mit smaragdgrünen, karmesinroten und goldenen Behängen drapiert und insgesamt wirkte der Raum, der ursprünglich Slughorns Büro gewesen war, viel größer als sonst. Eine aufwendig verzierte Lampe hing von oben herab und tauchte den Raum in warmes Licht, während laute Musik das Gerede der vielen Leute übertönte. Hauselfen wuselten enthusiastisch mit silbernen Tabletts voller köstlicher Speisen und Getränke umher, um die Gäste zu versorgen. Er hörte Sirius neben sich schnauben, als er sich ein Glas mit Feuerwhisky nahm und ihn der Hauself vor ihm daraufhin glücklich anstrahlte, ehe er weiterlief. „Wenn Kreacher nur halb so freundlich zu mir wäre“, murmelte er ihm zu, ehe er einen Schluck trank. James lächelte mitleidig, ehe er einen Scherz versuchte. „Er ist halt in deinen Bruder verliebt…kein Grund, eifersüchtig zu sein.“ Sirius konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „So, wie er ihm am Arsch klebt, könnte man das wirklich glauben…“ James lachte leise, ehe er den Blick schweifen ließ, um die Leute in den bunten Umhängen zuordnen zu können. Es waren nicht nur Schüler und Lehrer anwesend, sondern auch ein paar Hexen und Zauberer, die ziemlich berühmt waren. James hatte bisher kein bekanntes Gesicht gesehen, das ihm bei seiner Quidditch-Karriere weiterhelfen könnte, und so suchte er stattdessen lieber nach Lily Evans‘ leuchtend roter Haarpracht. Er fand sie auch recht schnell, was nicht nur an der Auffälligkeit ihrer Haarfarbe lag, sondern auch daran, dass sie sich mit Slughorn unterhielt. Während Evans einen eher schlichten, blattgrünen Umhang trug, der ihre schönen Augen zur Geltung brachte, leuchtete Slughorn so auffällig wie seine Dekoration. Anscheinend stellte er sie soeben irgendeiner bekannten Hexe vor…James meinte, ihr Gesicht aus dem Tagespropheten zu kennen, konnte sich aber nicht an den Namen erinnern. Eine Weile beobachtete er sie nur, wie sie da stand, ein Lächeln auf ihren geschwungenen Lippen, das ihm ganz warm werden ließ. Wenn sie ihn doch nur einmal so anlächeln würde… „Anstatt sie wie ein Trottel anzustarren, solltest du zu ihr rübergehen“, riss ihn Sirius‘ Stimme aus den Gedanken und er warf ihm einen verärgerten Blick zu. „Ich starre sie nicht – okay, vielleicht doch…aber ich kann jetzt nicht zu ihr gehen. Erstmal müssen Slughorn und diese Frau da verschwinden…und dann ergreife ich meine Chance schon noch!“ Sirius hob lediglich eine Augenbraue. „Na, da bin ich ja mal gespannt…und falls sie dich doch wieder abserviert – sieh dich um! Hier sind genug Mädchen, die dich ablenken könnten.“ Und tatsächlich schienen einige hübsche Mädchen dabei zu sein, doch keine kam eben an Lily Evans ran. Es war nicht nur ihre Schönheit, sondern auch ihr Charakter, der ihn wie magisch anzog. Er liebte es, wenn sie sich in Rage redete und ihre grünen Augen dabei so aufgeregt funkelten, auch wenn er sich wünschte, sie hätte zur Abwechslung mal ein nettes Wort für ihn übrig. Sie war anders als die Mädchen, mit denen er sonst ausging…schon allein deswegen, weil sie es ihm so schwer machte. Er hatte einfach einen Narren an ihr gefressen und konnte nicht aufhören, an sie zu denken. Ja, es war verdammt peinlich, wie er sich verhielt, und dennoch…er würde heute Abend mit ihr reden und versuchen, sie für sich zu gewinnen. Irgendwie musste das doch zu schaffen sein! Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sich Slughorn und die fremde Hexe von Evans losrissen, doch dann verschwanden sie in der Menge. Mittlerweile war der Raum so voll, dass die Luft ganz stickig war. Er warf Sirius einen kurzen Blick zu, doch dieser flirtete bereits mit einer brünetten Ravenclaw aus der Siebten und so konnte er sich ruhigen Gewissens um Evans kümmern, die endlich einmal allein da stand. „Hey Evans!