Lass mein Licht nicht erlöschen von DragomirPrincess ================================================================================ Kapitel 8: Entrissen -------------------- Tong, tong, tong. Monoton, dröhnenden bohrte sich das Hufschlagen in Lux' Gedanken, wenn sie jeder Schritt des Tieres wieder und wieder auf- und abschleuderte. Ihr Kopf dröhnte und jedes ihrer Glieder schien zu schmerzen. Sie versuchte ihre Hände zu heben, nachdem der Versuch die Augen zu öffnen keinen Erfolg gehabt hatte, doch sie traf nur auf schmerzhaften Widerstand, der grob an der empfindlichen Haut ihrer Handgelenke zerrte, raue Seile schnitten ihr in die Gelenke, an Füßen ebenso wie an Händen. Sie stöhnte, langsam kamen die Erinnerungen zurück. Sie spürte noch das kalte Metall des Ringes an ihrem Finger und wenn sie nicht gefesselt und mit verbundenen Augen auf dem Rücken eines Pferdes liegen würde, wäre ihr bei dieser Erinnerung wohl schlecht geworden oder zumindest noch schlechter als ihr eh schon war. Sie hatte zugestimmt Jarvan zu heiraten und war ihrem Bruder anschließend in den Rücken gefallen. Danach hatte sie Nichts mehr im Raum gehalten und sie war aus dem Raum gestolpert ohne noch einmal zurück zu blickend. Sie war gerannt, hatte sich fest an der kleinen Schachtel festgeklammert, bis sie zuletzt auf halben Weg zu ihrem Anwesen, auf dem schattigen Innenhof, direkt an der Kastanie, zusammengebrochen war, um zu weinen. Die Rinde war rau in ihrem Rücken, doch das Gras war trocken und sie war endlich allein. Allein genug, um all die Tränen zu vergießen, die sie wollte, und alles zu verfluchen, was sie getan hatte. Nicht nur hatte sie etwas Furchtbares getan, nein, sie fühlte sich auch noch immer zu verraten, um ihr Handeln wirklich zu bereuen. Sie dachte trotz allem nur an sich, nur an die kleine Schachtel in ihrer Hand, nicht an ihren Bruder, der jetzt allein dem Zorn eines Königreichs gegenüber stand. Langsam klappte sie die kleine, goldene Schachtel auf. Sie machte kein Geräusch, obwohl sie vermutlich genauso alt war, wie das Erbstück in ihrem Innern. Der Ring war wunderschön, wie er dort im roten Samtfutter steckte, so golden wie die Krone, die Jarvans Stirn zierte, wie die Rüstung, die ihn schütze, und in der Mitte leuchtete ein Stein so rot wie Feuer, der in seiner Mitte das Wappen der Königsfamilie trug. Die Jahre schienen ihm nichts angehabt zu haben und doch kannte sie ihn von den alten Gemälden im Palast so gut, dass es nur jenes Erbstück sein konnte, das schon über Jahrhunderte in der Familie sein musste. Nachdenklich fuhr sie über die Kanten, drehte ihn ein wenig hin und her und kam nicht umhin ihn langsam auf ihren Finger gleiten zu lassen. Er saß beinahe etwas locker. Er war ganz zart und doch schien er so schwer an ihrem Finger, dass sie ihn bereits wieder zurückstecken wollte, als plötzlich eine Hand in ihr Sichtfeld geschoben wurde und sich grob auf ihren Mund presste, während ein muskulöser Unterarm gegen ihre Luftröhre gedrückt wurde. Die Schachtel fiel aus ihrer Hand und kam irgendwo im Gras zu liegen, als Lux zu strampeln begann. Doch scheinbar mühelos wurde sie auf die Füße gezogen, und dann spürte sie bereits das Stechen an ihrem Oberarm, als eine Nadel ihre Haut durchstieß. "Pscht, kleine Lichterfee, es wird jetzt vielleicht einen kleinen Moment lang dunkel, aber mach dir keine Sorge, wir brauchen dich noch. Es wird fast nicht wehtun, wenn du schön brav still hältst." Die Worte streiften wie Eis über ihr Ohrläppchen und das Lachen, das darauf folgte, ließ ihre Nackenhaare hochstehen. Sie kannte diese Stimme, sie hatte sie auf dem Schlachtfeld gehört, als ihre Männer einer nach dem anderen getroffen zu Boden gingen, die