Poster von Suzume-chan (oder die Erfüllung eines Wunsches) ================================================================================ Kapitel 1: ~OS~ --------------- "Was für ein Tag... Zum Glück ist morgen endlich Samstag!", stöhnt das blonde Mädchen und schmeißt ihren Ranzen in die Ecke. Mit einem Seufzen lässt sie sich auf ihr gemachtes Bett fallen und greift nach einer Stoffpuppe. "Ach Ivan. Warum muss Schule bloß so doof sein? Reicht es nicht, dass wir kein Russisch haben? Muss auch noch meine blöde Geschichtslehrerin krank werden?!" Marie drückt ihr Plushie eng an sich. "Und dann musste ich auch noch Nachsitzen! Weil ich einer jüngeren Schülerin geholfen, und dadurch die Oberzicke schlechthin vielleicht ein wenig bedroht habe! So ein Mist..." "Marie! Essen!" "Ich komme gleich Mama!" Sie seufzt erneut und setzt sich auf. Dann streicht sie ihr Bettzeug wieder glatt und legt Russland wieder darauf. "Danke für das Zuhören!", meint sie noch, bevor sie das Zimmer verlässt. "Was machst du eigentlich immer so lange in deinem Zimmer, Schwesterchen?", wird sie von ihrer älteren Schwester gefragt, welche sie durch ihre weißen Haare mit ihren rubinroten Augen anfunkelt. "Geht dich nichts an, Jule!" "Wie redest du mit deiner Schwester?! Und hast du dich schon wieder mit dieser komischen Puppe unterhalten? Mir wäre es lieber, wenn du dieses 'Hetalia' und alles was du damit zu tun hat wegschmeißt. Es ist nicht gut, in einer Traumwelt zu leben. Nimm dir ein Beispiel an Julchen!" Ihre Mutter ignorierend setzt sich Marie an den Tisch, isst ihre Portion auf und verschwindet mit einem "Danke für das Essen" wieder in ihrem Zimmer. Das Geschrei ihrer Mutter überhörend dreht sie ihren Zimmerschlüssel im Schloss und schaltet das Licht an. Warmes, orangenes Licht scheint aus der Papierlampe und lässt ihre rote Zimmerwand warm leuchten. Mit wenigen Schritten durchquert sie ihr Zimmer und setzt sich an den Schreibtisch. Dort nimmt sie ihren Zeichenblock und einen Bleistift und beginnt zu zeichnen. Stundenlang sitzt sie da, bis das kalte Licht des Mondes ihre Konzentration durchbricht. Weiß scheint es auf ihr neuestes Werk, ein Gruppenbild aller Länder, doch komischerweise werden nur fünf Gesichter beleuchtet. Amerika, England, China, Frankreich und Russland. Alle fünf schauen sie sanft und mit einem Lächeln im Gesicht an, ihre Augen strahlen Wärme aus, wie Marie sie noch nie gesehen hat. Ein Schauer überfährt ihren Rücken und einer Eingebung folgend schaut sie aus dem Fenster. Endlich, nach vielen Wochen warten, schneit es in dieser Januarnacht. Die Schneeflocken schweben sanft zu Boden und glitzern magisch im Mondlicht. Langsam packt Marie ihre Sachen ein und steht auf. Sie zieht sich um und legt sich ins Bett. Doch nicht, ohne vorher vor einem ihrer Poster zu stehen und es zu betrachten. Es ist ihr erstes Hetaliaposter und abgebildet sind die Alliierten. Sie küsst ihre Fingerspitzen und drückt sie auf Russland, bevor sie Frankreich eine Grimasse schneidet. Danach nimmt sie ihren Plushie und deckt sich zu. Marie rollt sich ein und klammert sich regelrecht an die Puppe. Leise bebt ihr Körper und eine Träne bahnt sich ihren Weg aus ihrem Augenwinkel. Vorsichtig wischt sie sie sich weg. Trotz aller 'Beliebtheit' in der Schule, fühlt sie sich sehr einsam und verkriecht sich mit den Anime in ihrer eigenen Welt, wo niemand sie stört. "Wenn ihr doch nur echt wärt...", flüstert sie in Russlands Stoffohr. "Ich