Last Desire: After Story II von Sky- (A Goddamn Chaos) ================================================================================ Kapitel 1: Die Feier -------------------- Die Emotionen waren überwältigend gewesen und selbst jetzt gab es ein paar Augen, die nicht trocken blieben. Kaum, dass die Trauung vollzogen war und sie sich der Feier widmen wollten, da stürzte sich ohne Vorwarnung Delta auf Jeremiel. Sein Make-up war durch die Tränen ein klein wenig verschmiert und er trug selbst heute einen Kimono, dieses Mal aber einen weißen mit goldenen Stickereien. Sein Haar war kunstvoll hochgesteckt worden und in diesem Moment wirkte er selbst fast wie eine japanische Braut. „Oh Engelchen!“ rief er theatralisch und umarmte Jeremiel, wobei er ihn so fest hielt, dass es dem Ärmsten fast die Rippen brach. „Ich freue mich ja so für dich. Endlich haben du und Herzchen geheiratet. Ach Mensch, ihr seid so ein süßes Paar.“ Jeremiel, dem regelrecht die Luft aus den Lungen gepresst wurde, versuchte Delta irgendwie zu signalisieren, ihn doch bitte loszulassen, doch der Kimonoträger war ganz in seinem Element und so war es schließlich Johnny, der Delta wegzerrte und sagte „Bei Fuß, Delta! Du bringst ihn ja noch mit deiner Liebe um.“ „Schön wäre es“, schluchzte dieser und wischte sich die Tränen mit einem Taschentuch weg. „Ich hab doch noch so viel Liebe zu geben.“ „Ja, ja. Wir wissen es alle. Und jetzt lass ihn los.“ Damit ließ der Kimonoträger von ihm ab und Jeremiel konnte wieder Luft holen. Benommen wankte dieser ein wenig, aber Liam hielt ihn fest und meinte zu seinem Untergebenen „Wenn du nicht aufpasst, erdrückst du ihn noch mit deiner Liebe. Und zwar wortwörtlich.“ „Ich bin eben leidenschaftlich, Herzchen!“ Sie lachten und machten sich zusammen auf den Weg zu Liams Anwesen, wo die Feier stattfinden sollte. Alle machten einen gut gelaunten Eindruck und freuten sich, lediglich eine einzige Person machte einen etwas deplatzierten Eindruck. Anne Ludwig, Levis ehemalige Ausbilderin und derzeitige Kollegin war ebenfalls zur Hochzeit aufgekreuzt, da sich ihr Schützling unbedingt mal eine Hochzeit ansehen wollte. Sie hatte sich die ganze Zeit deutlich auf Distanz zu den anderen gehalten und schien auch nicht wirklich an einem Gespräch interessiert zu sein. Stattdessen achtete sie lediglich darauf, dass Kenan in ihrem Blickfeld blieb, damit sie auf ihn aufpassen konnte. Den Jungen hatten Rumiko, Frederica und die anderen sofort in ihre Kreise aufgenommen und insbesondere letztere hatte Kenan richtig lieb gewonnen und spielte zusammen mit ihm, Sheol und Ezra Fußball, nachdem diese ihm gezeigt hatten, wie es funktionierte. So waren die Jungs beschäftigt, Elion gesellte sich schließlich zu ihnen dazu und Oliver konnte es sich nicht nehmen lassen, da auch mitzumachen. Andrew blieb bei der anderen Partygesellschaft. Charity, Faith und Eden waren bei Babysittern untergebracht worden, damit sie ungestört feiern konnten und wie nicht anders zu erwarten war, wurde viel gefeiert. Levi, Nastasja und Eva sangen russische Trinklieder und Delta legte eine Tanzeinlage ein. Diese wurde vorzeitig von Johnny und Marcel beendet, als der Kimonoträger damit begann, eine Stripshow daraus zu machen. Nun ja, vielleicht wäre es nicht ganz so schlimm gewesen, wenn da nicht schon die Jüngeren wieder zurück waren und das mit ansahen. Sheol