Wurfmesser noch in den leblosen Körpern. Dann drehte sich ihr bereits der Magen um. Eine mehr als zähflüssige Substanz drängte sich aus der Nadel ihren Weg in den schmalen Oberarm. Für einen Moment würgte sie gegen die große Hand, dann wurde ihr schummrig und zuletzt wurde ihr tatsächlich kurz schwarz vor Augen. Sie bekam keine Luft und keuchte heftig, als sie langsam wieder etwas erkennen konnte und die Kraft in ihre gemarterten Glieder zurückkehrte. Vor ihr stand niemand anders als jener General der noxischen Armee, mit dem ihr Bruder wieder und wieder aneinander geriet. Er grinste eben jenes gierige Lächeln, das sie aus dem Kampfgeschehen kannte, wann immer er seine Axt durch die Luft schwang oder auf einen Krieger niederfahren ließ. Es war ihrem Magen nicht im Geringsten zuträglich. Wieder würgte sie gegen die Hand an. „Kotz mich bloß nicht an.“ Draven klang angewidert, als er ihr die Nase zuhielt, um eben jene Reaktion zu verhindern. Lux bekam keine Luft und trotzdem rasten ihre Gedanken wie wild unter dem blonden Haar. Wie waren sie in den königlichen Palast eingedrungen? Ja, wie hatten sie es überhaupt in die Stadt geschafft? Was war mit all den Wachen an den Stadtmauern? Was wollten sie? "Jetzt ist nicht der Moment, sich um Andere zu sorgen, Kleine. Wo ist dein Bruder?" Darius‘ Finger tanzten über einen Dolchgriff an seinem Gürtel. Langsam löste sich die Hand von ihrem Mund, gegen die sich eben noch so wild entschlossen gesträubt hatte, bevor die Übelkeit sie gepackt hatte. "Und es wäre deutlich besser für dich, wenn du still bleibst." Etwas bohrte sich kalt und spitz in Lux' Rücken und sie war sich sicher, dass auch scharf noch zu ihrer Liste hinzugefügt hätte werden können. Es war sicherlich eines dieser tödlichen Wurfmesser, die er mit solcher Präzision werfen konnte, oder zumindest ein weiterer Dolch. Sie schluckte und blieb still. Sie würde ihren Moment schon noch bekommen. Sie war nicht so hilflos wie diese Bastarde vielleicht denken mochten. "Ich weiß es nicht. Er wollte einige Tage nach Hause kommen, aber ich habe ihn noch nicht getroffen." Ihre Lüge war nicht einmal unglaubwürdig, doch Darius Blick verfinsterte sich merklich. "Verarsch mich nicht, Püppchen." Die Spitze in ihrem Rücken bohrte sich ein wenig tiefer in den Stoff an ihrem Rücken und das flaue Gefühl kehrte zurück, als auch Darius Hand gefährlich nah an seiner Axt schwebte. "Was wollt ihr von ihm?" Sie schluckte einmal schwer, bevor sie diese Worte aussprechen konnte, doch sie würde sich ihre Angst nicht anmerken lassen. Sie war eine Kämpferin und sie würde ihren Bruder nicht noch einmal verraten! "Darüber solltest du dir keine Gedanken machen." Es war wieder Draven, der sprach und dabei ihre Hand auf ihrem Rücken festhielt. "Denk lieber an dich selbst, Feelein." Dabei leckte er ihr den Nacken empor und Lux zuckte heftig zur Seite, erschrocken und angeekelt. "Lass mich los!" Heftig stemmte sie sich gegen die kalten Finger an ihrem Handgelenk. Das war so widerlich! "Sieh mal einer an, noch eine Frau, die deinem Charme nicht einfach so verfällt, Brüderchen." Darius grinste breit. "Tja, Katarina hat dir auch einen Korb gegeben, wenn ich mich nicht irre. Stattdessen hat sie sich vom dieser Schwuchtel Garen flachlegen lassen." Er lachte, schien aber von Garens Namen mehr als nur angewidert zu sein. "Mein Bruder ist keine Schwuchtel!" Wieder versuchte sie ihre Hand zu befreien, doch Dravens Griff war zu fest und so schmerzten ihre Arme nur noch mehr, ohne dass sie diesem feuchten Atem in ihrem Nacken auch nur ein Stück weit entkommen wäre. Die beiden Brüder lachten laut auf. "Mit einer Frau zu schlafen, ändert nichts an feststehenden Tatsachen, Püppchen." Darius