Waidmannsheil von Hannibal ================================================================================ Kapitel 1: Auftakt ------------------ Die Sonnenstrahlen brachen sich in den Blättern der Bäume und fielen in goldenen Tröpfchen auf das Laub, welches dadurch viele Tupfen und Sprenkel bekam. Die Luft roch weich nach den vielen verschiedenen Waldblumen, die nahe den Stämmen der Bäume wuchsen und auch zahlreiche Bienen anlockten. Das gute Wetter und die Ferienzeit lockten auch viele Ausflügler und Touristen in den Nationalpark Sächsische Schweiz. Viele Leute kamen zum Camping oder zum Wandern in diese wunderschöne Naturschutzgebiet. Demnach waren auch die Parkplätze nahe der Wanderwege gut gefüllt. Zwischen den Familienwagen und Motorräder der Urlauber stand ein kantiger, grüner Mercedes-Geländewagen. Am Steuer saß ein Mann mittleren Alters mit langem, zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen, roten Haaren. Sein Gesicht war markant, mit einer kräftigen Kieferlinie und scharfen graublauen Augen. Drei Narben verunstalteten seine linke Wange und schienen schon älter zu sein. Nachdenklich blickte er einer jungen Familie nach, die gerade ihr Auto abgestellt hatte und mit Picknickkorb und Decke Richtung Wald verschwand. Gerade als der pinke Rucksack des kleinsten Mädchens zwischen den Bäumen verschwand, langte der Mann im Wagen neben sich und begann eine merkwürdig geformte Holzpfeife zu füllen. Anschließend zündete er den Tabak an und paffte ihn genussvoll, wobei er die Augen schloss und kurz nachdachte. Sein Bruder Tulio half heute bei der Inventur im Laden aus und sein Sohn Raphael war auf Klassenfahrt, das hieß das an diesem Abend erst sehr spät jemand daheim sein würde und Juan dachte bei sich, das er die freie Zeit auch für sich nutzen konnte. Es war ohnehin zu lange her, das er sich etwas entspannen konnte. Hinter ihm auf der Ladefläche des Geländewagens ertönte ein leises Gähnen und ein Hund, in Farbe und Erscheinungsbild einem Wolf nicht unähnlich, legte die lange Schnauze auf die Lehne der Rückbank. „Hmm....Hector. Du bist ja schon wieder wach.“, murmelte Juan und langte nach hinten, wo er dem Hund den Nacken kraulte. „Ich glaube, wir sollten noch unsere Tour zuende machen und dann werden wir weitersehen, was der Tag uns bringt, meinst du nicht auch?“ Hector entgegnete nichts, stellte aber die spitzen Ohren auf. Juan startete den Motor seines Wagens und verließ die regulären Wege, die für die Fahrzeuge der Urlauber zugelassen waren und steuerte in Richtung eines Gebietes in dem die Bäume dichter zusammenstanden. Dort ließ er das Auto an einem kleinen Knick stehen, der sich neben dem Weg befand, vergaß nicht das Abzeichen an den Rückspiegel zu hängen, da manche Wanderer dazu neigten in dem Irrglauben, der Wagen parke dort unberechtigt, die örtliche Polizei zu informieren, die sich dann wiederum bei ihm meldete. Solche Vorkommnisse wollte Juan vermeiden. Er legte sich die Gewehrtasche über die Schulter, nahm Fernglas und Hundeleine und ließ Hector anschließend aus dem Wagen. Anschließend machte Juan sich mit seinem Hund auf den Weg zu einem nahegelegenen Ausguck. Hector blieb wie gewohnt am Fuße des Ausgucks sitzen und wartete, während Juan hinaufstieg und das Gewehr beiseitestellte, ehe er den Feldstecher zur Hand nahm, und die Lichtung kontrollierte, die sich vor den Bäumen auftat. Dies war ein beliebter Sammelpunkt für Rehe und Wildschweine in der Dämmerung und des nachts. Zu dieser Tageszeit jedoch, hoffte Juan etwas anderes zu sehen. Nicht alle Touristen hielten sich an die offiziellen Wanderstrecken und heute hatte er Glück. Wieder war ein Pärchen weitab von den Wegen in die Zweisamkeit geflüchtet. Und so wie es für Juan aussah waren sie auch nicht ganz unbeschäftigt. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen und zufrieden beobachtete er die beiden noch eine kleine Weile. Da er sich den Spaß selbst nicht verderben wollte, stieg Juan wieder geschickt den Ausguck hinab und schnippte Hector, der das Kommando kannte, wieder an seine Seite. Er spürte die Erregung seines Herrchens und stellte aufmerksam die Ohren. Leise und behände kamen sie dem Pärchen immer näher und Juan hielt nach einem guten Beobachtungspunkt, der ihm die Möglichkeiten für das bot, was er vorhatte, Ausschau. Ein kleines Totholz neben ein paar Sträucher bot die ideale Deckung für sein Vorhaben. Leise kniete Juan sich zwischen das Gehölz und strich Hector über den Kopf. „Was meinst du...? Wen soll es erwischen?“, fragte er den Hund leise und lächelte. Dieser hechelte leicht und hob den Kopf. „Ganz meine Meinung.“ Er nahm das Gewehr aus der Tasche, polierte kurz die Linse des Zielfernrohrs und lud die Waffe leise, ehe er auf das Paar anlegte und durch das Zielfernrohr spähte. Unterdessen war das Paar auf der Wiese richtig bei der Sache und dies sorgte dafür, das er die Frau gut im Blick hatte. Sie schien alles in ihrer Umgebung vergessen zu haben und warf ihre lange, braune Haarmähne nach hinten als sie sich leidenschaftlich auf ihrem Partner bewegte. Ein leichtes Lächeln zierte Juans Lippen, ehe er den Zeigefinger langsam krümmte und einen gezielten Schuss abfeuerte. Sie stockte mitten in der Bewegung und ein Rinnsal Blut lief ihr aus dem Mund, ehe sie in sich zusammensackte. Von dem Mann konnte man noch nichts vernehmen, wahrscheinlich hatte er das Geschehen noch gar nicht realisiert. Und Juan wollte ihm diese Zeit nicht lassen. Er stand auf, schulterte rasch das Gewehr und rannte los. Noch im Rennen gab er seinem Hund das Kommando: „Voran!“ Was Hector als Aufforderung nahm, Richtung des Mannes zu rennen und dort mit aufgestellter Rute stehen zu bleiben. Der junge Mann, wie Juan beim näherkommen erkannte, starrte abwechselnd den Hund sowie die Frau mit weit aufgerissenen Augen an. Juan stellte sich breitbeinig hinter ihn und zischte: „Zieh dich an und ich warne dich, versuch keine Dummheiten!“ An Hector gewandt, sagte er nur: „Bewach!“ Woraufhin der Hund den Kopf hob und den jungen Mann sehr genau fixierte. Juan indessen begab sich an dessen Seite und packte die Frau bei der Hüfte um sie herumzudrehen. Als der Mann, der gerade fahrig versuchte sich seine Hose überzustreifen, den Einschuss sah, riss er erneut die Augen auf und ein kurzer, hoher Schrei entfleuchte ihm. „Schnauze!