“ Sie blickte irritiert in seine Richtung, doch als sie ihn erkannte, verdunkelte sich ihr Blick. Na klasse…aber was hatte er auch erwartet? Dass sie sich über seine Anwesenheit freuen würde? Wohl kaum, doch genau deswegen würde er sich jetzt ein paar Pluspunkte bei ihr holen. Charmant, wie er war, nahm er zwei Gläser mit Kürbissaft vom Tablett eines Hauselfen und hielt ihr eines davon hin. Gut, dass er keinen Feuerwhisky genommen hatte, sonst würde sie ihn wohl noch skeptischer, als sie es sowieso schon tat, ansehen. „Danke, Potter…“, erwiderte sie reserviert, nahm das Glas aber an. Sie nippte einmal daran, wobei sie den Blick schweifen ließ, doch James forderte ihre Aufmerksamkeit direkt wieder, bevor sie ihn mit einer lahmen Ausrede stehen lassen konnte. „Du siehst hübsch aus“, machte er ihr ein Kompliment, woraufhin sie ihn abschätzend musterte. „Der Umhang steht dir…passt gut zu deinen Augen.“ Es war sein voller Ernst und er wusste, dass er nicht der Einzige war, der das so sah. Ihm war nicht entgangen, dass einige Anwesende sie länger anstarrten, als es James lieb war. Ihre roten Haare umspielten in sanften Wellen ihr hübsches Gesicht, aus dem ihn die mandelförmigen Augen immer noch misstrauisch musterten. „Danke“, wiederholte sie trocken, ehe sie beiläufig hinzufügte: „Du siehst auch…nicht schlecht aus…“ Er merkte, dass ihr die Situation unangenehm war und sie einfach nur höflich sein wollte. Es war ihm egal, denn immerhin hatte sie ihn nicht direkt stehen lassen – das war mehr, als er erwarten konnte. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, während sie wieder an ihrem Kürbissaft nippte. „Wem hat Slughorn dich vorgestellt?“, fragte er, obwohl es ihm vollkommen egal war. Evans runzelte die Stirn, ehe sie ihm eine Antwort gab. „Wendy Hopkins. Sie arbeitet im Ministerium in der Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit und hat dort schon einiges erreicht. Ihre Eltern sind Muggel.“ Aus dem letzten Satz hörte er eine leichte Provokation heraus und musste schmunzeln; als würde er es wagen, irgendeinen Muggelstämmigen zu beleidigen. Er machte bei der Abstammung keine Unterschiede. „Hast du vor, im Ministerium zu arbeiten?“, wollte er wissen und war froh, dass sich ihm die Gelegenheit bot, vernünftig mit ihr zu reden. „Hm…ich bin nicht sicher“, erwiderte sie vage und zuckte dann mit den Schultern. „Ich weiß noch nicht, was genau ich machen möchte, aber was sie mir vorhin erzählt hat, klang eigentlich schon sehr interessant. Und wenn meine Noten so bleiben, habe ich auch die Qualifikation…“ James nickte, während er an ihren Lippen hing. „Aber?“, hinterfragte er ihren zögerlichen Tonfall und sie seufzte. „Es gibt noch andere Berufe, die mich interessieren würden.“ „Und welche wären das?“ Er merkte, dass sie ihm auszuweichen versuchte, doch das stachelte ihn nur noch mehr an, auch wenn er sich nicht erklären konnte, warum sie so ein Geheimnis aus ihren Zukunftsplänen machte. Er grinste, als ihm ein Gedanke kam. „Komm schon, solange du nicht Wildhüterin oder Hausmeisterin werden willst, kannst du es mir doch erzählen?“ „Selbst wenn ich das wollen würde, wäre es nicht deine Angelegenheit, oder?“, gab sie mit etwas mehr Schärfe in der Stimme zurück und er ruderte lieber einen Gang zurück. „Ich habe doch nur Spaß gemacht…Hagrid ist ein toller Kerl, okay? Also nichts gegen ihn…und Filch – na ja, dafür dürftest selbst du keine netten Worte haben, Evans.