nectere von KakashiH ================================================================================ 01 dreamworld ------------- ► nectere ► Genre: Fantasy | Romance | Drama ► Umfang: 15 Kapitel ► Warnungen: Lemon ► Weder "Harry Potter" noch deren Charaktere gehören mir. Die hier erzählte Geschichte ist frei erfunden. Außerdem verdiene ich kein Geld mit dieser Geschichte. ► nectere = verknüpfen   ―—————————————————————————―—————————————————————————   01 dreamworld   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Sie hatten ihn!   Severus wusste es und es gefiel ihm kein bisschen. Was hatte der verdammte Junge sich nur dabei gedacht, einfach hierher zurück zu kommen? Ganz gleich welche Aufgabe Dumbledore auch für ihn hatte, Hogwarts war im Augenblick alles andere als sicher. Und Severus wusste, dass er etwas unternehmen musste, auch wenn er im Augenblick nicht wirklich sagen konnte, wie er es anstellen sollte, dass die Carrow Geschwister ihn gehen ließen, ohne dass seine wirkliche Loyalität aufflog. Dennoch, er musste es einfach versuchen, ansonsten war nicht vorauszusehen, wie diese ganze Geschichte enden würde. Kein wirklich guter Gedanke!   Eilig verließ er sein Büro, um Harry Potter aufzuspüren. Sehr schwer sollte dieses sicherlich nicht sein. Dieser Junge war immer recht leicht zu finden, vor allem nachdem er sich in Gefahr gebracht hatte. Ein Talent, welches Severus ziemlich verabscheute. Immerhin war oft er es, der dann alles wieder zu richten hatte. Beschweren wollte er sich aber dennoch nicht, seinen Schwur nahm er sehr ernst, schließlich war es ihm zu verdanken, dass der Junge ohne seine Eltern hatte aufwachsen müssen. Ein Fehler, den Severus wirklich bereute, nicht nur weil dadurch auch Lily nicht mehr lebte, auch wenn genau dieser Grund es letzten Endes gewesen war, ihn davon zu überzeugen, Harry zu schützen.   Leise lief Severus die langen Flure entlang und es dauerte auch nicht wirklich lange, bis er andere hören konnte. Minerva, wie er sehr schnell herausfand und einen wirklichen Grund für ihre Anwesenheit gab es nicht wirklich. Soweit ihm bekannt war, hatte sie in dieser Nacht keinen Kontrolldienst und damit auch keine Veranlassung dazu,  um diese Zeit das Bett zu verlassen. Was ihm deutlich sagte, dass er bei ihr vermutlich an der richtigen Adresse war. Noch wusste Severus aber auch noch nicht, wie er seine letzte Aufgabe erledigen sollte. Die Letzte, die er von Dumbledore bekommen hatte. Es war eine unangenehme Aufgabe, aber notwendig, soviel hatte er verstanden auch ohne noch mehr Informationen zu bekommen.   Schließlich blieb er stehen und starrte den Gang entlang. Die Stimmen kamen immer näher und Severus war sich absolut sicher, dass Harry bei ihr sein musste, auch wenn er den Jungen nicht sehen konnte, als Minerva endlich in sein Blickfeld geriet. Dennoch, sein Gefühl hatte sich in dieser Hinsicht eigentlich nie wirklich getäuscht.   Minerva hörte ihn. “Wer da?”, hörte er sie fragen und Snape schob sich hinter der Rüstung hervor. “Ich bin es!”, sagte er leise, fixierte aber nicht die Frau vor sich, sondern ließ die Augen über den Platz rechts und links neben ihr wandern. Er spürte es einfach, Potter war hier  und jetzt war vermutlich die beste Gelegenheit um dem Jungen zu sagen was dieser wissen musste. Es ging einfach nicht anders.   Das dann folgende kurze Gespräch war mehr als unangenehm. Nicht erst seit diesem Moment war Snape bewusst, dass die Frau - und vermutlich auch das restliche Kollegium - auf ihn herabblickte. Etwas, dem er im Augenblick keine Abhilfe schaffen konnte und auch gar nicht wollte. Er war sein ganzes Leben lang eher die Person gewesen, auf die man herabschaute. Schon sein Vater hatte es getan und in der Schule war es nicht anders weitergegangen.   “Haben Sie Harry Potter gesehen, Minerva?”, versuchte er es schließlich direkt, bereute diese Frage aber sehr schnell. Die alte Hexe mochte recht sanftmütig sein, wenn man ihr einen Grund dazu gab, aber sie war genauso ein Löwe, bereit anzugreifen, wenn man ihr die Gründe lieferte. Es war schon fast lachhaft, dass sie zu Gryffindor gehörte.   Als Minerva ihn angriff, zog Severus sofort seinen Zauberstab hoch, um sich zu schützen. Etwas unerwartet kam aber ein zweiter Protego von der Seite. Severus hatte es ja geahnt, Harry war hier und steckte unter seinen verfluchten Mantel, der verhinderte, dass man ihn sehen konnte. Dieses änderte sich nun aber zum Glück.   Harry war wirklich in diesem knappen Jahr erwachsen geworden, anders konnte man es kaum beschreiben. Natürlich hatte Severus dieses bereits zu sehen bekommen, als er dem Jungen das Schwert von Godric Gryffindor gebracht hatte. Aber so aus der Nähe sah es wieder ganz anders aus und auch wenn die Ähnlichkeit mit James Potter nach wie vor sehr hoch war, so konnte man mittlerweile auch sehen, dass der Junge sein ganz eigenes Aussehen entwickelt hatte. Eines welches Severus nicht mehr wie in all den Jahren zuvor entweder an die Mutter oder den verhassten Vater erinnerte. Aber darum ging es in diesem Augenblick ja auch nicht. “Mister Potter!”, sagte Snape, als der Junge sich komplett aus seinen Mantel geschält hatte und ihn nun unverhohlen anschaute. Eine Mischung aus Misstrauen aber auch Neugierde war in seinem Gesicht zu erkennen. Eine Kombination, mit der Severus Snape im Augenblick kaum etwas anzufangen wusste. Für einen Augenblick starrten sie sich an, doch dann ließ Harry seinen Zauberstab sinken und hob die freie Hand, um auch Minerva dazu zu bringen, sich zu entspannen. Was sie kurioserweise auch tat, auch wenn ihr Blick nach wie vor scharf auf ihn gerichtet war, voller Misstrauen ihm gegenüber.   “Sir, in den vergangenen Monaten hatte ich einiges an Zeit nachzudenken.”, sagte Harry, was Snape ein leicht verächtliches Schnauben entlockte. Harry Potter und nachdenken war etwas, was sich generell biss. Auch wenn ihm bewusst war, dass er dort nach wie vor mit seinen Vorurteilen urteilte. Aber Harry ließ sich davon nicht wirklich aus der Ruhe bringen.   “Wissen Sie, ich habe so einige Dinge im Nachhinein mit etwas anderen Augen gesehen. Wie diese Situation auf dem Astronomieturm… ich frage mich einfach, warum Dumbledore Sie angefleht hat. Ich kenne Ihre Meinung zu der Thematik, aber mein Gefühl sagt mir ganz klar, dass er Sie nicht um Hilfe in dieser Situation gebeten hat! Es passte einfach nicht, auch wenn ich es damals nicht wirklich erkannt habe.”, erklärte er seinen Standpunkt. Man musste es ihm schon zugestehen, dass dieser Gedankengang durchaus komplex war. Wenn er bei seiner Ansicht zu der Intelligenz dieses Jungen blieb, dann war es nahezu ausgeschlossen, dass er auch nur ansatzweise auf die Idee kam, dass gerade an dieser Situation etwas nicht ganz so war wie es den Anschein gehabt hatte.   Dennoch, Snape schwieg beharrlich. Stattdessen versuchte er Minerva im Blick zu behalten, die trotz allem noch ihren Zauberstab erhoben hatte und die ganze eher ungewöhnliche Situation misstrauisch betrachtete. Severus konnte ihr das nicht verdenken nach allem was in den letzten Monaten geschehen war.   “Dieses ist auch nicht wirklich das Einzige was ich in den letzten Wochen versucht habe genauer zu verstehen! Es sind Kleinigkeiten, die plötzlich keinen Sinn mehr ergeben. Nachdem Dumbledore gestorben ist zum Beispiel… wieso sind Sie einfach gegangen? Es wäre doch ein leichtes gewesen, mich aus dem Weg zu schaffen!”, fuhr Harry fort. Der Junge war vollkommen entspannt. Wie es schien, hatte er sich wirklich einige Gedanken gemacht und wenn Severus den Gedanken zuließ, konnte er dem Jungen eingestehen, dass die letzten Monate gewiss etwas ungewöhnlich gewesen waren. Über Monate auf der Flucht zu sein, dabei etwas zu erledigen, wovon Severus nur ansatzweise eine Ahnung hatte.   “Professor… Sie kannten meine Mutter doch recht gut. Der Patronus meines Vaters war ein Hirsch, nicht wahr? Ich frage mich, ob meine Mutter vielleicht eine Hirschkuh hatte. Wissen Sie, dieser Gedanke hat mich nicht wirklich losgelassen. Als Tonks sich um Remus solche Sorgen gemacht hatte, hatte ihr Patronus sich verändert! Ich frage mich, wer ihr nahe genug war, um ihren Patronus anzunehmen...” Worauf der Junge hinauswollte konnte Severus sich denken. Ein ungutes Gefühl tief in seinem Magen ließ ihn befürchten, dass er hier und jetzt ihm die Dinge mit auf dem Weg geben musste, die man ihm aufgetragen hatte. Was für sich nicht wirklich das Schlimme war, viel schlimmer empfand er es, dass Minerva nach wie vor wie ein Adler versuchte diese Situation zu durchschauen.   Dennoch, Harry musste die Frage die ihm auf der Seele brannte nicht aussprechen. Der Junge war wohl kaum so verbohrt zu glauben, dass seine Mutter diesen Patronus zu ihm geschickt hatte - er hatte es ja auch angedeutet, was er vermutete. In der Welt der Magie mochte einiges möglich sein, dass die Toten zurückkehrten gehörte aber nicht dazu. Und Harry wusste dieses verdammt genau. Nachdem Sirius Black  gestorben war, hatte er sehr verzweifelt versucht Kontakt mit seinem Paten aufzunehmen und war dabei natürlich jämmerlich gescheitert.   Obwohl ihm nicht wohl dabei war, hob Severus Snape seinen Zauberstab und rief seinen eigenen Patronus herbei, ohne Harry dabei aus den Augen zu lassen. Es wunderte ihn nicht wirklich, dass der Junge nicht erstaunt wirkte. Viel mehr schien er damit gerechnet zu haben. Severus fragte sich in diesem Augenblick ganz klar, wie viel der Junge anhand dieser einen Erinnerung wohl verstanden hatte, die er sich ohne seine Zustimmung einfach angeschaut hatte. Etwas, was Severus auch heute noch immense Wut verspüren ließ.   “Mister Potter… erinnern sie sich noch an den Okklumentikunterricht den Sie von mir bekommen haben?”, fragte Snape schließlich, der Idee folgend, wie er seine Informationen an Harry weitergeben konnte, ohne dass alle um sie herum etwas davon mitbekamen. Harry nickte, ein leichtes Grinsen zog sich auf das Gesicht, welches James Potter nicht mehr ganz so ähnlich sah. “Natürlich, Professor!”, erklärte er und hob seinen Zauberstab höher, zeigend, dass er genau wusste was Snape von ihm verlangte.   Für einige Sekunden starrten sie einander an, ehe sie nahezu zeitgleich ihren Zauber aussprachen. Wie auch beim ersten Mal funktionierte es tadellos. Harrys Protego sorgte dafür, dass sein eigener Zauber zurückgeschleudert wurde. Mit Bedacht ließ Snape den Jungen in seine Erinnerungen eintauchen, führte ihn von einem Ereignis zum nächsten. Vertraute Bilder, welche ihn sein ganzes Leben begleitet hatten, wurden ihm erneut gezeigt.   Bilder von Lily, ihrer Freundschaft, seinen Problemen mit Black und Potter. Jahre in Hogwarts, seinem Verrat an Lily und seine Reue die darauf folgte. Er zeigte ihm persönliche Dinge, damit der Junge es verstehen konnte, damit er ihm vertrauen konnte, auch wenn er sich einen kurzen Moment fragen musste, wie weit dieses überhaupt noch notwendig war. Immerhin hatte Potter nach all den Jahren seinen Kopf benutzt und damit Dinge herausgefunden, die ihm ansatzweise vermittelten, wie weit er ihm vertrauen konnte.   Harry verhielt sich tadellos, er versuchte nicht weiter voranzudrücken, um mehr Informationen zu bekommen, als er sie nun willig von Snape geliefert bekam. Vermutlich lag es auch daran, dass der Junge eine ziemliche Niete auf diesem Feld war, zum ersten Mal war der Tränkemeister aber ganz froh darüber. In ihm waren einfach zu viele Dinge begraben, die den Jungen nichts angingen.   