“, fauchte Juan ihn an und zog ein Seil aus seiner Tasche, mit dem er den Körper der Frau fachmännisch verschnürte. Hector indessen wandte seine Aufmerksamkeit nicht von dem Mann ab. „Beweg dich.“, zischte Juan, eher seine Beute schulterte und den Hund an seine Seite pfiff. Mit dem Gewehr im Rücken blieb dem Opfer auch nichts anderes übrig, als den Anweisungen Folge zu leisten. Wachsam blickte Juan sich um und beeilte sich nun, zu seinem Auto zurückzukommen, wobei er darauf achtete, das auf der Wiese nichts zurückblieb, was zu unangenehmen Fragen führen würde. Dort angekommen verstaute er den Körper der Frau in einer Plane, auf der er normalerweise das Wild verstaute. Der Mann wurde ebenfalls rasch und fachmännisch verschnürt, bevor er zum Rest auf der Ladefläche gequetscht und abgedeckt wurde. Hector musste deswegen auf der Rückbank Platz nehmen, was ihn jedoch nicht störte, das er es liebte den Kopf auf den Vordersitz zu legen. Juan stieg vorne ein und lenkte den Wagen zurück auf den Weg. Nahe eines Rastplatzes sah er am Wegesrand ein älteres Paar stehen, welches über einer Karte brütete und anscheinen recht ratlos wirkte. Juan hielt den Wagen an und öffnete das Fenster. „Kann ich Ihnen vielleicht helfen?“, fragte er freundlich und lächelte. Die Frau nickte und trat näher ans Auto heran, wo sie Juan die Karte zeigte. „Hier wollten wir hin.“, meinte sie und deutete auf einen eingetragenen Aussichtspunkt. „Aber wir müssen irgendwo falsch abgebogen sein.“ Juan sah sich die Karte an und nickte, ehe er den beiden den richtigen Weg erklärte. Währenddessen hörte man von weiter hinten aus dem Auto ein leises Klopfen, welches den Mann neugierig schauen ließ. Juan bemerkte das Geräusch ebenfalls, ließ sich aber nichts anmerken. „Hector, lass das.“, wies er seinen Hund beiläufig zurecht, obwohl er sehr genau wusste, woher das Geräusch kam und wer es verursacht hatte. Und Hector war unschuldig daran, das stand für ihn fest. Das Paar jedoch bedankte sich freundlich und setzte seinen Weg fort, ehe Juan dasselbe tat. Ungefähr eine Viertelstunde später bog er um die Kurve, die zum Weg führte an dessen Ende sich das Haus befand. Es hatte zwei Stockwerke und Balkone, die unter einem niedrigen Dachfirst hervorschauten. Nach hinten weg hatte das Haus eine kleine Terrasse die mit Kies aufgeschüttet war und wo man abends sehr bequem sitzen konnte. Daneben befand sich ein Carport, wo schon sichtbare Reifenspuren darauf deuteten, das hier oft ein Auto untergestellt wurde. Juan hielt nahe bei der Haustür an und ließ Hector raus. Anschließend machte er einen Kontrollgang um nachzuschauen, das sich keine Urlauber in der Gegend herumtrieben, wie es manchmal der Fall war, obwohl am Wegaufgang ein Schild mit der Aufschrift „Privatweg“ stand. Zum Glück war dieses Mal niemand außer ihm nahe des Hauses unterwegs. Das kam ihm nur zupass und er machte sich auf den Rückweg zum Auto, wo er die Heckklappe öffnete und den Mann grob unter der Plane hervorzerrte. Rasch pfiff er nach Hector, ehe er auch den Körper der Frau schulterte. Im Haus wies er seinen Hund an, brav in der Diele zu warten und aufzupassen. Da er sowas schon kannte, legte Hector sich auf dem Läufer lang und spitzte die Ohren. Juan indessen brachte beide hinunter in den Keller, wo er auch seine Werkstatt hatte, die er zumeist dafür nutzte seine Waffen zu reparieren oder Tiere zu präparieren. Vom Regal an der Wand nahm er einen Wildhaken, mit dem er in einen kleinen Nebenraum ging, der nicht sehr groß und leerstehend war. Der Boden bestand aus Steinblöcken in verschiedenen Größen, von denen einige Scharten, Löcher und teilweise auch Risse aufwiesen. Er schob die Spitze des Hakens in eine Öffnung und zog leicht. Die Platte glitt zur Seite und gab den Blick auf eine steinerne Treppe frei, die hinunter in die Tiefe führte. Grob packte er den Mann an den Seilen, die seine Handgelenke fixierten und schob ihn die Treppe runter. Die Wände des Ganges bestanden aus dem gleichen Stein wie die Treppe und war grob behauen, etwa mittig auf der Treppe hing an der Wand ein altes Gemälde, welches einen Mann mit einem sorgfältig getrimmten Vollbart zeigte. Viel Zeit blieb dem jungen Mann nicht, dieses Bild zu betrachten, denn er wurde weiterhin grob die Treppe hinuntergestoßen. Im unteren Raum, der ebenfalls aus nacktem Stein bestand, befanden sich allerlei Gerätschaften von denen bei manchen der Sinn und Zweck nicht sofort ersichtlich war, an den Wänden waren allerhand mühsam eingeritzte Gravuren zu erkennen, die leicht zu glimmen schienen, diesen Anschein jedoch verloren, wenn man versuchte genauer hinzusehen. Zudem waren in dem Raum auch Bücher verteilt, die ebenfalls recht befremdlich wirkten. Sie lagen auch in keiner wirklichen Ordnung, sondern quer im Raum verteilt und verstreut, auf dem Tisch, den niedrigen Schränken sowie einem größeren Glaskasten, der wie ein Sarkophag wirkte. Leider, oder vielleicht auch Gott sei Dank, konnte man durch das, mit den Jahren blind gewordene, Glas nicht wirklich etwas darin ausmachen. Eine Wand jedoch stand ganz frei und hielt feste Ketten im Mauerwerk verankert, deren Zweck man sich errechnen konnte. Juan legte den Körper der Frau auf dem Tisch ab und mit zwei raschen Schnitten machte er den Mann los und deutete mit der Klinge in Richtung der Ketten. „Hinstellen...“, knurrte er und trat hinzu, als den Anweisungen Folge geleistet wurde um die Ketten anzubringen. „Ich ziehe es sowieso vor, wenn du hier warten würdest, denn deine Freundin hat gleich noch eine Verabredung bei der du besser nicht zusehen solltest.“ Juan grinste und ließ ihn stehen, bevor er die Leiche erneut schulterte und den Raum verließ. Juan trat vorsichtig eine weitere Treppe hinunter, wo die Stufen nur noch grob behauenen Stiegen ähnelten. Leise pfiff er vor sich hin und lächelte, als er ein leises Quietschen, ähnlich dem Reiben über Glas, hörte. „Du bist ja daheim, Salpeter.“, sprach er in die Dunkelheit am Fuß der Treppe. Dort konnte man das leichte Glühen von milchweißen Augen ausmachen, die interessiert nach oben spähten. „Zurück...