grinste sie noch fies an, wurde dann jedoch schnell wieder ernst. "Also, wo ist er? Es wäre doch schade, wenn wir dir erst ein Stück von deinem hübschen Gesichtchen abschneiden müssten." Lux presste ihre Lippen zusammen, auf keinen Fall würde sie ihren Bruder ein zweites Mal an einem Tag verraten! Da würde sie lieber sich selbst mitsamt den beiden in die Luft sprengen! Gerade wollte sie ihre Magie in sich zusammenziehen, als sie ihn rufen hörte. "Lux! Lux, verdammt nochmal, wo bist du? Ich weiß, dass du danach niemals einfach so nach Hause gehen würdest! Also bist du hier irgendwo! Lux! Versprich mir, dass du nichts Dummes getan hast!" Zu oft hatte der noxische General diese Stimme gehört, um sie jetzt nicht zu erkennen. "Da ist er ja. Hast du etwas angestellt, Prinzesschen, dass er sich so sorgen muss?" Er drehte sich in die Richtung, in der sie die Stimme vernommen hatten. "Komm schon Draven, gehen wir. Sorg dafür, dass sie still ist. Sonst zerstört sie noch unsere schöne Überraschung." Lux wurde ein wenig zappelig. Sie musste handeln, jetzt oder nie. Und dieser eine Moment, in dem er eine Hand von ihrem Armen löste, umgreifen musste, um ihren Mund zu bedecken, genügte. Sie entriss ihm eine Hand, fokussierte sich und schleuderte die Magie aus ihrem Innern an die Oberfläche. Sie würde ihn von sich wegschleudern und dann Darius angreifen. Das würde vermutlich nicht ausreichen, beide Brüder zu besiegen, aber es würde genug Menschen auf sie aufmerksam machen und vor allem Garen warnen, damit er nicht unwissend in sein Verderben lief. Nichts davon geschah, wie sie es sich vorgestellt hatte, um es genau zu nehmen, passierte überhaupt nichts. Sie spürte nicht einmal ein Kribbeln an ihren Fingerspitzen. Nur ein paar winzige Funken sprangen auf die Luft über. "Nanana, Kleine Lichterfee, das ist aber keine nette Art unseren Besuch zu würdigen." Etwas Stumpfes, Metallenes wurde in ihre Magengrube gestoßen und keuchend sackte sie vornüber. Sie wäre wohl gestürzt, hätte Draven nicht nach ihren Haaren gegriffen. Schmerzhaft zog er sie daran empor. "Wie gut, dass wir vorgesorgt haben. Viel mehr kann man von euch demacianischen Proleten ja auch nicht erwarten." Wäre Lux nicht von dem schmerzhaften Ziehen abgelenkt gewesen, hätte sie sich wohl gewundert, dass gerade er solche Worte kannte, so beobachtete sie nur, wie er ein Stück Stoff herauszog, während er sprach, und es ihr in den Mund legte, bevor sie sich genug erholt hatte, um ihren Bruder auf eine andere Art zu warnen. Er band es zu fest und riss ihr mindestens ein Dutzend Haare aus. Ein Stück Seil wurde ebenso grob um ihre Handgelenke gezurrt, die nun unbeweglich auf ihrem Rücken zurückblieben, selbst wenn Draven sie nicht mehr in seinem Klammergriff hielt. Dieser drückte stattdessen nun ihren Kopf nach unten, sodass sie nicht länger sehen konnte, wohin er sie zerrte, doch nach wenigen stolpernden Schritten verharrten sie bereits wieder und Lux konnte nur erahnen, dass die beiden Männer ihrem Bruder wohl in einem der Seitengänge auflauern mussten. Das Unvermögen etwas an der Situation zu ändern, trieb ihr Tränen der Wut in die Augen, sodass es gut war, dass die beiden noxischen Krieger ihr Gesicht nicht sehen konnten. Trotzdem spürte sie, wie sich Dravens Hand hob und von einer anderen in ihrem Nacken ersetzt wurde, die wohl oder übel Darius selbst gehören musste. Die beiden Brüder hatten zuvor unverständliche Worte gewechselt und jetzt malte sich Lux die furchtbarsten Dinge aus, als einer plötzlichen Bewegung neben ihr ein furchtbar eindeutiges Gurgeln ertönte. Unerträglich Laut hallte das Geräusch eines Sterbenden in ihren Ohren nach. Eine Kehle war durchtrennt worden, doch der