möchte doch nur jemanden, der mich so mag wie ich bin!" Wie zur Antwort zwinkert die Puppe! Marie reibt sich müde über die Augen. "Ich fange schon an zu halluzinieren...", seufzt sie, dreht sich um und schläft endlich ein. Am nächsten Morgen wird sie nicht wie üblich von ihrer Schwester, sondern von Stimmen geweckt. "Ich sage, wir lassen sie lieber schlafen, mes chérs." "Ah, shut up, frog. Aber er hat leider Recht." "Wow Dude! Du gibst zu, dass er Recht hat?!" "Seid leiser, aru!" "Ich glaube sie wird wach", sagt eine kindliche Stimme direkt neben ihr im Flüsterton. "Du hast mir nichts zu sagen, Vodkabirne!" "Ich glaube sie ist wach, chéres." Im Halbschlaf will Marie sich umdrehen, fällt bei dem Versuch jedoch aus dem Bett, da ein großer Teil der Matratze von einem anderen Körper beansprucht wird. "Uuuaaaah!", quietscht sie, doch bevor sie auf dem Boden aufschlägt greift ein langer Arm um ihre Taille und zieht sie zurück auf das Bett. "Pass besser auf, da?" Jetzt erst realisiert sie die Anwesenheit der fünf Personen und schaut sie sich genauer an. Der kleinste der vier Männer, welche vor ihrem Bett in der Mitte ihres Zimmers stehen, hat asiatische Züge. Sein langes, braunes Haar ist in einem Zopf zusammengefasst. Jedoch haben sich einige Strähnen gelöst und fallen ihm ins Gesicht. Seine ebenfalls braunen Augen schauen sie besorgt an. Er trägt eine Olivgrüne Uniform mit einem hellen Gürtel über der Schulter und die Hüfte deren Ärmel ihm viel zu lang sind und über seine Hände hängen. Seine Beine sind mit Verband umwickelt und auf seinem Arm hat er einen Panda. Neben ihm steht ein Mann, dessen besondersten Merkmale wohl seine bemerkenswert grünen Augen und seine buschigen Augenbrauen sind. Er trägt eine hellgrüne Uniform mit schwarzem Gurt und gleichfarbigen Handschuhen. Seine Sandfarbenen Haare stehen am Hinterkopf ein wenig ab. Er guckt grummelig zum Brillenträger neben ihm, doch als er bemerkt, dass sie ihn anschaut, erwidert er ihren Blick mit einem sanften Lächeln. Der Brillenträger hat eine beige Uniform und hat eine braune Bomberjacke an. Sein breites Grinsen macht dem östlichen Gangesdelta Konkurrenz. Seine hellblauen Augen hinter der gerahmten Brille sprühen vor Lebensfreude. Eine Strähne seiner blonden Haare steht von seinem Seitenscheitel ab und trotzt der Schwerkraft. Der letzte stehende Mann trägt eine leuchtend blaue Uniformsjacke und eine knallrote Hose, was in Maries Augen eine grässliche Kombination ist. Er hat schulterlange, blonde Haare, welche er wie der Asiate in einem Zopf zusammengefasst hat. Jedoch hat er bewusst einen Pony ausgelassen, welcher sein Gesicht umrahmt. Sein Kinn wird von einem Bärtchen geziert und seine blauen Augen funkeln die Person hinter Marie böse an. Vorsichtig setzt sich die Blonde auf und streicht sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, bevor sie sich umdreht. Die vier Männer kamen ihr sehr bekannt vor, was ihr durch den Verbleibenden Mann hinter ihr bestätigt wird. Lilane Augen schauen direkt in ihre blauen. Ein weicher Schal bedeckt den Mund, doch die Iriden schauen sie sanft an. Der große Körper steckt in einem weiten, beigefarbenen Mantel und behandschuhte Hände streichen Aschblondes Haar aus den besonderen Augen. Russland. Marie fängt an zu stottern. "I-Ihr. W-Was?" "Ruhig! Wir tun dir nichts, aru!" Tief atmet das Mädchen durch. Da sie ansprechbar wirkt, erhebt der Grünäugige seine Stimme. "Wir wollen dich abholen." "Mich