hatte ihn nur mit offenem Mund angestarrt und nichts mehr gesagt, Ezra hatte den Blick abgewendet und gemeint „Und da wundert man sich, dass ich zum Therapeuten gehe…“, während Elion geistesgegenwärtig eine Hand vor Kenans Augen hielt, um ihm den Anblick zu ersparen. Delta war zwar etwas beleidigt, aber er verschwand daraufhin mit Johnny irgendwo hin und niemand wollte sich in diesem Moment vorstellen, was die beiden machen würden. Nach diesem kurzen Zwischenfall ging die Feier weiter und sogleich kam Nastasja an, die zu Liam meinte „Wenn du dich schon um meinen Sohn gut kümmern willst, dann beweise es mir. Los! Armdrücken. Wir beide.“ Und das wollte sich niemand wirklich entgehen lassen. Vor allem weil Nastasja genauso wie Levi eine Chajal war und aufgrund dessen mit den Kräften eines Sefiras sehr gut mithalten konnte, selbst als Mensch. Sofort wurden die ersten Wetteinsätze geschlossen und es wurde kurz umgeräumt und Nastasja krempelte den Ärmel ihres Shirts hoch. Dafür, dass sie rein äußerlich nicht direkt danach aussah, hatte sie für eine Frau ordentlich Muskeln und mit Sicherheit galt dasselbe auch für den Rest ihres Körpers. Selbst als berufstätige Mutter trainierte sie immer noch regelmäßig, um sich fit zu halten. Liam setzte sich ihr gegenüber und dann begann das Armdrücken. Beide schenkten sich nichts und gingen aufs Ganze. Die Anstrengung war ihnen beiden anzusehen und die anderen machten es sich zur Aufgabe, die beiden anzufeuern. Die einen standen hinter Nastasja, die anderen feuerten Liam an. Lange Zeit sah es nicht danach aus, als würde sich etwas ergeben, bis der Mafiaboss mit viel Mühe Nastasjas Arm auf den Tisch drücken konnte. Es gab Beifall und als Sheol meinte „Ist ja auch voll lahm, beim Armdrücken gegen eine Frau anzutreten“, da ließ es sich seine Adoptivmutter nicht nehmen, ihm eine Lektion erteilen. Sheol, der nämlich meinte, dass Armdrücken gegen eine Frau leicht war, wurde gnadenlos von Nastasja vor den Augen der anderen besiegt und dabei waren nicht mal fünf Sekunden vergangen. Und irgendwie wurde daraus ein kleiner Wettstreit. Außer L und Ezra wollten alle mal zum Spaß mitmachen und ein kleines Turnier startete schließlich. L fungierte als Schiedsrichter, während Ezra eine Strichliste führte. Dem 16-jährigen war aber schon anzusehen, dass ihm irgendwie das Verständnis fehlte, warum sich alle so verrückt aufführen mussten. Naja… jede Familie war eben anders. Und seine war eben ziemlich schräg. Schließlich aber waren nur noch zwei Kandidaten übrig, die nun gegeneinander antraten: Anne und Levi. Die schweigsame Halb-Naphil hatte sich eigentlich bis jetzt rausgehalten, bis Kenan dann schließlich auf die Idee kam, sie zu fragen, ob sie nicht auch mal mitmachen könne. Tja und da hatte sie kurzerhand mitgemischt und jeden ihrer Kontrahenten gnadenlos besiegt, selbst Liam. Nun standen sie und Levi sich gegenüber und sie waren alle gespannt auf das Ergebnis. Die beiden Stärksten in der Gruppe… und dann auch noch Anne, Levis alte Lehrmeisterin. Nun würde sich herausstellen, wer von ihnen der oder die Stärkere war. Eva legte eine Hand auf die Schulter ihres Mannes und bat ihn, nicht allzu grob zu sein. Doch der schnaubte nur kurz und meinte „Ich muss eher aufpassen, dass sie mir nicht noch den Arm bricht.“ „Los Anne!