erwartete Aufprall eines toten Körpers blieb aus. Sie wollte sich aus Darius Griff befreien. Das war auf keinen Fall Garen gewesen! Das konnte nicht Garen gewesen sein! Sie hatten gesagt, dass sie sie noch brauchten! Garen würde niemals so leicht... ermordet werden. Bei diesem Gedanken drehte sich der jungen Frau der Magen um und sie zappelte noch mehr, während sie versuchte um ihren Knebel herum Worte zu formen oder sich zumindest nicht zu übergeben. Darius‘ Finger bohrten sich fester in ihren Nacken. "Sei still", zischte er leise, diesmal hatten sie nicht einmal mehr ein 'Prinzesschen' für sie übrig, seine Stimme klang härter, wütender und einen Moment fürchtete Lux, dass er sie hier und jetzt ersticken würde, doch dann ließ er los, stieß sie vorwärts und riss ihren Kopf wieder an den Haaren empor. "Lux!" Es gab so viele Worte, die sie sagen wollte, um sich zu entschuldigen, um ihm zu sagen, dass er wegrennen sollte, doch sie schmeckte nur den dreckigen Stoff in ihrem Mund und spürte die hilflosen Tränen in ihren Augen, die sie nur mit größtem Unwillen vergoss. Sie sah Garen, neben ihm einen blutverschmierten Körper, der einer der jungen Wachen des Schlosses gehören musste, Draven hielt die Waffe des Gardisten in einer, den zerfetzten Körper in der anderen Hand. Einen Moment lang schien ihr Bruder nach seinem Schwert zu tasten, doch natürlich war es nicht dort auf seinem Rücken. Es lag zurückgelassen einige hundert Meter entfernt in seinem Zimmer. Er trug nicht einmal seine Rüstung und Draven hatte nicht nur das Schwert des Wächters in der Hand, seine beiden Klingen lagen ebenso an seiner Hüfte, wie Darius seine Axt auf dem Rücken trug. Er verstand nicht, wieso Lux sich scheinbar überhaupt nicht gewehrt hatte und auf diese gequälte Frage in seinen Augen wollte Lux so gerne antworten, auch wenn sie selbst nicht verstand, warum sie nicht konnte. Sie wollte ihm sagen, dass er sich in Sicherheit bringen sollte, weil es ihre eigene Dummheit gewesen war, die sie in diese Situation gebracht hatte und wenn Garen entkam, vielleicht noch auf irgendeine Art von Rettung zu hoffen war, doch bevor Garen sich dazu entschlossen hatte, geschahen zwei Dinge. Die beiden Brüder wechselten die Positionen, noch bevor der junge Wachsoldat bäuchlings zu Boden gefallen war. Sein Schwert war von Dravens in Darius Hand gewandert und war dann bereits zwischen Garens Schulterblätter gerichtet, während Draven eines seiner Wurfmesser so schwungvoll an Lux' Kehle legte, dass es mit genug Druck geführt war, um bereits jetzt ganz langsam in die zarte Haut an ihrem Hals zu schneiden. "Bleib!", befahl Darius. "Du willst doch nicht, dass wir deiner kleinen Schwester wehtun, oder?" "Lasst Lux da raus!" Garens jeder Muskel spannte sich an, sein Kiefer arbeiteten gegen einander, ja, Lux konnte beinahe beobachten, wie ihr Bruder nachdachte, verzweifelt eine Lösung suchte und doch immer wieder nur auf Sackassen stieß, die wohlmöglich für einen von ihnen den Tod bedeuten würden, bis zuletzt nur noch übrig blieb Zeit zu gewinnen und auf Hilfe zu hoffen. Lux fürchtete sich und obwohl sie versuchte, es bestmöglich zu unterdrücken, um es ihrem Bruder nicht noch schwerer zu machen, ruhig zu bleiben, konnte er wohl dennoch in ihr lesen wie in einem Buch. Er musste Zeit schinden, aber jede Sekunde, die verging, war unerträglicher für Lux als jene zuvor und das übertrug sich auf Garen. Sie war ohne Zweifel eine Kriegerin auf dem Schlachtfeld, aber hier, im Angesicht des Todes, ihren magischen Kräften beraubt und unwiderruflich für den Untergang ihres Bruders verantwortlich - Selbst wenn sie hier entkommen konnten -, war sie doch nur ein Mädchen, das kaum die Volljährigkeit erreicht