“, wies Juan das Wesen an und man hörte ein leises Schnauben und das leises Klacken von Tatzen, die sich entfernten. Mit der linken Hand schaltete Juan das Licht einer kleinen Deckenfunzel an, die ganz knapp die ersten fünfzehn Meter der unterirdischen Naturhöhle beleuchtete. Ein paar Meter vor ihm stand ein Wesen mit einer ungefähren Schulterhöhe von ein Meter achtzig. Der Kopf wirkte fast wie ein knöcherner Pferdeschädel über den dünn Haut gespannt wurde, aus dem Maul hing ein langer Speichelfaden und überhaupt war dieses Wesen am ganzen Körper von einer leicht schmierigen Schicht überzogen. Den Hals hinab verlief diese Haut in feste, hornartigen Schuppen, die den Rest des Torsos und die Beine überzog. Ebenso waren die großen Schwingen, die ihm aus dem Rücken ragten von diesen Schuppen überzogen. Die Füße waren eine groteske Mischung aus Klauen und Hufen, auf denen das Wesen nun ungeduldig umhertänzelte, da es das Blut witterte, welches von dem Bündel ausging was Juan mit nach unten gebracht hatte. Neugierig streckte es die Nase vor und schnupperte begierig. Unterdessen wickelte Juan den Körper der Frau aus und faltete anschließend die Plane zusammen. „Komm her, Salpeter...“, wies er das Wesen anschließend an und machte eine lockende Handbewegung. Das musste sich die Kreatur nicht zweimal sagen lassen und stürzte sich mit Begeisterung auf das Fleisch, welches es mit Zähnen und Klauen zerriss und genussvoll verschlang. „Braver Junge.“, lobte Juan es und klopfte es sachte auf die Schulter, ehe er sich auf den Weg zurück nach oben machte. Unterdessen war der Mann im oberen Raum damit beschäftigt, irgendwie seine Fesseln zu lösen was Juan anhand der klimpernden Geräusche vermutete, die seine Ketten von sich gaben. „Lass das bleiben...die Dinger sind zwar uralt, halten aber immernoch.“, wies er ihn bei betreten des Raumes gelangweilt an. „Sag mir deinen Namen...“ Der Mann zog es jedoch vor zu schweigen. „Ich will nicht in deinen Klamotten herumwühlen müssen, also mach einfach das Maul auf.“ „...Marius, Marius Wagner.“, stammelte der Gefesselte und sah zu Juan hinüber, der sich nun daran machte, etwas aus den verschiedenen Schubladen zu kramen. Dieser nickte und nahm etwas aus dem Fach heraus. „Sehr schön, wirklich...“, murmelte er und breitete verschiedene Dinge auf dem Tisch aus. Das eine war ein dickes Buch, welches in dunkles Leder eingeschlagen war und auf dem einige, schwer bis gar nicht zu entziffernde, Symbole eingraviert waren. Das zweite war ein langes, hell glänzendes Messer mit einem dunklen Griff. Verwirrt beobachtete Marius ihn dabei und schluckte. Er wollte sich lieber nicht ausmalen, was noch folgen würde. Unterdessen blätterte Juan behutsam zwischen den Seiten und schien lautlos zu lesen. Konzentriert furchte er die Stirn und leckte sich über die Lippen. Anschließend schloss er kurz die Augen und atmete tief ein, ehe er das Messer zur Hand nahm und die Schneide sachte über seinen Unterarm zog, wo sie einen schmalen Schnitt hinterließ, aus dem langsam Blut lief. Schweigend starrte Juan auf das Messer und danach auf seinen Arm. Das Ergebnis entlockte ihm ein zufriedenes, wenn auch leicht abwesendes Lächeln. Instinktiv drückte Marius sich an den Stein hinter ihm und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die funkelnde Klinge, die Juan in seiner Hand hielt. Er trat näher heran und setzte die Spitze des Messer sanft auf Marius' Brust. Ihm entwich ein leises Wimmern und er begann hektischer zu atmen, sodass sich sein Brustkorb heftig hob und senkte. Langsam drückte sich das kalte Metall in die Haut und wanderte langsam tiefer, wobei die scharfe Klinge den Stoff des Shirts zerschnitt und ein Rinnsal Blut an Marius' Bauch hinunterlief. Juan murmelte lautlos vor sich hin, während Marius nun nicht mehr umhinkonnte vor Schmerz aufzuschreien. Das Messer glitt unaufhaltsam immer tiefer und zerfetzte nun auch die Hose. Langsam, aber stetig rann das warme Blut hinab und tröpfelte auf den Stein zu ihren Füßen. Dort war im Boden ein Zeichen in den Felsen gemeißelt, was sich keiner bekannten geometrischen Symbolik angleichen ließ, aber es schien, als würde dieses Symbol den roten Lebenssaft begierig in sich aufsaugen und leicht anfangen zu glühen. Das Messer hörte für einen Moment auf ihn zu peinigen, jedoch bloß um nun wieder knapp über seinem Schlüsselbein angesetzt zu werden. Diesmal drückte sich die Klinge tiefer ins Fleisch und nun floss auch das Blut in einem schnelleren Rhythmus, was auch nicht unbemerkt blieb, da das Symbol auf dem Boden jetzt begann viel kräftiger zu glühen und auch das Messer schien von dieser unirdischen Energie erfasst zu sein, denn das Blut lief nicht daran herunter sondern schien auf eine merkwürdige daran festzutrocknen, ehe es auf dem Metall verblasste. Als würde es in das Metall hineingesogen werden. Juan begann zu zittern und sein Griff um Marius' Schulter wurde fester, ehe er das Messer ein letztes Mal tief in dessen Schulter trieb bis nur noch der Griff aus dem Fleisch hinausragte. Marius schrie ohrenbetäubend und zuckte heftig, ehe er vor Schmerz endlich ohnmächtig wurde. Juan öffnete die Augen und trat ein paar Schritte zurück um sein Werk zu betrachten. Das Messer steckte immernoch fest verankert in Marius' Schulter. Langsam ging er hinüber und legte seine Finger um den Griff, ehe er die Klinge behutsam entfernte und sie prüfend musterte. Das Ritual schien geglückt zu sein, denn das Messer strahlte eine ganz sachte Art von Schwingung aus, die Juan in seinen Händen spüren konnte. Er lächelte zufrieden und auch erleichtert, denn jetzt war es sicher das die nächste Opferung unter einem guten Stern stehen würde. Sachte legte er das Messer in eine gut gepolsterte Schatulle zurück und verstaute diese sehr sorgfältig wieder in seinem Fach. Nachdem er auch das Buch wieder an seinen Platz gestellt hatte, löschte er das Licht und stieg wieder hinauf zur Bodenluke, die er sorgsam wieder verschloss. Anschließend brachte er den Haken zurück an seinen Platz. Mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest, das es schon später geworden war als er dachte. In ungefähr einer Stunde würde sein Bruder auch wieder von der Arbeit heimkommen und hoffentlich entweder etwas zu essen mitbringen oder etwas kochen. In der Zwischenzeit ging Juan nach oben und ins Bad. Dort angelte er sich zwei Handtücher und stieg unter die Dusche um sich frischzumachen. Nach der erholsamen Dusche wickelte Juan sich ein Handtuch um die Hüfte und ging sich etwas frisches anziehen, ehe er sich eine Dose Radler aus dem Kühlschrank nahm und es sich im Wohnzimmer auf dem Sofa bequem machte. Dort schaute