Karaokeabend in der Aufklärungslegion von JCZoldyck ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war ein normaler Abend im Lager der Aufklärungslegion – zumindest solange, bis Erwin auf die Idee kam, sich einmal ausgiebig die Kante zu geben. Die letzte Mission außerhalb der Mauern lief zwar eher mäßig als gut, aber er wollte seine Kollegen den Frust wenigstens für eine Nacht vergessen lassen und gab für alle einen aus (außer für Hanji, sie war schon nüchtern kaum zu ertragen). Zuallererst nahm er Corporal Levi ins Visier, der auf einem kleinen Hocker stand und die oberen Regale von Staub befreite. Der Kommandant stellte sich direkt neben seinen Kollegen und griff lässig nach dem Staubwedel direkt vor seiner Nase, den Levi mit ausgestrecktem Arm über die staubigen Regalflächen schwang. „Wenn du mir helfen willst, dann putz da vorn, wo ich noch nicht war.“ „Nichts da, heut gibt’s frei.“ „Ich weiß, und jetzt gib mir den Staubwedel wieder, ich will den Tag ausgiebig nutzen. Erens Zimmer muss ich schließlich auch noch putzen. Allein schafft der unfähige Bengel das nicht.“ Erwin hielt einen silbernen Schlüssel, der eine der kleinen Kammern im Lager verschloss, in seiner Hand; zu Levis Unglück versteckte sich hinter der zugesperrten Tür die Putzkammer. Man könnte meinen, sein grimmiger Gesichtsausdruck wurde noch finsterer als zuvor, als er seinen Lieblingsschlüssel erkannte. „Das ist nicht dein Ernst!“ Obwohl er innerlich brodelte, besaß er noch genug Fassung, nicht auszurasten. „Jetzt beweg deinen Arsch endlich vom Hocker oder ich trage dich höchstpersönlich in den Gemeinschaftsraum.“ „Untersteh dich!“ Staubwedel und Schlüssel legte Erwin hoch auf einen der großen Schränke und als Levi ihm hinterherrannte und nach beidem greifen wollte, packte er ihn an der Hüfte und trug ihn aus dem Zimmer. So sehr er sich wand, Erwins Griff lockerte sich nicht, vielmehr fasste er noch fester zu, denn sein Partner ließ sich nicht kampflos abschleppen. „Was ist denn hier los?“ Mit offenem Mund und verwirrten Blick stand Eren direkt vor den beiden und starrte auf den gekidnappten Levi. „Willst du deinen Corporal mal singen hören?“, fragte der Kommandant grinsend. „Wag es nicht, deine verschissene Karaokemaschine an mir auszuprobieren!“ „Ach komm, ich mach auch mit.“ Eren beobachtete immer noch wie hypnotisiert, wie Levi über Erwins Schulter hing und versuchte, herunterzukommen. „Jäger!“, schrie er. „Jetzt hilf mir endlich oder du darfst dein Zimmer mit deiner Zahnbürste schruppen.“ „Tut mir leid, Corporal“, stotterte der Junge erschrocken. Zu mehr war er allerdings nicht fähig, denn Connie mischte sich jetzt in die Unterhaltung ein und schnitt Eren das Wort ab: „Heißt das, heut wird gefeiert? Ich ruf die anderen schnell zusammen.“ „Keine Sorge, wenn du das hier überstanden hast, kriegst du deinen Wischmopp und den anderen Kram wieder“, erklärte Erwin gelassen, als Levi wieder Boden unter den Füßen fasste. Wohl oder übel gab er sich geschlagen, denn die gesamte Legion versammelte sich mittlerweile im großen Gemeinschaftsraum und sparte vor allem nicht am Alkohol. Kapitel 2: ----------- „Ich würde gerne wissen, was passiert, wenn Eren sich betrinkt. Meint ihr, er könnte sich dann verwandeln? Oder er könnte seinen Körper dann noch kontrollieren? Oder noch besser – was passiert, wenn er sich erst verwandelt und dann trinkt? Bei der Größe braucht er sicher mehr Alkohol als ein Mensch.