“ Er sah, wie ihre Mundwinkel zuckten, demnach hatte er sich wohl gerade noch so gerettet. Ein paar Sekunden lang schien sie noch darüber nachzudenken, ob sie es ihm erzählen sollte, doch dann gab sie nach. „Wehe, du lachst, Potter!“, warnte sie ihn und er schüttelte schnell den Kopf. „Das würde ich doch nie wagen!“, beteuerte er und sah erleichtert, wie ihre Augen belustigt funkelten. „Sicher, wo du ja immer ach so ernsthaft bist, nicht wahr? Mr Rumtreiber?“ James musste wieder grinsen, als sie eine Hand in die Hüfte stemmte und das Kinn reckte – dieses Mal schien sie es nicht böse zu meinen, sondern eher scherzhaft. Er spielte mit, indem er eine Hand ans Herz legte und ihren Blick erwiderte. „Ich schwöre dir, dass ich nicht lachen werde, Evans!“, versprach er und sah den Unglauben in ihren Augen. „Na schön“, meinte sie dann aber und räusperte sich. „Vielleicht bewerbe ich mich für einen Posten in Hogwarts.“ James stutzte, als er das hörte. „Du willst Lehrerin werden?“, fragte er verblüfft und sah, wie sich ihre Wangen röteten. „Ja…vielleicht…“, murmelte sie und klang beleidigt. „Warum nicht? Meine Qualifikationen reichen auch dafür und ich kann es mir gut vorstellen, anderen etwas beizubringen…aber sicher ist es noch nicht.“ James lenkte schnell ein, bevor sie noch etwas Falsches dachte. „Ich meinte das doch gar nicht negativ…eigentlich passt es sogar ziemlich gut zu dir und die Schüler würden dich bestimmt vergöttern“, gab er zurück und sah, wie sie sich ihre Wangen noch etwas mehr verdunkelten. Der Anblick einer vor Verlegenheit errötenden Lily Evans ließ sein Herz höher schlagen. Bei Merlin, am liebsten hätte er sie schon wieder nach einem Date gefragt, aber er nahm sich zusammen. Nichts überstürzen, hatte Remus ihm geraten…er sollte es langsam angehen und erst einmal ihre Sympathie gewinnen. „Machst du dich über mich lustig, Potter?“, fragte sie und blitzte ihn aus ihren grünen Augen warnend an. „Nein, das war mein Ernst“, beteuerte er ein weiteres Mal und blickte sie auch ohne jeden Schalk an. Kurz wurde es still zwischen ihnen, dann lächelte sie leicht und…James musste sich abermals zusammennehmen, um sie nicht anzuschmachten wie ein Volltrottel oder ihr sonst irgendwelche Avancen zu machen. „Was ist mit dir?“, nahm sie das Gespräch glücklicherweise wieder auf. „Ich nehme an, du willst professioneller Quidditch-Spieler werden?“ James nickte daraufhin. „Ja, so ist eigentlich der Plan…und McGonagall meint, dass ich ganz gute Chancen hätte.“ Dass sie auch gesagt hatte, er sollte sich einen vernünftigen Plan B zurechtlegen und nicht alles auf eine Karte setzen, verschwieg er Evans lieber. Sicher würde sie ihrer Professorin Recht geben und er war froh, dass sie sich gerade, vermutlich zum ersten Mal, normal unterhielten. „Wenn es dir Spaß macht, wird es wohl das Richtige sein“, meinte sie und zuckte mit den Schultern. „Ich gucke mir die Spiele, hier in der Schule, gern an, aber ansonsten interessiere ich mich nicht besonders dafür…“ Er nickte, auch wenn er es bedauerte, dass sie sich so wenig dafür interessierte. Andernfalls hätte er vielleicht bessere Karten bei ihr gehabt, doch er wollte sich nicht beschweren, denn gerade lief es ja sehr gut. Sie schien sich auch zunehmend wohler in seiner Nähe zu fühlen…jedenfalls sah sie ihn nicht mehr an, als sei er Drachenmist. Das war doch mal ein Fortschritt! Vielleicht hätten sie noch länger miteinander reden können, wenn in diesem Moment nicht Filch reingeplatzt wäre. Der triumphierende Ausdruck im sonst so verkniffenen Gesicht des Hausmeisters konnte eigentlich nichts Gutes bedeuten, doch als James erkannte, wen er da am Kragen hinter sich her schliff, musste er grinsen. Er war nicht der Einzige, den die Situation belustigte, doch als er in Evans versteinerte Miene schaute, bemühte er sich, ernst auszusehen. „Hab den hier herumschleichen sehn‘, Professor!