“ rief Kenan, sprang aufgeregt auf und ab und klatschte dabei anfeuernd mit den Händen. „Du schaffst das! Du kannst das, Anne!“ Und damit warf die Halb-Naphil Levi einen eiskalten Blick zu, der deutlich sagte, dass sie gewiss nicht verlieren würde. Schon gar nicht, weil sie Kenan nicht enttäuschen wollte. Der 622-jährige sah die Botschaft in ihren Augen, lächelte herausfordernd und meinte nur „Allzu leicht werde ich es dir jedenfalls nicht machen. Immerhin sieht meine Frau mir zu.“ Damit ergriffen sie die Hand des jeweils anderen und warteten auf das Startsignal. Alle warteten gespannt, nur Jeremiel wandte sich kurz an Beyond und flüsterte „Zehn Mäuse auf die Madonna.“ L vergewisserte sich, dass beide Kontrahenten bereit waren, dann rief er „Los!“, woraufhin ein harter Kampf zwischen ihnen ausbrach. Levi war anzusehen, dass er ordentlich zu kämpfen hatte. Anne hingegen verzog nicht ein einziges Mal die Miene und wirkte eher, als wartete sie darauf, dass er endlich mal anfangen würde. Kenan verfolgte den Wettkampf aufgeregt und gab sein Bestes, um Anne anzufeuern, während sich der Großteil der Familie auf Levis Seite stellte. Dieser legte ordentlich einen Zahn zu, um es seiner alten Lehrmeisterin nicht allzu einfach zu machen und dieser war nun auch anzusehen, dass sie ernst machen musste. Sie zog die Augenbrauen zusammen und ihr Blick verfinsterte sich deutlich, doch das war es auch schon. Aber anscheinend war das ein deutliches Zeichen dafür, dass sie einen harten Gegner vor sich hatte. Es schien sich ewig hinzuziehen, bis Anne dann beschloss, die Sache endlich zu beenden. Und mit einem lauten Knall donnerte sie Levis Hand auf den Tisch, woraufhin L verkündete „Anne hat gewonnen“. Damit wandte sich Jeremiel mit einem zufriedenen Lächeln an Beyond und meinte fast schon schadenfroh „Scheint so, als würdest du mir zehn Dollar schulden.“ Der Serienmörder grummelte leise und rief dann „L, dein Bruder zockt mich hier in einer Tour ab.“ „Was kann ich dafür, wenn du schlecht im Wetten bist?“ entgegnete Jeremiel nur mit einem Schulterzucken. „Selbst beim Pokern bist du absolut miserabel.“ „Aber auch nur, weil du Sams Pokerface kannst. Und außerdem hast du die Situation schamlos ausgenutzt, als Delta damit begonnen hat, sich einfach auszuziehen. Ihr habt das doch eingefädelt.“ „Was kann ich denn dafür, dass Delta gleich an Strippoker denkt und sich vor uns allen auszieht?“ Alles Diskutieren war zwecklos. Beyond musste die zehn Dollar zahlen und so stand Anne als Siegerin fest. Kenan war natürlich überglücklich und umarmte seine Ziehmutter freudestrahlend. Diese lächelte liebevoll und streichelte ihm den Kopf, bevor sie ihm einen Kuss auf die Stirn gab. Schließlich wurde die Musik wieder ordentlich aufgedreht und es wurde getanzt und gefeiert. Wer hätte gedacht, dass es ein solches Happy End für sie geben würde? Jeder hatte sein eigenes Glück gefunden, alle Wogen waren geglättet und alle Schwierigkeiten waren überwunden worden. Selbst Ezras Problem mit seinem neuen Klassenlehrer hatte sich geklärt, nachdem Jeremiel genug Beweise gefunden hatte, die er der Polizei zukommen ließ, die daraufhin seinen Lehrer und ehemaligen Pflegevater sofort verhaftete. Gegen ihn wurde nun wegen Missbrauch Minderjähriger, Besitz und Handel mit Kinderpornografie sowie Nötigung und Körperverletzung ermittelt. Auf ihn würde eine mehrjährige Haftstrafe warten und seinen Job als Lehrer