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A Touch of Destiny

von

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Der Urlaub endet in der Tiefe des Meeres

Sira und Cathy kamen nach langem Flug endlich in der Karibik an, und konnten es kaum erwarten aus dem Flieger zu steigen, und ihre eingeschlafenen Gliedmaßen zu strecken. Lange Flüge konnten echt schlauchen, aber jetzt waren die beiden ja endlich angekommen.

Sonne, Strand und Meer, nun konnte ihr Urlaub anfangen, auf den die beiden schon lange hin gefiebert hatten. Sie waren nicht besonders wohlhabend, und musste eine Weile sparen, um sich diese Auszeit leisten zu können. Sira hatte dank ihres Vaters zwar eine eigene Kampfsportschule und etwas mehr Geld als ihre beste Freundin, allerdings wollte sie ihrem alten Herrn nicht auf der Tasche liegen und zahlte im das Geld in Raten zurück. Dadurch hatte sie im Moment auch nicht so viel mehr wie Cathy, die in einem Bücherladen arbeitete, der leider nicht allzu viel abwirft, aber ihr machte die Arbeit Spaß.
 

„Nun komm schon Sira, beeil dich mal ein bisschen.“, rief Cathy drängend und stürmte auf den Ausgang des Flughafens zu. Sira schaute ihr nach und schüttelte amüsiert den Kopf. Ist ja wieder typisch.

Ihre beste Freundin konnte es mal wieder nicht abwarten und vergaß dabei die Hälfte, nämlich ihr Gepäck.

Während Sira an der Gepäckausgabe auf ihren Koffer wartete, kam die jüngere der beiden, nach wenigen Minuten, leicht angesäuert zurück, was Sira dazu bewegte, amüsiert eine Augenbraue nach oben zu ziehen.

„Ich dachte schon du willst ab morgen im Evakostüm durch die Karibik laufen.“, scherzte die ältere der beiden und nahm ihren Koffer vom Band.

„Hättest du mir das nicht eher sagen können? Jetzt musste ich nochmal durch die ganze Halle latschen!“, meckerte Cathy, der die Situation auch etwas peinlich war, da bereits andere Urlauber über sie kicherten. Ja, wer sie nicht kannte, hielt sie wahrscheinlich für eine Chaotin, was zum Teil auch der Wahrheit entsprach.

Cathy beschloss das ganze einfach mit Lachen zu überdecken und wartete noch ein paar Minuten bis sie auch ihren Koffer in den Händen hielte und zusammen den Flughafen verließen.

Draußen angekommen stiegen die beiden in einen Shuttlebus und fuhren zu ihrem Hotel.
 

Kaum waren die beiden nach 20 Minuten am Zielort ausgestiegen, drängte Cathy ihre Freundin erneut zur Eile. Geduld war noch ihre ihre Stärke gewesen, was oft genug an Siras Nerven zehrte. Allerdings hatte die sich in all den Jahren, in denen sie sich nun schon kannten, daran gewöhnt.

„Los Sira, lass uns die Koffer ins Zimmer stellen und an den Strand gehen.“

„Mach mal langsam, wir haben zwei Wochen Zeit“, lächelte Sira als sie das Hotel betraten. Sie hatte es weniger eilig.

In der Eingangshalle erklang südländische Musik und die Damen an der Rezeption hatten alle Hände voll zu tun, den ankommenden Urlaubern ihre Zimmer zuzuteilen.

„Die sind schneller um als wir gucken können“, lachte Cathy, die das alles nicht beachtete und eilte auf den Fahrstuhl des dreistöckigen Hotels zu. Dieser öffnete sich mit einem lauten Piepton, Cathy stieg ein und der Lift schloss sich wieder.
 

„Mal sehen wie weit sie kommt“, grinste Sira in sich hinein und schritt zu einer Rezeptionsdamen um noch ein paar fehlende Daten auszufüllen und sich den Schlüssel für ihr gemeinsames Zimmer zu holen.

Nachdem sie diesen erhalten hatte, stieg sie ebenfalls in den Fahrstuhl und fuhr in die dritte Etage. Dort fand sie auch Cathy wieder, die etwas hilflos in dem langen Gang stand. War zu erwarten.

„Du bist ja richtig weit gekommen“, lachte Sira und die jüngere grinste breit.

„Tja, ich war wohl mal wieder etwas vorschnell. Welches Zimmer haben wir?“

„Du bist echt ein Blitzmerker weißt du das?“, lachte die ältere und zeigte auf eine der weißen Türen.

Die beiden stellten ihre Koffer ins Zimmer und zogen sich um. Es war bereits Nachmittag und Sira willigte ein den Rest des ersten Tages am Strand ausklingen zu lassen, was Cathy einen Freudenlaut entlockte.
 

„Ist das herrlich hier“, seufzte Cathy zufrieden und schlürfte am Strohhalm ihres Pina Colada, während sie sich von der Sonne verwöhnen ließen. Sira, die neben Cathy auf einer der grünen Strandliegen lag, und ebenso an ihrem Drink nippte, konnte dies nur bestätigen. Das würden zwei wundervolle Wochen werden. Endlich mal an nichts denken müssen und einfach die Seele baumeln lassen.

„Jetzt fehlen nur noch die hübschen Jungs“, grinste die jüngere plötzlich und Sira schaute sie fragend an. „Naja, die würden den Urlaub noch perfekt machen.“

Sira gab einen belustigten Laut von sich und schloss genießerisch die Augen.

„Dann fang schon mal an zu suchen, ich hab noch keine entdeckt“, grinste sie breit und Cathy lachte.

„Stimmt, jetzt wo du es sagst, die haben sich wahrscheinlich versteckt. Wie auch immer, lass uns schwimmen gehen“, schlug Cathy vor und stand auf.

Sira stimmte dem Vorschlag zu, verstaute ihre Sonnenbrille auf der Liege und schlenderte mit Cathy zum Wasser. Bei den Temperaturen war das Meer eine wahre Wohltat.
 

Die beiden schwammen eine ganze Weile in dem hellblauen Wasser, als plötzlich jemand schrie und damit die idyllische Ruhe beendete. Sira und Cathy sahen sich erschrocken um und bemerkten blanke Panik unter den Leuten im Meer. Jeder versuchte so schnell wie möglich an den Strand zu kommen. Cathy war total perplex durch den plötzlichen Tumult, das sie gar nicht wusste was los war, bis Sira sie ruckartig am Arm packte und auf etwas im Wasser zeigte.

