What happens in the box... von Swanlady (... stays in the box. || YamaSaku) ================================================================================ Kapitel 1: the box. ------------------- Keuchend stützte Sakura die Arme auf ihren Knien ab, als das Knarren und Knarzen um sie herum endlich aufhörte. Sie hatte große Lust sich einfach hinzusetzen, nun, da sie wusste, dass sie in Sicherheit waren, aber etwas schlug dumpf neben ihr auf dem Boden auf – und ein Blick genügte, um festzustellen, dass es nicht etwas, sondern jemand war. „Yamato-teichou!“, rief sie und begab sich nun doch auf die Knie, um sich über ihn zu beugen. „Keine Sorge, Sakura“, presste der Shinobi hervor, während sie ihren Arm unter seinen Rücken schob, um ihn zu stützen. „Ich fürchte nur, dass ich nicht mehr viel Chakra übrig habe.“ Sakura zögerte nicht lange, sondern wollte sich sogleich daran machen, Heilchakra in seinen Körper zu pumpen, doch zu ihrer großen Überraschung schlang sich Yamatos Hand um ihr Handgelenk, um sie davon abzuhalten. „Warte“, wies er sie an und Sakura leistete dem Befehl eher instinktiv Folge, denn ihre medizinische Ausbildung riet in solchen Momenten eindeutig etwas anderes. „Wer weiß, ob du deine Kräfte nicht noch brauchen wirst. Lass uns eine Weile warten, bis wir uns wieder hinauswagen können. Im Moment wissen wir nicht einmal, ob wir uns hinauswagen können.“ Verständnislos blinzelte Sakura ihn an. „Wieso nicht?“, fragte sie. Yamato schloss die Augen, nicht etwa, weil er erschöpft war, sondern weil… ihm irgendetwas peinlich war, wie Sakura mit Verwunderung feststellte. „Weil wir… vorerst hier drin gefangen sind. Ich werde das Jutsu nicht auflösen, weil wir nicht wissen, welche Gefahr draußen auf uns lauert. Und ich habe nicht genug Chakra übrig, um noch irgendetwas an dem Haus zu verändern.“ „Haus?“, echote Sakura skeptisch. „Das ist eine hölzerne Kiste, Yamato-teichou. Schaffen Sie es wirklich nicht, einen der Risse zu öffnen, um hinausspähen zu können?“ Hoffnungsvoll sah sich Sakura um. Der Kasten, der sie vor dem feindlichen Angriff einer Shinobi-Gruppe gerettet hatte, war nun ihr Gefängnis für die nächsten… Minuten? Stunden? „Beruhige dich, Sakura“, sprach Yamato möglichst neutral, aber seine Stimme klang doch ein wenig eingeschnappt, was vermutlich daran lag, dass Sakura sein Haus eine Kiste genannt hatte. Sie war sich bewusst, dass er hatte schnell handeln müssen, aber hätte er ein kleines Fenster wirklich nicht mehr hinbekommen? Durch die Ritze drang gerade genug Licht, um sie nicht vollkommen im Dunkeln sitzen zu lassen, aber die Sache würde ganz anders aussehen, sobald die Sonne unterging. Sakura hoffte inständig, dass sie bis dahin hier raus konnten. Yamato bewegte sich. Er setzte sich auf und rutschte an eine der Wände, um sich dagegen zu lehnen. „Meinen Sie, dass Sai nach uns suchen wird?“, erkundigte sich Sakura. Yamato schien eine Weile zu überlegen, doch dann erhaschte Sakura den Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht. „Weißt du, vor einiger Zeit wäre ich mir da nicht so sicher gewesen, aber nun glaube ich, dass er spätestens im Morgengrauen mit Verstärkung antanzen wird.