Als alles gezeigt worden war was von Relevanz war, drückte Snape den Jungen aus seinem Geist heraus, verschloss diesen um den Zauber zu brechen, der abgeprallt war. Als sie sich wieder direkt anschauten, nickte Harry kurz. “Ich verstehe!”, sagte er mit seltsam belegter Stimme, seufzte leise und fuhr sich dann durch sein eh sehr  zerzaustes Haar. “Wenn ich ehrlich sein soll, ein Stück weit habe ich es bereits gewusst!”, gab er zu. Snape konnte diesem kaum widersprechen, wenn man Harry ansah, war kein Schrecken zu sehen. Der Junge schien sich wirklich mit dem Gedanken schon angefreundet zu haben, sterben zu müssen. Zum ersten Mal seit Harry nach Hogwarts gekommen war, fragte Severus sich, ob er sich wirklich so getäuscht hatte. Vor allem Albus hatte immer wieder betont, dass der Junge nicht so war wie Severus ihn sah. Der Mann hatte ihm vorgeworfen, dass er seinen Blick zu sehr einschränkte, auch wenn er zugegeben hatte, dass es verständlich war, wenn man seine Vergangenheit mit dem Vater des Jungen betrachtete. Nun aber war er sich wirklich nicht sicher, ob er die ganzen Jahre nicht falsch gelegen hatte. Ob sein Schmerz über den Verlust seiner Liebe und der Hass auf seinen Erzfeind seinen Blick nicht doch zu weit getrübt hatten.   Minerva räusperte sich leise neben ihnen. “Was hat das zu bedeuten? Was haben Sie gesehen, Harry?”, fragte sie nach. Aber Harry schenkte ihr nur ein leichtes Lächeln und schüttelte sanft den Kopf. “Es tut mir Leid, Professor McGonagall, aber dieses sind sehr private Gedanken und Erinnerungen. Ich kann nur sagen, dass Snape mir geholfen hat eine Sache zu verstehen die sehr wichtig ist!” Harry blickte dann wieder zu Severus, der Blick war schon fast weich, als er weiter sprach. “Wissen Sie, Sir, ich habe nie mit jemanden über das  gesprochen, was ich gesehen habe, weil ich zu neugierig gewesen bin. Nun, mit Ausnahme von Sirius und Remus, aber dieses war mir persönlich wichtig. Ich wollte es verstehen können!” Für einen Moment schwieg Harry, ehe er deutlich angespannter noch etwas hinzufügte.   “Ich wollte verstehen können, wie er so hatte sein können. Und um ehrlich zu sein, die Antwort die ich bekommen habe, hat mir nicht sonderlich gefallen…”       .           .           .       Die Szene löste sich auf und der schlafende Körper auf dem Bett spannte sich unweigerlich an. Selbst im tiefsten Schlaf kannte er den Schrecken der Szene die dieser folgen würde, etwas was er verfluchte. Keine Nacht in der dieser Traum startete, endete mit einem erholsamen Schlaf. Stattdessen standen Schweißausbrüche auf den Plan und Schmerzen die bereits vor langem sich gelegt hatte. Dennoch, in seinen schlimmsten Träumen konnte Severus Snape nach wie vor die messerscharfen Zähne spüren, die sich vermehrt in seinen Hals bohrten. Er fühlte die Panik die ihn überkam, den bloßen Wunsch dieser Situation entfliehen zu können.   Als die nächste Traumsequenz sich begann zu entfalten, entspannte er sich wieder sichtlich. Sein ganzer Körper verschmolz regelrecht mit der weichen Matratze unter ihm. In dieser Nacht wurde er verschont, seine schlimmsten Erinnerungen wurden übersprungen. Severus konnte selbst im tiefsten Schlaf nicht dankbarer dafür sein.     .           .           .     Um ihn herum war alles dunkel. Seine ganze linke Seite schmerzte höllisch, aber die Gewissheit, dass der Dunkle Lord endlich weg war, erleichterte ihn ungemein. Wirkliches Bedauern musste er auch nicht empfinden, schließlich hatte er all seine Aufgaben erledigt, die er erledigen musste. Harry Potter wusste was ihn erwartete, er wusste wie er den Dunklen Lord endgültig besiegen konnte. Seine Aufgabe war damit erfüllt.   