„Da kommt was, wir müssen hier weg!“, schrie sie und zog ihre Freundin hinter sich her. Die realisierte nun endlich die Lage und schaute sich immer wieder panisch nach hinten um.

„Was ist das?“, rief sie hektisch und schwamm so schnell sie konnte. Der Nachteil der beiden war, das sie relativ weit hinaus geschwommen waren. Und ihre Mutter hatte immer gepredigt, das sie nie zu weit raus schwimmen sollte. Tja, Muttis haben halt doch immer recht.

Jetzt hatten sie den Salat, und mussten sie zusehen, das sie wieder Boden unter die Füße bekamen.

„Keine Ahnung, ich will es auch nicht wissen!“, kam die aufgebrachte Antwort von Sira, die wütend war, das sie dem Strand so fern waren.
 

Ein plötzlicher Schrei hinter ihr, ließ Sira in ihrer Bewegung inne halten. Mit schreckgeweiteten Augen sah sie zu ihrer Freundin, die genau hinter ihr war, und auf einmal begann panisch im Wasser zu strampeln.

„Cathy!“, schrie die junge Frau, griff nach ihrer Freundin und schaffte es ihr Handgelenk zu packen.

„Keine Sorge, ich bin bei dir. Ich lass dich nicht allein!“, versuchte sie die Jüngere zu beruhigen, hörte aber selber wie ihre Stimme vor Angst zitterte.

Sira versuchte irgendwas unter der Wasseroberfläche zu erkennen, aber das Meer war auf einmal undurchsichtig, als hätte jemand den kompletten Meeresboden aufgewühlt. Sie versuchte ihrer Freundin zu helfen, die von irgendwas drohte unter Wasser gezogen zu werden.
 

Sira hatte keine Chance, und so tauchte sie ab, in der Hoffnung irgendwas zu erkennen, aber das war extrem schwierig. Das Wasser war voller Sand und die feinen Körner brannten in den Augen.

Sira versuchte an Cathy´s Bein zu kommen und stellte mit Schrecken fest, das sich etwas um den Knöchel geschlungen hatte. Es sah aus der Nähe aus wie ein Fangarm eines Kraken und Sira gab sich alle Mühe das Bein ihrer Freundin zu befreien, jedoch reichte ihre Kraft nicht aus und zu allem Übel wurde ihr die Luft knapp.

Kurz tauchte sie auf um ihre Lungen wieder mit Sauerstoff zu füllen, da wurde Cathy plötzlich komplett unter Wasser gezogen. Der panische Schrei vom Wasser verschluckt.

Sira´s Verzweiflung wurde größer und sie tauchte hinterher, konnte jedoch nur noch erkennen, wie ihre langjährige Freundin erbarmungslos in die Tiefe gezogen wurde, ihr Blick flehend auf Sira gerichtet.

Doch die konnte nur hilflos zusehen.
 

Ein plötzlicher Ruck durchfuhr die 25 jährige und sie wurde an die Wasseroberfläche gezerrt und auf ein Boot gehievt. Sie wehrte sich gegen die Arme ihrer Retter, wollte ihrer Freundin nach wie vor helfen, obwohl sie wusste das es zu spät war.

Niedergeschlagen gab sie auf und das Boot fuhr schnell an den Strand zurück. Der Trubel der dort herrschte interessierte Sira nicht. Sie blendete einfach alles aus.

Geschockt und verwirrt strauchelte sie zu ihren Sachen bei den Strandliegen, und ließ sich erschöpft darauf fallen. Auf die Fragen ob sie verletzt wäre und Hilfe bräuchte, schüttelte sie den Kopf. Sie wollte nur noch ihre Ruhe.
 

Lange saß sie im Sand und trauerte, verstand nicht warum das passiert war. Gleichzeitig war sie wütend auf sich selber, hatte sie Cathy nicht helfen können. Jahrelanges Training im Kampfsport umsonst.

Erst als es dunkel war stand Sira auf und zog sich ihre Schuhe an, die kurze dunkelrote Short´s und das schwarze Oberteil.

Der Strand war inzwischen wie leergefegt, was Sira nur begrüßte. Gedankenverloren schritt die braunhaarige zum Wasser, welches ruhig unter dem sternenbehangenen Nachthimmel lag. So idyllisch wie eh und je, als wäre nie etwas grausames vorgefallen.

Stille Tränen fanden den Weg über ihre Wangen und sie starrte auf die schwarze Wasseroberfläche. Nach einiger Zeit wandte Sira sich ab und wollte zurückgehen, als sie eine Bewegung im Augenwinkel stoppen lies. Sie schaute zurück auf das Meer und dachte im ersten Moment ihre Sinne spielten ihr Streiche, ließen sie jetzt auch noch durchdrehen. Als sie aber nochmal genauer hinschaute bemerkte sie tatsächlich eine Bewegung im Wasser und ihre Augen weiteten sich. Konnte es sein das.....
 

Sie spürte Wut in sich hoch kriechen, Wut auf das Wesen, welches ihr ihre beste Freundin genommen hatte.

„Warum bist du zurück gekommen, hast du noch nicht genug!?“, knurrte die junge Frau über das Wasser und setzte einen Fuß ins Meer. Sie wusste selber nicht genau warum sie das tat, aber irgendein innerer Drang bewegte ihre Beine wie von allein. Vielleicht war es Verzweiflung, vielleicht aber auch der unermessliche Drang, Cathy wieder zu sehen. Dort wo sie jetzt war, und auf sie wartete.
 

Immer weiter schritt Sira ins Wasser, das Gesicht vor Wut verzerrt, und die Augen starr auf das Wasser gerichtet. Alles war ruhig, auch als sie bereits bis zum Ellenbogen im Wasser stand. Das, was sie als nächstes Tat,sollte sich als reiner Selbstmord rausstellen. Sie ging noch ein Stück weiter und tauchte ab.

Sira schaute durch das dunkle Wasser und fand schließlich wonach sie gesucht hatte.