“ Diese Worte erleichterten die Kunoichi und sorgten dafür, dass sie ein wenig ihre Haltung lockerte. Nun setzte sie sich gänzlich auf den Boden und seufzte resigniert. „Wie ist es nur soweit gekommen? Ich war davon überzeugt, dass wir gut vorbereitet waren…“, murmelte Sakura und ließ die Geschehnisse der letzten Stunden Revue passieren. Sie waren zu dritt aufgebrochen, um gewissen Gerüchten nachzugehen, die besagten, dass sich eine Bande von Nuke-Nin in den angrenzenden Dörfern herumtrieb und die Menschen dort in Angst und Schrecken versetzte. Das Gerücht stimmte – und ein Teil vom alten Team Kakashi hatte sich davon überzeugen müssen, dass es eine Bande von zwölf Jonin aus verschiedenen Dörfern war, die ihnen ganz schön einheizen konnten. Es schien, als hätte der Krieg nicht nur die anständigen Shinobi zusammengeführt. „Das waren wir auch“, erwiderte Yamato ruhig. „Nur nicht für zwölf Shinobi, von denen einer mehr Chakra hat als wir beide zusammen. Außerdem waren die Fernkampfstrategien offensichtlich darauf ausgelegt, uns müde zu machen.“ Sakura schnaufte. „Mission geglückt, würde ich sagen.“ Eine Weile herrschte Stille, für Sakuras Geschmack war es ihr sogar zu ruhig – vor allem draußen. „Wieso versuchen sie nicht hier einzudringen?“, fragte sie. „Weil ich das Haus getarnt habe. Von außen sieht es wie ein Stein aus“, erklärte Yamato sachlich und runzelte verwirrt die Stirn, als Sakura die Augen aufriss. „Yamato-teichou! Wie soll Sai uns so jemals finden?!“ „Hm, das ist eine berechtigte Frage…“, murmelte der Shinobi und verschränkte die Arme vor der Brust, während Sakura frustriert aufstöhnte. „Nun, wie gesagt, wir müssen nur etwas abwarten. Mach dir keine Sorgen, wir sind hier sicher.“ Das war nicht ihr Problem. In Sakuras Augen war diese gesamte Situation nur absolut unnötig. Gut, im Notfall konnte sie immer noch versuchen ein Loch in die Wand zu schlagen – allerdings würde sie diesen Plan B vorerst für sich behalten. Vorerst hatte sie keine andere Wahl, als ihrem – mal wieder übervorsichtigen – Teamleiter zu vertrauen. Er war für seine durchdachten Handlungen bekannt und auch wenn ihn so einige Dinge aus der Ruhe bringen konnten, so waren es sicherlich nicht solche Situationen. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Sakura und ergab sich seufzend ihrem Schicksal. „Warten“, erwiderte Yamato verdutzt, als wäre dies nicht offensichtlich. Dies entlockte Sakura ein amüsiertes Lächeln. „Das weiß ich natürlich. Aber während wir warten?“ „Wir ruhen uns aus.“ „Vergessen Sie’s…“, ergab sich Sakura schließlich und rutschte nun ebenfalls zur gegenüberliegenden Wand, um sich anzulehnen. Eine Weile lang herrschte wieder Stille, doch Sakura konnte beinahe hören, wie es in Yamatos Kopf ratterte. „Du könntest mir etwas erzählen“, sagte er schließlich, zufrieden mit seiner Antwort. Skeptisch zog Sakura die Stirn kraus. „Was soll ich Ihnen erzählen?“ „Keine Ahnung. Irgendetwas. Ich weiß zu wenig über dich, um eine konkrete Frage zu stellen… oh, nein, warte. Wie läuft es im Krankenhaus?“ Neben dem Warten und Ausruhen konnten sie sich unterhalten – zumindest das schien Yamato gerade indirekt vorzuschlagen. Sakura sollte es recht sein, besser als stundenlang in der Dunkelheit zu schweigen. Dass sie im Krankenhaus arbeitete, das wusste er, was aber auch kein Wunder war, das tat jeder Shinobi, der ab und zu bei ihr im Behandlungsraum landete. „Ganz gut. Tsunade-shishou lässt mich Doppelschichten schuften. Man hätte meinen können, dass sie selbst wieder öfter Patienten behandelt, nun da Kakashi-sensei ihr Amt übernommen hat, aber dem ist leider nicht der Fall. Sie hat zwar oft gemeckert, aber ich glaube, am Ende hat ihr der Job doch ziemlich gefallen und auch wenn sie es nicht zugeben würde, so fehlt ihr nun etwas. Und das lässt sie andere spüren.