Je länger Severus in der heulenden Hütte lag, umso mehr ebbte der Schmerz ab, bis es nur noch ein dumpfes Pochen darstellte, der mit Leichtigkeit ignoriert werden konnte. Dazu kam das Wissen, dass er selbst im Sterben lag und sobald sein Körper den Strapazen nicht mehr standhalten konnte, würde der Schmerz vollständig verschwinden und er würde ihn nie wieder empfinden müssen.   Es hieß ja immer, dass man in einer Situation wie der Seinen anfing sich Gedanken über sein Leben zu machen, zu Severus’ Erleichterung schien dieses bei ihm nicht der Fall zu sein. Sein Leben war nicht unbedingt etwas, was man noch einmal beleuchten musste. Er war ein Stück weit sogar sehr erleichtert, dass es nun endlich ein Ende haben würde.   Zumindest bis zu den Moment, wo er trotz seines geschwächten Zustands Stimmen hören konnte. Ein stetiges Murmeln, dessen er keine Gesichter zuordnen konnte. Keine wirklichen Worte ausmachen konnte. Wer auch immer zu ihm gekommen war, war zu spät erschienen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er endgültig gehen konnte.   Sanfte, warme Hände waren es letzten Endes, die ihn aus seiner Trance herausholten. Severus hatte nicht die Kraft die Augen zu öffnen, den Blick zu klären und so zu sehen, wer ihm da zu nahe kam. Er war nicht in der Lage sich zu wehren, als sein ganzer Körper regelrecht schwerelos zu werden schien. Sein noch nicht ganz erloschener Verstand begriff sofort, dass man ihn schweben ließ, dass man ihn aus der heulenden Hütte wegholte, an einen Ort brachte den Severus weder sehen wollte, noch wirklich daran denken wollte. Es hatte immerhin keinen Sinn mehr. Er war zu schwach, zu stark verletzt und vor allem hatte er schon längst mit sich und seinem Leben abgeschlossen. Dankbar ließ er letzten Endes die Dunkelheit von ihm Besitz ergreifen.     .           .     Das Nächste was Severus wahrnahm, waren Stimmen die er deutlicher erfassen konnte, die ihm vertraut waren. Oder eine Stimme im Speziellen und dazu Hände, die er nur sehr ungern an seinem Körper spürte, bedeutete es doch, dass er zu schwach war sich selbst zu versorgen. Pomfrey kümmerte sich um ihn, aber egal wie sehr Severus sich bemühte, er hatte nicht die Kraft um sich dagegen zu wehren. Viel mehr fühlte er sich, als wenn jeder Muskel dazu verdammt war schlaff zu bleiben, was sicherlich nicht ganz ungewöhnlich war, wenn man bedachte, wie viel Gift Nagini bei ihrem Angriff wohl in ihn gepumpt hatte. Aber dieser kurze Bewusstseinsmoment reichte auch aus um zu verstehen, dass Severus dem Tod entrissen worden war. Man hatte ihn zurück nach Hogwarts gebracht und sorgte sich um ihn. Ob er deswegen aber dankbar oder wütend sein sollte, konnte er nicht wirklich entscheiden. Viel zu schnell wurde er erneut in die Dunkelheit verfrachtet, wo er nichts spürte und nicht denken konnte.         .           .           .     Nach und nach träumte Snape von den weiteren Geschehnissen. Lediglich hier und da flackerten kurze Bilder und Momente auf, ohne sich zu manifestieren. Dann glitt er in die Tiefschlafphase, die jeden Traum im Keim erstickte. Der ganze Körper entspannte sich vollkommen und erholte sich während der restlichen Nacht.         ***     Es war noch recht früh, als Severus Snape erwachte. Für einen Moment war er etwas orientierungslos, noch immer hatten ihn die verschiedenen Bilder und Emotionen nicht losgelassen, die ihn in seinen Träumen verfolgt hatten. An diesem Morgen war es auch nicht wirklich schlimm, sich noch an den Traum zu erinnern. Dieser Moment, an dem Nagini ihn angegriffen hatte, war ihm ja zum Glück erspart geblieben. Woran er sich aber erinnerte war, wie er im Krankenflügel von Hogwarts kurz genug zu Bewusstsein gekommen war, um realisieren zu können wo genau er sich befand und vor allem, dass er scheinbar dem Tod entronnen war.   