Wolfskinder von kleines-sama (DoflamingoXCrocodile (AU)) ================================================================================ Kapitel 9: Part II: Entscheidung -------------------------------- Ein paar Tage vergingen. Und obwohl Crocodile sich darum zu bemühen schien ihren Alltag so entspannt wie nur möglich zu gestalten, sank Doflamingos Laune nach und nach auf einen totalen Tiefpunkt ab. Ihn schmerzte die Vorstellung irgendwann seine Kinder weggeben zu müssen. Er gab es nur ungern zu, doch jedes Lächeln, jedes Zappeln und jedes fröhliche Gebrabbel der Welpen erfüllte ihn mit unwahrscheinlichem Glück. Er spürte sehr deutlich, dass sie ihm allmählich ans Herz wuchsen. Aus diesem Grund beschloss Doflamingo gleich morgen früh eine Wanderung nach Norden zu unternehmen. Er wusste, dass dort mehrere Wolfsrudel lebten, und wollte endlich Ausschau halten nach einer passenden Adoptivfamilie. Je länger die Kinder bei ihnen blieben, desto schwerer würde es ihnen fallen sie wegzugeben. Doflamingo wollte sich selbst und vor allem auch seinem Partner dieses schlimme Schicksal ersparen. Es war das Beste sich so bald wie nur möglich von den Kindern zu trennen. Nun würde er dieses Vorhaben bloß noch Crocodile schmackhaft machen müssen. Doflamingo warf einen skeptischen Blick hinüber zu dem Kater, der gerade einen der Welpen im Arm hielt und ihn mit der Flasche fütterte. Er wusste, dass Crocodile bereits sehr stark an den Kindern hing. Sicherlich würde er furchtbar leiden. Doflamingo schluckte. Er verabscheute die Vorstellung seinem Partner Schmerzen zuzufügen, doch er sah ein, dass ihm keine andere Wahl blieb. Außerdem war er zuversichtlich, dass es ihm gelingen würde Crocodile wieder aufzumuntern. Mit langsamen Schritten ging Doflamingo zum Kater hinüber. Er wusste nicht so recht wie er dieses sensible Thema anschneiden sollte. Er war sich sicher, dass Crocodile sein Vorhaben nicht gutheißen würde. Sein Partner hatte sich bereits sehr stark an die Welpen gewöhnt und wollte sich womöglich überhaupt nicht mehr von ihnen trennen. "Was ist?", fragte Crocodile ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. Er schien zu spüren, dass Doflamingo ihm etwas mitteilen wollte. Doflamingo senkte den Blick. Er atmetete zweimal tief durch, ehe er dem Kater fest in die Augen sah und meinte: "Ich werde mich morgen auf den Weg nach Norden machen, um eine passende Adoptivfamilie für die Welpen zu suchen." Crocodile sagte überhaupt nichts, sah ihn bloß aus bernsteinfarbenen Augen heraus völlig entsetzt an. Er wirkte wie erstarrt. Das Baby, das er auf dem Arm hatte, hielt er in einem solch festen Griff, dass es zu schreien und zu weinen anfing. Es dauerte eine oder zwei Minuten, bis er sich wieder einigermaßen gefasst hatte. Und genau wie Doflamingo es befürchtet hatte, reagierte er weder mit Freude noch mit Verständnis, sondern bloß mit unbändiger Wut. "Nein!", brüllte er mit scharfer Stimme. "Nein, nein, nein! Das kannst du nicht tun! Du kannst es einfach nicht! Doflamingo!" "Ich verstehe, dass du die Vorstellung, dich von den Kindern zu trennen, schlimm findest", erwiderte Doflamingo und bemühte sich um einen möglichst beschwichtigend klingenden Tonfall. "Mir geht es genauso. Doch uns bleibt nichts Anderes übrig. Wir müssen sie weggeben." "Und wieso müssen wir das?", gab Crocodile zurück. Er wirkte furchtbar aufgebracht. Seine Hände zitterten und sein Gesicht war sogar