Ein Hauch von Schicksal von Lilly_Mae ================================================================================ Arc III/ Kitaichi - „Sie sind es nicht gewöhnt, dass eine Frau mir hilft.“ -------------------------------------------------------------------------- ...-~~oOo~~-... Arc III/ Kitaichi - „Sie sind es nicht gewöhnt, dass eine Frau mir hilft.“ ~~ Red Line / Mary Joa ~~ Stille herrschte im großen Saal. Die zwölf Obrigkeiten saßen an einem Tisch und schwiegen sich an. Von den Nachfahren der ersten zwanzig Könige waren nur noch zwölf übrig. Über jeden Platz hing die Farbe der Familie, flatterten leicht in der Brise, die durch die geöffneten Fenster kam. Diese Zwölf waren die Herrscher der Welt. Göttergleich. Was sie sagten, wurde unverzüglich verrichtet. Natürlich gab es auch noch Zweig – und Nebenfamilien in Mary Joa. Diese bewohnten die Randbezirke, da sie mit den Zwanzig Ersten auf indirekten Weg verwandt waren – ob nun durch eine Heirat oder durch ihr verwässertes Blut. Nach dem Stillschweigen begann dann eine lautstarke Diskussion. Jeder wollte seine Meinung kundtun. Einziges Thema – der Schlüssel. Vor zehn Jahren war er ihnen entwischt. Doch nun hatte man ihn wieder gefunden und man sollte ihn ihnen wieder bringen. Sankt Kaiza hörte einfach nur zu und grinste in sich herein. Er war schon ein Schritt weiter. Und mit diesen würde er der Herrscher über alles sein. Der Gott der Götter. Der Schlüssel würde ihm gehören. Und dann würde er sie sich zu Eigen machen. Genüsslich fuhr er sich über die Lippen und verschränkte die Arme vor der Brust. ~~ North Blue / Meigiu Island ~~ Mit den letzten Handgriffen legte das große Marineschiff am Hafen Meigiu an. Reges Treiben herrschte auf dem großen Deck. Der Vizeadmiral stand an der Reling und schaute auf die Dorfbewohner, die am Hafen versammelt standen. Als die Planke angebracht wurde, lief der Offizier auf den Steg und wurde von einem älteren Herrn begrüßt. „Guten Tag“, meinte er und verbeugte sich leicht. Der Vizeadmiral nahm die Begrüßung mit einem Nicken zur Kenntnis. „Wir haben Sie schon erwartet. Ich bin der Bürgermeister von Meigui“, meinte er und sah auf die Soldaten, die sich hinter dem Marine – Offizier aufgestellt hatten. „Inwiefern?“, fragte dieser nach und hob eine Augenbraue. „Man hatte uns Bescheid gegeben“, bekam er als Antwort. Niemanden war bekannt gewesen, dass er hierher unterwegs war. „Wir haben hier eine Piratenbande gefangen genommen.“ Der Vizeadmiral besah sich den schmächtigen Bürgermeister und dann auch kurz die Bewohner im Hintergrund. Ein Steckbrief wurde ihm vom Bürgermeister gereicht. Auf diesem sah er den Piratenkäpt'n Rotbart Babossa von den Red Cross Piraten. Ein kleiner Fisch mit seinen sieben Millionen Berry. Nickend nahm der Marine – Käpt'n es hin und gab seinen Leuten ein entsprechendes Zeichen. Die Soldaten hinter ihm sollten dieses Piratenpack holen und in ihrer Kerker verfrachten. Aber deswegen war er nicht gekommen. Es war nur ein kleiner Bonus. Aus seiner Manteltasche holte er ein Foto. Dies hielt er hoch und zeigte es dem Bürgermeister. „Kennen Sie diese Frau?