Down Hill 1: Arrival von Sky- (Welcome to Hell) ================================================================================ Kapitel 7: Umbra ---------------- Kaonashi war gerade dabei, das Asylum zu verlassen, da sah er Horace auf ihn zukommen und blieb überrascht stehen. „Was zum Henker hast du hier zu suchen?“ rief er wütend. „Ich hab dir gesagt, du hast im Asylum nichts zu suchen!“ Er schlug mit der Faust gegen die Wand und hinterließ dabei einen Riss, doch das brachte Horace nicht sonderlich aus der Ruhe. Im Gegenteil, er lächelte verschlagen und war die Ruhe selbst. Außerdem kannte er Kaonashis manchmal etwas aufbrausendes Temperament, welches er schon als kleiner Junge besessen hatte. „Ich dachte mir, ich greif deinem kleinen Rookie unter die Arme und ärgere die Cohans ein klein wenig. So hat er zumindest einen kleinen Vorsprung, bis die beiden die Verfolgung aufnehmen. Nach der Einstandsparty wird er sowieso kaum laufen können und da wird er es auch nicht weit schaffen.“ „Ich hab dir schon tausend Mal gesagt, dass du dich von ihnen gefälligst fernzuhalten hast. Du kannst es mit den beiden nicht aufnehmen!“ „Damit schon.“ Damit holte Horace eine geladene Tokarev hervor und präsentierte sie mit einem fast schon stolzen Ausdruck im Gesicht wie ein Kind, das sein neuestes Spielzeug zeigte. Er schien ziemlich selbstsicher zu sein, selbst in dieser Situation, wo es darum ging, es mit zwei blutrünstigen und extrem gefährlichen Insassen aufzunehmen. „Ich krieg das schon hin. Du hast sicher noch genügend andere Dinge zu tun, also überlass das ruhig mir. Und wenn sie dann doch Ärger machen, knall ich die beiden einfach ab oder hau durch die Luftschächte ab. Sezru oder Fiver können mich dann wieder zurückbringen.“ Kaonashi knirschte mit den Zähnen und man sah ihm an, dass ihm das überhaupt nicht passte. Das, was Horace da vorhatte, war schon verrückt genug. Aber dass er sich ausgerechnet mit den Cohans anlegte, war blanker Wahnsinn und er verstand auch nicht so wirklich, was ihm da bitteschön durch den Kopf ging, dass er sich auf so eine Verrücktheit einließ. Vor allem, weil für ihn nichts dabei heraussprang. „Was bezweckst du denn bitte mit der Aktion? Ich dachte, du kannst ihn nicht ausstehen.“ „Das hab ich nie gesagt“, sagte Horace sofort und steckte die Pistole wieder ein. „Es ist nur seine Art, die mich ein klein wenig nervt. Aber da es dir offenbar aus irgendeinem unerfindlichen Grund wichtig zu sein scheint, ihm ein bisschen unter die Arme zu greifen, damit er den Arsch hochkriegt und hier rauskommt, helfe ich dir eben. Also was ist? Soll ich das kleine Ablenkungsmanöver spielen, oder nicht?“ Kaonashi dachte nach und war nicht wirklich überzeugt. Vor allem, weil er wusste, wie extrem gefährlich insbesondere Jackson Cohan war. „Na gut“, sagte er schließlich. „Aber ich bleib trotzdem in der Nähe, falls es schief gehen sollte. Pass aber trotzdem auf, wenn du dich dort rumtreibst. Ich hab von einem der Pets gehört, dass Umbra sich im Westblock herumschleichen soll und ich kann nicht abschätzen, wie es momentan drauf ist.“ „Umbra?“ fragte Horace und hob verwundert die Augenbrauen. „Dieses Ding hat sich doch schon seit knapp einem halben Jahr nicht blicken lassen. Was will es denn im Westblock?