“ „Hanji! Wir haben wirklich größere Probleme als einen betrunkenen Titan.“ „Levi, heute haben wir nur ein Problem.“ Erwin drückte dem Corporal ein Glas Vodka in die Hand. „Und zwar die Tatsache, dass alle in Stimmung sind und du immer noch grimmig wie immer dreinblickst.“ Tatsächlich wirkten selbst jene, die tagsüber noch mit ihrer Verzweiflung kämpften, jetzt fröhlich und unbesorgt. In einer Ecke standen Eren, Mikasa und Armin. Anscheinend tranken sie nicht, denn alle drei wirkten noch sehr nüchtern, was jedoch nicht bedeutete, dass sie keinen Spaß hatten. Levi seufzte. „Bin ich denn der einzige hier, der noch den Ernst der Lage erkennt, in der wir uns eigentlich befinden?“ Der Kommandant winkte nur lachend ab, während der Lance Corporal Levi gelangweilt das Glas zwischen seinen Fingern drehte. Die durchsichtige Flüssigkeit darin bewegte sich kaum bei den langsamen Drehungen. „Findest du nicht auch, wir sollten uns eine kurze Pause gönnen?“ „Und wer soll sich morgen um die Sauerei kümmern?“ „Das machen wir alle gemeinsam. Jetzt denk nicht darüber nach, ich hab dir das Glas übrigens nicht in die Hand gedrückt, damit du damit spielst.“ Er schaute hinunter zu seinen Händen und murmelte: „Wir könnten Eren die Arbeit aufdrücken“, bevor er den Vodka an seine Lippen führte. „Hey, ich bin noch nüchtern!“, rief dieser zornig zurück. Erwin klopfte seinem Kollegen so heftig gegen die Schulter, dass er sich beinahe verschluckte. „Richtige Einstellung, Kumpel!“ Während Levi nun kampflos gegen den Alkohol verlor, war Zoe Hanji drauf und dran, ihre neue Kamera auszuprobieren. Ein böses Lachen tönte von ihr, als sie den angeschalteten Apparat durch die Runde führte. „Das wird ein Spaß“, flüsterte sie freudig und schwenkte zu einer aufgebrachten Sasha herüber. „Wo sind die Snaaaacks!?“, kreischte sie verzweifelt und raufte sich die Haare. Über den Tischen, unter den Tischen, nirgends fand sie etwas Essbares. „Connie, du sagtest, es gibt Snacks!“ „Die hat Jean alle aufgefuttert“, lallte dieser und amüsierte sich genauso wie Hanji über Sashas flehenden Blick. „Hab ich gar nicht! Frag doch den Kommandant.“ Obwohl Jean derjenige war, der anfangs nicht dabei sein wollte, klang seine Stimme schriller als Connies. „Gebt mir die Snacks, ich verhungere!“ Das verzweifelte Mädchen mit ihrem knurrenden Magen rüttelte erst Connie, dann Jean fest am Kragen. Sie schrie so laut, dass selbst Erwin aus der anderen Ecke des Raumes es hörte und griff ungeschickt Levis Arm. „Hast du gehört? Essen! Unser Stichwort.“ „Was’n für’n Schtichwort?“, nuschelte der Corporal und hielt seinen Kopf über seine ungezählten, leeren Gläser. „Na, wir singen!“ „Isch will aber … sitzen bleiben.