noch bleicher als üblich. "Warum können wir die Kleinen nicht einfach hierbehalten? Wir haben sie in den letzten Wochen problemlos mitversorgen können! Wir können doch genauso weitermachen!" "Die Zeit mit den Kindern war alles Andere als einfach", wandte Doflamingo ein. "Wir waren dazu gezwungen unseren Alltag vollständig umstellen. Einer von uns muss ständig bei ihnen bleiben. Und sie müssen rund um die Uhr gefüttert, gewickelt, umgezogen und gebadet werden. Es ist schrecklich anstrengend sich um gleich drei Kinder auf einmal zu kümmern." "Und deswegen willst du sie weggeben?", warf Crocodile ihm vor. "Weil du den Umgang mit ihnen zu anstrengend findest? Würdest du auch deine leiblichen Kinder weggeben, bloß weil sie dich nachts aus deinem Schlaf holen?" "Die Drillinge sind aber nicht meine leiblichen Kinder!" Nun wurde auch Doflamingo selbst zornig. Ihn verletzte die Reaktion des Katers. Crocodile tat so als wäre er der einzige, dem es schwerfiel sich von den Welpen zu trennen. Ihm selbst erging es doch nicht anders! Doch im Gegensatz zu seinem Partner riss er sich zusammen und versuchte rational zu denken. Er wünschte sich, dass Crocodile ein wenig mehr Verständnis für ihn und die Lage, in der sie beide sich befanden, aufbringen würde. "Ich weiß, dass du dich gerne dem Gedanken hingibst, dass die Kleinen unsere Kinder sind, aber das stimmt einfach nicht", flüsterte Doflamingo. "Wir sind nicht ihr Vater und ihre Mutter. Wir haben sie bloß im Wald gefunden. Sie gehören nicht zu uns; sie sind nicht unsere Familie. Und wir haben von Anfang an beschlossen gehabt sie wegzugeben, sobald es ihnen besser geht. Sei bitte nicht unvernünftig, Crocodile!" Crocodile schloss die Augen und hielt den Atem an. Auch Doflamingo schwieg. Für ein paar Minuten war das Wimmern und Weinen des Welpen, den der Kater noch immer im Arm hielt, das einzige Geräusch, das zu hören war. Schließlich nickte Crocodile. "Vielleicht hast du recht", meinte er mit belegter Stimme. Doflamingo seufzte erleichtert auf. "Sie werden es gut haben", tröstete er seinen Partner. "Ich werde mir jedes Wolfsrudel ganz genau ansehen und sichergehen, dass sie in eine liebevolle Familie kommen." Crocodile nickte. Er schien stark mit seiner Fassung zu ringen. Doflamingo ging zu ihm hinüber und legte seine Arme um ihn. Überdeutlich spürte er die Gestalt und die Körperwärme des Welpen zwischen ihnen. Eines seiner Fellöhrchen kitzelte ihn. Plötzlich war es nicht nur Crocodile, der mit sich kämpfen musste. "Meinst du, dass wir sie hin und wieder besuchen können?", fragte der Kater ihn. "Natürlich", antwortete Doflamingo und bemühte sich um eine feste Stimme. "Sie sind ja nicht aus der Welt. Sie leben nur an einem anderen Ort als wir. Ich bin mir sicher, dass wir sie jederzeit besuchen können. Und wenn du möchtest, dann bringen wir ihnen jedes Mal ein paar schöne Geschenke mit, ja?" Crocodile gab einen zustimmenden Brummlaut von sich und löste sich schlussendlich von ihm. Er wischte sich unauffällig über die Augen, ehe er sagte: "Du kannst aber nicht morgen schon gehen." "Es ist besser, wenn wir uns so bald wie möglich von den Kindern trennen", erwiderte Doflamingo. "Wir sollten es nicht noch länger hinausschieben. Das macht es nur umso schlimmer." "Darum geht es nicht", gab Crocodile zurück und wirkte wiede ein wenig mehr wie der Kater, den Doflamingo kannte. "Wie lange dauert eine Wanderung in den Norden? Doch