hatte, und sie hatte Angst, Todesangst, mehr als sie ertragen konnte, wenn sich Dravens Messer so wie jetzt in ihren Hals drängte, sodass jeder Atemzug brannte, und sie seinen feuchten Atem dabei unaufhörlich im Nacken spürte, dem Odem des Todes gleich. Ein tödliches Versprechen. "Aber sie ist doch so süß, wenn sie vor Angst zittert." Obwohl Darius diese Worte an Garen richtete, schien Draven sie mit seinen Gesten unterschreiben zu wollen. Seine freie Hand tanzte unaufhörlich durch ihren blonden Strähnen, bevor er hart nach ihrem Kinn griff und die Finger dabei in ihre kalkblassen Wangen bohrte. Sie hatte seinen Fingern entkommen wollen, doch der einzige Weg von den groben Gliedern weg, führte in den Dolch und um ihrem Leben auf diese Art selbst ein Ende zu setzen, fürchtete sie den Tod zu sehr. "Und ohne ihre kleinen Zaubertricks ist sie außerdem völlig hilflos", fügte er hinzu und kehrte zu den beinahe spielerischen Berührungen an den blonden Haaren zurück, bei denen wieder und wieder seine Fingerkuppen über ihren entblößten Nacken tanzten. Ein kurzer Moment der Erkenntnis schien über Garens Züge zu huschen, doch folgte ihm nur noch mehr Verwirrung. Er verstand jetzt, warum sie sich nicht wehrte, wo doch gerade sie keine Waffe benötigte, warum es keine Kampfspuren gab und gleichzeitig verstand er nicht, denn es machte keinen Sinn. Die Magie war ein Teil von ihr, man konnte sie ihr nicht einfach entreißen. Hilflos zuckten Lux' Augen hin und her, ganz so als würde sie unbewegt den Kopf schütteln wollen als Garen versuchte eine Antwort in ihren Augen zu lesen. "Wie?", fragte er harsch an ihre Peiniger gewandt und diesmal war sich Lux nicht mehr sicher, ob er noch versuchte, Zeit zu gewinnen. "Das brauchst du nicht zu wissen", spuckte Darius Garen beinahe in den Rücken. "Es reicht aus, wenn du weißt, dass sie komplett unserer Gnade ausgeliefert ist." Jetzt grinste er wieder. "Und du weißt, dass Gnade nicht unbedingt meine Stärke ist." Wie eine Grimasse tanzte die Genugtuung über seine Züge und Lux spürte auch Draven in ihrem Rücken grinsen. Sie genossen das Spiel, das sie hier spielten, ein Spiel, über dessen Sieger sich die beiden Brüder bereits im Klaren waren, ganz gleich auf wessen Grund und Boden sie es spielten. Sie schlugen Garen in seinem eigenen Revier und diese Genugtuung war so deutlich auf Darius‘ Zügen zu sehen, dass sie selbst Lux, die ihn kaum kannte, ins Auge stach. Genauso wie der Hass, der zwischen ihm und ihrem Bruder in der Luft brannte, wenn Garen sich so wie jetzt über seine Schulter zu ihm umblickte. Und trotzdem machte Darius eindeutig klar, wer die Fäden in der Hand hatte, indem er die Spitze der Klinge über Garens Wirbelsäule abwärts gleiten ließ. "Lass die Machtspielchen sein, Darius. Wenn du in mir einen General der demacianischen Armeen ausschalten wolltest, wäre ich schon lange tot. Also steck das Schwert weg und sag mir ins Gesicht, was du von mir willst, das die Mühe wert wäre, meine Schwester zu bedrohen. Von eurem kranken Verständnis von Spaß einmal abgesehen." Langsam, aber doch nicht unsicher oder verängstigt – Zumindest an der Oberfläche - machte Garen einen Schritt vorwärts, von dem Schwert weg, und drehte sich dann um seine eigene Achse. Er war auf jeden einzelnen Schritt bedacht, doch wider Lux‘ Erwartungen hielt Darius ihn nicht auf, ja, er hob sogar die prankenhafte Hand, die den Einhänder wie einen Zahnstocher umschloss, nur um ihn Sekunden später kraftvoll in den Leichnam zu seinen Füßen zu stoßen und dort stecken zu lassen. Lux wollte sich den Anblick ersparen. Sie wollte nicht sehen, wie der Körper des Jungen sich unter der Wucht des Stoßes noch einmal aufbäumen würde, obwohl er längst