“, fragte er ihn. Der Bürgermeister sah auf das Foto. Darauf war ein junges Mädchen von vielleicht fünfzehn Jahren mit hellblauen Haaren und blau – grünen Augen zu sehen. Der Bürgermeister kniff die Augen zusammen und legte den Kopf schief. Sie hatte sehr viel Ähnlichkeit mit Ally, der kleinen Krankenschwester, die sie vor ein paar Tagen verlassen hatte. Dann sah er wieder auf und beneinte die Frage: „Nein, ich habe sie hier noch nie gesehen.“ „Sie müsste jetzt Anfang Zwanzig sein“, hakte der Offizier nochmals nach. Nochmals fiel der Blick des Älteren auf das Bild, schüttelte aber nur den Kopf. Der Vizeadmiral glaubte ihm nicht. In den nächsten Stunden befragte er die gesamte Stadt, bekam aber immer die gleiche Antwort: Nein, sie wurde hier nicht gesehen. Doch seinen Quellen zu urteilen, war dieses kleine Biest hier gewesen. Unzufrieden und wütend machte sich die Marine – Offizier dann wieder davon und legte noch am gleichen Tag mit seinem Schiff wieder ab. Dann musste er eben den ganzen North Blue nach diesem Weibsstück ab suchen. Eine Niederlage konnte er sich nicht leisten! ~~ North Blue / Death ~~ Mit einem fröhlichem 'Guten Morgen' betrat Ally die Kombüse. Sie hatte gute Laune, hatte sie doch gerade mit einer Freundin telefoniert - mit erfreulichem Ausgang. Alle Blicke richtete sich auf die junge Frau und mehrfach bekam sie ein gemurmeltes 'Morgen' zurück. Verwirrt sah sie auf ihre Nakama. Was war denn mit ihnen los? Fragend sah sie auf die Männer, die ihr kaum in die Augen sehen konnten. Sofort liefen sie rot an und wendete ihre Blicke ab. Nur ihr Käpt'n sah sie mit seinen üblichen Blick der Monotonie an, obwohl sie kurz ein Mundwinkel zucken war nahm, dass er aber sofort durch seine Tasse verdeckte. Mit einem 'Plums' ließ sie sich auf ihren Platz fallen und sah auf die Männer am Tisch. Verstand die Situation nicht. Fragend schaute sie zu Law und hoffte sich da eine Antwort. „Käpt'n?“, sprach sie ihn an und Law sah kurz auf: „Was ist mit ihnen?“, fragte sie ihn leise. Trotzdem hatten die Angesprochenen es gehört und entsetzte Blicke lagen auf ihren Käpt'n und ihrer Nakama. Laws Blick schweifte über seine Crew, die ihn leicht verzweifelt anschaute, dann wieder auf Ally, die ihn nur fragend – und ohne Hintergedanken – ansah. „Ganz einfach“, meinte er nur und wandte sich wieder seiner Zeitung zu: „Ihnen ist es peinlich, dass du sie halbnackt gesehen hast.“ Ein synchrones Aufkeuchen, gefolgt von einem unisonen 'Käpt'n' erfüllte den Raum. In den letzten drei Tagen hatte Law, wie schon angekündigt, die Untersuchung vorgenommen. Ihm zur Hand ging Ally und hatte es auch hervorragend gemacht – war sie doch eine sehr gute Krankenschwester. Leider wurde der Crew erst da bewusst, dass sich der Käpt'n eine Hilfe für seine medizinische Tätigkeit als Arzt geholt hatte. Hieß, sie half ihm bei den Untersuchungen und auch bei anderen Sachen. Immer noch verwirrt legte sich Allys Stirn in Falten. Was war da jetzt das Problem? „Aber warum?