sicherlich mehrere Tage, oder nicht? Mir fehlen die Mittel, um so lange allein mit den Kindern zurechtzukommen. Ich wollte dich schon gestern darum bitten einen Ausflug in die Stadt zu machen, doch ich habe es vergessen gehabt. Die Welpen brauchen dringend Windeln und Pulvermilch. Und... und wenn du sie danach tatsächlich mit hoch in den Norden nehmen möchtest, dann solltest du auch wärmere Kleidung für sie besorgen. Sie erfrieren zwar nicht so leicht wie menschliche Kinder, aber vielleicht fällt bald ja endlich der erste Schnee und dann benötigen sie unbedingt Jacken und am besten auch Handschuhe und Mützen." Doflamingo nickte. "Okay, gut", sagte er. "Morgen werde ich in der Stadt alles besorgen, was notwendig ist. Anschließend mache ich mich auf den Weg in den Norden, um nach einem passenden Wolfsrudel Ausschau zu halten. Wenn ich ein vertrauenswürdiges Paar gefunden habe, das die Welpen aufnehmen möchte, komme ich mit ihnen hierher zurück. Dann können sie sich die Kinder anschauen. Und gemeinsam bringen wir sie dann zu ihrem neuen Zuhause. In Ordnung?" Crocodile zögerte einen Moment lang. Doflamingo spürte sehr deutlich, dass seinem Partner diese Entscheidung sehr schwerfiel. Doch schlussendlich obsiegte die Vernunft. "In Ordnung", sagte Crocodile. "Aber bitte bring eine ganze Menge Pulvermilch mit, ja? Wer weiß, ob es in dem Rudel, in das die Kleinen kommen werden, eine Frau gibt, die sie stillen kann. Ich möchte nicht, dass sie Hunger leiden müssen. Und denk auf jeden Fall auch an die warme Kleidung! Sie sollen nicht frieren." "Ich werde an alles denken", versprach Doflamingo dem Kater. "Ihnen wird es gutgehen. Wir fügen ihnen keinen Schaden zu. Ein echtes Wolfsrudel ist die beste Umgebung für sie." Am nächsten Tag bemühte Crocodile sich mit aller Kraft darum nicht in Panik auszubrechen und sich selbst unter Kontrolle zu halten. Doflamingo gegenüber spielte er die Rolle des traurigen, doch am Ende vernünftigen Partners und verhielt sich insgesamt eher unauffällig. In Wirklichkeit überlegte er sich stillschweigend einen Plan wie er seine Kinder am besten davor schützen konnte einfach weggegeben zu werden wie Spielzeug, das man nicht mehr haben wollte. Crocodile konnte die Entscheidung des Wolfes überhaupt nicht nachvollziehen. Wochenlang hatten sie die Drillinge versorgt, sich um sie gekümmert als wären sie ihre eigenen Kinder - und nun wollte Doflamingo sie einfach fortgeben. Wie konnte man bloß so herzlos sein? Crocodile war nicht dumm, doch manchmal war er eine schrecklich emotionale Person. Er sah die drei kleinen Welpen längst als einen Teil seiner Familie an. Und er war sich sicher, dass er es nicht noch einmal überstehen würde, wenn man ihm seine Familie wegnahm. Auch wenn der Tod seiner beiden Brüder inzwischen schon mehr als zwei Jahre her war, schmerzte Crocodile die Erinnerung an sie noch immer. Er wollte nicht, dass es ihm genauso erging, wenn er an seine Kinder dachte. Außerdem war er einfach nicht dazu in der Lage zu verstehen, wieso sie die Drillinge nicht behalten konnten. Die letzten Wochen hatten sie doch auch ziemlich gut überstanden. Natürlich war der Alltag mit den Babies ungewohnt und anstrengend gewesen, doch im Großen und Ganzen hatten sie auf nichts verzichten müssen. Und außerdem hatte es ja auch viele sehr schöne Momente gebeben; das würde sich sogar Doflamingo eingestehen müssen. Crocodile war nicht entgangen, dass auch