Schnell raste ein Fangarm heran und wickelte sich um ihre Hüfte. Sie hatte nicht die leiseste Chance gegen dieses Ding, doch das war ihr im Moment egal. Sie schaute noch einmal nach oben und sah das Spiegeln des Mondes an der Wasseroberfläche, bevor auch sie in die Tiefe gezogen wurde und ihre Welt schwarz wurde

Gestrandet

Nur langsam kamen ihre Sinne wieder. Sie hörte das rauschen des Meeres und vereinzelt drang das Kreischen von Möwen an ihre Ohren. Ihr ganzer Körper fühlte sich taub an, mit Ausnahme ihrer Hüfte, wo das Monster sie fest umklammert hatte. Anscheinend hatte es ihr dabei ordentlich zugesetzt, denn sie schmerzte höllisch. Sie fühlte den warmen Sand unter sich, auf dem sie halb bäuchlings lag, und spürte die brennende Hitze auf ihrem Rücken. Irgendwo in ihrem Kopf begann es zu arbeiten. Versuchte sich zu erinnern was geschehen war.
 

Plötzlich mischten sich noch andere Geräusche unter die des Meeres und der Vögel. Es klang wie Stimmen, erst ziemlich weit entfernt und dann immer näher.

„Leutnant Groves, kommt schnell, hier liegt eine junge Frau am Strand!“ rief eine männliche Stimme nun direkt neben ihr, allerdings konnte Sira durch den Sand nicht wahrnehmen wie viele Leute nun bei ihr standen und hektisch irgendwas murmelten.

„Oh Gott, nicht schon wieder.“, erklang, nach kurzer Pause, die Stimme des gerufenen Leutnant.

„Mr. Murtogg, sie und Mr. Mullroy geben sofort dem Commodore Bescheid!“, befahl der Leutnant und kniete sich dabei vor Sira in den Sand, während die anderen beiden die Beine in die Hand nahmen und verschwanden. Sira spürte wie eine Hand über ihren Hals strich und zwei Finger auf ihrer Hauptschlagader zum liegen kamen.

„Lebt sie noch?“

Noch eine Stimme. Wie viel sind denn das noch, komm schon Sira, beweg dich. Ihre innere Stimme schalte. Doch sie konnte keinen Muskel rühren.

„Ja, zum Glück scheint sie bloß Bewusstlos zu sein.“, atmete der Leutnant erleichtert aus.

„Meine Herren, mir wurde soeben berichtet das wieder jemanden gefunden wurde.“, mischte sich eine misstrauische Stimme in das Geschehen, und die prüfende Hand des Leutnant verschwand von ihrem Hals.

„Ja Sir, diese junge Frau hier“, erstattete dieser dem Commodore Bericht und Besagter kniete sich ebenfalls zu Sira herunter. Zumindest vermutete Sira es, da sie das rascheln von Stoff vernahm, und das knittern von Leder, wahrscheinlich Stiefel.
 

„Sie scheint ordentlich was durchgemacht zu haben, seht euch die ganzen Prellungen an, vor allem an ihrer Hüfte.“

„Ich sehe es Leutnant Gilette.“, war die jetzt etwas besorgte Antwort des Commodore, und er zog ihr den Saum des Oberteils wieder nach unten.

Zu freundlich.

Anscheinend war es ihr bei der Strandung nach oben gerutscht, wodurch die Männer die Verletzung sehen konnten. Von ihren fast nackten Beinen ganz zu schweigen, aber das störte sie weniger. Dennoch wollte Sira verzweifelt ihre Augen öffnen, dieser misslichen Lage entkommen, und schaffte es nach einiger Anstrengung endlich.
 

Die Sonne stach heftig, wodurch die ihre Augen paar mal wieder zusammen kniff, bevor sie halbwegs erkennen konnte, was um sie herum geschah. Sie erkannte schwarze Lederstiefel vor ihrem Gesicht und blaue, aufwendig verzierte, Mäntel, als ihr Blick suchend nach oben glitt. Daneben erkannte sie noch jemanden, dessen Mantel und Hut noch etwas aufwendiger gestaltet waren. Was sie jedoch ins zweifeln brachte, waren die weißen Perücken und die großen Hüte.

Sira stöhnte innerlich. Das konnte doch nicht wahr sein.Wo um alles in der Welt war sie hier nun wieder gelandet. Das war entweder ein schlechter Traum, oder sie wurde verrückt, wobei sie sich ersteres wünschte.

„Sir, sie wacht auf!“, rief eine aufgebrachte Stimme.

Muss der so herumbrüllen! Sira hatte heftige Kopfschmerzen und stöhnte erneut genervt auf.

„Das sehe ich selbst, haben sie und Mr. Mullroy nicht was zu tun, oder steht die Intercepter jetzt ohne Bewachung im Hafen!“, kam die scharfe Antwort des Commodore, bevor er sich wieder der Frau vor ihm im Sand widmete.

Sira versuchte indessen irgendwie hochzukommen, wurde aber von einem heftigen Schmerz in ihrer Körpermitte daran gehindert und sackte mit schmerzerfülltem Keuchen wieder zusammen.
 

„Langsam Miss, ihr seit schwer verletzt.“, sagte Gilette und wollte sie am Arm festhalten, welcher von Sira heftig weggezogen wurde.

„Finger weg!“, zischte sie und funkelte den Mann zornig an. Dieser zuckte, erschrocken über die plötzliche Gegenwehr, ein Stück zurück.

„Leutnant Gilette, berichtet umgehend Lord Beckett und veranlasst das ein Arzt sich um die Frau kümmert.“

Na wunderbar, erst ein Leutnat, dann ein Commodore und jetzt auch noch ein Lord. Gehen die hier die komplette Palette der Marine durch oder was!

„Jawohl Sir.“, gab Gilette zurück und eilte los um den Befehl auszuführen. Der Commodore wandte sich wieder an Sira, die erneut die Arme in den Sand stützte um aufzustehen, jedoch von dem Mann mit dem prunkvollen Mantel abgelenkt wurde.

„Wie ist euer Name Miss?“, fragte er und Sira war kurz perplex darüber. Sie hielt inne und sah den großen Mann vor ihr an.

Geht euch einen Dreck an.

„Ich heiße Sira. Sira Grey.“, beantwortete sie dennoch seine Frage.