Danach hatte er lange Zeit nicht erneut das Bewusstsein wiedererlangt. Wie man ihm hinterher gesagt hatte, war man sich für gute drei Monate nicht sicher gewesen, ob er diesen Angriff wirklich überleben würde. Zu dem Zeitpunkt war er auch schon in das St. Mungos überführt worden, wo man sich viel intensiver mit ihm hatte beschäftigen können. Es hatte gedauert aber nach und nach hatte man ihn darüber aufgeklärt, warum man ihm diese Behandlung zukommen ließ, anstatt ihn direkt nach Askaban zu verfrachten.   In den ersten Tagen war Snape sich nicht wirklich sicher gewesen, ob er Potter dankbar sein sollte, während des finalen Kampfes zwischen ihm und dem Dunklen Lord regelrecht geplaudert zu haben und so auch seine Rolle in diesem Krieg sehr genau zu beleuchten. Ein Teil von ihm hatte sich dagegen gewehrt, nicht umsonst hatte er von Dumbledore verlangt, niemanden zu erzählen, wie sehr er Lily Potter geliebt hatte und damit natürlich auch, welche Rolle er nach ihrem Tod eingenommen hatte. Ein Teil von ihm war aber auch erleichtert gewesen, den Fesseln seiner Vergangenheit mit diesen Ereignissen zu entkommen. Natürlich war er in den Augen mancher nach wie vor ein Todesser, aber der Unterschied lag klar darin, dass er nicht von jedem als dieser eingestuft wurde.   Potter hatte er natürlich auch wieder gesehen, ein Umstand, dem Severus gerne aus dem Weg gegangen wäre. Sein Leben war einfach so negativ verlaufen, seine Abneigung gegen James Potter so verfestigt, dass er kaum gewusst hatte, wie er mit dem Potterjungen umgehen sollte. Er verdankte ihm vieles, ob diese Dinge nun negativ oder positiv waren spielte keinerlei Rolle. Es war dann durchaus erleichternd gewesen, dass Harry nicht zu erwarten schien, dass er etwas sagte. Er war einfach ab und zu aufgetaucht, hatte sich nach seinem Befinden erkundigt und war dann auch recht schnell wieder verschwunden. In Anbetracht ihrer Vergangenheit war dieses wohl das beste Ende was man sich hatte vorstellen können.   Severus schob die Decke zur Seite und schlurfte langsam in das angrenzende Bad. Noch immer war ihm diese Unterkunft nicht so vertraut, wie die in den Kerkern -  in denen er nahezu sein ganzes Leben gelebt hatte. Aber es war auch die Gefühlsebene, die ihn hier deutlich belastete.   Potter war nicht der einzige Besucher gewesen, den er gehabt hatte. Auch Minerva war eines Tages aufgetaucht, nachdem er bereits den größten Teil des Tages wach bleiben konnte und nicht mehr nach wenigen Momenten ermüdete. Die Frau wieder zu sehen, die immerhin auch seine Lehrerin gewesen war, war unangenehm gewesen. Für sie beide, denn Minerva hatte wie alle anderen Potters Ansprache zu Severus Snapes Leben mitbekommen und hatte damit wie viele anderen ihre Ansichten über ihn überdenken müssen. Severus hielt es ihr nicht vor. Ganz im Gegenteil, die Tatsache, dass nahezu alle in ihm den Verräter und den treuen Todesser gesehen hatten bedeutete doch, dass er seine Rolle überzeugend gespielt hatte. Was nach wie vor etwas war, was notwendig gewesen war. Es war nicht auszudenken was passiert wäre, wenn er bei dieser Aufgabe versagt hatte.   Nach den ersten unangenehmen Momenten war es ihnen aber recht leicht gefallen zumindest leichte Konversation zu betreiben. Nur Minervas Information, dass er auch weiterhin Schulleiter von Hogwarts war - dieses Mal sogar auf Befehl des Ministeriums hin, hatte ihn deutlich aus der Bahn geworfen.   Severus machte sich nichts vor, er war ein schrecklicher Lehrer. Die Aufgabe, Kindern die Kunst der Zaubertrankbrauerei beizubringen war eine, die ihm einfach nicht lag. Es sähe gewiss anders aus, wenn er ein Talent vor sich hatte, welches selbst komplexe Erklärungen verstehen und befolgen konnte. Jemanden, der mit Leidenschaft an die Sache ging. Der Großteil der Schüler allerdings war nicht einmal als Mittelmaß einzustufen. Minerva musste ihm erst deutlich machen, dass er als Schulleiter ganz andere Aufgaben hatte, damit er sich genug entspannte um sich damit auseinanderzusetzen.   