sein Partner es oft sehr genossen hatte die kleinen Gestaltenwandler zu füttern oder sie zu streicheln. Crocodile ging hinüber zu den Welpen. Sie lagen auf ein paar gemütlichen Fellen und Decken und erweckten insgesamt einen sehr zufriedenen Eindruck. Das Mädchen schlief tief und fest; nur die beiden Jungen waren wach. Sie brabbelten, zappelten mit ihren winzigen Füßchen und Händchen und sahen sich neugierig im Raum um. Crocodile hob einen der Jungen hoch und setzte ihn sich auf den Schoß. Inzwischen hatten alle Welpen gelernt ohne Hilfe aufrecht zu sitzen. Und das Mädchen konnte schon allein das Fläschchen halten, während man es fütterte. In den etwa zwei Monaten, die sie nun schon bei Doflamingo und ihm lebten, hatten die Drillinge viel erlebt und sich weiterentwickelt. Crocodile konnte sie einfach nicht hergeben; er hing viel zu sehr an ihnen. Auch wenn er versuchte genauso stark und tapfer zu sein wie Doflamingo, wollte es ihm einfach nicht gelingen. Sein Partner war ein Wolf, den das Leben in der Wildnis abgehärtet hatte. Er selbst hingegen war und blieb bloß eine einfache Hauskatze; er war geprägt durch das Sozialverhalten von Menschen. Und darum konnte er nicht so kaltblütig sein wie Doflamingo. Crocodile schüttelte den Kopf und legte den kleinen Jungen zurück zu seinen beiden Geschwistern. Es nützte nichts in Selbstmitleid zu baden. Er sollte die Zeit, die ihm blieb, während Doflamingo fort war, um die Besorgungen in der Stadt zu machen, lieber nutzen, um sich einen guten Plan zu überlegen. Crocodile hatte vor gemeinsam mit den Kindern zu fliehen, während der Wolf nach Norden ging, um nach einem Rudel Ausschau zu halten, das bereit dazu war die Drillinge aufzunehmen. Er musste irgendeinen sicheren Unterschlupf finden. Auf keinen Fall durfte er zulassen, dass Doflamingo ihm die Welpen gegen seinen Willen wegnahm. Doch was war dann? Crocodile biss sich auf die Unterlippe. Würde er sich zwischen seinem Partner und seinen Kindern entscheiden müssen? Er wollte die drei kleinen Welpen nicht hergeben, doch ohne Doflamingo konnte und wollte er auch nicht leben. Er liebte den Wolf. Doflamingo brachte ihn zum Lachen und gab seiner Existenz einen Sinn. Insgeheim hoffte Crocodile darauf, dass er nicht vor die Wahl gestellt werden würde. Bestimmt blies Doflamingo das Vorhaben ab, die Babies in eine Adoptivfamilie zu geben, wenn Crocodile ihm eindeutig klarmachte, dass er sich ein Leben ohne die Drillinge nicht vorstellen konnte. Er musste nur deutlich genug machen, dass er es ernst meinte. Wenn er mit den Kindern verschwand, blieb Doflamingo nichts Anderes übrig als sich wohl oder übel einzugestehen, dass sein Partner sich nicht von den Welpen trennen würde. Er würde sich darauf einstellen müssen dauerhaft mit den Kindern zusammenzuleben. Das war kein großes Opfer, fand Crocodile. Ihr Leben würde sich nicht sonderlich stark verändern. In den letzten Wochen waren sie sehr gut mit den Welpen zurechtgekommen. "Ich mache mich jetzt auf den Weg in die Stadt", meinte Doflamingo und schulterte den Rucksack, den er von einem seiner Ausflüge mitgebracht hatte und seitdem immer bei sich trug, wenn er Utensilien für die Welpen transportieren musste. Doflamingo hatte sich zwar schon Dutzende Male in die Stadt hineingeschlichen, doch er war sich dessen bewusst, dass trotzdem jeder Besuch ein gewisses Risiko barg. Wild lebende Gestaltenwandler wie er waren bei Menschen nur