Liebe ist ein Duett von Flordelis (Kieran x Faren OTP-Bot-Challenge) ================================================================================ #01: Your OTP as young children ------------------------------- Als Kind zeigte Kieran Lane bereits eine Eigenschaft, die ihn später auch als Erwachsener begleiten und oft belasten sollte: Es fiel ihm schwer, Freunde zu finden. Er bevorzugte es, andere Kinder zu beobachten, statt mit ihnen zu interagieren. Und während sie lautstark im Hinterhof eines Wohnhauses spielten, zog er es vor, sich mit einem Buch irgendwohin zurückzuziehen. Nicht, weil er damit angeben wollte, dass er lesen konnte oder er sich um so viel erwachsener fühlte als alle anderen, sondern weil Bücher keine Erwartungen an ihn stellten. Sie waren ruhig und geduldig, sie überforderten ihn nicht und ließen ihm alle Zeit, die er benötigte, um sich eine Seite ausgiebig anzusehen. Kinder waren laut (nicht, dass er ihnen das vorwarf) und schafften es selten, lange genug stillzuhalten, bis er sich zu einer Reaktion überwinden konnte. Viele Erwachsene schätzten ihn als dumm ein, wie er wusste, keiner von ihnen kam auf die Idee, dass er einfach nur schüchtern und nicht geübt im sozialen Umgang mit anderen war. Aber vielleicht wollten sie auch gar nicht auf diese Idee kommen und er selbst wollte daran auch nichts ändern. Auch nicht an dem Sommertag, an dem sich eine Änderung in seinem Leben abzuzeichnen begann. Wieder einmal saß er auf einem kleinen Feld in der Nähe seines Hauses. Der Wind zog durch das hohe Gras und ließ es leise rauschen, so dass es einem vorkam, als wäre man am Meer. Kieran mochte das, deswegen saß er dort am liebsten auf einem flachen Felsen mitten im Gras, obwohl seine Mutter ihm oft gesagt hatte, dass er das nicht machen sollte, weil er dann Insekten oder sogar Zecken mit nach Hause brachte. Das Risiko ging er allerdings gern ein, für das Gefühl, das er an diesem Ort erlebte, das Gefühl, dass er dort vollkommen allein auf der Welt war und ihn nichts und niemand in seinem Tun stören konnte. Ein Geräusch durchbrach das gewohnte Rauschen und ließ ihn von seinem Buch aufblicken. Suchend wanderten seine Augen über die Umgebung, aber er konnte nichts entdecken, was auf den Ursprung des Geräuschs hindeutete. Mit gerunzelter Stirn versenkte er sich wieder in das Buch – nur um erneut rasch den Blick zu heben, als er es noch einmal hören konnte. Diesmal konnte er tatsächlich etwas sehen. Schon allein, weil er plötzlich ein Schmetterlingsnetz um seinen Kopf wiederfand. „Huh …?“ „Owww, daneben.“ Kierans Blick traf auf denjenigen, der das Schmetterlingsnetz hielt. Es war ein Junge, etwa in seinem Alter, vielleicht ein wenig älter, der wirklich enttäuscht wirkte. Zumindest entfernte er aber rasch das Netz, damit Kieran wieder frei war. Dann lächelte der fremde Junge. „Sorry~. Ich wollte eigentlich einen Grashüpfer einfangen. Ich hab nicht gesehen, dass du da sitzt.“ „Was willst du mit einem Grashüpfer?“, fragte Kieran, der nicht verstehen konnte, dass jemand ein Insekt einfangen wollte, das seine Mutter lieber los wäre, und dabei nicht einmal bemerkte, dass ein Junge dort saß, wohin man zielte. Der andere zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber ich mag die Geräusche, die sie machen, deswegen dachte ich, es wäre eine gute Idee, ein paar einzufangen.“ „Mhm.“ Mehr wollte Kieran dazu nicht sagen, denn mehr gab es dazu auch nicht zu sagen. Eigentlich wollte er sich auch lieber wieder in sein Buch vertiefen, aber der Blick des anderen blieb erwartungsvoll auf ihn gerichtet, deswegen traute er sich nicht so recht. „Ich bin übrigens Faren“, stellte er sich da plötzlich vor. „Wie heißt du?“ So viel Forschheit war er nicht gewohnt, die meisten Kinder ließen ihn einfach in Ruhe, weil er uninteressant war. Aber dieser hier war irgendwie anders, zu seinem Leidwesen im Moment. „Kieran“, antwortete er zurückhaltend. Faren klopfte ihm auf die Schulter. „Freut mich, Kieran. Bist du neu hier?“ Er schüttelte mit dem Kopf, worauf Faren sich ein wenig vorbeugte. „Ich habe dich aber noch nie in der Gegend gesehen. Hast du hier keine Freunde?“ „Nein. Brauche ich auch nicht.“ Als würde er Schutz suchen, drückte Kieran das Buch an seine Brust. Daraufhin lächelte Faren verständnisvoll. „Ach komm~. Jeder braucht Freunde. Wenn du keine hast, werden wir einfach Freunde.