er nochmals auf die Uhr und seufzte. Hoffentlich beeilte Tulio sich mit dem Essen, dachte Juan bei sich ehe er den Fernseher einschaltete. Kapitel 2: Die lieben Tierchen ------------------------------ Die Hände mit Blut verschmiert stand Juan schon eine Weile in der urigen Küche des Hauses und war dabei ein großes Stück Fleisch zu zerteilen. Sorgfältig schabte er die Knochen blank, die anschließend beiseitelegt wurden, damit Hector sie später bekam. Das zarte, rote Muskelfleisch wurde fachmännisch portioniert und in Behälter verpackt. An diesem Abend sollte daraus ein schmackhaftes Mahl gekocht werden, wie es so häufig in dieser Familie vorkam. Auch wenn Raphael häufig murrte, da es ihn doch manchmal störte und er gern etwas Abwechslung auf dem Speiseplan sehen würde. Sein Onkel Tulio gab ihm dabei Recht, doch Juan duldete, was dies anging, keinen Widerspruch. Sorgfältig wusch sich Juan anschließend die Hände und wischte sich über die Stirn. „Das wäre erledigt.“, murmelte er, ehe er den Kühlschrank öffnete und ein zugeschraubtes Glas, sowie einen Löffel herausnahm. Nun wurde es Zeit, dem Projekt wieder etwas Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Ein wenig ärgerte es Juan schon, das sein Bruder wiedermal nicht daheim war, um ihm diese Aufgabe abzunehmen, aber was sollte man machen? Leise pfeifend schlenderte er wieder die Treppe in das unterirdische Höhlengewölbe hinab. „Ich frage mich, ob er von selbst laufen kann...“, dachte Juan für sich und schob sich in einer beiläufigen Bewegung eine rote Haarsträhne hinter das Ohr. Unten im Kellerraum hing Marius immernoch in den Ketten, die ihm bereits die Handgelenke wund und blutig gescheuert hatten. Juan stellte das mitgebrachte Glas auf den Tisch und wandte sich zu ihm um. Der junge Mann schien zu schlafen oder war ohnmächtig, so genau vermochte Juan es noch nicht zu sagen. Lächelnd schlenderte er zu ihm hinüber und verpasste ihm einen gezielten Tritt vors Schienbein. „Hey, wach auf.“ Erschöpft und ausgelaugt blickte der junge Mann hoch und schluckte. „Das du lebst ist recht erfreulich. Das sollten wir so beibehalten.“, sagte Juan in seinem liebenswürdigsten Tonfall und tätschelte ihm die Wange. „Und damit das so bleibt, musst du etwas essen.“ Mit diesen Worten griff er nach dem Glas, schraubte es auf und tauchte den Löffel hinein, ehe er das Glas wieder abstellte und Marius mit der freien Hand den Kiefer aufzwang. „Schluck es runter.“, kommentierte er trocken, als er bemerkte, wie Marius zu würgen begann und den Kopf schüttelte. „Das ist nur Apfelmus, also mach keinen Aufstand.“ Schlussendlich hatte sich sein Gefangener doch dazu durchgerungen, den Brei hinunterzuschlucken und sah Juan verstört an. „Warum tun Sie sowas?“, fragte er leise. Juan zog eine Augenbraue nach oben. „Die Frage wirkt ein wenig abgegriffen, oder?“ Er seufzte leicht. „Es gibt viele Gründe, zum einen die schiere Notwendigkeit aus mancherlei Hinsicht. Zum anderen bin ich es leid, Touristen wie dich und deine Freundin dabei zu erwischen, wie sie durch die Schonungen trampeln, das Wild stören und zudem auch noch meist überall Müll hinterlassen.“ Er nahm das Glas wieder zur Hand und zwang Marius dazu, auch noch den letzten Rest zu schlucken. „So ist es brav. Ich habe noch etwas zu tun, aber ich verspreche dir, das ich mir heute Abend ausreichend Zeit für dich nehmen werde.“, erklärte Juan ihm freundlich. „Also sei so nett, bis dahin hier keinen Unfug zu veranstalten, ja?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm er Glas und Löffel, löschte das Licht und stieg wieder nach oben. Dort angekommen ging er hinüber zur Diele, sammelte nebenbei die Post ein und setzte sich an den Tisch in der Stube. Dort ging Juan die Briefe durch und legte die Zeitung, mitsamt den Katalogen für seinen Bruder beiseite. Und auch das Musikmagazin von Raphael, sowie der neue Frankonia wurden erstmal zur Seite gelegt. Was Juan eher interessierte war der Brief eines befreundeten Försters aus dem Nachbarrevier. Neugierig schlitzte er den Umschlag auf und nahm den Zettel heraus. „Ach, sieh an...“, murmelte Juan leise vor sich hin, als er durch das Schreiben erfuhr, das sein Bekannter ihn zu einer Treibjagd in zwei Wochen einlud. Das klang doch mal ganz nett, zumal es ihm Gelegenheit gab, sich mal wieder mit alten Freunden zu treffen und zu plauschen und nach der Jagd einen zu trinken. Juan nahm sich vor, seinen Bekannten später anzurufen und ihm zuzusagen. Aber zunächst gab es noch Arbeit zu tun. „Hector, komm!“, rief er den Hund zu sich, der schon ahnte das es nach draußen ging. Schwanzwedelnd lief er Richtung Auto und wartete darauf, das Juan ihm die Heckklappe öffnete. Wenig später bahnte sich das schwere Auto seinen Weg über die, teilweise sehr unwegsamen, Waldwege. Bewusst umging Juan die öffentlichen Zufahrtsstraßen, da er keine Lust hatte sich zwischen den ganzen Autos der Urlauber hindurchzuschlängeln und dann auch noch in einen Stau zu geraten. Da kamen ihm die gesperrten Wege, die nur für Forstarbeiter zugelassen waren, sehr gelegen. Nur kurze Zeit später erreichte er die kleine Ortschaft, in der sich sein Büro im städtische Verwaltungsgebäude befand. Den Wagen parkte er vor dem Haus und ließ Hector raus, ehe er eintrat und die junge Sekretärin am Tresen grüßte: „Guten Tag, Anne. Ist Post gekommen?“ Die junge Frau sah auf und schob sich geziert eine hellbraune Haarsträhne hinter das Ohr. „Da muss ich kurz nachsehen, Herr Santos.“, sagte sie gedehnt und räumte bedächtig ein Buch, sowie einen Ordner beiseite, an dem sie wohl gerade gearbeitet hatte. Juan zog eine Augenbraue hoch und seufzte ungeduldig. „Schaffen Sie das heute noch, Anne?!“, hakte er nach und lehnte sich gegen die Rezeption. „Bleiben Sie ruhig...ich habe nunmal gerade an meiner Hausarbeit gearbeitet, da ich sie bald abgeben muss.“ Juan kommentierte das nur mit einem leisen Knurren. „Schon wieder so eine hochtrabende Studentin...warum bekommen wir bloß immer so welche zugeteilt?!