“, fragte sie nochmals nach. Sie verstand es einfach nicht. Seufzend wandte sich der junge Käpt'n an die Dunkelhaarige. Ihm war in den letzten Tagen schon aufgefallen, dass sie in manchen alltäglichen Dingen ein paar Erklärungen brauchte. In medizinischen Sinne verstand sie ihn sofort, konnte ihm sogar in einigen Dingen auch noch was lehren. Aber in manchen gewöhnlichen Situationen – hinsichtlich zwischenmenschliche Beziehungen - verstand sie die Zusammenhänge erst im Nachhinein. Noch immer lagen geschockte und peinlich – berührte Blicke auf ihn und Ally. „Sie sind es nicht gewöhnt, dass eine Frau mir hilft“, meinte Law nur und nippte an seinen Kaffee. Noch immer lag ein Fragezeichen in ihr Gesicht, bis sie es verstanden hatte, denn die Erkenntnis konnte man fast sehen. Ein kleines 'Oh.' gab sie von sich. Ein voller Teller und eine Tasse Kaffee stand dann plötzlich vor ihrer Nase und Ally schaute zur Seite. Lächelnd stand dort Chen und zwinkerte ihr zu. „Danke“, sagte sie zu ihm und sah auf ihr Frühstück. Rührei und Sandwiches. Lächelnd nahm sie ihre Tasse in die Hand und hatte die vorherige Unterhaltung schon so gut wie vergessen. Allgemeines Aufatmen war zu hören und die Crew widmete sich wieder ihrem Frühstück zu. Die Tür ging ein weiteres Mal auf und Kane und Ian traten ein. Kurz lagen alle Blicke auf ihnen, bis sie sich wieder dem Frühstück zuwandten. Ally sah auf den Navigator und nahm die Tasse von den Lippen: „Wie geht’s deinem Rücken?“, fragte sie ihn. Ein leicht böses Funkeln traf sie, das sich in einem Seufzer auflöste, dann setzte er sich auf einen freien Platz. Bei Allys Frage erzitterten die meisten kurz, da sie sich an Kanes Untersuchung sehr genau erinnern konnten. Auch wenn sie nicht dabei waren. „Besser“, gab Kane als Antwort und wandte sich seinem Frühstück zu. Ein leichtes Lächeln lag auf den Lippen seiner Kollegin und er konnte ihr für das, was sie gemacht hatte, nicht böse sein, hatte er doch freiwillig zugestimmt. -.-.-.-.-.- Flashback -.-.-.-.-.- Kane ging mit seinem Kameraden Ian durch die Death . Er hatte das glückliche Los gezogen, als erstes zum Doc zu gehen. Missmutig verzog er das Gesicht. Naja, was sein musste, musste sein. Der schwarzhaarige Navigator verstaute seine Hände in die Taschen des Overalls und seufzte einmal tief. Sein Freund neben ihn fühlte mit ihm, war er doch gleich als Zweites dran. Ian fuhr sich durch die braunen Haare und verschränkte dann die Arme im Nacken. Seit nun mehr fünf Jahren waren sie nun Mitglied bei den Heart – Piraten und waren somit - mit zwei weiteren Nakamas - die ersten Mitglieder der Crew. Noch heute konnten sich Ian, als auch Kane, nicht vorstellen, wo sie gelandet wären, wenn der Käpt'n sie nicht in seine damals neu gegründete Bande auf genommen hätte. Beide stammten von der gleichen Insel, hatten sich aber vorher noch nie gesehen. Verkehrten sie doch in zwei verschiedenen Kreisen. Kane war ein ehemaliger Dieb, der sich durch Raubzüge bei Touristen über Wasser gehalten hatte. Er war als Waise auf der Straße aufgewachsen und hatte schon früh gelernt, wie schlecht die menschliche Rasse zu ihren Artgenosse sein konnte. Mit mehr Glück als Verstand hatte er die ersten zwanzig Lebensjahre hinter sich gebracht, bis er den Falschen beklaut hatte. Dieser schlaksige junge Mann mit den emotionslosen, grauen Augen und der lustigen gepunkteten Mütze hatte ihn - kurz nachdem er den Geldbeutel entwendet hatte - gestellt. Die kalte Stahlklinge seines Langschwertes hatte an seinen Hals gelegen. Kane hatte schon mit seinem Leben abgeschlossen, als sein Opfer ihn einfach fragte, ob er Lust hätte bei ihm anzuheuern. Einfache Begründung – er mochte seinen Mut und Entschlossenheit. Bedenkzeit – bis zum nächsten Abend. Nickend hatte er das