The Story of a Bastard Child von dattelpalme11 ================================================================================ Epilog: Liebe ist… ------------------ Sieben Jahre später… Behutsam fuhr sie durch die seidigen Haare ihrer Freundin und befestigte einige samtweiße Perlen in ihrem braunen Haar, das kunstvoll zusammengesteckt wurde. „Ich bin ganz schön nervös“, sagte sie schwer atmend und betrachtete sich im Spiegel. Sie lächelte nur sanft und legte ihre Hände auf ihren Schultern ab. „Keine Sorge, du siehst fantastisch aus. Er wird sicher große Augen machen“, beruhigte sie sie mit sanfter Stimme und vollendete ihr Werk. Alles sah so unfassbar toll an ihr aus, obwohl sich Mimi noch gut daran erinnern konnte, dass Etsuko niemals heiraten wollte. Gut, Daigo hatte wirklich lange gebraucht, um sie zu überzeugen, doch heute war es endlich soweit. Etsukos großer Tag war gekommen. Sie trug ein unfassbar schönes Kleid, das bis auf den Boden reichte. Es war sehr schlicht gehalten, betonte ein wenig das Dekolleté, das mit einer filigranen Kette von ihrer Mutter abgerundet wurde. „Ich hole noch schnell deinen Schleier, ja?“ Etsuko nickte als Mimi zur Kommode ging. Sie spähte kurz aus dem Fenster und erblickte die zahlreichen Gäste, die extra für den heutigen Tag angereist waren. Die Hochzeit fand in einem kleinen abgelegenen Hotel mit einer malerischen Parkanlage statt. Der Priester war bereits vor einer halben Stunde eingetroffen und Mimi kümmerte sich nur noch um die Feinheiten, bevor die Zeremonie beginnen konnte. Sie schnappte sich den Schleier und befestigte ihn mit Haarnadeln auf Etsukos Kopf. Mimi achtete darauf, ihre wunderschöne Frisur nicht allzu sehr zu verdecken, auch wenn sie genau wusste, dass Etsuko den Schleier wohl als erstes wieder ausziehen würde. Sie hatte den Kopf etwas schräg gelegt und beobachtete Mimi dabei, wie sie ihn versuchte zu befestigen. „Du sag‘ mal…“, begann sie leise, wandte den Kopf zur anderen Seite, während Mimi einige Haarnadeln mit den Zähnen festhielt. „Hm?“ Sie hielt kurz inne, nahm die Klammern aus dem Mund und blickte fragend zu Etsuko. „Wann hast du gewusst, dass er der Richtige ist?“ Ein wenig überrascht sah sie in den Spiegel, der Etsuko und sie zeigte, als ihr Blick zu ihrem rechten Ringfinger wanderte, an dem ein silberner Ring funkelte. Sie lächelte leicht vor sich hin und schwelgte in Erinnerungen. „Ich glaube, das ist die einzige Möglichkeit. Entweder Sora, oder ich.“ Fassungslos starrte er sie an, brachte aber kein einziges Wort über die Lippen. Mimi rechnete schon mit dem Schlimmsten. Hatte sie es zu weit getrieben? Was hatte sie nur in diese Umarmung hineininterpretiert? Das letzte Mal, als sie die beiden so vertraut miteinander gesehen hatte, hatte Taichi Sora geküsst gehabt. In ihr rebellierte es, da sie bemerkte, wie machtlos sie gegen ihre eigenen Emotionen und Gefühle war. Sie wollte sich gerade von ihm abwenden als seine Stimme ertönte. „Du bist unfassbar stur, zickig und geigst mir gerne mal die Meinung, wenn dir etwas nicht passt…“ Überrascht sah sie ihn an und konnte sich nicht zusammenreimen, auf was er hinaus wollte. „Was?“ „Du machst mich mit deiner Art so wahnsinnig, dass ich gleichzeitig ganz verrückt nach dir werde und spüre, wie sehr ich dich brauche.