seinen letzten Atemzug getan hatte. Sie hatte bereits genug entstellte Leichname auf den Schlachtfeldern der Grenzgebiete gesehen, um sich einen weiteren ersparen zu wollen. Der Anblick der verzerrten Mienen, der im Schock geöffneten Augen und der manchmal so unpassend friedliche Ausdruck hatten sie nie gegen den Tod abhärten können, nicht auf den Schlachtfeldern und auch nicht auf den Pfaden, auf denen sie weitab des Kriegsgeschehens gewandelt war, weit hinter den Grenzen, die Noxus und Demacia trennten, wo die noxischen Krieger sich gegenseitig verstümmelt und getötet hatten. Die Bilder waren noch zu lebendig vor ihren zugekniffenen Augen, zu real der Geruch der verwesenden Körper, zu laut das Summen der Fliegen und die Schreie der Aasvögel in ihren Ohren, ja selbst die Kälte konnte sie noch spüren, die damals über ihren Nacken gekrochen war. Dann plötzlich war da eine kriechende Berührung an ihrem Ohr, dort, wo sich eben noch die Gänsehaut der Erinnerungen ausgebreitet hatte. Sie war heiß und feucht, doch sie brachte nur eisige Kälte mit sich, als Lux panisch schrie und sich beinahe selbst auf die Klinge an ihrem Hals bohrte. Urplötzlich waren der Schrecken der Vergangenheit und der Schrecken des Momentes eins geworden, als Dravens Zunge sich über ihren Hals aufwärts zu ihrer Ohrmuschel schob und er dort seine Zähne versenkte. Ihre Ohren klingelt noch von ihrem eigenen Schrei, doch langsam wurde der blonden Magierin klar, dass sie tot gewesen wäre, hätte Draven nicht zuvor den Dolch von ihrer Kehle genommen und ihren Körper fest an den seinen gedrückt. Jetzt ließ er sie los, doch ihre Beine trugen sie nicht länger. Während ihr Herz noch in ihrer Brust zerspringen wollte, sackte sie langsam zu Boden, wimmerte und spürte, wie die Tränen der Angst die Oberhand gewannen. "Ups." Unschuldig grinsend hob Draven hinter Lux die Hände, ganz so als wäre es nicht seine Absicht gewesen, sie mit seiner Tat zu verschrecken. Zeitgleich mit Lux Niedergang, war Garen in seine Ausgangsposition zurückgeschleudert, um seiner Schwester zu helfen, bei was auch immer geschehen war, doch mit einem einzigen Stoß zwischen seine Schulterblätter hatte Darius ihn aus dem Gleichgewicht gebracht und so auch ihn ins Stolpern gebracht. Es war ein Tritt gegen seinen Rücken gefolgt und ohne eine Chance sich abzufangen war auch Garen zu Boden gegangen, mit dem Gesicht voraus schlug er auf und augenblicklich wurde ein schwerer Stiefel in seinen Nacken gesetzt. "Ich benötige keinen Grund, um auf einer Made wie dir herumzutreten!" Lux' Augen brannten noch, als sie versuchte gegen den Schmerz zu sehen, was geschah, und doch nur beobachten konnte, wie Darius den Kopf ihres Bruders wieder und wieder in den Dreck trat und dabei selbstgefällig grinste. Ein Ausdruck, der langsam angeekelter Abneigung wich, während Lux noch bemerkte, dass ihr Schrei sie vermutlich ihre letzte Chance gekostet hatte, Zeit zu gewinnen, und sie sie damit wohlmöglich endgültig zu Grunde gerichtet hatte. "Eure Geschwisterliebe widert mich an." Er verzog das Gesicht und spuckte die Worte beinahe aus. "Dem Feind den Rücken zu wenden; ich würde einen solchen Fehler niemals begehen, selbst wenn es Draven das Leben kosten würde. Wenn er sich nicht selbst schützen kann, hat es keinen Zweck ihn zu retten, er hätte meine Hilfe nicht einmal verdient. Deshalb bist du nichts weiter als eine Made, ein Wurm verdammt dazu vor den Mächtigen im Schlamm zu kriechen. Deshalb werdet ihr unter den noxischen Truppen begraben werden, wie ein Kiefernwald unter einer Lawine. Deshalb werdet ihr überrannt werden und niemand wird überleben. Und alle, die ihr beschützen wollt, werden mit euch untergehen. Eure Frauen und