abholen?" "Ja. Du wirst es später verstehen." "Später?! Was meint ihr damit?!" Die Nationen tauschen komische Blicke aus. "Aiyah, ich glaube hier gibt es einiges an Klärungsbedarf...", murmelt Yao. "Sure Dude! Lasst alles den Hero machen!" Arthur haut seinem ehemaligen Schützling eins runter. "Bloody Idiot!" "Ah ah ah, mes amis. Ruhig Blut. Lasst das arme Mädchen sich erst mal fertig machen. Reden können wir danach immer noch!", meint Francis mit einem Blick auf Maries Schlafklamotten. Sie läuft rot an, sammelt unter den belustigten Blicken der anderen ihre Klamotten zusammen und flieht ins Bad. Als sie fertig heraustritt warten die anderen fünf schon auf sie. "Ah, du bist fertig. Bereit die anderen zu schocken?", fragt der Brillenträger mit einem fetten Grinsen im Gesicht. "Schocken?" Verwirrt schaut die Deutsche zwischen den Männern hin und her. "Schnapp dir deine Mutter und auf geht’s!" "Was willst du mir damit sagen Alfred??" "Er meint damit, dass du bitte deine Mutter holst, damit wir sieben dem lieben Gilbert einen Besuch abstatten, ma chérie." "Da. Mache ich." "Du sprichst russisch?" "Nur ein wenig." Verlegen lächelt sie. "Ich hatte ein russisches AuPair. In der Schule habe ich japanisch, französisch und natürlich Englisch." "Not bad dudette!" "Mamii?" "Was willst du Marie?" "Wie kommst du darauf, dass ich was will?" "Du nennst mich nie Mami, außer du willst etwas." Maries Mutter ist eine noch recht junge, starke Frau. Ihre blonden Haare gehen ihr bis zur Taille und werden, trotz ihres jungen Aussehens, von silbernen Strähnen durchzogen, welche sie definitiv ihren Töchtern verdankt. Ihre Augen besitzen ein bemerkenswert dunkles Braun und erinnern an Zartbitterschokolade. "Ach, bitte Mama. Ich hab auch nur eine kleine Bitte." Ihre Mutter seufzt. "Die wäre?" "Kommst du kurz mit? Ich habe Freunde da, die dich gerne sehen möchten." "Wann sind sie denn gekommen?" Verwirrung spiegelt sich im Gesicht der Frau, doch ihre Tochter macht keine Anstalten es zu erklären. "Du wirst schon sehen!" "Da sind wir!" "Well darling. Wir sind auch bereit." Bevor die beiden Damen es richtig begreifen, und Maries Mutter einen der Herren erkennen konnte, wurden sie von den fünf Ländern in die Mitte genommen. Die Luft um sie herum beginnt zu flimmern. Bunte Farben ziehen an ihnen vorbei. Geräusche werden verzerrt und letztendlich landen die sieben in einem dunklen Keller. Leise bebend wendet sich das blonde Mädchen an Arthur. "Arthur Kirkland. Sag mir nicht, dass du gezaubert hast..." "Well..." "Hat er. Es ist ein miracle, dass wir heil hier- Merde!" Auch ihre Mutter hält den Atem an, als sie ihre Tochter erblickt. "Was habt ihr alle?!" "Marie, dudette. Hier." Mit diesen Worten reicht Amerika ihr einen Spiegel. Entsetzt blickt Marie auf ihr Spiegelbild. Ihre ernsten, blaue Augen sind um die Pupille rubinrot geworden und ihre vorher kurzen Haare fallen ihr jetzt bis zur Brust. "Warum?" Das strahlende Blond, das vorher ihren Kopf geziert hat, hat sich in Silber verwandelt. Nicht so ein Albinoweiß wie das ihrer Schwester, sondern reines, strahlendes Silber. Ein geschockter Schrei reißt sie aus ihrer Betrachtung. Wie vom Blitz getroffen fahren die Nationen und sie zu ihrer Mutter herum, welche mit einer zitternden Hand auf Frankreich deutet. "F-F-Francis..." "Bonjour Hanna." Stille breitet sich im Raum aus und keiner traut sich, die Stille zu durchbrechen. "Mama? Woher kennt ihr euch?" Tief seufzend blickt