Angebot zur Kenntnis genommen, gab ihm sein Geld zurück und sah diesem fast noch Jugendlichen hinter. Als er die Begleitung des jungen Schwarzhaarigen aufgefallen war, rieb er sich die Augen - trauten ihnen aber dann doch nicht. War es doch ein weißes Bär in einem orangefarbenen Overalls, der auf den Jungen mit der gepunkteten Mütze wartete. Mit seinem eigenen mageren Geld begab er sich in die nächste Kneipe und bestellte sich auf den Schreck einen Krug Rum. Nachdenklich hatte er in der schummrigen Bar gesessen. Hatte die Vor- und Nachteile abgewogen. Doch was hatte er schon zu verlieren gehabt. Also hatte er sich am nächsten Morgen seine Sachen geschnappt und war zum Hafen gelaufen. Ian dagegen war in der Mittelschicht aufgewachsen. War das jüngste Kind von dreien in einer Hotelfamilie hinein geboren worden und der einzige Sohn, und somit der Erbe. Er sollte, zusammen mit seiner Schwester, das kleine Landgasthaus weiterführen. Kaum hatten sie hungern müssen, oder ging es ihnen gar schlecht. Sie waren nicht die reichsten, aber das Geschäft hielt sie über Wasser. Jedoch mit achtzehn begann sein Weltbild sich zu verändern. Der junge Hotelier traf auf ein junges, verführerisches Mädchen und schaufelte sich damit sein eigenes Grab. Durch eine dreiste Lüge ihrerseits wurde ihm sein bisheriges Leben genommen und er brachte sein gesamtes neunzehntes Lebensjahr in einer kleinen, fensterlosen Zelle und war kurz davor seine Hoffnung und seinen Verstand zu verlieren. Dann tauchte ein ungleiches Paar auf. Zuerst hielt er es als eine sehr fantasievolle Illusion seines schwindenden Verstandes. War es doch ein sprechender Bär und graue Augen mit eine flauschigen Mütze, die ihn aus der Zelle befreit hatten. Erst im Nachhinein, als er wieder klar denken konnte, sah er seinen Retter richtig und dieser bot ihn auch noch einen Ausweg an, den er annahm. Denn zurück wollte er garantiert nicht. Nun war dieser Eintritt knapp fünf Jahre her. Sie hatten das Handwerk gelernt und waren mit ihren Piratenleben vollkommen zufrieden. Bis auf die kleinen Macken des Käpt’n. Aber damit mussten sie klar kommen, war er doch ein guter Käpt'n. Als sie in den Krankentrakt kamen, blieben sie verdutzt stehen. Auf dem Gang an der Wand – direkt gegenüber der Tür zum Behandlungszimmer – standen zwei Sessel. Skeptisch traten sie näher und betrachteten die Gegenstände ihrer Verwirrung. War das irgendein Scherz ihres Käpt’n? Sonst war es ihm egal, wie sie warteten – meistens auf den Boden. Ian stand fragend vor einem der Sessel und legte den Kopf schief. Auch Kane konnte sich keinen Reim darauf bilden. Aber darüber den Kopf zerbrechen, dafür hatte er keine Zeit. Klopfend stand er vor dem Behandlungszimmer und wartete darauf, dass ihn sein Käpt'n herein bat. Als er das 'Herein' hörte, trat er ein und schloss die Tür hinter sich wieder. Was er aber sah, ließ ihn in seinem Tun inne halten. Law war nicht zu sehen, dafür aber Ally, die ihn freundlich anlächelte. Verdutzt sah er sie an und dann ging ihm ein Licht auf. Sie war das mit den Sitzmöglichkeiten und sie würde Law zur Hand gehen. Ein klein wenig mulmig war ihm schon zu Mute. „Komm, setzt dich. Der Käpt'n wird gleich da sein“, sagte sie freundlich und zeigte auf die Liege. Zögernd trat der Navigator auf das Krankenbett