war er damit auch los. Doch die Überraschung wurde umso größer, als dann wenig später auch Ain, Elohim zu Besuch kamen. Ihre sechs Kinder waren in der Heimat geblieben, um ihre Eltern für die Zeit ihrer Abwesenheit zu vertreten. Da nach der Splittergruppenaffäre die Sicherheitsstufen erhöht worden waren, hatten Dathans Geschwister, die von Ajin wiederbelebt worden waren, die Aufgabe erhalten, ihre Eltern zu unterstützen. Teruma und Jamin, die die ältesten Geschwister waren, waren die stellvertretende Befehlsgewalt geworden und wurden von ihren jüngeren Geschwistern unterstützt. Kohen der Zweitjüngste unter ihnen, unterstützte zusammen mit seinem Bruder Sabriel die Hagana. Es hatte ein tränenreiches Wiedersehen mit der ganzen Familie gegeben und auch Dathan war einfach nur überglücklich gewesen, seine Geschwister nach all den tragischen Ereignissen wiedersehen zu können. Eine Zeit lang war fraglich geblieben, was denn mit ihm geschehen sollte. Denn als eine der Entitäten wäre es auch seine Aufgabe, in die Heimat zurückzukehren und seine Familie zu unterstützen. Doch da hatte seine Mutter den Kopf geschüttelt, gelächelt und gesagt „Dein Platz ist in der Menschenwelt und deshalb ist es auch deine Aufgabe, diese zu beschützen.“ Und so war es beschlossen, dass Dathan in der Menschenwelt bleiben würde und alle waren mit dieser Entscheidung einverstanden gewesen. Da das Familientreffen etwas länger gedauert hatte als geplant, war Dathan auch erst seit gestern Abend wieder zurück. Und bei der Gelegenheit sprach ihn auch sogleich Frederica an. „Und?“ fragte sie ihn neugierig. „Wie war das Treffen mit deiner Familie?“ „Ganz gut. Wir haben alle viel Spaß gehabt und es hat mich wahnsinnig gefreut, meine Geschwister wiederzusehen. Aber es war schon irgendwie seltsam. Immerhin waren sie damals noch Kinder und ich war noch so klein gewesen. Aber wir haben uns alle super verstanden und haben auch viel gemeinsam unternommen. Allerdings war Großvater nicht lange bei uns, sondern nur kurz.“ „Wie war er denn so?“ „Naja, er wirkte etwas gereizt. Mum meinte, dass er wahrscheinlich wegen der Attentatsgeschichte und der Splittergruppenaffäre noch ziemlich sauer ist, außerdem soll es in der Shinigamiwelt wohl Ärger geben und da muss er sich darum kümmern. Tja, aber er hat versprochen, mal vorbeizuschauen, wenn er die Angelegenheit geklärt hat. Wie gesagt, er war nicht lange da und da hatte ich nicht die Chance, ihn wirklich kennen zu lernen. Nachdem meine Mutter gestorben ist, hat er sich ja komplett zurückgezogen und so habe ich ihn nie wirklich kennen gelernt.“ „Wie kommt es, dass er sich gar nicht um euch gekümmert hat, nachdem eure Mutter gestorben ist?“ Unsicher zuckte Dathan mit den Achseln und erklärte, dass sein Großvater eben seine eigenen Wege ging und eine sehr lange Zeit geschlafen habe. Und er hatte eben seine eigene Art zu leben. „Er ist in der Hinsicht wie ein ungezähmtes Tier: er kommt und geht wann er will und lässt sich von niemandem etwas sagen. Mum sagte, dass er vom Charakter her nicht gerade einfach sei, aber er ist weder gut noch böse. Und er vergisst nie, wenn man ihm einen Gefallen erweist. Ich denke, dass er eigentlich ganz nett ist. Wahrscheinlich hatte er nur einen schlechten Tag erwischt.