ungern gesehen. Oft warfen sie Gegenstände nach ihm, um ihn zu vertreiben, oder alarmierten zumindest die Polizei, wenn er sich in der Öffentlichkeit zeigte. Vor allen Dingen vor bewaffneten Menschen wie Polizisten oder Jäger musste Doflamingo sich in Acht nehmen. Die Gesetze der Menschen schützten ihn nicht; man durfte ihn erschießen wie ein Tier und musste keine Strafe fürchten. Wenn er sich in die Stadt aufmachte, um Windeln, Pulvermilch und Weiteres für die Kinder zu besorgen, zählte darum jede Sekunde. Im glücklichsten Fall war Doflamingo längst schon wieder verschwunden, ehe irgendjemand auf ihn aufmerksam wurde. Aus diesem Grund nahm er bei seinen Streifzügen den Rucksack mit. Auf diese Weise musste er keine Zeit verschwenden, indem er nach einem geeigneten Transportbehältnis für die gestohlene Ware suchte, und außerdem konnte er den Rucksack sowohl in seiner menschlichen als auch tierischen Gestalt tragen. Darin sah Doflamingo den größten Vorteil. "Ist gut", sagte Crocodile, der gerade ein paar Rebhühnern, die sein Partner gestern Abend erbeutet hatte, die Federn rupfte. "Denk bitte auch an die Winterkleidung für die Kinder, ja? Für die Reise in den Norden benötigen sie unbedingt warme Jacken und Mützen." Doflamingo nickte. "Natürlich", gab er zurück. Anschließend nahm er die Gestalt seines Tiergeistes an und verschwand aus der Höhle. Normalerweise verabschiedete er sich herzlicher von seinem Partner, ehe er auf Jagd ging oder einen Ausflug in die Stadt machte. In letzter Zeit hatte Doflamingo es sich sogar angewöhnt zu den Drillingen hinüberzugehen und ihnen über die Köpfchen zu streichen, ehe er sich auf den Weg machte. Dieses Mal hielt er es allerdings für klüger sich ein wenig zurückzuhalten. Er spürte, dass Crocodile immer noch wütend auf ihn war, auch wenn er sich darum bemühte sich dies nicht anmerken zu lassen. Doflamingo missfiel die schlechte Laune seines Partners; er konnte es nicht ausstehen, wenn der Kater unglücklich war. Auf der anderen Seite jedoch konnte er Crocodiles Gefühlszustand auch nachvollziehen. Darum versuchte Doflamingo sich ihm nicht aufzudrängen und ihm den Freiraum zu gewähren, den er zu benötigen schien. Doflamingo drang nicht bei erstbester Gelegenheit in die Stadt ein. Viele der Geschäfte, die in Richtung Wald lagen, hatte er zuvor schon besucht und er wollte es lieber nicht riskieren zweimal in denselben Laden einzubrechen. Stattdessen schlich er in der Gestalt seines Tiergeistes am Stadtrand entlang und hielt Ausschau nach einem Geschäft, dem er bisher noch keinem Besuch abgestattet hatte. Viele Fenster leuchteten hell in der Dunkelheit, doch auf den Straßen waren nur wenige Menschen unterwegs und auch der Drogeriemarkt, für den Doflamingo sich schlussendlich entschied, machte einen verlassenen Eindruck. Zwei kräftige Prankenhiebe genügten, um die gläserne Eingangstüre zu zertrümmern. Sofort ging ein lauter Alarm los. Doflamingo wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb. Rasch hastete er hinüber zu dem Gang mit den Babyartikeln. Er griff nach vier Dosen Pulvermilch und einer Packung Windeln, die er hastig in seinen Rucksack stopfte. Da er davon ausging, dass die Wölfe im Norden ihren Welpen keine menschliche Einwegwindeln anlegen würden, machte es wenig Sinn, mehr Packungen als nötig mitzunehmen. So schnell wie Doflamingo gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden. Bloß die zerstörte