Kinder, Schwestern und Brüder, nichts wird bleiben, gar nichts!" Wieder und wieder trat er zu, schien Garen den Schädel eintreten zu wollen. Lux konnte beobachten, wie sich Garens Finger in den Boden gruben, als er versuchte sich gegen seine Tritte zur Wehr zu setzen. Darius trat auch danach. Es kümmerte ihn nicht, ob seine Knochen brachen, das war offensichtlich. Er gönnte ihrem Bruder nur einen kurzen Moment, in dem er hustete und nach Luft rang. Blut hatte sich mit dem Dreck des Bodens auf seinen Wangen gemischt und sein Nasenbein wirkte mehr als nur malträtiert. Lux erhielt nur einen kurzen Blick auf die blauen Augen, in denen Schmerz stand, den auch er nicht mehr verbergen konnte. Dann hatte Darius wieder von seinen Fingern abgelassen und trat seinen Kopf erneut zu Boden, Garens Versuch zu sprechen im Keim erstickend. Sie hoffte für ihren Bruder, dass er seinen Mund schnell genug wieder hatte schließen können. Die darauf folgende Stille war eisern, Darius Fuß noch immer auf Garens Kopf hielt still. Lux' Entsetzen hatte ihr die Worte geraubt und sogar Draven war still nach den Worten seines Bruders. Er hatte die Stirn in Falten gelegt und schien noch nach einer schlagfertigen Antwort auf die offensichtliche Geringschätzung zu suchen. "Fick dich, Darius." Nicht unbedingt die geistreichste Antwort, aber auch Lux hätte wohl keine passendere finden können. "Ich respektiere dich auch." Er griff nach dem Seil, das Lux' Handgelenke zusammenhielt und zog sie auf die Füße. "Hast du ihn dann genug Dreck fressen lassen? Ich hab keinen Bock, dir den Arsch retten zu müssen, wenn jemand sein Fehlen bemerkt." Wen er meinte, machte er schnell klar, indem er das Schwert noch ein Stück tiefer in den Leichnam der Wache stieß. Dann hob er Lux mit einer überraschenden Leichtigkeit in die Luft und warf sie sich wie einen Sack über seine Schulter. Ihr war schlecht und schwindelig. Etwas in ihrem Körper schien zu brennen. "Du würdest dein hübsches Gesicht doch für mich nicht einer solchen Gefahr aussetzen. Du wärst weg, bevor ich bis drei gezählt hätte." Scheinbar waren diese Worte witzig, denn beide lachten auf und zeigten dabei wohl ihre ganz eigene Art von Geschwisterliebe oder -hass, wie auch immer man das in Noxus nannte. Darius ging neben Garen in die Knie, wobei ein Fuß jedoch noch immer auf Garens Hinterkopf verharrte. Er fesselte seine Hände auf seinem Rücken und schob dann die Hand in das goldbraune Haar, um es aus dem Schlamm zu ziehen. Er spuckte und keuchte. Er war offensichtlich zu langsam gewesen. "Elender Mistkerl." Er hustete mehr, als dass er sprach, doch noch bevor er zu Atem gekommen wäre, hatte Darius ihm bereits einen Knebel in den Mund gelegt. Der Schwindel war immer schlimmer geworden. Dann verlor sie das Bewusstsein und alles wurde schwarz. Alles an ihrem Körper schmerzte und ihr Oberarm brannte, doch sie war kaum zwei Minuten bei Bewusstsein gewesen, da hörte sie den Mann vor sich auf dem Pferd sprachen. "Sie ist wach." "Dann schick sie zurück ins Reich der Träume", antwortete eine Stimme einige Meter vor ihnen. Bevor sie sich versah, war da eine Hand in ihrem Nacken, ein schmerzhaftes Drücken, dann wieder Schwärze. #WennDuPlötzlichDarüberNachdenkstDeineCharatereMitIhrenFeindenZuPairen #Nein! #Draven-x-Lux #DoppeltNein! #Ausrufezeichen! Außerdem folgender Dialog: Draven: "Wie gut, dass wir vorgesorgt haben. Viel mehr kann man von euch demacianischen Proleten ja auch nicht erwarten." Darius:„ Du kennst das Wort Proleten, Draven?” Draven: „Klar, Swain benutzt es immerhin ständig, wenn er über Leute redet, die ihn nerven.“ Darius: „Du hast keine Ahnung, was es bedeutet, oder?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)