“, knurrte Filch und stieß den Jungen nach vorn. „Hat sicher was Verbotenes vorgehabt!“ Während Filch an einen geifernden Jagdhund erinnerte, wirkte Snape, als würde er am liebsten im Erdboden verschwinden. Zwar sprühte der Hass geradezu aus seinen schwarzen Augen, doch vor Scham und Wut war er unter seiner wächsernen Haut rot angelaufen. Es fiel James wirklich schwer, nicht laut loszulachen, denn er genoss es, den fetthaarigen Slytherin in dieser unangenehmen Lage zu sehen. Und das Beste war – er hatte nicht einmal etwas damit zu tun! „Er sollte bestraft werden!“, grollte Filch, als Slughorn gerade den Mund aufmachen wollte, und seine wässrigen Augen quollen hervor. „Ich habe noch die Peitschen und-“ „Du liebe Güte, Mr Filch!“, rief Slughorn aus. „Eine solche Strafe halte ich doch für etwas übertrieben!“ Er blickte zu seinem Schüler, der die Lippen fest zusammengepresst hatte. „Mr Snape, bitte erklären Sie sich! Soweit ich weiß, sind Sie nicht eingeladen worden…es ist jedoch keine Schande, zuzugeben, dass Sie sich heimlich unter die Leute mischen wollten. Sicher ist es sehr verlockend, sich in diesem Bekanntenkreis zu bewegen und…“ James widerstand dem Drang, sich die Faust in den Mund zu stopfen, um sein Glucksen zu unterdrücken. Nicht in Gegenwart von Evans, ermahnte er sich eisern – doch im Hintergrund hörte er Sirius und ein paar andere kichern. Bei Merlin…wenn Snape jetzt zugeben musste, dass er sich nach einer Einladung zu Slughorns Schleimer-Party gesehnt hatte, würde er diesen das nie vergessen lassen! Snape starrte seinen Hauslehrer im ersten Moment regelrecht entsetzt an und es schien ihm schwer zu fallen, seine Fassung beizubehalten. Egal, was er als Ausrede parat hätte, er würde sich bis auf die Knochen blamieren – und James genoss es in vollen Zügen. „Nun?“, fragte Slughorn in einem väterlichen Tonfall und Snape sah aus, als würde er gleich ersticken. „Ich…wollte nur…“, würgte er hervor und James bekam aus den Augenwinkeln mit, wie Sirius in seinen Feuerwhisky prustete. Leider wurde das peinliche Gestammel viel zu abrupt beendet. „Er ist mit mir hier“, verkündete Evans plötzlich und trat vor. „Ich habe ihn eingeladen.“ James hatte das Gefühl, als würde ihm soeben jemand hart in den Magen boxen und seine Hochstimmung fiel in sich zusammen. Das war doch gelogen! Natürlich hatte sich Schniefelus eingeschlichen, vermutlich auch noch, um Evans nachzustellen, so wie man es von ihm kannte. Er trug ja nicht mal angemessene Kleidung, sondern seinen schmuddeligen, schwarzen Umhang, der ihn wie eine zu groß geratene Fledermaus aussehen ließ. Warum deckte sie ihn? Hatte sie schon vergessen, dass er sie ein Schlammblut genannt hatte? Alle starrten die Rothaarige an, die Slughorn ohne rot zu werden anschaute. „Ich habe nur vergessen, Ihnen Bescheid zu geben…Verzeihung, Professor.“ Vermutlich hätte Evans alles sagen können und Slughorn hätte es ihr geglaubt, immerhin war sie sein Liebling, und so lächelte er unter seinem riesigen Schnurrbart. „Aber natürlich, natürlich, Miss Evans! Das ist doch überhaupt kein Problem! Mr Filch, bitte lassen Sie Mr Snape los, Sie haben ja gehört, dass es sich bloß um ein Missverständnis handelt!