Snape verspürte wenig Verlangen danach, nach Hogwarts zurückzukehren. Dieser Ort mochte zuerst sein Heim gewesen sein, letzten Endes hatte es sich aber eher als eine Art Gefängnis entpuppt, je größer die Gefahr des Dunklen Lords geworden war und damit natürlich auch die Aufgaben komplexer geworden waren, die er hatte annehmen müssen.   Severus hatte einige Tage gebraucht um zu realisieren, dass kein Albus Dumbledore mehr dort sein würde. Dieser Umstand bedeutete für ihn ganz klar, dass er eine Freiheit erlangt hatte, welche er in seinem bisherigen Leben nie hatte sein Eigen nennen können. Letzten Endes war er zwar nach wie vor mit einem unguten Gefühl aus dem St. Mungos entlassen worden, hatte sich aber dennoch rasch an den Umstand gewöhnen können, welche Position er fortan einnehmen würde.   Seine Rückkehr nach Hogwarts war allerdings nicht wirklich positiv verlaufen. Seine Empfindungen, zumindest streckenweise hinter diesen Mauern gefangen gewesen zu sein, hatten nicht dafür gesorgt, dass der Anblick des alten Schlosses ihn schmerzen würde. Von dem finalen Kampf hatte Severus nichts mitbekommen, entsprechend hatte er auch nur erahnen können, in welchem Zustand sich Hogwarts befand. Auch die Information, dass man bereits seit einigen Monaten daran arbeitete alles wieder zu richten und die größten Schäden bereits beseitigt waren, hatte ihn nicht unbedingt beruhigt.   Snape war Mitte August zurückgekehrt und die Reparaturarbeiten hatten sich fast bis zu den Weihnachtsferien fortgesetzt. Die Schüler waren in dem Jahr ausnahmsweise erst am 01. Oktober zurückgekehrt, schon damit die meisten Dinge erledigt werden konnten, um die Sicherheit der Schüler garantieren zu können und natürlich auch so wenig Einschränkungen wie möglich hinnehmen zu müssen. Wer ebenfalls in diesem Jahr zurückgekehrt war, war das Trio. Granger, Weasley und Potter. Alle drei mit dem Wunsch den Abschluss nachzuholen, welcher ihnen im finalen Jahr verwehrt geblieben war. Und mit ihnen waren viele weitere zurückgekehrt, so dass in Hogwarts weitaus mehr Schüler beherbergt wurden, wie es gewöhnlich der Fall war.   Severus kehrte nach seiner Morgentoilette in sein Schlafzimmer zurück, um sich einzukleiden und dann in den Vorraum zu gehen, wo er für gewöhnlich ein leichtes Frühstück zu sich nahm. In dem Moment wo er diesen Raum betrat, erschien auch sein gewöhnliches Frühstück auf dem kleinen Tisch. Auch etwas, was Severus gewohnt war.   Der Tag, an dem Potter und viele anderen die Schule verlassen hatten - dieses Mal mit einem mehr oder weniger guten Abschluss - war nun schon ganze sieben Jahre her. Und in der Zwischenzeit hatte Snape sich recht gut an seine Rolle gewöhnt.   Von Potter selbst hatte er in all den Jahren nahezu gar nichts mehr gehört, abgesehen davon, was im Tagespropheten zu lesen war. Der Junge hatte schnell geheiratet und war nach wie vor ein Stern in der magischen Welt. Snape war das nur Recht, solange er sich nicht weiter damit befassen musste. Er genoss sein recht ruhiges Leben das er nun hatte. Ein Leben, welches er fast ausschließlich in seinem Büro verbrachte, nur selten unterbrochen von Besprechungen oder Schülern die ihn direkt sprechen mussten. Auch wenn er in letzter Zeit es sich angewöhnt hatte, zumindest bei den Mahlzeiten ebenfalls hinunter in die Große Halle zu gehen.   