“ Sakura kratzte sich an der Wange und ließ ihren Blick hinüber zu Yamato wandern. „Sagen Sie ihr aber bitte nicht, dass ich das gesagt habe.“ „Keine Sorge, dein Geheimnis ist bei mir sicher. Was hier gesagt wird, bleibt in der Kiste“, schwor Yamato feierlich und Sakura grinste, allerdings nicht aus diesem Grund. „Kiste“, sagte sie. „Was?“ „Sie haben Kiste gesagt.“ „Ich meinte natürlich Haus.“ Sakura lachte leise und lehnte ihren Kopf zurück. „Sie sind dran. Erzählen Sie mir etwas“, forderte Sakura ihn nun auf und vergaß allmählich, dass sie einen schweren Kampf hinter sich hatten. Obwohl das Holz nur bedingt bequem war, entspannten sich ihre Muskeln dennoch ein wenig. „Erzählen? Nun, ich hätte eher eine Bitte“, gab Yamato nach einigen Sekunden zurück, was Sakura irritiert blinzeln ließ. „Eine Bitte?“, echote sie und er nickte. „Ich möchte dich bitten mich nicht länger zu siezen“, klärte Yamato sie schließlich auf und räusperte sich, was Sakura vermuten ließ, dass ihm diese Bitte nicht ganz so leicht über die Lippen kam, wie er sich wünschte. „Wieso?“, fragte sie unverblümt. Sakuras Selbstbewusstsein war in den letzten Jahren genug gewachsen – es hatte keine andere Wahl gehabt – um sie in diesem Moment nicht verlegen werden zu lassen, wofür sie sehr dankbar war. Wenn jemand nicht denken sollte, dass sie immer noch das errötende Mädchen von damals war, dann war es Yamato, immerhin war es schon schlimm genug gewesen, dass er ihr falsches Liebesgeständnis mitbekommen hatte. Das musste ihn wohl ohnehin schon für die Ewigkeit traumatisiert haben. „Weil ich nun wirklich nicht so alt bin“, grummelte Yamato, was wohl als unbeholfener Scherz gemeint war, allerdings auch einen Teil Wahrheit enthielt. „Aber vor allem, weil du mittlerweile zu gut bist, um von irgendeiner Hierarchie zu sprechen, Sakura. Wir sind uns ebenbürtig, abgesehen von meiner temporären Funktion als Teamleiter.“ Es war nicht schwer das aufrichtige Kompliment aus seinen Worten herauszuhören. Sakura versuchte sich das zufriedene Lächeln zu verkneifen, aber es klappte nicht. „Okay“, willigte sie schließlich ein. „Das ändert aber trotzdem nicht, dass du an der Reihe bis mit dem Erzählen“, probierte Sakura die geschrumpfte Distanz sogleich aus. Es fühlte sich seltsam an, aber nicht ganz so sehr, wie wenn Kakashi sie darum gebeten hätte. Sie vermutete, dass sie sich schon bald daran gewöhnen würde. „Wie wär’s mit einer meiner Gruselgeschichten?“, schlug Yamato vor, doch Sakura schüttelte schnaubend den Kopf. „Nur halb so lustig, wenn Naruto nicht da ist.“ Dies ließ sich Yamato einen Moment durch den Kopf gehen, musste der Kunoichi aber rechtgeben. „Fein, dann etwas anderes. Ich könnte dir von einer Mission erzählen, bei der…“ Wieder unterbrach Sakura ihn. „Nein, darauf habe ich jetzt keine Lust. Ich möchte als Entschädigung für diese Situation etwas wissen, das sonst niemand weiß“, stellte Sakura eine neue Forderung und verschränkte die Arme vor der Brust. Perplex blinzelte Yamato sie an, konnte ihre Gesichtszüge aber kaum mehr deutlich erkennen. Es wurde von Minute zu Minute dunkler. „Wäre es dann nicht einfacher, mich zu fragen, was du wissen willst?