“ Daraufhin konnte Kieran ihn nur verständnislos ansehen. Faren lächelte weiterhin, als wäre er bereits damit auf die Welt gekommen. „Na ja, ich bin der einzige, der grad hier ist. Also was sagst du?“ Da er nicht wusste, was er darauf sagen sollte, schwieg er lieber. Aber sogar das schien für Faren schon Antwort genug zu sein, denn er lachte. „Awww, du bist schüchtern, was? Damit hab ich kein Problem. Du musst auch nicht mit mir reden.“ Wie sollte eine Freundschaft denn so funktionieren? Kieran rümpfte die Nase über diese fehlende Logik, aber Faren ließ sich weiterhin nicht beirren: „Wir treffen uns morgen wieder hier, ja? Und dann unternehmen wir zusammen was.“ Kieran glaubte nicht, dass Faren wirklich wiederkommen würde. Er war überzeugt, dass der Junge vergaß, dass er kommen wollte, dass er den Tag doch lieber mit anderen Freunden verbrachte. Er selbst befand sich jedenfalls wieder auf dem Felsen, um dort zu lesen, so wie immer. Aber an diesem Tag schaffte er es nicht, sich auf sein Buch zu konzentrieren. Zu oft hob er den Blick wieder von den Seiten, um sich nach Faren umzusehen. Bislang hatte er ihn noch nicht entdeckt, weswegen er irgendwann beschloss, es einfach aufzugeben – und genau in dem Moment spürte er, wie jemand hinter ihn trat. Kieran wandte den Blick und sah direkt in ein stark vergrößertes braunes Auge, das ihn interessiert musterte. Es dauerte mehr als nur einen Moment, bis ihm bewusst wurde, dass Faren ein Vergrößerungsglas in der Hand hielt, durch das er Kieran gerade musterte. „Aha~“, stellte der andere erfreut fest und ließ die Lupe endlich sinken. „Du hast mich also bemerkt.“ Wieder drückte er das Buch schutzsuchend an sich. „Was machst du damit?“ Faren drehte die Lupe mehrmals lächelnd in seiner Hand, als wäre es ein besonders lustiges Spielzeug. „Oh, ich dachte, wir könnten uns zusammen ein paar Insekten ansehen. Hier in der Gegend gibt es echt interessante … Exemplare.“ Die kurze Pause verriet, dass er erst über das richtige Wort hatte nachdenken müssen, aber dann sprach er auch sofort weiter: „Das wird bestimmt cool. Deswegen sollten wir das unbedingt machen. Hast du Lust?“ Eigentlich nicht. Aber Faren sah ihn derart erwartungsvoll, mit glitzernden Augen an, dass er nicht anders konnte, als zuzustimmen, selbst wenn er dabei innerlich seufzen musste. „Sehr gut~“, triumphierte Faren und griff nach seiner Hand. „Dann lass uns gehen. Es gibt so viel zu sehen~.“ Am Ende des Tages, als die Sonne unterging, saßen sie beide auf dem flachen Felsen. Faren betrachtete mit der Lupe einen eingefangenen Grashüpfer, der auf seiner Hand saß. Kieran sah das Insekt von der Seite her an und wunderte sich darüber, warum es sich so ruhig verhielt. Schließlich löste Faren sich von seinem Forschungsobjekt und blickte Kieran lächelnd an. „Hast du dich heute gut amüsiert?“ Es war nichts Aufregendes geschehen. Er und Faren hatten lediglich stundenlang den Geräuschen von Grashüpfern hinterhergejagt, um schließlich einen einzigen zu fangen. Aber er war dabei nicht allein gewesen – und das hatte sich erstaunlich gut angefühlt. Vielleicht war es gar nicht so verkehrt, Freunde zu haben. „Ja“, antwortete er daher wahrheitsgemäß. Faren ließ den Grashüpfer wieder frei, indem er ihn auf dem Boden absetzte, dann rieb er seine Hand an seiner Hose ab, ehe er sie Kieran entgegenstreckte. „Dann sind wir jetzt wirklich Freunde.“ „Geht das denn so einfach?“, fragte dieser irritiert. Er hatte keinerlei Erfahrung, was Freundschaften anging, aber bislang hatten sie nichts weiter getan, als einfach nur Zeit miteinander zu verbringen. Brauchte es nicht noch mehr, um miteinander befreundet zu sein? „Ja, das ist so einfach“, sagte Faren unbeirrt, immer noch lächelnd. Vielleicht sollte er das dann einfach mal ausprobieren. Also ergriff Kieran seine Hand, um sie zu schütteln. „Dann sind wir jetzt Freunde.“ Farens Gesicht strahlte regelrecht, als er das hören konnte. Er ließ Kieran wieder los und sah dann so aus, als würde er jeden Moment damit anfangen, zu singen oder zumindest zu summen. Dabei hatte er doch sicher noch jede Menge andere Freunde, mit denen er Dinge unternehmen konnte. Aber Kieran kümmerte sich nicht weiter darum und blickte lieber in Richtung der untergehenden Sonne, die ihre Freundschaft regelrecht zu besiegeln schien. Im Moment war alles gut und Kieran hoffte, dass es auch für lange Zeit noch so bleiben würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)