“ „Keine Ahnung. Aber wenn du es siehst, dann verschwinde sofort, klar? In meiner Gegenwart verhält es sich zwar nicht aggressiv, aber bei dir und den anderen bin ich mir nicht so ganz sicher. Die letzten, die an Umbra geraten sind, wurden von ihm regelrecht in Stücke gerissen.“ „Schon klar, ich pass auf. Und nur zu deiner Info, mein Lieber: ich bin nur ein Jahr jünger als du und kein kleiner Junge mehr. Ob du es glaubst oder nicht, aber ich kann mir sogar schon die Schuhe zubinden.“ „Hör auf, dich auch noch darüber lustig zu machen, dass ich mir Gedanken mache“, knurrte Kaonashi und wandte sich ab. „Genau das nervt mich manchmal an dir. Ich kann genauso gut gegen eine Mauer reden, du bringst dich so oder so in Lebensgefahr.“ „Wie gesagt, ich weiß mich zu wehren und ich war von uns beiden schon im Waisenhaus der schnellste Läufer.“ Damit kam Horace auf ihn zu, schob seine Maske ein Stück weit hoch und gab ihm einen Kuss. „Und wenn ich wieder zurück bin, kriegst du eine kleine Belohnung dafür, dass du so süß warst und dem Bengel geholfen hast. Clockwise kann ja im Nebenzimmer seine Filmchen gucken, dann ist er zufrieden. Also was ist?“ „Na schön. Aber geh kein unnötiges Risiko ein. Ich hab keine Lust, dass ein Häftlingskrieg daraus wird oder dass ich dir noch hinterher den Arsch retten muss.“ „Wann musstest du mir denn bitteschön den Arsch retten, hm? Doch allerhöchstens nur, als wir noch klein waren und danach war ich es, der dir den Allerwertesten gerettet hat, wenn ich mich erinnere. Nenn mich was für ein Instrument du willst. Du kannst mich zwar verstimmen, aber nicht auf mir spielen.“ Damit gab Horace ihm noch einen Kuss mit dem Versprechen „Das war jetzt kein Abschiedskuss“ und ging weiter. Kaonashi hingegen sah ihm noch nach, überlegte kurz, was er machen sollte und entschied sich dann zum Gehen. Horace hatte ja eigentlich Recht. Er konnte gut auf sich selbst aufpassen und Gefahren manchmal sogar schneller erkennen als Kaonashi selbst. Seine Fähigkeiten erlaubten es ihm, seine Mitmenschen sogar noch besser zu durchschauen, als Sigma es konnte. Schon immer hatte er diese Fähigkeiten besessen. Sie machte ihn erst so gefährlich, gleich neben seinem Talent zur Schauspielerei. Nach kurzer Überlegung entschloss sich Kaonashi schließlich doch zum Gehen und ging gemächlich diese kalten und schmutzigen Gänge des Asylums entlang, welches bis vor diesem einen bedeutsamen Tag vor 15 Jahren eine gesicherte Gefängnisanstalt gewesen war. Solange, bis ein Wärter den verhängnisvollen Fehler begangen hatte, sich von einem Kind in die Irre führen zu lassen. Kaonashi hatte es zwar selbst nicht miterlebt, da er noch nicht allzu lange hier war, aber er wusste so einiges über Down Hill. Und das war seine Stärke. Nun, er konnte Horace eigentlich getrost gehen lassen. Die beiden Cohans würden schon wissen, was ihnen blühte, wenn sie sich mit jemanden anlegten, der zu Kaonashis Leuten gehörte. Mello ahnte derweil nichts von seinem Glück, als er sich aufraffte und seine Flucht aus dem Asylum antrat. Sigma hatte sich zurückgezogen, um erst mal seine Nase zu richten und die Blutung zu stoppen. Dieser verdammte Dreckskerl, dachte er sich und sah das blutige Ergebnis von Kaonashis Schlag im Spiegel. Das wird er noch bereuen. Eines Tages ganz sicher… „Mensch, wenn ich dich so sehe, würde ich glatt denken, dein letztes Date ist in die Hose gegangen.“ Er brauchte sich nicht umzudrehen um zu wissen, wer da sprach und biss sich genervt auf die Unterlippe. „Was hast du hier verloren?