“, erkundigte er sich. „Da gibt es so einige Dinge…“, gab Sakura zu, was Yamato unwillkürlich schmunzeln ließ. „Wer hätte gedacht, dass meine Wenigkeit für eine junge Frau noch so interessant sein könnte“, scherzte er, doch da Sakuras Reaktion ausblieb, verblasste sein Lächeln. Hatte er etwas Falsches gesagt? Sich zu weit aus dem Fenster gelehnt? Sakura war mit den Gedanken aber schon längst weiter und ihr Schweigen hatte nichts mit seinem etwas peinlichen Scherz zu tun. „Yamato ist nicht dein echter Name, nicht wahr?“, fragte sie schließlich ruhig. Yamatos Augenbrauen hoben sich überrascht. Das war es also, was sie interessierte? „Nein“, erwiderte er simpel. „Ein Codename, den ich von Tsunade-sama bekommen habe.“ „Hat sie dir nicht erlaubt zu deinem echten Namen zurückzukehren?“ Dieses Mal stockte Yamato. „Das kann ich dir nicht verraten, strenggeheim“, meinte er, halb ernst, halb erheitert. „Was in der Kiste gesagt wird, bleibt in der Kiste“, erinnerte Sakura ihn an ihre Abmachung. Dies ließ Yamato ein wenig grinsen, doch er schüttelte dennoch den Kopf. „Ich heiße gerne Yamato“, gab er Sakura eine wohl nicht allzu zufriedenstellende Antwort. An dieser Stelle endete nicht nur das Gesprächsthema, sondern auch die Konversation selbst. Eine unangenehme Stille legte sich über sie, ehe Yamato erneut das Wort ergriff. „Es wundert mich ein wenig, dass du geblieben bist“, sagte er leise, vollkommen zusammenhanglos, aber Sakura wusste trotzdem sofort, was er meinte. Empört runzelte sie die Stirn. Er wollte ihr seinen echten Namen nicht verraten und schnitt ein solch heikles Thema an? Sie wusste nicht, ob er gemein oder einfach nur unwissend war. Wahrscheinlich keins von beidem, doch die Gründe für sein plötzliches Interesse an ihrer Sasuke-Situation, wie Sakura sie gedanklich manchmal nannte, kam überraschend. „Nicht freiwillig“, erwiderte sie knapp, obwohl sie mit dem Gedanken gespielt hatte nichts zu sagen. Immerhin hatte Yamato ihr keine Frage gestellt und sich außerdem auch keine ehrliche Antwort verdient, aber Sakura fiel es mittlerweile nicht mehr so schwer darüber zu reden, wie die meisten annahmen. „Zumindest zuerst nicht. Beim zweiten Mal bin ich freiwillig geblieben.“ Es war nun schon zwei Jahre her, seit Sasuke dem Dorf nach seiner langen Reise einen Besuch abgestattet hatte, nur um es wieder zu verlassen, um sich selbst zu finden. Sakura wusste nicht, ob ihm das je gelingen würde, aber sie hatte nach langer Zeit akzeptieren können, dass es keinen Platz für sie in seinem Leben gab, bis er es nicht schaffte. Und ob er es jemals tun würde, war nicht sicher. „Vermutlich habe ich nicht das Recht dies zu sagen, aber ich finde es gut, dass du geblieben bist, Sakura“, riss Yamatos Stimme sie aus ihren Gedanken. „Weil das Krankenhaus dadurch mehr Personal hat?“, scherzte sie. „Nein“, antwortete er vollkommen ernst. Aus irgendeinem Grund sorgte seine Tonlage dafür, dass sich ihr Magen zusammenzog. „Natürlich, du bist eine Bereicherung für unser Dorf, in allen möglichen Bereichen…“ Das Lächeln auf seinen Lippen konnte sich Sakura nur denken, da es vollkommen finster war. „… aber es war eine gute Entscheidung für dich selbst. Ich habe gesehen, wozu dich dieser Junge getrieben hat, Sakura.