The Story of a Bastard Child von dattelpalme11 ================================================================================ Kapitel 7: Unstimmigkeiten -------------------------- „Sora, was soll das?“, quietschte sie, als ihre rothaarige Freundin sie in die Nähe der Besenkammer zog. „Ich wollte nochmal mit dir reden. In Ruhe!“ Mimi zog die Augenbraue nach oben und verschränkte die Arme vor der Brust. „Na, dann schieß mal los. Ich bin wirklich gespannt“, meinte sie, konnte sich aber einen sarkastischen Unterton in der Stimme nicht verkneifen. „I-Ich wollte es dir sagen, wirklich“, versicherte sie ihr, „doch es ist alles etwas kompliziert“. „Kompliziert?“, wiederholte sie und fixierte sie mit ihrem Blick. Sora senkte den Kopf und verschränkte die Finger ineinander. „Naja, wir haben Tai noch nichts davon gesagt...und ähm also...“, stammelte sie und zog den Satz in die Länge. „Wir sind noch nicht richtig zusammen!“ Mimi klappte leicht die Kinnlade nach unten und starrte sie fassungslos an. „Wie bitte? Was soll das denn jetzt heißen?“ „Er wollte es noch nicht offiziell machen, wegen seiner Band und seinen Fans. Er hat Angst, dass sie auf die Nachricht komisch reagieren könnten“, erläuterte sie und knabberte an ihrer Unterlippe. „Was? Das ist doch Unsinn! Er hält dich nur hin!“, schimpfte Mimi, erstarrte aber kurz danach. Sie musterte Sora seltsam und zog sie näher an sich heran. „Du hast aber noch nicht mit ihm geschlafen, oder?“ „NEIN!“, antwortete sie empört und lief rot an. „Naja, sobald du ihn ranlässt, wird er sicher verschwunden sein“, murmelte sie leicht schnippisch und ließ sie wieder los. „Das glaube ich nicht! Er hat schon mehr als einmal die Gelegenheit gehabt und es noch nicht mal versucht. Außerdem ist es wirklich ernst zwischen uns!“ „Wow, dass dachten die hundert Mädchen, die er vorher hatte, bestimmt auch“, antwortete sie überheblich und reckte sich ihr Kinn. „Mimi, es ist wirklich anders als du...“ „Und wann hattet ihr vor es Tai zu sagen?“, unterbrach die Brünette sie schrill. „Für ihn wird doch die neue Situation mehr als seltsam sein.“ „Ich wollte es ihm an dem Samstag sagen, wo wir ins Kino gegangen sind. Ursprünglich mit Matt, aber er..." „Er hatte keine Zeit! Sag mal, merkst du es nicht? Das stinkt doch Meilenweit gegen den Wind!“, raunzte sie und stemmte die Hände in die Hüpfte. „Er verarscht dich!“ „Das stimmt doch gar nicht!“, verteidigte sich Sora und sah sie mit einem weinerlichen Blick an. Sie war förmlich den Tränen nah, besonders weil Mimi sie so anblaffte. Doch die Brünette dachte gar nicht daran aufzuhören. Irgendjemand musste doch ihr Gewissen ersetzen, jetzt, wo sie sich komplett blind vor Liebe ins Verderben stürzte. „Erinnerst du dich denn gar nicht mehr daran, dass er mich auch mal in die Kiste bekommen wollte? Kurz vor den Sommerferien. Letztes Jahr? Klingelt‘s?“ Sora sah nur beschämt zu Boden und biss sich verkrampft auf die Unterlippe, während sich Mimi noch genau an den besagten Abend erinnerte. Er war damals schon etwas angetrunken gewesen und hatte zuvor ein Konzert gehabt. Den ganzen Abend hatte er ihr an der Backe geklebt und ihr Komplimente gemacht, die sie normalerweise auch gerne hörte. Doch sie war zu sehr auf eine andere Person fixiert gewesen, die sie an diesem Abend verzaubert hatte. Ungewollt selbstverständlich. Sie hatten zusammen getanzt und sie erinnerte sich noch ganz genau an seinen Duft, seine Bewegungen und sein Lachen, das sie einfach nur magisch fand. Es war das erste Mal, dass sie Tai in einem anderen Licht wahrnahm und sich gewünscht hätte, einmal von ihm geküsst zu werden. Doch dieser Wunsch wurde ihr bis heute nicht erfüllt. Und jetzt stand sie direkt vor ihrer besten Freundin, die ihr unmissverständlich klar machen wollte, dass Matt sich geändert hatte. „Er meint es wirklich ernst! Und ich wollte dir und Tai auch samstags die Wahrheit sagen, aber du warst schon mit deinen Eltern zum Essen verabredet gewesen.