„Nun Miss Grey, mein Name ist Commodore James Norrington und der Herr neben mir ist Leutnant Groves.“, stellte er sich und den anderen vor.

Was du nicht sagst, und wen interessiert das!?

„Schön zu wissen!“, war Sira´s trockene Antwort und sie setzte ihr eigentliches Vorhaben fort. Groves Augenbraue wanderte erstaunt Richtung Perückenansatz und Norrington atmete hörbar aus und verdrehte die Augen, bevor er Sira am Arm ergriff und Groves befahl dasselbe auf der anderen Seite zu tun. Sira stockte kurz und knurrte.

„Finger weg habe ich gesagt!“

„Miss, wie ihr wohl bereits gemerkt habt, schafft ihr das nicht alleine“, war die genervte Antwort des Commodore, der nun auch noch einen Arm um ihre Hüfte legte, was in Sira ein mulmiges Gefühl hoch kriechen ließ.

„Was soll das werden?“, fragte sie mit etwas zittriger Stimme und wagte nicht sich zu bewegen.

„Ganz Ruhig Sira, ihr müsste gerade hoch kommen, sonst sitzt ihr gleich wieder im Sand“, erklärte er und mit einem Zeichen zu Groves hoben sie Sira ruckartig hoch. Mit einem kurzen Schmerzensschrei stand Sira etwas wackelig auf ihren Beinen und atmete paar mal tief ein und aus.

Na warte!

„Seht ihr?“, lächelte Norrington sanft und erntete einen wütenden Blick seitens Sira.

Findet der das etwa auch noch witzig!

Trotzdem war sie froh, nicht mehr hilflos im Sand zu liegen. Von beiden Seiten gestützt, gingen sie langsam den Strand entlang.
 

„Schon wieder eine junge Frau sagt ihr?“

„Ja Lord Beckett, wir fanden sie vor einer Stunde am Strand.“

„Interessant, das ist die zweite innerhalb einer Woche, ich wüsste gerne was das zu bedeuten hat.“ Nachdenklich schaute der Mann,hinter dem großen Schreibtisch, mit seinen kalten Augen in den Raum.

„Meint ihr es gibt einen Zusammenhang zwischen den beiden?“ fragte Gilette, der ehrfürchtig vor dem Lord stand und die Arme hinter dem Rücken verschränkte.

„Wir werden sehen was sie zu sagen hat, die andere Dame behauptet ja von nichts zu wissen, allerdings hat sie einen sehr zweifelhaften Namen.“, sagte er und machte eine kurze Pause. „Bringt sie zu mir!“, befahl er und widmete sich wieder seinen Dokumenten zu.

„Aber Sir, sie ist stark verwundet.“, entgegnete der Leutnant aufgebracht, strafte sich aber sogleich innerlich dafür. Dem Lord hatte niemand zu widersprechen.

„Nun, wenn sich raus stellt das sie ein Pirat ist verkürzen wir ihr Leiden“, hallte die erbarmungslose Stimme Becketts durch den Raum und schickte Gilette mit einer Handbewegung fort.
 

Unweit entfernt saß eine andere junge Frau in der Bibliothek eines Gouverneurs und schaute abwesend auf das Buch auf ihrem Schoss.

„Cathy, was ist los? Dein Blick ist sorgenvoll“, erklang eine Stimme und riss sie aus ihren Gedanken.

„Oh Elizabeth, ich hab dich gar nicht gehört, entschuldige“, lächelte Cathy leicht und sah zu der Gouverneurstochter, die sich neben sie auf das große Sofa setzte.

„Was bedrückt dich?“,

„Ich weiß überhaupt nicht was los ist, ich weiß fast nichts mehr.“, fing Cathy an zu sprechen und tränen sammelten sich in ihren Augen. Natürlich war sie traurig. Aber sie war auch wütend. “Ich weiß nicht warum ich hier bin. Ich bin kein Pirat, das ist nur Zufall das ich genauso heiße. Ich weiß noch nicht mal wer dieser Davy Jones ist“

„Ich glaube dir“, sagte Elizabeth und schaute Cathy mitfühlend an. Sie wusste um ihre Umstände, und auch das ihr Leben an einem seidenen Faden hing, sollte Beckett seine Meinung nicht ändern. Er hielt sie zweifelsohne für einen Piraten, und nur weil ihr Name Jones ist.

„Versteh mich bitte nicht falsch, ich liebe das Kleid was du mir gegeben hast und auch das ich bei dir und deinem Vater bleiben darf.“ Mit verschleierten Augen sah sie die Tochter des Gouverneurs an. „Aber ich will nach Hause, ich gehöre hier nicht hin. Und vor allem....will ich Sira bei mir haben!“, brachte sie hervor und fing schrecklich an zu weinen. Elizabeth legte tröstend die Arme um Cathy und schaute zu ihrem Vater, der in dem Moment in die Bibliothek kam.

„Nun Cathy“, begann er zu sprechen „dann kann ich vielleicht ein wenig Hoffnung schenken, wenn ich dir sage das soeben eine weitere Frau am Strand gefunden wurde.“

Cathy riss die Augen auf und starrte den Mann mit der langen graugelockten Perücke an.

„Was, wo ist sie?“

„Auf dem Weg zu Cutler Beckett.“

Cutler Beckett

Norrington schaute seinem untergebenen Leutnant entsetzt an, als dieser ihm den Befehl überbrachte, die Frau zu Lord Beckett zu bringen. Sira selbst, nahm das nur am Rande war. Sie war verwirrt und ziemlich schwach, hatte große Mühe sich auf den Beinen zu halten und wenn Norrington und Groves nicht wären, würde sie schon längst nicht mehr stehen. Innerlich dankte sie den Männern.

Zähneknirschend nickte der Commodore und die drei setzten ihren Weg fort. Er fragte sich was Beckett so dringendes von der Frau wollte, das er ihr keine Ruhe gönnte, zumal Gilette ihm geschildert hatte in welchem Zustand sie sich befand. Mit Sorge in den Augen schaute er zu Sira und drückte sie automatisch etwas fester an sich. Ihm war nicht entgangen das sie immer mehr abbaute und er war erstaunt das sie überhaupt noch lief. Was sich natürlich jeden Moment ändern könnte.