“ „Zu einem falschen Liebesgeständnis?“, wählte sie das Harmloseste. Yamato schnaufte, auch wenn sie merkte, dass ihm die Erinnerung daran immer noch unangenehm war. „Zum Beispiel“, bestätigte er. „Wie gut, dass Naruto sich das nicht zu Herzen genommen hat.“ Sakura wusste es besser, sagte aber nichts dazu. Stattdessen stand sie auf, um sich ein wenig die Beine zu vertreten, da der Boden immer noch nicht allzu bequem war. „Mein Plan wäre nicht aufgegangen, wenn ich dir oder Kakashi-sensei meine Gefühle gestanden hätte“, murmelte sie und wusste selbst nicht, wieso sie sich rechtfertigte. Das würde sie, was ihre Handlungen bezüglich Sasuke angingen, wohl bis ans Ende ihres Lebens, egal wie ihre Zukunft aussah. „Das hätte mir keiner geglaubt.“ Yamato schwieg so lange, dass Sakura irritiert stehenblieb und in seine Richtung blickte. „Yamato-teichou?“ „Stimmt wohl. Aber es war trotzdem kein allzu guter Plan“, hörte sie ihn schließlich sprechen, auch wenn es sich anhörte, als wäre er in Gedanken woanders. „Kakashi-senpai hätte es wohl sofort durchschaut.“ „Und du nicht?“ Was sie da fragte, wurde Sakura erst bewusst, als sie die Worte längst ausgesprochen hatte. Bevor sie sich jedoch für diese unhöfliche Frage entschuldigen oder sie wenigstens präzisieren konnte, bekam sie auch schon eine zögernde Antwort. „Vermutlich nicht“, gab Yamato zu. „Immerhin war ich ebenfalls überzeugt davon, dass deine Gefühle für Naruto echt sind. Ich wäre also wohl wirklich davon ausgegangen, dass du vollkommen unangebracht für einen älteren Shinobi schwärmst. Tut mir leid, Sakura.“ Nun wirkte Yamato wieder erheitert, weshalb auch Sakura ein Stein vom Herzen fiel, da sie ihn hatte keinesfalls vor den Kopf stoßen wollen. „Rein theoretisch, Sakura… wäre es Kakashi-senpai gewesen? Oder ich?“ Verdutzt blinzelte Sakura in die Dunkelheit, denn sie hatte keine Ahnung, wie das Gespräch auf diese Bahn geraten war, aber Yamato schien sich zu amüsieren, weshalb sie ihm den Spaß gönnte. „Du natürlich“, erwiderte sie ohne zu zögern. „Weil du mich mehr magst als ihn?“ „Nein, weil du gerade selbst zugegeben hast, dass du mir eher geglaubt hättest. Diesen Schluss hätte ich wohl auch gezogen.“ „Wie gemein“, beschwerte sich Yamato, doch dann konnte er das Lachen nicht mehr zurückhalten. Sakura empfand den Laut als so angenehm, dass sie ebenfalls leise kicherte. Es schien einen Teil der merkwürdigen Anspannung zu lösen, die sie wegen des Themas empfunden hatte. Immerhin hatte das weder etwas mit Professionalität, noch mit ihrer Mission zu tun. Sakura, nun deutlich lockerer, überwand den Abstand zwischen ihnen und setzte sich neben Yamato. „Angst vor der Dunkelheit?“, fragte er. „Nein. So ist es nur etwas wärmer“, erwiderte Sakura, was Yamato zum Schweigen brachte. „Danke“, sagte sie nach einer Weile und spürte, wie er sich verwirrt in ihre Richtung drehte, einen Arm auf seinem Knie abstützend. „Wofür?“ „Dafür, dass du glaubst, ich wäre eine Bereicherung für das Dorf.“ „Nichts zu danken. Das ist die Wahrheit. Wartest du auf ihn?