zu und setzte sich darauf. Mit einem leicht argwöhnischen Blick sah er auf seine Nakama. Würde sie während der ganzen Prozedur dabei sein? Er war nicht prüde oder so. Und er hatte auch keine Probleme mit Frauen. Aber das hier war seine neue Kollegin und nicht irgendeine Bettbekanntschaft. Hart schluckte er den Kloß in seine Hals herunter und wartete auf seinen Käpt'n. Die dunkelhaarige Krankenschwester hatte sich gerade ihr Klemmbrett genommen, als Law wieder in das Zimmer trat. Dieser sah auf seinen Navigator, der sich immer wieder verstohlen nach Ally umsah. Kurz sah auch der Arzt zu ihr, richtete dann aber seine Aufmerksamkeit auf Kane. Mit einem 'Ausziehen' wandte er sich an einen kleinen Tisch neben der Krankenliege und winkte Ally herbei. Zögerlich zog Kane sich bis auf die Unterwäsche aus. Den Befehl konnte er ja nicht ablehnen und sich eine Blöße vor seinem Käpt'n geben, wollte er nicht. Law schien von seinem Zögern und Unbehagen nichts mitbekommen zu haben oder hatte es einfach ignoriert. Zimperlichkeit gab es für ihn nicht. Da musste seine Crew nun durch. Ally kam mit ihren Klemmbrett zu Kane und lächelte ihn freundlich zu. Kurz bewunderte sie seine Tattoos am Körper. Auf seinem Rücken hatte er den Jolly Roger der Hearts und auf den Oberarmen die gleichen Zeichen, wie sein Käpt'n auf den Unterarmen. Die Dunkelhaarige stellte sich hinter Law. Der Arzt begann mit seiner Routine, runzelte aber die Stirn, als er das ziemlich schnelle Herzklopfen vernahm. „Beruhige dich!“, meinte er zu ihm und Kane wandte sich zu seinem Käpt'n. Leichter gesagt, als getan. Trotzdem versuchte er es. Die Krankenschwester spürte die Nervosität von dem schwarzhaarigen Navigator und begann ein zwangloses Gespräch. Zuerst etwas zögerlich begann Kane das Gespräch auf zu nehmen, aber nach und nach gelang es ihm sich zu beruhigen. Es war doch nicht so schlimm, wie er gedacht hatte. Ihr Gespräch wurde nur ab und zu durch ein paar Aufforderungen von Law unterbrochen. Nebenbei schrieb Ally immer was auf ihr Klemmbrett. Als der Arzt ihn verabschiedete, sah der Navigator verdutzt auf. So schnell war die Zeit noch nie vergangen. Law erhob sich von seinen Hocker und wandte sich zu den medizinischen Schränken. Ally schob sich den Stift, mit den sie die Angaben von Law notierte hatte hinters Ohr und lächelte ihrem Nakama zu. Das Klemmbrett an die Brust gedrückt, sah Ally Kane zu, wie er sich wieder anzog und runzelte ein wenig die Stirn. Unbemerkt schritt sie um die Liege herum. Den Kopf schief gelegt, schaute sie auf die Muskelpartie auf seinen Rücken. Leicht kniff sie die Augen zusammen und betrachtete die Bewegungen des Navigators. „Hast du oft Rückenschmerzen?“, fragte sie ihn dann gerade heraus. Verdutzt hielt Kane inne und sah auf seine Nakama. Das Shirt immer noch in Händen. „Ja“, beantwortete er die Frage. „Ist aber nicht der Rede wert.“, und zuckte mit den Schultern. Dann spürte er ihre Hand auf seinem Rücken und ein Finger drückte auf einen ganz bestimmten Punkt. Zischend zog er die Luft ein und konnte sich gerade noch einen Schmerzlaut verkneifen. Der Käpt'n hatte bei Allys Frage aufgeschaut und sah nun auf seine beiden Mitglieder. Mit lässigen Schritt trat er wieder auf die Liege zu. „Warum hast du nie was gesagt?