Lange konnte er seinen Gedanken jedoch nicht nachhängen, denn schneller als gedacht kamen sie vor dem Büro von Cutler Beckett an und traten ein.
 

„Lord Beckett“, verkündete Norrington und neigte den Kopf. Groves tat es ihm gleich, nur Sira rührte sich nicht, beobachtete nur wie ein etwas kleinerer, leicht untersetzter Mann sich von dem Geländer des Balkons abwandte und auf sie zutrat. „Das ist die Frau die wir fanden.“, endete Norrington, als der Lord genau vor ihnen stand und die junge Frau musterte. Jetzt stellte Sira fest, das er nur wenige Zentimeter größer war als sie und mit 1.65m war sie wirklich nicht groß. Die Dominanz in seinen Augen war unverkennbar und seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben, als er sie genau betrachtete. Normalerweise hätte ihre innere Stimme irgendein Kommentar zu seinem Blick erwidert, aber selbst dafür war Sira mittlerweile zu schwach.

Sie kam dennoch nicht drumherum diesen Blick irgendwie anziehend zu finden, zumal er in seiner dunkelbraunen Uniform eine stattliche Erscheinung hatte. Als wenn man in so einer Situation an nichts anderes denken könnte, als den Mann, der selbstgefällig vor ihr stand, und wahrscheinlich auch noch gefährlich war, anziehend zu finden.
 

„Es ist mir eine Freude Miss...“

„Grey. Sira Grey“, ergänzte sie seinen Satz und versuchte sich nicht all zu viel Schwäche anmerken zu lassen, denn der Typ sah so aus als wenn er sich an dem Leid anderer ergötzte. Allerdings war es nicht schwer ihren Zustand zu erkennen.

„Nun Miss Grey, setzt euch, wir wollen euch ja nicht überanstrengen“, sagte Beckett mit einem leicht spöttischen Grinsen und zeigte auf einen Sessel. Norrington musste sich bei diesem Satz ein verächtliches Schnauben unterdrücken.

„Meine Herren, ihr könnt nun gehen. Es bedarf eurer Dienste vorerst nicht weiter.“

Die beiden Männer wechselten kurz einen zweifelnden Blick und schauten dann zu Sira, die mit einem schwachen Nicken zu verstehen gab, das es in Ordnung sei. Langsam ließen der Commodore und sein Leutnant die junge Frau los und verließen wie befohlen den Raum.
 

Mit einem überlegenen Lächeln trat Beckett auf Sira zu und bot ihr seinen Arm an.

„Soll ich euch helfen?“ fragte er und Sira hätte ihm dafür am liebsten ihr ausgiebiges Vokabular an Schimpfwörtern demonstriert, beließ es aber bei einem vernichtendem Blick. Bedauernswerterweise ließ den Lord das völlig kalt. Sich schließlich ergebend nahm Sira das Angebot an, und griff zitternd nach seinem dargebotenen Arm. Gerade noch rechtzeitig, denn sonst hätte sie im nächsten Moment erschöpft vor ihm auf dem Boden gesessen.
 

Langsam führte Beckett die Frau zu dem Sessel und so vorsichtig es ging versuchte Sira sich zu setzen. Es wäre wirklich eine wohltat gewesen, doch es sollte nicht sein. Sie sog scharf die Luft ein und richtete sich unter heftigen Schmerzen ruckartig wieder auf. Dabei krallte sie sich an Beckett fest, der sie perplex anschaute, da er sich schon von ihr abgewandt hatte, und griff in der nächsten Bewegung zum Schreibtisch, um Halt zu finden.

„Danke, aber ich stehe lieber“, sagte Sira mit genervtem Grinsen, nachdem sie den Lord losgelassen hatte. Der nahm nun wieder seine Hände von ihrer Hüfte, nachdem er aus Reflex nach Sira gegriffen hatte um sie zu stützen. Sie atmete erleichtert aus. Zum einen weil seine instinktive Geste ihr wehtat, und zum anderen weil ihr dadurch ein ungeheuerlicher Schauer über den Rücken gelaufen war.
 

Beckett räusperte sich kurz und entfernte sich ein paar Schritte von ihr. Er ging zu einem kleinen Tisch auf dem eine Karaffe und Gläser standen.

„Nun, wie ihr wollt Miss Grey“, sagte er und goss eine bronzefarbene Flüssigkeit in zwei Gläser. Er trat wieder an Sira heran und bot ihr ein Glas an. Ihre blaugrünen Augen musterten erst skeptisch das Glas und dann Beckett, bevor sie schließlich danach griff.

„Keine Sorge, das ist bloß Cognac. Ich will ein paar Informationen von euch, da wäre es doch unklug euch vorher umzubringen. Sira verdrehte genervt die Augen.

„Ich habe auch nichts anderes erwartet“, sprach sie mehr zu sich selber und leerte das Glas. Sie spürte wie der Alkohol ihren Körper von innen kurz erwärmte, doch leider war das auch das einzige.
 

„Was wollt ihr wissen Lord Beckett?!“Sira bemühte sich um eine feste Stimme und schloss wegen des leichten Schwindelgefühls die Augen. Ihre Sinne schwanden weiter und sie hatte große Mühe sich auf den Beinen zu halten. Lange hielt sie das nicht mehr aus.

„Mich interessiert woher ihr kommt Miss Grey“, begann er und goss sich ein weiteres Glas ein , bevor er sich wieder herumdrehte und Sira genau musterte. Sein Blick blieb an ihren langen Beinen hängen und an den vielen blauen Flecken, die sich darauf befanden. Ihm war der Anblick zwar etwas unsittlich, da sie nur die kurze dunkelrote Shorts trug, aber es gefiel ihm auch auf eine Art und Weise, die seine Mundwinkel erneut nach oben zucken ließ.

„Aus England“, entgegnete Sira ihm, hielt die Augen weiterhin geschlossen. Es war mehr oder weniger die Wahrheit, auch wenn alles dafür sprach das sie nicht mehr im 21. Jahrhundert war. Die Vorstellung war zwar ziemlich grotesk, aber leider eine Tatsache.

„Eine lange Reise, und nicht ganz unbeschwert wie mir scheint“, bohrte Beckett unbeeindruckt weiter und nippte an seinem Cognac.