“ So sehr er sich mit den Beinen an den Stuhlbeinen festzuklammern versuchte, sein Freund zerrte ihn vom Tisch weg und schunkelte mit ihm an Hanji vorbei zur großen, schwarzen Anlage, dann knippste er an einigen Schaltern willkürlich herum und drückte Levi ein Mikro in die Hand, das zweite behielt er selbst. Und mit der Hintergrundmusik fing auch schon das Grauen an – nicht nur, dass beide laut und vor allem falsch anfingen zu singen, das eingestellte Lied handelte von Fisch. Deswegen war „Essen“ für Erwin das Stichwort. Er trällerte mit Levi munter darüber, wie lecker Fisch sei. Sasha fing an zu kreischen: „HÖRT AUF ÜBER ESSEN ZU SINGEN! ICH HABE HUNGER!“ Weder Connie noch Jean konnten sich vor Lachen halten. Eren hingegen sah wie versteinert aus und streckte abwesend seinen Arm nach seiner Adoptivschwester aus. „Mikasa, reich mir den Schnaps.“ So sehr er den Geschmack von Alkohol hasste, er war immer noch besser als der Gesang seiner Vorgesetzten. In der Hoffnung, die Welt würde nach der Flasche besser klingen, setzte er an und spuckte auch gleich wieder den ersten Schluck aus. „Bei aller Liebe, den Scheiß krieg ich nicht runter.“ „Man muss sich daran gewöhnen“, meinte Hanji, die gerade ihre Kamera auf Levi und Erwin hielt. „Trink schön weiter, das stärkt den Charakter.“ Ihren Hintergedanken behielt sie lieber für sich. Voller Wonne grinste sie in sich hinein, als sie sich den betrunkenen Titan vorstellte. „Und das nächste Lied widmen wir …“, Erwin wirbelte seinen Finger durch die Luft und hielt inne, als er den blonden Jungen neben Eren und Mikasa entdeckte, „Shota Boy!“ „Herr Kommandant, mein Name ist immer noch Armin.“ „Shota Boy, du bekommst deinen eigenen Song, also sei ruhig.“ „Pass lieber auf!“, nuschelte Levi. „Der is’n ganz schlaues Köpfchen. Während du hier singt, schmiedet der ‘nen Plan, wie er deinen Posten kriegt.“ „Und die Weltherrschaft!“, brüllte Jean. „Mann, Erwin! Ich kann kein Liebeslied mit dir singen“, war nun Levis nächster Kommentar. „Dann such ich dir ‘nen anderen Partner.“ Vielmehr bekam Armin nun Angst, dass er auch singen müsse. Plötzlich zappelte Hanji wie wild und schwenkte die Kamera beinahe gegen die Tischkante. Weshalb auch immer, aber ihre Augen funkelten wie die eines kleines Kindes. „Oh, ich! Ich! Ich singe! Kann jemand meine Kamera währenddessen halten?“, rief sie hastig. Bevor ihr Apparat noch durch ihre hektischen Bewegungen zu Boden fiel, fing Armin ihn in letzter Sekunde auf und Zoe Hanji riss Erwin das Mikro aus der Hand. „Her damit, ich bin jetzt dran.“ Den Rest konnte man sich denken – ein besoffener Corporal und eine durchgeknallte Forscherin sangen ein schnulziges Liebeslied und waren sich wahrscheinlich nicht mal bewusst, worum genau es da nun ging. „Ich glaub, ich werd diesen Abend nie mehr vergessen“, murmelte Eren, während er mit den Händen über den Kopf geschlagen in einer Zimmerecke hockte. Ein kichernder Jean hielt ihm ein Glas vor die Nase, einen ordentlichen Schwaps kippte er dabei unaufmerksam auf Erens Hose. „‘Schuldigung“, hickste er. „Trink den Rest lieber schnell aus, bevor er weg ist.“ „Ihr habt vielleicht alle Nerven.“ Augenverdrehend nahm er ihm das Glas ab und exte es aus. Verwundert über den Geschmack, der gar nicht mal so übel war, wie er anfangs dachte, schaute er seinen angetrunkenen Freund an. „Was ist das?“ „Orangensaft.“ „So ein Quatsch, da war doch Alkohol drin.“ „Na, hab ich doch gesagt – Orangensaft.