Eingangstüre und der laute Alarm deuteten darauf hin, dass hier ein Einbruch stattgefunden hatte. Das Innere des Geschäfts war nicht verwüstet und die fünf Teile, die Doflamingo sich genommen hatte, waren die einzigen, die fehlten. Bei früheren Ausflügen in die Stadt hatte er sich häufig einen Spaß daraus gemacht die Wohnungen und Läden der Menschen zu zerstören und sogar Dinge kaputt zu machen, mit denen er überhaupt nichts anfangen konnte. Seitdem Doflamingo allerdings die Verantwortung sowohl für Crocodile als auch seine Kinder trug, veranstaltete er solchen Blödsinn nicht mehr. Er wusste, dass seine Familie auf ihn angewiesen war. Und er wollte den Kater nicht enttäuschen. Wenn er sich verhielt wie ein unreifes Kind, könnte Doflamingo seinen Partner niemals von seinen Qualitäten als Alpha in ihrer Beziehung überzeugen. In seinem schnellsten Lauftempo entfernte Doflamingo sich von dem Drogeriemarkt, in den er soeben eingebrochen war. Er war sich nicht sicher, ob er in der Ferne tatsächlich Polizeisirenen hörte oder sich diesen Umstand bloß einbildete, doch um ehrlich zu sein legte er es auch nicht darauf an dies herauszufinden. Erst als Doflamingo etwa zwanzig Kilometer zwischen sich und den Tatort gebracht hatte, gönnte er sich eine kleine Verschnaufpause. Noch war sein Auftrag nicht erledigt. Zwar hatte er wie verlangt Windeln und Pulvermilch besorgt, doch die Welpen benötigten dringend noch Winterkleidung für den langen Marsch nach Norden. Jacken, warme Hosen und Pullover, Mützen und Handschuhe waren ein absolutes Muss - und zwar in dreifacher Ausführung. Zwar waren die Kinder von Gestaltenwandlern von Natur aus besser ausgerüstet für kalte Tage als menschliche Kinder, doch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt herum benötigten auch sie schützende Kleidung. Während Doflamingo durch die Straßen schlich, machte er mehrere Fachgeschäfte für Babykleidung aus, doch jedes Mal war die Tür durch ein Metallgitter gesichert, gegen das nicht einmal seine kräftigen Pranken ankamen. Auch wenn die die Dunkelheit ihm Schutz bot und man ihn in seiner menschlichen Gestalt zumindest nicht gleich auf den ersten Blick als Gestaltenwandler idetnfizieren konnte, war es für Doflamingo sehr gefährlich sich längere Zeit in der Stadt aufzuhalten. Als schließlich die ersten Sonnenstrahlen den dunklen Winterhimmel erhellten, beschloss er ein gewagtes Manöver zu starten. Nicht weit von ihm entfernt entdeckte Doflamingo ein gekipptes Fenster im Erdgeschoss, das eindeutig zu einem Babyzimmer gehörte. Aufmerksam sah und hörte er sich um, doch als er in der Nähe niemanden ausmachen konnte, holte er kurzerhand den kleinen Draht hervor, den er bei seinen Ausflügen in der Stadt immer bei sich trug, und brach das Fenster nahezu lautlos auf. Das Baby, welches das Zimmer bewohnte, lag in seinem Gitterbett (furchtbar, dachte Doflamingo, den dieses Konstrukt unweigerlich an einen Käfig erinnerte) und verfolgte seine Bewegungen mit einem neugierigen Gesichtsausdruck. Doflamingo hingegen schenkte dem Kind nur wenig Beachtung. Solange es nicht schrie und auf diese Weise seine Eltern herbeirief, interessierte es ihn nicht. Stattdessen machte Doflamingo sich daran rasch den Kleiderschrank zu durchsuchen. Mit einem skeptischem Blick schätzte er ab, ob die sich darin befindliche Kleidung wohl seinen eigenen Kindern passen würde. Menschliche Kinder entwickelten sich völlig anders als