Lass mein Licht nicht erlöschen von DragomirPrincess ================================================================================ Kapitel 7: Zweifel ------------------ „Xin-“ . „Jarvan-“ Keiner von beiden setzte seinen Satz fort. Stattdessen breitete sich wieder Stille zwischen ihnen aus, wie sie schon seit mehreren Minuten zwischen ihnen geherrscht hatte, nachdem der König sich tatsächlich zum Nachdenken zurückgezogen hatte, und sich der Thronsaal bis auf den Prinzen und seinen Wächter geleert hatte. Die Stille war gefüllt mit unausgesprochenen Gedanken, für die beiden Männern die Worte fehlten. Und nun wollte jeder dem anderen den Vortritt lassen, bis zuletzt Jarvan seinen Kindheitsfreund zum Sprechen aufforderte. Dennoch verging noch ein langer Moment, bevor dieser sagte: „Ich... hatte nie die Absicht, dir im Weg zu stehen. Oder... in Konkurrenz mit dir zu treten." Obwohl die beiden Männer gleich groß waren, schien Xin sich soweit zurückzuziehen, dass er kleiner wirkte, ganz so als wäre sein Verhalten tatsächlich ein Fehltritt gewesen. Und Jarvan reagierte überrascht auf seine... Entschuldigung, denn auch seine Gedanken waren längst bei Lux Worten angekommen gewesen, und doch schien viel mehr er sich entschuldigen zu müssen, selbst wenn er nicht gewusst hatte, dass die beiden so tief mit einander verbunden waren. "Denkst du wirklich, dass ich dir das übel nehme? Ich verstehe nur nicht, warum du nie ein Wort darüber verloren hast." Wieder kam lange Zeit keine Antwort. "Es war einfach immer nur etwas zwischen ihr und mir." Er sprach leise, nachdenklich und gewählt, ganz so als würde ein falsches Wort etwas zerbrechen, was zwischen ihm und Lux geherrscht hatte, als wären seine Erinnerungen aus zerbrechlichstem Glas. "Mit jemandem darüber zu sprechen..." Xin stoppte und beschloss den Satz anders zu Ende zu bringen, als er es zuvor geplant hatte, denn es hätte es nicht zerstört, aber es hätte trotzdem so viel verändert. "Sie hat mir eine völlig andere Seite von sich gezeigt, wenn wir allein waren. Ich wollte diese Momente mit niemandem außer ihr teilen, weil das es soviel schwerer für sie gemacht hätte, so locker zu sein." Er wusste nicht, ob Jarvan es verstand, ob er es verstehen konnte, das Gefühl jedes Wort des anderen zu hören, ohne eines davon laut ausgesprochen zu haben. Er verstand ja selbst noch kaum, wie tief ihr Verbindung gereicht hatte. Aber Lux war fast noch ein Kind, es war so leicht sie zu beeinflussen, sie in die richtige Richtung zu leiten. Sie kämpfte immer dafür als stark angesehen zu werden, aber Xin fürchtete sich immer noch, was ein einzelnes Wort bei ihr anrichten könnte. Ihre Zuneigung war soviel unsteter und er konnte sie niemals an sich binden, weil das so furchtbar selbstsüchtig gewesen wäre, weil sie eines Tages jemanden treffen würde, der besser zu ihr passte, der jünger war und ihrem Stand entsprach, jemandem, der nicht jeden Tag in einem Kampf fallen könnte. So versunken in die Gedanken der vergangenen Tage, die ihn Stunde um Stunde, Nacht um Nacht wach gehalten hatten, seit er von der geplanten Verlobung erfahren hatte, bemerkte er den forschenden Blick seines Freundes nicht, bis dieser zu einem Ergebnis in seinen eigenen Überlegungen gekommen war. "Zweifelst du an ihren Gefühlen?" "Nein", antwortete er sofort, beschloss aber sich weiter zu erklären. "Aber ich bin mir einer Vergänglichkeit bewusst, die ihren Augen noch verborgen bleibt." "Also zweifelst du an dir selbst?" Wieder schüttelte er den Kopf, genau wie Jarvan es erwartet hatte. "Nein, ich zweifle daran, dass die Welt gerecht ist. Sie kann so unvernünftig sein, wenn sie etwas wütend macht. Ich schätze, ich will sie einfach in Sicherheit wissen." Und das würde Lux so wohl niemals hören wollen, aber er sorgte sich zu sehr, um sie einfach so ziehen zu lassen. Jarvan an ihrer Seite hätte genau diese Sicherheit versprochen. "Das sagst du ihr aber besser nicht so." Beinahe