“ „Na ich hab gehört, dass du in der letzten Zeit immer weniger Pets an Big Daddy verkaufst. Und da fragt man sich doch schon, ob du langsam nachlässig wirst, mein Lieber. Entweder wir kriegen immer weniger Zuwachs in Down Hill, was ich allerdings stark bezweifle oder aber die Pets tanzen dir allesamt auf der Nase herum.“ „Mein kleiner Bruder braucht eben etwas Spielzeug, um sich die Langeweile zu vertreiben.“ „Ach ich sehe schon, wohin der Hase läuft: Jackson wird immer brutaler und macht seine Spielsachen kaputt. Ich frag mich echt, wie du das auf die Dauer finanzieren kannst.“ „Lass das mal gefälligst meine Sorge sein und kümmere dich um deinen eigenen Kram. Oder ist das der einzige Grund, weshalb du mir auf die Nerven gehst?“ „Nun, mich interessiert da etwas ganz Bestimmtes“, erklärte Horace und lehnte sich mit dem Rücken zur Wand, während er Sigma genau im Auge behielt. Er wusste, dass er mit dem Feuer spielte und ja aufpassen musste. Normalerweise würde er so etwas auch nicht tun, schon gar nicht für irgendeinen Fremden, den er nicht kannte und der obendrein noch so unverschämt gewesen war. Aber Kaonashi schien sich für diesen Mello zu interessieren und deshalb stand für ihn fest, dass er auch einen Beitrag leistete, um zu helfen. Und wenn es eben nur dazu diente, Sigma in ein Gespräch zu verwickeln, damit wenigstens eine Gefahrenquelle aus dem Weg geräumt war, während Mello das Asylum verließ. „Der Massenausbruch aus dem Asylum vor 15 Jahren. Ich habe ja schon so einige Gerüchte gehört, aber mich würde einfach mal aus reiner Neugier interessieren, wie das damals bewerkstelligt worden ist, dass ausgerechnet der Westblock, der als Hochsicherheitstrakt bekannt war, als allererster von den Insassen überrannt worden ist. Von den Häftlingen, die damals hier reingekommen sind, leben nur noch wenige, aber du bist einer der ersten Häftlinge gewesen, die hergekommen sind, was dir zusätzlich noch den Rang eines Patriarchen einbringt. Wie habt ihr das damals angestellt?“ Sigma grinste und warf das blutige Taschentuch beiseite. „Das ist einfach. Wenn man als Kind nach Down Hill kommt, rechnet niemand damit, zu was du fähig bist. Die Menschen neigen eben sehr schnell dazu, sich von der Erscheinung täuschen zu lassen. Und letztendlich wird ihr Irrglaube zu ihrem Untergang. Man muss nur wissen, welchen Wärter man täuschen muss und wie man ihn am besten täuscht. Und wenn du ein Kind bist und lange genug geduldig bleibst und alle Abläufe gut kennst, dann zahlt sich diese Geduld aus und ehe du dich versiehst, bist du frei. Das einzige Problem ist nur, dass du nicht aus Down Hill entkommen kannst, aber zurück in meine Zelle wollte ich auch nicht. Also beschloss ich, Chaos zu stiften und ließ die Gefangenen frei. Den Rest kannst du dir ja denken.“ „Ihr habt das Gefängnis übernommen und das Personal getötet. Schon klar. Aber eines interessiert mich dann doch noch: wie kommt ein Siebenjähriger dazu, seine eigenen Eltern zu töten? Muss man dafür zum Monster geboren werden, oder kommt es ganz einfach daher, dass sie dich nie geliebt haben? Ist es, weil sie dir ins Gesicht gesagt haben, dass ihr einziges Kind eine kranke Missgeburt ist, oder rührt es vielmehr daher, weil du so von dem Gedanken besessen warst, normal zu sein, dass du sogar über Leichen gehen würdest?