“ Erschrocken sah Sakura auf, denn so beiläufig die Frage auch gestellt war, so kam sie dennoch ziemlich plötzlich. Unschlüssig öffnete sie den Mund, wusste aber nicht, was sie sagen sollte. Yamato, der gemerkt haben dürfte, wie unangenehm es ihr war, nahm seine Worte aber nicht zurück. Stattdessen verharrte er ruhig und überließ Sakura die Wahl, ob sie ihm antworten wollte oder nicht. „Ich weiß es nicht“, murmelte sie schließlich wahrheitsgetreu. „Auf gewisse Weise werde ich wohl nie wirklich aufhören zu warten, aber ich bewege mich gleichzeitig auch vorwärts und ich weiß nicht, wie lange beides, meine Vergangenheit und meine Zukunft, zueinander passen werden. Wie lange sie verbunden bleiben können und wann es an der Zeit ist, um eine klare Grenze zu ziehen.“ Umständlich gestikulierte Sakura mit den Händen, bevor sie sich daran erinnerte, dass Yamato das vermutlich nicht sehen konnte. „Mhm, ich denke, dass ich verstehe, was du meinst“, sagte er leise und Sakura konnte hören, dass seine Zustimmung bedeutungsschwer war und eine Erinnerung an seine eigene Vergangenheit enthielt. Sie wagte es aber nicht nachzuhaken. „Manchmal ist es gut, die Vergangenheit loszulassen. Niemand zwingt dich, sie zu vergessen, aber wenn sie dich zurückhält, dann solltest du etwas dagegen tun.“ Unsicher biss sich Sakura auf die Unterlippe. Sie wusste nicht, ob ihre Liebe sie zurückhielt oder sie beflügelte – meistens schien sie beides zu tun. „Wie soll ich das anstellen?“, fragte sie geradeheraus. „Du könntest beispielsweise mit einem anderen Shinobi ausgehen“, schlug Yamato vor und zuckte mit den Schultern, was Sakura nur wahrnahm, weil sie ihn ungläubig anstarrte. Sie sollte was? „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist“, presste sie schließlich hervor. Weshalb sie jedoch dieser Meinung war, konnte Sakura nicht präzisieren. Es ging vermutlich einfach um die Gesamtsituation. Im ganzen Dorf gab es wohl kaum jemanden mehr, der nicht von ihren Gefühlen für Sasuke wusste und allein das verscheuchte potentielle Liebhaber schneller, als sie Konohagakure sagen konnte. Abgesehen davon war es nicht fair, mit jemanden auszugehen, während sie sich selbst nicht sicher war, ob sie das überhaupt wollte. „Es war nur ein Vorschlag, Sakura. Ich kenne mich damit ohnehin nicht besonders gut aus“, versuchte Yamato ihre Zweifel zu zerstreuen, doch es war zu spät. Sakuras Blick blieb nachdenklich und ihre Gedanken kreisten um die winzige Möglichkeit, dass sie vielleicht… vielleicht auch ohne Sasuke glücklich werden könnte. Vor Jahren hätte sie diesen Gedanken niemals an sich herangelassen, doch die Distanz zwischen ihnen, die echte und metaphorische, hatte dafür gesorgt, dass sie nicht mehr jeden Tag schweren Herzens an ihn dachte. Natürlich war es nicht ausgeschlossen, dass alle Zuneigung sie wie eine Welle überrollen würde, sobald Sasuke irgendwann zurückkam und blieb, aber was, wenn… nicht? Wenn sie mehr die Erinnerung an ihn liebte als ihn selbst? Sakura fühlte sich schrecklich, so etwas überhaupt zu denken – und doch konnte sie sich nicht davon abhalten. Sie knirschte lautlos mit den Zähnen und ballte die Hände zu Fäusten. Sie hatte sich geschworen, dass sich an ihren Gefühlen niemals etwas ändern würde. Und gleichzeitig hatte sie gelernt, aufrichtig mit ihnen umzugehen. Was also, wenn diese zwei Versprechen nun kollidierten und einander ausschließen sollten, es aber nicht taten? „Sakura…“, durchbrach wieder Yamatos Stimme die Stille und die Angesprochene zuckte erschrocken zusammen. „Tut mir