ihre Mutter zu Marie. "Ich erkläre es dir gleich. Können wir bitte hier raus? Ich muss zu Ludwig." Das Erstaunen stand allen ins Gesicht geschrieben. Nur Frankreich nickte wissend und geleitete Hanna aus dem Keller. Im Salon angekommen, verabschiedeten sich Frankreich und die beiden Besucherinnen von den vier Alliierten und begaben sich Richtung Deutschland. "Allemagne? Du hast Besuch!" Francis klingelt Sturm, bis ein sichtlich genervter Deutscher die Tür öffnet. Doch dieser Ausdruck verschwand, als er Marie und Hanna entdeckt. "H-Hanna? Wie kommst du denn hier her?" "Ich habe leider keine Zeit Ludwig. Wo ist dein Bruder? Es ist dringend." "Ich hole ihn. Setzt euch schon mal in das Wohnzimmer. Du weißt ja wo es ist." "Ja, danke dir." Verdattert schaut Marie von einem zum anderen. Verrückt genug, dass sie in einem Anime ist und sich ihr Aussehen komplett verändert hat, nein ihre Mutter muss auch noch die Figuren kennen! Sanft wird das verwirrte Mädchen von ihrer Mutter in die gute Stube geschoben und auf das graue Sofa gedrückt. Francis setzt sich in den Sessel und betrachtet Mutter und Tochter. Es ist lange her, dass er Hanna gesehen hat. Ihre Tochter sieht ihr und IHM sehr ähnlich, wieso hat er nichts bemerkt? "Wieso soll the awesome me ins Wohnzimmer? Ich hab zu tun!" "Als hättest du etwas anderes zu tun als Tagebuch schreiben." "Ob du es glaubst oder nicht West, ich hab wirklich bessere Sachen vor als- Hanna." "Hallo Gilbert." "Was machst du hier?" "Das wüsste ich auch gerne, aber das solltest du wohl besser Marie fragen." "Stopp stopp stopp. Auszeit!! Du kennst ihn?! Und wieso scheint hier jeder deinen Namen zu kennen?! Ich bin auch noch da!" Während die Ex-Nation in schallendes Gelächter ausbricht schaut der Rest der Anwesenden die Jugendliche aus ernsten Augen an. "Süße, setz dich wieder hin. Wir erklären es dir." "Es begann vor knapp 19 Jahren. Gilbert hat es geschafft Lukas zu verärgern und ist deshalb in unsere Welt gekommen. Und ja, ich kenne die meisten hier beim Namen. Jedenfalls landete er mit seinem Glück mitten im Winter vor meiner Haustür. Ich nahm ihn auf und pflegte ihn gesund. Es passierte das, was du in jedem halbwegs guten Roman nachlesen kannst. Wir verliebten uns. Bald kam auch schon deine Schwester und wir waren glücklich. Wir fanden auch einen Weg zwischen den Welten und ich lernte nach und nach alle kennen. Doch es hielt nicht lange an. Er verschwand, kurz vor Jules zweitem Geburtstag. Damals stürzte ich in ein tiefes Loch. Deine Oma kam jeden Tag vorbei und half mir mit dem Alltag. Ich habe da noch nicht gewusst, dass ich wieder schwanger war. Aber als ich wegen wiederholter Übelkeit zum Arzt ging und heraus fand, dass ich wieder ein Kind unter dem Herzen trug wusste ich, dass es noch nicht vorbei war." Während der Erzählung blickte sie mehrmals vorsichtig zu Gilbert. Meinem Vater. "Als du mit vierzehn angefangen hast, dich für Hetalia zu interessieren, war ich erst verdutzt. Deine Beschreibung der Charaktere passte haargenau auf die Personen, die ich kennen lernte. Auch die Poster die du dir kauftest, sahen ihnen so ähnlich. Aus Schmerz habe ich angefangen es zu hassen. Ich konnte einfach nicht jeden Tag in ihre lächelnden Gesichter schauen und selber so unglücklich sein. Doch so unglücklich war ich nicht, wie ich es mir einredete. Du warst so begeistert von Gilbert. Doch anders als für Russland schwärmtest du nicht für ihn. Du hast ihn dir als Bruder, als