“ „Willst du mir jetzt die Schuld daran geben?“, fragte sie empört. „Du hättest ihm doch ruhig die Wahrheit sagen können. Dafür brauchst du mich doch nicht!“ „Ich weiß“, murmelte sie mit gesenktem Kopf, „aber ich habe absolut keine Ahnung, wie er reagieren wird. Und als ich ihm ganz alleine gegenübersaß, habe ich mich nicht mehr getraut.“ Mimi verdrehte die Augen. Sie hatte sie also damals nur mitgenommen, weil sie jemanden brauchte, der ihr den Rücken stärkte. Das hatte sie ja toll eingefädelt gehabt. „Ja, begeistert wird er sicher nicht sein. Er wird sich sicher wie das fünfte Rad am Wagen vorkommen, aber du musst es ihm sagen! So kann es doch nicht weitergehen“, erwiderte sie und stellte sich Sora und Matt als Paar vor. Wie sie gemeinsam über den Schulhof liefen und Tai wie ein Hanswurst hinter den beiden hinterhersprintete. Keine schöne Vorstellung. Doch Liebe war anscheinend unberechenbar und machte noch nicht mal vor den besten Freunden halt. Zumal Mimi auch das Gefühl hatte, dass Tai mehr für Sora empfand, als er eigentlich zugeben wollte. Noch immer hoffte sie, dass sie es sich einbilden würde. Dass, es eine Halluzination oder nur ihre eigene Überempfindlichkeit war. Aber wenn Sora mit Matt zusammen wäre, würde Tai ihr sicher früher oder später abschwören müssen. Und vielleicht würde sie es so schaffen sein Herz langfristig gesehen zu erobern. Sie schmunzelte leicht und freute sich ungemein über diesen Gedanken. In gewisser Hinsicht war sie immer schon ein kleiner Egoist gewesen. Sie presste die Lippen aufeinander und sah zu ihrer niedergeschlagenen Freundin. „Hör mal, ich kann nicht beurteilen ob Matt sich geändert hat oder nicht, aber ich werde sicherlich ein Auge auf ihn werfen. Und sobald er was Dummes macht, bis du die Erste, die es erfährt.“ Sie griff nach ihrer Hand und sah sie aufmunternd an. „Aber du solltest Tai die Wahrheit sagen. Er hat ein Recht zu erfahren, was sich zwischen seinen besten Freunden anbahnt.“ Sora lächelte müde und nickte nur. „Du hast recht, aber lass uns jetzt erst mal die Party hinter uns bringen“, meinte sie beruhigend. Mimi nickte und beide Mädchen gingen wieder zu den anderen zurück. _ „Na, dann mal her mit den Geschenken“, meinte Tai grinsend und sah herausfordernd in die kleine Runde, die sich vor ihm gebildet hatte. Kari fing an und reichte ihm ein wunderschön, verpacktes Paket. „Das ist von Takeru und mir“, meinte sie lächeln und warf einen verstohlenen Blick zu ihrem Freund. „Verschenkt ihr jetzt auch schon im Doppelpack? Ist ja echt nervig“, meinte er entrüstete, grinste aber, nachdem Kari ihm einen unsanften Klaps gegen den Arm gab. Er riss das Papier auf, wie ein freudiges kleines Kind und warf es achtlos auf den Boden. Zum Vorschein kam ein kleines braunes Buch, dass mit goldenen Elementen verziert war. „Ich hoffe es gefällt dir. TK hat dir verschiedene Sprüche reingeschrieben und ich habe die Bilder ausgesucht und bearbeitet“, erklärte sie, während er gedankenverloren darin herumblätterte. „Wow, danke Kari“, sagte er plötzlich und zog seine Schwester in eine herzliche Umarmung. Als er sie wieder losließ, fixierte er Takeru mit einem kurzen Blick und wandte sich danach wieder zu seiner Schwester. „Hey willst du ihm nicht ‚Danke‘ sagen?“, fragte diese empört. „Ach, ich glaube es ist schon Dank genug, dass er sich mit dir verabreden darf“, witzelte er und klopfte seinem Gegenüber auf die Schultern. Takeru grinste gestellt und verrollte nur die Augen. „Du bist echt unmöglich, Tai“, zischte seine Schwester. „So bin ich nun mal“, lachte er, als schon das nächste Geschenk an ihn weitergereicht wurde. Mimi hatte sich nach hinten verzogen und beobachtete das ganze Prozedere aus sicherer Entfernung. Ihr Geschenk wurde schon vor über zwei Stunden aufgefuttert. Und auch, wenn sich Tai über den Kuchen gefreut hatte, war es ihr unangenehm, nicht noch ein kleines