leid, ich war in Gedanken“, nuschelte sie und schüttelte den Kopf, um sich wieder zu fassen. Dies war der völlig falsche Zeitpunkt, um sich mit Sasuke und ihren Gefühlen zu beschäftigen. Sie saß mit Yamato in einer dunklen Box und wartete darauf, dass er wieder genügend Chakra aufgebaut hatte, um sie zu befreien. „Du solltest dich ein wenig ausruhen“, riet er. „Das tue ich doch schon die ganze Zeit“, gab Sakura zurück, was ihm ein sanftes Lächeln entlockte. „Du solltest schlafen“, präzisierte er seine Worte schließlich. Sakura brummte leise, aber im Grunde war das keine schlechte Idee. Auch wenn es hier nicht besonders bequem war, so war gegen ein paar Stunden Schlaf wohl nichts einzuwenden. „Du kannst den Kopf auch an meine Schulter lehnen“, bot Yamato an. „Das wäre peinlich“, lehnte Sakura verlegen ab, doch nach einigen Sekunden Bedenkzeit, lehnte sie sich doch ganz sachte gegen seinen Körper. So war es wärmer und bequemer – so würde sie es vielleicht schaffen einzuschlafen. Yamato sagte nichts mehr, sondern blieb ruhig sitzen und Sakura musste das Gefühl, dass er sie anstarrte, erst ausblenden, bevor an Schlaf zu denken war. Sie schloss die Augen und dachte über all die Dinge nach, die sie morgen tun mussten, um ihre Mission – hoffentlich doch noch erfolgreich – zu beenden. Sie verbot sich den Gedanken an Sasuke und all die anderen Dinge, die ihr Inneres nur in Aufruhr brachten. Arbeit, Missionen, Training – daraus bestand Sakuras Leben hauptsächlich und damit beschäftigte sie sich auch am liebsten. Für Anderes blieb keine Zeit, für Dates schon gar nicht. Es dauerte tatsächlich eine Weile, aber die Kunoichi nickte nach endlosen Minuten doch ein. Yamatos Schulter war nicht das perfekte Kopfkissen, dass sie sich gewünscht hätte, aber es reichte aus, um sie ein paar Stunden schlafen zu lassen. Als Sakura von etwas Hartem, das auf ihrem Scheitel gelandet war, geweckt wurde, verzog sie das Gesicht und schielte blinzelnd hoch. Sie blickte direkt in das schlafende Gesicht Yamatos, dessen Kopf an ihrem lehnte. Im ersten Moment wagte es Sakura kaum zu atmen, geschweige denn sich zu bewegen. Es war verhältnismäßig hell in den vier Wänden, die sie umgaben, weshalb sie darauf schloss, dass es bereits Morgen war. „Yamato-teichou?“, murmelte sie, um ihn möglichst sanft aus dem Schlaf zu holen. Sachte stupste Sakura seinen Arm an. „Mh…“, gab er nur von sich, ehe er herzhaft gähnte und schließlich verschlafen die Augen öffnete. Als er erkannte, wie nah sich ihre Gesichter waren, weiteten sich seine Augen erschrocken und er zog den Kopf zurück. „Sakura… was…?“ „Du bist eingeschlafen“, erklärte sie und konnte sich nun endlich die schmerzende Stelle massieren. „Zieh das nächste Mal deinen Wangenschutz aus, das Ding ist nicht angenehm.“ „Tut mir leid“, entschuldigte sich Yamato ein wenig verlegen und räusperte sich. „Es war nicht meine Absicht.“ Sakura streckte sich ein wenig, ehe sie sich auf die Beine hievte. „Es wird Zeit, dass wir hier rauskommen, meinst du nicht? Denkst du, du schaffst das?“ Yamato sah lächelnd zu ihr auf und nickte. „Sollte kein Problem sein.