“ Filch sah aus, als würde er gleich einen Tobsuchtsanfall bekommen, doch er gehorchte, ehe er fluchend verschwand. Snape stand immer noch da und starrte Evans an, als sei diese das achte Weltwunder – zumindest bis sie ihn am Arm packte und mit sich zog. Während Slughorn gut gelaunt verkündete, dass doch alle bitte weiterfeiern sollten, realisierte James nur langsam, dass Evans ihn soeben hatte stehen lassen. Für Snape. Warum hatte sie diesem ekelhaften Wurm aus der Patsche geholfen, wo dieser sie doch wie das Letzte behandelt hatte? James fühlte sich vor den Kopf gestoßen und erst, als Sirius ihm eine Hand auf die Schulter legte, bemerkte er, dass er vor Wut zitterte. „Sie hat doch nur Mitleid mit diesem Widerling!“ Vermutlich sollte ihn das irgendwie aufmuntern, doch es erfüllte den Zweck nicht ganz. Evans hatte ihn stehen lassen…für Schniefelus, und es war ihm egal, ob es nur Mitleid war. Eigentlich sollte sie diesen Schleimer doch verabscheuen, anstatt ihm zu helfen. Er hätte kotzen können, doch dann nahm er sich zusammen, wischte Sirius‘ Hand von seiner Schulter und ging den beiden hinterher. „Warte, Krone!“, rief sein bester Freund ihm nach und er wusste, dass er ihm folgte. Er würde das Schniefelus sowas von heimzahlen…selbstverständlich nicht vor Evans, aber er würde abwarten. Gerade wollte er nur wissen, was die beiden jetzt besprachen…wehe, Snape ließ seine dreckigen Pfoten nicht bei sich, dann würde er für nichts garantieren können! Zähneknirschend machte er die beiden in einer ruhigeren Ecke aus und näherte sich so unauffällig wie möglich – was hätte er jetzt für seinen Tarnumhang gegeben… Sirius, hinter ihm, ergriff seine Schulter und hielt ihn zurück. „So gern ich Schniefelus seine sowieso schon krumme Nase brechen würde, Krone…mach jetzt nichts Dummes!“ James wollte ihn anfahren, dass er das nicht vorhatte, doch Sirius ließ ihn nicht ausreden. „Warte!“, wiederholte er eindringlich und vollführte einen Schlenker mit seinem Zauberstab. James blinzelte, als er etwas murmelte und plötzlich konnte er sowohl Evans als auch Snape klar und deutlich verstehen, obwohl sie nicht in Reichweite standen. Es war, als hätte man alle anderen Stimmen und die Musik ausgeblendet. Sein bester Freund zwinkerte verschwörerisch und James grinste ihm anerkennend zu. „Du bist genial, Tatze!“, raunte er ihm zu, ehe sie beide dem Gespräch lauschten. Um sich nicht verdächtig zu machen, hatten sie den beiden den Rücken gekehrt und James sah nur flüchtig ab und zu rüber. „…denk nicht, dass das jetzt irgendwas ändert, Severus.“ Das war Evans und sie klang so abweisend, dass sich James sofort etwas entspannte. „Lily…“ Snapes ölige Stimme dagegen hatte einen gequälten Ton angenommen. „Wie oft soll ich mich denn noch entschuldigen?“, fragte er geradezu verzweifelt und es rang James ein grimmiges Lächeln ab. Hoffentlich wurde Evans nicht weich und verzieh diesem Mistkerl. „Ich habe dir schon einmal etwas dazu gesagt.“ „Ich…“ „Nein! Entschuldigungen reichen nicht mehr!“, fuhr sie ihm gnadenlos über den Mund und als James einen Blick über die Schulter warf, sah er Snape wie ein Häufchen Elend da stehen. Geschah ihm vollkommen recht! „…warum hast du mir dann überhaupt geholfen?“, fragte er verbittert. „Und warum stehst du noch hier bei mir, wo du dich doch vorhin so fabelhaft mit Potter unterhalten hast?“ James tauschte einen Blick mit Sirius, der ebenso verärgert wie er selbst darüber wirkte, dass Snape seinen Namen wie ein Schimpfwort aussprach. Evans Reaktion machte das jedoch wieder wett und er musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass ihre grünen Augen zornig funkelten. „Ich habe dir geholfen, weil ich nicht wollte, dass du dich noch schlimmer blamierst, Severus. Du solltest mir also danken…und das andere geht dich absolut nichts an! Spionierst du mir nach?