Präsent für ihn besorgt zu haben. Selbst das Mädchen, das vorhin so eng mit ihm getanzt hatte, hatte ein kleines Geschenk für ihn. Mimi hatte erfahren, dass es sich um eine Klassenkameradin handelte, die sie auch schon oft bei seinen Spielen gesehen hatte. Der Name war ihr allerdings entfallen. Zum Schluss waren Matt und Sora an der Reihe, die schon ganz hibbelig wurden. Ihr Geschenk würde ihn sicher umhauen, genauso wie die Tatsache, dass sie ein „Fast-Paar“ waren. Mimi war gespannt, wann Sora Tai die Wahrheit sagen wollte. Vielleicht morgen beim Aufräumen oder demnächst in der Schule. Mimi malte sich schon aus, wie er reagieren könnte… Wahrscheinlich wäre er die erste Zeit sehr deprimiert. Doch Mimi hatte beschlossen, einfach für ihn da zu sein und somit sich langsam in sein Herz zu schleichen. Sie war regelrecht verbissen. Sie wollte unbedingt sein Herz gewinnen, auch wenn sie insgeheim wusste, dass es wohl nicht so einfach ging. Mimi blickte zu den anderen und sah, dass Matt ihm gerade den Umschlag überreicht hatte. Sora gab ihm ein etwas größeres Päckchen, indem sehr wahrscheinlich das T-Shirt eingepackt war. Natürlich öffnete er das Geschenk, das ihm Sora gegeben hatte, zuerst. Seine Augen wurden größer, als er das T-Shirt aus dem Papier pfriemelte. „Wow ist das etwa...?“ „Ja, ist es. Von deiner Lieblingsmannschaft“, meinte Matt grinsend, während Tai sich das Shirt an seinen Körper hielt. „Jetzt mach‘ schon das Nächste auf! Die beiden Geschenke hängen zusammen“. Tai legte kurz das T-Shirt beiseite und öffnete vorsichtig das Päckchen, dass Matt ihm überreicht hatte – so als würde er wissen, dass es sich um etwas mit wertvollen Inhalt handelte. Plötzlich zog er scharf die Luft ein und sah ungläubig zu seinen besten Freunden. „Das ist doch nicht euer Ernst?!“, sagte er vollkommen perplex und stierte darauf. „Ihr habt mir zwei Karten für ein Spiel meiner Lieblingsmannschaft besorgt? Ihr seid doch verrückt“. Er grinste bis über beide Ohren und zog beide in eine herzliche Umarmung. „Das ist wirklich das beste Geschenk aller Zeiten“, hörte Mimi ihn sagen und blickte enttäuscht zu Boden. Ihre Mühen waren wohl doch umsonst gewesen. _ Kurz vor zwei war nur noch der harte Kern übrig geblieben, der sich auch allmählich auf den Nachhauseweg machen wollte. Nur noch Takeru, Kari, Matt, Sora, Tai und Izzy waren da. Und natürlich sie selbst. Mimi hatte bereits ziemlich viel getrunken und ihr stand die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben. Sie gähnte herzlich und hielt sich die Hand vor den Mund. Ihr Kopf fühlte sich benebelt an, doch auch den anderen schien es nicht anders zu gehen. Sora hatte sich gegen Tai gelehnt und ihr waren schon mehrmals die Augen zugefallen, während Tai zufrieden lächelte und dafür sorgte, dass sie nicht umkippte. Matt war im Hinterhof und rauchte. Izzy nippte an seinem letzten Bier und Kari schmiegte sich an Takeru, der fast schon zu schlafen schien. Mimi saß auf einem der Tische und baumelte mit den Beinen hin und her. Sie wollte unbedingt ins Bett. Doch keiner machte irgendwelche Anstalten aufzustehen. Wieder und wieder blickte sie durch die übersichtliche Runde und ein müdes Lächeln zog sich über ihre Lippen. Als sie zu Tai und Sora sah, schüttelte sie unbemerkt den Kopf. Wieso lehnte sie sich bei Tai an, obwohl klar war, dass sie Matt liebte? Hätte Mimi beide heute nicht erwischt, hätte sie auch sicher nichts gemerkt. Das verliebte Paar sah man ihnen wirklich nicht an. Obwohl Mimi insgeheim wusste, wie glücklich er sie machte. Immer wenn sich Sora mit Matt verabredet hatte, erzählte sie mit einem Strahlen von ihrem Date. Natürlich wusste Mimi damals nicht, dass es sich um Matt handelte. Komisch war wirklich, dass beide sich sehr gut zusammenreißen konnten, wenn sie mit ihnen unterwegs waren. Keine zufälligen Berührungen oder zärtlichen Blicke. Nichts. Sie wirkten wie stinknormale Freunde. Jedenfalls augenscheinlich. Vielleicht hatte Mimi auch nicht genau hingeschaut. Vielleicht hatte sie die klaren Zeichen einfach übersehen. Plötzlich kam Matt zurück und räusperte sich kurz. „Ich glaube wir sollten langsam nach Hause gehen. Mein Bruder scheint schon eingeschlafen zu sein“, lachte er und deutete auf den anderen Blondschopf. Hikari fuhr ihm mit der Hand liebevoll über die Wange und langsam schien er wieder in die Realität zurückzufinden. Er gab einen kurzen Laut von sich und kniff die Augen zusammen. „Warum guckt ihr mich denn alle so komisch an?