“ „Wie auch immer, bringst du mir noch eins? Mikasa könnte auch was gebrauchen.“ „Kommt sofort, Chef.“ Mit der Faust gegen die Brust klopfend salutierte Jean ab und tatschte grob nach der Flasche auf dem Tisch. Blind vor unzähligen Getränken griff er ausgerechnet in eine Schüssel Chips. „ESSEN!“, schrie die wildgewordene Sasha, sprang unter dem Stuhl hervor, schlug Jeans Hand aus der Schüssel und plumpste mit ihrer neuen Eroberung wieder auf den Boden. Wie ein hungriger Löwe stopfte sie sich eine ganze Portion Chips in ihren Mund, ihre blutunterlaufenen Augen beobachteten Jean, als würde sie gleich zum Angriff übergehen, würde ihr jemand ihre Beute wegnehmen. Die einzige, die am ganzen Spektakel nicht teilnahm, war Mikasa. Wenn sie weiter so schaute, würde sie bald in die Fußstapfen von Lance Corporal Levi treten; den grimmigen Blick besaß sie bereits. Kapitel 3: ----------- Fazit des Abends war Folgendes – man darf einen Erwin Smith nicht allein in einen Elektroladen lassen. Als er die schwarz-glänzende, fabrikneue Karaokemaschine im Regal sah, konnte er die Augen nicht von ihr wenden. Blitzschnell wurde sie über die Kasse gezogen und schon stand sie im Gemeinschaftsraum der Aufklärungslegion. Anfangs beschwerten sich natürlich seine Kollegen über die Geldverschwendung, aber anscheinend fand jetzt sogar der sonst so trübblickende Levi Gefallen an dem Spielzeug. Unbemerkt drückte Hanji immer wieder den Wiederholungsschalter, Levi sang sowieso durch, als hätte das Lied kein Ende. Am Boden liegend hielt sich Sasha die Ohren zu. Die Chips lagen nun um sie herum verstreut, als hätte sie jemand um ihren Körper drapiert, allerdings wären weder Jean noch Connie dazu in der Lage gewesen. Bei der vorangeschrittenen Zeit konnte kaum noch jemand klar denken. Plötzlich funkte Erwin wieder dazwischen und zog ungeschickt an den Strippen. „Was macht ihr hier? Ne Schnulze? Mann, andere wollen auch noch dran“, sang er. Ohne Mühe riss er dem verwirrten Corporal das Mikrofon aus der Hand und hielt es Christa vor die Nase. „Shota Boy, du singst jetzt.“ „Herr Kommandant, ich bin ein Mädchen!“ Während Erwin noch mit der Verwirrung kämpfte und Christa für einen Zwilling hielt, hüpfte Hanji durch den Raum direkt auf Armin zu. Jetzt war Taktik gefragt, dachte sich der blonde Junge. Am besten war es, jemanden zu finden, der groß und stark genug war, um sich hinter ihm zu verstecken. Levi? Auf keinen Fall. Reiner? Perfekt. Nur wo war er? Weder er noch Berthold waren in der Nähe … Die Snacks aus dem Gemeinschaftsraum zu klauen war leichtes Spiel, wenn die meisten sowieso nichts mehr mitbekamen und obendrein vom Karaoke der älteren Aufklärungsmitglieder gefoltert wurden. „Reiner, wirf mal die Salzstangen her.“ „Ich hab immer noch ein schlechtes Gefühl, dass wir das ganze Essen mitgenommen haben.“ „Was glaubst du, was Sasha ständig tut?