“ Er machte wieder einen Schritt auf sie zu, fixierte sie mit einem eingehenden Blick, sodass ihre Knie ganz weich wurden. „Ich weiß nicht, warum du dich immer so schlecht machst und so eifersüchtig auf Sora bist. Das hast du nicht nötig. Ich weiß, dass ich früher viel falsch gemacht habe und ja, es gab eine Zeit, wo ich dachte, dass Sora, die Frau ist, mit der ich zusammen sein will. In Wirklichkeit habe ich mich nur vor meinen wahren Gefühlen versteckt, weil ich Angst hatte erneut verletzt zu werden, aber…“ Seine Stimme brach ab, als er ganz dicht vor ihr stand und sanft mit den Händen über ihren Rücken fuhr. Er wanderte mit seinen Fingern zu ihrem Gesicht und sorgte dafür, dass sie jedes einzelne Wort von seinen Lippen ablesen konnte. „Aber ich will dich nicht verlieren. Du machst mich so glücklich, indem du mir jeden Tag ein Lächeln auf die Lippen zauberst, dich um mich kümmerst und mich mit deinen aufrichtigen Worten Tag für Tag motivierst, indem du mir deine Liebe schenkst. Doch ich kann mich nicht zwischen zwei Menschen entscheiden, die mir so wichtig sind. Sora ist meine…nein, unsere Freundin und dir ist doch diese Freundschaft genauso wichtig wie mir.“ Er machte eine kurze Pause, näherte sich ihrem Gesicht, sodass sich ihre Nasenspitzen zart berührten. „Ich liebe dich. Nur dich allein. Ich würde alles für dich tun, nur um mit dir zusammen sein zu dürfen, aber bitte verlange nicht so eine Entscheidung von mir.“ Tränen quollen ihre Wangen hinunter. Sie fühlte sich schäbig, da sie so eine Entscheidung von ihm verlangt hatte. Er hatte Recht. Auch ihr war diese Freundschaft wichtig, genauso wichtig wie diese Beziehung, die nur funktionieren konnte, wenn sie sich offen und ehrlich ihren Gefühlen stellten. Ja, sie war eifersüchtig. Sie war immer noch das sechszehnjährige Mädchen von damals, dass mit ihren Komplexen und Ängsten kämpfte. Doch es hatte sich so viel geändert. Sie waren beide älter geworden und vor allem auch reifer. „Finde dein Glück und verteidige es heldenhaft. Denn das ist das, was du verdienst.“ Plötzlich fielen ihr genau diese Worte ein, die ihr Noriko auf den Weg gegeben hatte. Liebe war nie einfach. Man musste kämpfen und sie verteidigen, bis man wirklich glücklich werden konnte. Vielleicht war es nicht perfekt, hatte einige Hindernisse, die man überstehen musste, doch sie war nicht bereit, diese Liebe aufzugeben. Schluchzend warf sie sich in seine Arme und drückte ihn fest an sich. „Es tut mir so leid. I-Ich bin so dumm…so unglaublich dumm“, murmelte sie gegen seine starke Brust und vergrub ihr Gesicht in seiner Jacke. Zärtlich fuhr er über ihren braunen Schopf, während sie leise Tränen weinte. Langsam hob sie den Kopf an und sah ihm wieder in die Augen. „Ich bin einfach echt furchtbar!“ Tai legte ein sanftes Grinsen auf und fuhr über ihre verquollenen Augen, um weitere Tränen abzufangen. „Du bist nicht furchtbar…vielleicht furchtbar eifersüchtig, aber du brauchst dich vor nichts zu fürchten“, antwortete er eindringlich. „Wirklich? Sicher, dass du mich nicht irgendwann abschießt, wenn ich ständig an die Decke fahre?“ „Aber genau das liebe ich doch an dir. Deine ehrliche aufbrausende Art, die mich einfach mitreißt. Wir haben so viel überstanden und ich habe gelernt, dass es sehr wichtig ist für jemanden zu kämpfen, den man aufrichtig liebt.“ Vollkommen ergriffen von seinen Worten blickte sie zu ihm hinauf, als er sie näher an sich drückte. „Ich glaube, ich bin Sora eine Entschuldigung schuldig“, murmelte sie heiser. „Du solltest einfach mal offen mit ihr über alles reden. Du bist ihr sehr wichtig!“, erwiderte er matt und ließ sie los. Danach streckte er ihr seine Hand entgegen und sah sie erwartungsvoll an. „Wir sollten gemeinsam zurückgehen.“ Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, hörte sie auf ihr Herz, ergriff seine Hand und ließ sich von ihm in die richtige Richtung führen. Es war der Moment, der alles zwischen ihnen änderte und einen neuen Weg ebnete, den sie zuvor einfach noch nicht sehen konnte. Mimi hatte vieles nicht gewusst und musste lernen, dass sie auch an ihrer Freundschaft zu Sora stetig arbeiten musste. Sie hatten sich sehr voneinander distanziert gehabt, was Mimi nicht wahrhaben wollte. Sie hatte all ihre Probleme innerhalb ihrer Freundschaft ignoriert gehabt und versuchte nach vorne zu schauen, ohne es tatsächlich zu klären. Ein gefährliches Spiel der Emotionen, besonders, wenn noch Geheimnisse im Weg standen, die die Beziehung zueinander zusätzlich belasten konnte. Mimi war daher sehr überrascht gewesen, als Sora ihr von ihrer damaligen Abschiedsfeier erzählte und was danach passiert war. Sie war wohl wieder Matt nähergekommen und verbrachte ihren letzten Abend in Japan mit ihm. Doch bevor sie einen Schritt weitergingen, hatte sich Matt dazu entschlossen gehabt, ihr die Wahrheit zu erzählen, was bedeutete, dass Sora bereits von der gemeinsamen Nacht wusste. Sie hatte daraufhin sowohl zu Matt, als auch zu Mimi Abstand gebraucht, den sie in Paris fand. Das war auch der Grund gewesen, warum sich Sora so selten bei ihr gemeldet hatte. Sie wollte in Ruhe darüber nachdenken, was es für ihre Freundschaft bedeutete, ob sich etwas ändern würde und ob sie in der Lage wäre ihr zu verzeihen. Noch während sie in Paris war, kam plötzlich alles anders, als es Sora erwartet hätte. Ein paar Wochen vor ihrer Abreise, stand auf einmal Matt vor der Tür ihrer kleinen Pariser Wohnung. Sie hatte bereits gehört, dass seine Band einige Konzerte in Europa geben würden, da sie selbstverständlich die Berichte fleißig verfolgt hatte. Dennoch war sie sehr überrascht gewesen, ihn vor sich zu sehen, auch wenn ihre Gefühle immer noch dieselben waren. Er hatte sie kurz darauf auf ein Konzert eingeladen, da es ihm schon immer leichter gefallen war, die passenden Worte über die Musik zu vermitteln. Sora hatte nicht damit gerechnet, dass er ausgerechnet ihr ein Lied geschrieben hatte, es ihr sogar extra widmete und ihr damit sagte, dass er sie zurückhaben wollte. Mimi konnte damals in ihren Augen lesen, wie glücklich Matts Geste Sora gemacht hatte. Noch an diesem Abend, setzten sie dort an, wo sie damals bei der Abschiedsfeier aufgehört hatten. Es gab durchaus Paare, die manchmal mehrere Chancen benötigten, um zusammen zu kommen. Sora und Matt waren genau eines dieser Paare, die nach ihrer gemeinsamen Nacht ihre Gefühle füreinander nicht mehr länger verleugnen konnten. Matt hielt daraufhin wirklich Wort und kehrte keine zwei Wochen später tatsächlich nach Japan zurück, um ein Studium zu beginnen. Er machte sozusagen sein Hobby zum Beruf und wurde Musiklehrer an der Oberschule, was ihn voll und ganz erfüllte, auch wenn er nicht mehr in einer Band spielte. Mimi erinnerte sich noch gut an die Zeit, als alle vier zusammen waren und an ihrer Zukunft feilten. Es war nicht immer einfach, da sie viel aufzuholen und zu klären hatten, aber es gelang ihnen, das Vergangene hinter sich zu lassen und gemeinsam nach vorne zu blicken. Und heute krönte ein weiterer Meilenstein ihr Leben und das ihrer Freunde. Etwas rührselig sah sie zu Etsuko, die von ihrer Geschichte einige Tränen in den Augen hatte. Mimi tupfte behutsam über ihre Augen und strahlte sie an. „Hey, du kannst später weinen, jetzt wird erstmal geheiratet“, sagte sie freudig und half ihr auf. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach unten. _ Ein wenig erschöpft lehnte sie sich gegen die kühle Armatur des Waschbeckens und schnaufte herzlich. Mit einer Hand strich sie über ihren Rücken und spürte eine deutliche Verspannung, die sich langsam schmerzvoll ausbreitete. Sie musste auch dringend aus ihren Schuhen, da ihre Füße etwas geschwollen waren und sie ziemlich zu drücken begannen. Mimi stellte sich gerade hin und betrachtete sich im Spiegel. Sie musste immer noch Lächeln, wenn sie an die wundervolle Zeremonie dachte. Noch nie im Leben hatte sie Etsuko so glücklich und unbeschwert gesehen, wie in diesem einen Moment. Gerade waren sie dabei einige Erinnerungsfotos zu schießen, auf denen Mimi natürlich nicht fehlen wollte. Genau genommen wollte sie sich nur kurz frisch machen, brauchte aber einen Augenblick für sich, um alles zu realisieren, was um sie herum geschah. Wieder blickte sie in den Spiegel, musterte ihr türkisfarbenes Kleid und ihre langen gelockten Haare, die ihr bis zur Brust gingen. Sie sah ein wenig müde aus, doch das war im Hinblick ihres Zustands gar kein Wunder. Sie konnte froh sein, wenn sie es heute Abend noch heil ins Bett schaffte. Plötzlich klopfte es sachte an der Tür und Mimi war schon recht verwundert, wer wohl an der Damentoilette anklopfte. „Herein?!“ Doch als ihr Mann auf einmal sein Gesicht zur Tür hineinstreckte, wurde ihr einiges klar. „Ich wollte mal sehen, ob bei euch beiden alles in Ordnung ist“, sagte er nur und trat ein. Mimi grinste verschmitzt und fuhr sich bedacht mit beiden Händen über ihr kleines Sechs-Monats-Bäuchlein, dass in ihrem Kleid sogar noch etwas extremer zur Geltung kam. „Du machst dir immer so viele Sorgen um uns, dabei geht es mir und dem Baby wirklich gut“, antwortete sie fröhlich und zog ihn in eine innige Umarmung. „Ich brauche halt etwas länger, da ich nicht mehr so beweglich bin.“ Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und schmiegte sich noch ein wenig näher an ihn heran. „Ist ja schon gut, ich übertreibe vielleicht ein wenig, aber ich muss doch aufpassen, dass es meiner Frau und meinem zukünftigen Stammhalter gut geht“, konterte er gewitzt und legte fürsorglich seine Hand auf ihren Bauch, bevor er liebevoll ihre Stirn küsste. „Du weißt doch noch gar nicht was es wird, Tai. Vielleicht wird es ja auch ein Mädchen“, zog sie ihn auf, da sie genau wusste, dass er sich insgeheim einen kleinen stammen Jungen wünschte. „Hey, das wäre total unfair. Ich wäre voll in der Unterzahl!“, verteidigte er sich schmollend. „Wir haben aber gesagt, dass wir uns überraschen lassen wollen und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass du dich auch gegen drei Mädchen durchsetzen kannst“, entgegnete sie nur und sah ihn mit großen Augen an. „Wo ist eigentlich unser kleiner Wirbelwind?“ „Draußen. Bei Masaru und den anderen“, antwortete er und deutete mit dem Kinn in die Richtung, aus der er hergekommen war. „Vielleicht sollten wir doch besser zu den anderen gehen.“ „Warum?“ Tai runzelte die Stirn, als Mimi sich aus seiner Umarmung löste und zur Tür schritt. „Sie ist deine Tochter und hat genug Unfug im Kopf. Darum“, betonte sie nachdrücklich und öffnete die Tür. _ Beide kehrten Arm in Arm nach draußen zurück. Wie Mimi es erwartet hatte, tobte ihr kleines Mädchen ausgelassen im Freien herum. Mimi hatte ihre braunen Haare zu einem hohen Zopf zusammengebunden, der bei jeder Bewegung der Kleinen, freudig mitwippte. Sie trug ein rosanes Kleid und ihr knubbeliges Knie zierte ein kleines buntes Pflaster, da sie vor wenigen Tagen beim Spielen mit Freunden hingefallen war. Doch das hinderte sie noch lange nicht daran, wieder so wild wie immer durch die Gegend zu hüpfen. Erst als Mimi ihren Namen rief, drehte sie sich ihnen zu und rannte quietschend los. „Papa!“, brüllte sie aus nächster Nähe und rannte prompt auf Taichi zu, der seine Arme ausgebreitet hatte. Sie ließ sich in seine Arme fallen, als Tai sie direkt danach hochnahm und Mimi etwas beleidigt aus der Wäsche blickte. „Was soll denn der Blick?“, fragte er, als seine Tochter sich an ihn kuschelte. „Sicher, dass du nicht doch noch ein Mädchen willst? Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie dich viel lieber mag, als mich!