“ Eine Ohrfeige wäre angenehmer gewesen, als Evans Worte, wie James fand, doch er gönnte sie Snape aus tiefstem Herzen. „Ich – nein! Ich…wollte nur…mit dir reden…“, versuchte sich dieser zu retten, doch es wirkte erbärmlich. „Und…als ich gehört habe, dass du mit Potter-“ „Ich bin nicht zusammen mit Potter hier!“, zischte sie ihn an. „Und mit wem ich mich unterhalte, ist meine Sache! Davon abgesehen war er heute Abend wirklich anständig.“ Sirius wackelte grinsend mit den Augenbrauen, doch James ignorierte ihn, denn nichts hätte das warme Gefühl in seiner Brust soeben trüben können. Dass er jemals positive Worte von Lily Evans über sich hören würde…heute war definitiv der schönste Tag in seinem Leben! Snape gab ein Geräusch von sich, das klang, als würde er sich gleich übergeben. „Das ist doch nur eine Masche, Lily!“, knurrte er und James wollte ihm den Hals umdrehen. „…er…will sich doch nur wieder an dich ranmachen! Du weißt, dass er ein arroganter Mistkerl ist!“ „Ja, das weiß ich, Severus“, erwiderte Evans und nun klang sie eindeutig genervt. „Ich habe auch nicht gesagt, dass ich ihn jetzt mag – aber selbst wenn es so wäre, ist das nicht deine Angelegenheit!“ Das Glücksgefühl verpuffte mit einem Mal wieder, ließ ein flaues Gefühl in seinem Magen zurück. Daran war nur Snape schuld…Snape, der ihr Gespräch mit seiner bloßen, unerwünschten Anwesenheit gestört hatte. Er würde ihm schon zeigen, dass er sich von Evans fernzuhalten hatte. Dieser machte nun den Eindruck, als hätte sie ihn wirklich geschlagen. „Aber ich-“ „Wenn es dir ernsthaft leid tut, solltest du anfangen, dich zu ändern, anstatt mir nachzustellen, weil du Angst hast, ich könnte mich mit Potter anfreunden! Bis dahin haben wir uns nichts mehr zu sagen!“ Und sie ließ ihn stehen, so wie sie James einfach stehen gelassen hatte. Wobei er fand, dass er noch besser weggekommen war als Snape. Er bemerkte nur nebenbei, wie Sirius den Zauber löste…die Musik und Stimmen um sie herum nahmen wieder ihre normale Lautstärke an, doch er sah wie betäubt Evans nach, die in der Menge verschwand. Dann wanderte sein Blick zu Snape, der dort mit zusammengesunkenen Schultern stand – bis sich ihre Blicke trafen. Hass verzerrte nun die Züge des Slytherin und James begegnete ihm mit derselben Abneigung. Sofort stand Sirius neben ihm, die Augen verengt und Snape fixierend, wie ein Hund ein Kaninchen. Snapes Hand wanderte in seinen Umhang, während er sie beide abwechselnd finster anfunkelte…doch James besann sich. Er stieß Sirius an und schüttelte den Kopf, woraufhin der andere nickte. Nicht jetzt…nicht hier…aber Snape konnte sich auf jeden Fall auf was gefasst machen, so viel war sicher. Der verhasste Slytherin verengte die Augen, ehe er sich sehr eilig umdrehte und aus ihrer Sicht verschwand. Besser war es für ihn. Auch wenn Evans es nicht zu realisieren schien – James wusste, wie dieser schleimige Wurm sie ansah. Er wusste, warum er ihr nachstellte…warum es ihn wirklich so sehr traf, dass sie mit ihm gesprochen hatte. Und weil er es wusste, schürte es die Wut nur noch mehr in ihm. Natürlich hatte Snape keine Chance bei jemandem wie Lily Evans, aber allein die Tatsache, dass er es wagte, dem Mädchen nahe zu kommen, in das er schon so lange hoffnungslos verliebt war, stellte für ihn die pure Provokation dar. Es wurde Zeit, die Fronten zu klären. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)