“, dachte er bei sich und schnappte ihr die beiden Briefe aus der Hand, die sie aus einem Fach neben ihrem Schreibtisch genommen hatte. Juan sah nicht mehr, wie sie ihm die Zunge herausstreckte, als er die Treppe zu seinem Büro hinaufstieg. Hector wartete dort schon, das ihm die Tür aufgeschlossen wurde und er sich in sein schönes, rundes Körbchen legen konnte. Den Gefallen tat Juan ihm auch und öffnete an seinem eigenen Schreibtisch die beiden Briefe. Sein Büro war weiß gestrichen und dank einem großen Fenster schön hell und freundlich. An der Wand befand sich ein Schrank mit unterschiedlichen Akten und Ordnern. Auf den Haken der Garderobe fanden Uniform und auch die Jacken von Besuchern Platz. Bilder von Hector, dem Auto sowie ein paar Jagdgesellschaften und den einheimischen Tieren hingen an der Wand und gaben dem Raum eine angenehm familiäre Nuance. Juan nahm das erste Schreiben heraus und nickte erfreut, als er sah das sein beauftragtes Unternehmen den Auftrag annahm ein paar der angeschlagenen Bäume an einem der Wanderwege zu entfernen, bevor diese gänzlich umknickten und zu einer Gefahr für die Besucher werden konnten. Beim zweiten Schreiben handelte es sich lediglich um eine Anfrage von einem Filmteam, die in den geschützten Höhlen eine Dokumentation drehen wollten. Nachdenklich blätterte Juan in seinem Kalender herum, ehe er sich daran machte auf die Anfrage zu antworten. Wie ihn diese Bürotätigkeit anödete, aber leider ließ die sich nicht vermeiden. Erleichtert legte er den Stift weg und nahm seine Jacke vom Haken. Hector sah träge von seinem Körbchen auf und gähnte ausgiebig. „Komm schon, für heute sind wir zum Glück fertig.“ Freudig sprang der Hund auf und sauste vor seinem Herrchen die Treppe hinunter, ehe er unten neugierig die Nase unter den Schreibtisch steckte und dort den Mülleimer unter die Lupe nahm. Die Neugier wurde mit einem halben Sandwich belohnt, welches Anne anscheinend weggeworfen hatte. „Hey, nimm deine Schnauze da raus!“, fauchte die junge Frau ihn an und versuchte ihn zu verscheuchen. „Solltest sowas da auch nicht reinwerfen...“, kommentierte Juan trocken. Dafür fing er sich von der Studentin einen pikierten Blick ein, jedoch schien sie auf eine Erwiderung zu verzichten. Grinsend trat Juan wieder nach draußen, wo er seine Pfeife ansteckte und nebenbei auf die Uhr sah. Bald würden die Touristen wieder in ihre Hotels und Pensionen zurückkehren und er hatte den Wald wieder für sich. Genau richtig für sein kleines Vorhaben. Gut gelaunt machte Juan sich auf den Rückweg und schaltete sogar das Radio ein, während er genussvoll an seiner Pfeife zog. „Das wird heute Abend noch ein Spaß für dich werden, Hector. Das kann ich dir versprechen.“ Er lachte leise und tippte mit den Fingern aufs Lenkrad. „Hmm...wieviel Vorsprung wollen wir ihm geben, was meinst du?“, fragte er, obwohl Hector natürlich nicht antworten würde. Zirka eine halbe Stunde später kam der Geländewagen wieder vor dem Haus im Wald zum stehen. Die Sonne war nur noch als schmaler rotglühender Streifen am Horizont zu sehen und bald würde sie komplett verschwunden sein. Im Haus brannte noch kein Licht, von daher ging Juan davon aus das Tulio auch noch nicht daheim war. Das war eigentlich recht untypisch für ihn. Aber gut egal, schließlich hatte er selbst ja noch etwas zu erledigen. Er ließ Hector aus dem Auto und schloss die Haustür auf. Unten im Keller konnte man schon das ungeduldige Getrappel von Salpeter hören, der irgendwie zu spüren schien, das am heutigen Abend etwas passieren würde. „Ganz ruhig, mein Kleiner...es geht ja bald los. Wir müssen nur noch unseren Ehrengast holen.“, rief er der Kreatur zu, die ihn von unten mit milchweißen Augen anstarrte und die lange Zunge aus dem Maul hängen ließ. In seinem Raum hatte sich Marius nicht von der Stelle gerührt. Wie denn auch? Juan rümpfte die Nase als er bemerkte, das dieser sich vor nicht allzulanger Zeit eingenässt hatte. „Heute Abend kommst du etwas an die frische Luft!“ Mit einem leisen Lachen griff Juan sich den Schlüssel und löste Marius' Fesseln. Der junge Mann knickte ein und fiel auf die Knie. Fest packte Juan ihn unter den Armen und zog ihn hoch. „Hey!“ Mit der Hand verpasste er ihm einen Schlag gegen den Kiefer. „Sieh mich an!“ Mit flatternden Lidern sah Marius zu Juan hoch und schluckte trocken. „Sieh zu das du alleine läufst!“, knurrte der ihn an und nickte mit dem Kopf Richtung Treppe. „Da runter!“ Unbeholfen stolperte Marius die steinernen Stufen hinab und musste sich mehr als einmal an der Wand festhalten um nicht zu fallen. Salpeter starrte hoch und schnaubte neugierig, ehe er den Hals reckte und schnupperte. Juan sah kurz zu Hector, der brav bei Fuß lief und die Ohren aufgestellt hatte. Das was bald folgen würde kannte er schon und war dementsprechend routiniert. Marius indessen wurde bleich als er Salpeter erblickte. „Was? Was ist das?!“, entfuhr es ihm und er wurde noch weißer im Gesicht als vorher schon. „Hat dich nicht zu interessieren!“, fauchte Juan. „Und du wirst ihn später noch näher kennenlernen.“ Mit Salpeter im Schlepptau zog die seltsame Prozession durch die gewundenen Gänge, die nur durch den kleinen Lichtkegel von Juans Taschenlampe erhellt wurden. Marius zitterte am ganzen Leib, ob dies durch die Kälte kam oder aber dadurch das Salpeter unmittelbar hinter ihm mit den Klauen auf dem Stein klapperte, vermochte Juan nicht zu sagen. Einige Zeit später zeigte sich schummerig der Ausgang der Höhle und Juan blieb abrupt stehen, ehe er neben sich griff und Marius am Arm festhielt. „Keinen Schritt weiter!“ Direkt vor ihnen ging es viele Meter steil in die Tiefe hinab. Marius schwankte und kurz befürchtete Juan, das er doch noch stürzen könnte und dann wäre die ganze Mühe umsonst gewesen. „Da rüber...“, zischte er dem jungen Mann zu und schob ihn unsanft in Richtung eines schmalen Felssimses. Hector, der den Weg schon kannte lief voran, während sich Salpeter neben Juan ins Freie schob. Während sich Marius den schmalen Grat hinaufquälte, schüttelte Salpeter sich und spreizte die großen Schwingen, ehe er probehalber mit ihnen flatterte und sich anschließend über den Rand der Klippe warf. Oben saß Hector schon bereit und hechelte begeistert. „So, da wären wir...die frische Luft tut gut, nicht wahr?!“ Marius sah kurz zu ihm rüber, schwieg sich aber aus. „Frei, Hector.“, wies Juan seinen Hund an, der eiligst aufsprang und zwischen den Bäumen verschwand. Anschließend wandte er sich seinem ehemaligen Gefangenen zu. „Ich denke, du kannst gehen.“ Ungläubig blinzelte dieser ihn unter einem schmutzige, braunen Haarschopf an. „Los! Beweg deinen nutzlosen Kadaver!