“ Wortlos machten sich beide daran, an den Holzwänden zu lauschen, doch draußen war nichts zu hören. Die Luft war rein. Sakura sah Yamato dabei zu, wie er ein simples Fingerzeichen formte und das Holz um sie herum verschwand. Sie befanden sich mitten auf einem Pfad, der am Waldrand lag. Die frische Luft, die sie plötzlich umgab, veranlasste Sakura dazu ein paar Mal tief durchzuatmen. „Sie sind in die Richtung verschwunden“, teilte Yamato ihr mit, der es bereits geschafft hatte die hinterlassenen Spuren richtig zu deuten, noch während Sakura sich über ihre neugewonnene Freiheit gefreut hatte. Er deutete gen Osten und Sakura blinzelte gegen die morgendlichen Sonnenstrahlen. „Nehmen wir die Verfolgung auf?“, fragte sie und Yamato überlegte kurz. „Ja“, sagte er schließlich, was Sakura wissend lächeln ließ. Auch sie wollte sich nicht damit zufriedengeben, dass die Nuke-Nin ihnen entkommen waren. Mit einem Satz setzten sie sich in Bewegung. Sie waren keine fünf Minuten von Ast zu Ast gesprungen, da tauchte einer von Sais Vögeln über ihnen auf – mit Sai auf dem Rücken. „Da seid ihr ja!“, rief er zu ihnen hinab. „Wo wart ihr so lange?“ Sakura schüttelte den Kopf und warf Yamato einen kurzen Seitenblick zu. „Lange Geschichte. Erzähl uns lieber, was passiert ist“, rief Yamato zurück. „Nachdem ihr verschwunden seid, bin ich ihnen eine Weile lang gefolgt, aber allein konnte ich kaum etwas ausrichten. Aus diesem Grund habe ich nur dafür gesorgt, dass ich ihre Spur jederzeit wieder aufnehmen kann“, erklärte Sai und flog etwas tiefer, um auf einer Höhe mit seinen Teamkameraden zu sein. „Deine Tinte klebt an der Sohle von einem der Shinobi, nicht wahr?“, hakte Yamato nach und wirkte dabei fast ein wenig amüsiert. Sai verzog keine Miene, nickte aber. „Gute Idee, Sai. Hast du den Hokage informiert?“ Sai nickte abermals. „Verstärkung ist auf dem Weg“, teilte er ihnen mit und Sakura spürte, dass sich ein Gefühl er Erleichterung in ihr breitmachte. Nun hatten sie noch eine Chance. „Sakura?“, riss Yamato sie aus ihren Gedanken, während Sai vorausflog, da er seine eigenen Spuren am besten lesen konnte. Fragend sah Sakura Yamato an, dessen Lächeln merkwürdig geheimnisvoll wirkte. „Wenn wir diese Mission erfolgreich abschließen…“, begann er und aus irgendeinem Grund fühlte sich Sakuras Herz so an, als würde es jeden Augenblick stehenbleiben. Sie erinnerte sich genau an die Dinge, die sie in der Holzkiste gesagt hatten. Yamato hatte vorgeschlagen, dass sie mit jemandem ausgehen sollte – war es also gerade dabei sie um eine Verabredung zu bitten? Hatten sie nicht vereinbart, dass sie nicht mehr darüber reden würden, sobald sie wieder draußen waren? „… würdest du dich dann noch einmal auf eine mit mir einlassen?“, beendete Yamato seine Frage amüsiert und genoss sichtlich Sakuras schockiertes Gesicht. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass das sie Rache für ihr damaliges Liebesgeständnis war, das er hatte unwillkürlich miterleben müssen. Sakura schnaufte und versuchte den merkwürdigen Stich im Bauch nicht zu beachten, den sie vielleicht als leichte Enttäuschung identifiziert hätte, hätte sie sich länger damit beschäftigt. „Aber nur, wenn wir diese hier erfolgreich abschließen“, willigte sie ein und konnte sich nur mit Mühe das Mundwinkelheben verkneifen. „Abgemacht“, sagte Yamato. Als Sai sich nach seinen Teamkollegen umsah, verwirrten ihn die überaus motivierten Gesichtsausdrücke der beiden, die vor wenigen Sekunden noch nicht dagewesen waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)