“ Etwas eingeschnappt verschränkte sie die Arme vor der Brust, als Tai verschwörerisch zu grinsen begann. „Komm‘ sag‘ der Mama wie lieb du sie hast. Sie fühlt sich ja schon ganz ausgeschlossen“, hörte sie ihn zu ihrer Tochter sagen. Mimi verdrehte die Augen, spürte aber, wie sie sich auf einmal zu ihr hinunterbeugte und die Arme um ihren Hals schlang. „Ich hab‘ dich lieb, Mama!“, sagte sie mit zuckersüßer Stimme, als Mimi ihr zusätzliches Gewicht auf ihren Knochen bemerkte. Ein verstohlener Blick verirrte sich zu Tai, während sie sanft über den Rücken ihrer kleinen Tochter strich. Sie hatte ihre kleinen Ärmchen um ihren Hals gelegt und drückte ihr Gesicht gegen ihre Brust. Tai hatte den Arm um Mimi gelegt und steuerte sie sachte zu den anderen, die bereits auf sie warteten, um ein Erinnerungsfoto zu schießen. Doch Mimi schwelgte kurz in ihren eigenen, dachte an die ersten gemeinsamen Jahre mit Tai zurück und an das kleine Wunder, dass sie auf ihren Armen trug. Wie sie sich vorgenommen hatten, waren beide nach Mimis Abschluss in eine kleine gemeinsame Wohnung gezogen. Während Tai weiterhin Politikwissenschaften studierte, entschied sich Mimi für Ernährungswissenschaften, um später einmal als Ernährungsberaterin arbeiten zu können. Sie wollte sich besonders für gesunde und reichhaltige Ernährung in Krankenhäusern einsetzen und engagierte sich für Familien mit kranken geschwächten Kindern. Allerdings kam etwas dazwischen, mit dem sie nicht unbedingt gerechnet hatte. Während Tai bereits seine Abschlussarbeit vorbereitete, stellte Mimi mit Erschrecken fest, dass ihre Regel ausblieb und ihr öfters morgens schlecht wurde. Gemeinsam mit Sora und Etsuko hatte sie damals den Test gemacht, der ihr Leben schlagartig veränderte. Kurz vor ihrem letzten Studienjahr stellte sich heraus, dass sie mit Tai ein Baby erwartete. Beide hatten damit nicht gerechnet gehabt, da sie sehr verantwortungsbewusst mit dem Thema Verhütung umgingen, doch irgendetwas war wohl schiefgelaufen und beide fanden sich in einer Situation wieder, die sie anfangs sehr überfordert hatte. Doch der Zuspruch ihrer Eltern und Freunde, als auch die aufrichtige Liebe zueinander, nahmen ihnen die Entscheidung quasi ab und beide freuten sich auf ihr kleines Wunder, dass sie gemeinsam in diese Welt gebracht hatten. Mimi pausierte daraufhin ihr Studium für ein halbes Jahr, während Tai eine gutbezahlte Anstellung in einem großen Unternehmen fand. Gemeinsam fieberten sie der Geburt ihres ersten Kindes entgegen, die bereits drei Jahre her war. Sie hatten sich dazu entschlossen, sich bezüglich des Geschlechts überraschen zulassen, wobei die beiden Namen bereits von Anfang an feststanden. Als klar wurde, dass sie eine Tochter bekommen hatten, Mimi ihr Baby das erste Mal in den Armen hielt und ihr zartes roséfarbenes Gesicht sah, fühlte sie, dass es genau die richtige Entscheidung war, ihr genau diesen Namen zu geben. „Da seid ihr ja endlich“, sagte Masaru etwas ungeduldig und winkte sie direkt neben sich. Mimi setzte ihre Tochter ab, die prompt zu Chiaki zusteuerte, der auch gleichzeitig ihr Patenonkel war. „Wow, er ist sogar noch größer geworden“, stellte Masaru überrascht fest, als er Mimis Babybauch erspähte. „Das Baby muss ja auch anständig wachsen und Jungs werden ja bekanntlich auch ein wenig größer als Mädchen“, stichelte Taichi, der prompt von Mimi einen Hieb in die Rippen bekam. „Du bist echt unausstehlich“, murrte sie gespielt empört, schenkte ihm aber im nächsten Augenblick wieder ein Lächeln. „Also, ich wette auch auf ein Mädchen!“, meinte Masaru und sah herausfordernd zu Tai, der ihn grimmig anguckte. „Und warum bist du dir da nur so sicher?