Während er genießend an seinem Tee nippte, nahm er die Zeitung an sich und überflog die Nachrichten. Die erste Seite war dieses Mal den Änderungen im Ministerium gewidmet, auch dort schien ein regelrechter Umbruch durchgesetzt zu werden. Viele Dinge hatten sich verändert. Was dieses Mal aber mehr seine Aufmerksamkeit auf sich zog, war die kleine Anzeige direkt unter der Hauptmeldung des Tages.   Inmitten von London hatte ein neuer Club eröffnet, ein weiteres Projekt vom Ministerium. Soweit bisher bekannt war, sollte dieser Club die magische und die Welt der Muggel miteinander verbinden, in einem Umfang, der ihr Geheimnis weiterhin wahren würde, aber dennoch dazu beitragen sollte, die nahezu rassistischen Ansichten einige Magier etwas zu verändern.   Snape hatte dieses Konzept nur am Rande verfolgt. Das Zentrum bildete wohl eine verzauberte Maske, welche jeder Gast tragen musste, wenn er Zugang erlangen wollte. Diese Masken sollten einerseits ihre Magie schützen, zum anderen aber auch dafür sorgen, dass man in der Lage war die richtigen Personen um sich herum zu erkennen, ohne sie wirklich zu erkennen. Ein anonymer Ort, der sowohl Zuspruch wie auch Ablehnung hervorrief. Es gab nach wie vor mehr als genug Zauberer und Hexen, die auf die strickte Trennung ihrer Welt mit der Welt der Muggel pochten. Etwas, was das Ministerium aber nicht wirklich durchgehen ließ.   Um eine weitere Ära mit einem Dunklen Lord vorzubeugen, hatte man beschlossen, etwas für das Verständnis zu tun. Im ersten Schritt waren Flyer rausgegeben worden, wie man sich in der Welt der Muggel kleiden und bewegen sollte, um nicht erkannt zu werden. Und vor gut einem halben Jahr war dann endlich der Club eröffnet worden. Erste Statistiken zeigten deutlich, dass es ein voller Erfolg werden würde. Viele Freundschaften hatten sich entwickelt und ebenso viele Beziehungen waren entstanden.   Wenn Snape darüber nachdachte, was die letzten Jahre für ihn gebracht hatten, war vor allem die neu gewonnene Freiheit ein großer Faktor. Er war endlich frei von Verpflichtungen die ihm mehr als einmal an den Rand dessen gebracht hatten, was er leisten konnte. Und nun wo er diesen Artikel vor sich sah, fragte ein kleiner Teil ihn danach, ob er dort nicht einmal vorbeischauen sollte. Immerhin war er nun frei genau diese Entscheidungen zu fällen und die Anonymität war da eindeutig ein Faktor, der es ihm sogar recht leicht machte, diese Gedanken auch zuzulassen. Das Letzte was er wollte war, dass man ihn erkannte. Snape war nicht wirklich ein sehr geselliger Mensch, aber wie nahezu alle hatte auch er gewisse Bedürfnisse, die er in den letzten Jahren nur in dunklen Seitengassen wirklich hatte erfüllen können.   Mehr hatte er auch nie gewollt. Lily war immer seine große Liebe gewesen und bis zum heutigen Tage hatte sich daran auch nichts geändert, auch wenn er in den ganzen letzten Jahren sich eher an sein eigenes Geschlecht gehalten hatte. Aber Liebe und Lust waren eben zwei unterschiedliche Dinge. Nach all den Jahren war er aber auch an einem Punkt, wo Lily zwar noch in seinem Herzen war und dort auch ein Leben lang bleiben würde, er aber zumindest bereit war voran zu gehen. Eine Beziehung war zwar nicht wirklich das, was er sich dabei ausrechnete, aber einige feste Kontakte, wo er finden könnte was er gerade brauchte, waren wohl nicht zu verachten. Ein weiterer Vorteil wäre ganz eindeutig, dass Minerva ihm dann nicht länger in den Ohren lag, dass er sich in seinem Büro in Hogwarts vergrub und es an der Zeit wäre, wieder in die Welt hinauszugehen.   Damit war die Entscheidung gefallen. Es war ein Glück, dass es noch gut eine Woche bis zum Schulbeginn war und Severus Snape freute sich innerlich sogar darauf, an diesem Abend das nectere zu besuchen und sich ein Bild davon zu machen, ob es sich lohnte ein wenig mehr soziale Kontakte zu pflegen, als er es in seinem bisherigen Leben erlaubt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)