hätte der Kronprinz geschmunzelt, aber er war immer noch zu getroffen von dem, was Lux ihnen vorgeworfen hatte. "Sie hat einige Dinge gesagt, die ich noch nie bedacht habe." "Was meinst du?" "Ich... ach... nichts, vergiss es." Und das Geheimnis, das der Kronprinz jetzt vor seinem Freund verborgen halten wollte, lag so schwer in seinen Worten, dass wohl nur Xin seine Neugier genug im Zaum halten konnte, um es ihm durchgehen zu lassen. Es war nicht seine Art ihn zu bedrängen und so begann er auch jetzt nicht damit, auch wenn er bereits mehr ahnte als Jarvan jemals befürchtet hätte. Den Wächter erschien es einfach falsch, ihm dieses Gespräch aufzuzwingen, wenn er nicht von sich aus dazu bereit war. "Ich kann das mit Lux so nicht stehen lassen", stellte Jarvan dann aber stattdessen fest und schien beinahe schon losgehen zu wollen, als Xin seinen Arm griff. "Jarvan, das klingt für dich vielleicht falsch, aber es ist in Ordnung für mich. Ich weiß, dass sie bei dir sicher ist, sicherer als bei mir." Diese Worte waren kein Teil der einstudierten Farce, die er Lux vorgeführt hatte, es waren Zweifel, die ihn ehrlich bewegten, die ihm geholfen hatten, zu akzeptieren, dass er sie bereits jetzt ziehen lassen musste. Und dennoch fügte er noch einen Satz hinzu, der den Prinzen in eine ganz andere Richtung stoßen sollte. "Wenn es das für dich auch ist." Bei diesen Worten legte sich eine Falte auf die Stirn des Prinzen. "Ich verstehe nicht, was du meinst." Seine Stimme schien kälter geworden zu sein. Vielleicht verstand er wirklich nicht, vielleicht wollte er auch nur sichergehen, dass er die Worte missverstanden hatte. "Ich will nur nicht, dass... deine Gefühle völlig überbord gehen, weil du denkst, das Richtige tun zu müssen." Entschuldigend senkte Xin seinen Kopf. Er war sich deutlich bewusst, dass er sich mit diesen Worten zu viel herausgenommen hatte. Vielleicht verstand Jarvan es jetzt, vielleicht auch nicht, Xin beschloss nicht weiter auf eine Reaktion zu warten und wechselte stattdessen das Thema: "Was ist mit Garen?" Sie waren beste Freunde, würde der heutige Tag daran etwas ändern? "Ich weiß es nicht." Der Prinz runzelte die Stirn. "Er hat es zugegeben, aber... es ist Garen. Er lügt in etwa so gut wie er tanzt." Diesmal hoben beide Männer kurz die Mundwinkel, denn kaum jemand sah auf einem Ball so ungelenk aus wie Garen. Er war es gewohnt schwere Klingen zu schwingen, eine zerbrechliche Frau in kleinen Bewegungen über die Tanzfläche zu führen, hatte zu meist mehr Ähnlichkeit mit einem Spießrutenlauf. "Ich glaube ihm, wenn er sagt, dass er ... nicht viel mit ihr gesprochrn hat. Erinnerst du dich daran, was ich einmal gesagt habe? Nachdem er wieder einmal all die jungen Mädchen, die um seine Aufmerksamkeit gewetteifert haben, ignoriert hat?" "Ich hoffe du meinst die Sache mit den Männern und nicht die mit dem Schwert." Dennoch nickte er. "Vielleicht habe ich mich geirrt. Vielleicht brauchte er nur jemanden, der den ersten Schritt macht, jemanden, der dominanter ist als er, eine Kriegerin, die sich mit ihm messen kann. Er ist anders als sein Vater, er strebt nicht danach, sich niederzulassen. Er will sich wieder und wieder beweisen." Nun, vielleicht war genau das der Grund gewesen, weshalb er überhaupt vermutet hatte, dass Garen mehr Inteesse an Männern haben könnte. "Eine solche Frau wird er in Demacia nicht finden, zumindest keine, die er als Gegnerin und nicht als Mitstreiterin ansieht. Vielleicht kann Katharina DuCouteau ihm genau das bieten." Er hatte sie nie persönlich getroffen, aber er hatte von ihren Fähigkeiten ebenso gehört, wie von ihrer Art, den Gegner zu provozieren, ganz anders als Darius es beispielsweise tat. Sie schien das Kämpfen ebenso zu genießen, wie Garen es tat. Für eine Assasinin jedoch verschaffte ihr einen einzelnen Gegner hinterrücks zu ermorden viel zu wenig Befriedigung. Sie sprang mitten in eine Gruppe Krieger, nur um einige Sekunden später