“ Diese direkte Provokation wollte sich Sigma nicht gefallen lassen. Nicht von so einem daher gelaufenen Schauspieler wie Horace und so zog er sein Messer und wollte angreifen, doch Horace reagierte schneller und ehe sich der Eyeball Killer versah, blickte er direkt in den Lauf einer Pistole und blieb abrupt stehen. „Na wir wollen doch keine Gewalt anwenden, oder?“ „Was denn? Traust du dich etwa nicht, mir gegenüberzustehen, ohne mir dieses Ding vors Gesicht zu halten?“ „Ich bin nicht lebensmüde, das ist alles. Und wenn ich in diesem Gefängnis eines gelernt habe, dann, dass man lieber auf den mit der gefährlicheren Waffe hören sollte. Also? Wollen wir nicht wie zwei zivilisierte Menschen miteinander reden, oder willst du dich von deinen Kniescheiben verabschieden?“ Tja, dachte Horace und konnte sich ein schadenfrohes Grinsen kaum verkneifen. So schnell kann es also gehen, dass sich das Blatt wendet und eben derselbe Kerl, der andere noch vor wenigen Stunden bedroht und malträtiert hatte, jetzt selbst derjenige war, der sich in Acht nehmen musste. Nun, in Down Hill konnte so etwas schneller passieren, als einem selbst lieb war. Doch als sich ihnen Schritte näherten, wurde Horace hellhörig und auch Sigma war unruhig. Diese Schritte klangen nicht nach Jackson. Das war jemand anderes. Noch jemand war ins Asylum eingedrungen. Schwerer rasselnder Atem war zu hören und dann sahen sie es beide: eine Gestalt mit einem Kapuzenpullover, deren Gesicht man nicht erkennen konnte, kam auf sie zu. Die Gangart wirkte etwas unbeholfen und schlurfend und etwas Fremdartiges und Unheimliches ging von ihr aus. „Scheiße“, zischte Horace und richtete die Pistole auf das Wesen. „Ausgerechnet jetzt muss das Monster auftauchen.“ „Du wusstest, dass dieses Vieh sich hier in meinem Block herumtreibt?“ rief Sigma wütend. Horace seufzte und erklärte „Kao hat es beiläufig erwähnt. Scheiße verdammt…“ „Verschieben wir das Gespräch auf später?“ „Einverstanden.“ Langsam zogen sie sich zurück und hielten sich bereit. Die Gestalt mit der Kapuze blieb stehen und hob den Kopf. Doch selbst jetzt konnte keiner wirklich erkennen, was sich da unter dieser Kapuze verbarg und dann hörte man, wie das Wesen zu schnüffeln begann, so als würde es eine Fährte wittern. Kaonashi und Sigma kannten diese Kreatur, welche von allen bloß „Umbra“ genannt wurde. Es war eines Tages einfach im Gefängnis aufgetaucht und weder Messer noch Kugeln vermochten es zu töten. Es reagierte nicht auf Worte, ganz egal in welcher Sprache und aufgrund seines Verhaltens kam oft der Verdacht auf, dass es nicht mal ein richtiger Mensch war, sondern eher ein Experiment aus dem Versuchslabor. Manche Gerüchte besagten sogar, dass Umbra im Hell’s Gate aufgewachsen wäre und deshalb mehr Tier als Mensch sei. Selbst Sigma wagte es nicht, sich mit dieser Kreatur anzulegen und ausnahmsweise war er mal mit Horace einer Meinung. Besser war, sie traten langsam und vorsichtig den Rückzug an, bevor dieses Monster sie noch attackierte. In dem Fall waren sie beide so gut wie tot. Langsam näherte sich Umbra ihnen und sog geräuschvoll die Luft ein. Und dabei fragten sie sich beide, ob das Wesen tatsächlich etwas wittern konnte und wenn ja, ob es sich eher anhand des Geruchs orientierte, statt über das Gehör. Langsam gingen Horace und Sigma zurück, während Umbra mit gekrümmter Haltung stehen blieb, den Kopf langsam suchend bewegte und dabei schnüffelte. Zu versuchen, mit dieser Kreatur zu kommunizieren, war vollkommen sinnlos. Umbra sprach nie ein Wort und reagierte auf gar nichts, was sogar die Frage aufwarf, ob es überhaupt in der Lage war, Menschen zu verstehen. „Wo ist nur dein verdammter Cousin, wenn man ihn braucht?