“ Er gähnte. „Du bist eingeschlafen“, informierte Kari ihn grinsend, während er sich durch die blonde Mähne fuhr. „Wirklich? Hab ich etwa gesabbert?“ „Nein und selbst wenn…bei dir würde alles süß aussehen“, kicherte Kari und kuschelte sich noch ein bisschen an ihn heran. Tai machte ein angewidertes Gesicht, während Mimi sehnsüchtig die Beziehung der beiden beobachtete. Beide waren so süß zusammen. Sie war richtig neidisch, auch wenn sie Hikari ihr Glück natürlich gönnte. Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, als Tai plötzlich aufstand und das Wort ergriff. „Ich glaube wir sollten nach Hause gehen“, meinte er nur und sah in die Runde. „Bin dafür. Mir fallen schon die Augen zu“, stimmte Sora mit ein und rieb sich über die Augenpartie. „Gut dann werden wir uns jetzt mal auf den Weg machen“, sagte Matt bestimmend und zog sich als Erster seine Jacke an. Mimi sprang vom Tisch und schlüpfte ebenfalls in ihre. Sie schnappte sich noch ihre Transportbox und ging mit den anderen nach draußen. Eine kühle Brise kam ihr entgegen und der Nebel in ihrem Kopf schien sich zu verschlimmern. Sie hielt sich kurz an der Hauswand fest und sah zum Himmel, der mit Sternen bedeckt war. „Geht´s dir gut?“, fragte Izzy sie plötzlich und berührte zaghaft ihren Arm. „Ja klar, mir ist nur etwas schwindelig“, antwortete sie. Genau genommen ging es ihr gar nicht gut. Ihre Knie waren weich wie Wackelpudding und sie hatten einen komischen Geschmack im Mund, der ohnehin schon sehr trocken war. „Ich bring dich noch nach Hause“, bot Izzy ihr an und sah aufmunternd zu ihr. „Danke, das ist nett.“ „Dann bringe ich Sora nach Hause!“, bestimmte Tai grinsend und bot ihr seinen Arm zum Festhalten an. „Ach Tai, ich finde schon noch nach Hause, außerdem kannst du doch Kari nicht alleine gehen lassen“, meinte sie und schüttelte den Kopf. „Ich kann sie nach Hause bringen!“, meldete sich Matt nun zu Wort. „TK muss ja auch noch irgendwie zu Mama kommen, also wäre das kein Problem danach auch noch Sora bei ihrer Mutter abzuliefern“. Er grinste und kassierte von Sora einen eindeutigen Blick. „Was heißt hier abliefern? Ich bin doch kein Paket“, murrte sie, lächelte aber im nächsten Augenblick wieder. Tai zog die Mundwinkel nach oben und kräuselte leicht die Lippen. „Gut dann wäre das ja geklärt“, erwiderte er, wirkte auf Mimi jedoch sehr enttäuscht. Diese Erkenntnis schlug ihr wiederrum auf den Magen, der sich anfühlte, als hätte sie Backsteine gegessen. „Na dann gehen wir mal los“, sagte Izzy und sah zu Mimi, die immer noch an der Wand gelehnt stand. „Ja okay“, murmelte diese und bewegte sich langsam. „Ach und wenn ihr noch Hilfe braucht, könnt ihr mir morgen ja ‘ne SMS schreiben“, ergänzte der Rotschopf, während Mimi sich halbherzig von allen verabschiedete. Sie war bei Tai angekommen und zog ihn in eine eher flüchtige Umarmung, als er sie plötzlich fest an sich drückte. Mimi spürte seinen warmen Atem neben ihrem Ohr. „Vielen Dank für den Kuchen. Ich glaube, so ein tolles Geschenk habe ich noch nie von jemandem bekommen“, hauchte er und eine leichte Gänsehaut überkam sie. Dann hatte er sie wieder losgelassen. Perplex sah sie ihn an. Tai grinste nur schief. „Komm gut nach Hause.“ „Ja, du auch“, flüsterte sie und ging mit Izzy los, auch wenn ihre Gedanken noch um seine Worte kreisten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)