“, knurrte Juan ihn an. Nun schluckte Marius hart und rannte, nun...taumelte und schwankte eher in Richtung des Waldrandes. Unterdessen sah Juan hoch in den Himmel und schaute Salpeter dabei zu, wie er vergnügt Schleifen und Spiralen am Nachthimmel drehte. Interessiert wandte das geflügelte Wesen den großen Kopf, als es einen schrillen Pfiff vernahm. Mit auf dem Gestein scharrenden Klauen landete es neben seinem Herren und rieb seinen Kopf an Juan's Schulter. „Guter Junge, Salpeter...jetzt pass auf.“ Er zeigte ihm einige abgebrochene Äste und niedergetretenes Gras und lobte Salpeter, als dieser interessiert daran schnupperte. „Such!“ Dieses Kommando kannte er bereits und sprang nun voran, wobei er wesentlich weniger elegant vorging als Hector vor ihm. Jedoch schien Salpeter keinerlei Probleme damit zu haben, der Geruchsspur des Mannes zu folgen. Es dauerte auch nicht lange, was Marius langsamer Geschwindigkeit geschuldet war, bis der junge Mann in Sicht kam. „Halt!“, zischte Juan ihm zu und fasste etwas fester nach, als Salpeter das Kommando nicht wahrnahm. Quietschend hielt Salpeter inne und grub seine Klauen in den Boden. „Pass auf!“ Salpeter schnaubte und hob den Kopf hoch, ehe er den jungen Mann fixierte, der sich zwischen den Bäumen hindurchquälte. Als Juan sich sicher war, das Salpeter den Mann nun ganz genau im Auge behielt, ließ er ihn einige kurze Augenblicke innehalten. „Guter Junge...“, lobte Juan ihn leise nach einer Weile und kraulte Salpeter sachte im Nacken, während er amüsiert beobachtete, wie Marius sich damit abmühte über ein aufgestapeltes Totholz zu klettern. „Ich glaube, wir sollten der Sache langsam ein Ende machen.“, dachte Juan bei sich und lächelte. Anschließend wandte er sich an Salpeter: „Fass!“ Das große Wesen quietschte schrill auf und machte einen langen Satz auf das Totholz zu, wo sich Marius aufgrund des Geräusches erschrocken umgedreht hatte. Nun geschah alles blitzschnell, Salpeter schnappte zu und packte ihn fest bei der Schulter, ehe er begann seine Beute heftig zu schütteln. Juan seufzte. Das musste er Salpeter unbedingt noch abgewöhnen. Eiligst rannte er hinüber und gab Salpeter den Befehl abzulassen. Widerwillig ließ er seine Beute fallen und quietschte pikiert auf. Marius schien nun wirklich am Ende seiner Kräfte zu sein, denn er atmete nur noch flach. Seine Schulter war komplett aufgerissen und blutete stark. „Der hat es hinter sich.“, murmelte Juan und seufzte. Neben ihm begann Salpeter leicht mit den Krallen zu scharren und den Kopf hin und her zu werfen. Juan ließ ihn noch ein wenig schmoren, ehe er dem Tier leicht auf die Schulter klopfte und ging. Hinter sich konnte er noch das feuchte Reißen von Stoff und Fleisch hören, sowie das anschließende Knacken von Knochen. Salpeter würde fast alles soweit verwertet, das man sich keine Sorgen zu machen brauchte, ob verräterische Spuren zurückbleiben würden. Juan pfiff zweimal kurz und setzte seinen Heimweg fort. Hector würde auf dem Weg wieder zu ihm stoßen, wie sonst auch immer. Nach zwanzig Minuten Fußmarsch durch unwegsames Gelände kam endlich wieder das Haus in Sicht, wo diesmal auch teilweise Licht in den Fenstern zu sehen war. Juan schloss auf, warf die Stiefel in der Diele beiseite und ließ Hector vorbei, der in die Küche hetzte. „Tulio! Ich bin zuhause!“ Kapitel 3: Begegnungen ---------------------- Man hörte das laute Klappern von Töpfen und Pfannen, ehe man eine männliche Stimme rufen hörte: „Sehr schön, ich bin in der Küche!“ Juan legte den Schlüssel beiseite und gesellte sich zu seinem Bruder in die Küche. „Hmm...das riecht aber gut hier.“, kommentierte er dessen Bemühungen am Herd. Tulio drehte sich um und angelte sich vom gegenüberliegenden Bord ein Glas mit Gewürzen. Er war Juan recht ähnlich, allerdings war Tulio ein wenig stabiler gebaut und wirkte in allem etwas rundlicher. Sein Haar und der gestutzte Rundbart waren von einem dunklen Braun, wobei seine Augen graublau wie die seines Bruders waren. „Freut mich, bis zum Essen dauert es nicht mehr lange.“ Juan nickte und ging hinüber zum Kühlschrank, wo er sich ein Alsterwasser herausnahm. „Wir haben kaum noch Dosen da. Bringst du morgen welche mit?“, fragte er Tulio, der sich umdrehte und mit den Achseln zuckte. „Vielleicht. Wenn ich dazu komme.“ Juan schnaubte und verzog sich mit seiner Dose ins Wohnzimmer, wo er den Fernseher einschaltete. Gelangweilt zappte er durch das Programm und blieb schließlich bei einer Dokumentation über Australien hängen. Hector indessen lief vor dem Hauseingang in der Diele auf und ab. Er hatte anscheinend etwas bemerkt, was den anderen Hausbewohnern bisweilen entgangen war. Tatsächlich schlich sich in eben jenem Moment ein großer dunkler Schatten um das Haus herum und äugte in die beleuchteten Fenster. Tulio werkelte in der Küche herum und bemerkte den neugierigen Eindringling erst als dieser mit der Nase nachdrücklich gegen die Fensterscheibe stieß. Diese Handlung hatte einen empörten Ausruf zur Folge. „Salpeter! Nimm deine neugierige Nase da weg!“, fauchte dieser das Tier an und Salpeter zog, beleidigt die Fensterscheibe anschnaubend, den Kopf zurück. Mit dem Kochlöffel in der Hand kam Tulio ins Wohnzimmer und klopfte seinem Bruder mit ebendiesem Löffel auf die Schulter. „Hey, sieh mal zu das du dieses Riesenbiest wieder in sein Nest verfrachtest!“ Etwas perplex schaute Juan zu ihm hoch. „Hä?“ Murrend deutete Tulio in Richtung Fenster, wo Salpeter sich dazu entschlossen hatte, an den Blumen im Beet zu knabbern. Aufseufzend erhob der Ältere sich und ging hinaus, während Tulio sich wieder in die Küche verzog. Salpeter ließ sich unter leisem Protest wieder in Richtung Felsvorsprung, beziehungsweise Höhle treiben, in die er sich leise quietschend verzog. Als Juan zwanzig Minuten später wieder zuhause eintraf, hatte sein Bruder schon den Tisch gedeckt und das Abendessen serviert. Tulio hatte aus den letzten Resten noch ein passables Wildschweinragout gezaubert. Juan brachte dies lobend zur Sprache und Tulio nickte, ehe sie nach dem gemeinsamen Mahl den Tisch abdeckten und jeder seiner Wege ging. Der Ältere verzog sich mit seinem Laptop ins Wohnzimmer, wo er seine Gebietskarten erweiterte und ein paar Tabellen ergänzte. Der Gams- und Rotwildbestand war dieses Jahr stark angewachsen und Juan vermutete, das sich dies auch in der nächsten Zeit halten würde, wenn der Winter milde war. In der Nähe auf dem Sofa