Stimme des Schweigens von Khaleesie ================================================================================ Kapitel 3: » A brother is a little bit of childhood, that can never be lost... « -------------------------------------------------------------------------------- Und so verging der Samstagabend ohne, dass du groß an Castiel denken musstest. Du verbrachtest die Zeit mit deiner Mutter und deinem kleinen Bruder. Ihr saht euch einen Film an und spieltet Mensch-ärgere-dich-nicht, wobei du alle vier Runden verlorst. Nicht, dass dich das in irgendeiner Weise störte, da dir der Spaß wichtiger als das Gewinnen war, aber ein wenig frustriert warst du schon. Vor allem, da Joél dir seine Siege immer im typischen Nänänänä-Ton unter die Nase rieb und dabei einen halben Freudentanz veranstaltete. Auf den Vorschlag deiner Mutter hin, dass er dich ruhig einmal gewinnen lassen konnte, schüttelte der Blondschopf nur sein Haupt und erklärte, dass du dir auch einfach mehr Mühe geben konntest. Für seine acht Jahre war er ziemlich frech, doch in diesem Moment empfandet ihr seine Art als äußerst amüsant. Nachdem dein Bruder dann im Bett lag, ließest du den Tag mit deiner Mutter, welche ihre Lockenpracht und deren Farbe an ihre Kinder weiter gegeben hatte, Revue passieren und verbrachtest mit ihr und einem Glas Sekt noch etwas Zeit auf der Couch, ehe du dich gegen Mitternacht schlafen legtest. Du warst nicht der Typ, der am Wochenende durch die Clubs zog. Du mochtest die dröhnenden Bässe der Musik und die überfüllten Tanzflächen nicht. Lieber saßest du in einer Bar, wo man sich nicht anschreien musste, um sich zu unterhalten. Leider sah Debrah das oftmals anders. Meistens begleitetest du sie nur, weil sie zum Einen nie locker ließ und zum Anderen, weil Castiel für gewöhnlich dabei war und du so die Chance hattest, ihn zu sehen. - Obwohl diese Abende für dich meistens mit Tränen endeten, weil du deine beste Freundin und ihren Freund irgendwann knutschend in einer Ecke fandest, wo sie kaum noch voneinander zu trennen waren. Das waren immer diese Momente, in denen du dir vollkommen bewusst warst, dass du niemals die Frau an seiner Seite sein konntest. Selbst dann nicht, wenn sich die Brünette von deinem Schwarm trennte. Das war so eine Art Kodex unter Freundinnen: Feste Freunde, Ex-Freunde und Schwärme sind tabu! Daran hieltst du dich auch. Sicher, ob Debrah ebenso handeln würde, warst du dir aber nicht. Das lag aber einfach daran, dass sie ganz anders als deine Wenigkeit gestrickt war. Der Sonntagmorgen begann für dich mit Bauchschmerzen. Nicht, weil du tatsächlich ein unangenehmes Gefühl in deiner Mitte verspürtest, sondern weil du heute deinen Bruder zurück zu deinem Vater bringen musstest, da deine Mutter arbeiten musste. Seit sich deine Eltern trennten, teilten sie sich das Sorgerecht, sodass der kleine Joél bei deinem Vater in eurer alten Heimat lebte, damit er nicht aus seinem gewohnten Umfeld gerissen wurde und du mit deiner Mutter eine kleinere Wohnung bezogst. Seither hattest du nicht unbedingt das beste Verhältnis zu dem alten Mann. Das hing jedoch auch mit seiner neuen Lebensgefährtin zusammen, welche dir immer wieder aufs Neue zeigte, dass sie dich nicht leiden konnte. Demnach warst du dir auch sicher, dass auch der heutige Nachmittag nicht ohne Streit und Diskussionen von Statten ging. Dennoch wolltest du deinem Bruder und deiner Mutter diesen Gefallen tun. Sie konnten deiner Meinung nach ja nichts dafür, dass dein Vater einen seltsamen Frauengeschmack an den Tag legte, seit die Scheidung lief. Das Frühstück nahmt ihr noch alle gemeinsam ein, ehe sich die Frau mittleren Alters fertig machte, sich verabschiedete und dich mit Joél alleine ließ. Mit diesem tätigtest du den Abwasch, bevor ihr auf den Spielplatz gingt. Deine blonden Locken versuchtest du heute mit einem lockeren Knoten zu bändigen, während du deine zierliche Gestalt in eine schlichte, helle Jeans und einen ausgewaschenen, roten Coca Cola Pulli hülltest. Schwarze Sneakers rundeten dein Outfit ab und verliehen dir zusätzlich noch einen lässigen Look, den du gerne mochtest. Die Zeit auf dem Spielplatz verging viel zu früh, sodass es schon bald Zeit zum Mittagessen war, für das du heute zuständig warst. Die beste Köchin warst du nicht, doch Bratkartoffeln bekamst du noch hin und Joél beschwerte sich auch nicht. Im Gegenteil. Er versicherte dir sogar, dass es ihm schmeckte und verlangte nach Nachschlag, was dich wirklich stolz machte. Ob er das nur sagte, um dir damit eine Freude zu machen, wusstest du nicht. Es zählte für dich ohnehin nur die Geste. Wichtig war es sowieso nur, dass der 8 Jährige etwas im Magen hatte, was er auch drin behalten konnte und einigermaßen schmeckte. Hohe Ansprüche stelltet ihr beide in solchen Sachen nicht. “Pack dann bitte deine Sachen zusammen. Wir müssen los.”, informiertest du Joél, als du den letzten Teller abtrocknetest und diesen in den Schrank über der Spüle stelltest. Aus