“ „Naja, ich glaube Mimis Gene sind zu dominant für dich. Sie setzt sich einfach durch. Bei allem“, lachte er und duckte sich schnell, bevor Tai ausholen konnte. „Entspann‘ dich doch mal! Eure Familie bekommt doch eh bald männliche Verstärkung, oder etwa nicht?“ „Alter, erinnere mich doch nicht daran!“, brummte er und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich zusehends. Mimi tätschelte seine Wange und richtete den Blick zu Masaru, der nur mit den Schultern zuckte. „Tai ist immer noch nicht so begeistert. Er ist eben ein typischer großer Bruder.“ Automatisch dachte sie an den Tag zurück, als Takeru bei ihnen aufschlug und äußerst nervös wirkte. Ganz traditionell hatte er sowohl Karis Vater, als auch ihren Bruder, um ihre Hand gebeten. Nach langem hin und her, willigte Tai schließlich ein, was lediglich an Mimis bösen Blicken lag, die sie ihm unauffällig zuwarf. Gemeinsam mit Sora und Matt befanden sich seine Schwester und Takeru zurzeit in Paris, um seinen Großeltern einen Besuch abzustatten. Doch Takeru hatte insgeheim ganz andere Pläne und wollte Kari direkt vor dem Eifelturm den langersehnten Antrag machen. Beide waren von ihrer kleinen Gruppe am längsten zusammen, hatten aber immer noch nicht den entscheidenden Schritt gewagt. Mimi wusste bereits, dass Kari etwas ungeduldig wurde, weshalb sie gemeinsam mit Sora, Takeru etwas in die richtige Richtung schubste, doch das behielt sie lieber für sich, da Tai es immer noch sehr schwer fiel, seine kleine Schwester loszulassen. Sie fragte sich wirklich, wie das bei ihrer Tochter nur werden sollte… „Schade das Yasuo nicht kommen konnte“, versuchte Mimi das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken. „Ja ich weiß, aber das Praktikum ist wirklich wichtig für ihn und kann ihm sehr weiterhelfen“, erinnerte Masaru sie und vergrub seine Hände in seiner Anzugshose. Yasuo hatte sich in den Kopf gesetzt, Filme zu machen und ein begnadender Regisseur zu werden. Für das Praktikum in den USA hatte er mehrere Bewerber ausgestochen, was Mimi nicht sonderlich wunderte. Sie hatte sein Talent bereits in jungen Jahren erkannt und förderte ihn so gut es ging, auch wenn sie ihm meist nur gut zuredete. Auch Masaru hatte das gefunden, was ihn erfüllte, auch wenn es bei ihm mehr um Akzeptanz ging. Nach der Beendigung seines Studiums, hatte er sich dazu entschlossen, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, auch wenn man es so nicht unbedingt nennen konnte. Er steckte sich eigene Ziele, die er verwirklichen wollte, setzte sich für gleichgeschlechtliche Beziehungen ein und hatte sogar die Gelegenheit, sich mit seinem Vater auszusprechen. Er ging voll und ganz auf, so als hätte er seine wahre Berufung im Leben gefunden. Noch fehlte ihm das private Glück, um seinen beruflichen Erfolg auch mit jemandem teilen zu können, doch Mimi war sich sicher, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er jemanden finden würde. Erst vor kurzem hatte sie ihm einen netten Arbeitskollegen vorgestellt, mit dem er sich bereits mehrmals verabredet hatte. Ihr Blick wanderte zu Chiaki, der mit ihrer Tochter herumblödelte, als eine junge Frau hinter ihn trat und sanft ihre Hand auf seine Schultern legte. Mimi lächelte, als sie diese zarte Geste vernahm und gönnte ihm sein Glück, dass er in Momoko fand. Es war nicht leicht für ihn, eine neue Liebe zu finden, da ihre Schwester immer einen großen Teil in seinem Herzen einnehmen würde. Sie war seine erste große Liebe, die er niemals vergessen würde. Doch in Momoko fand er ein Stückchen Wunderland, dass sein Herz allmählich heilen und den Verlust über Norikos Tod überwinden ließ. Er wollte die schönen Erinnerungen in seinem Herzen behalten, die ihre