“ Sie gingen schließlich zum Buffet und unterhielten sich noch weiter, während Jeremiel und L mal wieder wegen irgendetwas am Diskutieren waren und Nastasja zusammen mit Levi und Oliver ein Wetttrinken veranstaltete. Ezra und Sheol beschäftigten sich ein wenig mit Kenan. „Und wie sind deine Geschwister so?“ Dathan schmunzelte und erklärte „Irgendwie erinnern sie mich ein bisschen an die anderen. Teruma ist fast so wie Nastasja. Sie hat das Sagen von uns und sie ist recht streng zu uns. Jamin ist ein wenig verträumt und ist oft mit den Gedanken ganz woanders. Kohen ist ein ziemlich fröhlicher Geselle und hat ein großes Herz. Manchmal erinnert er mich ein wenig an dich. Vielleicht könnte es mit euch ja was werden. Immerhin bist du hier die Einzige von uns, die noch niemanden hat.“ „Wie?“ rief Frederica und ihre Wangen liefen rot an. Und bei ihrer eh schon schneeweißen Haut sah man es umso deutlicher. Und ein wenig verärgert sah sie schon aus, als sie meinte „Warum denken immer alle, sie müssten mich unbedingt verkuppeln, nur weil ich gerade keinen Freund habe? Ich komme auch ganz gut ohne zurecht. Ich stehe Beyond und L als Assistentin zur Seite und helfe zwischendurch bei Oliver und Andrew aus, wenn sie einen Babysitter brauchen, um auch mal ihre freie Zeit zu genießen. Ich bin glücklich mit meinem Leben und ich habe sowieso keine Zeit für eine Beziehung!“ „Aber wünschst du dir nicht mal jemanden an deiner Seite, der dir nah sein kann? Ich meine… du bist 445 Jahre alt und du hattest nie jemanden, außer Nastasja und ihre Familie. Und danach warst du wieder allein. Das muss doch einsam für dich sein.“ Frederica schüttelte nur den Kopf und setzte sich wieder. Dann begann sie zu essen. „Mag sein, dass es Momente wie diese gab. Aber es reicht mir auch, wenn ich meine Familie habe. L ist mein kleiner Bruder und nachdem Watari im Ruhestand ist, muss ich eine gute Assistentin sein. Ich hab Spaß daran und ich bin wenigstens nicht alleine. Und außerdem bin ich wenigstens nicht mehr eingesperrt. Die Zeit im Institut war die Hölle. Ich habe manchmal nur geweint, weil ich mich so allein gefühlt habe und die mentalen Gespräche mit Elion oder mit Andrew waren die einzigen Momente gewesen, in denen ich nicht so ganz einsam war. Ich habe es niemandem gesagt, weil ich keinem ein schlechtes Gewissen machen wollte. Wenn ich ihnen sage, dass es mir nicht gut geht wegen der Institutsgeschichte, dann macht sich Andrew Vorwürfe, weil er mich zurückgelassen hat. Watari gibt sich die Schuld, weil er nicht nach mir gesucht hat und allen geht es dann schlecht. Und das will ich doch auch nicht. Ich habe damals gewusst, dass ich sterben werde, wenn ich diesen Weg gehe, aber hätte ich dieses Opfer nicht gebracht, dann wäre jemand anderes gestorben. Ich bin ja schon dankbar genug dafür, dass Sariel mir ihren Körper überlassen hat und ich dank ihr und Elion eine zweite Chance bekommen habe. Aber… na ja…“ „Du willst niemandem zur Last fallen“, ergänzte Dathan und nickte verständnisvoll. Er kannte das selbst sehr gut. Es gab auch Momente, wo er sich nutzlos oder überflüssig vorkam und dann befürchtete, den anderen ein Problem zu werden. „In der Hinsicht bist du genauso wie Andrew.“ „Ich weiß“, seufzte Frederica und stocherte etwas lustlos in ihrem Essen herum. „Und manchmal hasse ich mich auch echt dafür, dass ich nicht stärker sein kann, so wie Eva oder Liam. Die beiden wissen sich immer zu helfen und sie sind stark genug, um alles zu schaffen.