schaute Tulio etwas fern, während Hector auf dem Boden vor dem Kamin, wo der Holzboden eine sehr unregelmäßige, dunkle Färbung angenommen hatte, leise vor sich hin döste. Zwei Stunden später stand Juan auf, klemmte den Laptop unter den Arm, wünschte dem Bruder eine gute Nacht und stieg die Treppe zu seinem Schlafzimmer hoch. Dort pfefferte er seine Klamotten in den Korb und ging sich frischmachen, bevor er noch etwas in seinem aktuellen Buch las und schließlich das Licht löschte. Gegen sechs Uhr in der Früh klingelte auch schon wieder der Wecker und riss Juan aus seinen wirren Träumen. Verschlafen schaute er auf den Nachttisch, gähnte leise und stieß bei dem Versuch den schrillenden Wecker auszuschalten beinahe das gerahmte Bild einer jungen Frau vom Nachttisch herunter. Rasch griff er danach und hielt es fest, während sein Blick auf der Person ruhte, die ihn aus dem Bild heraus anlächelte. Mit einem leisen Seufzen stellte Juan es, etwas heftiger als nötig, zurück auf den Nachttisch und stand auf. Flugs zog er sich an, stieg die Treppe hinab und ging etwas kleines frühstücken, ehe er seine Tasche packte und Hector deutlich machte, das er los wollte. Draußen schaute das Licht der Sonne noch sehr diesig zwischen den Bäumen hervor und einige Vögel zwitscherten schon ihr Morgenlied, während Juan mit Hector hinüber zum Auto ging, wo er Hund und Tasche einlud und anschließend den Wagen in ein wenig begangenes Gebiet des Parks lenkte, wo auch nur Forstmitarbeiter Zutritt hatten. Das Auto stellte er ab, öffnete die Heckklappe und füllte ein kleines Napf mit Wasser, das er Hector hinstellte, ehe er dem Hund deutlich machte, das er dort zu warten hatte. Folgsam setzte der Wolfhund sich auf die Hinterbeine und beobachtete sein Herrchen mit schiefgelegtem Kopf, als dieser sich auf den Weg zu einem nahen Ansitz machte. Die Leiter zum Ansitz war schon reichlich abgetreten von all den Jahren des Gebrauchs, die Luke müsste dringend mal erneuert werden, stellte Juan beim Aufstieg fest. Oben angelangt stellte er Flinte und Tasche beiseite, bevor er es sich auf der hölzernen Bank bequem machte und den Feldstecher zur Hand nahm. An den hohen Gräsern der Lichtung brach sich das Licht in den kleinen Tautropfen, die sich noch von der Nacht an ihnen festhielten. Eine leichte Brise brachte die Zweige und Blätter der Bäume in Bewegung und ließ sie leise rascheln. Zufrieden mit dem was er sah, legte Juan das Fernglas beiseite und begann sorgfältig damit, seine Waffen zu laden, auch wenn er heute nicht wirklich vorhatte sie zu benutzen, jedoch konnte man nie wissen. Anschließend stellte sich Ruhe ein, das einzige was zu hören war, waren die ureigenen Geräusche des Waldes. Aufseufzend schloss Juan die Augen und begann sich zu entspannen. Dies war das einzige Umfeld, wo er wirklich restlos abschalten konnte. Eine Weilte später wurde er durch ein nahes Rascheln wieder aufmerksam, rasch nahm er wieder den Feldstecher zur Hand und spähte hinaus auf die Lichtung. Am Waldrand bewegte sich etwas, angestrengt suchte er die Baumränder ab, bis er fand was er suchte. Im Unterholz konnte er eine starke Bache entdecken. Dies brachte ihn zum lächeln, denn er kannte dieses Tier schon länger. Sie hatte dieses Jahr wieder ein paar Frischlinge gehabt, die sich gut entwickelten. Er schwenkte mit dem Fernglas ein Stück herum, denn vielleicht hatte sie ein paar ihrer Frischlinge dabei. Es würde ihn brennend interessieren, wieviele aus diesem Jahr bis jetzt überlebt hatten und tatsächlich hatte die alte Bache noch fünf von ihren ursprünglich sieben Jungtieren dabei. Zufrieden sah er der kleinen Familie dabei zu, wie sie am Rande der Lichtung nach etwas fressbarem im Waldboden wühlten. Die jungen Schweinchen gingen sich hin und wieder spielerisch an und tollten durch das welke Laub des Vorjahres. Von der anderen Seite der Lichtung ertönte ein lautes Knacken, welches die Bache aufschreckte. Binnen weniger Sekunden war sie mitsamt ihrem Nachwuchs zwischen den Bäumen verschwunden. Ein wenig verärgert spähte Juan in die Richtung, aus der das Geräusch kam, da er wissen wollte, wer oder was die Bache verscheucht hatte. Aus den Schatten löste sich ein einzelner, älterer Rothirsch. Es war ein später Kolbenhirsch, auch Grashirsch genannt, und sicher schon gute fünfzehn Jahre alt. Sein Geweih setzte schon seit Jahren zurück und wurde von Jahr zu Jahr immer dünner und schwächer. Jedoch war dieser alte Hirsch für Juan etwas ganz Besonderes, denn diesen kannte er schon seit seiner frühen Jagdzeit in Jugendjahren. Zu seinen besten Zeiten war dieser Hirsch ein kapitaler Bursche gewesen mit einem wahrlich stattlichen Kopfschmuck. In Juans Büro unten im Tal hin ein gerahmtes Bild von eben diesem Hirsch. Aufmerksam betrachtete der Ranger das Tier durch dein Fernglas, er suchte nach Verletzungen oder anderen Auffälligkeiten an dem alten Bullen, konnte zu seiner Erleichterung aber nichts Beunruhigendes feststellen. Der Hirsch jedoch bemerkte nicht das er beobachtet wurde und setzte majestätisch seinen Weg über die Lichtung fort. Das Sonnenlicht brach sich in dem Rot seiner Sommerdecke und leuchtete glühend auf. Ein wirklich schönes Tier. Juan legte behutsam das Fernglas beiseite, beugte sich etwas vor um sich mit den Ellenbogen auf der breiten Brüstung der Kanzel abzustützen und Kopf nachdenklich daraufzulegen. Die Luft roch verführerisch nach Nadelhölzern und eine leichte Brise bewegte die Gräser auf der Lichtung in einem sanften Rhythmus hin und her als ein heller Fleck mitten auf der Lichtung erschien. Was war denn das? Schlagartig sah Juan hoch und kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können. Nach dem ersten Blick zu urteilen schien es sich um eine junge Frau zu handeln, eine Frau mit langen dunklen Haaren und einem bunten Kleid. Was machte denn so jemand hier in dem geschützten Gebiet, wo niemand außer den Wildhütern Zutritt hatte, es sei denn.... Hektisch griff er nach seinem Fernglas und schaute erneut auf die Wiese, tatsächlich, es handelte sich um eine junge Frau in einem geblümten Sommerkleid. Wie gebannt starrte Juan sie an und bemühte sich, nicht zu blinzeln denn er fürchtete, das sie nur Einbildung war. Wie eine Nymphe drehte sie sich herum, während sich die Sonnenstrahlen in ihren Haaren fingen und sie in ein unwirklichen Schein tauchten. Fast wie in Trance