„Wohl wahr“, flüsterte Sira angestrengt, und krallte sich regelrecht am Tisch fest. Sie zitterte am ganzen Körper.

„Wie seit ihr nach Port Royal gekommen?“,fragte Beckett weiter und schritt nun zu seinem Schreibtisch. Er lehnte sich mit der Hüfte seitlich an den Tisch und blickte in Siras blaugrüne Augen, die sie nun wieder geöffnet hatte. Auf seine Frage wusste Sira keine Antwort, jedenfalls keine logische. Sie war letztendlich plötzlich hier gelandet, wie auch immer das möglich war.

„Ich weiß es nicht mehr, ich erinnere mich nur noch an Fangarme, riesige Fangarme“, keuchte sie und dachte schmerzlich an das Untier zurück, welches erst Cathy und dann sie mit sich gerissen hatte. Beckett verlor bei der Aussage sein Gesicht und starrte sie geschockt an. Er trat noch näher auf Sira zu, dachte er habe sich verhört.

„Könnt ihr das nochmal wiederholen?“, fragte er nochmal nach und Sira´s Blick war glasig als sie ihm in die Augen sah.

„Monster“, war das einzige was sie noch hervorbringen konnte, bevor ihre Kräfte sie komplett verließen und Beckett sie gerade noch auffangen konnte, bevor ihr Kopf auf die Tischplatte schlug und sie Bekanntschaft mit dem hölzernen Fußboden machte.
 

Er hob die bewusstlose Frau hoch und befahl seinen Wachen Norrington zu holen, der hatte sie schließlich angeschleppt. Beckett setzte Sira derweil auf einem der beiden braunen Sessel ab und schaute sie nachdenklich an. Stimmte die Geschichte die sie ihm erzählte, oder verbarg sie irgendwas? Dieses 'Monster', wie sie es nannte, konnte eigentlich nur der Krake von Davy Jones sein.

Wenn sie dem Kraken wirklich begegnet war, ist sie ja noch glimpflich davongekommen. Normalerweise war die Chance so etwas zu überleben sehr gering. Bei den Gedanken an Jones Haustier schnaubte Beckett wütend und rieb sich das Nasenbein. Dieses Ungeheuer musste unbedingt aus der Welt geschafft werden, da es auch seine Pläne durchkreuzte. Viel zu lange trieb es in diesen Gewässern schon sein Unwesen. Unzählige Handelsschiffe hatte es schon zerstört, darunter auch einige der East India Trading Company.

Darum würde er sich später kümmern, und in seinem durchtriebenen Kopf reifte auch schon etwas heran. In diesem Moment öffnete sich die Tür seines Büros.
 

„Ihr habt nach mir rufen lassen Lord Beckett.“, salutierte Norrington, als er mit kühlem Blick in den Raum trat.

„Allerdings. Ihr könnt Miss Grey wieder mit nehmen. Ich habe die Informationen die ich brauche, zumindest vorerst.“ Den letzten Teil seines Satzes flüsterte Beckett mehr zu sich selber als zu Norrington. Dieser nickte und trat eilig auf Sira zu. Seine Augen verengten sich kurz bei ihrem Anblick, hatte Beckett es anscheinend geschafft das letzte aus ihr herauszuholen. Mit besorgtem Blick hob er den bewusstlosen Körper auf seine Arme und verließ schnellen Schrittes das Büro, um sie endlich zu einem Arzt zu bringen.

Wie im fliegenden Wechsel, betrat Becketts engster Vertrauter, Ian Mercer, das Büro und schaute dem Commodore noch kurz nach, bevor er sich an seinen Lord wandte.

„Nun, was denkt ihr über sie mein Lord?“ seine listige Stimme triefte vor dem Verlangen nach Wissen. Egal um was oder wen es auch ging, Mercer wollte alles wissen. Am liebsten waren ihm Informationen die er an Beckett aushändigen konnte um andere in den Dreck zu ziehen. Er liebte schmutzige und hinterhältige Geschäfte.

„Wir werden sehen Mister Mercer. Sie werden die Frau in nächster Zeit etwas beobachten. Finden sie heraus ob es einen Zusammenhang zwischen ihr und dieser Cathy Jones gibt“, sagte Beckett, und goss sich ein neues Glas Cognac ein.

Mercer nickte und ein zufriedenes Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Er machte auf dem Absatz kehrt und eilte aus dem Büro, um seinem Befehl nachzukommen.
 


 

Cathy rannte mit Elizabeth zum Hafen, genauer gesagt zum Haupthaus, indem sich auch das Büro Lord Becketts befand. Kurz bevor sie es erreichten, kam ihnen jedoch der Commodore entgegen, auf seinen Armen einen bewusstlose Frau. Cathy traten erneut die Tränen in die Augen, allerdings diesmal vor Freude. Sie erkannte schon von weitem, wen er da trug.

„SIRA“, schrie Cathy und stürmte auf Norrington los. Der blieb erschrocken stehen, als die Frau mit den hellbraunen Haaren auf ihn zu rannte.

„Cathy, warte“, rief Elizabeth ihr noch hinterher, doch ohne Erfolg. Cathy überhörte sie, also blieb der Gouverneurstochter nichts anderes übrig, als eilig hinterher zu hetzen.

Als sie bei den beiden ankam, strich Cathy ihrer bewusstlosen Freundin eine ihrer samtbraunen Strähnen aus dem Gesicht. Sie weinte bei ihrem Anblick und fragte sich erneut, warum das passieren musste.

„Cathy“, sagte Elizabeth tröstend und legte ihr mitfühlend eine Hand auf die Schulter. Norrington, der die Situation langsam verstand, schaute wieder besorgt auf die Frau in seinem Armen, bevor er sich an Cathy wandte.
 

„Ihr kennt sie.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, die Cathy bejahte.

„Ja. Sira ist meine beste Freundin. Sie hat ihr Versprechen gehalten“, erklärte sie und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen. Sie wollte vor Sira nicht weinen, auch wenn diese das nicht mitbekam.

Cathy fiel bei dem Anblick ihrer Freundin plötzlich alles wieder genau ein, was der Schock verborgen hatte. Der Tag am Strand. Das Ungeheuer in der tiefe des Meeres.