dem Wohnzimmer vernahmst du ein Grummeln und das Geräusch, welches erzeugt wurde, wenn zwei Holzautos gegeneinander geschlagen wurden. Anscheinend räumte der kleine Mann seine Spielsachen ein. Auch, wenn es ihm ganz klar missfiel. Behaupten, dass er schlecht erzogen war, konnte wohl niemand. Schon bald wart ihr auf dem Weg zum Bahnhof, wobei du deinen Bruder an die Hand nahmst, damit er im Tumult der Stadt und in der vollen U-Bahn nicht verloren ging. Das war dir einmal passiert, wofür du zu Hause furchtbaren Ärger bekamst, da der 8 Jährige vom Polizeirevier abgeholt werden musste. Ein Sicherheitsmann irgendwo in der Innenstadt gabelte ihn auf, brachte ihn zur Polizei, wo Joél zum Glück die Nummer eures Haustelefons im Kopf hatte. So etwas sollte auf keinen Fall noch einmal passieren, weshalb du auch immer wieder einen Blick zur Seite warfst, um sicher zu gehen, dass er noch da war, obwohl du dies ja eigentlich an den kleinen Fingern, die die deinigen umschlossen, merken müsstest. Am Hauptbahnhof angekommen, kauftet ihr euch zunächst einmal eine Fahrkarte, welche ihr später dem Busfahrer zeigen musstet. Dein Vater lebte in Mozac, einer kleinen Gemeinde knapp 20 Minuten von deinem Wohnort Clermont-Ferrand entfernt. Ein Zug fuhr dort nicht, weshalb ihr auf den Bus zurückgreifen musstet, doch damit konntest du sehr gut leben. Anschließend begabt ihr euch zur Haltestelle, an der das Gefährt bereits stand. Joél den Vortritt lassend stiegst du ein, entwertetest vor den skeptischen Blicken des Fahrers deine Fahrkarte und setztest dich neben deinen Bruder, welcher sich bereits einen Platz am Fenster gesichert hatte. "Schläfst du heute bei uns?", wollte der Junge zu deiner Linken wissen, wobei er dich aus großen blauen Augen ansah. Ein trauriges Lächeln zierte deine Lippen, als du sacht den Kopf schütteltest und verneintest. "Ich muss morgen wieder zur Schule.", erklärtest du ihm, doch sorgte das trotzdem dafür, dass er geknickt auf seine Power Ranger Actionfiguren hinab blickte. "Ein anderes Mal.", versprachst du ihm daraufhin im zuversichtlichem Tonfall und strichst ihm über das Haar, ehe du ihm den roten Plastikhelden aus der Hand nahmst. Du wolltest Joél ein wenig ablenken und wie ging das besser als mit Spielen? Du setztest dich also ihm gegenüber und rettetest in eurer Fantasie während der Fahrt über die Welt. Dass manche Fahrgäste euch seltsam ansahen, wenn ihr eine Explosion oder Schüsse imitiertet, war dir egal. So etwas gehörte nun einmal dazu, wenn man mit einem 8 Jährigen spielte. Ebenso, dass du selbst andauernd den Bösewicht spielen musstest und gegen den Helden verlorst. Schließlich hielt der Bus an der Haltestelle, an der ihr aussteigen musstest, sodass ihr euren Kampf unterbrechen musstet. “Komm, Joél.”, erklang deine Stimme, die deinen Bruder aufstöhnen ließ. Natürlich wollte er lieber weiterspielen, anstatt jetzt noch eine viertel Stunde bis zu eurem Vater zu laufen. “Wir spielen zu Hause weiter.”, versprachst du, hieltest ihm deine Hand hin, die er ergriff, und stiegst hinter dem Blonden aus. Noch immer hieltest du die Spielfigur in der Hand und warst dir sicher, dass du sie auch den restlichen Weg über tragen musstest. Damit konntest du aber sehr gut leben. Eine Weile schwiegt ihr und lieft Hand in Hand nebeneinander her, ehe der Lockenkopf an deiner Seite von dir abließ und ein wenig voraus lief. “Pass an den Straßen auf!”, riefst du ihm hinterher, während er Flugzeug spielte, indem er die Arme zu den Seiten ausgestreckt hatte und von links nach rechts lief. Du gingst zwar davon aus, dass Joél dich gehört hatte, doch beschleunigtest du deinen Schritt dennoch, um den Abstand zwischen euch nicht zu groß werden zu lassen. Dies erwies sich auch als eine sehr gute Idee, denn schon bald erreichtet ihr die am meisten befahrendste Kreuzung in Mozac, welche dein kleiner Bruder vollkommen zu vergessen schien. Denn anstatt sein Tempo zu drosseln, wurde er sogar noch schneller, was dich dazu veranlasste, nun selbst zu laufen. Immer wieder riefst du seinen Namen, doch reagierte er nicht darauf. Das war wieder typisch für ihn. Entweder war er so sehr in seiner Fantasiewelt versunken, dass er nichts mehr um sich herum mitbekam, oder er ignorierte einen einfach. Was auch immer es in diesem Moment war: Es war gefährlich, denn es näherte sich ein Auto, dessen Fahrer den 8 Jährigen anscheinend noch nicht gesehen hatte. Der Kleine selbst achtete auch nicht auf den Verkehr und setzte bereits den ersten Fuß auf die Straße. “Joél, pass auf!”, kreischtest du förmlich, wobei du deine Hand nach ihm ausstrecktest, um ihn zu packen, sobald du ihn erreicht hattest. Allerdings warst du noch einige Meter von ihm entfernt und der zweite Fuß des Jungen befand sich ebenfalls bereits auf der Fahrbahn, während der Fahrzeughalter nur noch mit einem Auge auf den Verkehr achtete, da er offenbar irgendetwas im Handschuhfach suchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)