Momente, in denen ein roter Hund auf der Seife ausrutschte von Sternenschwester (OS/Drabbelsammlung) ================================================================================ Kapitel 21: Väterlicher Typ (Edward Newgate/Marco) --------------------------------------------------- „Ach, Jungchen.“ Amüsiert hob Edward erneut die fast leere Rumflasche zum Mund, um sich die letzten Schlucke der bräunlichen Flüssigkeit zu gönnen, während der blonde Junge mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen stark geprellten Arm hielt. Die vorige Fassungslosigkeit, welche den wachen Ausdruck in den hellen Augen des Kleinen überschattet hatte, flackerte immer noch in den blauen Iriden auf, wenn der junge Mann an den Enden der Bandagen zupfte. Das Jungchen schien offenbar immer noch nicht ganz zu verstehen, weshalb sich der Opa, wie er ihn vorhin noch so freundlich betitelt hatte, um die Versorgung seiner Wunden nicht nur kümmerte, nachdem er von ihm die Abreibung seines Leben empfangen hatte, sondern ihn auch nach der Behandlung nicht alleine ließ. Nun saß das Blondschöpfchen vor dem Piraten und schien sich nicht ganz im Klaren zu sein, wie er mit der Situation vernünftig umgehen sollte. Es war auch vielleicht ein wenig dumm von dem Jüngeren gewesen, die überhebliche Meinung vertreten zu müssen, es mit ihm aufnehmen zu können. Aber eines musste der ältere Seebär diesem Tunichtgut in Rechnung stellen: der Kleine hatte Mut und Technik, wenn man bedachte, dass er im Gegensatz zum ihm keine Teufelskräfte besaß. Mit interessiertem Blick musterte er den anderen. Ohne weitere Kenntnisse würde er den Jungen auf fünfzehn schätzen, ein nicht besonders weises Alter und vor allem kein Lebensjahr, wo man sich alleine auf der Grandline umhertreiben sollte. Wiederum nahm das Leben auf solche kleinen Details wenig Rücksicht, wenn das Schicksal rouletteartig entschied, wo und vor allem unter welchen Umständen man aufwuchs. „Warum?“ Mit fragender Miene beugte sich Edward zu dem Jungen runter. „Warum was?“ Der Trotz stand dem Jüngeren ins Gesicht geschrieben, während er krampfhaft versuchte dem forschenden Blick Edwards auszuweichen. „Warum hast du dich um mich gekümmert, yoi?“ Ein Lächeln schlich sich unter den Schnauzer. „Hätte ich dich in der Gosse liegen lassen sollen?“ Der Junge biss kurz auf seine vollen Lippen, bevor er patzig antwortete: „Jeder andere Pirat hätte es auch getan.“ Kurz lachte Edward über den respektlosen Tonfall in der Stimme des anderen auf. „Andere Piraten hätten dich für die Unverschämtheit eines solchen Angriffes einfach getötet. Aber, sag Jungchen, hat dir dein Paps nie geraten, dir im Vorhinein zu überlegen, wenn du in jugendlichen Größenwahn ansteigst?“ Etwas blitzte in den hellen Augen des Blondschopfes auf. Ein kalter Ausdruck, den in diesen jungen Augen zu erhaschen, Edward missfiel. Mit einem Ruck drehte ihm der Bursche den Rücken zu. „Er war kein also väterlicher Typ, was?“, hakte der Pirat dann vorsichtig nach, immer mehr das Gefühl bekommend, eben das zerbrechliche Band, welches er in der letzten Stunde der Versorgung zwischen sich und dem Jungen aufgebaut hatte, empfindlich erschüttert zu haben. „Nein, er war mehr der Auf-nimmer-wieder-sehen-und-ich-scheiß-drauf-was-mit-dir-passiert-Typ“, hörte er es nach einer längeren Schweigepause nuscheln und konnte einen leichtes Erbeben des jungen Leibes wahrnehmen. Edward lehnte sich wieder zurück, und das Lächeln verschwand Stück für Stück von seinen Lippen. Nachdenklich begann er an seinem Bart zu zwirbeln. Ihm war es schon früh bewusst gewesen, dass nicht wenige das Pech hatten, mit höchst unstabilen Verhältnissen groß zu werden und sich im Alltag mehr schlecht als recht alleine durchschlugen. Eine weitere angespannte Pause entstand, in der Edward seinen Gedanken nachhing und der Kleine seine Wunden, körperlich wie seelisch, metaphorisch leckte. Eine Idee begann sich langsam im Kopf des Erwachsenen zu manifestieren. Ein Gedankengang, der ihm schon öfter auf See gekommen war, wenn er wieder mal in der Ruhe des nächtlichen Wellenrauschens ein wenig Zeit für sich gefunden hatte. Bevor er sich wirklich Gedanken machen konnte, über die Weitläufigkeit dieses Planes, stupste er sanft den Blondschopf vor sich an. Augenblicklich fuhr der Junge herum, verzog aber im selben Moment vor Schmerz das Gesicht und presste sich eine Hand in an die Seite. „Nicht so schnell, Jungchen“, versuchte Edward ein wenig unbeholfen den Jungspund zu beruhigen. „Ich hab auch einen Namen“, fauchte der Blonde zurück, sich immer noch fest die unterste Rippe haltend. „Marco, yoi“, kam er dann Edward zuvor, bevor dieser auch nur den Mund öffnen konnte. Dieser beugte sich wieder vor, stütze sich dabei mit den Ellbogen auf die Knie und versuchte nach Kräften dem Jugendlichen ein warmes Lächeln zu schenken. „Also, Marco…“ Er war sich nicht sicher, ob er nun das Richtige tat. Er war sich nicht mal sicher, ob Marco sein Angebot annehmen würde oder gar der Richtige war. Aber er war sich sicher, dass es einen Versuch wert sein würde. „Würdest du mir folgen, wenn ich dir einen Platz als mein Sohn an meiner Seite bieten würde?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)