“ flüsterte Horace Sigma zu und wahrscheinlich dachte dieser im Moment genau dasselbe. Jackson war der Einzige, der es vielleicht mit Umbra aufnehmen konnte, außer Kaonashi. Nur dummerweise trieb er sich mal wieder irgendwo im Asylum herum merkte natürlich nichts. Und nach ihm zu rufen schied auch aus. Schlimmstenfalls würde Umbra sofort angreifen, wenn sie zu laut wurden und dann waren sie tot. Denn auch wenn dieses Monster recht langsam und unbeholfen herumschlich, es war verdammt schnell, wenn es Beute verfolgte und ebenso brutal und mörderisch, wenn es ums Töten ging. „Schon eine Idee, wie wir es loswerden sollen?“ Sigma lachte trocken. „Klar. Du gehst vor und beschäftigst ihn und ich hau ab.“ „War ja klar, dass das kommen musste. Und ehrlich gesagt, hatte ich fast denselben Gedanken. Nur dass du die Ablenkung spielst.“ Langsam zogen sie sich weiter zurück und standen fast mit dem Rücken zur Tür, die zu Trakt E führte. Sie konnten die Tür abschließen und dann abhauen in der Hoffnung, dass Umbra nicht versuchte, die Tür aufzubrechen. Selbst was das anging, war dieses Monster unglaublich stark und schaffte es mit Leichtigkeit, diese Türen aus den Angeln zu reißen, auch wenn es nicht danach aussah. Doch eines verwunderte Horace nun doch: was schnüffelte Umbra denn die ganze Zeit so herum und wieso folgte es ihnen? Nun wollte er es selbst wissen und roch erst an seiner Kleidung und dann bei Sigma. „Was wird das, wenn’s fertig ist?“ fragte der Eyeball Killer irritiert, doch auch selbst Horace war sich nicht hundertprozentig sicher. „Ich glaube, es wird von irgendeinem Geruch angelockt. Sag mal, hast du irgendetwas aufgetragen oder so?“ „Sehe ich etwa danach aus? Wir sind hier in Down Hill, du Genie. Da ist diese Art von Luxus eh überflüssig.“ „Ja aber irgendetwas scheint Umbra zu wittern und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum es uns hinterherschleicht. Und ich bin es jedenfalls nicht.“ „Ach ja? Dann kannst du…“ Ehe Sigma weitersprechen konnte, kam Umbra aus seiner Starre heraus und stürmte auf sie zu. Sofort drehten sich Sigma und Horace um und liefen ebenfalls los. Noch während der Flucht zog der Schauspieler die Tokarev und schoss. Er traf Umbra ins Gesicht, oder zumindest war er sich sicher, dass er es ins Gesicht getroffen hatte. Doch es geriet nicht mal ins Wanken, sondern lief einfach weiter, als wäre die Kugel einfach an ihm abgeprallt. „Verdammt noch mal“, zischte Sigma und rannte schneller. „Dass ich in meinem eigenen Revier weglaufen muss…“ „Es zwingt dich ja niemand dazu“, gab Horace zurück. „Kannst es ja gerne mal auf gut Glück versuchen.“ Sie eilten um die Ecke und schlossen die Tür hinter sich, um durch Trakt E weiterzuflüchten. Doch Umbra stieß diese mit gewaltiger Kraft auf, dass sie sich verbog, stürzte sich dann auf Sigma und riss ihn zu Boden. Horace blieb noch kurz stehen, dann entschied er sich lieber, weiterzulaufen. „Dann will ich euch beide mal nicht weiter bei eurem Date stören. Viel Spaß noch ihr beiden.