die Kinder von Gestaltenwandlern, deren Wachstum wiederum durch den jeweiligen Tiergeist bedingt war. Wolfskinder kamen im Regelfall deutlich kleiner als menschliche Kinder zur Welt. Dafür lernten sie früher das Krabbeln und Laufen. Doflamingo kam zu dem Schluss, dass diese Kleidung den Welpen vermutlich zwar ein wenig zu groß sein würde, doch es gehen würde. Es musste gehen. Er hatte keine andere Wahl. Nun da die Sonne aufging, kam es für ihn nicht mehr infrage in ein Bekleidungsgeschäft für Babies einzubrechen, selbst wenn er eines fand, dessen Tür nicht durch ein Gitter gesichert war. Also packte er rasch so viel Kleidung wie nur möglich in seinen Rucksack, ehe er das fremde Kinderzimmer verließ und in einem naheliegenden Park Deckung suchte. Geschützt durch ein paar dichte Hecken kam Doflamingo wieder zu Atem und überlegte sich welchen Weg er nun am besten einschlagen sollte. Wahrend er durch die Straßen gewandert war und nach einem Babyladen Ausschau gehalten hatte, hatte er ein Stück weit die Orientierung verloren. Normalerweise verließ Doflamingo sich in dieser Hinsicht auf seinen Nase, doch in der Welt der Menschen gab es viele unterschiedliche Gerüche, die er nicht einordnen konnte und die ihn verwirrten. Er wusste grob, wo er sich befand und dass der Stadtrand nicht allzu weit weg sein konnte, doch den Park, in dem er sich momentan aufhielt, hatte er noch nie zuvor gesehen. Vorsichtig lugte Doflamingo mit dem Kopf zwischen zwei Hecken hervor und suchte nach irgendeiner Landmarke, die ihm mehr über seinen Aufenthaltsort verraten konnte. Als er nach links sah, stach ihm sofort ein hohr Radioturm ins Auge. Der Anblick dieses menschlichen Bauwerks verschlug Doflamingo den Atem. Nicht wegen seiner Größe. Sondern weil ihn der Turm an die Worte des Katers erinnerte. Dieser hatte ihm einmal erzählt gehabt, dass er früher in einem Haus gelebt hatte, das in der Nähe eines hohen Radioturms stand. Und in dieser Stadt gab es bloß einen einzigen Radioturm. Doflamingo biss sich auf die Unterlippe. Die hellen Strahlen der aufgehenden Sonne hüllte die Umgebung in goldenes Licht. Er fragte sich, ob er es riskieren sollte nach dem Haus Ausschau zu halten, in dem Crocodile zwanzig Jahre seines Lebens zugebracht hatte. Ihn reizte die Vorstellung, doch er war sich auch des Risikos bewusst, welches das Tageslicht für ihn darstellte. Doflamingo zögerte. ~ Crocodile benetzte seinen Handrücken mit Speichel und wischte ihn sich anschließend über die Narbe in seinem Gesicht. Auch wenn die Wunde längst verheilt war und er sie nicht mehr sauber halten musste, neigte Crocodile zu dieser Geste, wenn er nervös oder verunsichert war. Er wusste nicht, ob er es sich selbst zutraute zu diesem Ort zurückzukehren. Unweigerlich kamen Erinnerungen an Law in Crocodile hoch. Dass er einer Vergewaltigung durch den Luchs entgangen war, hatte er lediglich Doflamingos beherztem Eingreifen zu verdanken. Crocodiles Blick schweifte zu den Drillingen hinüber, die friedlich schliefen. Er musterte ihre sorglosen Gesichter und die Händchen, die sie im Schlaf zu winzigen Fäusten geformt hatten. Sofort verflüchtigte sich jede Verunsicherung aus seinem Herzen. Es würde ihm nicht leicht fallen zu der Höhle, die ehemals Law bewohnt hatte, zurückzukehren, doch für seine Kinder war er dazu bereit diesen Preis in Kauf zu nehmen. (Auszug aus Kapitel 9) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)