“ „Es hat doch niemand gesagt, dass du es nicht bist“, erklärte der Bibliothekar und legte seinerseits deutlich mehr Appetit an den Tag. „Immerhin hast du doch die Zeitschleifengeschichte konsequent durchgezogen und es geschafft, Andrew und Beyond das Leben zu retten. Und du hast L all die Jahre beschützt und dich für deine Familie geopfert. Das zeigt doch, dass du stark bist und ich denke, dass der Mann, der eines Tages mal dein Freund wird, der glücklichste Mann der Welt sein wird. Du meinst zwar, dass du nicht so stark wie Eva bist… in gewisser Hinsicht magst du dich tatsächlich von ihr unterscheiden, auch wenn ihr euch extrem ähnlich seid. Eva ist viel älter als du und hat mehr Erfahrung. Zwar sind 445 Jahre ein stolzes Alter, aber für uns Unvergängliche ist es dennoch sehr jung. In den Maßstäben gerechnet wärst du noch ein Kind. Und ich denke, dass das der springende Punkt ist. Du bist noch nicht erwachsen, Frederica. L, Nastasja und die anderen leben in einer anderen Zeit. Mit 18 Jahren gelten die Menschen schon als erwachsen, aber für uns sind 18 Jahre so, als wären wir gerade erst geboren. Ich weiß, aus meinem Mund klingt das irgendwie seltsam, vor allem weil ich lange Zeit in dem Glauben gelebt habe, ich sei ein Mensch. Aber inzwischen habe ich mich an das Leben als Entität gewöhnt und ich will meiner Aufgabe auch gerecht werden und diese Welt beschützen, die meine Eltern mir anvertraut haben. Ich will für Nastasja und die anderen da sein und dafür sorgen, dass es immer so bleibt wie jetzt und wir alle glücklich sind. Und hey: irgendwann wirst du auch schon deinen Traumprinzen finden. Du weißt ja: unverhofft kommt oft. Hast du dir denn nie vorgestellt, wie dein Traumprinz sein sollte?“ Das Albinomädchen lächelte verlegen und schien sich noch nicht ganz zu trauen, offen darüber zu sprechen. „Also… besondere Wünsche habe ich jetzt nicht so direkt. Auf jeden Fall muss es jemand sein, der ehrlich ist und der treu zu mir hält. Er muss nicht unbedingt der wohlerzogene Schwiegermuttertraum sein, denn ich weiß besser als so manch andere, dass es keinen Mr. Perfect gibt und da würde ich sowieso nirgendwo eine Chance haben. Er kann ruhig etwas schräg sein. Ich fände es wenigstens schön, wenn wir genug Interessen teilen und er mich zum Lachen bringen kann. Er muss mich nicht mit Rosen und Pralinen bombardieren, das hält sowieso kein Mann auf Dauer durch. Außer vielleicht Oliver, der Andrew immer wieder aufs Neue mit irgendetwas überrascht. Er braucht mir einfach nur zu zeigen, dass er mich wirklich liebt und dass ich ihm auch wichtig bin.“ „Du brauchst eine starke Hand und gleichzeitig jemanden, der auf deine Wünsche und Bedürfnisse eingeht. Tja… da würde mir jetzt spontan Liam einfallen und der ist jetzt verheiratet. Dann wäre da Oliver, der auch schon vergeben ist und die einzige Person, die mir nur noch einfallen würde, wäre diese Anne, aber die ist der Inbegriff einer antisozialen Persönlichkeit. Und ich glaube, an Frauen hättest du kein Interesse.“ „Nicht wirklich“, gab Frederica zu und seufzte leicht deprimiert. „Aber da sehen wir es ja: alle guten Männer sind vergeben oder schwul. Und in dieser Familie sind sie gleich beides.“ „Manchmal kann das Leben ein absolutes Arschloch sein. Das hat zumindest mein Großvater mal gesagt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)