Elizabeth und Norrington tauschten kurze Blicke, bevor die beiden Cathy fragend ansahen.

„Wie meinst du das, sie hat ihr Versprechen gehalten?“, fragte die Tochter des Gouverneurs und schaute ihre neue Freundin verwirrt an.

„Sie hat versucht mir zu helfen, hat mir versprochen bei mir zu bleiben als mich irgendwas in die Tiefe des Meeres gezogen hatte, hat gesagt, das sie mich nicht alleine lässt.“, schluchzte wieder Cathy und lächelte gleichzeitig glücklich, ihre beste Freundin vor sich zu sehen. „Sie hat ihr Versprechen gehalten.“

Wieder vereint

Keine Sekunde wich Cathy vom Krankenbett ihrer Freundin. Seit zwei Tagen wachte sie nun schon so über Sira. Nur mit viel zureden schaffte es Elizabeth, das sie zumindest mal was aß oder an die fische Luft ging. Cathy missfiel das jedes mal, wollte sie doch bei Sira bleiben, über sie wachen, so wie Sira es immer bei ihr getan hatte, wenn sie mal wieder was angestellt hatte oder schusselig war.

Sira war schon immer der kühlere und überlegenere Kopf von beiden gewesen, während Cathy sich nie groß Gedanken über irgendwas gemacht hatte, und sich so schnell in irgendwelche Miseren geritten hatte. Aber immer war Sira bei ihr und half ihr wieder raus, machte sich danach meistens lustig über sie, aber nie war sie wirklich böse. Das hatte Cathy nur ein einziges Mal bei Sira erlebt. Einmal hatte sie es richtig übertrieben, sich auf Drogen eingelassen weil ihr damaliger Freund sie dazu überredet hatte. Das brachte Cathy in richtige Schwierigkeiten. Aber auch in der Zeit, war Sira bei ihr. Sie hatte Cathy die Hölle heiß gemacht und das Fürchten gelehrt, und ihr wahrscheinlich auch nie verziehen. Genau wusste Cathy es zwar nicht, aber sie ging stark davon aus, Grund genug hätte sie dazu. Sira hatte damals Kopf und Kragen riskiert um sie da raus zu holen.
 

Die Erinnerungen veranlassten Cathy zu einem leichten Lächeln und sie strich ihrer langjährigen Freundin eine ihrer samtbraunen Strähnen aus dem Gesicht.

„Ich bin so froh dich zu haben Sira, bitte wach wieder auf“, flüsterte sie ihr zu und spürte, wie neue Tränen ihre Wange herunter liefen. Sie versuchte sich ein Schluchzen zu unterdrücken, wusste sie ja wie es Sira immer genervt hatte wenn sie weinte, doch sie schaffte es nicht. Sie war eindeutig zu nah am Wasser gebaut. Doch in dem Moment, indem sich Cathy ihre Tränen wegwischte, regte sich etwas neben ihr.

„Bist du schon wieder am heulen.“, drang eine heisere Stimme an ihr Ohr. Cathy sah erschrocken zu Sira. Die hatte die Augen nach wie vor geschlossen, doch ein schmales Grinsen zierte ihr Gesicht. Cathy sprang von ihrem Hocker auf und umarmte stürmisch ihre Freundin.

„Oh Gott Sira, ich bin so froh das es dir besser geht“, jubelte sie und erntete dafür ein genervtes Stöhnen.

Muss das sein!

Sira hasste solche überschwänglichen Gefühlsmomente und ihre innere Stimme meldete sich auch endlich wieder.

„Wenn du so weiter machst nicht mehr!“, schnaubte Sira und Cathy ließ von ihr ab. Ein breites Grinsen lag auf ihrem Gesicht, als sie Sira anstrahlte.
 

„Dir geht es wirklich besser.“, lachte Cathy über Siras schon vorhandenen Sarkasmus. „Hast du Hunger? Oder Durst? Soll ich dir was holen?“, fragte die hellbraunhaarige fröhlich und half Sira sich aufzusetzen.

„Cathy!“, murrte Sira und lehnte sich mit dem Rücken vorsichtig an die Kissen.

„Ich hab schon verstanden, entschuldige.“, lachte Cathy und setzte sich wieder auf ihren Hocker. So ganz wollte sie dennoch nicht locker lassen. Warum auch, ihr machte es Spaß Siras Nerven zu reizen.

„Sag trotzdem, wie geht es dir?“, begann sie erneut und schaute Sira glücklich an.

„Etwas besser, außerdem müsstest gerade du wissen, das mich so schnell nichts umbringt.“, grinste Sira nun und schloss wieder die Augen. Es ging ihr in der Tat schon besser, allerdings war sie noch sehr müde. Erst als sich Cathy nach einigen Minuten mit ernster Stimme wieder meldete, öffnete Sira ihre Augen wieder und schaute sie an.

„Sira, du weißt gar nicht wie froh ich bin das du hier bist. In den letzten fünf Tagen bin ich fast Wahnsinnig geworden, und dachte ich würde dich nie wieder sehen.“ Sira wandte ihren Blick ab und schaute in den Raum Sie lauschte ruhig Cathys Worten, bevor sie Cathy Stirnrunzelnd ansah.
 

„Wieso fünf Tage?“, fragte Sira sichtlich verwirrt und Cathy schaute ihr etwas perplex in die blaugrünen Augen.

„Ich bin seit sieben Tagen hier und vor zwei Tagen hat man dich am Strand gefunden.“, versuchte Cathy zu erklären, was Sira aber nicht zu reichen schien.

„Bist du sicher?“, fragte die ältere der beiden nach und bekam ein bestätigendes Nicken.

„Ja. Du kannst auch gerne diesen Commodore, oder so, fragen. Seine Leute haben dich gefunden.“

„Das weiß ich, mein Gedächtnis funktioniert prima, aber wieso erst nach fünf Tagen. Ich hatte mich noch am selben Abend diesem Kraken gestellt.“ erklärte Sira ihrer Freundin, welche sie nun geschockt anstarrte.
 

„Du hast WAS gemacht?!“ Cathy blieb fast die Luft weg, ein Anblick, der Sira unwillkürlich Grinsen ließ.