“, fragte der Chirurg des Todes nach. „Weil es keine Probleme machte“, erklärte Kane: „Am nächsten Tag war es wieder verschwunden.“ Der Käpt'n nickte und beobachtete Ally, die immer noch auf Kanes Rücken starrte. „Was siehst du?“, meinte er schlicht und stellte sich neben sie. Noch einmal drückte die junge Frau auf den Rücken des Navigators, diesmal ein wenig versetzt nach unten. Der unterdrückte Schrei durchzuckte seinen Körper. „Kennst du dich mit Druckpunkten aus?“, fragte Ally den Arzt und nahm die Hand zurück. Law sah auf seine Nakama. Natürlich hatte er von Druckpunkte gehört. Nicht zu verwechseln mit Vitalpunkten. Jeder Arzt hatte von ihnen gehört. Druckpunkte waren bestimmte Nervenbündel, Muskeln oder Sehne, durch die man Verletzten als auch Heilen konnte. Doch hatte es ihn nie richtig interessiert. Also schüttelte er nur den Kopf. Verstehend nickte die Dunkelhaarige. Er konnte ja nicht alles wissen. Bevor sie allerdings erklären konnte, was sie meinte, bat sie Kane sich hin zu stellen. Dieser sah hinter sich und dann von Law zu Ally und wieder zurück. Langsam erhob er sich und konnte mit der Situation nichts anfangen. Was hatte die kleine Frau nur vor? Dann bat sie ihren Nakama sich vor zu beugen und mit der rechten Hand den linken Fuß zu berühren. Verständnislos schaute er sie an. Was sollte er machen? Die Frage stand ihm ins Gesicht geschrieben und die junge Frau machte es ihm vor. Das sie ihm und ihren Käpt'n einen tiefen Einblick gewährte, fiel ihr nicht auf. (= Yogaposition: Das Dreieck. Damit ihr euch das vorstellen könnt^^) Geschmeidig erhob sich Ally wieder und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Dann sah sie fragend in die Gesichter ihrer männlichen Gegenüber und hob eine Braue. Beide sahen leicht abwesend aus. Mit den Gedanken ganz woanders. Die Heart – Piratin warf ein kurzes 'Hallo?' in die Runde und beide Schwarzhaarigen sahen auf die kleine Frau vor ihnen. „Kannst das bitte nachmachen?“, fragte sie Kane dann noch und der Angesprochene machte die Übung nach – hoffte, dass er dadurch abgelenkt wurde. Es sah nicht so gekonnt aus, wie bei der jungen Frau, aber Ally sah, was sie wollte. „Wofür ist das gut?“, wollte der Käpt'n nun wissen. Seine Stimme hatte ihre Monotonie zurück. „Eine kleine Anschauung“, meinte sie nur lächelnd und wandte sich den Rücken von Kane zu. Bevor Law fragen konnte, nahm Ally seine Hand und führte sie zu Kanes Rücken. Unter seinen Fingern spürte er eine leichte Erhebung. Kaum spürbar und nicht sehbar. „Spürst du das?“, fragte sie ihn und er nickte nur. „Das ist eine kleine Muskelverknotung.“ Dann wandte sich die junge Frau zu dem Patienten zu. „Du kannst dich wieder erheben.“ Seufzend tat Kane das auch. Die Pose war etwas unangenehm und er hatte auch kaum Luft bekommen. „Hast du in deiner Jugend ab und zu auf etwas Hartem geschlafen?“, fragte sie ihn. Der Navigator sah sie erstaunt an. Woher wusste sie das? „Ja“, gab er von sich. Auch Law hob die Augenbraue. Wie hatte sie das gesehen? „Wie kommst du auf die Annahme?“, wollte der Chirurg wissen. „Wegen seiner Bewegungen“, erklärte sie und sah zu ihrem Käpt'n auf. Die erhobene Braue sagte ihr, dass er eine weitere Erklärung wollte. „Kleine Verzögerungen in den Bewegungen, leichte ungewöhnliche Bewegungsabläufe. Aber der Betroffene hat sich schon so daran gewöhnt, dass er es kaum noch spürt“, meinte sie: „Oder ignoriert.