“ Die Tatsache, dass das gefräßige Mädchen regelmäßig die Vorräte plünderte, konnte wirklich niemand verleugnen. Und bis jetzt hatte sich noch keiner darüber beschwert. Wieso sollten sich die besoffenen Kollegen jetzt darüber auslassen, wenn ihre Snacks nicht mehr auf dem Tisch standen, kam Reiner zum Entschluss und machte es sich mit Berthold auf der großen Couch in Erwins Büro gemütlich, während beide sich die Bäuche vollschlugen. Immerhin ließen sie eine Schüssel Chips zurück. „Jetzt wollen wir nur hoffen, dass der Kommandant die Krümel in seinem Zimmer nicht entdeckt“, mampfte Reiner. „Dann schicken wir vorher Corporal Levi ins Büro, der putzt auch ohne zu fragen, wo der Dreck her kommt.“ Mittlerweile bekam Levi mit, dass Erwin ihm das Mikrofon weggenommen hatte und torkelte am Tisch entlang. Hanji jagte den armen Armin quer durch den Raum, bis dieser unglücklich mit dem Corporal zusammenkrachte. „Mensch Jäger, pass doch auf!“, raunte er ihn an. „Corporal Levi, mein Name ist immer noch Armin.“ „Arm … in … was?“ „Nein, Armin! Armin Arlert!“ „Verarsch mich nicht, Junge.“ Hanjis Augen blitzten auf und sie hielt jäh inne. „EREN! Wie viel hast du getrunken?“, schrie sie und änderte sofort ihren Kurs. Wie konnte sie nur vergessen haben, was sie anfangs vorhatte! „Eren, wo bist du?“, trällerte sie munter und suchte nach dem verschollenen Titanenjungen, der sich im Nachbarzimmer vor seinen singenden Kollegen versteckte. Man hätte vermuten können, dass niemand um diese Uhrzeit mehr munter wäre. Erwin bewies das Gegenteil – nachdem er keine Lust mehr hatte mit Ymir zu streiten, weil er Christa für einen Jungen hielt, suchte er ein weiteres Opfer. Nun jammerte Jean immer wieder ins Mikrofon: „Lonely, I’m Mister Lonely …“ Und weil das noch nicht genug des Guten war, setzte Erwin in der nächsten Strophe mit ein. Zu dumm für Levi, dass er genau jetzt langsam wieder anfing klar zu denken. Vorhin war ihm gar nicht aufgefallen, wie grauenvoll das klang. „Verschissene … Karaokemaschine“, murmelte er nur immer wieder und legte seinen schmerzenden Kopf auf die Tischplatte. Von Nacht konnte man nicht mehr sprechen, die Uhr zeigte nun beinahe fünf Uhr in der Frühe an, als alle versuchten, ihre Betten zu suchen. Allein Eren verlief sich in der oberen Etage, obwohl sein Bett im Keller stand. Bevor Levi sich an der Türklinke abstützte, torkelte der Junge völlig abgefüllt auf seinen Vorgesetzten zu. „Corporal Levi, warten sie!“ Er drehte seinen Kopf zur Seite und Eren stand direkt vor ihm. Sein Blick ging leicht schräg zu seinem Gegenüber herunter und ein versifftes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen ab. „Was ist denn?“ „Sie sehen süß aus.“ „Warum das?!“ „Weil sie so klein sind.“ Nachdem er langsam wieder zu Verstand kam, war das natürlich das erste, was er hören wollte. Die unzähligen Male „Something Stupid“ mit Hanji waren bereits eine Qual gewesen (wenn er nüchtern gewesen wäre), aber ein besoffener Eren toppte alles. „Geh ins Bett“, brummte der Corporal und schaukelte durch seine Zimmertür. „Gute Nacht, Heichou. Schlafen sie schön“, rief er ihm hinterher und versuchte, einen Weg zurück zu finden. „Hoppla, wo kommt denn jetzt die Treppe her?