“ Damit lief der Schauspieler davon und war froh, dass er aus der Nummer jetzt raus war. Mann, das war knapp. Na vielleicht hatte er ja auch Glück und Umbra würde erst mal Sigma zerfleischen. Dann hatten sie in Down Hill ein Problem weniger. Nur durfte er bloß nichts davon Kaonashi erzählen, sonst würde der noch richtig sauer werden. Sigma versuchte sich freizukämpfen und Umbra von sich zu stoßen, doch sein Gegner war viel zu stark und drückte ihn gewaltsam mit dem Gesicht zu Boden und hielt ihn an den Haaren gepackt. Immer noch hörte er den rasselnden Atem dieses Wesens und spürte diese eiskalte Hand, die sich anfühlte, als würde sie einer Leiche gehören. Umbra hielt ihn unerbittlich fest und das mit solcher Gewalt, dass sich Sigma kaum bewegen konnte. Angst hatte der Eyeball Killer keine. Er fürchtete den Tod schon lange nicht mehr und wer hier in Down Hill lebte, der stellte sich morgens sowieso immer wieder aufs Neue die Frage, ob er den Tag überleben würde und am Abend stellte man sich dann die Frage, wieso man noch nicht tot war. Er hatte noch nie den Tod gefürchtet, selbst damals nicht, als sein Vater mit dem Gewehr auf ihn gezielt hatte, um ihn zu töten. „Gott hast nun mal Missgeburten wie dich“, das waren seine Worte gewesen, bevor Sigma ihn getötet hatte. Genauso wie er seine Mutter erstochen hatte. Wer als kleines Kind in die Mündung eines Gewehrs blickte, welches die eigenen Eltern auf einen zielten, dann verlor man selbst seine Angst davor, wenn man nicht psychisch zugrunde ging. Man wurde dann etwas, das man „Monster“ nennt. Und was für eine Ironie war diese Situation doch jetzt. Er, Simon „Sigma“ Cohan, bekannt als Eyeball Killer und eines der berüchtigten Monster aus dem Westblock, würde nun von einem anderen Monster getötet werden. Nämlich dem wahren Monster von Down Hill. Was für eine bittere Ironie… Innerlich bereitete er sich darauf vor, dass Umbra ihm gleich das Genick brach oder sonst was mit ihm anstellte. Vielleicht riss dieses Ding ihn in Stücke oder fraß ihn sogar. Wenn Umbra tatsächlich aus dem Hell’s Gate stammte, konnte es ja nur überlebt haben, wenn er sich über die ganzen verrotteten Leichen hermachte. Große Klasse, dann bin ich jetzt also Futter für dieses Monster. Und Jackson lungert mal wieder irgendwo herum und spielt mit seinen Pets. Dieser Idiot ist aber auch wirklich zu gar nichts zu gebrauchen, wenn es darauf ankommt. Sigma bereitete sich innerlich auf das Ende vor, doch anstatt, dass Umbra ihn zerfleischte oder ihm das Genick brach, beugte er oder besser gesagt es sich zu ihm herunter und begann wieder zu schnüffeln. Ja, es roch ihn regelrecht ab, so als würde ein ganz bestimmter Geruch an ihm haften, den es erschnüffeln wollte. Sigma wurde nicht ganz schlau daraus, was Umbra damit bezweckte und was genau es an ihm roch, aber dann glaubte er, etwas zu hören. So als versuche Umbra zu sprechen. „M… ha… ah…“ Die Stimme klang sehr rau und schwach, so als wäre sie noch nie benutzt worden und dann geschah etwas, womit er überhaupt nicht gerechnet hatte: Umbra ließ von ihm ab. Ja, es ließ ihn einfach los und ging davon. Ratlos sah der Eyeball Killer diesem unheimlichen Wesen mit der Kapuze hinterher und fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Hatte Umbra gerade etwa versucht zu sprechen? Wollte es ihm irgendetwas sagen? „Oh Mann“, murmelte er und kam wieder auf die Beine. „Da bin ich echt schon seit 21 Jahren in diesem Drecksloch und hab immer noch keinen Plan, was abgeht…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)