“, und lächelte den Navigator zu. „Normalerweise sollte man so etwas sofort behandeln, da es doch recht verzwickt sein kann und manchmal üble Nachwirkungen mit sich bringen, da diese Verknotung oder Verspannung an einem Druckpunkt liegt.“ Der Käpt'n verschränkte die Arme vor der Brust. „Was schlägst du vor?“, war seine einfache Frage. Es war erstaunlich, über was sie alles Beschied wusste, und wie sie etwas sehen kann, dass kaum mit dem Auge wahrnehmbar war. Ally sah den schwarzhaarigen Arzt an und dann zu ihrem neuen Mitstreiter. „Es gibt zwei Möglichkeiten. Die eine lang und schmerzhaft und die zweite kurz und noch schmerzhafter.“ „Welche würdest du wählen?“, und sah seiner Nakama in die Augen. „Das muss Kane selbst entscheiden.“, und sah dabei zu dem Angesprochenen. „Die lange Methode dauert ungefähr zwei Wochen. Regelmäßige Massagen und Bettruhe. Die Massagen werden aber recht unangenehm sein, da man immer wieder auf die Verspannung herum drückt und knetet. Die kurze Methode dauert vielleicht drei Sekunden, ist aber extrem schmerzhaft. Dabei wird die Verspannung durch einen gezielten Druck sofort komplett gelöst. Danach wirst du ungefähr ein, wohl möglich zwei Stunden, flach liegen und die nächsten zwei, drei Tage noch leichte Schmerzen spüren.“, und zuckte mit den Schultern. „Wie gesagt deine Entscheidung.“ Kane sah auf seine Kollegin und dann zu seinem Käpt'n. Beide sahen ihn mit einem Ausdruck in den Augen an, die eine sofortige Entscheidung verlangte. Kurz überdachte er die beiden Möglichkeiten, hatte sich aber schon vorher entschlossen. Mit seiner Entscheidung wandte er sich an den Käpt'n. Die Heart – Piraten hatten sich an die Stille in einem U – Boot gewöhnt. Auch an die verschiedenen kleinen Geräusche, wie das Klacken von Metall auf Metall, das stetige Brummen der Motoren oder der Widerhall in den Gängen. Alles insgesamt eine harmonische Melodie. Jeder ging seiner Arbeit nach bzw. erfüllte seine Aufgaben. Die, die frei hatten, entspannten im Aufenthaltsraum, in der Bibliothek oder trainierten im bootseigenen Raum. Alles normal alles. Im Steuerraum saßen Pengiun und Daichi und führten die Death einen sicheren Weg unter dem Wasser. Gähnend streckte sich der Navigator. 'Nichts los hier.', dachte sich Pengiun. Seufzend schaute er und seinen Nebenmann aus der großen Frontscheibe. Kleine Luftblasen, die nach oben stiegen. Kleine, bunte Fischschwärme, die von links nach rechts schwammen. Größere Raubfische, die sich ihre Beute suchten. Auch ein einzelner Wal schwamm in weiter Ferne. Seine Klicklaute sah man auf dem Sonargerät auf dem Terminal. Ein spitzer Schrei durchfuhr die Death. Die Crew zuckte zusammen. Die Fischschwärme stoben davon. Die Zeit schien still zu stehen. Jedes Mitglied der Hearts erzitterten, denn dieser Schrei war ein schriller Schmerzschrei gewesen. Jeder konnte sich denken, von wo das herkam und wer dafür verantwortlich war. Aber dies ließ ihnen einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Alle hatten Mitleid mit ihrem Nakama und hofften, selbst nicht so etwas zu erleben. -.-.-.-.-.- Flashback Ends -.-.-.-.-.