wieder verschwunden zu sein und dabei Tod und Blut zurückzulassen. "Und das rechtfertigt, dass er sich allein mit einer Attentäterin des Feindes trifft?" Jarvan konnte das Verhalten seines Kindheitsfreunds einfach nicht gutheißen. "Denkst du, dein Vater wird-" Xin sollte diese besorgten Worte niemals zu Ende bringen, denn das laute Krachen, als die Tür gegen die Wand schlug, unterbrach ihn jäh und seine Hand lag bereits an seiner Waffe, bevor er sich noch ganz umgedreht hatte. Es war eine der jungen Frauen, die im Palast arbeiteten, doch in ihren Augen standen Tränen der Angst und Entsetzen hatte ihre Züge befallen. "Was ist los?!" Auch Jarvan ging augenblicklich dazu über, seine Heimat beschützen zu wollen. Die Bedienstete verdeckte den Mund mit der Hand, sie atmete stoßweise. "Ei... eine der Wachen! Sie... sie... sie... sie ist..." "Beruhigen sie sich", versuchte Xin Zhao die Antwort aus der jungen Frau herauszubekommen und trat an ihre Seite heran, um ihre Schultr zu berühren. "Was ist geschehen? Was ist der Wache zugestoßen?" "Sie wurde ermordet!" "Wo?!" Jarvan war schneller an seiner Waffe als die Worte seinen Mund verlassen hatten. Es war kein schöner Anblick, der sich dort auf dem Innenhof am Osttor bot, das Blut hatte eine Pfütze, um den leblosen Körper geformt, nachdem es langsam von der Wand herabgesickert war. Der Jüngling selbst war völlig entstellt, die demacianische Rüstung war kaum mehr zu erkennen und das Schlimmste war, dass der junge Wächter mit seiner eigenen Waffe niedergestreckt worden war, die jetzt noch immer wie ein Flaggmast aus seinem Rücken herausragte. Zumindest war es ein schneller Tod gewesen, da waren sich die beiden Männer sicher, dennoch wagten beide es kaum, ihn umzudrehen, denn sie ahnten bereits, dass es jener junge Mann war, der eben noch mit Garen den Thronsaal verlassen hatte. Es war keine leichte Aufgabe, das Schwert aus seinem Rücken zu ziehen, es musste mit enormer Kraft möglichst tief in den Körper gerammt worden sein, ja, vielleicht hatte es ihn sogar ganz durchdrungen. Dennoch griff Xin Zhao danach und löste es langsam und bedacht aus jenen Knochen aund Muskeln. Es war eine überraschend leichte Waffe, vielleicht hatte ihr Täter an ihr seine Kraft überschätzt und deshalb all die Muskeln mit solcher Wucht durchtrennt. Es war kaum mehr genug Blut in seinem Körper, als dass sich ein weiterer Blutstropfen an der Wunde gezeigt hätte und doch schien auf den zarten Wangen noch immer ein letzter, verzweifelter Hauch Rot zu sein, als sie in sein Gesicht blickten, das noch voller Unverständnis zu ihnen emporschaute, die blauen Augen vor Entsetzen geweitet. Jarvan seufzte leise, bevor er die Lieder über den toten Augen schloss und einen letzten Blick auf die kindlichen Züge warf. Er hatte sichtlich Mitleid mit den Eltern, denen bald die traurige Kunde überbracht werden müsste. Auch Xin schloss einen Moment die Augen. "Sie sollten besser in den Palast zurückkehren", wandte er sich dann an die junge Bedienstete, die eben bereits mehr als grün ausgesehen hatte, brauchte jedoch einen Moment, bis er sie überhaupt entdeckte. Sie stand ein ganzes Stück entfernt an der einzelnen Kastanie, die ihre Äste gen Himmel streckte und den Hof in düstere Schatten tauchte. Sie hielt etwas in der Hand und Xin erhob sich wieder, als sie ihren Prinzen ansprach, jedoch nicht näher an sie herantrat, um dem Anblick des ermordeten Jungen zu entgehen. Es war das kleine Kästchen, auf dem das Wappen der köngiglichen Familie prangte, das Kästchen, in dem Lux' Verlobungsring gesteckt hatte. Das Futter war leer. Augenblicklich versteifte der Wächter sich und sah sich suchend um. Lux war hier gewesen und das konnte nichts Gutes bedeuten. "Wir müssen sie-!" Jarvan ließ ihn den Satz nicht zu Ende bringen, als er die Faust bitter, um die leere Schachtel schloss. "Sie ist fort, Xin. Garen hat sie mitgenommen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)