Vater gewünscht. Es war schon angsteinflößend. Du wusstest bis jetzt nicht, dass er wirklich dein Vater ist, sondern hast es schon vorher gespürt. Aber wie seid ihr auf die Idee gekommen, meine Tochter hier her zu holen, Francis?" Der Franzose grinst. "Nicht alles ist wie es scheint. Wir sind ausnahmsweise mal nicht ganz Schuld. Das Poster, welches Marie in ihrem Zimmer hat, das erste was sie bekommen hat, wurde von Lukas mit einem Zauber belegt . Es sollte zu einem Mädchen kommen, das sich aus ganzem Herzen jemanden wünschte, dem sie vertrauen kann. Zu dem Zeitpunkt an dem dieser Wunsch am größten ist, sollten wir kommen. Natürlich sind wir nicht ganz ohne Vorbereitung gekommen. Wir kannten ihren Namen. Wir waren schon sehr verwundert, dass sie den selben Nachnamen wie unser lieber Gil hat, ignorierten es aber. Als wir dann durch das Poster ihre ältere Schwester sahen, erschrak ich. Sie sieht ihrem Vater wirklich ähnlich. Marie veränderte sich aber auch, sobald sie an einem Spiegel vorbei ging. Im Spiegel wurden ihre Haare silbern und ihre Augen rötlich. Dadurch fassten wir den Entschluss sie nicht nur zu trösten, sondern auch mit dir hier her zu bringen." Stille breitete sich aus, welche nur von kleinen Schluchzern ihrer Mutter durchbrochen wurde. Ihr Vater steht langsam auf und kniet sich vor Hanna auf den Boden. "Das Loch, welches wir gefunden haben, hatte sich geschlossen, als ich meinen Bruder besuchen war. Es tut mir leid. Es war sehr unawesome von mir." Während ihre Eltern sich wieder versöhnten, starrt Marie in die Leere. Besorgt wird sie von ihrem Onkel und Frankreich gemustert. Auf einmal fängt sie an sich zusammen zu krampfen und fängt an zu weinen. Hilflos stehen die Männer daneben, während ihre Mutter sie im Arm hält und über ihren Kopf streicht. Vorsichtig tritt Preußen näher und legt einen Arm um Maries Rücken und einen unter ihre Beine und hebt sie hoch. Wie ein kleines Kind verkrallt sich seine Tochter in seinem T-Shirt und vergräbt ihren Kopf an seiner Schulter, bis sie schließlich vor Erschöpfung einschläft. "Ich bringe sie ins Gästezimmer. Es war ein wenig zu viel für sie. Ich glaube, wir sollten alle schlafen. Francis? Du schläfst auf der Couch!" Am nächsten Morgen wird sie weder von Stimmengewirr, noch von ihrer Schwester geweckt. Eine große Hand streicht ihr sanft durchs Haar und eine raue Stimme fordert sie leise auf, wach zu werden. Als sie ihre Augen aufschlägt, schaut sie direkt in die rubinroten ihres Vaters. "Es war kein Traum, oder?" "Nein." Es ist nur ein kleines Wort. Vier Buchstaben. Und sie machten sie so glücklich wie nie zuvor. Sie fällt ihrem Vater um den Hals. "Ich bin so froh, dass es echt und kein Traum ist. Ich bin so glücklich." In die Augen des Albino treten Tränen, welche er schnell wegwischt. "Komm. Wir warten schon auf dich. Jule ist auch hier." Marie stöhnt genervt auf. "Na klasse..." Preußen lacht. "Ihr werdet euch schon verstehen. Außerdem kommen heute Spanien, Francis, Lovino und sein Bruder.." Schneller als er schauen, konnte steht sie angezogen vor ihm. "Komm schon Papa!! Beeil dich!" Erstaunt schaut er ihr hinterher, als sie runter rennt. "Papa..." Langsam folgt er ihr, ein seeliges Lächeln ziert sein Gesicht. Unten hört er seine Töchter lautstark den Morgen beginnen. Im Esszimmer erwarten ihn alle. Sein Bruder, seine Hanna und seine Töchter. Aber eine schaut nicht sehr begeistert. "Glaub ja nicht, dass ich dich als Vater akzeptiere!", faucht sie ihn an während ihre Schwester ihm einen Kaffee reicht und Jule böse anfunkelt. Doch dann scheint ihr etwas einzufallen. "Onkel Ludwig?" "Ja?" "Läuft da etwas zwischen Feliziano und dir?" Stille. Dann prustet Preußen seinen Kaffee über den Tisch, Hanna fängt an zu grinsen und ihr Onkel läuft sehr rot an. "Ich hab also Recht." Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Peinlich betroffen nickt Ludwig. Da springt seine Nichte auf und hüpft wie ein Flummiball durchs Zimmer und brüllt "Es ist Canon! es ist CANON!!" "Ist das normal?" "Ja. Unsere Tochter hat ihre fünf Minuten..." Gegen 14 Uhr klingelt es an der Tür und sofort sprintet Marie hin und reißt sie auf. "Oh lá lá. So eine stürmische Begrüßung, ma chérie?" " Bien sûr! Kommt rein!", strahlt die Deutsche den Franzosen und die anderen Gäste an. "Ola! Wer bist du denn, signorina?" "Ich bin Maire Beilschmidt." "Ve. Du bist Gilberts Tochter, oder bella?" Sie nickt und streckt Lovino die Zunge raus. Denn sein gemurmelts "Noch so eine" hat sie nicht überhört. Genauso wenig Spainien. "Oi, Lovi! Sei netter zu der Chica!" "Hey Jungs!", wird die laute Meute nun auch von Gilbert begrüßt. Bevor aber alle ins Wohnzimmer gehen, fängt Marie Feli ab. "Ähm Feli... Wie soll ich sagen. DarfichdichOnkelnennen?", schießt es aus ihr heraus. Feliziano lächelt sie sanft an. "Sicher bella! Aber komm, Ludwig wartet sonst noch ewig, ve." Nach Kaffee und Kuchen, verzog sich das BTT mitsamt Partnern, Jule floh nach draußen, Ludwig und Feli räumten auf und Marie machte es sich mit einem Schreibheft und Stift am Schreibtisch ihres Zimmers bequem und fing an alles aufzuschreiben. Sie fing ein Tagebuch an, genau wie ihr Vater, wurde aber von der Türklingel unterbrochen. Mit dem Gedanken, es sei vielleicht ihre Schwester, welche den Schlüssel vergessen hatte öffnet sie die Tür. "Privet Ivan. Was machst du denn zu später Stunde hier?" "Ich wollte mit dir sprechen, wenn es in Ordnung geht." "Конечно (Natürlich)! Warte kurz." Mit diesen Worten zog sie sich schnell Stiefel und Jacke an und schnappte sich den Schlüssel. "ICH BIN KURZ WEG!" "KOMM NICHT ZU SPÄT HEIM!" Tür zu und ab nach draußen. "Wo wollen wir hin?" "In den Wald?" Sie zuckt zusammen. "Vielleicht lieber in ein Café..." Er nickt verstehend. Doch als sie im Café ankommen, blieb sie wie vom Donner gerührt stehen. "Das gibt’s doch nicht..." In einer Ecke des Cafés sitzt ihre Schwester mit Canada und unterhält sich mit ihm. "Warte kurz, Ivan." Langsam schleicht sie sich näher und bleibt hinter ihrer Schwester stehen. "Wer ist jetzt so doof und mag Animefiguren?" Erschrocken fährt sie zusammen und auch Kanada zuckt zusammen, als sie ihn nett begrüßt. "Er tat mir halt so leid. Aber wieso übersehen ihn alle?" "Keine Ahnung. Viel Spaß euch beiden noch. Ich fasse es nicht. Die beiden sehen aus wie Fem!PruxCan. Wie geil!" Die letzten Sätze murmelt sie fast lautlos vor sich hin, bis sie wieder bei dem großen Russen ankommt. "Lass uns was bestellen!" Nach stundenlangem reden bei heißer Schokolade, machten sich die beiden langsam Richtung Heimat. Ivan ließ es sich nicht nehmen und begleitete Marie nach Hause. Als es auf dem Rückweg anfängt zu schneien, fängt die Silberhaarige an zu niesen. Plötzlich fühlt sie etwas warmes, sehr weiches um ihren Hals und schaut dankbar zu Ivan, welchen ihr seinen Schal umgelegt hat. Er duftet wunderbar nach Tannennadeln, Sonnenblumen und nach Schnee. "Spasiba, Russland." "Kein