verfolgte Juan jede ihrer Bewegungen als er plötzlich stutzte, die Frau kam ins Taumeln und hielt sich die Brust, als auf ihrem Kleid ein immer dunkler werdender Fleck erschien. Mit einem stummen Schrei auf den Lippen brach sie zusammen und schien dann zu verstummen. Urplötzlich wandte sie sich um und starrte Juan direkt an, sodass dieser erschrocken zusammenzuckte. Ihr blau gefärbter Mund intonierte wortlos einen Satz, den er nicht zu deuten vermochte. In Panik sprang er auf, nur noch von dem Wunsch beseelt eiligst zu flüchten, und stieß sich heftig den Kopf am Dach der Kanzel. Und war prompt hellwach. Sein Kopf schmerzte jedoch immernoch. Langsam fasste er mit der Hand nach hinten, um festzustellen ob er blutete. Glücklicherweise war dies nicht der Fall. Jedoch ging Juan sein Traum nicht mehr aus dem Kopf. Verdammte Scheiße...das konnte ja wohl nicht wahr sein. Sie würde ihn nie loslassen, das war ihm klar. Als er den Blick über die Lichtung schweifen ließ, wo der Hirsch schon längst nicht mehr zu sehen war, wurde ihm auch klar, das es keinen Sinn mehr machte noch länger hier zu verweilen. Diese Ruhe war gestört worden und der Zauber dieses Ortes verflogen. Schweigend und mehr als beunruhigt packte Juan seine Sachen ein und verließ den Hochsitz. Lag es an ihm oder war es im Wald stiller geworden? Die Blätter der Bäume schienen etwas von ihrem satten Grün verloren zu haben und die Vögel schwiegen auch urplötzlich. Missmutig schüttelte der Rothaarige den Kopf und versuchte die negativen Gedanken zu verscheuchen. Das war doch alles Blödsinn. Hector erwartete seinen Herren bereits schwanzwedelnd und gestattete sich sogar ein leises Kläffen, was ihm ja sonst auf Jagd nicht erlaubt war. Juan tadelte ihn nicht. Seufzend legte er seine Tasche in den Kofferraum, ehe er dem Hund über den Kopf streichelte. „Komm Hector, lass uns nach Hause.“ Mit diesen Worten stieg Juan wieder in den Wagen und lenkte das Gefährt zurück auf den Waldweg. Kurz überlegte er das Radio anzuschalten, ließ es aber bleiben. Inzwischen war dieses merkwürdige Gefühl der Stille verschwunden, wofür Juan ziemlich dankbar war. Dennoch hinderte ihn auch nicht der muntere Gesang der Vögel daran, seinen Gedanken nachzuhängen. Diese Unaufmerksamkeit führte dazu, das er beinahe die junge Fußgängerin übersah, die am Wegesrand saß. Eilig bremste er ab, um die Frau nicht zu überfahren. Sie schien ungefähr Anfang zwanzig zu sein, hatte das blonde Haar zu einem kecken Pferdeschwanz zusammengebunden und trug einen großen Wanderrucksack mit sich. Bis eben war sie noch damit beschäftigt auf ihrem Handy herumzutippen und ein resigniertes Gesicht zu ziehen, was von einer Maske der Panik ersetzt wurde, als sie den großen Geländewagen direkt auf sich zukommen sah. Jedoch reagierte Juan gerade noch schnell genug und trat mir voller Kraft auf die Bremse, wodurch der Wagen mit einem Ruck zum stehen kam und Hector im Kofferraum hin und her schlitterte um nicht den Halt zu verlieren. „Entschuldige, Hector...“, murmelte Juan. Die Frau unterdessen machte trotz seines offensichtlichen Erschreckens keine Anstalten aufzustehen. Kurzerhand stellte Juan den Motor ab, öffnete die Fahrertür und stieg aus. Langsam ging er zu der jungen Blondine hinüber, die versuchte zu lächeln, was aber hin und wieder durch ein kurzes Zusammenzucken ihrer Mundwinkel nicht so richtig gelang. „Hallo, junge Dame. Ist etwas nicht Ordnung?“, fragte Juan sie leise und rang sich selbst, trotz seiner düsteren Gedanken, ein Lächeln ab. Sie wischte sich den blonden, leicht gelockten Zopf über die Schulter zurück und legte leicht den Kopf schief. „Nunja, mal abgesehen davon das Sie mich fast überrollt hätten, habe ich nur noch ein kleines Problemchen.“, erwiderte sie achselzuckend und verwies auf ihr linkes Bein. „Klingt jetzt sehr klischeehaft, aber ich meinte ja so klug sein zu müssen, diese Wanderetappe allein meistern zu müssen und bin bei der einen Treppe dort hinten natürlich ausgerutscht und hab mir wahrscheinlich was am Knöchel getan.“ Juan nickte, während sie erklärte, schien aber nicht ganz bei der Sache zu sein. Seine Hand glitt an seinem Hosenbein hinab, wo er, am Oberschenkel festgebunden, sein Waidmesser trug. Eine Sekunde darauf fluchte Juan leise. „Ich habe mein Telefon leider auch nicht dabei.“, sagte er entschuldigend. „Ich bin der zuständige Ranger für dieses Gebiet. Dürfte ich mir Ihr Bein mal ansehen?“ Sie bejahte und krempelte das Hosenbein über den stabilen Wanderschuhen etwas hoch. Juan befühlte die Stelle vorsichtig, konnte aber nichts allzu beunruhigende feststellen. Zumindest sagten ihm das seine Basiskenntnisse in der Ersten Hilfe. „Sieht zum Glück nicht allzu schlimm aus, aber Sie sollten trotzdem sicherheitshalber einen Arzt aufsuchen. Steigen Sie ein, ich werde Sie zurück ins Tal bringen.“ Juan ging hinüber zu dem großen Geländewagen, öffnete die Beifahrertür um anschließend die junge Dame behutsam zu stützen und in den Wagen zu verfrachten. Anschließend verstaute er ihren Rucksack im Kofferraum und stieg wieder ein. „Von wo kommen Sie?“, fragte Juan sie, während er das Auto geschickt und enge Kurven und über schmale Waldwege lenkte, wo teilweise schon die Zweige der Bäume gegen die Autofenster klatschten. „Aus Köln, ich mache hier mit ein paar Freunden Urlaub. Wir machen ein paar Naturbilder und hoffen auch hin und wieder ein Tier vor die Linse zu bekommen.“, erklärte sie und zog aus ihrem Parka eine Kamera. Juan nickte. „Das klingt interessant, wirklich.“ Das schien die Frau zu erfreuen. „Ich bin Lydia Gutsherr.“ „Juan Santos...“, antwortete ihr Fahrer und reichte ihr kurz die Hand, ehe er ebendiese wieder an das Lenkrad legte. Lydia indessen fummelte an ihrer Kamera herum, ehe sie fortfuhr. „Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich für das Reisetagebuch meiner Gruppe ein Foto mache? Die wollen meine Dummheit sicherlich dokumentiert haben.“, sagte Lydia lachend. Juan musste grinsen und gab sein Einverständnis. Trotz der Schmerzen, die sie wohl hatte, hob sie lachend die Kamera und schoss ein Foto, bevor sie das Gerät drehte um ihm das Bild zu zeigen. Die junge Dame war wirklich sehr erfrischend und er fand es ziemlich schade, das er sich wohl bald von ihr würde verabschieden müssen. Aber so war es nunmal leider.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)