„Naja, ich wollte dir nach, wurde aber auf ein Boot gezogen und an Land gebracht. Ich saß den ganzen Nachmittag noch am Strand und als es Abend wurde ging ich wieder ins Wasser und forderte dieses Vieh heraus. Ich hatte dir schließlich was versprochen.“, lächelte Sira beim letzten Teil ihres Satzes und schaute Cathy in ihre haselnussbraunen Augen, die sich, mal wieder, mit Tränen füllten.

Boahr, wehe du heulst wieder!

Cathy schaffte es diesmal jedoch, zur Freude Siras, ihre Fassung zu bewahren.

„Du hast dich wegen einem Versprechen diesem Ungeheuer gestellt?“, fragte sie verwundert und konte sich nicht vorstellen, das jemand so weit gehen würde.

„Nein. Ich habe mich wegen DIR diesem Ungeheuer gestellt Cathy. Irgendjemand muss ja auf dich aufpassen, du Chaotin.“ lachte Sira und zog Cathy in eine seltene Umarmung ihrerseits.
 

Elizabeth betrat das Krankenzimmer mit dem Vorhaben Cathy nach draußen zu bewegen und machte sich innerlich auf ein tierisches Theater bereit.

Als sie erwartungsvoll die Tür öffnete, blieb sie jedoch erstaunt stehen. Cathy stand überglücklich am Bett und umarmte eine wache Sira. Mit einem breiten Lächeln trat sie auf die beiden zu.

„Das ist doch mal eine Freude“, lächelte sie die beiden Freundinnen an, die sich nun voneinander lösten. Grinsend stellte sich Cathy neben Elizabeth und deutete auf Sira.

„Oh ja das ist es. Lizbeth, darf ich dir Sira vorstellen. Sira, das ist Elizabeth. Sie ist die Tochter des Gouverneurs dieses Ortes, und hat mir in den letzten Tagen sehr geholfen. Ich habe sie als liebe Freundin gewonnen, weshalb ich sie auch beim Spitznamen nennen darf“, sprudelte Cathy munter drauf los, was Sira zu einem amüsierten Schnauben veranlasste. Cathy hatte schon immer das Talent schnell Freunde zu finden, wenn auch nicht immer die richtigen. Sira und Elizabeth begrüßten sich kurz, bevor die Blonde der, trotz allem noch kranken Frau, wieder mehr Freiraum ließ.
 

„Wie fühlt ihr Euch Sira? Ihr habt uns lange Sorgen bereitet.“

„Schon besser, aber bitte, Ihr könnt mich ruhig duzen.“

„Gerne, aber nur wenn du das selbe bei mir tust“, lächelte Elizabeth und Sira stimmte nicken zu. Cathy war froh das die beiden sich anscheinend gut verstanden, so waren sie nicht mehr ganz allein an diesem fremden Ort. Die drei unterhielten sich noch eine Weile, da Elizabeth mehr über die beiden wissen wollte. Diese erklärten es ihr so gut es ging, ließen dabei aber die ein oder anderen Sachen aus, und jedes mal wenn Cathy drohte etwas falsches herauszurutschen, bedachte Sira sie mit einem scharfen Blick.

Elizabeth war zwar nett, aber Sira war dennoch misstrauisch und als Cathy von ihrem Gespräch mit Beckett erzählt hatte, schwor sich Sira noch mehr auf der Hut zu sein.
 

Weitere drei Tage vergingen, in denen Sira das Bett hüten musste, auch wenn es sich als schwierig gestaltete. Sira hasste Ärzte und es scherte sie einen Dreck was diese ihr rieten. Mal ehrlich, wer hört schon auf solche Besserwisser.

Sie war der Meinung schon aufstehen zu können und jagte den Arzt jedes mal zum Teufel, als dieser kam um sie zu untersuchen. Trotz aller Gegenwehr Siras, schaffte er das auch immer und sah dann zu das er schnell aus dem Zimmer kam.

Einmal musste Norrington mit anpacken, weil Sira die Flucht ergriffen hatte und genau in ihn rein gelaufen war, als er die beiden Freundinnen besuchen wollte. Er hatte von Elizabeth erfahren das Sira wach war, und kam die beiden jeden Tag besuchen, wenn es seine Dienstzeiten zuließen. Er sah es irgendwie als seine Pflicht an, den beiden Frauen zu helfen.
 

Nachdem Sira in ihn rein rannte, hatte er sie, unter heftigen Protest, zurück geschleift und, zum dank des Arztes, festgehalten. Obwohl er erstaunt war, wie kräftig sich die junge Frau schon wieder wehren konnte, war sie dennoch zu schwach um gegen ihn anzukommen. Eine Tatsache, die Sira gehörig die Laune vermieste. Er hatte ihre Handgelenke von hinten gepackt und sie an sich gedrückt wie ein Schraubstock, jedoch darauf geachtet der Frau nicht unnötig Schmerzen zu bereiten. Als der Arzt ihre Hüfte untersuchte, hatte Norrington aus Anstand weggesehen, um Sira nicht noch mehr Grund zum aufregen zu geben.

Cathy hielt sich dabei immer im Hintergrund auf, da sie es nicht wagte Sira in dem Zustand zu nahe zu kommen. Sie war überrascht das der Commodore es tatsächlich schaffte Sira zu beruhigen, und fragte sich wie er das angestellt hatte. Sie würde ihn bei Gelegenheit mal danach fragen, schaden konnte es ja nicht.
 

Jetzt, am vierten Tag, allerdings konnte nichts und niemand mehr etwas an Siras Meinung ändern. Sie hatte endgültig nie Nase voll und schließlich gab der Arzt nach, dessen Meinung ihr so oder so gestohlen bleiben konnte.

Sira zog sich ihre neue Hose an, die sie von Elizabeth bekommen hatte und dazu passende Stiefel. Sie hatte auf eine Hose bestanden, da sie sich nicht in so ein Kleid, wie die Blonde und Cathy es trugen, zwängen würde. Das die Hose von einem der Bediensteten der Swann´s war, interessierte Sira wenig. Sie war sauber und saß eigentlich recht gut an ihr. Was will man also mehr.

„Also Sira, was machen wir jetzt?“, fragte Cathy, als die beiden das Haus des Arztes verließen, und Sira genüsslich die frische Luft einsog.

„Nun, ich würde sagen wir finden heraus warum wir hier sind.“



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