Schwester unsterblich machten. „So, jetzt stellen sich bitte mal alle Gäste um das Brautpaar herum. Für das große Gruppenfoto“, dirigierte der Fotograf und brüllte in die Menge. Während sich Daigo bereits aufrecht hingestellt hatte, zupfte Ayame noch an Etsukos Kleid herum, damit es perfekt saß. Beide schenken sich liebevolle Blicke und umarmten sich kurz, als sich Ren zu ihnen gesellte und dem Arm um Ayames Hüfte schlang. Mimi lehnte sich an Tais Brust und musste unweigerlich seufzen, als sie die beiden sah. Eine lange Zeit hatte Mimi nicht mehr damit gerechnet Ayame so ausgelassen und strahlen zu sehen. Sie hatte sogar ihren Abschluss in Jura nachgeholt und blühte förmlich neu auf, indem sie in ihrem Leben nicht nur eine neue Aufgabe fand, sondern auch eine Familie, die sie unterstützte. Schnell wandte sie den Kopf zu ihrer Tochter, die immer noch bei Chiaki stand und mit ihm herumalberte. Der Fotograf scheute alle zusammen und rangierte die Gäste mehrfach um, bis alles einigermaßen passte. „Noriko!“ Sie drehte sich prompt herum, sodass ihr Zopf wieder mitschwang. „Komm‘ her, wir machen jetzt das Foto“, sagte Mimi und winkte sie zu. Sie schlängelte sich durch die Menge, als sie bei ihren Eltern angekommen war und Mimi sie hochnahm. „Du, Mama?“ „Was gibt es denn?“, fragte sie gespannt und zupfte ein paar Flusen von ihrem Kleidchen. „Chiaki meinte, dass ich bald eine große Schwester bin und gut auf das Baby aufpassen muss, stimmt das?“ Mimi runzelte etwas die Stirn, strich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht ihrer Tochter und lächelte vor sich hin. „Ja, das stimmt und ich glaube, dass du eine hervorragende große Schwester wirst.“ Sie küsste sie auf die Wange, als sie Tai plötzlich hinter sich spürte, wie er beide näher an sich drückte. Der Fotograf blickte durch die Linse, fokussierte die Personen davor, während sich dahinter eine malerische Landschaft mit großen Kirschbäumen erstreckte. Er schoss ein das Foto, als im selben Moment ein starker Wind blies und die Kirschblütenblätter durch die Luft wehte. Mimi genoss den Anblick, kuschelte sich noch näher an Tai heran, als sie ihre Anwesenheit deutlich bemerkte. Sie war hier. Immer. Sah auf sie hinab, beobachtete und beschützte sie auf Schritt und Tritt. Mimi schloss die Augen, atmete tief ein, als die frische Luft ihre Lungen durchströmte. Ein belebendes Gefühl machte sich in ihr breit und sie erkannte, nicht mehr das, was sie einst verloren hatte, sondern was sie dazugewann. Sie waren alle eine große Familie, die durch eine Person, die sie aufrichtig liebten, zusammengefunden hatte. Das Leben war chaotisch, bot sehr viele Möglichkeiten, ließ einen leiden, aber auch lieben. Genau genommen, war es wirklich wie jonglieren. Jeder hatte ein Päckchen zu tragen, dessen Last meist unfassbar groß war, dass man drohte darunter zusammenzubrechen. Doch das konnte nicht geschehen, wenn man jonglieren lernte. Die Tatsache akzeptierte, dass schreckliche Dinge einen wiederfahren mussten, um schätzen zu lernen, was man im Leben alles ermöglicht bekam. Doch es lag auch an einem selbst, die Chancen und Möglichkeiten zu ergreifen. Wenn ein Ball auf den Boden fiel, musste man sich bücken, ihn aufraffen und weitermachen. Aufgeben zählte noch nie zu Mimis Stärken und sie war froh, alles riskiert zu haben, um ihr Glück zu finden und es auch halten zu können. Denn kämpfen lohnte sich, das wusste sie. Verschwende nicht deine Zeit mit der Vergangenheit. Lebe, als gäbe es keinen Morgen mehr.Nimm so viel mit, wie du nur kannst und genieße jede Sekunde, die du auf dieser Welt bekommst. Finde dein Wunderland! The Story of a Bastard Child Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)