- Das Frühstück wurde schweigend beendet. Wie jeden Morgen hatte sich Ally die Zeitung von Law genommen, als dieser damit fertig war. Konzentriert las sie gerade einen Artikel über X – Drake, ein Deserteur der Marine. Warum er desertiert war, wurde nicht bekannt gegeben. Nur suchte die Marine nach ihm, da er doch delikate Information über die Marine hatte. Der Artikel wurde durch Bilder und noch ein paar Hintergrundinformationen über Drake gespickt. Die Dunkelhaarige zuckte nur innerlich mit den Schultern. Hat wohl die Wahrheit über die Marine erfahren oder hatte seine Ideale weiterentwickelt. Sollte er doch – ein Marine weniger, aber wahrscheinlich ein Pirat mehr. Die Ansage von ihrem Käpt'n hatte sie nur mit halben Ohr zugehört. Auch das die restlichen Crew schon aus der Kombüse verschwunden waren, hatte sie nicht mitbekommen. Erst als man ihr eine Hand auf die Schulter legte, zuckte sie zusammen und sah fragend – auch leicht schuldbewusst – in das Gesicht ihres Käpt’n. „Ja?“, fragte sie nach und sah eine kleine Ader an Laws Stirn leicht zucken. Der Chirurg des Todes stand hinter seiner Nakama und musste sich zusammen reißen, seine Wut nicht Luft zu machen. „Hast du mir überhaupt zu gehört?“, fragte er sie leicht bedrohlich. Verlegen senkte Ally den Blick. Ein Seufzen kam vom Schwarzhaarigen und nahm die Hand von ihrer Schulter. Ignoranz konnte er gar nicht ab, versuchte sich aber am Riemen zu reißen. „Mitkommen!“, forderte er nur und wandte sich zum Gehen. Das Stuhl rücken verreit ihm, dass sie ihm gehorchte. Zusammen liefen sie durch die Gänge und in einen Bereich, den sie noch nicht kannte. Neugierig schaute sie sich um. Law blieb an einer Tür stehen und drehte sich leicht um. Die umher schweifenden Blicken von der jungen Frau bekam er mit. „Wo sind wir hier?“, fragte sie ihn, als sie hinter ihm zum Stehen kam. „Ein Gemeinschaftsgang“, meinte er nur. Dann zeigte er nach rechts. „Dahinter sind die Räume der Crew.“ Dann öffnete der junge Arzt die Tür vor sich und betrat den Raum. „Das hier das Besprechungszimmer oder die Bibliothek, wie man es sehen will“, erklärte er und ließ Ally an sich vorbei laufen. Der Raum bestand aus einen zentralen, runden Tisch. Rechts und links von ihnen waren Regale voller Bücher, Karten und ein paar anderen Sachen. Auch kleinere Sitzgruppen – zwei gegenüber stehende Sessel oder Sofas – waren verteilt im großen Raum zu sehen. Neugierig sah sich Ally um und trat an ein Bücherregal heran, um sich die Titel durch zu lesen. „Was machen wir hier?“, fragte sie, als sie das Buch in ihren Händen wieder zurückstellte. „Wenn du mir vorhin zugehört hättest, wüsstest du es“, kam die Rüge vom Käpt'n. Leicht schuldig drehte sie sich zu ihrem Käpt'n um. Dieser lehnte sich mit verschränkten Armen an den runden Tisch und beobachtete sie. Ein kleines 'Tschuldige' entkam ihr. Dann seufzte Law: „Wir wollen die letzten Vorbereitungen treffen, bevor wir morgen Kitaichi erreichen. Da du Erfahrung von der Grand Line hast, kannst, oder besser gesagt, wirst du uns da helfen.“ Verstehend nickte sie. Schritte waren im Gang zu hören. Dann ging die Tür auf und die restliche Heart – Piraten traten ein. Alle versammelten sich um den Tisch. Zögerlich stellte Ally sich neben Chen und schaute auf die Karte vor sich, die Kane auf den Tisch ausgebreitet hatte. ...-~~oOo~~-... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)