“ Levi hörte mehrere Male ein lautes Poltern im Flur, bis er das Kopfkissen gegen seine Ohren drückte. Kapitel 4: ----------- Woher diese Frau ihre Energie nahm, konnte sich keiner erklären. Während alle anderen ihren Rausch ausschliefen, saß Zoe Hanji bereits an ihrem Laptop und bastelte ihre selbstgedrehten Videos zusammen. Wie besessen tippte sie quer über die Tastatur, bis sie mit ihrem Werk endlich zufrieden war. Schließlich richtete sie sich nicht umsonst ihren eigenen Youtube-Kanal ein. Ihre beiden Kollegen konnten sich bereits auf etwas gefasst machen. Und wie die beiden gefasst waren! „Du elende Pottsau! Hast du, nachdem die anderen gegangen sind, in deinem Zimmer weiter gemacht?“, murmelte Levi entrüstet, während sein Kumpel schwerfällig zum Computer schlurfte. „Oh Gott, wie mein Schädel brummt! Levi, was willst du mit der Zahnbürste? Das Bad ist nebenan.“ „Ich weiß.“ Immer noch sprachlos schweifte sein Blick über die Sauerei, die in der Nacht in Erwins Zimmer angerichtet wurde. Jäger würde sich schon freuen, dachte er sich innerlich. So schnell kam er nach der Nummer mit der Körpergröße nicht davon. „Sieh mal, Zoe hat mir ‘nen Link geschickt.“ Es dauerte seine Zeit, bis der Corporal seine Augen von der Unordnung, an der Reiner und Berthold nicht ganz unschuldig waren, abwenden konnte und dem Kommandanten über die Schulter schaute. „Sind das wir?“ Erwin nickte. Ein Schatten bildete sich auf Levis Gesicht. Nicht nur, dass es schlimmer klang als eine Lärm-Pistole, es war seine eigene Stimme, über die er sich erschreckte. Im Gegensatz zu seinem Kumpel konnte er nicht munter mitwippen. „Bloß blöd, dass Eren die Karaokemaschine kaputt gemacht hat“, warf der Kommandant ein, nachdem er den Clip mehrere Male laufen ließ. „Ein Grund mehr, ihn putzen zu lassen.“ Levi hatte beschlossen, seine Drohung in die Tat umzusetzen. Der nichtsahnende Eren saß seelenruhig in der Küche und genoss sein Frühstück, als plötzlich Lance Corporal hineinstürmte. „Jäger, mitkommen!“ „Corporal, ich hab schon Zähne geputzt“, entgegnete der Junge, während Levi ihm die Zahnbürste in die Hand drückte. Wutentbrannt wurde Eren am Kragen gepackt und in den Gemeinschaftsraum verschleppt, der nicht minder einem Saustall ähnelte als Erwins Büro. Beide standen nun vor der großen Kommode, auf der sich der Staub bereits zentimeterweise stapelte. „Putz!“ „Was?“ „Ich sagte: Putz!“ „Das ist ‘ne Zahnbürste!“ „Gut erkannt.“ „Aber-“ „Glaubst du, ich habe vergessen, was du gestern Nacht zu mir sagtest?“ Bei Levis finsterem Blick traute sich Eren nicht zu widersprechen und begann tatsächlich den Schrank mit der Zahnbürste zu schrubben. Zu aller Demütigung kam auch noch Hanji mit ihrer Kamera herangesprungen und drückte den kleinen, roten Aufnahmeknopf. „Film nur“, erklärte Levi mit ruhiger Stimme. „Dann schau dir den Clip solange an, bis du erkennst, dass der Bengel mit deiner Zahnbürste putzt.“ „AAAAHHHHH! EREN, VERWANDEL DICH UND MACH DIESEN ZWERG PLATT!“ Trotz Hanjis Wutausbruch behielt der Corporal die Fassung. „Schrei weiter so herum und du darfst Jäger helfen.“ Seine Augen wendete er keine Sekunde von seinem Schützling ab, er genoss diese Genugtuung. „Das wirst du bereuen! Ich werde alle deine Putzsachen dreckig machen, Erwin hat den Schlüssel zur Kammer. Ha, jetzt hast du den Salat!“ Mir ruhigem Gewissen ließ er seine Kollegin abdüsen, denn den silbernen Schlüssel hielt er fest zwischen den Fingern seiner rechten Hand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)