Problem. Der deutsche Winter ist nicht so kalt." "Kalt genug..." Eine kurze Zeit herrscht eine nicht unangenehme Stille, welche von dem Russen durchbrochen wird. "Marie?" Sie dreht sich zu ihm um und er legt sanft seine Lippen auf ihre. "Wird eins mit Mutter Russland, da?" Sie nickt. "Da!" Doch leider wurde dieser romantische Moment von einem bestimmten Preußen kaputt gemacht. "Finger weg von meiner Tochter, du Vodkabirne!" Entrüstet guckt ihn seine Tochter an. "Papa!", sagt sie vorwurfsvoll und starrt ihren Vater in Grund und Boden. "Aber Schatz. Es ist-" "Russland. Ich weiß!" "Du weißt, was er mit mir gemacht hat?" "Ja. Aber er hat auch seine guten Seiten." Da tritt ihre Mutter hinter Gilbert und legt ihm eine Hand auf seine Schulter. "Lass es, Schatz. Sie wird dir sogar eine Liste vorlegen, wenn du nicht nachgibst." "Aber! Aber!" "Ich werde auf sie aufpassen Gilbert. Wenn nicht, darfst du mich angreifen und ich werde mich nicht wehren." "Das reicht mir schon. Macht doch was ihr wollt..." "Danke. Und Papa?" "Hm?" "Gegen Kanada hast du nichts, oder?" Skeptisch schaut er sie an. "Wieso?" "Weil Julchen und er auf einem guten Weg sind." Sagt seine Tochter mit einem Grinsen. Erledigt umarmt der Preuße seine Frau. "Kaum hab ich die beiden wieder, gehen sie weg!", jammert er und sie tätschelt ihm beruhigend den Rücken. "Sie werden nun mal erwachsen. Du wirst es überstehen." Ein paar Tage später ist Marie zu Besuch bei ihren Paten. Hanna und Gilbert haben das nämlich nachgeholt und Spanien und Romano für Julchen und Österreich und Ungarn als Paten für Marie festgelegt. "Österreich?" Dieser legt seine Zeitung beiseite und seufzt. "Ich bin dein Patenonkel. Nenn mich wenigsten Roderich." "In Ordnung... Roderich. Ich mache mir Sorgen." Jetzt hat sie seine Aufmerksamkeit. Er deutet ihr, sich neben ihn zu setzten und legt sogar seine Arme um sie. In den wenigen Tagen, die er sie nun kennt hat, er sie gleich ins Herz geschlossen und möchte sie beschützen. Denn am Tag ihrer Begegnung war sie so tollpatschig aber liebenswert, dass er nicht anders konnte. Der sonst so ernste Aristokrat taute auf und übernahm zusammen mit Elizabetha ihre Patenschaft. "Was ist denn, Marie?" Sie seufzt traurig. "Als Länder seid ihr so gut wie unsterblich! Aber ich? Ich bin halb Mensch. Ich werde bestimmt vor meinem Vater sterben. Und ich werde nicht für immer mit Ivan zusammen bleiben können. Irgendwann werde ich Falten haben und er mich deswegen ablehnen. Was soll ich nur tun?" Langsam und sanft streicht er ihr durchs Haar. "Mach dir darüber mal keine Sorgen. Du kennst doch Gilbird und Kumajirou. Beide altern nicht, weil sie immer in Gesellschaft von Ländern sind. Außerdem hat euer Vater euch ohne euer Wissen als Städte eingesetzt. Dich als Bonn und Jule als Berlin. Ihr werdet gewiss nicht sterben. Sei beruhigt. Soll ich dir etwas vorspielen, damit du auf andere Gedanken kommst?" "Gerne. Vielleicht die Mondscheinsonate?" Er lächelt. Entgegen seiner Vermutung, dass sie wie ihre Schwester ihrem Vater ähnelt, ist sie trotz ihrer auftretenden Hyperaktivität, eine große Musikliebhaberin und spielt gerne selbst Instrumente und konnte ihn dazu überreden ihr Unterricht zu erteilen. Ja. Ein Poster war der Auslöser. Ein Poster und der verzweifelte Wunsch nach Liebe, sind die Auslöser einer Zeit der Freude. Und alle Betroffenen wissen: Es wird für immer so bleiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)